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Erschienen als Taschenbuch
im grafit-Verlag
insgesamt 412 Seiten
Preis: 11,99 €
ISBN: 978-3-89425-450-6
Kategorie: Krimi
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Gideon Richter, Ermittler der Frankfurter Kripo ist gerade zum ersten Mal Vater geworden. Gemeinsam mit Polizeipsychologin Nora Winter haben Sie einen kleinen Sohn, der beider Nerven sehr strapaziert. Während sich Nora Winter derzeit in Elternzeit befindet, muss Gideon sich trotz dem ganzen Stress auch nach wie vor auf seine Arbeit konzentrieren. Das fällt ihm in diesem Fall erst Recht nicht leicht, da die Leiche eines frisch entbundenen Säuglings in einer Müllverwertungsanlage auf einem Fließband gefunden wird.
Unmittelbar danach wird er zu einem weiteren Todesfall gerufen. Auf den ersten Blick hat sich die Tote selbst getötet. Ist vom Dach eines Hochhauses in den Golanhöhen gesprungen. Doch Jennifer Baur hatte bereits 10 Jahre wegen Kindstötung im Gefängnis verbracht und so liegt für Gideon der Verdacht nahe, dass diese beiden Morde miteinander in Verbindung stehen. Die Golanhöhen sind ein sozialer Brennpunkt in Frankfurt, hier leben die Menschen der untersten sozialen Kategorie und während seiner Ermittlungen findet Gideon Richter Hinweise darauf, dass Jennifer Baur keinen Suizid begonnen hat, sondern Opfer eines Mordes ist.
Gideon wird die Ermittlung an dem toten Säugling aus der Hand genommen, Befangenheit ist der Grund. Und zu viele emotionale Hindernisse. Das ist sicherlich absolut korrekt, Gideon passt das allerdings überhaupt nicht. Er ermittelt in seine Richtung weiter ….
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Marc-Oliver Bischoffs „Tödliche Fortsetzung“ war für mich ein gutes Debüt, „Die Voliere“ gefiel mir besser und die „Golanhöhen“ halten dieses Niveau unbedingt. Der Schreibstil ist nach wie vor gut und gehoben. Der Handlungsstrang ist geschickt aufgebaut und die Wendungen innerhalb der Story halten den Spannungsbogen straff. In diesem dritten Teil sind die extremen Szenen, wie ich sie im ersten und zweiten Teil erwähnt hatte, etwas entschärft worden. Das ändert aber nichts an der Spannung der Geschichte. Der Autor verflechtet in seiner Handlung kleine Hinweise auf die beiden ersten Romane, die der Leser natürlich erkennt, wenn er diese gelesen hat. Es tut aber nichts zum Verständnis der Handlung wenn man die zwei ersten Bände nicht kennt oder im Anschluss liest, so wie ich es bei anderen Autoren auch schon gehandhabt habe.
Gideon Richter ist sehr menschlich und gefühlvoll, ängstlich aber auch stur, eigensinnig und mutig. Das sein Protagonist z.B. so offen mit den Schwierigkeiten in einer jungen Familie umgeht, macht ihn mir sehr sympathisch. Und Nora Winter ist für mich in diesem dritten Teil durch ihre Mutterrolle viel liebenswürdiger geworden. Sie wirkt auf mich längst nicht mehr so unnahbar, wie in den Vorgängerbänden. Sie ist offen müde, k.o., auch eifersüchtig, aber besorgt und dennoch versucht sie nicht nur mit ihrem beruflichen Wissen Gideon zur Seite zu stehen, sie will auch gemeinsam das „Problem“ mit dem etwas schwierigen Baby lösen. Liebe Leser, denkt nicht, Nora und Gideon jammern nur sie hätten ein „schreckliches“ Baby, nein, sie genießen es auch und freuen sich an ihm. Allerdings hat mir eine gewisse Stelle sehr gut gefallen, die wahrscheinlich einige frisch gebackene Eltern sehr gut nachvollziehen können … 🙂
Ich mag es immer sehr gerne, wenn die Parallelhandlungen der eigentlich Krimilinie mindestens genauso interessant wie die Ermittlungen am jeweiligen Mordfall sind. Man lernt die Ermittler kennen, begleitet sie ein Stück weit und möchte auch miterleben wie sich ihr Privatleben entwickelt. Hier hat der Protagonist nicht nur mit einer anstrengenden Gegenwart zu kämpfen, sondern wird auch mit einem Trauma aus seiner Jugend konfrontiert. Mehr verrate ich nicht, lest es selbst.
Mein Fazit: Ein sehr guter dritter Teil um Nora Winter und Gideon Richter. Die Ermittlungen führen in ein sozial mehr als kritisches Viertel. Privat erleben die beiden einige Neuerungen und dienstlich zeigt sich, dass Dinge nicht immer so sind, wie sie scheinen. Spannend, fesselnd und wieder einmal richtig gut geschrieben kann ich diesen Krimi gern empfehlen.
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Ich danke dem Grafit Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
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Rezension zu „Tödliche Fortsetzung“
Rezension „Die Voliere“
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© Buchwelten 2015