Mein dunkles Herz von Jorge Galán

Mein dunkles Herz von Jorge Galan

Erschienen als Taschenbuch
im Penguin Verlag
insgesamt 222 Seiten
Preis: 10,00 €
ISBN: 978-3-328-10100-0
Kategorie: Drama, Liebe, Belletristik

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Magdalena erzählt ihrem Enkel ihre Lebensgeschichte. Die ihrer Familie, die ihrer großen Liebe und die eines ganzen Jahrhunderts. Es sind Geschichten, die verzaubern und begreifen lassen, was Liebe, Leben und Tod wirklich bedeuten.

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Die Geschichte eines Lebens, verpackt in wunderschöne Sätze und mit einem durchgehenden Hauch von Melancholie. „Mein dunkles Herz“ ist ein Märchen voller Wunder und Mythen, Liebe und Leben und erinnert tatsächlich ein wenig an die Meisterwerke des grandiosen Gabriel Garcia Marquez. Es sind die kleinen Dinge des Lebens, die Jorge Galán hervorhebt und uns, die Leser, zum Nachdenken bringt. Kurzweilig, und exakt auf den Punkt gebracht, schildert er die Geschichten verschiedener Menschen, die teilweise einem Märchen gleichen. Und wenn man dann dabei über sein eigenes Leben nachdenkt, entdeckt man bisweilen bei seinem eigenen Lebenslauf Anzeichen von Märchen. Galán hat unendlich viele Lebensweisheiten in seinem Roman versteckt, die einen mitreißen und bewegen. Erstaunlich dabei ist, dass der Plot sich auf lediglich etwas mehr als zweihundert Seiten erstreckt, aber letztendlich bedeutend mehr Inhalt vorweisen kann, als so mancher 1000-Seiten-Schmöker. „Mein dunkles Herz“ ist ein Kleinod, das sich lohnt, mehrmals gelesen zu werden. Hilfreich ist, wenn man gewissen mythischen (und esoterischen) Anklängen nicht abgeneigt ist, denn dadurch intensiviert sich das Leseerlebnis ungemein.

„Mein dunkles Herz“ wirkte auf mich wie eine Mischung aus dem bereits erwähnten Gabriel Garcia Marquez und einem John Iriving-Roman. Der Autor beherrscht eine präzise Sprache, mit der er innerhalb eines einzigen Satzes sehr viel auszudrücken vermag. Auf den ersten Blick wirkt die Geschichte vielleicht ein wenig wirr durch die verschiedenen Personen, aber verläuft das Leben nicht genau so? Lässt man dieses „Durcheinander“ auf sich wirken, bekommt man ein stimmiges Bild eines Lebens geliefert, das, obgleich fiktiv und erfunden ist, in vielen Aspekten einem realen Leben gleicht. „Mein dunkles Herz“ ist nicht „nur“ eine Liebesgeschichte, sondern auch eine Wundertüte voller mystischer Rätsel und melancholischer Aphorismen. Es ist nicht leicht, das dünne Büchlein zu lesen, denn zu viel ist in wenigen Worten darin verpackt, als dass man es in einem Rutsch durchlesen sollte. Man sollte sich auf jeden Fall Zeit dafür lassen und sich auf teils schwermütige Beschreibungen einstellen. Dennoch vermittelt Jorge Galáns Familiendrama nicht nur triste Melancholie, sondern auch Hoffnung auf ein glückliches Leben, das man führen sollte. Der Roman regt eben einfach zum Nachdenken an.

Jorge Galáns Schreibstil ist sehr gehoben und macht den Roman zu einem literarischen Kleinod, das ich mit Sicherheit noch öfters in die Hand nehmen werde, um darin zu blättern. Ich bin nämlich vollkommen davon überzeugt, dass sich bei einem erneuten Lesen noch andere Perspektiven in der Handlung und auch den Aussagen öffnen werden. „Mein dunkles Herz“ wirkt trotz seiner Kürze nach und lässt einen einfach nicht mehr los. Durch die bildhaften Beschreibungen hat man die Erzählerin vor Augen, als sähe man einen Film, und folgt der Familie durch das Jahrhundert, als wäre man direkt dabei. Durch den Einsatz der „mystischen Gabe“ der Protagonistin wirkt der Plot niemals langweilig, sondern verleiht ihm sogar einen außergewöhnlichen Reiz, der, zumindest für mich, die wunderschöne, geheimnisvolle Geschichte abrundete.  „Mein dunkles Herz“ wird den ein oder anderen Leser eventuell etwas ratlos zurücklassen, weil die Handlung nicht ganz rund wirken könnte. Man muss sich darauf einlassen können und vieles selbst in die Geschichte hineininterpretieren, damit das Ganze funktioniert. Galán fordert, ob beabsichtigt oder nicht, den Leser auf, mitzumachen und sein eigenes Leben in den geschriebenen Worten zu finden. Wer das kann, wird mit einem magischen Buch belohnt, dass eine Hommage an das Leben und die Liebe darstellt und dennoch die Unausweichlichkeit des Todes nicht auslässt.

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Fazit: Mystisch und voller Lebensweisheiten. Ein literarisches Kleinod.

 

© 2017 Wolfgang Brunner für Buchwelten

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