Die Macht der Wölfe von Horst Eckert

Erschienen als Klappenbroschur
bei Penguin/Randomhouse
insgesamt 480 Seiten
Preis: 15,00 €
ISBN: 978-3-453-44175-0
Kategorie: (Polit)thriller

In ihrem neuen Fall wird Melia Adan von der Kanzlerin selbst um Hilfe gebeten, denn sie wird übelst erpresst. Ein dunkler Fleck aus ihrer Vergangenheit soll gegen sie verwendet werden.

Dann wird kurzum eine neue Partei gegründet, die pünktlich zur anstehenden Wahl durch einen angesagten YouTube- und Fernsehmoderator auf sich aufmerksam macht.

Zu guter Letzt finden sich Leichenteile auf der Abrissbaustelle des Kaufhofs am Wehrhahn. Und zufällig war Vincents Mutter Brigitte, mittlerweile eine bekannte Künstlerin mit ihrer Kamera vor Ort ….

*****

Da die letzte Frage in meiner Rezension zum Vorgängerband direkt am Anfang dieses Romans beantwortet wurde, gebe ich hier direkt mal einen Spoileralarm ☺.

Ja, sie sind zusammen. Vincent und Melia sind ein Paar und daraus will man ihnen (natürlich!) direkt einen Strick drehen. Melia ist bekanntlich Vincents Vorgesetzte und dies geht gemäß den Vorschriften innerhalb der Polizei gar nicht. Ob sich das Problem löst – oder auch wie – verrate ich aber nicht.

Doch hier komme ich auch gleich zu meinem kleinen Kritikpunkt zu diesem Teil der Reihe: Dass Melia und Vincent einander mit „mein Schatz“ ansprechen, passt für mich überhaupt nicht. Beide wurden uns starke und toughe Persönlichkeiten vorgestellt und nahegebracht und ich kann es mir überhaupt nicht vorstellen, dass sie einander solche Kosenamen geben würden. Und das Melias Mutter ihre Tochter umarmt und „Süße“ nennt, geht für mich auch gar nicht. Aber gut, das ist meine persönliche Meinung, meine kleine Abneigung. Lieber Horst, sehe es mir bitte nach ☺.

Ansonsten bin ich wieder durch die Seiten geflogen und mir kam der Teil irgendwie so kurz vor, was er aber nicht ist. Durch den spannenden, rasanten und sehr kurzweiligen Plot habe ich es nur so empfunden. Ich hätte gut noch 200 Seiten mehr lesen können.
Ein Personenverzeichnis gibt es diesmal nicht, was auch gar nicht nötig ist denn, trotz der typischen vielen Fäden und Verwicklungen behält man sehr gut den Überblick.

Horst Eckert ist mit seinem Buch wieder topaktuell, der Ukraine-Krieg kommt natürlich vor und so manche Szene regt mich als Leserin zum Nachdenken an. Seien es vergangene Straftaten der Regierungschefin, die durch weitere Straftaten vertuscht werden, oder Strippenzieher aus dem Ausland, die erschreckenden Einfluss haben. Tja, könnte alles der Realität entsprechen …..

Ich wiederhole mich immer wieder. Ich mag die Politik zwar nicht, aber die Politthriller von Horst Eckert packen mich immer wieder aufs Neue und ich bin ein großer Fan seiner „Schreibe“. Ich lese seine Bücher seit nunmehr 13 Jahren und werde es auch in Zukunft nicht lassen. Ich gebe erneut gerne eine unbedingte Leseempfehlung.

© MB_Buchwelten 2023

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Reserve von Prinz Harry

Erschienen als gebundene Ausgabe (mit Leseband)
bei Penguin/Randomhouse
insgesamt 512 Seiten
Preis: 26,00 €
ISBN: 978-3-328-60292-7
Kategorie: Memoiren

Das Vergangene ist niemals tot. Es ist nicht einmal vergangen. (von William Faulkner) – Zitat im Buch

Prinz Harry, der zweite Sohn der verstorbenen Lady Di, erzählt hier seine Geschichte. Wie es war, als Kind bei den Royals aufzuwachsen und so jung seine Mutter zu verlieren. Über seine Zeit bei der Armee und dem Grund, warum er zusammen mit seiner Frau Meghan und den gemeinsamen Kindern sein Heimatland verlassen hat, um in Ruhe und Frieden in Amerika zu leben.

Direkt und absolut offen liefert Prinz Harry hier den Lesern Einblicke in sein Leben, Eingeständnisse und eine Menge Selbstreflexion…

***

Fast alle kennen das Bild, als im September 1997 die beiden Jungs hinter dem Sarg ihrer Mutter Lady Di hergehen. Auch ich. Ich war damals, als Diana ums Leben kam, 27 Jahre alt und auch mich hat dieser Unfall erschüttert. Ich möchte mich nicht unbedingt als Royal-Fan bezeichnen, aber durch die Serie „The Crown“ wurde auch mein Interesse geweckt.
Ich habe mir danach die Doku von Prinz Harry und Meghan bei Netflix angesehen, die mir Harry sehr sympathisch gemacht hat. Er hat absolut gute Ansichten und wie er für seine Liebe, seine Frau, seine Familie kämpft, finde ich toll.

Als ich dann dieses Buch von meinem Mann geschenkt bekam, war ich natürlich sehr gespannt. Zunächst einmal der Titel: Reserve: die Bedeutung ist nicht englisch sondern deutsch. War mir selbst nicht so klar. Harry ist nur die „Reserve“. Dies wurde zu Beginn gleich recht gut erklärt.

Bei den Royals ist die korrekte Bezeichnung hierfür Heir und Spare. Der Heir ist der Thronfolger, der erste Erbe, und der Spare (der Originaltitel des Buches), tja, das ist nur der Ersatzmann, das Ersatzteillager, wie Harry es nennt, der Notstopfen, sollte dem Thronfolger etwas geschehen. Während z.B. Prinz Charles und sein Erstgeborener nie im gleichen Flugzeug fliegen dürfen, ist es bei Harry herzlich egal. Harry erzählt hier sehr abgeklärt und offen darüber, wie die Abläufe und Gepflogenheiten im Palast waren und sind.

Das Buch beginnt mit einem Vorwort, in dem Harry von einem Treffen nach der Beerdigung seines Großvaters Prinz Philip mit seinem Vater und seinem Bruder erzählt. Und da erklärt er, warum er dieses Buch geschrieben hat. Mehr verrate ich jetzt nicht.

Aufgeteilt ist das Buch in 3 Teile:

1. Teil – Aus der Nacht, die mich umfängt
2. Teil – Das Haupt voll Blut, doch stets erhoben
3. Teil – Käpt’n meiner Seel‘

Der erste Teil behandelt Harrys Kindheit und Jugend, natürlich den Tod seiner Mummy, die Leere danach, das Leben mit seinem Vater und seinem Bruder William. Prinz Charles kommt als Vater gar nicht mal schlecht weg, von der royalistischen Steifheit vielleicht einmal abgesehen. „Darling Boy“ ist Harry für ihn, und er muss einen großartigen Humor haben, ein besessener Leser und Liebhaber von Geschichte und Musik sein. Auf einige „Skandale“ von Harry hat er echt entspannt reagiert.
Harry erzählt vom Eton College, seiner Jugend, vielen Partys und auch Ausschweifungen, seinen Versuchen, Mädchen kennenzulernen und treffen zu können.
Er schreibt, wie es zu seiner großen Liebe zu Afrika kam und so vieles mehr.

Der zweite Teil beschreibt dann Harrys Zeit beim Militär, er erzählt von seinen Kriegseinsätzen, die teils abrupt endeten und ihn seelisch fertig machten.

Der dritte Teil erzählt schließlich von Meghan. Dem Kennenlernen der beiden, ihren gemeinsamen Interessen, ihrer Liebe, den ersten Reisen nach Afrika und dem (schwierigen) Beginn ihrer Beziehung. Harry erzählt von den Paparazzi, die den beiden das Leben zur Hölle gemacht haben, der Klatschpresse, die reißerische Geschichten schrieb (vieles davon erfand) und Meghan schlicht und einfach niedergemacht hat. Und er schreibt, warum er sich entschieden hat, gemeinsam mit seiner Familie Großbritannien zu verlassen. Und das, obwohl er seine Heimat liebt und ihr immer treu ergeben sein wird. Harry schreibt, wie dies alles wirklich ablief und nicht, wie es die Presse darstellt(e).

Mehr will ich eigentlich gar nicht schreiben, denn das Buch ist absolut toll und lesenswert. Nicht nur für die absoluten Royal-Fans, auch für Interessierte, die einfach mal einen Blick hinter die Kulissen werfen möchten. Die, die Menschen hinter diesem „Zirkus“ einfach mal näher kennenlernen möchten (so gut das eben geht).
Mich hat das Buch tief berührt, traurig und manchmal wütend gemacht. Es hat mir aber ebenso vieles erklärt, aufgezeigt und verständlich gemacht.

© MB Buchwelten 2023

Queen Elisabeth II – Das offizielle Buch der „The Times“

Erschienen als gebundene Ausgabe
im Heel Verlag
insgesamt 336 Seiten
ISBN: 978-3-96664-559-1
Kategorie: Biografie

Über 70 Jahre lang war sie als Königin von England im Amt. Dieses Buch beschreibt ihr Leben, von klein auf bis zu ihrem Tod. Es ist das offizielle Buch der Tagezeitung The Times, welches vollständig aktualisiert wurde.

Es handelt sich hier um keinen reinen Bildband, auch wenn es wirklich viele tolle Fotos in sehr guter Qualität gibt. Das Buch zeigt sowohl offizielle, als auch private Fotos, die man noch nicht so gesehen hat. Außerdem beinhaltet das Buch viele Originalartikel der Times und kurze Texte von Autoren, Journalisten und Historikern. Dadurch bekommt man als Leser auch einige persönliche Blicke in das Leben der Frau Elisabeth.

Ich möchte mich nicht als begeisterter Royal beschreiben, ich bin einfach, wie viele andere sicher auch, durch die Netflix-Serie The Crown ein bisschen angefixt worden. Ich kenne die Queen mein ganzes Leben lang. Sie war immer die Königin von England und natürlich habe ich auch einiges mitbekommen: Charles und Diana, ihren schrecklichen Tod und andere Dinge, das Königshaus betreffend. Aber ich habe noch nie ein Buch darüber gelesen oder eine Biografie der o.g. Royals.


Aber als ich dann anfing The Crown zu schauen, wurde mir Lilibet sympathisch. Die Frau, die ich immer als kühl und distanziert empfand; war eine junge Frau, gerade mit Philip verheiratet und so verliebt in ihren Mann, als sie ungewollt in diese Rolle plumpste, von der damals keiner dachte, dass sie sie überhaupt einmal übernehmen muss. Sicher, eine Netflix-Serie ist vlt. nicht die beste Methode etwas über die Hintergründe eines Lebens zu erfahren. Aber ich bin sicher, dass sich doch – gerade historisch – sehr an die Wahrheit gehalten wurde.

Darüber muss ich nun auch nicht schreiben, denn es geht ja um das vorliegende Buch, was ich auf Grund meines geweckten Interesses bekommen habe.

Mir hat das Buch sehr gefallen, es ist optisch schön und von guter, schwerer Qualität. Es hat wirklich Gewicht, denn die Blätter sind schweres Hochglanzpapier. Es handelt sich um eine gebundene Ausgabe, die wirklich wertig ist.

Wer sich also für das Leben und die Regentschaft der Queen in allen Facetten interessiert, ob nun als leidenschaftlicher Royalist oder einfach nur laienhafter Fan wie ich, wird definitiv seine Freude an diesem Buch haben.

© MB für Buchwelten

Drei Streifen gegen Puma von Barbara Smit

Erschienen als Taschenbuch
im riva Verlag, erhältlich über Amazon
insgesamt 412 Seiten
ISBN: 978-3-86883-918-0
Kategorie: Firmengeschichte

Als die beiden getrennten Unternehmen Adidas und Puma entstanden, ging der Bruderzwist der Dassler Brüder in die nächste Runde.

Gemeinsam hatten Adi (Adolf) und Rudolf Dassler in der alten Waschküche ihrer Mutter in den 1920er-Jahren mit der Schuhproduktion begonnen und gemeinsam die Dassler Schuhfabrik gegründet. Beide waren sie absolut sportbegeistert und selbst sehr athletisch. Adi war schon als junger Mann der Bastler, der Erfinder, während Rudolf eher der Unternehmer war.

Nach dem zweiten Weltkrieg kam es endgültig zum Bruch zwischen den Brüdern, sie gingen fortan getrennte Wege. Rudolf Dassler gründete die Firma Puma, während Adolf (Adi) seine Firma Adidas aufbaute. Bis heute besteht eine gewisse Rivalität zwischen den beiden Firmen in Herzogenaurach, beide jeweils auf der anderen Seite des Flusses ansässig.

Dieses Buch erzählt über die Anfänge, die Trennung, die vielen Höhen und Tiefen beider Unternehmen und liefert interessante Einblicke in den großen, komplizierten Bereich der Sportbranche.

***

Team Adidas oder Team Puma? Das ist die große Frage. Ich gestehe, ich bin seit dem Teenager-Alter in den 80er-Jahren Fan und Trägerin beider Marken.

Natürlich wusste ich bereits, dass Adidas (Adi Dassler) bedeutet und das Rudolf, der große Bruder, die Firma Puma nach dem Bruch gegründet hatte (Puma, weil sich Ruda einfach nicht gut anhörte). Ich wusste auch, dass die Firmen bis heute beide in Herzogenaurach ansässig und jeweils auf der anderen Seite des Flusses beheimatet sind. Aber viel mehr wusste ich nicht und ich habe mich wirklich gefreut, als mein Mann mir das Buch geschenkt hat, weil er eben von meiner Liebe und meinem Interesse wusste.

Wir hatten gemeinsam den deutschen Film Die Dasslers gesehen, der wirklich sehr gut und absolut sehenswert ist. Er beginnt mit den Anfängen in der Waschküche, geht weiter über den Weltkrieg bis hin zum Bruch und darüber hinaus.

Dieses Buch liefert natürlich noch viel mehr Insider- und Hintergrundwissen, dass oftmals wirklich kompliziert ist, da es sehr wirtschaftlich zugeht, wenn über Sportmarketing, Holdings, diverse Tochterfirmen, den DFB, die FIFA, das IOC usw. berichtet wird.

Aber ich war dennoch absolut gefesselt von dieser Firmen- und Familiengeschichte, denn dass Horst Dassler, Adis Sohn derjenige war, der mit Adidas Frankreich den Superstar erfunden hat und selbst die Idee für die noch heute klassische Fischgrätsohle hatte, wusste ich nicht. Damit hatte Adidas in den USA Fuß gefasst. Den Tennisbereich eroberten sie mit dem Schuh Stan Smith (ein damaliger großartiger Tennisprofi), der heute noch genauso produziert und verkauft wird. Vom Fußballbereich brauchen wir gar nicht erst zu sprechen.

Ich wusste auch nicht, dass Adidas 2005 die Firma Reebok gekauft hatte und diese bis 2021 zu Adidas gehörte. Ja, Horst Dassler, Adis Sohn, war so erfolgreich mit seinem französischen Unternehmen, dass er viele Geschäfte heimlich, an seinen Eltern Adi und Käthe Dassler vorbei abgeschlossen hat. Horst war ein Macher, er sprühte vor Ideen, während Armin, der Sohn von Rudolf bei Puma es etwas schwerer hatte.

Beispielsweise war Horst Dassler der Meinung, man sollte auch Sportkleidung vermarkten, da im Wandel der Zeiten auch im Freizeitbereich sehr gerne sportliche Outfits angesagt waren. Und er meinte ebenso, man müsse Bademoden herstellen, gerade im Hinblick auf die Olympischen Spiele. Adi, sein Vater, hatte ihm „den Vogel gezeigt“ und gesagt, Adidas produziere Schuhe! Nun, Horst hat dann kurzerhand (heimlich) die Firma Arena gegründet und hatte Erfolg! Denn, auch wenn es heute Bademoden von Adidas selbst gibt, Arena gibt es nach wie vor.

Das war nur ein kleines Beispiel für den Ideenreichtum und Mut von Adis Sohn Horst. Als dieser dann recht jung und sehr plötzlich verstarb, wurde es kompliziert. Die Erbengemeinschaft von Mutter und drei Schwestern war geschäftlich nicht so gewieft wie er und es kam zu vielen Auf und Ab’s und Wechseln innerhalb der Firmengeschichte.

Puma ging es noch schlechter. Als Armin verstarb (Rudolfs Sohn), übernahmen die Banken Puma und das Geschäft brach ein. Vor allem der amerikanische Markt hatte erhebliche Rückschläge zu verzeichnen, da man auf die Idee kam, Puma-Schuhe im Discounter Walmart anzubieten. Die großen Ketten wie Footlocker distanzierten sich daraufhin. Seinerzeit gab es die „guten“ Pumas dort in grünen Kartons, während plötzlich die „billigen“ Pumas im Discounter in weißen Kartons verkauft wurden. Das ist übrigens heute noch ähnlich: Die gehobeneren Pumas sind in grünen Kartons, die günstigen bekommt man bei Deichmann in roten Kartons (ist es euch mal aufgefallen?).

Ein Managerwechsel hat Puma wieder auf die Beine verholfen und keine Geringere als die Sängerin Rhianna, hatte ebenfalls großen Anteil daran, dass Puma wieder populär wurde. Sie hat durch Ihre Kollaboration Puma wieder „hip“ gemacht.

Man liest vielleicht meine Begeisterung heraus. Ich bin ein wirklicher Fan dieser Marken und mich mit der Geschichte dieser beiden Familienunternehmen zu befassen hat mich sehr gepackt. Ich mag es, Hintergrundwissen zu erlangen, und dieses Buch ist für interessierte und neugierige Fans absolut zu empfehlen ☺

Hier ist der Link zum Film, der für mich absolut sehenswert ist: Die Dasslers

© MB für Buchwelten 2023

BLACK PLANET – Der Aufstieg der Sisters of Mercy

Erschienen als Taschenbuch
im Hannibal Verlag
insgesamt 360 Seiten
Preis: 27,00 €
ISBN: 78-3-85445-735-0
Kategorie: Bandbiografie

1980 kam ein junger Mann namens Andrew (Andy) Taylor nach Leeds und gründete gemeinsam mit seinem Freund Mark Pearman die Band „The Sisters of Mercy“. In ihren Anfängen traten sie unter anderem im F-Club auf und präsentierten dort ihren düsteren Sound. Die beiden machten ihre Musik mit minimalstem Equipment: Pearman spielte Gitarre, Andy Schlagzeug und die Drum Machine, der Doctor kam auch damals schon zum Einsatz.

Ihr Düster-Gothic-Rock, Wave-Punk kam gut an und mit „Floorshow“ eroberten sie die Dancefloors. Aus Andy Taylor wurde Andrew Eldritch, und aus Mark Pearman wurde Gary Marx, später folgten weitere Bandmitglieder.

Mit Sonnenbrille, sehr, sehr lauter Musik, viel Nebel und Sexappeal auf den Bühnen spielten sie sich in die Herzen ihrer Fans und langsam aber sicher wurde die Fangemeinde immer größer.

Der Journalist Mark Andrews, selbst ein großer Fan der „Sisters“ hat sich daran gemacht, um ein wenig Licht in die dunkle, geheimnisvolle und auch chaotische Bandgeschichte und deren Hintergründe zu bringen.

Ein Leckerbissen für alle „Sisters“-Fans, so wie mich …

***

Bei mir waren es auch die 80er, als ich die Sisters kennenlernte, ich denke aber schon so 1985, 1986, als ich also ca. 16 Jahre jung war. Damals schon habe ich Musik gemocht und gehört, die nicht typisch Mainstream war: viel Peter Gabriel, gerne auch Talking Heads. Aber der düstere Rock der Sisters hat mich sofort umgehauen und ich konnte Stücke wie „Floorshow“ oder „Alice“ nicht laut genug hören.

Wie sagte mein Mann kürzlich zu mir: „Da denkt man, die haben eine ewig lange Discografie und dann haben sie nur 3 Alben?“. Ja, so ist das mit den Sisters, nur 3 Alben *** und alle drei einfach nur wahnsinnig gut. Wobei mir die beiden ersten „First, last and always“ und „Floodland“ ehrlich gesagt noch besser gefallen als die „Vision Thing“. Aber als Fan war man einfach nur froh, wieder was Neues zu hören. Und immerhin kam ich mit dem Album dann Anfang der 90er in den Genuss „The Sisters of Mercy“ live zu sehen. Oh Mann, ich war wirklich einige Tage heiser. Denn: Nebelmaschine volle Pulle, klaro! Mitsingen bei jeder Zeile und damals wurde in der Konzerthalle noch geraucht. Aber das war es sowas von wert. Es war laut und einfach genial. Ich habe nicht viel von der Band gesehen, aber auch das war egal. Ich hatte endlich die Sisters live gesehen.

Als ich dann dieses Buch in meinen Händen hielt, war ich sowas von glücklich, etwas über die Gründung und Hintergründe der Bandgeschichte zu erfahren, die immer noch einen geheimnisvollen und mysteriösen Touch hat. Und ich wurde belohnt. Ich habe vieles gelesen und gelernt, das ich nicht wusste. Z.B. über die Entstehung des Merciful Release Logos, die Entstehung von Andrews Künstlernamen und dem Wandel seines Wesens in diese Person. Vom Stress und den Strapazen der Touren und warum Andrew das eigentlich überhaupt nicht haben konnte.

Natürlich wird man, wie es in diesen Büchern oft der Fall ist, mit Namen überschwemmt, was mich anfangs auch wirklich verwirrt hat. Beispielsweise wird Andy Taylor mal Andy, dann Andrew, dann wieder Von genannt. Gary Marx ist mal Mark, dann Marx oder wieder Gary, da kommt man schon durcheinander. Dann kommen natürlich so ziemlich alle Personen vor, die mit der Band zu tun hatten oder in Kontakt waren. Darunter dann Produzenten, Techniker, Ingenieure, Fans, Fanclubleiter, Freunde, Freundinnen. Da behält man nicht so leicht den Überblick. Teilweise habe ich wirklich nachgeschlagen oder mir Screenshots gemacht ☺.

Interessant wurde es auch zu der Zeit, als Wayne Hussey zur Band stieß, der ja auch einige Songs geschrieben hat, die Eldritch teilweise nicht wollte und die ich später dann als „The Mission“-Songs kennenlernte. Denn, ich gestehe, ich höre auch „The Mission“ sehr gern. Ich wusste zwar, das Wayne Mitglied der Sisters war, und er und Andrew sich zerstritten hatten, aber die genauen Hintergründe werden in diesem Buch sehr gut geschildert.

Ebenso bietet das Buch einige tolle Fotos oder auch Infos über z.B. Fotoshootings, die zur Bildersuche anregen. Sei es nun die Wohnblock-Siedlung, in der Andy Taylor zuerst in Leeds gewohnt hat, oder im Text beschriebenen Fotosessions.
Außerdem habe ich mir ein Interview mit Andrew angesehen, weil ich gar nicht wusste, dass dieser hochbegabte, sehr belesene Mann neben weiteren Fremdsprachen fließend Deutsch spricht. Googelt mal, dieses Interview sehr interessant und auch amüsant!

Also, ihr lest vielleicht heraus, dass ich ins Schwärmen gerate, und ich möchte jedem Sisters-Fan (oder denen, die es vielleicht noch werden möchten) unbedingt ans Herz legen. Ich hatte viele tolle, spannende und absolute interessante Stunden mit meiner Lieblingsband und freue mich, dieses Buch nun in meiner Sammlung zu haben.

Derzeit laufen wieder die Sisters im CD-Player im Auto und ich verabschiede mich mit einer meiner liebsten Textstellen eines Sisters-Songs: „Like a million Voices call my Name“ … Nach so vielen Jahren drehe ich heute noch an diese Stelle ein bisschen lauter und bekomme eine Gänsehaut ♥ (zu hören in Flood II)

Hier geht es zur offiziellen Homepage (<— klick)

und zur Autorenseite:

Mark Andrews Homepage

*** 3 Alben aber diverse EP’s oder Singles. Denn weder Floorshow, noch Alice (und einige andere Stücke) finden sich auf den Alben!

© Marion Brunner für Buchwelten 2023

Liste gelesener Bücher aus dem Jahr 2023

++ Hier führe ich die Bücher auf, die ich im Laufe des Jahres lese ++

06) 19.04.2023 – Wolkenschloss von Kerstin Gier

05) 03.04.2023 – Reserve von Prinz Harry

04) 15.03.2023 – Nemesis von Jilliane Hoffman

03) 25.01.2023 – Make That Change – Michael Jackson von Armin Risi

02) 08.01.2023 – Drei Streifen gegen Puma von Barbara Smit

01) 01.02.2023 – Queen Elisabeth II – Das offizielle Buch der „The Times“ (Weihnachtsgeschenk ’22 ☺)

Fairy Tale von Stephen King

Erschienen als gebundene Ausgabe mit Leseband
im Heyne Verlag
insgesamt 880 Seiten
Preis: 28,00 €
ISBN: 978-3-453-27399-3
Kategorie: Fantasy, Märchen

Ich warne sicherheitshalber vor Spoilern

Der 17-jährige Charlie Reade ist eigentlich ein ganz normaler Teenager, außer vielleicht, dass er mit seinem Vater alleine lebt seit er 7 Jahre*** alt ist. Seine Mutter wurde überfahren, als sie auf dem Heimweg von der Tankstelle war, wo sie für die Familie Hähnchenteile besorgt hat. Charlies Vater wollte sie fahren, sie aber lehnte ab und wollte gerne etwas frische Luft genießen. Tja, dieser Abend änderte alles. Charlies Vater begann zu trinken, verlor seinen Job bei der Versicherung und beinahe wären sie finanziell so richtig zugrunde gegangen. Aber dann kam ein ehemaliger Arbeitskollege und guter Freund und das Blatt wendete sich wieder. Charlies Vater wurde durch die Treffen der AA trocken und kam wieder auf die Füße. Charlie nahm ihm das nie übel, nein, er verstand seinen Vater nur zu gut und half ihm, so gut er konnte. Er kümmerte sich um den Haushalt und um seinen Dad, wenn er wieder betrunken war, und versorgte sich selbst. Daneben entwickelte er sich – wie gesagt – zu einem Teenager, der zwar eine Weile lang seinen Frust gemeinsam mit einem Kumpel, der kein guter Umgang für ihn war, rausgelassen hat, mit Aktionen, auf die er überhaupt nicht stolz ist rausgelassen hat aber dann auch wieder die „Kurve“ gekriegt hat.

Eher zufällig lernt Charlie den alten, verschrobenen Nachbarn Howard Bowditch kennen, weil der nämlich in seinem Garten hinter der Veranda liegt, wo er von der Leiter gefallen ist. Sein Hund Radar hat so jämmerlich gejault, dass Charlie sich hinter das Gartentor gewagt hat. Und das will was heißen. Denn der riesige Schäferhund, der dort wacht, soll absolut blutrünstig und ein totales Monster sein. So sagt es zumindest Charlies Freund. Nun, Radar ist inzwischen eine alte Hundedame und liegt neben ihrem Herrn, der sich nicht mehr rühren kann. Charlie ruft den Krankenwagen und so kommt eines zum andern: Es entwickelt sich langsam aber sicher eine wahre, tiefe Freundschaft zwischen Charlie und dem alten Eigenbrötler Bowditch. Charlie kümmert sich zunächst um Radar, als der Alte im Krankenhaus liegt und wohnt nach seiner Heimkehr bei ihm, um ihm als Pfleger und „Junge für alles“ zur Seite zu stehen.

Als Howard Bowditch stirbt, hinterlässt er Charlie nicht nur das alte Haus, das so verfallen nun gar nicht mehr ist, und die wundervolle alte Hundedame Radar. Nein, Bowditch hinterlässt Charlie viel viel mehr. Ein großes und wundervolles Geheimnis. Ein Tor in eine andere Welt. Doch dazu muss Charlie erst einmal den Schuppen öffnen …

***

Jetzt bin ich schon bei der Inhaltsangabe etwas ausgeufert, aber mit 2 Sätzen wollte ich die Handlung nun auch nicht zusammenfassen. Aus diesem Grund passen meine Rezensionen leider auch nicht auf die Verlagsseiten. „Zu viele Zeichen“ bekommen ich immer gemeldet ☺.

Gerade dieser erste Teil des Romans hat mir so sehr gefallen, dass ich mich zunächst in der „Anderswelt“ überhaupt nicht richtig wohlgefühlt habe. Ich wollte wieder hinauf in die Realität. Ich wollte zurück zu Charlie und seinem Vater, die beide so ein absolut tolles Verhältnis haben, dass ich dort bleiben wollte. Klar, Howard Bowditch war gestorben, was ich auch sehr bedauerlich fand, denn auch dieses Verhältnis fand ich richtig toll. Charlies Vater hatte nach dem Tod der Mutter getrunken, er wurde aber nie böse oder gewalttätig, wie wir es so oft in anderen Geschichten zu lesen bekommen. Nein, Charlies Vater war einfach „nur“ traurig, depressiv und trank. Er hat seinen Sohn nie auch nur angebrüllt und Charlie hat das alles so toll gemeistert, dass diese Vater-Sohn-Beziehung mir wirklich sehr nahe ging. Ebenso das Verhältnis zwischen Alt & Jung. Der freundliche Teenager hilft einem alten, verschrobenen, total grantigen Mann und es entwickelt sich eine tolle Beziehung zwischen den beiden.

Die Anderswelt ist unter unserer Welt gelegen und mit dem Betreten dieser Welt beginnt das Märchen, die Fantasy-Reise von Charlie Reade, der diese Welt offensichtlich retten oder befreien muss. Es gibt hier wundersame Menschen und Wesen. Eine graue Krankheit, die vielleicht an Michael Ende erinnert, auf den sogar kurz hingewiesen wird (leider nimmt Stephen King nur Bezug auf den Film „Die unendliche Geschichte“ und nicht auf das Buch). Ich habe es der Anderswelt schwer gemacht, eben weil ich aus den o.g. Gründen eigentlich lieber wieder in die echte Welt wollte, aber ich habe mich „gezwungen“, mich darauf einzulassen und so nach und nach wurde ich damit warm.

Ich habe selbst nie Lovecraft gelesen, weshalb ich einige Anspielungen und Hinweise vielleicht nicht erkannt habe, doch bei einigen Wesen wusste selbst ich, dass es sich um lovecraftsche Viecher handelt, stehen doch einige seiner Bücher in unserer Bibliothek (es ist hier auch interessant auszuknobeln, wem dieses Buch gewidmet ist und wer sich hinter den 3 Kürzeln verbirgt. Versucht es mal).

Wir begeben uns mit Charlie Reade auf eine Reise, das Land Empis zu retten und befreien, wobei Charlie eine große Rolle spielt. Auch Radar ist dabei, denn sie ist der eigentliche Grund, warum Charlie überhaut den Übergang durch den Schuppen gewählt hat. Wir treffen auf märchenhafte Figuren und lernen viel über das Land und dessen Bewohner. Auch hier geht es sehr stark um Freundschaft und Vertrauen und die Stärke, die eine Gruppe aufbauen kann.

Gibt’s ein Happy End? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Vielleicht irgendwie? Jedenfalls hatte ich zum Abschluss des Buches einen dicken Kloß im Hals und hätte dann doch gerne weitergelesen.

Fazit: Eine bunte Mischung aus Fantasy, Märchen, mystischem Horror und einem großen Abenteuer, das zu Herzen geht und fesselt.

*** Im inneren Klappentext ist dem Verlag in der Erstausgabe ein kleiner Fehler unterlaufen, worauf ich Heyne auch hingewiesen habe. Dort wird Charles Reade als 3-Jähriger beschrieben. Auf Seite 12 ist er dann korrekterweise 7 Jahre alt. Ich habe einen Blick in die englische Originalausgabe geworfen und dort ist Charlie auch tatsächlich 7 Jahre alt (auch im inneren Klappentext). Lasst euch also nicht verwirren, denn gegen Ende erzählt er selbst sogar nochmal, dass seine Mum starb, als er 8 Jahre alt war ☺


©2022 Buchwelten

Das tiefschwarze Herz von Robert Galbraith (Cormoran-Strike-Reihe Teil 6)

Erschienen als gebundene Ausgabe mit Leseband
bei Blanvalet
insgesamt 1360 Seiten
Preis: 26,00 €
ISBN: 978-3-7645-0817-3
Kategorie: Krimi – Thriller

In ihrem mittlerweile sechsten gemeinsamen Fall ermitteln Cormoran Strike und Robin Ellacott in Online- Kreisen. Die Mitentwicklerin der beliebten Animationsserie „Das tiefschwarze Herz“, Edie Ledwell, kreuzt total aufgelöst in der Detektei auf und bittet Robin Ellacott eindringlich um Hilfe. Sie erzählt, dass sie von einem fast schon krankhaften Fan online extrem terrorisiert und bedroht wird. Der Fan, der außerdem ein Online-Game zur Serie ins Leben gerufen hat, nennt sich Anomie und Edie Ledwell hat tatsächlich Angst um ihr Leben.
Robin erklärt ihr, dass die Detektei erstens überhaupt keine freien Kapazitäten für einen neuen Fall habe und sie außerdem nicht wirklich erfahren im Bereich der Cyber-Kriminalität wären. Robin empfiehlt der aufgebrachten Edie Ledwell eine bekannte/befreundete Detektei und schickt sie weg.
Einige Tage später ist Edie Ledwell tot.
Sie wurde ermordet auf dem Highgate Cemetery aufgefunden, genau dem Ort, an dem die Serie „Das tiefschwarze Herz“ spielt und die ersten Ideen dazu entstanden waren.
Nun werden Strike und Ellacott doch beauftragt und zwar von den Produzenten des Spielfilms zu „Das tiefschwarze Herz“, der in naher Zukunft geplant war. Das Ermittlerduo soll herausfinden, wer sich hinter Anomie verbirgt und begibt sich selbst dadurch auch (erneut wieder einmal) in Gefahr …

***

Sicherheitshalber gebe ich einen Spoileralarm, falls ich mich doch zu sehr auslasse.

Ich bin von Anfang an Fan der Romane von Robert Galbraith, dem Pseudonym von J.K. Rowling. Und auch „Ein plötzlicher Todesfall“ (Rowlings erster NICHT-Potter) hat mich absolut gefesselt und überzeugt und mir gezeigt, dass J.K. Rowling tatsächlich mit jedem Buch gewachsen ist. Sie hat einmal gesagt, dass sie, auch wenn nun bekannt ist, dass sie sich hinter Galbraith verbirgt, dennoch dabei bleibt. Denn sie kann als Robert Galbraith einfach „anders“ schreiben.

Dieser sechste Teil der Reihe um den etwas außergewöhnlichen Ermittler mit Beinprothese umfasst über 1.300 Seiten und ich hätte mir trotzdem noch mehr gewünscht. Ich fühlte mich so wohl mit den beiden und in ihrer Umgebung, dass ich sie auch nach noch so vielen Seiten nicht verlassen mochte.

Wir beginnen die Geschichte mit Robins 30. Geburtstag, den die beiden gemeinsam im Ritz verbringen und ich verrate nicht zuviel, wenn ich sage, dass das ständige „kriegen sie sich nun oder nicht“ perfekt weitergeführt wird. Robin und Cormoran sind offensichtlich ein Dream-Team. Sie passen eigentlich perfekt zusammen und stehen sich privat trotzdem immer wieder selbst im Weg ☺. Es gibt wieder einmal Frauengeschichten bei Corm und auch die attraktive Robin kommt nach wie vor bei den Männern gut an. Natürlich steht auch Charlotte – die Ex – wieder auf dem Plan. Mehr soll aber nicht verraten werden.

Die Autorin/Der Autor wechselt, wie gehabt, in den Kapiteln ab. Es gibt ein Strike-Kapitel, wo wir ihn aktiv begleiten, dann wieder ein Ellacott-Kapitel, wenn der Leser an Robins Seite ist. Aber es gibt auch, wie ich finde vermehrt, gemeinsame Kapitel. Denn die beiden sind tatsächlich wieder öfter gemeinsam unterwegs.

Galbraith versteht es ungemein viele Fäden auszuwerfen, Fährten auszulegen und den Leser immer wieder ins Grübeln zu bringen, wer denn nun Anomie sein könnte, nur um die Überlegungen dann doch wieder über den Haufen zu werfen. Wie gesagt, über 1300 Seiten Lesestoff und kein Stück Langeweile kommt auf. Es gibt hochdramatische Momente, spannende Szenen aber auch Lustiges, Liebevolles und Herzliches zu erleben. Und natürlich auch jede Menge Hass, Neid, Intrigen und echte Gefahr.

Es wird in einigen Teilen der Bücher in einem eher ungewöhnlichen Stil geschrieben. Da sind zum einen die Chatverläufe innerhalb des Online Games, in dem Anomie einer der Hauptadministratoren ist. Und die zu lesen ist mir wirklich schwer gefallen. Vor allem, wenn 3 Moderatorenkanäle zur Unterhaltung geöffnet waren und man somit über Seiten hinweg in drei Spalten Chatverläufe lesen musste. Das war anstrengend und war mit einigem Hin- und Herblättern verbunden. Zum Anderen wurden Twitter-Postings gedruckt, inkl. der Retweets oder Kommentare. Die zu lesen war hingegen angenehmer und natürlich war beides für die Handlung ungemein wichtig. Aber ich gestehe, dass ich immer froh war, wenn ich wieder zum „herkömmlichen“ Stil wechseln konnte. Auf meine Begeisterung zum Buch hatte dies auch überhaupt keinen Einfluss.

Fazit: Ein grandioser sechster Teil der Reihe um Cormoran-Strike, der tief ins Cybermobbing und die Welt des Internets eintaucht. Sowohl im positiven Sinne (denn gruselige Animationsserien, und dazu das von Fans für Fans entwickelte Game als Austausch ist grundsätzlich super), als auch im extrem negativen. Aktueller kann das Thema wohl kaum sein, geht es doch um Youtube-Serien, Netflix, Online-Games und das absolute Niedermachen mancher Personen in den sozialen Medien von Menschen, die sich hinter Ihrem Nickname und/oder Avatar verstecken.

Rezensionen zu den übrigen Teilen:

Der Ruf des Kuckucks (Teil 1)
Der Seidenspinner (Teil 2)
Die Ernte des Bösen (Teil 3)
Weißer Tod (Teil 4)
Böses Blut (Teil 5)

& weil er wirklich gut war meine Rezension zu „Ein plötzlicher Todesfall“

©2022 Buchwelten

Das Jahr der Gier von Horst Eckert

Erschienen als Klappenbroschur
im HEYNE VERLAG
insgesamt 432 Seiten
Preis: 13,00 €
ISBN: 978-3-453-42637-5
Kategorie: (Polit)Thriller

In der Düsseldorfer Altstadt gab es einen Angriff auf einen britischen Journalisten. Da Kriminalrätin Melia Adan ihn aus ihrer Jugend kennt, setzt sie Vincent Veih auf die Ermittlungen an. Irgendetwas ist an dem Fall seltsam. Das vermeintliche Opfer macht sich aus dem Staub.

Dann gibt es einen Mord an einer jungen Frau, Opfer eines Gewaltverbrechens, heißt es. Und in einem Wald in Bayern ist ein Wirtschaftsprüfer in seinem Auto verbrannt. Melia und Vincent haben gemeinsam mit ihrem Team eine Menge Ermittlungsarbeit zu leisten. Denn irgendwie scheinen diese Vorfälle alle miteinander zusammenzuhängen. Kann das sein? Aber ein gutes Team, wie es die beiden sind, lässt sich von Herausforderungen und Unwägbarkeiten nicht abschrecken oder ausbremsen.

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Dies ist der dritte gemeinsame Fall von Hauptkommissar Vincent Veih und der Kriminalrätin Melia Adan. Und ich kann es immer wieder nur wiederholen: Ich mag Politik und Politthriller eigentlich überhaupt nicht, aber die Romane von Horst Ecker verschlinge ich nahezu.
Horst Eckert besitzt die Gabe, seine komplizierten Handlungen, die ja meist (oder immer) einen realen Hintergrund haben, so fesselnd und spannend zu Papier zu bringen, dass ich nur so durch die Handlung fliege. Es ist oft kompliziert, weil wirklich viele Fäden ausgeworfen und Handlungen verknüpft werden (meist sogar in vorangegangene Bücher) und es unterschiedliche Handlungsstränge gibt. Es gibt immer viele Namen wichtiger und weniger wichtigerer Leute und Firmen sowie die unterschiedlichsten Abteilungen innerhalb der Regierung(sapparate). Trotzdem, Horst Eckert gelingt es immer wieder, dass ich den Überblick behalte und nicht nach 100 Seiten aufgebe, weil ich nicht mehr durchblicke.
Er recherchiert sehr gut und ausführlich, sodass alles immer Hand und Fuß hat. Da in diesem dritten Teil wirklich einige Schauplätze in der Handlung vorkommen und darin jeweils eine Menge Charaktere agieren, gibt es hier ein Personenregister, sortiert nach den Handlungsorten. Das finde ich eine sehr gute Idee, die ich oft und gerne genutzt habe. Gabriella Wollenhaupt hat dies in ihren Grappa-Krimis auch so gehandhabt und ich finde es einfach eine feine Sache.

Das Thema ist wieder hochbrisant, die Story rasant, fesselnd und spannend. Ich habe viele alte Bekannte erneut getroffen und fühlte mich wieder zu Hause, wenn die Handlung an den Rand von Ratingen führte oder der Handlungsstrang in München und Bayern an der Reihe war.


Es hat mir wirklich großen Spaß gemacht, diesen dritten Thriller um das Ermittlerduo zu lesen, bei dem wir uns immer fragen: Kriegen sie sich oder nicht? Ja, auch Zwischenmenschliches kommt in Eckerts Thrillern nicht zu kurz. Er schreibt spannende Thriller aus dem Leben, über Menschen wie du und ich und über die Großen mit Macht, Geld und Einfluss. Die Strippenzieher im Hintergrund mit ihren ganzen Machenschaften über die wir (offensichtlich wohl dosiert) in den Nachrichten zu sehen und hören bekommen.

Meine absolute Leseempfehlung für alle Thriller und Politthriller-Fans!

Hier gibt es einen Buchtrailer, in dem Horst Eckert ein bisschen über sein neuestes Werk erzählt:

© Marion Brunner_Buchwelten 2022

Viral. Blutrausch von Mark Benecke und Dennis Sand

Erschienen als gebundene Ausgabe
im Benevento Verlag
insgesamt 240 Seiten
Preis: 20,00 €
ISBN: 978-3-453-42460-9
Kategorie: Krimi, Thriller

Innerhalb kürzester Zeit werden die Leichen zweier junger Frauen gefunden. Das besondere an ihnen ist, dass sie beide keine offensichtlichen Verletzungen haben. Lediglich beim genaueren Hinsehen findet der Leichenbeschauer kleine chirurgische Einschnitte an den Opfern, durch die ihnen fast das gesamt Blut entnommen wurde. Dadurch wirken beide Leichen schneeweiß und der Fall hat schnell den Namen „Schneewittchen-Morde“ erhalten.

Die Kommissarin Petersen holt sich zu ihren Ermittlungen Unterstützung von einem ehemaligen Kollegen, Bastian Becker, der inzwischen den Polizeidienst aufgegeben hat. Ein damaliger Fall hat ihn seelisch so runtergezogen, dass er nun als privater Ermittler mit seiner Partnerin Janina Funke selbständig ist.

Die Ermittlungen gestalten sich schwierig und die Kommissarin bekommt enormen Druck von oben, da die Öffentlichkeit sich einmischt und Demos veranstaltet, weil die Polizei nicht schnell genug handelt. Die junge Nachwuchspolizistin Alina Brinkmeier findet dann eine Spur zum modernen Vampirismus. Ist da wirklich was dran oder wird diese Spur nur so unbedingt als Lösung präsentiert, damit endlich Erfolge vorzuweisen sind … ?

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  • Eventueller Spoileralarm

Crime Noir, Viral, Blutrausch. Das sind die Worte mit denen der Roman wirbt. Nun, für „Viral“ gibt es mir in der Handlung eindeutig zu wenig Internetaktion. Ja, nachher wird von einem YouTuber gesprochen, der über irgendwelche (Verschwörungs-)Theorien spricht, aber zu „Viral“ gehört für mich eindeutig mehr. Auch verstehe ich nicht wirklich, warum direkt nach der Auffindung der Opfer irgendwelche Leute in großen Mengen auf der Straße demonstrieren. Dass sich Bastian Becker das als Protagonist selbst auch gefragt hat, ist immerhin etwas. Das hätte etwas intensiver behandelt und besser dargestellt werden können.

Crime Noir und Blutrausch. Ja, es ist ein Krimi, das Noir hat sich mir nicht so wirklich erschlossen. Vielleicht wegen der neumodischen Vampir-Spur? Sicher bin ich nicht. Und einem Blutrausch bin ich in der Handlung leider auch nicht wirklich begegnet. Das einzige Blut im Krimi ist das Blut, das nicht mehr da ist.

Ebenso kam nie so wirklich raus, warum jetzt Bastian Becker so depressiv ist. All das wird nur angeschnitten. Dafür wird ausführlich erklärt, wie verschmuddelt die Wohnung und auch er selbst ist. Mehrfach wird auf den Dreck und die stinkenden Mülltüten hingewiesen. Warum er aber Geld für Zugtickets und Hotel hat, obwohl ihm sogar der Strom abgeschaltet wurde, habe ich auch nicht herauslesen können. Dann ist da noch der Zickenterror zwischen der Polizistin Alina Brinkmeyer und Bastian Becker, der mich wirklich extrem genervt hat. Und dann ist Brinkmeier urplötzlich total anders und steht voll hinter ihm? Auch die Auflösung des Falls war für mich sehr absehbar. Mir war schon lange klar, wer der Killer ist. Wobei die Szene in seinem Keller für mich die beste im ganzen Krimi war.

Man liest vielleicht raus, das mich der Krimi leider nicht überzeugt hat, wobei ich die Grundsatzidee sehr gut finde. Aber gepackt hat er mich nicht, dafür war mir zu viel zu oberflächlich und wiederum anderes viel zu übertrieben und in die Länge gezogen.

Optisch hat der Verlag ein schönes Buch abgeliefert. Die gebundene Ausgabe mit dem tollen Druck (auch im Buchdeckel innen) ist wirklich toll anzusehen. Die Motten erinnern, wie im Buch gegen Ende eine Stelle ebenso) ein bisschen an „Das Schweigen der Lämmer“, was aber beabsichtigt sein wird.

Hier habe ich noch einen Buchtrailer. Schaut mal rein. Denn auch wenn das Buch mich nicht wirklich hat packen können, kann das bei anderen Lesern ja völlig anders sein ☺

© Buchwelten 2022