Das Kastanienherz von Rainer Mauelshagen

Erschienen als Taschenbuch
bei BOD
insgesamt 504 Seiten
Preis: 14,99 €
ISBN: 9783734767937
Kategorie: Belletristik, Drama, Lebensgeschichte

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Felix Liebtreu kehrt in seinen Heimatort zurück und stellt sich seiner Vergangenheit. Seine Erinnerungen über das Leben zweier Generationen führen ihn von der Vergangenheit ins Jetzt und zeigen ihm, wer er wirklich ist.

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Dies ist bereits das zweite Buch von Rainer Mauelshagen, das mich so in seinen Bann gezogen hat, dass ich am Ende traurig war, die von ihm geschilderte Welt wieder verlassen zu müssen. „Das Kastanienherz“ ist eine emotionale Familiengeschichte, die über zwei Generationen berichtet, die Leid über sich ergehen lassen mussten, aber auch viel Liebe erfuhren. Mauelshagen führt seine Leser zurück in eine Vergangenheit, wie sie heute nur noch die wenigsten kennen. Er erzählt von der großen , aber auch dramatischen Liebe seines Großvaters und berichtet vom Krieg und den Erschwernissen des Lebens. Der Schreibstil von Rainer Mauelshagen ist beeindruckend und zeigt ein hohes literarisches Niveau, wie man es sonst nur von „Altmeistern der Literatur“ gewohnt ist. Des Öfteren fühlte ich mich an den beeindruckenden Roman „Ein Mann will nach oben“ von Hans Fallada erinnert, der in einer ähnlich intensiven Sprache von einer Zeit spricht, die längst zur Vergangenheit geworden ist.

„Das Kastanienherz“ liest sich wie eine wahre Lebens- und Familiengeschichte, durchdrungen von poetischen und philosophischen Ansichten, die das Herz berühren. An manchen Stellen bekam ich eine Gänsehaut, wenn ich mir einen besonders gelungenen Satz wiederholt durchlas, ja, durchlesen musste, weil er mich so tief im Inneren berührte. Mauelshagen schreibt intensiv, sodass man die geschilderte Welt zwischen den Buchdeckeln gar nicht mehr verlassen möchte, auch wenn die Geschehnisse manchmal schlimm sind. In den Sätzen des Autors geistert sowohl eine Melancholie als auch eine Nostalgie, die einem die Personen nahebringen und mit ihnen fühlen lässt. „Das Kastanienherz“ ist unglaublich intensiv. Rainer Mauelshagen schafft es wirklich mühelos, seine Leser von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln. Er nimmt sie an der Hand, entführt sie in eine andere Zeit und lässt sie teilhaben an Freud und Leid einer Familie. Besser kann man einen Familienroman gar nicht schreiben, zumal er einen am Ende nochmals zurück in die Gegenwart führt, um auf beeindruckende Weise aufzuzeigen, was wirklich wichtig im Leben ist.

Ich frage mich bei solchen Büchern tatsächlich immer wieder, wieso diese nicht unter den ersten Plätzen irgendwelcher Bestsellerlisten zu finden sind, heben sie sich doch so wohltuend vom Einheitsbrei aktueller Veröffentlichungen ab. Hier wurde mit Herzblut geschrieben und auf schöne Wortwahl geachtet, das Beste, was einem Buch nur passieren kann. Mauelshagen hat in mir jedenfalls einen großen Fan gefunden. ich bin sicher, dass er mich auch mit seinen anderen Geschichten überzeugen kann, denn wer so schreibt, kann gar nichts falsch machen.
Jedem, der eine eindringliche, emotionale und melancholische Familiengeschichte sucht, sei dieses Buch nahegelegt. „Das Kastanienherz“ ist ein kleines Meisterwerk, ein Juwel unter den Familiengeschichten.
Und wenn ich an das Ende denke, dann könnte ich den Roman gleich wieder von vorne lesen …

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Fazit: Eine große Familiengeschichte, die einen berührt und nicht mehr loslässt.

©2023 Wolfgang Brunner für Buchwelten

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Das Vermächtnis – Ruf der Dunkelheit von Vincent Voss & Constantin Dupien

Erschienen als römische, in Leder gebundene Edition (auf 10 Exemplare limitiert)
bei KOVD Verlag & Buchmanufaktur
insgesamt 352 Seiten
Preis: 59,99 €
ISBN: Privatdruck ohne ISBN
Kategorie: Horror, Krieg

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Weihnachten 1914.
In den Schützengräben während des Zweiten Weltkriegs bedroht eine Macht die kämpfenden Soldaten. Es ist das Böse, das seit Jahrhunderten im Verborgenen schlummerte und nun geweckt wurde, und seine Spuren bis in die Gegenwart hinterlässt.

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Man hat die erste Seite noch nicht einmal zu Ende gelesen und wird schon von einer unglaublichen Atmosphäre in den Bann gezogen, die sich ungebrochen durch den ganzen Roman zieht. Es ist faszinierend, wie Vincent Voss und Constantin Dupien es schaffen, den Leser kompromisslos zu fesseln und nicht mehr loslassen. Das Spiel zwischen Gegenwart und Vergangenheit, die Wechsel zwischen den Kriegsereignissen aus deutscher und britischer Sicht sind ihnen so gut gelungen, dass man darin versinkt, die Welt um sich herum vergisst, sich während des Lesens inmitten der Kriegswirren befindet und das Eindringen des Bösen hautnah am eigenen Leib verspürt. Vielleicht ist es zum Teil auch der hervorragenden Aufmachung der KOVD Buchmanufaktur geschuldet, dass die mystische Stimmung noch intensiver wird, weil man, ähnlich wie Dr. Alexander Böhmert, ein in Leder gebundenes Buch in der Hand hält, das von vergangenen Ereignissen berichtet. Unterstützend ist es auf alle Fälle, weil es die Handlung ein Stück weit greifbar und authentisch macht. Aber es ist vor allem der gehobene, ausdrucksstarke Schreibstil der beiden Autoren, der „Das Vermächtnis – Ruf der Dunkelheit“ zu einem außergewöhnlichen Leseerlebnis macht und einen die Zeit vergessen lässt.

Interessant ist, dass man definitiv nicht erkennen kann, wer von den beiden welchen Teil verfasst hat. Die Schreibstile harmonieren so fantastisch miteinander, dass eine Symbiose entsteht, bei der man vergisst, dass zwei Autoren an der Geschichte beteiligt sind. „Das Vermächtnis – Ruf der Dunkelheit“ entwickelt einen Sog, der einen mitreißt und gefangen nimmt. Es fühlt sich an, als sei man selbst jener Dr. Alexander Böhmert, der durch Tagebucheinträge in die Vergangenheit gerissen wird und die Schrecken des Krieges und das Eindringen einer bösen Präsenz noch einmal miterlebt. Die Atmosphäre, die Voss und Dupien erschaffen, sucht seinesgleichen und hallt für lange Zeit in den Erinnerungen der Leser nach.
Wer einen „altmodischen“ Schreibstil (und das meine ich absolut nicht negativ, sondern, ganz im Gegenteil, als eine der höchsten Auszeichnungen für einen Schriftsteller) mag, kommt mit diesem Werk in einen Genuss, wie man ihn heutzutage nur noch selten findet. „Das Vermächtnis – Ruf der Dunkelheit“ macht süchtig, zwingt einen förmlich, immer weiter zu lesen, bis man am Ende angekommen ist.

Die mir vorliegende römische Edition, die auf lediglich zehn Exemplare limitiert ist, stellt für mich ein absolutes Highlight in meiner Büchersammlung dar. Sie ist von Vincent Voss und Constantin Dupien signiert. war allerdings innerhalb nur weniger Minuten ausverkauft. Umso erfreulicher ist aber, das noch eine erschwingliche Taschenbuchausgabe im KOVD Verlag erscheint, die ebenfalls in Handarbeit angefertigt wird. Freunde gehobener Horror- und Spannungsliteratur sollten sich unbedingt auf diese stimmungsvolle, gruselige und faszinierende Reise in die Vergangenheit einlassen. Ich möchte keine einzige Zeile dieses wunderbaren Romans missen.

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Fazit: Ein atmosphärisches Abenteuer, das seinesgleichen sucht.

©2023 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Bücherleben von Astrid Pfister

Erschienen als Taschenbuch
im BLITZ VErlag
insgesamt 260 Seiten
Preis: 12,95 €
ISBN: Privatdruck ohne ISBN
Kategorie: Belletristik, Historie, Abenteuer

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Eine Erstausgabe von Charles Dickens’ Roman „Eine Weihnachtsgeschichte“ („A Christmas Carol“) wechselt in unregelmäßigen Abständen seine Besitzer und erlebt dabei spannende Abenteuer. Das Buch wird dabei Zeitzeuge von historischen Ereignissen wie die Spanische Grippe, den Untergang der Titanic, den Terroranschlag auf das World Trade Center und sogar die Auswirkungen der Corona-Pandemie.

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Schon die außergewöhnliche Idee, die sich Astrid Pfister hier ausgedacht hat, sprach mich in hohem Maße , bevor ich überhaupt ein Wort des Romans gelesen hatte. Und ich wurde nicht enttäuscht, vielmehr sogar auf eine Art und Weise überrascht, mit der ich so gar nicht gerechnet hatte. Pfisters Schreibstil ist sehr hochwertig und niveauvoll, gleichzeitig aber auch sehr flüssig, verständlich und kurzweilig. Aufgrund der relativ kurzen Kapitel fliegt man nur so durch die Seiten und kann es kaum erwarten, zu erfahren, bei welchem Ereignis die Erstausgabe von „A Christmas Carol“ beim nächsten Mal zugegen ist. Pfister schafft es tatsächlich, ein Buch glaubhaft als Protagonist zu etablieren und eine gewisse Art Emotion in „eine Sache“ zu legen, die glaubhaft wirkt. „Bücherleben“ ist eine sehr lebendige Geschichte, die einerseits unglaublich gut unterhält und andererseits mit jeder Menge Fakten auftrumpfen kann, die sehr gut recherchiert sind. Charles Dickens’ Erstausgabe zieht sich wie ein roter Faden durch historische Ereignisse der letzten zwei Jahrhunderte, sodass man am Ende tatsächlich ein wenig traurig ist, diese Zeitreise verlassen und aussteigen zu müssen.

Es ist ein außergewöhnliches Buch, das die Autorin hier vorlegt, und ich bin sicher, dass ich es nicht mehr vergessen werde. Gerade der schmale Grat zwischen erschütternden Katastrophen und unerschütterlicher Hoffnung ist Pfister sehr gut gelungen, sodass man am Ende nicht deprimiert, sondern voller Vertrauen an das Gute im Menschen zurückgelassen wird.
Wie oben bereits erwähnt, ist es vor allem auch der Schreibstil, der die Leser des Buches sofort in seinen Bann zieht. Alles wird sehr bildhaft beschrieben, sodass man wirklich mittendrin ist. Man spürt bei vielen Geschichten die „soziale Ader“ der Autorin, das sofort an ihr Ukraine-Hilfsprojekt „Finns aufregende Reise“ (erschienen bei KOVD Verlag & Buchmanufaktur) erinnert. Dadurch kommt sie auch dem Geist von „A Christmas Carol“ wiederum sehr nahe. Und man spürt Pfisters Begeisterung für Bücher in jeder Zeile des Romans.
Für mich war „Bücherleben“ ein tolles Erlebnis – Buchliebhaber und historisch Interessierte werden ihre helle Freude daran haben, eine Charles-Dickens-Erstausgabe bei ihren Abenteuern in der ganzen Welt zu begleiten. Ich spreche hier eine eindeutige Leseempfehlung aus.

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Fazit: „Bücherleben“ ist ein Muss für Buchliebhaber und historisch interessierte Leser.

©2023 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Victory City von Salman Rushdie

Erschienen als gebundene Ausgabe
im Penguin Verlag
insgesamt 414 Seiten
Preis: 26,00 €
ISBN: 978-3-328-60294-1
Kategorie: Belletristik

Eine Stadt erwächst im südlichen Indien während des 14. Jahrhunderts, entstanden aus den Samen, die eine Göttin verteilt. Bisnaga entwickelt sich zu einem Wunder, denn hier werden Frauen gleichberechtigt und Fremde wie Freunde behandelt. Jahrhunderte verstreichen und Bisnaga durchlebt ihren glorreichen Aufstieg bis hin zum Fall …

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Es gibt nicht viele Schriftsteller wie Salman Rushdie, die es schaffen, historische Begebenheiten wie ein Märchen oder einen Teil von Tolkiens „Der Herr der Ringe“ erscheinen zu lassen. Mit „Victory City“ hat Rushdie wieder einmal beeindruckend bewiesen, was für ein großartiger Autor er ist, und wie wortgewaltig er Geschichten schreiben kann.
Der vorliegende Roman wirkt im Nachhinein wie eine Art Traum, dem man beiwohnen durfte, und der die Leser in eine Zeit zurückbringt, in der solch wundersame Begebenheiten wie Märchen entstanden sind.
„Victory City“ ist ein unglaubliches Abenteuer, das Mysterien und Mythen einer längst vergangenen Zeit aufleben lässt und diese auf geniale Weise mit modernen, gesellschaftlichen „Problemen“ vermischt. Historische Tatsachen werden von Rushdie zu einer traumartig wirkenden Fabel umgeschrieben, die faszinierend und schockierend gleichzeitig ist.

Aber es wäre kein Roman von Salman Rushdie, wenn auch nicht immer wieder sozialkritische Aspekte in den Vordergrund rücken würden, oder er sich den Vor- und Nachteilen von Religionen und deren Auswirkungen auf die gläubige Bevölkerung widmen würde. „Victory City“ ist in dieser Hinsicht ein mutiges Buch, das aber keineswegs anklagend gegen Religion vorgeht, sondern auf menschliche (und logische) Weise vorgeht und Fehler und Ungereimtheiten aufdeckt. Es ist befreiend, wenn man Rushdies Überlegungen (oder denen seiner Protagonisten) folgt und dadurch zum Nachdenken kommt. „Victory City“ stellt vor allem eine Verneigung vor den Frauen und deren Mut und Durchhaltevermögen dar, aber auch eine nicht laut ausgesprochen „Anklage“ gegen bestimmte „Normen“ des Islam. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass Rushdie wie einst bei seinen genialen „Die satanischen Verse“ eine Art Wut bei den betroffenen (vor allem männlichen) Gläubigen hervorrufen könnte, obwohl er sehr feinfühlig und „menschlich“ an diese Probleme herangeht.

„Victory City“ ist ein unvergleichliches, literarisches Abenteuer, das eine Geschichte erzählt, die sich über Jahrhunderte erstreckt. Es ist ein historisches, verzaubertes Märchen aus einer längst vergangenen Zeit, das uns dennoch die Gegenwart wie einen Spiegel vorhält. Salman Rushdie hat es auch mit seinem neuen Buch, wie nicht anders von mir erwartet, geschafft, mich absolut in seinen Bann zu ziehen, und hat mit einigen Sätzen ein Niveau erreicht, wie man es von ihm kennt. Ich kann dieses Buch für all diejenigen wärmstens empfehlen, die sich, fernab von Mainstream-Literatur. auf solcherart Meisterwerke einlassen können. Fantasievoll erzählt, auf hohem Niveau des Fabulierens, liefert Salman Rushdie ein weiteres Werk in seiner beeindruckenden Bibliografie ab.

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Fazit: Märchenhafter und literarisch hochwertiger Ausflug in die Vergangenheit Indiens.

©2023 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Feinde von John Grisham

Erschienen als gebundene Ausgabe
im Heyne Verlag
insgesamt 542 Seiten
Preis: 24,00 €
ISBN: 978-3-453-27420-4
Kategorie: Belletristik, Thriller

Keith und Hugh wachsen als Kinder gemeinsam auf und werden durch eine innige Freundschaft verbunden. Doch dann finden sich als Erwachsene auf den verschiedenen Seiten des Gesetzes wieder: Während Keith Jura studiert hat, arbeitet Hugh dagegen arbeitet in einer Mafia-Verbindung. Aus Freunden werden Feinde …

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John Grisham hat in den letzten Jahren ein Buch nach dem anderen veröffentlicht und für viele dennoch den Standard seiner ersten Erfolge nicht erreichen können. Nun ja, Grisham bleibt aber zumindest nicht auf der Stelle stehen und versucht, neue Wege zu beschreiten. Und das schafft er, zumindest aus meiner Sicht, absolut. Sicherlich waren unter seinen letzten Romanen nicht seine besten, aber sie waren unterhaltsam und gingen oftmals in die Tiefe, was mir persönlich wiederum sehr gut gefallen hat.
So auch im vorliegenden „Feinde“. Hier werden zwei Familiengeschichten über zwei Generationen erzählt, und das auf sehr beeindruckende Weise.

Während das erste Drittel wie ein Sportroman a la „Das Talent“ wirkt, widmet Grisham danach dem, was er wirklich kann: dem Justiz-Thriller. Das mittlerer Drittel entwickelte sich für mich zu einem Pageturner, wie ich ihn von Grisham gewohnt bin. Dennoch erzählt er in „Feinde“ eine Geschichte, die teilweise wie ein Sachbuch, ein Zeitdokument, wirkt. Man spürt diese Zeit in all seinen Facetten und erkennt im Verlauf des Romans, wie dicht und detailliert Grisham seine Handlung erdacht hat.
„Feinde“ hat vielleicht seine Längen, aber letztendlich fügen auch die sich in ein Gesamtbild ein, das beeindruckend ist. Grisham hat mit diesem Buch wieder einmal bewiesen, dass er es perfekt beherrscht, eine spannende und atmosphärische Geschichte zu erzählen.
Sein Schreibstil ist wie gewohnt flüssig zu lesen und die Handlung gibt sich in seiner ganzen Dramaturgie erst im Nachhinein so richtig zu erkennen.
Ich mag „Feinde“.

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Fazit: Ein faszinierendes Buch über Freunde und Feinde, Gut und Böse.

©2023 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Galaxias von Stephen Baxter

Erschienen als Taschenbuch
im Heyne Verlag
insgesamt 651 Seiten
Preis: 16,00 €
ISBN: 978-3-453-32248-6
Kategorie: Science Fiction

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Stephen Baxters neuester Roman mit dem Titel „Galaxias“ mag für den ein oder anderen Fan anfangs langatmig und relativ unspektakulär wirken. Das liegt daran, dass Baxter eine interessante Ausgangssituation verwendet, um diese dann mittels vieler Gespräche aufarbeitet, in denen sich eine drohende Gefahr für die Menschheit herauskristallisiert. „Galaxias“ ist kein Science-Fiction-Roman, der im Weltall spielt, sondern in erster Linie auf der Erde handelt. Der Leser begleitet verschiedene Personen bei ihrer Aufgabe, ein unheimliches Phänomen zu enträtseln. Dies passiert mittels vieler Gespräche auf politischer und wissenschaftlicher Ebene was natürlich für den ein oder anderen tatsächlich etwas langatmig wirken könnte. Mir persönlich hat dieses Vorgehen allerdings sehr gefallen, weil es die außergewöhnliche Situation authentischer machte. So wie man es von Baxter gewohnt ist, wird das Verschwinden der Sonne, so gut und verständlich wie es geht, auf wissenschaftliche Art und Weise erklärt. Der Schreibstil ist wie gewohnt sehr flüssig und aus meiner Sicht eben alles andere als langweilig. Sicherlich hätten die Charaktere noch etwas vertieft werden können, aber das empfand ich als gar nicht so schlimm, weil es ja vielmehr um das Entschlüsseln des Mysteriums ging. Zumindest aus meiner Sicht empfand ich dieses Vorgehen als absolut nicht störend.

„Galaxias“ erinnerte mich so manches Mal an die Science-Fiction-Romane der 1970er-Jahre, die eine Gefahr aus dem Weltraum behandelten und den Kampf der Menschheit ums Überleben beschrieben. Baxter gibt der Handlung durch seine wissenschaftlichen Ansätze einen interessanten Rahmen, der durchaus plausibel erscheint. Ich könnte mir dieses Buch durchaus als äußerst spannenden Film vorstellen. Und dann, wenn man nach mehreren hundert Seiten denkt, dies wäre zwar ein typischer Roman von Steven Baxter, der allerdings nicht auf epische Weise endet, wird man eines Besseren belehrt. Denn „Galaxias“ nimmt gerade auf den letzten Seiten noch gewaltig an Fahrt auf und zeigt eine Prämisse, die für Baxters Romane typisch ist: bombastisch, episch und über die Grenzen hinausgehend. Gerade das Ende hat mich als großen Baxter-Fan wieder äußerst zufrieden gestimmt, weil es Bilder vor meinem inneren Auge entstehen ließ, die ich von seinen Romanen gewohnt bin. „Galaxias“ endet episch, zumindest aus meiner Sicht, und bleibt genau aus diesem Grund, wie alle Bücher von Steven Baxter, in meinem Gedächtnis haften. Wo Baxter draufsteht ist letztendlich auch Baxter drin. Ich freue mich schon jetzt auf das neue Abenteuer dieses außergewöhnlichen Autors.
Die volle Punktzahl erreicht der Roman allerdings nicht ganz, da es eindeutig bessere Geschichten von Stephen Baxter gibt.

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Fazit: Eine faszinierende Ausgangssituation entwickelt sich zu einem Epos.

©2023 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Sex, Absinth und falsche Hasen von Walter Moers

Sex Absinth und falsche Hasen von Walter Moers

Erschienen als Taschenbuch
im Penguin Verlag
insgesamt 108 Seiten
Preis: 18,00 €
ISBN: 978-3-328-10966-2
Kategorie: Comic; Parodie

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Die Geschichte und Welt der Kunst einmal anders.

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Das Buch „Sex, Absinth und falsche Hasen“ erschien bereits im Jahr 1993 (und später nochmals 2013) unter dem Titel „Arschloch in Öl“ und erlebt nun, fast 30 Jahre später, glücklicherweise eine Wiedergeburt.
Moers Ausflug in die Welt der Kunst ist höchst amüsant und man kommt teilweise aus dem Dauergrinsen nicht mehr heraus. Der Ideenreichtum des Autors ist grenzenlos, so wie auch sein besonderer Humor, der sich auch in diesem „Büchlein“ wieder zeigt. Nur dieses Mal ist noch eine Prise Anzügliches mit dabei, das dem ein oder anderen vielleicht etwas zu speziell ist.
Ich habe mich jedenfalls hervorragend unterhalten gefühlt und bekam wegen einiger Stellen sogar das Grinsen noch nach Stunden nicht aus dem Gesicht.
Walter Moers versteht es wirklich gut, seine Leserinnen und Leser zu packen, so dass man seine Reise in dir Welt der Maler und Künstler genießt.

Die Bilder stammen, wie der Text, auch von Walter Moers und beide gehen eine Symbiose ein, die absolut funktioniert. Ein paar der Kunsterklärungen habe ich sogar ein paar Mal gelesen, weil sie wirklich lustig sind.
Moers beweist auch hier, dass er es einfach kann und nicht nur mit seinen phantastischen Romanen punktgenau trifft, sondern auch mit Beiträgen wie dem vorliegenden.
Fans, die das Buch noch nicht kennen, sollten unbedingt zugreifen. Und diejenigen, die es noch nicht kennen, erhalten einen ersten Eindruck von Moers Schaffen, wobei sich seine Romane letztendlich doch irgendwie unterscheiden, was aber keinesfalls seinen Sinn für Humor betrifft.

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Fazit: Ein wunderbarer, höchst amüsanter Moerscher Ausflug in die Welt der Kunst. Top!

©2023 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Ganz gewöhnliche Monster von J.M. Miro

Erschienen als gebundene Ausgabe
im Heyne Verlag
insgesamt 796 Seiten
Preis: 24,00 €
ISBN: 978-3-453-32232-5
Kategorie: All Age, Mystery, Abenteuer

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Dr. Berghast lässt Kinder , die eine besondere Gabe besitzen, auf der ganzen einsammeln, um sie auf seinem Anwesen, dem Cairndale-Institut, zu versammeln. Was die Kinder nicht wissen: Sie sind Teil eines Plans und besitzen nicht nur außergewöhnliche Fähigkeiten, sondern sind auch dazu imstande, eine geheimnisvolle Welt zu öffnen, die in das Reich der Toten führt …

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Der Klappentext machte mich bei diesem Buch unglaublich neugierig und ich wurde in keiner Weise enttäuscht. Miros Roman ist ein All – Age – Roman, der wie eine wilde Mischung aus Büchern und Filmen wie „Harry Potter“, „Die Insel der besonderen Kinder“, „Oliver Twist“, „Stranger Things“ und „X – Men“ wirkt. An manchen Stellen sind diese Vergleiche sehr offensichtlich, sodass ich manchmal überlegte, dem Gesamtwerk einen Stern Abzug zu geben. Aber letztendlich werden diese Anspielungen, womöglich sollten sie auch liebevolle Hommagen darstellen, so geschickt von Miro in die eigenständige Handlung eingearbeitet, dass es eben nicht wie eine plumpe Kopie wirkt. „Ganz gewöhnliche Monster“ ist ein Abenteuer, wie man es sich von einem solchen Buch wünscht: faszinierend, spannend, fesselnd und auf hohem Niveau geschrieben. Gerade der Schreibstil hat mich enorm begeistert und gepackt. Miro schreibt sehr hochwertig und kann gut mit Worten umgehen.

Vielen mag die Geschichte zu langatmig erzählt sein, ich hingegen empfand gerade diese langsame, ruhige Vorgehensweise als äußerst angenehm, zumal man wissen sollte, dass es sich bei dem vorliegenden Roman um den ersten Teil einer geplanten Serie (Trilogie?) handelt. Man spürt bereits am Anfang, dass da etwas Großes, Episches auf einen zukommt. Das vorliegende Buch muss als Einführung in die Geschichte angesehen werden. Es bringt uns die Charaktere und die Welt näher, bevor es mit einem aufsehenerregenden Finale für die Fortführung im zweiten Band vorbaut. Gerade das Ende ist Miro phänomenal gelungen und lässt ein Gefühl nach Abenteuer in einem wachsen, wie es noch aus meiner Kindheit kenne.

Irgendwie wirkte „Ganz gewöhnliche Monster“ auf mich wie eine Erwachsenen-Version von Harry Potter, obwohl sich die Handlung deutlich unterscheidet. Aber die Atmosphäre schlägt gleich zu Anfang einen düsteren Weg ein, wie man ihn bei Potter erst von den letzten Bänden kennt. Gerade die Welt jenseits eines Portals, die Miro zwar in seinem ersten Buch bereits beschreibt, die aber offensichtlich in Band 2 eine weitaus größere Rolle spielt, ist mystisch und verspricht, extrem spannend und faszinierend zu werden.
Ich habe dieses Buch jedenfalls trotz seines gigantischen Umfangs von fast 800 Seiten genossen und kann das Erscheinen von Band 2 kaum erwarten.
Wer komplexe, mystische Geschichten mag, die sich Zeit lassen, dürfte hier seine helle Freude haben. Einziger Wermutstropfen sind die doch immer wieder vorkommenden Rechtschreibfehler, die zwar beim Umfang des Buches nicht wirklich gravierend, nichtsdestotrotz störend sind.

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Fazit: Ruhiger Einstieg in eine epische All-Age-Abenteuergeschichte.

©2023 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Der Pinguin – A Very Graphic Novel von Walter Moers

Erschienen als Taschenbuch
im Penguin Verlag
insgesamt 103 Seiten
Preis: 18,00 €
ISBN: 978-3-328-11002-6
Kategorie: Graphic Novel, Comic

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Ein verliebtes Eskimopärchen, ein Pinguin, Drogen, Alkohol und … Mord!

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Auf der Titelseite ist der Vermerk „Vorsicht! Explicit! Dieses Buch enthält Bilder und Inhalte zu den Themen SEX, GEWALT und DROGEN, die einen gefestigten Charakter und Humor voraussetzen!!!“
Der Hinweis ist nicht unangebracht, denn geht man mit Moers’ Humor nicht konform, so könnte das Graphic Novel tatsächlich eine leichte bis gar unerwartet hohe Form von Entrüstung auslösen. „Der Pinguin – A Very Graphic Novel“ ist eine Reise in die Abgründe des Menschen, äh, Verzeihung, des Pinguins. Da werden freizügig Drogen konsumiert, wird Sex praktiziert und vor allem … abgeschlachtet! Durch die von Moers gewohnten genialen Zeichnungen „liest“ sich dieses Graphic Novel wie ein Film, den man nur als Volljähriger zu sehen bekommt. Ich könnte mir da übrigens tatsächlich eine Verfilmung äußerst unterhaltsam und interessant vorstellen. 😉

Moers Buch ist sicherlich Unsinn, aber was für einer! Witzig ist vor allem auch, dass einem die Geschichte und die Bilder nicht mehr aus dem Kopf gehen. Als wäre es eine literarische Droge, von der man nicht die Finger lassen kann, greift man immer wieder zu dem Büchlein und blättert darin herum, amüsiert sich und grinst unentwegt vor sich hin.
Aber so sind die Comics und Bücher von Walter Moers nun mal: bissig, bösartig, nicht Mainstream und vor allem voller cooler Ideen.


Fazit: „Der Pinguin“ ist ein Buch, das sich definitiv lohnt, denn man „liest“ es nicht nur einmal.

©2023 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Queen – Wie alles begann (Die autorisierte Biografie) von Jackie Smith und Jim Jenkins

Erschienen als Taschenbuch
im Hannibal Verlag
insgesamt 408 Seiten
Preis: 29,00 €
ISBN: 978-3-85445-742-8
Kategorie: Biografie

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Zwei Kenner der Band entführen die Leser auf eine jahrzehntelange Reise einer beispiellose Musikkarriere, die „Queen“ zur Legende machte.

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Wer kennt sie nicht, die erfolgreichen Bombast-Rocker Queen? Unzähliger Bücher sind erschienen, aber „Queen – Wie alles begann“ geht in die Tiefe und beleuchtet immer wieder andere Aspekte der Band, wie man sie bislang noch nicht gelesen hat. „Queen – Wie alles begann“ ist auch anders aufgebaut, als andere Bücher über die Band(geschichte). Es mag vielleicht an der ein oder anderen Stelle etwas kalt oder distanziert wirken, wie die beiden Autoren über die Entstehung diese weltweit bekannte Rockband schreiben, aber wenn man dann am Ende des Buches das Ganze noch einmal Revue passieren lässt, so merkt man, wie sehr man in das Leben der vier Musiker und dem ganzen Drumherum eingetaucht ist.
Es ist dennoch irgendwie ein trockenes Buch, das sich wenig mit den Persönlichkeiten der Musiker befasst. Allerdings steckt es voller Fakten und Zahlen und konzentriert sich dennoch nicht viel auf die legendäre Musik oder wie sie entstanden ist. Auch auf das Songwriting, die Musikalität und Genialität der Bandmitglieder und ihr Handwerk wird wenig eingegangen.
Stattdessen erfährt der Leser viel über Verkaufsstrategien und Chartplatzierungen. Das Buch ist wirklich voll mit solchen Informationen, aber die Menschen hinter der Band lernt man wenig kennen.

Dennoch wird eindrucksvoll und voller Fachwissen dokumentiert, wie Queen der Aufstieg innerhalb der Musikbranche bis hin zum weltweiten Erfolg gelang. Vor allem die frühen Jahre werden ausgiebig behandelt und gerade am Anfang werden wenigstens die Jugendjahre und Hintergründe der einzelnen Bandmitglieder schön erzählt.
Es macht unglaublich Spaß, gerade die Anfänge der Band mitzuerleben und immer wieder zu entdecken, wie sich die Wege anderer Bands und Stars während dieser Zeit kreuzten. Es ist bei weitem nicht das erste Buch, das ich über „Queen“ gelesen habe, und dennoch wirkte es auf mich, als hätte ich wieder viele neue Dinge zum ersten Mal gehört.
Es ist jedenfalls eine andere Art von Buch als die bisherigen Biografien über die Bandgeschichte. Wie bereits erwähnt, an manchen stellen wirkt es ein wenig unterkühlt und unpersönlich, aber wer neue und interessante Informationen über eine der bekanntesten Rockbands der Welt sucht, wird hier definitiv fündig.
Mit hat das Bücher definitiv gefallen und Queen-Fans sollten hier sowie zuschlagen, zudem es sich um eine autorisierte Bandbiografie handelt, die mit einem Vorwort von Brian May himself aufwartet.

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Fazit: Ein wenig unterkühlt, aber voller interessanter Informationen.

©2023 Wolfgang Brunner für Buchwelten