Erschienen als Taschenbuch
im Redrum Verlag
insgesamt 292 Seiten
Preis: 14,99 €
ISBN: 978-3-95957875-2
Kategorie: Horror, Thriller
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Trent Adams hasst nicht nur die Welt, sondern auch die Menschen. Und am allermeisten sich selbst. Als in seiner Heimatstadt Georgetown die Toten wieder zum Leben erwachen, betrachtet er das Geschehen zunächst einmal mit einem bitterbösen Blick. Eine Odyssee durch eine zombieverseuchte Stadt beginnt und bald ahnt Trent, , dass nicht nur die Zombies ein Problem in Georgetown sind.
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Reyk Jorden hat Philosophie, Soziologie und Anglistik studiert. Und das merkt man seinem außergewöhnlichen Zombieroman schon nach den ersten Seiten an. Auch wenn Jorden manchmal in eine etwas härtere (Umgangs-)Sprache verfällt, so ist der Großteil seiner apokalyptischen Vision in einem gehobenen Schreibstil verfasst, der, hat man sich erst einmal daran gewöhnt, sehr faszinierend auf den Leser wirkt. Jordens Roman erinnerte mich zwar oftmals an „Day Of The Dead“ des großartigen George A. Romero, geht aber dennoch eigene Wege. In erster Linie ist es dem sympathischen, wenn auch etwas menschenfeindlichen Protagonisten Trent Adams zu verdanken, dass sich „Georgetown-Sinnfinsternis“ recht schwer aus der Hand legen lässt. Zu spannend sind die relativ kurzen Kapitel gehalten, so dass man sich gezwungen sieht, noch kurz ein weiteres Kapitel zu lesen, um zu erfahren, wie die Story sich weiter entwickelt.
Reyk Jorden hat einen Roman erschaffen, der (natürlich und glücklicherweise) auch Genreklassiker, sei es nun in Film- oder Buchform, thematisiert und zitiert. Auf oftmals zynische Weise lässt sich der Autor über diverse Missstände der heutigen Gesellschaft aus und erscheint in meinen Augen fast wie ein literarischer George A. Romero, der seine sozialkritischen Aspekte geschickt in einen spannenden und blutigen Albtraum verpackt. Dadurch bedient er sowohl ein Publikum, das Wert auf reißerische Szenen legt, als auch intellektuelle Leser, die eine philosophische Botschaft in einem Werk erwarten. Jorden bewältigt diese Gratwanderung grandios, denn man wird mit „Georgetown-Sinnfinsternis“ tatsächlich in beiden belangen zufriedengestellt. Da wechseln sich Splattereinlagen mit philosophischen Gedanken ab, dass es eine wahre Freude ist. Vor allem die humoristische Art, die Reyk Jorden des Öfteren benutzt, um seinen Protagonisten zu charakterisieren, unterhält wirklich hervorragend. Vielleicht ist es gerade diese im ersten Moment absurd wirkende Mischung aus Humor und hartem, gewalttätigem Horror, die „Georgetown-Sinnfinsternis“ zu einem besonderen Zombieroman machen.
Kommen wir nun zum Ende des Romans, also zu der Auflösung. Auch wenn diese überraschende Wendung nicht unbedingt etwas Neues ist (wer kann sich in diesem Genre auch noch etwas wirklich Neues ausdenken?), so hat Jorden hier ein absolut glaubhaftes und erschreckendes Szenario entwickelte, das mich richtiggehend begeistert hat. Hinzu kommt, dass ab jenem Moment, in dem der Leser erfährt, was wirklich in Georgetown passiert, eine unglaublich dichte Atmosphäre geschaffen wird, die fast schon wie ein Film wirkt. Reyk Jorden besitzt überhaupt die Gabe, seinen Plot nahezu filmreif niederzuschreiben. Das endgültige Ende lässt kurzzeitig den Gedanken aufblitzen, dass es eventuell sogar mit Trent Adams weitergehen könnte, aber es könnte genauso gut ein deprimierendes, hoffnungsloses und offenes Ende darstellen, das dem Gesamteindruck des Romans entsprechen würde. Jorden ist auf alle Fälle ein Schriftsteller, den man im Auge behalten sollte, denn durch seine nicht alltägliche Schreibweise hebt er sich definitiv und wohltuend von anderen Genre-Autoren ab. „Georgetown-Sinnfinsternis“ macht Spaß, regt zum Nachdenken an und schockiert an manchen Stellen. Genau diese Mischung macht den Reiz dieses Romans aus.
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Fazit: Brutaler, atmosphärischer und philosophischer Zombieroman der etwas anderen Art.
© 2019 Wolfgang Brunner für Buchwelten