Das etwas andere Bloggervideo (Achtung: Spass, spontan und nicht seriös!)

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Das nachfolgende Video ist heute Abend einfach spontan während Fotoaufnahmen zustande gekommen. Es ist absolut unseriös, für Buchvorstellungen ungeeignet und gibt nicht mein literarisches Wesen wieder :-).

Ich bin kein Mensch für Videorezensionen oder -vorstellungen, ich bespreche meine Bücher lieber auf die altmodische Art (nämlich schriftlich).

Dennoch ist dieses spontane Video recht amüsant geworden und viele meiner Leser haben mich bislang weder in bewegten Bildern gesehen, noch meine Stimme gehört.

Also viel Vergnügen:

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© Buchwelten 2011

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Level 9 von David Morrell (4/5)

 

In Level 9 – dem Folgeroman zu Creepers – erwacht Frank Balenger im Krankenhaus. Dort wurde er nach dem dramatischen Ende im Paragon Hotel eingeliefert und benötigt eine ganze Weile um wieder zu Kräften zu kommen. An seinem Krankenbett wacht Amanda. Ihr hat Balenger in diesem Horror Hotel das Leben gerettet. Nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus zieht Balenger zu ihr, er weiss sowieso nicht wohin, denn seine verschleppte Ehefrau hatte er ermordet und verwest im Paragon Hotel gefunden. Zwischen den beiden entwickelt sich eine sehr intensive Liebesbeziehung und sie versuchen wieder ein normales Leben zu führen.

Dann werden sie durch eine sehr seltsame Nachricht/Einladung zu einem Vortrag über Zeitkapseln gelockt. Während dieses Vortrages fällt Frank und Amanda noch auf, wie die übrigen Besucher nach und nach den Saal verlassen, bevor sie das Bewusstsein verlieren. Sie wurden betäubt und wachen an unterschiedlichen Orten wieder auf.
Frank liegt am Strand vor dem Paragon Hotel und Amanda findet sich in einem Blockhaus in Wyoming wieder, wo sie mit vier ihr fremden Männern und Frauen eingesperrt ist. Sie erfährt über eine Stimme, die über Lautsprecher zu ihnen dringt, dass sie Teilnehmerin in dem Spiel eines Wahnsinnigen ist. An Flucht ist nicht zu denken, die Türklinken und sämtliche andere Ausgänge stehen unter Strom.

Die „Spieler“ werden mit Outdoor Anzügen, Boots, Funkkopfhöhrern, Mikros und GPS Sendern ausgestattet hinausgelassen. Sie bekommen Koordinaten mitgeteilt, die sie in ihr „Navi“ eingeben sollen. An diesem Zielpunkt angekommen warten Rätsel und Hindernisse auf sie und diese müssen sie lösen und überwinden um an die nächsten Koordinaten zu kommen. Sie bekommen 40 Stunden Zeit, dass Spiel zu gewinnen. Das ist genau die Zeit, die ein Spieler im Durchschnitt benötigt, ein Videogame komplett durchzuspielen. Gewinner ist, wer die Zeitkapsel „Grabmahl der Begierden“ findet. Wer versucht zu fliehen, wird getötet … denn irgendwo in ihrer Kleidung oder Ausstattung befindet sich Plastiksprengstoff. Natürlich macht sich Balenger auf um Amanda zu suchen und schafft es mit dem „Gamemaster“ in Kontakt zu treten. Nicht nur das, es stellt sich heraus, dass er Teil des Spiels  ist- denn Balenger fungiert als menschlicher Avatar…..

Mit „Level 9“ hat Morrell genau an „Creepers“ angeknüpft und wieder eine spannende, kurzweilige Lektüre geliefert. Diesmal hat er den Ort des Geschehens nach draussen, in die Natur verlegt. Ganz nach dem Motto: Nicht nur dunkle Orte und Räume verursachen Horror, das kann auch ein weites Feld in der Wildnis. Dies ist ihm auch wunderbar gelungen. Ein Videogame, das real gespielt wird, voller Hightech und kniffliger Rätsel, die an eine Schatzsuche erinnern. Darum geht es ihm auch. Die Zeitkapseln. Davon gibt es in der Geschichte unzählige, viele davon wurden im Laufe der Zeit vergessen. Hier hat er gut recherchiert, denn bis auf sein „Grabmal der weltlichen Begierden“ gibt es alle Zeitkapseln, die er im Roman erwähnt, wirklich. Ich lese seine Bücher sehr gerne. Spannend, ein bisschen gruselig und doch kein Horror. Nenne ich sie einfach mal Abenteuer-Thriller ;o). Mir persönlich hat Creepers  besser gefallen, weil die Düsternis im alten Paragon Hotel mich mehr hat bibbern lassen als die freie Wildbahn. Auch wenn es hier Fallen gab, konnte man mache Dinge eher vorhersehen.

Daher bekommt dieser Folgeroman von mir im Gesamturteil 4 von 5 Sternen.

 

© Buchwelten 2011

Der alte Mann und Mr. Smith von (Sir) Peter Ustinov (3/5)

 

 

Nach vielen, ewigen Jahren treffen sich Gott und sein Pendant Satan, genannt Mr. Smith, auf der Erde um – mit einer menschlichen Hülle versehen – zu ergründen, wie es um die Entwicklung der menschlichen Schöpfung steht.
Beide tauchen aus dem Nichts – sie materialisieren sich – auf einem Gehsteig in Washington DC auf, wo ihre Reise anfängt.
Die Probleme beginnen bereits beim einchecken in einem Hotel, wo es die ersten Schwierigkeiten gibt, als Gott seinen Namen mit G-O-T-T buchstabiert, darauf beharrt, dass er keinen Nachnamen hat und er zum Zahlen der Rechnung das Geld aus seiner Tasche „zaubert“, leider ist die Währung nicht der Zeit entsprechend…..

Sie werden wegen Falschmünzerei festgenommen und ins Gefängnis gebracht. Von dort herauszukommen und die Reise fortzusetzen stellt für das ungleiche Paar natürlich keine Schwierigkeit dar. Aber dies, verbunden mit dem Falschgelddelikt von Gott, ruft das FBI in Aktion, dass ihnen nun auf ihrer Reise quer über die von ihnen geschaffene Welt auf den Fersen ist.

Eine turbulente Reise durch Amerika, England, Russland, China, Japan und Indien beginnt und in jedem Land treffen sie auf Menschen, denen sie gerne klarmachen möchten, wer sie sind… nur dass die Menschen eher an die Existenz von ausserirdischen Wesen glauben, als an die Realität von Gott und dem Teufel. Und dass diese zwei auch noch miteinander unterwegs sind, passt natürlich überhaupt nicht ins Weltbild.

Peter Ustinov ist ein Mensch mit Humor, mit einem besonderen Humor und genau der spiegelt sich in diesem Roman um den Allmächtigen und den Teufel wieder. Gott ist in dieser Geschichte eine sehr liebe (dicke) Figur, etwas vergesslich ab und an, aber sehr locker und vor allem lustig. Blondes, gelocktes Haar, Bart, gewandet in ein Nachthemd und mit weissen Tennisschuhen an den Füssen. Der Teufel, der ja eigentlich ein Engel war, bevor Gott ihn wegen Aufmüpfigkeit aus dem Himmel warf, hat auch viele nette Züge und ist vor allem sehr gut informiert, was in der Welt so vor sich geht. Mr. Smith ist hager, hat ein Gesicht, dass einer Dörrpflaume gleicht, hat langes, fettiges Haar und ein supermodernes Shirt, dass er in einem Schwulenbadehaus gestohlen hat. Diese beiden Figuren hat er sehr gut geschaffen und ich habe oft richtig lachen müssen.

Das Buch liest sich schnell, wobei ich es oft als Auf und Ab empfunden habe. Erst voller Humor und schöner Szenen und dann wieder ein wenig langatmig und sich wiederholend. Das hat mich persönlich – ab der Hälfte etwa – schon etwas gelangweilt, auch wenn die Orte der Besuche wechselten.

Ein schöner Zeitvertreib, der Gott und den Teufel sehr menschlich macht und zeigt, dass die Beiden sich ziemlich gut verstehen. Auf Grund der längeren, für mich schwächeren Stellen erhält dieses Buch von mir insgesamt

3 von 5 Punkten.

Terror von Dan Simmons (5/5)

 

England im Frühjahr 1845.

Die beiden Schiffe HMS Terror und HMS Erebus stechen unter dem Kommando von Sir John Franklin in See um die legendäre Nord-West Passage in der Arktis im Pazifik zu entdecken.
Kapitän der HMS Terror ist Francis Crozier, ein zur Trunkenheit neigender Mensch, was seine Qualitäten zur Führung eines Schiffes und seiner Besatzung allerdings nicht im Geringsten schmälert.

Die Besatzung der beiden Schiffe beläuft sich auf 129 Mann, es sind Vorräte für mehrere Jahre vorhanden.

Zunächst kommen die Schiffe gut vorwärts, doch dann werden sie vom Packeis gefangen genommen und es führt kein Weg mehr heraus. Die Temperaturen belaufen sich auf mitunter -45 °C, und unter Deck selber empfindet die Besatzung Temperaturen um dem Gefrierpunkt dann schon als „warm“. Geheizt wird höchstens noch eine Stunde am Tag um Kohle zu sparen, sollte das Eis aufbrechen und eine Fahrt der Schiffe möglich sein.
Die Vorräte werden knapp oder sind verdorben, was auf die Halsabschneiderei eines Konservenfabrikanten zurückzuführen ist.
Die Seeleute werden schwächer, erkranken an Skorbut und viele sterben…

Mit der Zeit scheint klar zu sein, dass die Schiffe nicht mehr fahren werden, die Besatzung macht sich mit Booten, Schlitten und Zelten auf den beschwerlichen Weg über das Eis um auszukundschaften ob es irgendwo offene Fahrrinnen gibt, über die sie entkommen können.
Hier macht ihnen nicht nur das verdammte Packeis das Leben zur Hölle, die Seeleute werden von einem riesigen weißen Wesen verfolgt und bedroht, dass sich regelmässig Opfer aus ihren Reihen zieht und bestialisch tötet! Was ist das für ein Wesen? Für einen Polarbären der Arktis ist es viel zu gross und gegen Kugeln oder Schrot scheint es immun zu sein.

Über 960 Seiten in denen eigentlich nichts passiert, ausser Eis, Eis und nochmals Eis – und dennoch passiert soviel … und die Geschichte fesselt vom Anfang bis zum Ende. Mich zumindest. Manch einem Leser mag es langatmig erscheinen aber ich habe jede einzelne Seite dieser Geschichte genossen und habe mit der Besatzung gelitten, gehofft und mich gefreut oder getrauert.

Dies ist mein erster „Simmons“ und er hat mit TERROR einen historischen Roman geschaffen, der geschichtlich nachvollziebar ist und eine fiktive Geschichte beinhaltet. Die Besatzungsliste stimmt bis auf den letzten Mann, er hat hier sehr gut recherchiert. Jede einzelne Person ist im Anhang aufgeführt. Simmons hat ausserdem im Anhang alle Begriffe der Seefahrt erklärt – und sei es nur der kleinste Fachbegriff. Dies habe ich gerne und ausgiebig genutzt, denn viele Bezeichnungen kannte ich nun einmal nicht. Die Eskimobegriffe hat er ebenfalls übersetzt und zwar in der Reihenfolge in der sie im Buch erscheinen.

Simmons hat mich mit diesem Roman gefesselt, der gewiss nicht nur historisch ist. Er hat viel mystisches in sich, denn das verfolgende Wesen ist nunmal nicht irgendein Polarbär. Das Leiden der Männer, die Krankheit, der Hunger – all das hat mich wirklich mitgenommen und ich war so sehr auf das Ende gespannt, das mich auch nicht enttäuscht hat, wobei von einem Happy End nicht die Rede sein kann.

Er hat das Buch anfangs in Zeitsprünge aufgeteilt, was heisst, es beginnt mit einem Kapitel wo die Schiffe bereits im Eis festsitzen und dann springt er immer mal in die Vergangenheit und die Vorgeschichten einzelner Figuren zurück, daher wird dieses Buch eben keineswegs langweilig oder zieht sich in die Länge. Immer wieder gibt es Kapitel, die aus Tagebuchauszügen des Dr. Goodsir bestehen und in der alten Sprache geschrieben sind! Hier muss ich unbedingt den Übersetzer Friedrich Mader, für seine erstklassige Arbeit loben. Er hat diese Worte einfach fantastisch in die damalige Schreibweise übersetzt!

Mein Fazit: Ein erstklassiger historisch-mysteriöser Roman in einem erstklassigen Schreibstil, der Dank der guten Übersetzung einfach nur Spass macht und fesselt. Ich habe sehr viel über die Seefahrt und die Arktis gelernt und jedes einzelne Kapitel genossen und war dann doch traurig als die Geschichte vorbei war, denn irgendwie war es immer „heimelig“ diesen Roman wieder in die Hand zu nehmen und weiterzulesen.

Volle Punktzahl 5 von 5 für diesen Roman

Die Jagd von Richard Laymon (3/5)

Die sechzehnjährige Jody übernachtet bei ihrer Freundin Evelyn und wacht mitten in der Nacht durch ein Geräusch auf. Gemeinsam mit ihrer Freundin will sie nachsehen, ob jemand ins Haus eingedrungen ist. Kaum öffnen sie die Tür, wird Evelyn von einem Speer durchbohrt und stirbt auf der Stelle. Jody gelingt die Flucht und sie stößt im Haus auf den zwölfjährigen Bruder Evelyns, Andy. Mutter und Vater wurden ebenfalls von einer Horde Unbekannter auf brutale Weise ermordet. Jody und Andy können aus dem Haus fliehen und wähnen sich nach einer wilden Verfolgungsjagd in Sicherheit. Doch einer der Täter gibt nicht auf und heftet sich an die Fersen der Kinder, um sie zu finden und zu töten, denn beide haben sein Gesicht gesehen…

Richard Laymon ist Garant für Achterbahnfahrten, zumindest was das Spannungsniveau eines Romans angeht. Wie bei (fast) jedem seiner Romane wird hier ein Pageturner geliefert, der einem Horrorfilm der Achtziger Jahre gleicht. Laymons Schreibstil ist wahrlich nicht der beste, aber er schafft es dennoch immer wieder, einen in Atem zu halten. In einfachen, knappen Sätzen schildert er die Flucht der beiden Kinder und erzählt hin und wieder aus der Sicht des Mörders. Diese Szenen sind teilweise überraschend gut gelungen und machen wirklich Spaß. Die Unterhaltungen der Kinder jedoch grenzen oft an unfreiwillige Komik und machen vieles der aufgebauten Spannung zunichte.

Hin  und wieder stören die knappen Sätze, tun der Spannnung aber keinen Abbruch. Der Roman ist in der Tat wie ein Film: man sieht die Schockmomente wie auf einer Leinwand vor sich, erschrickt, fiebert mit den Protagonisten und kann es nicht sein lassen, weiter zu lesen.

Zwischen der sechzehnjährigen Jody und dem zwölfjährigen Andy entwickelt sich eine Art Teenager-Liebesgeschichte, die für mich völlig unglaubwürdig geschildert wird. „Erotische“ Szenen wirken durch das Alter der Kinder lächerlich und spürbar gekünstelt, machen das ganze Bild des Romans aus meiner Sicht kaputt.

Fazit: Nette Unterhaltung. Spannend. Literarisch nicht wertvoll, aber auf alle Fälle eine kurzweilige Action-Geschichte. Wer Filme wie „Halloween“, „Freitag, der 13.“ und Konsorten mag/mochte, wird keinesfalls enttäuscht. Vorausgesetzt die Meßlatte der literarischen Qualität wird nicht zu hoch gesetzt.

3 von 5 Punkten

Erinnerung an meine traurige Huren von Gabriel García Márquez (4/5)

 

Zu seinem neunzigsten (!) Geburtstag macht sich der Ich-Erzähler selbst ein ganz besonderes Geschenk: eine Nacht mit einer jungen, wunderschönen Prostituierten, die noch Jungfrau ist. Sein ganzes Leben lang hat der alte Mann Liebe gegen Bezahlung erhalten und will nun kurz vor seinem Tod noch einmal etwas Neues erleben. Wie sich herausstellt, geht es ihm aber nicht um Sex, sondern um die wahre Liebe, die er sein ganzes Leben lang vergeblich gesucht und lediglich durch käufliche erhalten hat. Er verbringt viel Zeit mit der Schönheit in einem Bordell, dessen Inhaberin er gut kennt und die ihm die Minderjährige besorgt hat. Am Ende erkennt er, dass nicht die körperliche sondern die „geistige“ Liebe ein wahres Geschenk und etwas Wunderbares ist.

„Dünnes Buch, großer Inhalt“, so wird Márquez‘ Roman über die Liebe im Alter oft beschrieben und ich muss sagen: diese vier Wörter treffen das Werk schon ziemlich gut. Der Autor versteht es, in wenigen Sätzen eine melancholische, traurige aber auch lebensbejahende Atmosphäre zu schaffen, wie man es von ihm gewohnt ist. „Hundert Jahre Einsamkeit“, „Die Liebe in den Zeiten der Cholera“ und „Von Liebe und anderen Dämonen“ waren Glanzleistungen, die sich mit „Erinnerung an meine traurigen Huren“ leider nicht in dem Maße fortsetzen wie von mir gedacht (oder gewünscht). Márquez, zum Zeitpunkt des Erscheinens selbst fast achtzig Jahre alt, vermittelt großartig das Gefühl des Älterwerdens, das von einer Art Gleichgültigkeit begleitet wird, die Tabuthemen als „normal“ behandelt. Der Protagonist will diese Nächte mit der Jungfrau haben, also sieht er zu, dass er sie auch bekommt. So einfach ist das im Alter, will uns Márquez Glauben machen, schafft es aber bisweilen nicht ganz.

Zu schnell schreitet die Handlung in meinen Augen voran, um dem Werk die Tiefe zu geben, die es aufgrund seiner wirklich schönen Thematik verdient hätte. Man hätte durchaus mehr aus dem seltsamen Zusammentreffen von „Jung“ und „Alt“ machen können. Geeignete Szenen gäbe es allemal, die ein paar Sätze mehr verdient hätten.

Alles in allem ist „Erinnerung an meine traurige Huren“ dennoch eine wunderschöne Geschichte über einen Mann, der sich in hohem Alter einen Traum erfüllt und dadurch lernt, dass Liebe etwas Wunderbares ist und das Leben mit neunzig Jahren keinesfalls zu Ende ist. Gabriel García Márquez‘ Roman hat viele poetische, philosophische Stellen, die aber trotz der kurzen Geschichte irgendwie untergehen und nicht so in den Vordergrund treten, wie sie sollten.

Im Gegensatz zu den obengenannten Romanen des Autors gibt es hierfür „nur“ 4 von 5 Punkten.

Tatiana des Rosnay – Sarahs Schlüssel (5/5)

 

 

Paris, Juli 1947. Die zehnjährige Sarah lebt mit ihren Eltern und ihrem kleinen Bruder Michel in Paris, sie sind Juden. Sarah und ihr Bruder liegen bereits im Bett als es an der Tür klopft und die gesamte Familie aufschrecken lässt. Sie wissen von den gefährlichen deutschen Soldaten, aber als sie sehen, dass sich vor der Tür französische Polizisten befinden, sehen sie sich nicht weiter in Gefahr.

Die Polizisten fragen nach dem Familienvater, der sich aber auf Grund von Gerüchten bereits seit Tagen im Keller versteckt hält, wie viele andere jüdische Männer auch.

Die Polizisten weisen Sarahs Mutter an, Kleidung für einige Tage zu packen und ihnen zu folgen. Sarah reagiert schnell, sie sagt ihrem kleinen Bruder er solle sich in ihrem Geheimversteck verkriechen. Ein tiefer, absolut unauffälliger Wandschrank, ausgestattet mit Kinderbüchern, Kuscheltieren und einem Krug Wasser. Sie schließt ihn dort ein, mit dem Versprechen ganz bald wieder zu kommen und ihn zu befreien, doch Sarah kann nicht zurückkehren…..

Sie wird gemeinsam mit vielen tausend anderen Juden ins Velodrome d’Hiver gebracht, kurz Vel D’Hiv. Ein grosses Stadion in dem u.a. Radsportrennen ausgetragen wurden mit einer grossen Glaskuppel. Dort werden die Juden von der französischen Polizei eingepfercht und unter absolut menschenunwürdigen Verhältnissen festgehalten. Von dort aus werden die Familien in Lager ausserhalb der Stadt gebracht und dort nimmt das Schicksal ihren Lauf…

Sechzig Jahre später… Julia  ist Amerikanerin, Journalistin und lebt mit ihrem französischen Mann und der gemeinsamen Tochter seit 25 Jahren in Paris.

Zum 60sten Jahrestag des Vel D’Hiv soll sie eine Story für ihre Zeitung über dieses Ereignis schreiben. Julia hatte von dieser Polizeiaktion nie etwas gehört, obwohl der Holocaust und die Judenverfolgung auch in Amerika im Geschichtsunterricht behandelt wurden. Nur, dass die französische Polizei in einer grossen Aktion mit verwickelt war, kam dort nicht an. Kein Wunder, die Franzosen reden nicht gerne darüber und schweigen sich somit über dieses Thema aus.

Während ihrer Recherche erfährt Julia, dass Sarah mit ihrer Familie genau in der Wohnung lebte in die sie mit ihrer Familie alsbald einziehen soll. Seit Ende Juli 1942 ist diese Wohnung im Besitz der Familie ihres Mannes. Und nachdem seine Grossmutter von dort in ein Pflegeheim wechselte war klar, dass Julia mit ihrer Familie dort einzieht.
Als Julia dies erfährt, lässt ihr die Geschichte um Sarah keine Ruhe mehr. Wusste die Familie ihres Mannes über die Juden, die dort lebten. Wissen sie ob Sarah wirklich zurückkam oder was mit ihr geschah???? Julia hört mit ihren Nachforschungen nicht auf, bis sie das Geheimnis gelüftet hat.

 

Dieses Buch hat mir sehr gut gefallen. Es war wirklich schlimm, was die Thematik angeht. Sicher wusste auch ich einiges über den Holocaust und habe vieles darüber gelesen, ehemalige Konzentrationslager besucht und einiges in der Schule gelernt.
Aber dass die französische Polizei auf Veranlassung der Nazis tausende Juden in der Nacht vom 16.07.1942 aus ihren Wohnung getrieben, ihn ein Stadion gepfercht, danach in Lager verfrachtet, die Mütter, Väter von den Kindern getrennt, die Kinder sich selbst überlassen und die Erwachsenen nach Ausschwitz transportiert hat, wusste ich auch nicht.
Eine erschreckende Geschichte, die de Rosnay verbunden mit einer erfundenen Geschichte extrem gut vermittelt hat. So fiktiv wird die Geschichte vllt. gar nicht sein, denn passieren hätte sowas sehr wohl können. Der Schreibstil war sehr angenehm, die Autorin hat die Gefühle und Gedanken der Protagonistinnen sehr real rübergebracht.

Ich habe dieses Buch verschenkt, an einen lieben Menschen, der sich ebenso sehr für dieses Thema interessiert. Aber die zwei weiteren Bücher, die Tatiana de Rosnay noch geschrieben hat, werde ich garantiert lesen.

Sarahs Schlüssel bekommt von mir für das Genre geschichtlicher Roman 5 von 5 Punkten!

 


Drood von Dan Simmons (5/5)

Der neue Roman von Dan Simmons erzählt die letzten Jahre des Charles Dickens aus der Sicht seines besten Freundes aber auch Konkurrenten Wilkie Collins.

Bei einem schweren Eisenbahnunglück finden viele Menschen den Tod. Dickens ist einer der Überlebenden und lernt nach der Katastropge inmitten von Leichen und Sterbenden einen geheimnisvollen Fremden, der sich Drood nennt. Ab diesem Zeitpunkt ist Dickens verändert, wirkt manchmal nahezu besessen von der schauerlichen Gestalt, die immer mehr sein Leben zu bestimmen scheint.

Collins, der Drood für eine Halluzination seines Freundes hält, muss nach einigen Erlebnissen mit Charles Dickens feststellen, dass es ohne weiteres im Bereich des Möglichen liegt, dass es diesen mysteriösen Fremden doch gibt.

In einem Strudel aus Wachzustand, Drogenrausch und Delirium gerät Collins immer mehr in einen Sog, aus dem er sich nicht mehr zu befreien mag, bis er schließlich wie Dickens von Drood besessen scheint…

Simmons ist ein Meister der Worte. Bereits mit „Terror“ hat er mir so manches Mal den Atem mit seinen grandiosen Sätzen geraubt, „Drood“ steht seinem Vorgänger in dieser Hinsicht in nichts nach. Virtuos bringt der Autor Wahrheit und Erfundenes zum Verschmelzen, sodass man als Leser bald die Übersicht verliert, wo das historische Ereignis endet und die Fantasie Simmons‘ anfängt. Philospohie und Humor, Spannung und hochwertige Literatur machen „Drood“ zu einem weiteren Klassiker aus der Feder von Dan Simmons für mich.

Ich kann meine Euphorie schwerlich verbergen angesichts solch einer meisterhaften Erzählung. Wie bei vielen anderen Büchern von Simmons mag der ein oder andere Leser Langeweile empfinden, für mich sind gerade diese ausführlichen Beschreibungen, die manches Mal sogar an Thomas Mann erinnern, ein exzellentes Lesevergnügen.

Dickens‘ Eigenarten, seine exzentrische Art und Arroganz werden ebenso glaubwürdig geschildert wie Collins‘ Neid, aber auch Verehrung gegenüber seinem „Meister“. Simmons gelingt ein herausragendes Porträt des London im Jahr 1865. Die verbotenen Opiumhöhlen sind förmlich zu riechen und die Verwirrtheit nach etlichen Schlucken Laudanum ist dem Ich-Erzähler Wilkie Collins bei den Schilderungen seiner Erlebnisse desöfteren anzumerken. Hautnah erlebt der Leser die Londoner Unterwelt mit, nimmt Teil an den teils liebevollen, teils neiderfüllten Unterhaltungen, die die beiden Schriftsteller bei Spaziergängen führen. Gelungen schafft der Autor es, sich in die Lage Collions‘ zu versetzen, der Charles Dickens mit völlig anderen Augen als die Bevölkerung sieht. Die Obsessionen beider Männer sind aus meiner Sicht perfekt eingefangen und zeigen ein glaubwürdiges Bild jener Zeit, in der noch andere Werte zählten als in unserer Welt.

Zwar mit „Terror“ nicht zu vergleichen, begibt sich Dan Simmons aber auch bei „Drood“ (ebenso wie bei „Ilium“ und „Olympos“) in neue Gefilde, begann er doch seine Karriere mit hochwertigen Science Fiction-, Horror- und Thriller-Romanen.

Hervorragend recherchiert weist der Roman für mich keinerlei störenden Längen auf, sondern verhilft dadurch sogar zu einem völligen Abtauchen in eine mystische Vergangenheit.

Trotz des Umfangs schafft Simmons den Spannungsbogen und das hohe Niveau bis zum Ende aufrecht zu erhalten, um dann sogar noch einen grandiosen Schluss zu erschaffen, den man nicht so schnell wieder vergisst.

Auf alle Fälle volle Punktzahl: 5 von 5 Punkten (gäbe es mehr, würde ich noch einen drauflegen)

Ein winziger Makel von Nancy Huston (4/5)

 

 

Die Geschichte ein winziger Makel erzählt Lebensabschnitte von Personen aus vier Generationen.

Sie beginnen im Jahre 2004 und reichen zurück bis in den Zweiten Weltkrieg. Die Protagonisten haben alle eines gemeinsam: einen winzigen Makel (ein Muttermal), der bei allen Familienmitgliedern vorhanden ist aber immer an anderen Stellen.

 

Erzählt werden die Geschichte von Sol (im Jahre 2004), die seines Vaters Randall (im Jahre 1982), die seiner Großmutter väterlicherseits (im Jahre 1962) und seiner UGM Erra (im Jahre 1944-45).

Die Geschichte ist in vier Teile geteilt, beginnt mit der Erzählung von Sol im Jahre 2004 und endet mit Erra, seiner Urgroßmutter im Jahre 1944-45. Im ersten Teil, Sols Teil, lernt man alle Figuren in der Jetzt-Zeit kennen. Sol ist 6 Jahre alt und erzählt aus seiner Sicht, die im Zeitalter des Internet ziemlich heftig ist, teilweise musste ich schmunzeln aber vieles stimmte mich auch nachdenklich. In den Folgeteilen erzählen die jeweiligen Personen dann auch aus ihrer Sicht und alle sind im Alter von 6 Jahren wenn sie erzählen.

 

Man erfährt so natürlich die Hintergründe zu den Wesenszügen und Handlungen der Personen zu Sols Zeit, weil ja rückblickend erzählt wird und das finde ich sehr gut gemacht. So hat man einen Blick auf die Dinge aus verschiedenen Blickwinkeln. Die Erzählung reicht, wie gesagt, zurück in den Zweiten Weltkrieg in dem es Gang und Gäbe war, dass die Nazis Kinder aus z.B. Polen oder der Ukraine gestohlen und in deutsche Familien eingebracht haben. Der Grund war die „deutschen Verluste zu ersetzen“. Viele Kinder waren damals so klein, dass sie sich an ihre wirklichen Familien nicht mehr erinnern konnten.

Dieser letzte Teil wurde mir ein bisschen zu wenig vertieft, ich hätte am Schluss gerne mehr erfahren, wie das vonstatten ging und was nach Kriegsende genau mit diesen Kindern geschah. Dies ging mir dann alles ein bisschen schnell. Ansonsten hat mir das Buch sehr gut gefallen, ein angenehmer Schreibstil, ein Buch mit einer ruhigen Stimmung und daher bekommt es von mir

insgesamt 4 von 5 Punkten.

Mr. Monster von Dan Wells (5/5)

 

 

Der Folgeroman zu „Ich bin kein Serienkiller“ knüpft direkt an die Handlung der ersten Teils an.

John ist nun 16 Jahre alt, wird in seinem Ort als Held gefeiert, die Serienmorde haben aufgehört und die Bewohner wissen, dass er irgendwie damit zu tun hatte, auch wenn seine Mutter und er die absolute Wahrheit nicht sagen (können).

John fühlt sich in dieserm Teil zu einer Mitschülerin hingezogen, was ihm Angst macht, denn um den Killer aus dem ersten Teil auszulöschen hat er seinen Mr. Monster (seine dunkle Seite) laufen lassen und dieser Mister ist bei weitem nicht gewillt, wieder hinter seiner Mauer zu verschwinden. Deshalb ist er in Sorge, dass er dem Mädchen etwas antun könnte, wenn er sie zu nahe an sich heran lässt.

Ein Mitarbeiter des FBI scheint irgendetwas zu ahnen, so hat er sich nach der ersten Mordserie im Ort einquartiert, arbeitet dort in der Polizeiwache und stellt John immer wieder Fragen, wenn er ihn in sein Büro zitiert.

Nun geschehen plötzlich wieder Morde, nur sind die Opfer dieses mal keine kräftigen, erwachsene Männer, sondern junge Frauen. Sie wurden schrecklich gefoltert, die Leichen (die natürlich zum Teil wieder in der Leichenhalle seiner Mutter einbalsamiert werden) weisen extreme Wunden und Verletzungen auf.

John kann nicht anders, er beginnt wieder einmal mit Hilfe von Mr. Monster ein Täterprofil zu erstellen und wird plötzlich ungewollt eine Hauptfigur im grausamen Spiel des Serienkillers…..

 

Der Zweite Teil ließ sich genauso rasant lesen wie der Erste. Die kurzen Kapitel haben mich wieder dazu gebracht, dass Buch nicht aus der Hand legen zu können und ich hatte es am selben Tag durchgelesen, als ich es begonnen hatte. Wieder einmal kamen die Charakterzüge des Protagonisten real und intensiv rüber, seine Gefühlswelt (sei sie gut oder furchtbar) wurde dem Leser sehr Nahe gebracht. Ich fand die Beschreibungen der Folterszenen teilweise sehr krass, es ist ab und an nichts für schwache Nerven. Wieder gab es einen Einfluss der Fantasy, dies knüpfte ebenso an den ersten Teil nahtlos an.

Dennoch ein gelungener Thriller, der knackig geschrieben ist aber dennoch mehr als einfache, kurze und knappe Sätze zu bieten hat!

Wieder volle 5 von 5 Punkten.