Erschienen als Taschenbuch
im Verlag Der Romankiosk
insgesamt 324 Seiten
Preis: 10,99 €
ISBN: 978-3-453-32074-1
Kategorie: Science Fiction, Thriller
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In der Nähe des Polarkreises hat sich ein Multimillionär ein eigenes Reich erschaffen und nach französischen Vorbildern ein Schloss errichtet.
Die Komponistin Bettina Bernau erzählt von ihrem Aufenthalt auf dieser Insel, denn sie ist eingeladen worden, um einem Mythos auf den Grund zu kommen. Denn der Millionär und seine Helfer sind fest davon überzeugt, dass Jesus Christus nicht der Messias war, sondern der »wahre Erlöser« erst noch kommen würde. Auf der Insel soll alles für seine Ankunft vorbereitet werden und Bettina soll eine entsprechende Musik komponieren. Dabei gerät Bettina sie jedoch in ein Netz aus Intrigen und Machtkämpfen …
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Ich wusste absolut gar nicht, was mich bei diesem Roman erwarten würde. Ich hatte natürlich aufgrund des Klappentextes eine Handlung mit religiösem Hintergrund erwartet (was ich nicht gemocht hätte) und wurde aufs Positivste überrascht. Alfons Winkelmann hat einen Roman geschrieben, der ganz nach meinem Geschmack ist und sich vom üblichen Einheitsbrei wohltuend abhebt. Auf sehr ruhige und einfühlsame Art und Weise erzählt der Autor eine Geschichte, die sich vielmehr philosophischen Gedanken als Spannungsmomenten bedient, was aber nicht bedeutet, dass „Die Insel der Wahrheit“ nicht spannend wäre. Denn die Erlebnisse und Gedankengänge der Protagonistin sind geradezu spektakulär, wenn man sich auf das Ganze einlassen kann. Denn eine gewisse Offenheit muss der Leser schon aufbringen, um den Beschreibungen des Autors folgen zu können.
Winkelmann beschreibt Dinge, von denen man denkt, dass sie eigentlich gar nicht beschrieben werden können. Es fühlt sich manchmal an, als lese man eine faszinierende Reise in sein eigenes Ich, wenn man den Beschreibungen folgt, in denen der Autor beispielsweise die Beschaffenheiten der Musik ergründet. Sehr philosophisch und mit wunderschönen Worten macht Winkelmann auf äußert beeindruckende Weise Musik sichtbar. Es ist schon sehr speziell und intellektuell, was Alfons Winkelmann da verfasst hat, weshalb wahrscheinlich die meisten „einfach gestrickten“ Leser mit dieser Geschichte nichts anfangen können und nicht genügend Eigeninterpretationen in den Stoff zulassen. Für mich war „Die Insel der Wahrheit“ eine echte Überraschung, die meinen Nerv vollkommen getroffen hat.
Was dem ungeduldigen Leser mit Sicherheit aufstößt, ist die „dahinplätschernde“ Handlung, die – vom Finale abgesehen – augenscheinlich nicht vorwärts kommt. Fast kommt es einem vor, als lese man das literarische Pendant zu einem Terrence-Mallick-Film: Entweder man liebt das Ergebnis oder man hasst es beziehungsweise kann nichts damit anfangen. Alfons Winkelmanns Roman ist nichts für ein Massenpublikum, weil er von den meisten schlichtweg nicht verstanden wird. In mir hat der Autor hingegen einen neuen Anhänger gefunden, der mich mit seiner Poesie und Philosophie überzeugen und vor allem packen konnte. „Die Insel der Wahrheit“ war für mich ein beeindruckender, atmosphärischer Ausflug in eine literarische Welt, wie man sie nur selten zu Gesicht bekommt.
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Fazit: Beeindruckend, poetisch, philosophisch. Ein hypnotisierendes Werk.
©2020 Wolfgang Brunner für Buchwelten