Queen Elisabeth II – Das offizielle Buch der „The Times“

Erschienen als gebundene Ausgabe
im Heel Verlag
insgesamt 336 Seiten
ISBN: 978-3-96664-559-1
Kategorie: Biografie

Über 70 Jahre lang war sie als Königin von England im Amt. Dieses Buch beschreibt ihr Leben, von klein auf bis zu ihrem Tod. Es ist das offizielle Buch der Tagezeitung The Times, welches vollständig aktualisiert wurde.

Es handelt sich hier um keinen reinen Bildband, auch wenn es wirklich viele tolle Fotos in sehr guter Qualität gibt. Das Buch zeigt sowohl offizielle, als auch private Fotos, die man noch nicht so gesehen hat. Außerdem beinhaltet das Buch viele Originalartikel der Times und kurze Texte von Autoren, Journalisten und Historikern. Dadurch bekommt man als Leser auch einige persönliche Blicke in das Leben der Frau Elisabeth.

Ich möchte mich nicht als begeisterter Royal beschreiben, ich bin einfach, wie viele andere sicher auch, durch die Netflix-Serie The Crown ein bisschen angefixt worden. Ich kenne die Queen mein ganzes Leben lang. Sie war immer die Königin von England und natürlich habe ich auch einiges mitbekommen: Charles und Diana, ihren schrecklichen Tod und andere Dinge, das Königshaus betreffend. Aber ich habe noch nie ein Buch darüber gelesen oder eine Biografie der o.g. Royals.


Aber als ich dann anfing The Crown zu schauen, wurde mir Lilibet sympathisch. Die Frau, die ich immer als kühl und distanziert empfand; war eine junge Frau, gerade mit Philip verheiratet und so verliebt in ihren Mann, als sie ungewollt in diese Rolle plumpste, von der damals keiner dachte, dass sie sie überhaupt einmal übernehmen muss. Sicher, eine Netflix-Serie ist vlt. nicht die beste Methode etwas über die Hintergründe eines Lebens zu erfahren. Aber ich bin sicher, dass sich doch – gerade historisch – sehr an die Wahrheit gehalten wurde.

Darüber muss ich nun auch nicht schreiben, denn es geht ja um das vorliegende Buch, was ich auf Grund meines geweckten Interesses bekommen habe.

Mir hat das Buch sehr gefallen, es ist optisch schön und von guter, schwerer Qualität. Es hat wirklich Gewicht, denn die Blätter sind schweres Hochglanzpapier. Es handelt sich um eine gebundene Ausgabe, die wirklich wertig ist.

Wer sich also für das Leben und die Regentschaft der Queen in allen Facetten interessiert, ob nun als leidenschaftlicher Royalist oder einfach nur laienhafter Fan wie ich, wird definitiv seine Freude an diesem Buch haben.

© MB für Buchwelten

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Das Leben und die Musik von Peter Gabriel von Daryl Easlea

Erschienen als gebundene Ausgabe
im Hannibal Verlag
insgesamt 496 Seiten
Preis: 9,99 €
ISBN: 9783854454595
Kategorie: Biografie

Peter Gabriel, wurde ursprünglich bekannt durch Genesis und ist mittlerweile einer der größten und bedeutendsten Solokünstler überhaupt. Bekannt dafür, dass er sich immer wieder neu erfindet, nie im gleichen Fahrwasser bleibt.

Dafür, dass er sich für Menschenrechte einsetzt, dass er Musik aus fremden Kulturen in seine Musik einfließen lässt und Musikern aus aller Welt mit seinem Label Real World und auf seinen WOMAD Festivals eine Plattform gibt.

Peter Gabriel ist nicht einfach nur ein Musiker, er ist etwas Besonderes …

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Ich bin wahrscheinlich eine der eher seltenen Fans, die keinen Schimmer hatten, dass Peter Gabriel Gründungsmitglied und Sänger von Genesis war. Ich lernte Peter Gabriel, ich glaube, 1986 (16 Jahre alt) kennen, denn rückblickend war die SO wohl schon erschienen. Für mich war das erste Album, das ich kennenlernte, die Plays Live und dann rückwärts Cars, Scratch, Melt, Security und die deutschen Alben. Erst dann kam für mich die SO, die so völlig neu und anders als die ersten Solo-Alben war. Ich liebte Songs wie „Here comes the Flood“, „Games without Frontiers“ (wie oft haben wir die deutsche Version gehört und rauszubekommen, ob er wirklich „Ihr seid auch gefi$$t“ singt?☺).

Die Biografie erzählt sehr ausführlich die Anfänge von Genesis, das Kennenlernen der Jungs auf dem Internat, die ersten Jahre als Band, die Wechsel der Musiker, die Versuche einen Plattenvertrag zu erhalten, die ersten Konzerte. Inzwischen kenne ich durch meinen Mann auch die alten Genesis-Alben, aber erfahren habe ich durch dieses Buch unheimlich viel und es war absolut spannend und interessant. Irgendwie hängen sie doch alle zusammen und jeder kennt jeden und produziert oder spielt als Musiker mit. Ich habe mir im Anschluss an den ersten Teil erst einmal alte Genesis Videos angesehen, denn Stücke wie Musical-Box (Fuchsköpfe oder Blumen) waren mir neu. Ich fand es toll und damals war Peter Gabriel schon sehr vielseitig und ideenreich.

Für mich ging es dann mit Teil 2 so richtig los. Die ersten Alben, Hintergrundinfos zur Entstehung der Songs, der Musik, der Musiker, die in den Anfängen dabei waren. Auch für mich gab es noch so viele tolle und interessante Dinge zu erfahren. Die Biografie springt von Album zu Album, erklärt die Entstehung, die Bedeutung der Texte. Aber auch die Gründung des WOMAD-Festivals, sein Einsatz für Menschenrechte, Peters Liebe zur afrikanischen Musik und deren Einsatz in seinen Songs, der Bau der Real World Studios, all das wird ausführlich erzählt und beschrieben. Auch privat lernen wir Peter Gabriel ein wenig kennen, den scheuen, freundlichen und doch oft rastlosen Menschen. Der in jungen Jahren Vater von 2 Töchtern wurde und im reifen Alter Vater von 2 Jungs.

Wie man sieht, es kommt nichts zu kurz: die Biografie ist interessant, fesselnd und ein Muss für alle Fans von Peter Gabriel. Und nein, mir ist der Genesis-Teil nicht zu lang. Im Gegenteil, ich fand ihn sehr spannend und informativ.
Zwischendurch gibt es viele tolle Fotos zu sehen, die Peter Gabriel durch die Jahre begleiten. Von Genesis-Zeiten (rasierter Scheitel) bin hin zu 2014, wo er aussieht, wie man ihn heute kennt. Ich hätte es schöner gefunden, wären die Fotos in Farbe. In schwarz-weiß auf dem cremefarbenen Papier wirken sie leider wie Zeitungsfotos.

Danke Hannibal-Verlag. Ich habe viele schöne Stunden mit meinem Lieblingssänger verbracht und noch unheimlich vieles erfahren, das ich noch nicht wusste.

Links:

https://petergabriel.com/

https://www.witness.org/

http://realworldstudios.com/

© Buchwelten 2021

Der Junge, der den Wind einfing von William Kamkwamba & Bryan Mealer

Erschienen als Taschenbuch
im Diederichs Verlag
insgesamt 384 Seiten
Preis: 12,00 €
ISBN: 978-3-424-35111-8
Kategorie: Biografie

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William wächst in einem der ärmsten Länder der Welt auf und verbringt seine Kindheit auf auf einer Farm in Malawi. Hungersnot und Geldprobleme bestimmen sein Leben, doch William gibt nicht auf. Nur kurz kann er immer wieder zur Schule gehen, weil das Schuldgeld nicht bezahlt werden kann. Dennoch eignet er sich durch Bücher, die er sich aus der Bibliothek ausleiht, selbst Wissen an, denn William will Wissenschaftler werden. Mit 14 Jahren baut er ein Windrad, mit dem er Strom für seine Familie erzeugen kann. Und so erfüllt sich der wissensdurstige Junge trotz vieler Hindernisse seinen Traum immer mehr, bis er schließlich das Leben seiner Familie und sein eigenes kolossal verändert.

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Was für eine wunderschöne Geschichte, die hier das Leben geschrieben hat. „Der Junge, der den Wind einfing“ führt einem vor Augen, wie gut man es eigentlich hat. William zeigt dem Leser, was es heißt, ums Überleben zu kämpfen. Aber nicht nur ums Überleben, sondern auch um Bildung. Dies alles ist für uns „zivilisierte“ Menschen nichts Besonderes, obwohl es das sein sollte. Williams Geschichte spielt sich wie ein Film in unseren Gedanken ab und lässt uns an den Ängsten, Hoffnungen und den mutigen Schritten teilhaben, die dieser Junge tapfer und unaufhaltsam geht. Das Leben, das er führt, wird durch die Worte in diesem Buch spürbar, man denkt, man ist unmittelbar mit dabei und kann die Geräusche hören und die Gerüche riechen, die den Protagonisten damals in seiner Welt begleitet haben. Wenn erzählt wird, wie er sich selbst Spielzeuge baut, fühlte ich mich in meine eigene Kindheit zurückgeworfen, wo wir das manchmal auch noch so gehandhabt haben. Dieses Buch ist ein Ausflug in eine zwar schwere, aber dennoch auch unbeschwerte Kindheit, die im Nachhinein wie ein verklärter Traum wirkt, obwohl sie seinerzeit natürlich auch manchmal lebensbedrohlich war.

Es ist manchmal spannender als ein Thriller, wenn William erzählt, wie er sich selbst ein unglaubliches Wissen angeeignet hat, um eigenständig ein Windrad zu bauen, das seiner Familie und ihm Strom liefert. In ihrer sympathischen Schlichtheit, in der sie verfasst ist, wirkt die Geschichte fast schon wieder episch. „Der Junge, der den Wind einfing“ ist ein Zeitdokument, eine Ode an das Leben und den Ehrgeiz, alles zu geben, um ein sich selbst festgesetztes Ziel zu erreichen.
Der Schreibstil von Bryan Mealer ist sehr flüssig zu lesen. Die Zusammenarbeit mit William Kamkwamba muss äußerst intensiv gewesen sein, denn – wie oben bereits erwähnt – man fühlt sich wirklich hautnah an den Geschehnissen mit dabei. In diesen Erinnerungen steckt so viel Leben, dass man sich bei überstandenen Katastrophen und Problemen und auch jedem Erfolg genauso erleichtert und glücklich fühlt wie der Erzähler. Dieses Buch ist eine herzerwärmende, mitreißende Biografie, die man kaum aus den Händen legen kann. So spannend kann das Leben sein. Die meisten von uns merken es gar nicht, während es um uns herum täglich geschieht. William Kamkwamba hat das seine aufgeschrieben und rührt uns an manchen Stellen sogar zu Tränen. Intensiver kann man ein Leben nicht beschreiben.

„Der Junge, der den Wind einfing“ ist ein Plädoyer an die Tatsache, dass jeder von uns etwas in der Welt bewirken kann, wenn er es nur aus tiefstem Herzen auch will. Unsereins könnte nicht einmal ansatzweise solch ein Windrad bauen, umso mehr ist dieser Enthusiasmus eines Jungen zu bewundern, der solch ein Projekt unter weitaus ungünstigeren Voraussetzungen, wie wir sie hätten, zustande gebracht hat. Unter diesem Aspekt ist William Kamkwamba eine Meisterleistung gelungen, die in diesem Buch auch entsprechend gewürdigt wird. Man fühlte sich heimisch in Kamkwambas Dorf, freute und ängstigte sich mit dem Jungen und drückte unweigerlich die Daumen, dass er endlich wieder in die Schule gehen durfte, um seinen Wissensdurst zu stillen. Ich habe jede einzelne Seite dieser Biografie genossen und freue mich schon jetzt darauf, den gleichnamigen Film zu sehen, von dem ich bis zur Neuauflage dieser Geschichte nichts wusste. „Der Junge, der den Wind einfing“ sollte jeder lesen, der mit seinem Leben unzufrieden ist, nach diesem Buch wird er die Welt und sein Leben wieder anders, nämlich positiver, sehen.

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Fazit: Eindrucksvolle Biografie über einen bewundernswerten Jungen, der nie aufgab.

©2021 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Starkstrom von Jan Zweyer

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Erschienen als Taschenbuch
im Grafit Verlag
insgesamt 282 Seiten
Preis: 12,00 €
ISBN:  978-3-89425-576-3
Kategorie: Kriminalroman

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Um den Flüchtlingsstrom einzudämmen hat sich Zentraleuropa hinter einem Zaun verschanzt. Der soll es Flüchtenden unmöglich machen, in die „gelobten Länder“ einzureisen. Denn Europa will diese Flüchtlinge nicht. Die Menschen warten geballt in Transitzentren auf ihr Schicksal. Die, die offiziell einreisen und einen Asylantrag stellen dürfen, werden durch ein Lotterieverfahren ausgewählt.

Die Firma, die den Zaun unterhält und bewacht (von der Regierung beauftragt) soll es schaffen, den Zaun noch undurchdringlicher zu machen, denn immer noch versuchen Flüchtlinge auf illegalem Weg einzureisen. Die einfachste und günstigste Lösung scheint ein Bluff: Es wird behauptet, dass der Zaun nun unter Starkstrom stehe. Als es dann aber genau dadurch ein Todesopfer gibt, wird die Regierung natürlich erheblichem Druck und Erklärungsnöten ausgesetzt.

Unterdessen begeben sich 2 junge Männer aus dem Senegal auf ihre Reise/Flucht nach Europa. Sie haben den Schritt gewagt und sich für teures Geld in die Hände einer Schlepperbande begeben …

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Ganz klar, ein Thema, das neugierig macht, kann es doch aktueller gar nicht sein. Genau aus diesem Grund habe ich das Buch ausgewählt. Der Flüchtlingsstrom hält nicht an, immer mehr Menschen fliehen nach Europa. Ob aus Kriegsgebieten oder wie oben erwähnt aus Afrika, wo die Dürre die Menschen nach und nach dahinsiechen lässt.

Alle haben wir in den Medien von Schlepperbanden gehört und Bilder von Flüchtlingen gesehen, die neben zerborstenen Booten im Mittelmeer treiben und mit Glück lebend geborgen werden.

Der Roman „Starkstrom“ spielt in der Zukunft, jedoch nur einige Jahre. Der Autor Jan Zweyer beschreibt hier schon „unsere Welt“, in der wir hier und jetzt leben.

Und auch wenn mir der Roman zu großen Teilen gefallen hat, so hat er mich nicht zu 100 % überzeugt. Die Passagen, die im Senegal spielen, in denen der Leser die beiden Flüchtlinge begleitet, die auf die Schlepper hoffen, die haben mir sehr gut gefallen. Auch die Hintergründe und Verwicklungen waren interessant, erschreckend und leider auch sehr überzeugend.

Dennoch, sobald die Handlung sich in der Politik und dem Großkonzern abspielte, haben mich die Charaktere nicht wirklich überzeugt und ich kam teilweise mit den Namen bis zuletzt oft durcheinander. Die Figuren erschienen alle so gleich und durchsichtig, ich kann es gar nicht genau erklären. Dann waren wiederum Personen miteinander verbunden, wo ich dann schon dachte: dieser Zufall ist etwas an den Haaren herbeigezogen.

Unterm Strich war der Roman auf der einen Seite sicher gut recherchiert und auch erschreckend real. Auf der anderen Seite war er etwas wirr und machte auf mich den Eindruck, als wollte der Autor einem bekannten deutschen Politthriller- Autor nacheifern. Das ist ihm aber leider nicht gelungen.

Fazit: Ich bin ein wenig zweigeteilt, aber lest selbst und macht euch euer eigenes Bild. Für mich hat der Roman leider nicht ganz meine Erwartungen erfüllt.

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© Marion Brunner_Buchwelten 2018

Treibsand – Was es heißt ein Mensch zu sein – von Henning Mankell

TreibsandErschienen als gebundene Ausgabe
im Zsolnay Verlag
384 Seiten
24,90 €
ISBN: 978-3-552-05736-4

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Henning Mankell schreibt über sein Leben. Er erzählt von seiner Kindheit, Lebensstraßen, Ängste, Sorgen und Hoffnungen. Es geht ums Mensch sein, Erinnerungen, und der Treibsand der Angst seine Krebserkrankung zu entkommen.

Zitat Henning Mankell: „… ein Buch darüber, wie die Menschheit gelebt hat und lebt und wie ich mein eigenes Leben gelebt habe …“

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Henning Mankell. Wahrscheinlich zu allererst durch seine bekannteste Romanfigur Kurt Wallander, die sogar Krimis verfilmt wurden.

Geschrieben hat er aber viel mehr. Einige Afrika-Romane und viele verschiedene Kinderbücher (die meine Kinder zum Teil sogar als Schullektüre durchgenommen haben). Aber eigentlich hat Henning Mankell Theaterstücke geschrieben und Krieg Theaterregisseur. Er hat auch Theater geleitet.

Aber wer war Henning Mankell eigentlich? Wurde er erlebt, war er da, wie geht er mit seiner Krankheit um?

The Wall of the Church of the Henning Mankell erzählt, wie und warum er zB die Figur Kurt Wallander erdacht hat, woher er die Inspirationen für seine (teilweise auch sehr brutalen und heftigen) Krimis genommen hat, der wird enttäuscht werden. Irgendwann um Seite 360 ​​rum erwähnt Henning Mankell mal Kurt Wallander, im Zusammenhang einer schwedischen Insel, die er besucht hat. Das war es in dieser Beziehung aber auch.

Dennoch hat Henning Mankell sehr viel erzählt. Natürlich auch über seine Kindheit, diese Erinnerungen haben ihn begleitet und beschäftigt, nachdem er am 08. Januar 2014 erfuhr, dass er an Krebs erkrankt ist.

Aber auch grundsätzliche Fragen haben ihn beschäftigt. Wie gehen wir mit unserer Welt um? War hinterlassen wir den Generationen sterben in 1.000 Jahren auf der Erde leben? Nur Atommüll, vor dem wir warnen oder den wir einfach vertuschen?

Das Buch war traurig, natürlich, denn wir alle wissen, dass Henning Mankell kurz nach der Veröffentlichung des Romans am 5. Oktober 2015 von seiner Krebserkrankung erlag. Aber ich habe auch sehr viel gelernt. Unter anderem viel Historisches, von dem ich wirklich nie hatte.

Ein Beispiel, das auch kein Spoiler ist:

Die Kadaver-Synode im Jahre 897. Hier hat (wirklich!) Papst Stephan VI den bereits seit 9 Monaten verstorbenen Papst Formosus aus seinem Sarkophag holen lassen. Erlaubt ihn in seinem volles Ornat kleiden und setzt ihn auf die Anklagebank, um ihn zu verurteilen und ihm nach seinem Tode rückwirkend das Pontifikat zu entziehen. Dazu gibt es ein Gemälde des Malers Jean-Paul Laurens, das im Buch abgebildet ist (schaut mal im Internet nach).

Mir hat das Buch viel gegeben. Natürlich regt es zum Denken an, es macht traurig und melancholisch, denn auf jeder Seite konfrontiert uns Henning Mankell mit unserer Sterblichkeit, die wir alle so gerne verdrängen. Das klappt bei der Lektüre jedoch Nicht wirklich.

Ein schöner Abschied von einem ganz großen Mann aus Schweden. Mach’s gut Henning Mankell. Ich wünsche Dir, dass Du nicht zu lange tot bist.

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© Marion Brunner für Buchwelten 2017

Der Weg ins Dunkel von Patrick Woodhead

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Erschienen als Taschenbuch
bei rororo
insgesamt 416Seiten
Preis: 9,99 €
ISBN: 978-3-499-25867-1
Katergorie: Thriller

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Im Herzen des Kongo, im tiefen Ituri Wald, ist der junge britische Arzt Joshua Milton seit Monaten spurlos verschwunden. Er war bei einem Einsatz der „Ärzte ohne Grenzen“ dort stationiert und nun ist er nicht mehr auffindbar. Der Kongo ist ein gefährliches Gebiet, kämpfen dort doch verschiedene afrikanische Milizen, die waffentechnisch erschreckend gut ausgerüstet sind.

Joshuas enger Freund seit Jugendtagen, Luca, ehemalig ein Weltklassebergsteiger, wird zur Hilfe gerufen und gebeten, Joshua zu suchen. Luca ist derzeit als einfacher Träger im Himalaja unterwegs, denn der Verlust eines Freundes während einer Bergtour hat ihn in tiefe Depressionen gestürzt. Er sieht sich selbst nicht mehr als Bergsteiger, sondern als Versager und gibt sich die Schuld am Tod seines Freundes. Doch als ihn die Information erreicht, dass sein seit der Kindheit engster Freund  vermisst wird, begibt er sich auf den Weg in den Kongo. Joshua und Luca sind beinahe aufgewachsen wie Brüder und er verspürt den Ehrgeiz ihn zu finden.

Begleitet und unterstützt wird er von der Geologin und Pilotin Beatrix Makuru. Sie arbeitet für eine Minengesellschaft und wird in den Kongo gerufen, weil unerklärliche Explosionen in letzter Zeit einige Minen der Firma an der Bergung der wichtigen Rohstoffe hindern. Es scheint Beatrix Makuru, kurz Bear, als seien die Explosionen keine Unfälle, wie von den dortigen Vorarbeiten behauptet, sondern vorsätzlich ausgelöste. Diese Umstände will Bear in der Mine im Ituri Wald überprüfen. Außerdem gelangte der Geologin durch Zufall ein bisher absolut unbekanntes Mineral in die Hände, ein Gestein, welches mit einer hauchfeinen roten Ader durchzogen ist. Auch diesem Rätsel will sie dort näher kommen.

So kommt es dazu, dass sich die Wege von Beatrice und Luca kreuzen, denn sie nimmt ihn als Passagier ihn ihrer Cessna mit in das schwarze Herz des Kongo. Und kaum sind sie dort angekommen, bekommen sie zu spüren, dass sie dort nicht erwünscht sind. Es beginnt eine rasante Flucht durch den Dschungel, ein Kampf ums Überleben. Aller Gefahren zum Trotz verlieren sie die Hintergründe der Reise nicht aus den Augen und voller Mut und mit dem Einsatz ihres Lebens, versuchen sie Joshua zu finden und das Rätsel um das neuartige Mineral zu lösen …

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Die obige Beschreibung ist auch in etwa das, was der Klappentext des Buches an Inhalt wiedergibt, in Wirklichkeit ist dies allerdings nur ein kleiner Teil. Denn die eigentliche Suche des verschollenen Arztes ist zunächst eher ein unbedeutenderer Handlungsstrang, der nur nebenbei behandelt wird.

Die ersten 6 oder 7 Kapitel sind jeweils komplett eigenständige Handlungsteile, die mit den Personen, die dadurch immer hinzu kommen, etwas anstrengend und auch verwirrend erscheinen. Denn es dauert eine ganze Weile bis man die Zusammenhänge versteht und einen gewissen Durchblick erhält.

Es gibt Sprünge von Afrika bis China, Figuren und Passagen mit den unterschiedlichsten Interessen, so scheint es zumindest anfangs. Erst nach der Hälfte des Buches reduzieren sich die verschiedenen Stränge, da sie nach und nach zusammengeführt werden und für den Leser dann verständlich wirken und Sinn ergeben.

Mir war dies alles ein bisschen zu viel des Guten und zu überfrachtet. Zumal der Hintergrund des Romans eher politisch und weltmachtbezogen ist, was die Inhaltsangabe und auch die Leseprobe nicht vermuten lies.

Der Schreibstil ist einfach aber gut. Die Schönheit des Dschungels und des Landes Afrika hat der Autor, der selber ein Abenteurer ist, sehr gut beschrieben und rübergebracht. Auch die Unruhen des Landes und das Elend der Einheimischen hat er gut dargelegt. Es geht mitunter sehr brutal und heftig zu, allzu schwache Nerven sollte man hier nicht haben.

Das eigentliche Thema, die Suche des Arztes empfand ich als eher nebensächlich und erst am Schluss recht schnell abgehandelt.

Das Buch präsentiert der Verlag als Taschenbuch mit einem düsteren Cover, welches einen Dschungel und die Silhouette eines Menschen zeigt. Es passt zum Thema und gefällt mir gut.

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Mein Fazit: 3 von 5 Sterne für einen Thriller der eigentlich völlig andere Themen beinhaltet, als die Inhaltsangabe vermuten lässt. Zunächst etwas verwirrend und überfrachtet, ab der Hälfte aber sehr schlüssig, stimmig und auch spannend zu lesen.

Ich danke rororo für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

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© Buchwelten 2013