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Erschienen als gebundene Ausgabe
im Kiepenheuer & Witsch Verlag
insgesamt 160 Seiten
Preis: 16,00 €
ISBN: 978-3-462-04802-5
Kategorie: Roman/Belletristik
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Baba Dunja, eine ehemalige Krankenschwester, nun jedoch eine alte, betagte Dame, kehrt zurück in ihr Heimatdorf Tschernowo. Da wo der Reaktor nach dem Unglück alles verstrahlt hat, zieht sie zurück in ihr Häuschen und lebt ihr zufriedenes Leben. Mit ihr leben einige andere Menschen in dem kleinen Dorf, insgesamt aber sind es nicht mehr als 10 Personen.
Sie bauen ihre Nahrung selbst an, die übrigens wächst und gedeiht im fruchtbaren Boden, ab und an fährt Baba Dunja auch mal in die nächstgelegene Stadt. Der Fußweg zur Bushaltestelle dauert inzwischen 2 Stunden, doch die Treckingsandalen, die ihre Tochter aus Deutschland geschickt hat, lassen wenigstens ihre Füße weniger schmerzen.
Auch auch wenn in dem kleinen Dorf eigentlich jeder sein Leben für sich lebt, so gibt es irgendwie dennoch eine besondere Gemeinschaft und Zugehörigkeit unter den Bewohnern. Dies ist in dem Moment zu spüren, in dem Fremde ins Dorf kommen, da dort ein – naja, sagen wir „Missgeschick“ geschehen ist …
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Alina Bronskys „Scherbenpark“ ist bis heute die meistgelesene Rezension jede Woche (!) auf meinem Blog. Dieser Roman wurde inzwischen verfilmt und auch „Die schärfsten Gerichte der tartarischen Küche“ habe ich gelesen. Beide Romane fand ich absolut gut, haben mir sehr gut gefallen. Als ich dann dieses kleine Büchlein in der Grabbelecke unseres KaRo-Kaufhauses entdeckte, griff ich natürlich sofort zu.
Dünn wie es ist, war ich natürlich sehr schnell durch, was ich sehr schade fand. Denn ich mochte die Gesellschaft der verschrobenen Alten und weniger Alten in dem kleinen Dorf unweit des Reaktors sehr gerne. Die Charaktere waren bunt gemischt.
Als Hautprotagonistin ist natürlich Baba Dunja zu sehen, die in dem kleinen Ort als Oberhaupt gilt, obwohl sie alt und klein ist. Ich fand es erstaunlich zu lesen, wie Bronsky zeigte, welch wacher Geist in so einem alten, klapprigen Körper steckt. Welch „jungen“ Gedanken und Einfälle sich in so einer ausgezehrten Hülle befinden. Immer wieder erfuhren wir auch Geschichten aus der Vergangenheit, die aufzeigten, dass diese alte Frau einmal ein wunderschönes, junges Mädchen war. Und Baba Dunja nahm dies alles mit einem gelassenen und herrlich trockenen Humor hin.
Die Bindung zu ihrer Tochter in Deutschland und ihrer Enkelin (die sie noch nie gesehen hat) waren auch ein großer Bestandteil dieser kleinen Geschichte und sehr einfühlsam und gefühlvoll. Alina Bronsky hat hier eine zauberhafte Geschichte geschrieben, die eigentlich den Wunsch aufkommen lässt, genau dorthin zu reisen, wo es so gefährlich ist. In die Todeszone beim Reaktor von Tschernobyl. Ich würde mir wünschen, dass diese Geschichte auch verfilmt wird. Denn diese Menschen und das kleine Dorf möchte ich sehr gerne einmal sehen.
Mein Fazit: Eine zauberhafte, humorvolle und ein bisschen verschrobene Geschichte über ein paar Menschen, die leben, wie sie es wollen und sich nicht drum scheren, was andere über sie denken. Sie leben in der Todeszone, die macht ihnen aber in der heutigen Welt und in ihren schon lang gelebten Leben keine Angst.
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