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Erschienen als Taschenbuch
im Piper Verlag
560 Seiten
12,00 €
ISBN: 978-3-492-27265-0
Kategorie: Belletristik
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Der 16-jährige Georgi lebt in ärmsten Verhältnissen mit seinen Schwestern in einem kleinen Bauerndorf in Russland. Als der Vetter des Zaren mit seiner Armee durch das Dorf kommt, verhindert Georgi ein Attentat auf den Oberbefehlshaber.
Das dies eher zufällig geschah ist offensichtlich irrelevant und scheint niemanden sonderlich zu interessieren. Denn als Dank lässt Zar Nikolaus II. Georgi nach St. Petersburg bringen, direkt in das Winterpalais. Er soll als Leibwächter für den Zarewitsch seine Dienste tun. Den jungen Zarensohn beschützen und ihm gleichzeitig ein Gesellschafter sein. Denn die beiden trennen nur 5 Jahre Altersunterschied.
Für Georgi ist dieser Umzug in den Palast des Zaren natürlich nicht nur aufregend, sondern auch ein Kulturschock. Hat er bislang im Dreck mit seinen Schwestern auf dem Boden geschlafen, trifft er nun auf Prunk, Protz und Reichtum.
Kurz nach der Ankunft im Winterpalais trifft Georgi auf die jüngste der vier Zarentöchter Anastasia und verliebt sich augenblicklich in sie. Diese erwidert seine Liebe, doch es ist gefährlich. Diese Verbindung ist verboten und darf nicht auffliegen. Eine „von Gott Auserwählte“ kann keine Beziehung zu einem Bediensteten führen. Doch Georgi ist bereit alles für seine liebste Anastasia zu tun …
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Achtung, eventuelle Spoilergefahr!
Beginnt der Roman im Jahre 1915 in Russland, so endet er in den 80er Jahren in England. Eine große Zeitspanne liegt dazwischen und gemeinsam mit dem Erzähler Georgi springen wir durch die Jahre immer vor und zurück. Aber nicht immer zu den gleichen Jahren.
Wir erleben sein Leben und sein Älterwerden, begleiten ihn und seine Liebe Anastasia durch deren Leben und erleben viel schönes und noch viel mehr schreckliches.
Ich muss sagen, dass ich mich nicht wirklich mit der russischen Geschichte auskenne. Natürlich wusste ich, dass es dort früher Zaren als Regenten gab, viel mehr jedoch nicht. John Boyne hat sehr gut recherchiert. Denn ich habe natürlich dann einiges nachgelesen und die komplette Familie der Romanows ist korrekt dargestellt und benannt, alle Namen stimmen. Die der Zarin, der Kinder, sogar die Krankheit des Zarewitsch ist nicht erdacht.
Als ich dann über den Namen Rasputin stolperte, musste ich lächerlicherweise erstmal an Boney M. denken: Ra Ra Ra Rasputin, Lover of the Russian Queen … wurde da gesungen und schau an: meine Recherche daraufhin ergab, dass Rasputin sich wirklich im Palais herumtrieb und eine sehr zwielichtige Gestalt war, die immer um die Zarin herumschlich. Vater Gregori, sein eigentlicher Name, war eine düstere Figur, die im Laufe der Handlung nicht nur dem Protagonisten Georgi unheimlich war.
Die Geschichte ist natürlich sehr umfassend und hat mich absolut gefesselt. Boyne hat eine sehr schöne Atmosphäre erschaffen, stimmungsvoll hat er die Geschichte um das Leben und den Niedergang der prächtigen Zarenfamilie geschildert.
Zu viel möchte ich nicht verraten, denn der Roman ist nämlich sehr vielseitig, ausführlich, abwechslungsreich und absolut lesenswert.
John Boyne ist auch einer der Schriftsteller, der sich nicht nur auf ein festes Genre einlässt. Er schreibt, wozu er Lust hat. Erzählt einfach die Geschichte, der er gerade erzählen will. Ich habe fast alles von ihm gelesen und jeder Roman ist anders, eigenständig.
Mein Fazit: Eine sehr schöne gefühlvolle, stimmungsvolle und aufwühlende Geschichte um zweier Leben, beginnend in Russland und endend in England und mit ganz viel dazwischen.
© Marion Brunner_Buchwelten 2018