Die leuchtenden Toten von Caitlin Starling

Erschienen als Taschenbuch
im FESTA Verlag
568 Seiten
14,99 €
ISBN: 978-3-86552-904-6
Kategorie: Horror, Science Fiction

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Gyre Price ist eigentlich gar keine professionelle Höhlenforscherin. Sie gibt sich aber dafür aus, um Geld zu verdienen, damit sie ihre verschollene Mutter suchen kann. Der Auftrag, den sie annimmt, führt sie in ein mysteriöses, verschachteltes Höhlensystem, wo sie schon bald der festen Überzeugung ist, dass jemand oder Etwas sie verfolgt. Em, die Auftraggeberin, hilft ihr so gut sie kann, mit Anweisungen, die sie über Funk gibt. Während Gyre mit Ängsten aus ihrer Vergangenheit konfrontiert wird, entdeckt sie, dass auch Em etwas verschweigt, das mit der Expedition zu tun hat.

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Schon durch den Klappentext wurde ich neugierig auf Caitlin Starlings Debüt „Die leuchtenden Toten“ neugierig. Meine Erwartungshaltung war dadurch recht hoch, umso überraschter war ich dann auch, dass mich die Geschichte absolut gepackt und mitgerissen hat. Starlings Schreibstil ist flüssig und obwohl letztendlich gar nicht so viel passiert, kann man das Buch kaum aus der Hand legen. „Die leuchtenden Toten“ besitzt eine unglaublich intensive, spürbare Atmosphäre, die den Leser hautnah mit dabei sein lässt. Die auf dem Cover getätigten Vergleiche mit „Gravity“ oder gar „Der Marsianer“ kann ich ehrlich gesagt nicht ganz so nachvollziehen, vor allem der letztere hinkt irgendwie, von der Einsamkeit der Protagonistin einmal abgesehen. Ich habe hingehen vielmehr an die beklemmenden Filme der „Descent“-Reihe gedacht, denn Gyres Weg durch das Höhlensystem ist ähnlich unheimlich und gruselig. Die Dialoge zwischen Gyre und Em sind sehr authentisch und man hört praktisch während des Lesens in Gedanken den Funkverkehr der beiden. Das und die Gedanken der Protagonistin wirken so mitreißend, dass man schon sehr schnell die Welt um sich herum vergisst.

Die über 500 Seiten fühlen sich an wie 200, weil man nur so von Kapitel zu Kapitel springt, um zu wissen, wie es weitergeht. Auch wenn die Handlung nicht vollkommen undurchsichtig ist und man immer wieder einmal vermutet, wohin die Reise geht, so lässt einen die Höhlenkletterin nicht mehr in Ruhe. Man versteht ihre Überlegungen, kann sämtliche Ängste und Hoffnungen nachvollziehen und fühlt das mulmige Gefühl im Bauch auf nahezu jeder Seite. Starling ist eine ganz außergewöhnliche Atmosphäre gelungen, die für den ein oder anderen langweilig anmuten könnte, für viele jedoch Spannung pur bedeutet. Gerade die ruhige und unspektakuläre Erzählweise lässt die Leser das Abenteuer wie ein Traum unter Drogeneinwirkung vorkommen, der sich immer mehr zu einem beklemmenden Albtraum entwickelt. Wer Action sucht, wird hier vergeblich suchen, denn „Die leuchtenden Toten“ spielt sich vielmehr in der Gedankenwelt der Protagonistin ab. Es ist, wie bereits erwähnt, ein ruhiger Roman, der von seinen Monologen, Dialogen und der unheimlichen Atmosphäre inmitten der Höhlenwelt lebt. Echter Horror oder gar Splatter spielt absolut keine Rolle bei dieser Geschichte, das Grauen tritt in einer anderen Gestalt auf, nämlich als psychologischer Schrecken in einem selbst, den man folglich auch nur alleine bekämpfen kann. Für mich war „Die leuchtenden Toten“ genau das Richtige und ich könnte mir gut vorstellen, das Buch ein zweites Mal zu lesen, eben weil mich der Schreibstil und die Stimmung gleichermaßen begeistern konnten.

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Fazit: Beklemmender, ruhig erzählter Psychothriller, der ohne Action unter die Haut geht.

©2021 Wolfgang Brunner für Buchwelten

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Tag des Zorns von William R. Forstchen

tag des zorns

Erschienen als Taschenbuch
im Festa Verlag
insgesamt 224Seiten
Preis: 13,95 €
ISBN: 978-3-86552-373-0
Kategorie: Thriller

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Islamistische Terroristen greifen die USA an.  Sie atttackieren landesweit Schulen und verursachen zeitgleich schwere Unfälle auf den Highways. Unter der Bevölkerung bricht Panik aus, als der religiöse Fanatismus der Angreifer immer schrecklichere Formen annimmt …

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Forstchen hat mich schon mit seinem Weltuntergangs-Szenario „One Second After“ begeistert. Nun legt er ein zweihundert Seiten starkes Buch vor, das dem Leser von Anfang bis Ende den Atem raubt. Der Militärhistoriker entwirft einen terroristischen Angriff, wie er realer gar nicht sein könnte und lässt uns an grausigen Ereignissen teilhaben, die man in seinem eigenen Kopfkino sieht, als wäre es ein Fernsehbericht. Es ist erschreckend, wie Forstchen diese Anschläge beschreibt, als wären sie tatsächlich geschehen.
Der Roman polarisiert, denn man könnte durchaus meinen, Forstchen zieht eine gerade Linie zwischen Gut und Böse, ALLE Amerikaner wären gut und ALLE Islamisten schlecht. Aber der Schriftsteller hat dieses Schwarz/Weiß-Denken nicht, sondert liefert einfach nur ein absolut realistisches Bild, wie solch ein schrecklicher Tag ablaufen könnte. Forstchen beschreibt einfach nur die (fiktiven) Vorgänge, entwickelt aber keine Lösungsvorschläge oder versucht, Beweggründe genauer zu differenzieren. Herausgekommen ist ein rasanter Pageturner, der zwar für den ein oder anderen rassistisch wirken mag, aber dennoch eine grauenhafte Realität aufzeigt, die unsere derzeitige weltpolitische Situation aufzeigt.

Extrem spannend und mit einem hohen Gewaltfaktor schildert Forstchen einen amerikanischen Alptraum, der entfernt an die Ereignisse am 11. September 2001 erinnert. Beklemmend und verstörend nimmt man Anteil an der Angst der Menschen, schleicht durch die Korridore einer besetzten Schule und bangt um das Leben der Kinder. Aber „Tag des Zorns“ ist kein lapidarer politischer Action-Roman, wie es vielleicht klingen mag. Auch wenn die Vorgänge fiktiv sind, könnten sie genau so ablaufen. Und dass Forstchen das momentan typisch amerikanische Feindbild in seinem Roman verarbeitet, ist völlig legitim und handlungsdienlich, zumal er nicht alle „Feinde“ über einen Kamm schert, sondern nur die terroristischen Gruppen als gegnerische Handlungsträger benutzt.

„Tag des Zorns“ ist schockierend und hinterlässt nach dem Lesen einen bleibenden Eindruck, zumal man sich eben solch ein Szenario in der Tat vorstellen kann (aber nicht mag). Kurz, knapp und ohne große Umschweife schleudert Forstchen seine Leser in diesen Alptraum und lässt ihn bis zum Schluss nicht mehr los. Da gibt es keine Sekunde zum Atemholen, denn die Handlung wird schonungslos vorangetrieben. Man darf gar nicht darüber nachdenken, dass solch ein Szeanrio tatsächlich möglich sein könnte …

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Fazit: Atemlos spannend und erschreckend realistisch. William R. Forstchen entwirft einen grauenvollen Terroranschlag, der von der ersten bis zur letzten Seite unterhält, aber auch schockiert.

© 2015  Wolfgang Brunner für Buchwelten