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Erschienen als
Taschenbuch
bei rororo
368 Seiten
Preis: 9,99 €
ISBN: 978-3-499-25848-0
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Justin Bringshaus hat eine geniale Idee für die Abschlussparty der Realschule. Sein Vater ist als Ingenieur beruflich mit der Aufsicht des alten Bergwerks betraut und für ihn ist es ein Leichtes an den Schlüssel zu gelangen. Gemeinsam mit seiner Freundin Dana, seinem Freund Finn und dessen Freundin Laura macht er sich sich auf den Weg. Die Rucksäcke sind mit Chips und Co. bestückt, es soll ein schöner und außergewöhnlicher Abend werden. Justin muss seine Freundin überreden mitzugehen, denn sie hat auf Grund eines Kindheitstraumas panische Angst vor der Dunkelheit. Er schafft es und Dana möchte schließlich auch keine Spielverderberin sein.
Also gibt sie sich einen Ruck und die vier machen sich auf den Weg in das alte, stillgelegte Salzbergwerk. Zunächst steigen die vier an Leitern mehrere Etagen in die Tiefe, bis sie schließlich ca. 6o Meter unter der Erde sind. Dort machen sie sich es in einem Raum bequem, eine Grubenlampe spendet Licht und Wärme, die Stimmung ist gut.
Doch als Finn sich von der Gruppe ein Stück entfernt um sich zu erleichtern, stolpert er und stürzt geradewegs in einen Schacht, einen alten Müllschacht, der in einer recht starken Neigung abfällt. Finn schreit und Dana ist die einzige die reagiert. Die anderen beiden schlafen noch, da war der Joint unter Tage wohl doch heftiger als gedacht. Als Dana versucht Finn irgendwie zu helfen, verliert auch sie den Halt und rutscht ab. Die beiden rufen so laut sie können um Hilfe und vor Schmerzen, was letztendlich Justin und Laura weckt. Sie laufen zum Schacht und versuchen etwas zu tun, doch ohne ein Seil ist das nicht möglich.
Da dort unten die Handys nicht funktionieren, sie erhalten kein Signal, können Justin und Laura nur eines tun: sie müssen nach oben und Hilfe holen. Also machen sie sich auf den Weg zurück nach draussen. Dort angekommen ruft Justin umgehend seinen Vater an, Ärger gibt es sowieso und er weiss, er kennt sich dort unten aus und weiss was zu tun ist.
Vater Bringshaus war an diesem Abend auf einem Vortrag der bekannten – blinden – Höhlenkletterin Tia Taveern. Sie ist eine der besten auf diesem Gebiet, wahrscheinlich eben weil sie blind ist. Und weil Justins Vater aus persönlichem Interesse nicht unbedingt die örtliche Feuerwehr in das Bergwerk hinterlassen möchte, bittet er die grazile Blinde um Hilfe. Da diese nicht nur eine spitzen Kletterin ist, sondern ein ebenso gutes Herz hat, sagt sie zu und macht sich schnellstmöglich mit ihrem Partner Leon auf zum Unglücksort.
Schnelligkeit ist gefragt, denn Finn ist dort unten nicht nur verletzt und Dana eingeklemmt, dort wächst etwas monströses, dass die beiden bereits überwuchtert …
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Mein erster Gedanke als ich das grüne Cover mit den Augen und Ranken sah war „Dickicht“, daran hat mich das Bild – und auch ein wenig die Inhaltsangabe – erinnert. Doch mit diesem Roman von Scott Smith ist „Das Geflecht“ nicht vergleichbar.
„Das Geflecht“ ist spannend von der ersten bis zur letzten Seite, der Roman ist sehr gut recherchiert, spannend, dramatisch, lehrreich und die Handlung ist nicht weit hergeholt und reisserisch, sondern nachweisbar und wissenschaftlich erforscht, dass es diese Dinge/Wesen wirklich gibt, die dort unten im Bergwerk wachsen.
Seine Protagonistin Tia, die zierliche Frau ohne Augenlicht aber dafür umso schärferen übrigen Sinnen hat der Autor wunderbar ausgearbeitet und rübergebracht. Er ist ausführlich auf die Echo-Ortung durch Zungenschnalzen eingegangen, diese Methode ist Tatsache. Die Art und Weise wie sich „seine“ Tia dort unten zurecht findet macht den Leser sprachlos. Wie sie es dann auch noch schafft, die übrigen zu motivieren, auch wenn sie Todesangst vor der Dunkelheit haben, hat mir sehr gut gefallen.
Doch auch die Nebenfiguren waren gut ausgearbeitet und niemand kam zu kurz. Denn der Autor hat die Kapitel in die verschiedenen Personen der Handlung unterteilt. Darin hat er dann nicht nur die Geschichte aus ihrer Sicht erzählt, sondern ist auch immer wieder auf Hintergründe und die Vergangenheit eingegangen. Dies hat mir als Leser die Charaktere nahe gebracht und ausserdem immer für Abwechslung gesorgt.
Obwohl sich die Romanhandlung meist in absoluter Finsternis abspielt habe ich die Szenen vor Augen gehabt. Die Auflösung war nicht aus der Luft gegriffen, sondern nachvollziehbar und wie bereits erwähnt, wissenschaftlich und biologisch erwiesen.
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Mein Fazit: 5 von 5 Sternen für einen Spannungsroman der zumeist in absoluter Finsternis handelt, in der eine kleine blinde Person die Hautrolle spielt, die einfach nur eine tolle Person ist. Wer es spannend und fundiert mag, wird die Zeit in der Dunkelheit sicherlich genauso „geniessen“ wie ich!
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Ich danke dem Rowohlt Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.
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