Nano – Jede Sekunde zählt von Phillip P. Peterson

Erschienen als Taschenbuch
im Fischer Tor Verlag
insgesamt 702 Seiten
Preis: 18,00 €
ISBN: 978-3-596-70764-5
Kategorie: Science Fiction, Belletristik

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Durch einen Terroranschlag geraten winzige Nanopartikel in unsere Umwelt und „fressen“ Menschen und Umgebung sprichwörtlich auf.
eine ungeheure Katastrophe bahnt sich an, die die ganze Welt bedroht. Ein erbarmungsloser Wettlauf gegen die Zeit bricht aus, der die Welt für immer verändern wird.

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Die Bücher von Phillip P. Peterson waren schon immer ein Garant für interessante, spannende und unterhaltsame Geschichten. Wie hätte es daher bei „Nano – Jede Sekunde zählt“ auch anders sein können? Es ist sogar vielmehr so, dass Peterson hier sogar einen Roman vorgelegt hat, der selbst ein Publikum begeistern wird, das normalerweise Science-Fiction nichts abgewinnen kann.
Auf ähnliche Art und Weise wie Andreas Brandhorst oder Michael Crichton wirft uns Peterson in ein Szenario, wie es durchaus geschehen könnte. Seine fundierten Aussagen beziehungsweise Zukunftsvisionen lassen die erschreckenden Geschehnisse so real wirken, dass man trotz aller Spannung dem Wissen, dass es sich um eine fiktive Geschichte handelt, während mancher Passagen Angst bekommt. Peterson geht einen so konsequenten Weg mit seinem Roman, dass man mehr als ehrfürchtig über die Nanotechnologie nachdenkt.
Es ist wirklich ein Wahnsinn, mit welcher Rasanz der Autor seine Leser mitreißt und im Grunde genommen keine Zeit zum Luftholen lässt.

„Nano – Jede Sekunde zählt“ ist ein Pageturner erster Klasse. Doch nicht nur die Handlung ist extrem spannend erzählt, sondern auch die Personen besitzen tolle Charaktere, die man gerne begleitet. Wie Peterson aus einer „kleinen“ Katastrophe ein Szenario entwirft, das weltweite Ausmaße annimmt, ist wirklich beeindruckend. Und das Schlimme, Erschreckende ist, dass diese Entwicklungen authentisch und nachvollziehbar sind. Obwohl „Nano – Jede Sekunde zählt“ sehr dick ist, könnte man am Ende gut und gerne nochmal die gleiche Seitenanzahl verschlingen, ohne sich auch nur auf einer einzigen davon zu langweilen. Peterson spielt mit diesem Roman definitiv in der gleichen Liga wie der bereits erwähne Michael Crichton oder der deutsche Uwe Laub. Auch sprachtechnisch ist an diesem Buch nichts auszusetzen. Es lässt sich ungemein flüssig und einfach lesen, sodass man es kaum aus der Hand legen möchte. Mit „Nano – Jede Sekunde zählt“ beweist Phillip P. Peterson erneut, dass er zu den wirklich guten Schriftstellern aus Deutschland gehört.

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Fazit: Ein ungemein rasanter und spannender Wissenschaftsthriller.

©2023 Wolfgang Brunner für Buchwelten

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Stalker von Arkadi & Boris Strugatzki

Erschienen als Taschenbuch
im Heyne Verlag
insgesamt 398 Seiten
Preis: 12,99 €
ISBN: 978-3-453-32101-4
Kategorie: Science Fiction, Dystopie

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Aliens haben die Erde besucht, aber niemand hat sie je gesehen, bevor sie auch schon wieder verschwunden sind. In den Gebieten, in denen sie gelandet sind, den sogenannten Zonen, haben sie Gegenstände und unerklärliche Erscheinungen zurückgelassen, die eine Herausforderung an die Wissenschaft darstellen. Jäger und Schatzsucher, bekannt unter dem Namen Stalker, dringen in diese Zonen ein, um diese Dinge zu bergen.

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„Stalker“ der Gebrüder Strugatzki, ursprünglich unter dem Titel „Picknick am Wegesrand“ erschienen, ist ein Science-Fiction-Klassiker, den man meiner Meinung nach gelesen haben sollte. Abgesehen davon, dass der Originaltitel viel besser zur Geschichte passt, entführen uns die beiden Autoren in eine dystopische Welt, die voller melancholischer Gedankengänge ist und eine ganz besondere Atmosphäre in den Köpfen der Leser erschafft. „Stalker“ ist ruhig, im Grunde genommen vollkommen unspektakulär, und dennoch ein Roman, der unweigerlich im Gedächtnis haften bleibt. Man findet in diesem Werk natürlich viele Anspielungen auf die damalige politische Lage in der Sowjetunion, kann es aber auch völlig unabhängig davon genießen, denn es sind die philosophischen Gedankengänge und Fragen, die das Autorenduo aufwirft, die einen in erster Linie beschäftigen.

Die Strugatzkis benutzen einen außergewöhnlichen Schreibstil, der, nachdem man sich erst einmal dran gewöhnt hat, eine Mischung aus salopper Umgangssprache und literarisch hochwertigen Texten ist. Diese Mischung ist es wahrscheinlich, die diesen Roman zu etwas Außergewöhnlichem macht und dessen Sog man sich nur schwer entziehen kann. Die sehr einfache Handlung zieht an einem vorüber wie ein Film, was Regisseur Andrei Tarkowsky auch kongenial mit seiner cineastischen Adaption „Stalker“ geschafft hat. Die Verfilmung hält sich aber nur bedingt an die Romanvorlage. Womit ich auch schon zu einem großen Pluspunkt der vorliegenden Ausgabe aus dem Heyne Verlag komme: Im Anschluss an den Roman gibt es nicht nur Nachwörter und Analysen des Werkes, sondern auch die extra als Filmvorlage geschriebene Kurzgeschichte der Autorenbrüder. Diese wirkt in der Tat wie eine Erweiterung und Vertiefung in den Originalroman. Beide Storys ergeben ein beeindruckendes Gesamtkunstwerk und machen auf die weiteren Titel der beiden Gebrüder neugierig. Auch das Vorwort von Wladimir Kaminer ist absout lesenswert und aufschlussreich.
Aus meiner Sicht kann ich bestätigen, dass „Stalker“ ein Kultroman der Science-Fiction-Literatur ist. Unbedingte Leseempfehlung für Freunde philosophischer, ruhiger Science-Fiction.

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Fazit: Ruhige, melancholische Dystopie. Ein Meisterwerk der Science-Fiction.

©2022 Wolfgang Brunner für Buchwelten

The Living Dead – Sie kehren zurück von George A. Romero und Daniel Kraus

Erschienen als Taschenbuch
im Heyne Verlag
insgesamt 910 Seiten
Preis: 16,99 €
ISBN: 978-3-453-32066-6
Kategorie: Horror

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Überall auf der Welt erwachen Tote zu neuem Leben. Der Leser begleitet unterschiedliche Menschen bei ihren ersten Begegnungen mit dem Phänomen, bis sich ihre Geschichten zu einer verbinden.

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„The Living Dead“ ist ein außergewöhnlicher Roman und ein ehrgeiziges Projekt. Aus diesem Grund wollte ich die Meinung anderer Leser (und Fans) wissen und war erstaunt, und ehrlich gesagt auch ein wenig geschockt, wie schlecht dieser epische Zombieroman von manchen Lesern bewertet wurde. Vielleicht sollte man bei diesem Buch tatsächlich zuerst das ausführliche Nachwort lesen, um dieses ganze Vorhaben überhaupt zu begreifen, bevor man dem Roman Langatmigkeit und gar Langeweile vorwirft. Denn „The Living Dead“ ist alles andere als langweilig, sondern eine höchst akribische Auseinandersetzung mit dem Zombie-Thema, wie Romero dies gesehen und in seinen Filmen auch dementsprechend verarbeitet hat. Es wäre ein Hohn gewesen, hätte sich Daniel Kraus darauf eingelassen und einen reißerischen Roman verfasst, in dem es vorrangig nur um Blut, Gedärme und literarische Splatterszenen geht (wie wohl viele Leser erwartet haben.) Nein, Krause hat eine Geschichte entworfen, die ganz im Sinne von Romero ist, der viele Seiten und Fragmente vor seinem Tod noch selbst verfasst hat, aber leider keine Zeit mehr dafür fand, sein Zombie-Epos selbst fertigzustellen.

Die Familie Romero hat eine gute Entscheidung getroffen, Daniel Kraus zu engagieren, um das bombastische Projekt zu Ende zu führen. Kraus hat einen gehobenen Schreibstil, der die Zombie-Epidemie im Ganzen und einige Einzelschicksale im Besonderen hervorragend beschreibt und dabei immer die sozialkritischen Aspekte, an denen auch Romero sehr viel lag, betont. Herausgekommen ist weniger ein blutiges Horrorgemetzel als vielmehr ein durchdachtes und niveauvolles Endzeit-Drama, das neben der Action (die gibt es in der Tat, auch wenn manch ein Rezensent anderer Meinung ist) auch zum Nachdenken anregt und viele unschöne soziale Entwicklungen unserer Zeit behandelt. Es gibt immer wieder den ein oder anderen Satz, bei dem zustimmend nickt, während man ihn liest. Durch die beachtliche Länge des Werkes hat Kraus genügend Zeit mit der Charakterentwicklung, sodass man durchaus mit den einzelnen Personen mitfiebert. Was mit besonders gut gefallen hat, ist, dass Kraus sich damit beschäftigt hat, bestimmte Dinge und Empfindungen aus der Sicht der Zombies zu beschreiben. Auch dies macht nachdenklich, zumal sie in einigen Aspekten menschlicher wirken als die Menschen selbst. Dies ist aus meiner Sicht ein ungemein geschickter Schachzug, der die Grenze zwischen Gut (Menschen) und Böse (Zombies) verschwimmen lässt.

Kraus’ (und natürlich Romeros) Auseinandersetzung mit dem Ende der Welt, wie wir sie kennen, wird anscheinend von vielen genauso missverstanden wie die Filme Romeros. Nicht der blutige Horror ist es, der beschrieben werden soll, sondern die Entwicklung der Menschheit an sich. Die Zombies spiegeln eine gesellschaftliche Entwicklung wider, in der wir im Grunde genommen sogar bereits stecken. Und genau unter diesem Aspekt ist „The Living Dead“ ein erschreckendes Epos, das einem bedeutend mehr Angst einjagen müsste als fleischfressende Monster. Für mich ist der vorliegende Roman eine optimale Ergänzung zu Romeros Zombie-Universum und wird bei mir ewig in Verbindung mit den Filmen bleiben. Auch wenn viele anderer Meinung sein werden, für mich stellt „The Living Dead“ eine Zombieversion von Stephen Kings „Das letzte Gefecht“ dar, auch wenn man die beiden Romane eigentlich gar nicht vergleichen kann und sollte. „The Living Dead“ wirkt mit seinen 900 Seiten gewaltig nach, nachdem man es beendet hat. Wie gesagt, um den Ansatz, Aufbau und das Anliegen dieser Geschichte besser zu verstehen, sollte man vielleicht ausnahmsweise das Nachwort zu Beginn lesen, denn dieser Roman verbindet sich auf kongeniale Weise mit Romeros cineastischen Arbeiten. Kraus’ „The Living Dead“ war für mich ein beeindruckendes, gewaltiges Abenteuer, das ich nicht mehr vergessen werde und ein literarisches Erbe von George A. Romero bedeutet.

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Fazit: Beeindruckendes, sozialkritisches und gut konzipiertes Zombie-Endzeit-Drama in Sinne von Romero.

©2021 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Der letzte Mensch von Mary Shelley

Erschienen als Taschenbuch
im Reclam
insgesamt  585 Seiten
Preis: 26,00 €
ISBN: 978-3-15-011328-8
Kategorie: Dystopie, Science Fiction

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Dies ist die Geschichte von Lionel Verney. Im Jahre 2094, gerade als der junge Verney die schönen Seiten des Lebens kennenlernt, bricht die Pest aus. Verney flüchtet im Laufe der Pandemie aus seiner Heimat und muss der schrecklichen Seite dieser Seuche gegenübertreten, in dem er zusammen mit Freunden und Familienmitgliedern ums Überleben kämpft. Politische und wirtschaftliche Auswirkungen bleiben nicht aus und die Zustände auf der Welt werden immer apokalyptischer …

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Schon nach den ersten Sätzen und Seiten konnte mich Mary Shelley mit ihrer wunderbar poetischen Sprache verzaubern und in ihren Bann ziehen. Alleine den Epilog könnte ich immer und immer wieder lesen, so sprachlich perfekt, bildhaft und einfach nur wunderschön sind diese Worte. Bei solcherart Bücher denke ich dann, wie verkommen unsere heutige Sprache leider ist, wie teilweise emotionslos und kalt. Sicherlich wird der Leser hier mit einer „alten“ Sprache konfrontiert, die er nicht mehr gewohnt ist und die sich auch schwer liest, wenn man nicht bei der Sache bleibt und die Geschichte nur nebenbei konsumiert. Man muss sich darauf einlassen und förmlich in den alten Beschreibungen und Formulierungen schwelgen, um diese sprachliche Wucht begreifen zu können. Ich stellte oftmals während des Lesens Vergleiche mit Shakespeare, aber auch Bram Stoker oder klassischen Autoren wie H.G. Wells, Alexandre Dumas und Jules Verne an. Sie ähneln sich in ihrer Ausdruckskraft und Bildhaftigkeit sehr dem Schreibstil von Mary Shelley. Und auch wenn es an manchen Stellen für den ein oder anderen bestimmt langatmig wirkt, so kann man sich sehr schlecht von dem Roman lösen und versinkt förmlich in der geschilderten Welt. Die ausufernden Beschreibungen und philosophischen Ansätze mag nicht jeder, dessen bin ich mir bewusst, aber man sollte dennoch einen Blick riskieren und dieses literarische Abenteuer wagen, denn man wird mit ganz wunderbaren Gedankengängen und Wortspielereien belohnt.

Der vorliegende Roman erschien bereits in einer gekürzten Version in Deutschland, der Reclam Verlag hat es nun aber möglich gemacht, dass der interessierte Leser die ungekürzte Fassung zu lesen bekommt. Und die hat es wirklich in sich, wenn man genauer darüber nachdenkt. Denn „Der letzte Mensch“ ist nicht nur eine simple Dystopie, wie man sie zuhauf kennt, nein, es ist vielmehr die Lebensgeschichte eines Mannes, den man bis zum bitteren Ende begleitet.
Und gerade die Prämisse, dass sich Shelley unglaublich viel Zeit bei ihrer Geschichte lässt, hat zur Folge, dass das Gesamtwerk am Ende nahezu episch wirkt. Es ist eine unglaublich intensive Reise, auf die uns die Autorin mitnimmt, und die man sich richtig gut als Film vorstellen kann. Ich weiß gar nicht, wie oft ich mir während des Lesens die Frage gestellt habe, warum mir die ausgedehnten Schilderungen nicht zu viel und zu langatmig wurden und ich dennoch auf keiner einzigen Seite das Gefühl hatte, etwas Uninteressantes zu lesen. „Der letzte Mensch“ ist ein Phänomen für mich, das mich noch immer beeindruckt und mich anzieht wie Metall von einem Magneten. Immer wieder möchte ich in dem Buch blättern und mir die wunderschönen Formulierungen ein zweites Mal durchlesen.


Erst ab dem zweiten Drittel nimmt die Erzählung dann so richtig Fahrt auf und die Pest erscheint zum ersten Mal. Trotzdem ist Verneys Geschichte alles andere als langweilig. Auch die Pandemie wird nicht auf spektakuläre Weise geschildert, sondern eher ruhig und auch philosophisch mit ihren ganzen Auswirkungen auf die Menschheit. Parallelen zur aktuellen COVID-19-Pandemie sind natürlich ersichtlich, das liegt alleine schon an der Thematik, und treffen in bestimmten Aspekten sogar auf das heutige Verhalten der Menschen zu. Es ist an manchen Stellen tatsächlich erschreckend, wie sich der Ablauf einer weltweiten, tödlichen Krankheit gleicht.
Und in den letzten beiden Kapiteln trumpft Shelley dann noch einmal grandios auf, in dem sie eine Welt schildert, die der Apokalypse gleicht, wie wir sie teilweise in modernen Filmen wie „I am Legend“ kennen. Verneys Leben als einziger Mensch wird so detailliert und bildhaft beschrieben, dass man meint, hautnah mit dabei zu sein. Gerade diese Passagen würden das Science-Fiction-Publikum ansprechen, sofern dieses bis zum Schluss überhaupt durchhält. Für mich war Mary Shelleys „Der letzte Mensch“ eine grandiose faszinierende Reise durch eine apokalyptische Welt und ein Blick in die Seele eines Menschen. Dazu kommt eine wunderschöne, niveauvolle und bildhafte Sprache, wie man sie heute leider nur noch selten findet. Aus meiner Sicht ein ganz großer und wichtiger Roman innerhalb der Weltliteratur, der große Aufmerksamkeit verdient.

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Fazit: Mit bildhafter, wunderschön formulierter Sprache geschrieben. Sollte man gelesen haben.

©2021 Wolfgang Brunner für Buchwelten

The Silence von Tim Lebbon

Erschienen als gebundene Ausgabe
im Buchheim Verlag
432 Seiten
69,99 €
ISBN: Privatdruck, signierte, illustrierte und auf 777 Exemplare limitierte Vorzugsausgabe
Kategorie: Horror, Dystopie

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Aus einem neu entdeckten, Millionen Jahre alten und unterirdischen Höhlensystems entkommen Kreaturen, die alles töten, was auch nur den geringsten Laut von sich gibt.
Die sogenannten Vesps verstreuen sich über die ganze Welt und fallen auch über Europa her. Das taube Mädchen Ally bricht mit ihrer Familie auf, um einen abgelegenen Zufluchtsort zu suchen, Wo sie das Ende der weltweiten Bedrohung abwarten können.
Es wird ein Wettlauf gegen die Zeit, denn das Grauen wird immer gefährlicher, die Welt immer stiller und schon bald versinkt das Leben, wie Ally es kannte, in einem erschreckenden Chaos.

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Beim Klappentext fühlt man sich unweigerlich an den bedrückenden Horrorfilm „A Quiet Place“ erinnert, in dem ebenfalls unheimliche Wesen die Menschheit beim kleinsten Geräusch minimiert. Tim Lebbon geht hier einen ähnlichen Weg, wenngleich seine Apokalypse weltweit beschrieben wird und daher, zumindest für mich, schon einmal ein weitaus bedrohlicheres Gefühl in der Magengegend hinterlässt. Sein Szenario wirkt authentischer, weil wir nicht nur ein paar Menschen auf ihrem Überlebensweg begleiten, sondern auch Augenzeuge von einer Pandemie werden, die sich über den ganzen Erdball erstreckt. Das wirkt einfach viel epischer und bedrückender wie der obengenannte Film. Von „The Silence“ existiert ebenfalls eine Verfilmung. Warum diese dann aber wiederum gegenüber „A Quiet Place“ ein wenig schlechter abschneidet, ist wohl schlichtweg der Tatsache zuzuschreiben, dass Lebbons Weltuntergang auf Papier weitaus besser funktioniert als in einem Film. Seine Worte nehmen den Leser mit auf eine unglaublich intensive Reise, die die Verfilmung aufgrund seiner relativ kurzen Laufzeit einfach nicht entsprechend hinbekommt, was aber wiederum keineswegs bedeutet, dass die filmische Umsetzung schlecht geraten ist. Nein, keinesfalls, aber sie ist einfach anders und in meinen Augen weniger intensiv.

Der Schreibstil von Tim Lebbon ist sehr flüssig zu lesen, so dass man eine Seite nach der anderen liest und die Zeit fast vergisst. Was mit besonders gefallen hat, ist, dass die Geschichte im Grunde genommen unspektakulär und sehr ruhig erzählt wird. Das verleiht dem Roman einerseits eine hohe Glaubwürdigkeit und hat zur Folge, dass sich der Autor nicht in irgendwelchen, unwahrscheinlichen Action-Sequenzen verliert, sondern schlicht eine geradlinige Geschichte erzählt, die dadurch umso erschreckender und bedrückender wirkt. Das heißt aber nicht, dass in „The Silence“ keinerlei Spannung aufkommt, ganz im Gegenteil, man fragt sich im Nachhinein, wo die über 400 Seiten geblieben sind, so nervenaufreibend und faszinierend ist die Flucht der Familie geschildert. Ich fand auch, dass die Charaktere und das Zusammenspiel der Familienmitglieder sehr überzeugend vom Autor gestaltet wurde.

Am Ende komme ich dann noch zu einem für mich sehr wichtigen Aspekt, der die spezielle Aufmachung dieses Sonderbandes aus dem Buchheim Verlag behandelt. Mit einem Preis von stolzen 70 Euro kommt man erst einmal ins Grübeln, ob es sich lohnt, so viel für ein Buch auszugeben. Wenn man dann aber das Ergebnis in den Händen hält, ist man schnell davon überzeugt, richtig gehandelt zu haben, denn es ist ein echtes Schmuckstück. Von der hochwertigen Bindung und dem genial gestalteten Einband abgesehen, erwartet den Buchliebhaber im Inneren eine von Tim Lebbon und dem Illustrator Daniel Serra signierte Sonderseite, die dem Buch alleine schon einen gewissen Reiz verleiht. Doch damit noch nicht genug: Am rechten Rand befindet sich zudem noch eine Art Daumenkino, das eines der aggressiven Lebewesen hin und her fliegen lässt, außerdem lassen die hervorragenden Illustrationen von Daniel Serra bestimmte Passagen der Geschichte zum Leben erwecken. Es war schon ein besonderer Genuss, diesen Roman in der mir vorliegenden Sammlerausgabe und nicht in Taschenbuchform zu lesen. Ich bereue den Kauf nicht und bin sicher, dass ich gerade wegen der Aufmachung bestimmt noch einmal zu „The Silence“ greifen werde.
Den Roman gibt es aber auch in der preisgünstigeren Taschenbuchausgabe über den gleichen Verlag.

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Fazit: Spannende und bedrückende Weltuntergangsgeschichte in einer fantastischen Sammlerausgabe.

©2021 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Crossover von Fred Ink

Erschienen als gebundene Ausgabe
im KOVD Verlag
insgesamt 316 Seiten
Preis: 18,99 €
ISBN: Privatdruck – ohne ISBN
Kategorie: Horror, Mystery, Science Fiction, Dystopie

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Sechs Menschen erwachen in einem verlassenen Laborkomplex und erinnern sich an nichts.
Die Welt um sie herum hat sich verändert und gleicht nicht mehr der, aus der sie gekommen sind.
Schon bald wird der Gruppe klar, dass sie sich inmitten eines grausamen Überlebenskampfes befinden.

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Eine Ausgangssituation wie „Saw“, die sich dann aber in eine gänzlich andere Richtung entwickelt – so könnte man Fred Inks Genremix „Crossover“ bezeichnen. Ein bisschen Horror, eine Prise Science-Fiction und Wissenschafts-Thriller und fertig ist die abgefahrene Reise, die in mehreren Momenten an die guten, alten Schwarz-Weiß-Filme der 1950er-Jahre erinnert und dann aber auch wieder ein moderner Blockbuster sein könnte. Der Autor schafft jedenfalls schon von den ersten Seiten an eine Atmosphäre, die schlichtweg als genial bezeichnet werden kann, denn man sieht die Umgebung während des Lesens, spürt die Bedrohung und rätselt mit den Protagonisten mit, was eigentlich geschehen ist. Deshalb entwickelt sich dieses Buch auch relativ schnell zum Pageturner, weil man natürlich wissen will, wie es weitergeht und was den Menschen noch passiert.

Doch es ist nicht nur die ausgetüftelte und atmosphärische Handlung, die den Leser packt, sondern auch der sehr flüssige, bildhafte und angenehme Schreibstil. Was mir auch besonders gut gefallen hat, war, dass sich der Autor scheinbar nicht darum gekümmert hat, welches Genre er bedienen will, sondern schlicht und ergreifend eine Geschichte geschrieben hat (egal, welches Genre). Solche Autoren mag ich einfach, weil sie damit zeigen, dass sie sich nicht einem äußeren Zwang unterwerfen, sondern eben genau die Story verfassen, die ihnen im Kopf herumgeistert. Außerdem finde ich solche Romane ungemein erfrischend, weil man als Leser einfach nicht weiß, wohin die Reise geht und immer wieder überrascht wird. Und genau das tut „Crossover“: Man bekommt immer wieder eine Wendung serviert, mit der man nicht rechnet, und das macht ungemein Spaß.

Erwähnenswert ist auch, dass Ink ganz unterschiedliche Charaktere an den Start schickt, die man alle bildhaft vor sich sieht, so markant und gut sind sie beschrieben. Die daraus resultierenden Dialoge und Auseinandersetzungen machen das Buch absolut kurzweilig. Zu den oben bereits erwähnten Genres gesellt sich dann auch noch ein Schuss Dystopie dazu, so dass das nicht in Genreschubladen richtig einzuordnende Werk nochmals komplexer wird. Ich persönlich habe an vielen Stellen die Geräusche innerhalb des mysteriösen Komplexes „gehört“, während ich die Geschichte las. Die ruhigeren Passagen werden immer wieder von toll beschriebenen Actionszenen abgelöst, so dass im Prinzip wirklich durchgehend Spannung herrscht. Ich habe mich in Fred Inks Welt jedenfalls so richtig wohl gefühlt und werde noch weitere Bücher des Autors lesen, denn er hat mich mit seinem kurzweiligen Schreibstil überzeugt.
Zu der Geschichte passt auch hervorragend die Aufmachung des KOVD-Verlages, der wieder einmal zeigt, dass er mit Herzblut an seinen Veröffentlichungen arbeitet.

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Fazit: Spannender Genremix aus Horror, SF, Mystery, Abenteuer und Dystopie.

©2021 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Blu Ize von Arthur Gordon Wolf

Erschienen als gebundene Ausgabe
im KOVD Verlag
insgesamt 64 Seiten
Preis: 6,99 €
ISBN: Privatdruck – ohne ISBN
Kategorie: Science Fiction, Dystopie

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Drogen und Musik bestimmen das Leben der sogenannten Cyber Cranks, jungen Menschen, die den absoluten Kick in ihren Leben suchen. Pokey und seine Kumpels gehören dazu und experimentieren mit der neuen Droge namens Blu Ize. Sie ahnen jedoch nicht, was sie mit diesem Trip heraufbeschwören.

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Nach „Die weissen Männer“ (ebenfalls im KOVD Verlag erschienen) kommt nun als Appetizer ein zweiter Ausflug in das UMC-Universum von Arthur Gordon Wolf. Und diese Novelle hat es gehörig in sich.
Der Leser begleitet eine Gruppe Jugendlicher, die eine neue Droge namens Blu Ize ausprobieren wollen und dabei einen wahrhaftigen Höllentrip erleben. Mit hat „Blu Ize“ sogar noch einen Tacken besser als „Die weissen Männer“ gefallen, weil es mich in eine dystopische Zukunftswelt geworfen hat, die mich teilweise an „Blade Runner“ und „Ready Player One“ erinnert hat. Wolf schafft es von den ersten Sätzen an, den Lesenden in seinen Bann zu ziehen. Seine detailreichen und vor allem bildhaften Beschreibungen nehmen den Leser hautnah mit auf diesen einzigartigen Drogentrip, an den man sich trotz seiner Kürze noch lange erinnern wird.

Mich hat vor allem das Setting fasziniert, das, zusammen mit den authentischen Dialogen, eine Welt erschaffen hat, die einen förmlich inhaliert. Das Büchlein liest sich fast selbst schon wie ein Drogenrausch, da hat Arthur Gordon Wolf wirklich ganze Arbeit geleistet. Erstaunlich finde ich auch, dass sich die Geschichte viel länger anfühlt, als sie in Wirklichkeit ist. Nun bin ich jedenfalls vollends im UMC-Universum gefangen und kann es kaum erwarten, neue Geschichten aus dieser Welt zu lesen. Die Story liest sich sehr flüssig und macht tatsächlich, wie vom Verlag unter der Kategorie „Appetizer“ beabsichtigt, mehr Appetit auf andere Geschichten von Arthur Gordon Wolf.
Die Verschmelzung von Realität und Drogenhalluzinationen ist dem Autor extrem gut gelungen, so dass man selbst als Leser manchmal rätselt, was denn nun wahr ist und was nicht. Und am Ende bekommt man dann noch eine Wendung serviert, mit der man nicht gerechnet hat. „Blu Ize“ ist ein Büchlein, ein literarischer Appetithappen, der absolut Spaß macht und in seiner Kürze dennoch ein episches Abenteuer bietet.
Uneingeschränkte Leseempfehlung meinerseits.

Die Aufmachung des Buches ist einfach nur sagenhaft, besonders wenn man sich den geringen Preis vor Augen hält.

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Fazit: Epische Novelle, die Realität und Drogenrausch verschmelzen lässt.

©2021 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Richtung Nirgendwo (Melodys Song) von Michael Dissieux

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Erschienen als Taschenbuch
im KOVD Verlag
insgesamt 384 Seiten
Preis: 14,99 €
ISBN: 978-3-96698-607-6
Kategorie: Dystopie, Drama

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In einer Zukunft, in der nichts mehr so ist wie es einmal war, macht sich ein Mann auf die Suche nach einer neuen Hoffnung. In Gedanken begleiten ihn seine Frau und Tochter, als er auf einen Mann und ein Mädchen trifft, die ein Ziel haben. Er begleitet sie und erfährt, was es heißt, die Hoffnung niemals zu verlieren …

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Es gibt actionreiche Dystopien wie „Mad Max“ und es gibt ruhige, melancholische wie etwa Corman McCarthys „The Road“. Michael Dissieux’ „Richtung Nirgendwo“, erschienen im KOVD-Verlag, gehört eindeutig in die letztgenannte Kategorie. Mehr Melancholie, Einsamkeit und Sinnieren über das Leben geht nicht. Dissieux besitzt einen unglaublich intensiven Schreibstil, der, verbunden mit dem Stilmittel des Ich-Erzählers, schon auf den ersten Seiten eine bedrückende, nachdenkliche, aber dennoch auch irgendwie hoffnungsvolle Atmosphäre ausstrahlt. Genau dieser Mix aus den verschiedenartigsten Stimmungen zieht den Leser sofort in seinen Bann und lässt ihn auch bis zum Schluss nicht mehr los. Wie ein Sog wird man in die Geschichte gesogen und vergisst sehr schnell die Realität um einen herum, während man den Protagonisten auf seiner Reise durch eine zerstörte Welt begleitet.

„Richtung Nirgendwo“ ist mein erstes Buch von Michael Dissieux, der durch seinen tollen, flüssigen Schreibstil in mir einen neuen Anhänger gefunden hat. Vor allem die unspektakuläre Herangehensweise an diesen Stoff hat mich nachhaltig beeindruckt, legt der Autor nämlich sein Hauptaugenmerk auf die Psyche seines Protagonisten und kommt dadurch zu einem weitaus epischeren Ergebnis als so mancher sogenannter Bestseller-Autor, der sich auf Action oder zombielastiges Gemetzel konzentriert. Dissieux’ Welt ist zerstört, einsam und deprimierend. Doch die Überlebenden tragen bei ihm eine Hoffnung in sich, wie sie wahrscheinlich jeder von uns in solch einer Situation hätte. Das ist es, was dieses Buch auch so menschlich, und dadurch authentisch macht.
Die Mischung aus „Ich, der letzte Mensch“ (auch bekannt unter dem Titel „I am Legend“) von Richard Matheson und dem bereits erwähnten „The Road“ von Corman McCarthy überzeugt vollends und besitzt aus meiner Sicht uneingeschränkt das Format eines Bestsellers, der förmlich nach einer Verfilmung schreit.

Trotz seiner Schlichtheit und ruhigen Erzählweise wird das Buch in keinem einzigen Moment auch nur annähernd langatmig, geschweige denn langweilig. Ganz im Gegenteil, man hätte als Leser (zumindest erging es mir so) gut und gerne noch eine Weile in dieser apokalyptischen Welt verharren können.
Und dann kommt das Ende …
Eine herzergreifende Wendung, die einem den Atem raubt, das Herz bricht und zum Nachdenken bringt, und dennoch auch irgendwie mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen zurücklässt. In „Richtung Nirgendwo“ sieht man sich oft selbst und erkennt so manches Mal seine eigenen Gedanken über das Leben. Und wenn man dann noch berücksichtigt, dass und Dissieux bei einigen Dingen im Unklaren lässt (was mit Sicherheit Absicht ist, denn auch im wirklichen Leben warten wir oftmals vergebens auf eine Erklärung), so kann man diesen Roman durchaus als Beschreibung unserer aller Leben bezeichnen: Sind wir nicht alle im Grunde genommen auf uns alleine gestellt und irren einsam durchs Leben, um uns einzig an einem festzuhalten: der Liebe.

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Fazit: Melancholische, herzergreifende und authentische Apokalypse.

©2020 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Die weissen Männer von Arthur Gordon Wolf

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Erschienen als gebundene Ausgabe
im KOVD Verlag
insgesamt 126 Seiten
Preis: 14,99 €
ISBN: keine – Privatdruck
Kategorie: Mystery, Science Fiction, Horror

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Brandon Tolliver eilt seiner  Nachbarin zu Hilfe und wird plötzlich von  unheimlichen Replikanten  verfolgt, ohne den Grund dafür zu kennen. Irgendjemand scheint ihn aus dem Weg räumen zu wollen und Brandon versucht, während seiner Flucht hinter das Geheimnis zu kommen.

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Ich wusste nicht, was mich erwartete, und war umso erstaunter, wie schnell und mit wie viel Freude ich diesen Kurzroman letztendlich dann verschlang. „Die weissen Männer“ war mein erstes Buch von Arthur Gordon Wolf und wird definitiv nicht das letzte bleiben, denn der angenehme Schreibstil konnte mich uneingeschränkt überzeugen. Es ist vor allem die besondere Atmosphäre, die sich durch die ganze Geschichte zieht und mich sofort in den Bann gezogen hat. Der Autor vermittelt diese Stimmung überzeugend und lässt den Leser unmittelbar an den Geschehnissen teilhaben.
An manchen Stellen erinnerte mich das Szenario an die Bücher von Franz Kafka oder die Filme von David Lynch – rätselhaft, mysteriös, einerseits durchschaubar, andererseits geheimnisvoll. Aber auch H.P. Lovecraft oder Philip K. Dick stellen für den Autor offensichtlich eine Inspirationsquelle dar. Der daraus entstehende Genremix ist dennoch absolut eigenständig und faszinierend.

Obwohl es sich bei dem vorliegenden Roman um eine Geschichte aus dem vom Autor ersonnenen UMC-Universum handelt, kann man diesen Kurzroman ohne jegliche Vorkenntnisse lesen. Das UMC-Projekt ist auch als eher lockeres Konzept anzusehen, in dem der Autor Kurzgeschichten, Romane oder eben auch Novellen ansiedelt, die alle in einer dystopischen Zukunftswelt spielen. Arthur Gordon Wolf schafft es mit spielerischer Leichtigkeit, den Leser in diese Welt zu entführen und verstreut auch die ein oder andere Anspielung auf Kultfilme und/oder -bücher, so dass es eine wahre Freude für den aufmerksamen Leser ist, sich in dieser Kulisse zu verlieren. Es ist schon an einigen Stellen beklemmend, wie der Autor die Entwicklung der Menschheit beschreibt. Aber alles hat Hand und Fuß und könnte durchaus genau so sein.

Arthur Gordon Wolf verpackt in seine stimmungsvolle, actionreiche und oftmals auch humorvolle Geschichte auch immer wieder sozialkritische Aspekte, die das Ganze authentisch machen und zum Nachdenken anregen. „Die weissen Männer“ haben mich derart fasziniert, dass ich mir im Anschluss gleich einmal die beiden Romane „Mr. Munchkin“ und „Red Meadows“ besorgt habe, die ebenfalls im genannten UMC-Universum angesiedelt sind und indirekte Fortsetzungen der vorliegenden Geschichte darstellen.
Aber zurück zur Novelle „Die weissen Männer“, die mir in einer ansprechend gestalteten Neuauflage vom KOVD-Verlag vorliegt und mit einigen Illustrationen von Thomas Hoffmann aufwartet, die kongenial zur Geschichte passen und das, durch die bildhafte Schreibweise ohnehin schon filmreife Geschehen noch einmal visuell unterstreichen. Insgesamt gesehen stellt die Neuauflage aus dem KOVD-Verlag für mich ein bibliophiles Highlight dar, das ich immer wieder gerne in die Hand nehmen werde, um darin zu blättern.

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Fazit: Düstere, stimmungsvolle und spannende Dystopie, die hervorragend unterhält.

©2020 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Genom von A.G. Riddle

genom

Erschienen als Taschenbuch
bei Heyne
insgesamt 540 Seiten
Preis: 10,99 €
ISBN: 978-3-453-43939-9
Kategorie: Action, Science Fiction

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Nachdem Ausbruch der Pandemie (siehe Band 1 der Reihe), versuchen Desmond Hughes und Dr. Peyton Shaw die Beweggründe der Organisation zu verstehen, die hinter diesem Vorgehen steckt. Ihre Nachforschungen führen ins Jahr 2003 zurück, wo ein Wissenschaftler das erste menschliche Genom analysierte und dabei eine Entdeckung machte, die Darwins Evolutionstheorie auf den Kopf stellt. Das Schicksal der ganzen Menschheit steht auf dem Spiel, denn die Pandemie war nur der Anfang eines gigantischen Plans …

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Man muss den ersten Teil dieser neuen Reihe von A.G. Riddle gelesen haben, um den Ereignissen des zweiten folgen zu können. Die Fortsetzung, und gleichzeitig der abschließende Teil der Extinction-Reihe, schließt nämlich nahtlos an die Geschehnisse aus „Pandemie“ an. Der Roman entfernt sich, wie schon ab der Mitte des ersten Teil vom weltumfassenden Seuchenausbruch und spinnt die Idee um eine Verschwörung weiter. Diese Entwicklung gefiel mir außerordentlich gut, obwohl ich mir die Stimmung manchmal zurückwünschte, die am Anfang des ersten Teils durch den Ausbruch der mysteriösen Krankheit aufgekommen war. Aber Riddle entwickelt die Geschichte konsequent weiter und entführt den Leser zurück in die Vergangenheit und auch an Bord des U-Boots „Beagle“, das der Leser im Prolog des ersten Teils kennengelernt hat.

Es ist unglaublich spannend, wie Riddle den drohenden Untergang der Menschheit beschreibt. Seine Charaktere bleiben nach wie vor authentisch und man ist mitten im Geschehen und fiebert dementsprechend mit. Riddle stellt mit diesem Buch erneut unter Beweis, dass er hervorragend Geschichten erzählen kann und auch Wert auf seine Charaktere beziehungsweise deren Entwicklung legt. Er ist einer der wenigen Autoren, die es schaffen, gut recherchierte Wissenschaft in einen atemberaubenden, spannenden Plot unterzubringen. Gerade die Mischung aus Abenteuer, Science Fiction, Wissenschaft und Verschwörungsthriller macht „Genom“, wie auch schon der Vorgänger „Pandemie“ zu einem kurzweiligen Leseerlebnis, das keine Wünsche offen lässt. Die aus dem ersten Teil offenen Fragen bezüglich Desmond Hughes’ und Peyton Shaws Vergangenheit werden zufriedenstellen aufgelöst  und ergeben ein rundes, stimmiges Gesamtbild. Durch die kurzen Kapitel fliegt man genau wie beim ersten Teil nur so durch das Buch.

Auch wenn die Story gut und gerne noch hätte weitergehen können, entschied sich der Autor bereits nach diesem zweiten Band für ein Ende, obwohl die Geschichte ursprünglich als Trilogie gedacht war. Doch Riddle hat sich richtig entschieden, denn insgesamt gesehen wäre ein weiterer Band höchstwahrscheinlich nur noch ein unnötiges Aufbauschen der Handlung gewesen. So aber bekommen die Leser zwei gut recherchierte Bücher mit einem spannenden Plot geliefert, den man nicht so schnell vergisst. Ähnlich wie bei den Romanen von Michael Crichton, Matthew Reilly und James Rollins erwartet den Leser ein filmreifes Abenteuer, das man sich während des Lesens permanent auf der großen Kinoleinwand vorstellt. Man kann nicht mehr von einem Buch dieser Art erwarten. Ich freue mich schon sehr auf die nächsten Romane von A.G. Riddle, der sich mit „Pandemie“ und dem vorliegenden „Genom“ wieder in meiner Rangliste von Autoren wissenschaftlicher Thriller nach oben katapultiert hat.

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Fazit: Würdiger Abschluss der Extinction-Serie. Spannung mit wissenschaftlichem Tiefgang.

©2020 Wolfgang Brunner für Buchwelten