Das Herz des Ozeans von Karen White/Beatriz Williams/Lauren Willig

herz

Erschienen als Taschenbuch
bei Blanvalet
insgesamt 542 Seiten
Preis: 11,00 €
ISBN: 978-3-7341-0834-1
Kategorie: Drama, Liebe

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Die Schriftstellerin Sarah Blake entdeckt Nachlass ihres Urgroßvaters, dass dieser einst Steward auf der RMS Lusitania war, die während des Ersten Weltkriegs von einem deutschen U-Boot versenkt wurde. Bei ihren Recherchen stößt sie auf den Politiker Robert Langford, dessen Familie ebenfalls mit den tragischen Ereignissen  jenes Aprils im Jahre 1915 verbunden ist. Die beiden erleben die Begebenheiten der Vergangenheit hautnah mit, als sie immer wieder auf neue Spuren stoßen.

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Alleine das Cover drückt deutlich aus, was einen bei „Das Herz des Ozeans“ erwartet. Zudem kommt dann noch der Titel dazu und die Tatsache, dass das ganze Drama auf einem Schiff geschieht, das sinkt. Mag im ersten Moment wie ein müder Abklatsch der „Titanic“-Tragödie klingen, trifft es aber nicht ganz. Denn das von drei (!!!) Autorinnen verfasste Liebesdrama bietet neben dem zu erwartenden „Kitsch“ auch eine gut recherchierte, historische Geschichte rund um das Unglück und den Untergang der RMS Lusitania. „Das Herz des Ozeans“ ist in erster Linie wahrscheinlich ein Roman für Frauen, da er sich natürlich erst einmal um die Liebe dreht. Doch es gibt mit Sicherheit auch Männer wie mich, die sich in solch eine Geschichte fallen lassen können und ihren Spaß daran haben. Ich interessiere mich seit meiner Jugend für Schiffsunglücke, insbesondere dem der Titanic, und war natürlich neugierig, wie das Thema der Lusitania hier behandelt wird. Ich war wirklich angenehm überrascht, wie die drei Autorinnen es geschafft haben, eine unglaublich intensive Atmosphäre einzufangen, wenn man sich in die Vergangenheit des Jahres 1915 begibt.

Sicherlich fühlt man sich des Öfteren an die Ereignisse der Titanic erinnert (und ich denke, das war von den Autorinnen auch so beabsichtigt), aber das war letztendlich gar nicht schlimm, sondern sogar äußerst spannend und unterhaltsam. Was ich persönlich sehr geschickt fand, war die Einteilung des Buches in die Sichtweisen drei verschiedener Frauen. Vielleicht haben die Autorinnen ihre Zusammenarbeit auch dahingehend gelöst, in dem jede von ihnen eine dieser drei Frauenrollen übernahm. Fakt ist, dass man keinerlei unterschiedliche Schreibstile zwischen diesen Kapiteln erkennen kann, was für mich fast schon eine Meisterleistung darstellt. 😉
Zwei dieser Kapitel handeln in der Vergangenheit auf der Lusitania und eines erzählt die Geschichte der Gegenwart, in der die Protagonistin Nachforschungen anstellt (und sich dabei in einen Mann verliebt). Gerade diese abwechselnden Kapitel ließen mich dieses Buch förmlich verschlingen, so rasant lasen sich diese Geschichten. Die Handlung in der Gegenwart erinnerte mich des Öfteren tatsächlich an die hervorragende Highland-Saga von Diana Gabaldon.

Alles in allem habe ich mich hervorragend unterhalten und die Reise zurück auf die RMS Lusitania genossen. Die Liebesgeschichte(n), vor allem die der Gegenwart, hat mich oftmals ergriffen, weil sie sehr emotional und authentisch geschildert wurde. Sicherlich passieren solche Begegnungen wie im Märchen relativ selten, aber aus eigener Erfahrung kann ich behaupten, dass es sie gibt. 🙂
Der Schreibstil aller drei Autorinnen hat mir sehr gefallen und mich vor allem gepackt. Die Ereignisse und Örtlichkeiten wurden detailliert und mitunter sehr bildhaft beschrieben, so dass sich der Roman oftmals wie eine Art Film im Gedächtnis offenbarte. „Das Herz des Ozeans“ hat mich auf alle Fälle so überzeugt, dass ich mir früher oder später auch das Erstlingswerk dieses Autorentrios mit dem Titel „Das saphirblaue Zimmer“ zulegen werde. Für Freunde von Liebesdramen, aber auch für historisch interessierte Fans der Schifffahrt absolut zu empfehlen.

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Fazit: Spannend, authentisch, emotional und in höchstem Maße unterhaltsam.

© 2020 Wolfgang Brunner für Buchwelten

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Let’s talk about 6 von Hilde Willes

Love

Erschienen als Taschenbuch
im telegonos Verlag
376 Seiten
14,90 €
ISBN: 978-3744868631
Kategorie: Liebe, Erotik, Humor, Drama

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4 Frauen – 4 Schicksale. Doch die Freundinnen halten zusammen, egal, was auf sie einstürmt. Und sie meistern ihr Leben, mal nachdenklich, mal traurig und manchmal auch eisern und bestimmt. Aber meistens mit Humor.

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„Let’s talk about 6“ ist das erste Buch von Hilde Willes, das ich gelesen habe. Covergestaltung und Klappentext lassen natürlich sofort auf einen typischen Frauenroman schließen, was er letztendlich wahrscheinlich auch sein soll. Ich wäre aber nicht Ich, wenn ich mich als Mann auch nicht einmal an solcherart Bücher heranwage, zumal mir die Bridget Jones-Reihe von Helen Fielding oder die grandiose Serie „Sex & the City“ zum Beispiel außerordentlich gut gefallen. Hilde Willes schlägt in eine ähnliche Kerbe und vermischt ihren Plot immer wieder mit einer Prise „Sex & the City“. Es dauerte nicht lange und ich fühlte mich sofort wohl inmitten der Protagonisten und ihrer Probleme, zumal mir die vier Hauptfiguren allesamt sympathisch waren und vor allem sehr glaubwürdig erschienen. Es macht wirklich unglaublich Spaß, diesen vier Frauen bei ihren Alltagserlebnissen bzw. ihrer Suche nach dem perfekten Mann, der perfekten Beziehung oder auch dem perfekten Leben zu begleiten. Mit einem sehr angenehmen Humor, aber auch einer Unmenge an tiefsinniger Lebensweisheiten und Wahrheiten, konnte mich die Autorin mit ihrer/ihren Geschichte(n) absolut in den Bann ziehen. Ich ertappte mich sogar dabei, dass ich, selbst wenn ich nur zehn Minuten zur Verfügung hatte, nach dem Buch griff und weiterlesen wollte. „Let’s talk about 6“ scheint auf den ersten Blick leichte Kost zu sein, was es oftmals auch ist (aber keineswegs in negativer Weise gemeint). Aber wenn man zwischen den Zeilen liest, erkennt man sehr viele Begebenheiten, die einen an sich selbst erinnern. Und das kann ich auch als Mann sagen.

Der ewige Kreislauf nach der Suche des perfekten Glücks wird in teils skurrilen Begebenheiten und typischen Alltagskatastrophen sehr unterhaltsam geschildert. „Let’s talk about 6“ ist auch ein Roman, bei dem mich die (glücklicherweise nur teilweise eingestreuten) umgangssprachlichen Ausdrücke in keiner Weise stören. Im Gegenteil, sie lockern die Handlung erfrischend auf und vermitteln ein Gefühl, als würde man den Protagonisten irgendwie zugehören. Auch wenn einiges am Plot übertrieben wirken mag, so muss man am Ende zugeben, dass im Grunde genommen alles tatsächlich genau so passieren könnte, wenngleich auch vielleicht nicht in dieser gedrängten Form, wie es hier im Roman vorkommt. Aber auch das macht gar nichts, denn es zeigt, dass Hilde Willes  Lebenserfahrung hat, die sie in den Handlungsweisen ihrer Protagonistinnen äußerst gut verpackt. Gerade die Stimmung, die mich des öfteren an die Erfolgsserie „Sex & the City“ erinnert hat, konnte mich vollends überzeugen. Am Anfang stellte ich mir noch die Frage, wie die Autorin so viele Seiten über ein an sich abgedroschen des Thema füllen will, doch bereits ab der Mitte des Buches wünschte ich mir, dass es noch lange weitergeht. Ich hätte gut und gerne noch einmal weitere vierhundert Seiten lesen könne, ohne dass es mir langweilig geworden wäre.

Auch die Erotik und der Sex kommen in Hilde Willes Roman nicht zu kurz. Erfreulicherweise laufen diese Szenen immer auf einem gewissen Niveau ab, sodass man an keiner Stelle denkt, es wäre besser darauf verzichtet worden. „Let’s talk about 6“ ist großartige Unterhaltung mit tollen Frauengesprächen, Problembewältigungen und realistischen Lebenssituationen, bei dem stets gute Laune und Kampfgeist im Vordergrund stehen. Also trotz aller Dramatik und nicht so schönen Umständen ein durchweg positives Buch. Und das nicht nur für Frauen, lasst euch das gesagt sein, ihr lesenden Männer da draußen. „Let’s talk about 6“ macht euch bestimmt auch Spaß.

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Fazit:  Unterhaltsamer, witziger und auch tiefgründiger Roman, der auch absolut für Männer geeignet ist.

© 2019 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Psycho-Pat von Mari März

Psychop

Erschienen als Taschenbuch
im Verlag DIE TEXTWERKSTATT „korrekt getippt“
insgesamt  299 Seiten
Preis: 12,95 €
ISBN: 978-3-959-57067-1
Kategorie: Thriller, Drama, Erotik

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Patrizia Fischer war ein erfolgreiches Model, das ein ereignisreiches, ausuferndes Leben geführt hat. Alkohol, Drogen und jede Menge hemmungslosen Sex. Doch eines Tages fasst sie den Entschluss, sich eine Auszeit zu nehmen. Patrizia, auch Pat genannt, sucht sich ein Ferienhaus in Dänemark, um sich zu erholen und zu sich selbst zu finden. Als dann eine Familie ins Nachbarhaus einzieht und Pat sich plötzlich in den Fängen des attraktiven Patrick findet, beginnt sich ihre Welt zu verändern. Und plötzlich erinnert sich Pat an einen Abschnitt aus ihrer Vergangenheit, den sie die letzten Jahre durch ihre Medikamente immer erfolgreich verdrängt hatte.

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Mari März, von der ich bislang nur hervorragende Kurzgeschichten kannte, liefert mit „Psycho-Pat“ einen Roman ab, der während des Lesens unglaublich gut unterhält und nach dem Lesen noch lange nachwirkt. Man weiß nicht genau, auf was man sich da einlässt, wenn man den Klappentext kennt und zu lesen beginnt. Immer mehr gerät man in einen Strudel, den die Protagonistin selbst durchlebt, und kann sich schon bald nicht mehr von der Geschichte lösen, so intensiv wird sie beschrieben. Vor allem die Dialoge und die Gedankengänge von Patrizia Fischer haben es mir angetan, denn sie wirken so wahnsinnig authentisch und echt, dass man stellenweise meint, ihre Stimme förmlich zu hören, wenn sie ihre Geschichte erzählt.

„Psycho-Pat“ ist ein Drama, das fasziniert, obwohl im Grunde genommen eigentlich gar nicht viel passiert. Und das ist genau der Grund, warum die Geschichte so hervorragend funktioniert, denn man ertappt sich immer wieder dabei, dass man vergleichbare Situationen schon selbst erlebt hat und ähnliche Gedanken gedacht hat. Hinzu kommt der sehr flüssige Schreibstil, der den Roman zu einem wahren Pageturner macht. Und auch die Gefühlswelt, die von Mari März beschrieben wird, ist in jeder Hinsicht glaubwürdig und mitreißend. Man spürt beim Lesen die Unsicherheiten und Ängste der Protagonistin, aber auch den Mut und die Kraft, um ihr Leben zu ändern (und zu meistern). Diese Seelenqualen und Hoffnungsschimmer sind unglaublich gut gelungen und zeugen von einer sehr guten Recherche. Die Wendung, die die Geschichte irgendwann einmal nimmt, hat mich tief betroffen und auch wütend gemacht. „Psycho-Pat“ zeigt, dass Dinge, die einem als junger Mensch widerfahren, bis ins Erwachsenenalter Auswirkungen zeigen und Menschen psychisch kaputt machen (können). Mari März ist mit ihrem Buch eine perfekte Gratwanderung gelungen, die einerseits unterhält und andererseits auf Missstände in unserer Gesellschaft hinweisen und aufzeigen, warum manche Menschen schlichtweg einen“Knacks“ haben, obwohl sie nach außen hin „normal“ wirken. Mit Patrizia Fischer hat Mari März einen sehr sympathischen Charakter erschaffen, für den man großes Mitleid empfindet.

Nun komme ich noch zu einer Sache, die ich eigentlich in der Belletristik gar nicht mag, nämlich die explizite Beschreibung von Sexszenen, die manches Mal sogar pornografisch wirken. Es gab bis dato nur einen einzigen Schriftsteller, der mich in dieser Hinsicht überzeugen konnte: Samuel R. Delany. Er hat es geschafft, Sexszenen literarisch und nicht plump wirken zu lassen. Mari März nähert sich Delany auf gewisse Art und Weise, denn auch sie schafft es, bei mir Emotionen auszulösen, wenn ich ihre sexuellen Beschreibungen lese. Man kann die wirren Gedanken, die Pat während ihrer ausufernder Sexorgien heimsuchen, durchaus verstehen und nachvollziehen, zumal bei den „harten, detaillierten“ Beschreibungen auch die Emotionen nie zu kurz kommen. Das ist genau die richtige Mischung, damit solche Szenen nicht unbeholfen oder gar peinlich wirken. März beschreibt diese Situationen wie einen Drogenrausch (und in keinem geringeren befinden wir uns, wenn wir sexuell erregt sind 😉 ) und vergisst dabei nicht die „romantische“ Gefühlswelt, die einen dabei durchströmt. Und genau deswegen funktionieren diese Szenen in „Psycho-Pat“ und machen die Protagonistin zu einem greifbaren Menschen, der sich auch einmal „gehen lässt“.
Mari März hat einen beeindruckenden Roman über eine „kranke“, aber sehr starke Frau geschrieben, die ihr Leben verändern will. Ich bin begeistert …

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Fazit: Beeindruckende Charakterstudie einer „kranken“ Frau, die nachhaltig auf den Leser einwirkt.

© 2018 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Der Satyr von Brian Keene

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Erschienen als Taschenbuch
im FESTA Verlag
410 Seiten
13,99 €
ISBN: 978-3-86552-627-4
Kategorie: Horror

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Adam Senft ist Schriftsteller. Er ist eigentlich glücklich mit seinem Leben, wäre da nicht die (sexuelle) Ehekrise mit seiner Frau. Als Adam eines Tages eine Joggerin dabei beobachtet, wie diese bei einer steinernen Statue Fellatio vollführt, gerät die Welt danach immer mehr außer Kontrolle. Die Statue, ein Satyr, ist zum Leben erwacht und sucht die Wälder heim und verführt die Frauen mit einem mysteriösen Flötenspiel.

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Briane Keenes „neuester“, im Festa Verlag erschienener , Roman stammt eigentlich aus dem Jahr 2006 unter dem Titel „The Dark Hollow) („Die dunkle Höhle“). Sechs Jahre später wurde er dann überarbeitet und unter dem Titel „The Rutting Season“ („Brunftzeit“) neu veröfentlicht. „Brunftzeit“ passt wie „Der Satyr“ weitaus besser als Bezeichnung als der Originaltitel. „Der Satyr“ ist eine wunderbare Geschichte über einen Mann und seine (sexuellen Ehe-)Probleme. Ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich gerade das erste Drittel dieses Werks von Brian Keene genossen habe, weil es sehr menschlich und authentisch verfasst wurde. Da ich selbst ein Mann bin, kann es natürlich gut sein, dass ich die Gedankengänge des Protagonisten besser nachvollziehen kann als eine weibliche Leserin. Ich war schlichtweg davon begeistert und konnte von den Überlegungen (und Problemen) des Adam Senft gar nicht genug bekommen. In jeder freien Minute musste ich das Buch zur Hand nehmen, um weiterzulesen.

Kennen Sie das Gefühl, wenn man in einen Roman so abtaucht, dass man, wenn man weiter liest, wieder sozusagen „heim kommt“? Genau in diese Kategorie fällt „Der Satyr“. Es war jedes Mal wie eine Rückkehr in die Welt des Schriftstellers, der fast permanent von sexuellen Gedanken verfolgt wird und sich auf seinen Hund verlässt, der ihm Halt bei seiner Ehekrise gibt. Keenes Schreibstil ist so flüssig, dass man gar nicht mehr mit dem Lesen aufhören will. Auch wenn die Charaktere teilweise etwas flach ausgefallen sind, so konnte ich mich hervorragend mit Adam Senft identifizieren und auch die anderen Protagonisten wuchsen mir ans Herz, obwohl sie nicht wirklich Tiefe besaßen. Erfrischend war auch, dass Keene die sexuelle Komponente niemals übertrieben und pornografisch werden ließ, sondern immer ein gewisses Maß an Niveau beibehielt. Das hat mir außerordentlich gut gefallen. Mit „Der Satyr“ hat mich Brian Keene erneut überzeugt und ich kann die Worte von „Horror Review“, dass Keenes Name in einem Atemzug mit denen von King, Koontz und Barker genannt werden sollte, nur bestätigen. Brian Keene besitzt ein sicheres Händchen für bildhaft beschriebene Geschichten, die spannend, unterhaltsam und vor allem atmosphärisch sind.

Man merkt schon, dass ich schwer begeistert bin von dieser erotischen Horrorstory. 😉
Aber einen kleinen Wermutstropfen gibt es dennoch: Brian Keene verfällt im letzten Drittel des Romans immer mehr in eine Richtung, die mir zu reißerisch vorkommt. Vieles wirkt übertrieben. Als hätte Keene mit aller Gewalt versucht, ein dramatisches Finale mit möglichst viel Action hinzubekommen. (Den gleichen Fehler hat Stephen King meiner Meinung übrigens auch öfter gemacht.) Das letzte Drittel stört ein wenig gegenüber den bedeutend ruhigeren und stimmungsvolleren ersten zwei Drittel. Es ist zwar nicht so, dass das nun den gesamten Roman zunichte gemacht hätte, denn es ist immer noch sehr gut geschrieben, aber ich hätte mir da einfach weniger gewünscht. Das hätte, zumindest bei mir, bedeutend mehr Wirkung gehabt. Nichtsdestotrotz ist Keenes „Der Satyr“ ein Roman, der hervorragend unterhält und genial geschrieben ist. Er fällt unter die Kategorie jener Werke, die ich -sofern die Zeit es zulässt- sofort noch einmal lesen würde. Vergessen werde ich die Schauermär vom Satyr auf jeden Fall nicht so schnell. Und auch der Protagonist hat einen Weg in mein Langzeitgedächtnis gefunden. 🙂

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Fazit: Sehr stimmungsvolle, erotische Horrorgeschichte, die man nicht so schnell vergisst.

© 2018 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Ein wilder Schwan von Michael Cunningham

Ein wilder Schwan von Michael Cunningham

Erschienen als gebundene Ausgabe
im Luchterhand Verlag
insgesamt 156 Seiten
Preis: 19,00 €
ISBN: 978-3-630-87491-3
Kategorie: Märchen, Belletristik, zeitgenössische Literatur

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Rumpelstilzchen, Hänsel und Gretel, Schneewittchen und Rapunzel – wer kennt diese Märchen nicht? Aber Michael Cunningham erzählt sie nun vollkommen anders, berichtet über die Hintergründe jener Geschichten und schreibt Prequels und Sequels. Und nicht immer ganz jugendfrei …

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Bei diesen Märchen-Neuinterpretationen scheiden sich wohl die Geister, wenn man sich verschiedene Rezensionen durchliest. Die einen sind hellauf begeistert, wozu ich mich zähle, und die anderen finden Cunninghams Geschichten langweilig und uninspiriert. Cunninghams Schreibstil ist gewohnt hoch und er kann mit seinen Gedanken, die oftmals zum Nachdenken anregen, schlichtweg verzaubern. Doch der Autor, dessen Meisterwerke wie „The Hours – Die Stunden“ oder „Ein Zuhause am Ende der Welt“ noch nach Jahren im Gedächtnis des Lesers haften bleiben, nimmt den Märchen an manchen Stellen die Mystik, in dem er etwas derb den Plot in unsere Wirklichkeit verlegt. Das funktioniert aus meiner Sicht unglaublich gut, kommt aber anscheinend bei anderen Lesern nicht so gut an. Michael Cunningham „spielt“ mit den bekannten Märchen, erzählt eine Vor- und/oder Nachgeschichte und passt die Charaktere der Realität an, verbannt sie sozusagen aus der Märchenwelt, wie wir sie kennen. Das ist zum einen erfrischend, zum anderen aber auch sehr geschickt verändert, so dass man in manchen Geschichten unsere Wirklichkeit wiedererkennt.

Michael Cunningham kann Geschichten erzählen, das hat er mit vielen Romanen mehrfach bewiesen. In „Ein wilder Schwan“ traut er sich einfach mal etwas anderes, geht über seine Grenzen hinaus und wird hin und wieder sogar lynchesk „abgedreht“. Das ist mit Sicherheit nicht jedermanns Sache, aber wenn man sich auf die Ideen einlassen kann, wird man mit einem ironischen, augenzwinkernden Blick in unsere echte Welt belohnt, der zeigt, wie aktuell „alte“, klassische Märchen sein können. Cunningham geht oft auf die menschliche, emotionale Seite der Protagonisten ein, die in den Originalen oftmals fehlen. Er zeigt, dass sich hinter den Märchenwesen echte Menschen und Charaktere verstecken könnten, so dass man den verklärten Blick auf eine Märchenwelt manchmal vergisst und darüber nachdenkt, ob die Inspirationen, aus denen diese Geschichten einst wurden, vielleicht sogar ihren Anfang in einer wahren Begebenheit fanden. Cunningham nimmt den Märchen ihren Zauber, das ist keine Frage, aber er verleiht ihnen eine neue Art von Zauber, der so manches Mal sogar beeindruckender ist als der der Originale. Aber man muss sich, wie gesagt, darauf einlassen können und die Sprache des Autors verstehen.

Abgesehen von der wirklich tollen Aufmachung des kleinen Bandes werden die sprachlich raffinierten Geschichten von wunderbaren Illustrationen der japanischen Künstlerin Yuko Shimizu unterstrichen, die sich perfekt an die Erzählungen anpassen. Ein wenig erinnern ihre schwarzweißen Zeichnungen an den hierzulande relativ unbekannten Künstler Aubrey Beardsley. Ich habe diese Illustrationen jedes Mal ein paar Minuten auf mich einwirken lassen, weil sie mich zum einen stark beeindruckt und zum anderen den „Geist“ von Cunninghams Märcheninterpretation hervorragend ergänzt haben. Diese Symbiose aus Text und (Bilder)Kunst gibt dem Buch eine ganz besondere Note, die man nicht so schnell vergisst.
Die aus einer anderen Sichtweise erzählten Märchen haben mich mal mehr und mal weniger begeistert, im Gesamten aber vollkommen in den Bann gezogen. Und wer behauptet, dass sich zwischen den Zeilen keine Gefühle und Sehnsüchte verbergen, der hat Cunninghams Arbeit (und Anliegen) wohl nicht verstanden. „Ein wilder Schwan“ ist nämlich keine leichte Kost zum Zwischendurchlesen (oder gar oberflächlichem „Konsumieren“), sondern fordert ein wenig Feingefühl (trotz der manchmal derben Ausdrücke) und literarische Empathie. Für mich zeigt dieser Band erneut das Können dieses Schriftstellers, wenngleich auf eine völlig andere Art als seine bisherigen Bücher.

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Fazit: Abgedrehte, aber auch voller Gefühle und Innovationen steckende Märchen-Neuinterpretation mit wunderschönen Illustrationen.

© 2018 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Liliths Töchter, Adams Sohne von Georg Adamah

Erschienen als Taschenbuch
bei Redrum Books
insgesamt 372 Seiten
Preis: 14,97 €
ISBN: 978-3-959-57030-5
Kategorie: Belletristik, Thriller, Drama

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Georg verlässt seine Frau, um eine Affäre mit Susanna fortzusetzen. Seine Ehe war ohnehin auf dem Weg zum Scheitern, so dass Georg ein neues, schöneres Leben in Angriff nehmen wollte. Doch schon bald wird er von Susanna verlassen. Auf der Suche nach Liebe nimmt er viele Liebes- und Sexaffären in Kauf, obwohl er im Grunde genommen von Susanna nie loslassen kann.

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Schon nach dem Prolog wusste ich, dass Georg Adamahs „Liliths Töchter, Adams Söhne“ ein Buch für mich ist. Alleine die stilistischen Mittel, die Adamah in seinem Roman anwendet, packten mich vom ersten Moment an. Ich kann gar nicht erklären, warum ich seine wilden, im ersten Moment kompliziert wirkenden, Schachtelsätze so faszinierend fand. Dieser Schreibstil ist innovativ, progressiv und einfach nur genial. Dadurch wird man im Verlaufe der Geschichte immer mehr zum Protagonisten und durchlebt seine Ängste, Hoffnungen und Leidenschaften. Man ist irgendwie hautnah dabei, wenn „Dschordsch“ sich Gedanken über die Frauen in seinem Leben macht. Alleine die Idee, die Gedankengänge des Protagonisten in die Schachtelsätze mit einzubauen, erinnerte mich an einen meiner Lieblingsschriftsteller, nämlich Samuel R. Delany. Man spürt, wie Georg hin und her gerissen und von seinen Gefühlen erdrückt wird.

Georg Adamah kann sehr gut schreiben und schafft es hervorragend, die Gefühlswelt eines Mannes zu schildern. Auch wenn es immer wieder um Oralsex geht (was ich persönlich etwas übertrieben fand, aber nicht unbedingt störend), so entlarvt Adamah doch im Verlauf der Geschichte gewisse Grundzüge des männlichen Denkens 😉
An manchen Stellen musste ich wirklich schmunzeln, wenn ich den Gedankengängen des „abservierten“, gekränkten Liebhabers folgte. Es wirkte so herrlich echt und realistisch, unverfälscht und ehrlich. Adamah würfelt die Emotionen des Protagonisten wild durcheinander. Mal leidenschaftlich, mal traurig, mal depressiv, mal zügellos … alles ist dabei. Und erfreulicherweise sind die „harten“ Sexszenen niemals übertrieben dargestellt, sondern bewegen sich immer auf einem gewissen Niveau, was eindeutig an der bildlichen Sprache des Autors liegt. Selbst eklige Szenen werden mit wunderbaren Umschreibungen „entschärft“ und wirken an keiner Stelle vulgär. Das ist ein sehr großer Pluspunkt dieses Buches, der zwar unter anderem teils extremen Sex behandelt, diesen aber niemals in einen provozierenden Vordergrund stellt, um durch Ekelmomente zu schocken. Adamah hält sich dabei immer an glaubwürdig wirkende Beschreibungen.

Gerade durch die sehr emotionale, eindringliche Beschreibung, wie sich ein Mann fühlt beziehungsweise fühlen kann, wenn er einsam und auf der Suche nach einer Partnerin ist, machten diesen Roman für mich zu einem unwiderstehlichen Pageturner, den ich in jeder freien Minute weiterlesen musste. Adamah hat ein realistisches Märchen geschrieben, das voller Poesie und kleinen Wahrheiten steckt, die im Leben eines Liebespaares geschehen. Doch es werden auch die traurigen, hinterhältigen Seiten einer solchen Beziehung dargestellt. Alles ist nachvollziehbar. Und egal, welche Szene Adamah gerade beschreibt, zwischen den Zeilen liest man Melancholie heraus, die unser aller Leben bestimmt (auch das von Frauen). Das ist dem Autor wirklich grandios gelungen.

Obwohl Adamahs außergewöhnlicher Schreibstil durch die langen Sätze kompliziert erscheinen mag, so lässt er sich dennoch absolut flüssig lesen und hinterlässt am Ende ein unvergessliches Gesamtbild im Gehirn des Lesers. „Liliths Töchter, Adams Söhne“ ist wie eine Achterbahnfahrt durch die Gefühlswelt eines Mannes. Fast möchte man das Buch als „Californication“ zwischen zwei Buchdeckeln bezeichnen, denn auch hier geschieht vieles (wie in der genannten Serie übrigens auch) nicht nur immer oberflächlich unter der Gürtellinie, sondern zeigt im Endeffekt die dramatische Tragödie eines einzelnen Menschen, der an der Liebe und dem damit verbundenen Sex zerbricht.
Ich hoffe nur, dass Georg Adamah bereits an einem neuen Roman arbeitet, denn in mir hat er definitiv einen neuen Anhänger gefunden.

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Fazit: „Californication“ in Buchform. Realistisch, wütend, traurig, erotisch, eklig, melancholisch und beeindruckend – reales Leben eines nach Liebe Suchenden eben.

© 2017 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Geschichten hinter der Liebe von Gigi Louisoder

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Gigi

Erschienen als Taschenbuch
im Edition Paashaas Verlag EPV
insgesamt 160 Seiten
Preis:  9,90  €
ISBN: 978-3945725436
Kategorie: Kurzgeschichten Liebe/Erotik

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Zunächst vorab: Nein, ich mag keine Kurzgeschichten, aber genau solchen Lesern empfiehlt Gigi Louisoder ja diesen Kurzgeschichtenband auf ihrem Buchrücken. Von daher musste ich zugreifen.

Nein, der wahre Grund ist, dass ich Gigi Louisoder mittlerweile mehrmals auf der Mülheimer Lesebühne gesehen habe, wo sie aus ihren Werken vorlas, und sie mich einfach total begeistert hat.

Gigi Louisoder kann sehr gut vortragen, bringt ihre Texte mit einer tollen Betonung, Mimik und in einer ganz tollen Stimmung rüber. Darum konnte ich nicht anders, als mir einen Band zu kaufen.

Bei diesen Geschichten geht es um die „Geschichten hinter der Liebe“ oder vielleicht besser gesagt, nach der Liebe oder sogar um Sex ohne die Liebe? Wie auch immer, die Autorin beschreibt in einem tollen, immer leicht bösartigen (aber stets mit einem Lächeln im Mundwinkel) Schreibstil, wie die Liebe den Bach runter gehen kann und solche Beziehungen dann enden können. Und dies im Wechsel aus Sicht eines Mannes oder einer Frau.

Gigi Louisoder nimmt in ihren Texten niemals ein Blatt vor dem Mund, schreckt nicht annähernd vor der Beschreibung von sexuellen Praktiken zurück. Sie schreibt einfach wie es ist und das macht sie sehr gut.

Zwei Texte heben sich für mich aus allen anderen hervor. In einer Geschichte geht es um den Besuch einer Mutter bei ihrem Sohn, genau diesen Vortrag habe ich live erlebt, und in der zweiten spricht eine Mutter zu ihrem (zunächst ungeborenen) Kind. Letztere ist für mich die beste Story des gesamten Bandes. Sie rührt sehr an und verursachte mir einen Kloß im Hals.

Die übrigen Geschichten sind humorvoll, bösartig, kurzweilig und amüsant. Mir persönlich sind diese Beziehungsgeschichten allerdings immer ein bisschen zu negativ behaftet, lediglich eine einzige Geschichte erfährt dann doch noch eine gute Wendung 😉

Dennoch bin ich sehr angetan von diesem Band, denn er zeigt mir schließlich, dass ich glücklicherweise keine dieser beschriebenen Beziehungen führe und auch nicht vorhabe, meine in eine solche abdriften zu lassen.

Natürlich bin ich auch in der Lage, die Kurzgeschichten mit dem zwinkernden Auge der Autorin zu lesen und zu verstehen.


Von daher als Fazit: Tolle Kurzgeschichten, richtig gut geschrieben und absolut empfehlenswert. Und wer die Möglichkeit hat, die Autorin auf einer Lesung zu erleben, sollte unbedingt hingehen! Es lohnt sich.

© Buchwelten 2016

Dunkle Reflexionen von Samuel R. Delany

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Erschienen als Taschenbuch
im Golkonda Verlag
insgesamt 300 Seiten
Preis: 16,90 €
ISBN: 978-3-942396-29-5
Kategorie: Zeitgenössische Literatur

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Der Schriftsteller Arnold Hawley erinnert sich an sein Leben: an seine Homosexualität, sein Schreiben und seine Existenz als Schwarzer.

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Als großer Delany-Fan war ich ganz begeistert, als ich erfuhr, dass der Berliner Golkonda-Verlag bis jetzt in Deutschland unveröffentlichte Romane publiziert. „Dunkle Reflexionen“ entstand im Jahr 2007 in New York und ist das beeindruckende Porträt eines Mannes, der im Alter über sich und sein Leben sinniert.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich in diesem wunderbaren, poetischen und vor allem ehrlichen Roman jede Menge autobiografische Ereignisse tummeln. Ich sah auf jeden Fall im Erzähler immer wieder Delany vor mir und erlebte seine Schilderungen förmlich mit. Das ist auch das Faszinierende an Samuel R. Delanys Romanen. Sie vermitteln Lebenserfahrungen, als hätte man sie selbst erlebt. Durch seinen Schreibstil taucht man in die Welt des Protagonisten ein und nimmt in manchen Momenten seine Stelle ein, als wäre man selbst die Hauptfigur in der Geschichte. Delany ist in dieser Hinsicht ein wahrer Zauberer und literarischer Marionettenspieler.

„Dunkle Reflexionen“ wäre kein Delany, wenn nicht auch explizit geschilderte Sexszenen in der Handlung vorkommen. Diese, ich möchte sie eigentlich gar nicht so nennen, pornografischen Darstellungen kommen mir nie erzwungen und provokativ vor, sondern fügen sich einerseits geschickt in die Handlung ein, werden aber andererseits auch auf eine „schöne“ Art beschrieben, die fast schon wieder poetisch ist. Es ist schwer zu erklären, wie Delany diese Gratwanderung zwischen hartem Porno und wunderschöner Erotik meistert. Eines ist sicher: er kann es.
Und auch das macht seine Romane aus und so besonders, denn sie sind dadurch mutig, ehrlich und kompromisslos lebendig.

„Dunkle Reflexionen“ erzählt von den Ängsten eines alternden Mannes, aber auch von den kleinen und etwas größeren Erfolgen in seinem Leben. Der Roman beschreibt Entscheidungen, die manchmal gut und manchmal weniger gut waren, dringt in die Gedanken eines einsamen Menschen ein, der mit sich hadert und dennoch niemals aufgibt. Kurz: das Buch ist ein Erlebnis. Man muss sich lediglich darauf einlassen.

Delanys Werk ist außergewöhnlich und trägt immer die Handschrift eines ungewöhnlichen Menschen, der sichtlich sein Leben liebt und sich auch damit beschäftigt. Seine Romane sind Lebenserfahrungen und ich möchte keine seiner Geschichten missen.

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Fazit: Eine Lebensgeschichte, die Ängste und Hoffnungen vermittelt. Und am Ende meint man gar, man hätte all diese Dinge irgendwie selbst erfahren. Delany ist einfach wunderbar.

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© 2015 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Mund zu Mund von Michael Kimball (5/5)

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Erschienen als
gebundene Ausgabe
Diana Verlag
494Seiten
ISBN:  978-3828400368

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Ellen Chambers, eine attraktive Mittdreißigerin ist hauptberuflich Lehrerin und züchtet in ihrer Freizeit Schafe. Gemeinsam mit ihrem Mann Scott lebt sie auf einer großen Farm etwas außerhalb des Ortes. Scott, mit dem sie seit ihrer Jugend zusammen ist, führt ein Haushaltswarengeschäft, das leider kurz vor der Pleite steht. Von dem dynamischen Jungunternehmer, der er zur Zeit ihres Kennenlernens war, ist nicht mehr viel übrig geblieben. Immer öfter ist er früh angetrunken, Scott denkt der Alkohol würde seine Probleme lösen.

Die gemeinsame Tochter, Maureen, ist gerade einmal 17 Jahre alt und schwanger von Randy. Einem undurchsichtigen, arroganten, aufbrausenden Typen, der Ellen mehr als nur missfällt. Aber Maureen liebt ihn über alles und in die bevorstehende Hochzeit lässt sie sich nicht hereinreden, zumal Scott eine recht positive Einstellung zu dem zu seinem zukünftigen Schwiegersohn hat.

Während der Hochzeitsfeier von Maureen und Randy, die auf der elterlichen Farm stattfindet, taucht auf einmal ein junger Mann auf. Es stellt sich heraus, dass es Neal ist, der Neffe von Scott. Sohn seines verstorbenen Bruders.

Ellen kommen plötzlich lang vergrabene Erinnerungen wieder in ihr Bewusstsein. Denn vor vielen, vielen Jahren hat Ellen ihren Mann gemeinsam mit ihrer Schwägerin (Neals Mutter) im Schafzimmer erwischt. Ellen war wegen eines Sturms früher nach Hause gekommen um sich um die Schafe zu kümmern. Dieser Seitensprung hatte damals verheerende Folgen.

Auch wenn Ellen damals glaubte ihrem Mann verzeihen zu können, vergessen konnte sie ihm diesen Betrug nie.

Da Maureen nach der Hochzeit nicht mehr auf der elterlichen Farm lebt, sondern mit ihrem Ehemann in ein gemeinsames Haus eingezogen ist, überlegen Scott und Ellen nicht lange, als Neal ihnen anbietet einige Tage auf der Farm zu wohnen um die verfallene Scheune wieder aufzubauen. Er zeigt ihnen ein Foto, auf dem eine wunderbare, große Scheune zu sehen ist. Eben diese will er für seine Tante und Onkel auch bauen und zwar innerhalb von 12 Tagen.

In diesen 12 Tagen entwickelt sich zwischen Ellen und Neal eine Beziehung, die über die familiären Gefühle hinausgeht. Ellen fühlt sich immer mehr zu Neal hingezogen und auch ihr Neffe scheint dasselbe zu empfinden. Was in nächtlichen Fantasien beginnt wird nach und nach immer realer und greifbarer und schließlich können beide, trotz des Altersunterschiedes, nicht mehr widerstehen. Es gelingt ihnen nicht, die offensichtliche Anziehungskraft zu unterdrücken.

Als es während Reparaturarbeiten am Damm auf der Farm zu einem schrecklichen Unfall kommt, überschlagen sich plötzlich die Ereignisse. Familienmitglieder werden zu Verdächtigen, die Polizei ermittelt und die Gefahr, die wie eine dunkle Wolke über der Farm schwebt, wird immer größer …

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Bestellt habe ich dieses Buch auf Empfehlung meines Lebensgefährten, da er während des Lesens immer wieder sagte „Das wäre ein Buch für dich“, „Das würde dir gefallen“ und „Die erotischen Szenen sind wahnsinnig gut geschrieben!“.
Nun er kennt mich und das was ich gerne lese sehr gut und daher hatte er meine Neugierde geweckt und ich habe das Buch relativ schnell nachdem es eingetroffen war gelesen. Es lag nicht mal mehrere Wochen in meinem SUB, wo manch anderes Buch auch schon einmal Jahre darauf wartet gelesen zu werden.

Ich konnte mit dem Titel „Mund zu Mund“ und den beiden sich liebkosenden Steinfiguren auf dem Cover nicht viel anfangen und wusste mir nichts Wirkliches von der Handlung vorzustellen.

Die Bedeutung des Titels hat sich mir auch jetzt noch nicht eröffnet, ich denke mir natürlich was es bedeuten könnte, aber sicher bin ich mir nicht.

Die Geschichte beginnt ruhig und leise aber dennoch ist ein ständig greifbares Knistern spürbar. Im Laufe der Handlung entwickelt sich der Roman allerdings zu einem extrem spannenden Thriller mit sich immer wieder auftuenden Situationen und Erkenntnissen, die es mir sehr schwer gemacht haben, das Buch aus der Hand zu legen.
Als kleiner Vergleich passt eventuell: Das Buch beginnt in einer Stimmung wie bei „Die Farm“ von John Grisham und entwickelt sich zu so etwas wie „Feind in meinem Bett“. Der Vergleich mag ein wenig hinken aber ich denke, er trifft es ganz gut.

Der Autor schreibt in einem sehr guten Schreibstil, wobei der nicht einmal extrem gehoben oder in besonders verschachtelten Sätzen geschrieben ist. Er hat es eher geschafft eine Atmosphäre zu schaffen, die das Buch wie einen Film erleben lässt. Ich habe den Wasserfall gehört, die Schafe und das frische Holz der Scheune gerochen und die Farm gesehen.

Die erotischen Szenen, die ich eben angesprochen habe, sind wirklich fantastisch geschrieben. Nicht extrem oder gar pornografisch. Einfach nur schön, leidenschaftlich, voller Gefühl und Elektrizität. Es ist erstaunlich wie ein Mann es schafft, die Gefühle, Wünsche und Gedanken einer Frau so zu Papier zu bringen.

Ich bin kein Mensch, der sich speziell erotische Literatur kauft, es aber natürlich auch mag solche Szenen zu lesen, wenn sie denn schön und sinnlich sind. Und das waren sie.


Gleichseitig steigt der Spannungsbogen immer wieder ein Stückchen weiter und die drohende Gefahr wächst immer mehr heran.

Wie Kimball die Charaktere ausgearbeitet hat, hier meine ich nicht nur die Protagonisten Ellen und Neal, sondern auch Scott oder die Tochter Maureen, war sehr gute Arbeit. Die dunklen Geheimnisse eines jeden, die nach und nach unerwartet ans Tageslicht kommen hätte ich nicht erwartet.

Überhaupt war die Handlung des Buches bis zum Schluss nicht vorhersehbar und eben dieser hatte es dann auch in sich. Der ist dann vielleicht nicht nach jedermanns Geschmack geschrieben aber für mich passte er in die Handlung und hat ein verdientes Finale geboten.

Für mich ist dieses Buch in die Abteilung meiner Lieblingsbücher gewandert. Ich werde es ganz bestimmt noch einmal lesen und ich kann ohne schlechtes Gewissen eine Leseempfehlung aussprechen.

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Mein Fazit: Volle 5 von 5 Punkten für einen Roman, voller Gefühl, Spannung, Gefahr und Dramatik, die eigentlich „nur“ eine leise, ruhige und farbenfrohe Familientragödie ist, für mich aber ganz klare Thrillerqualitäten besitzt.

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© Buchwelten 18.02.2012

Dark Poetry Gedichtbände von Petra M. Jansen (4/5)

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Erschienen als
Softcover
bei epubli
48 Seiten
Preis: 11,90 €
ISBN: 978-3-8442-0591-6

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Erschienen als
Softcover
bei epubli
36 Seiten
Preis: 9,90 €
ISBN: 978-3-8442-0336-3

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Erschienen als
Softcover
bei epubli
56 Seiten
Preis: 12,80 €
ISBN: 978-3-8442-0367-7

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Petra M. Jansen bezeichnet ihre Lyrik oder Poesie selbst als „Dark Poetry“. Sie beschreibt ihre Gedichte und Essays als sinnlich und besinnlich. Als herausfordernde Poesie, die das Leben, die Lieben und die (Leiden)schaften zeigen, wie sie wirklich sind; als magisch und dunkel. Sie verspricht einen wörtlichen Hauch von Magie und Zauber, der Dunkelheit der Psyche und der Phantasie.

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Beginne ich mal damit, dass ich von mir sagen kann, Gedichte sehr wohl zu mögen und auch ab und an gerne zu lesen, mich aber nicht als Fan der Poesie oder Lyrik bezeichnen kann, ich selber auch schon einige Gedichte geschrieben habe, aber dennoch würde ich nicht auf die Idee kommen, mir einen Gedichtband zu kaufen.

Die Beschreibung der Autorin selbst über ihre Arbeit machte mich allerdings doch neugierig. Denn dunkles, magisches, erotisches und geheimnisvolles lese ich doch sehr gerne.

Ich habe alle drei Gedichtbände hier zusammengefasst, denn es handelt sich wirklich um sehr dünne Softcover. Leider empfinde ich die Covergestaltung als etwas unscharf. Sowohl die Bilder als auch die Schriften wirken leicht verwischt. Einzig der Titel auf der Ausgabe (h)eis(s)halte (W)Orte wirkt scharf. Wobei ich den matt schwarzen Hintergrund mit den feinen diagonalen Linien als sehr ansprechend empfinde.

Was die Texte und Gedichte angeht, war ich sehr positiv überrascht. Ich hatte Vergnügen bei der Lektüre, durfte mich in den Worten der Autorin fallen lassen und konnte oft auch schmunzeln.

Petra M. Jansen hat ihre Gedanken und Einstellungen zu den verschiedensten Dingen und Lebenslagen in Worte gefasst. Seien es die Natur, das Leben, die Liebe, die Lust, die Echtheit eines Menschen oder den wichtigen Aspekt, das wesentliche im Leben nie zu übersehen oder aus den Augen zu verlieren.

Dinge und Ereignisse unserer Gesellschaft werden kritisch aber auch mal amüsant aufgegriffen, z.B. der Umgang mit unserer Mutter Erde oder die Sucht mancher Menschen nach extremen Sexvarianten. Eine bunte (wobei ja eigentlich dunkle) Mischung aus verschiedenen Bereichen, die Spaß macht aber auch zum denken anregt.

Ich für mich musste feststellen, dass mir die klassischen Gedichtformen mit einfachen oder Kreuzreimen am besten lagen. Bei einigen gab es etwas holperige Formulierungen, als wäre der erstbeste Reim verwendet worden. Das ich hier im Lesefluß etwas hing habe ich vor allem gemerkt, als ich meinem Lebensgefährten das ein oder andere Gedicht laut vorgelesen habe.

Es gibt auch einige kleine Tippfehler oder Trennungszeichen im Wort. Auch habe ich manche Zeilenumbrüche nicht wirklich verstanden. Wenn z.B. ein Satz mit „Ist“ beginnt, warum steht dieses Wort noch in der Zeile darüber und der Rest des Satzes folgt eine Zeile tiefer?
Aber dieses Phänomen der falschen Umbrüche- oder Trennungszeichen innerhalb des Wortes scheint ein Problem der kleineren Verlage zu sein. Ich habe es schön häufiger erlebt.

Diese kleinen Abstriche haben mein Lesevergnügen aber nicht geschmälert, hierfür habe ich allerdings den 1 Punkt in Abzug gebracht.

Inhaltlich machen alle drei Bände wirklich Spass und ich kann nicht einmal sagen, welcher Band mir selbst am besten gefallen hat.

Einige meiner Favoriten möchte ich hier dennoch erwähnen, allein, weil ich weiss, dass Petra M. Jansen diese Rezension liest 😉 :

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–> ganzheitliche Körperpflege
(beschreibt das  Erscheinungsbild der Frau, stets perfekt, doch ist das alles?)

–> Nudisten
(FKK, des einen Freud‘, der anderen Leid würde ich es umschreiben; hier musste ich wirklich lachen!)

–> Wildrose

–> BDSM

–> Duett
(sehr erotisch und einfach schön)

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Ich danke Petra M. Jansen für die Bereitstellung der Rezensionsexemplare, bzw. der Geschenke bei unserem persönlichen Kennenlernen im September und ich wünsche für die schriftstellerische weitere Laufbahn alles Gute und viel Erfolg.

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Mein Fazit: Unter Abzug des 1 Punktes aus den o.g. Gründen vergebe ich insgesamt 4 von 5 Sternen für die dunklen und mystischen Gedichtsbände.

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© Buchwelten 2011