Nano – Jede Sekunde zählt von Phillip P. Peterson

Erschienen als Taschenbuch
im Fischer Tor Verlag
insgesamt 702 Seiten
Preis: 18,00 €
ISBN: 978-3-596-70764-5
Kategorie: Science Fiction, Belletristik

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Durch einen Terroranschlag geraten winzige Nanopartikel in unsere Umwelt und „fressen“ Menschen und Umgebung sprichwörtlich auf.
eine ungeheure Katastrophe bahnt sich an, die die ganze Welt bedroht. Ein erbarmungsloser Wettlauf gegen die Zeit bricht aus, der die Welt für immer verändern wird.

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Die Bücher von Phillip P. Peterson waren schon immer ein Garant für interessante, spannende und unterhaltsame Geschichten. Wie hätte es daher bei „Nano – Jede Sekunde zählt“ auch anders sein können? Es ist sogar vielmehr so, dass Peterson hier sogar einen Roman vorgelegt hat, der selbst ein Publikum begeistern wird, das normalerweise Science-Fiction nichts abgewinnen kann.
Auf ähnliche Art und Weise wie Andreas Brandhorst oder Michael Crichton wirft uns Peterson in ein Szenario, wie es durchaus geschehen könnte. Seine fundierten Aussagen beziehungsweise Zukunftsvisionen lassen die erschreckenden Geschehnisse so real wirken, dass man trotz aller Spannung dem Wissen, dass es sich um eine fiktive Geschichte handelt, während mancher Passagen Angst bekommt. Peterson geht einen so konsequenten Weg mit seinem Roman, dass man mehr als ehrfürchtig über die Nanotechnologie nachdenkt.
Es ist wirklich ein Wahnsinn, mit welcher Rasanz der Autor seine Leser mitreißt und im Grunde genommen keine Zeit zum Luftholen lässt.

„Nano – Jede Sekunde zählt“ ist ein Pageturner erster Klasse. Doch nicht nur die Handlung ist extrem spannend erzählt, sondern auch die Personen besitzen tolle Charaktere, die man gerne begleitet. Wie Peterson aus einer „kleinen“ Katastrophe ein Szenario entwirft, das weltweite Ausmaße annimmt, ist wirklich beeindruckend. Und das Schlimme, Erschreckende ist, dass diese Entwicklungen authentisch und nachvollziehbar sind. Obwohl „Nano – Jede Sekunde zählt“ sehr dick ist, könnte man am Ende gut und gerne nochmal die gleiche Seitenanzahl verschlingen, ohne sich auch nur auf einer einzigen davon zu langweilen. Peterson spielt mit diesem Roman definitiv in der gleichen Liga wie der bereits erwähne Michael Crichton oder der deutsche Uwe Laub. Auch sprachtechnisch ist an diesem Buch nichts auszusetzen. Es lässt sich ungemein flüssig und einfach lesen, sodass man es kaum aus der Hand legen möchte. Mit „Nano – Jede Sekunde zählt“ beweist Phillip P. Peterson erneut, dass er zu den wirklich guten Schriftstellern aus Deutschland gehört.

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Fazit: Ein ungemein rasanter und spannender Wissenschaftsthriller.

©2023 Wolfgang Brunner für Buchwelten

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Das Haus am Ende der Welt von Paul Tremblay

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Erschienen als Taschenbuch
im Heyne Verlag
insgesamt  350 Seiten
Preis: 12,99 €
ISBN: 978-3-453-31999-8
Kategorie: Horror, Thriller

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Das homosexuelle Ehepaar Eric und Andrew verbringen gemeinsam mit ihrer siebenjährigen Adoptivtochter Wen eine Woche Urlaub in einem abgelegenen Ferienhaus in den Wäldern von New Hampshire. Doch eines Tages tauchen vier merkwürdige Besucher auf, die um Mithilfe bitten, den Weltuntergang zu verhindern. Schon bald beginnt für Eric, Andrew und Wen der schlimmste Albtraum ihres Lebens .

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Paul Tremblays Roman beginnt wie Michael Hanekes Film „Funny Games“ und entwickelt sich dann im weiteren Verlauf zu einem düsteren und bedrohlichen Dystopiethriller. „Das Haus am Ende der Welt“ ist sehr beklemmend und, sofern man sich darauf einlassen kann, ein unheimliches Szenario, das einem das Fürchten lehrt. Tremblay erfindet das Rad sicherlich nicht neu, aber sein Roman hebt sich von anderen Büchern dieser Art durch seinen außergewöhnlichen Schreibstil ab, an den man sich sicherlich erst einmal gewöhnen muss. Tremblay setzt als Protagonisten homosexuelle Ehepartner ein, was dem Roman auch eine gewisse sozialkritische Note verleiht. Der Autor behandelt diese Thematik sehr offen und normal, sodass alleine diese Tatsache schon einen Pluspunkt von mir bekommt. Die Charakterzeichnungen, die Tremblay vorlegt, sind zwar nicht hundertprozentig tiefgehend ausgearbeitet, aber sie reichen allemal, um die Personen näher kennenzulernen und den Geschehnissen eine glaubwürdige Dramatik zu verleihen .

Es ist an sich eine einfache Geschichte, die hier erzählt wird, aber dennoch wirkt sie durch ihre Eindringlichkeit sehr ausgeklügelt. Was wie ein Thriller beginnt und sich zu einer Dystopie entwickelt, endet letztendlich in einem Mysterium. Was mich schreibtechnisch an vielen Stellen an Stephen Kings Sohn Joey Hill erinnert hat, verursachte vor meinem inneren Auge einen Film im Stil von David Lynch. „Das Haus am Ende der Welt“ ist definitiv kein einfacher Roman, der dem Mainstream entspricht, sondern es handelt sich hierbei um einen außergewöhnlichen Plot, der viele Fragen offen- und eigene Interpretationen zulässt. Für manchen Leser könnte die Handlung etwas langatmig wirken, weil im Grunde genommen nicht wirklich viel passiert. Wenn man sich diese Vorfälle allerdings in der Realität vorstellt, entdeckt man einen unglaublich intensiven Horror, der einem Gänsehaut beschert .

Wie gesagt, das Buch ist nicht einfach und man muss sich auf die unkonventionelle Schreibweise einlassen können, um ein Gefühl für die Handlung und auch die Handlungsweisen der Protagonisten zu bekommen. Ich für meinen Teil spürte zumindest die permanent existierende Bedrohung und auch das flaue Gefühl im Magen, dass sich bei den Beteiligten ausbreitet. Da sich die Handlung auf nur einen einzigen Ort, nämlich die Hütte konzentriert, kommt natürlich von der ersten Seite an eine bedrohliche und beklemmende Stimmung auf, die sich bis zum Ende des Romans durchzieht und auch konstant beibehalten wird. „Das Haus am Ende der Welt“ hat mich auf jeden Fall soweit überzeugt ,dass ich mir andere Werke des Autors besorgen werde.

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Fazit: Unkonventionelles, apokalpytisches Szenario mit Gänsehauteffekt.

© 2019 Wolfgang Brunner für Buchwelten

NSA – Nationales Sicherheitsamt von Andreas Eschbach

NSA

Erschienen als gebundene Ausgabe
im Bastei Lübbe Verlag
insgesamt 796 Seiten
Preis: 22,90 €
ISBN: 978-3-7857-2625-9
Kategorie: Thriller, Belletristik

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Wie hätte sich der Krieg entwickelt, wenn es im Dritten Reich schon Computer, das Internet, Handys und soziale Netzwerke gegeben hätte? Wäre die Überwachung der Bürger durch die Nazis nicht erschreckend gewesen?
Die Programmiererin Helene arbeitet im Weimar des Jahres 1942 im sogenannten Nationalen Sicherheits-Amt (NSA) und entwickelt Programme, mit denen alle Bürger des Reiches überwacht werden können. Durch Zufall lernt sie die Liebe ihres Lebens kennen, der allerdings das Deutsche Reich durch Fahnenflucht verraten hat und gesucht wird. Helene gerät zunehmend in Konflikte und muss zusätzlich noch feststellen, dass die durchgeführten Überwachungen bei weitem bedrohlicher sind, als sie jemals gedacht hätte …

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Und wieder hat sich Andreas Eschbach einen sehr brisanten Thema gewidmet, das er zwar in der Vergangenheit ansiedelt, aber geschickt die Gefahren des Internets in der heutigen Zeit mit einbaut. Was zuerst wie eine modernisierte Version von Robert Harris‘ „Vaterland“ anmutet, entwickelt sich allerdings schon nach kurzer Zeit zu einer erschreckenden Vergangenheitsvision, die dem Leser einen Spiegel der gegenwärtigen Situation vorhält. Eschbachs Roman erschreckt und jagt einem auf fast jeder Seite unglaubliche Angst ein, weil man sich oftmals nicht sicher ist, ob es sich denn heute genau so verhält, wie der Autor es in seiner fiktiven Geschichte schildert. Es ist unglaublich, mit welcher Detailgenauigkeit Eschbach unsere Gegenwart in das Szenario einer schrecklichen Vergangenheit transportiert und einerseits „die Geschichte neu schreibt“ und andererseits exakt den Nerv der heutigen Zeit mit ihren übertriebenen sozialen Netzwerken trifft. Vor allem wirft dieser Roman ein völlig neues Licht auf die Debatte um die Speicherung von Daten im Internet. Und es zeigt, dass Macht auch missbraucht werden kann, um Unschuldige zu bedrohen.

Ich bin ziemlich sicher, dass es wieder unzählige „Nörgler“ geben wird, die dem Plot nichts abgewinnen können (oder möchten) und etwas völlig anderes in die Geschichte hinein interpretieren, als von Eschbach gedacht. Wer sich aber auf solch eine historische „Möglichkeit“ einlässt, wird mit einem extrem spannenden und hervorragend geschriebenen Roman belohnt, der einen nicht mehr loslässt, hat man einmal damit angefangen.  Es ist eine Gratwanderung, die Andreas Eschbach mit seinem neuen Werk begeht. Aber er meistert die Herausforderung brillant und weckt im Leser unzählige Gedanken. Fast möchte man den Umgang des Autors mit der Hitlerzeit und der damit verbundenen „Menschenhatz“ zurückhaltend nennen, so feinfühlig wird damit umgegangen. Aber trotzdem hält man unweigerlich den Atem an, wenn man Zeuge von Aufspüraktionen und Verfolgungen nicht gewollter und geduldeter  Menschen wird. Die moderne Aufbereitung jener Zeit hat mich tief beeindruckt.

Andreas Eschbach widmet sich aber nicht nur den zwielichtigen Unternehmungen der Nationalsozialisten, sondern beschreibt auch eine wunderbare und stets nachvollziehbare Liebesbeziehung, die mir ebenfalls absolut gefallen hat. Man konnte die Gedankengänge, Ängste und Hoffnungen der Protagonisten absolut verstehen und fühlte mit ihr. Was mir außerdem positiv bei „NSA“ aufgefallen ist, sind die nicht zimperlichen Sexszenen, die Andreas Eschbach eingebaut hat (und die auch im Rahmen der Handlung absolut Sinn ergeben). Denn sie sind alles andere als reißerisch, obwohl sie, wie schon erwähnt, auch nicht zurückhaltend sind. Doch auch hier hat Eschbach einen hervorragenden Weg gefunden, erotische und sexuelle Szenen auf eine Art und Weise zu beschreiben, dass sie keinesfalls plump, billig und lächerlich wirken, sondern eine entsprechende Stimmung vermitteln können, mit der man als Leser unbedingt umgehen kann.
Man kann definitiv nicht umhin, den Plot dieses Romans als genial zu bezeichnen. Die Mischung aus Fakten und Fiktion ist dem Autor dermaßen gut gelungen, dass man sich manchmal  während des (vertieften) Lesens dabei ertappt, alles für bare Münze zu halten, so authentisch wurden die elektronischen Möglichkeiten der Neuzeit in das historische Handlungsgerüst mit eingebaut. Hut ab, Herr Eschbach vor dieser Kunst und auch vor dem Mut, solch ein Thema (gerade in der heutigen Zeit) aufzugreifen. Absoluter Lesetip meinerseits, da dieses Buch schlichtweg süchtig macht und einen ganz eigenen, hypnotisierenden Sog entwickelt. Ich freue mich deshalb schon sehr, auf ein neues Werk von Andreas Eschbach.

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Fazit: Geniale Idee, die unglaublich gut umgesetzt wurde. Andreas Eschbach macht auch mit diesem Buch wieder süchtig.

© 2018 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Die Behandlung von Mo Hayder

Behandlung

Erschienen als Taschenbuch
bei Goldmann
insgesamt 512 Seiten
Preis: 9,95 €
ISBN: 978-3-442-45626-0
Kategorie: Krimi, Thriller

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Zuerst wird die Familie Peach tagelang im eigenen Haus von einem Unbekannten festgehalten. Zuletzt wird dann Rory, ihr kleiner Sohn entführt, während die Eltern ins Krankenhaus eingeliefert werden. Mit undurchsichtigen Fakten macht sich Caffery an den Fall heran und stößt immer wieder auf den Namen „Troll“, der Kinder entführen soll. Die Spur führt zu einem Pädophilenring und Caffery fühlt sich sofort an ein dunkles Kapitel aus seiner eigenen Vergangenheit erinnert …

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Mo Hayders zweiter Fall um den Ermittler Jack Caffery setzt dem Startband „Der Vogelmann“ noch eines drauf. Dieses Mal ist es aber nicht die Brutalität der Morde, die dem Leser einen Magenschwinger versetzt, sondern die psychologische Seite der Verbrechen. Wenn es um Kindesmisshandlung geht, ist wohl jeder normal denkende Mensch sofort höchst sensibilisiert. Was Hayder in diesem Buch aufrollt, geht nahe an die Grenze des Ertragbaren, ist aber erstaunlicherweise trotz aller Brutalität und Grausamkeiten sehr sensibel „in Szene gesetzt“. Das ist schon fast ein kleines Wunder, wie man so einfühlsam derart grausigen Dinge beschreiben kann. Mo Hayder ist es auf jeden Fall gelungen.

Was mir bei diesem zweiten Teil der Serie auffiel, war, wie die Privatgeschichte Cafferys kontinuierlich weitererzählt wurde. Das hat mir sehr gut gefallen und, auch wenn es immer wieder heißt, man könne die Bücher durcheinander lesen; ich würde sie chronologisch angehen, denn das Leben des Ermittlers geht im Hintergrund der einzelnen Fälle weiter und setzt sich zum vorhergehenden Band fort. Das ergibt eine wirklich gute Stimmung, wenn man den Ermittlungen folgt und abends zusammen mit dem Protagonisten dessen private Probleme „wälzt“.
Die Verbindung des Falles mit einem Erlebnis aus Cafferys Vergangenheit ist schlichtweg brillant und hat mich sehr beeindruckt. Und, wie schon bei Band 1, schafft es Hayder immer wieder, der Entwicklung der Handlung eine unvorhergesehene Wendung zu verschaffen.

Insgesamt hat mir der zweite Band der Caffery-Reihe von Mo Hayder eigentlich besser gefallen wie der erste, obwohl ich mich da sehr schwer festlegen kann. Eines steht auf jeden Fall fest: Mo Hayder hat mich mit ihrem Schreibstil und ihren Ideen zweifellos für sich gewonnen. Ich werde mir die weiteren Bände auf jeden Fall noch besorgen, denn das „Kultpotential“ dieser Krimi-Thriller-Serie ist wirklich sehr hoch.

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Fazit: Noch düsterer und weitaus beklemmender als der erste Band der Reihe, wird der Leser bei „Die Behandlung“ in einen finsteren Abgrund geworfen, der schockiert und betroffen macht. Mo Hayder hat es wirklich drauf.

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© 2015 Wolfgang Brunner für Buchwelten