Das Haus in der Needless Street von Catriona Ward

Erschienen als gebundene Ausgabe
im FESTA Verlag
458 Seiten
22,99 €
ISBN: 978-3-86552-950-3
Kategorie: Thriller, Drama

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Ted Bannerman ist ein Einzelgänger. Und er ist verdächtig, das kleine Mädchen Lulu entführt und womöglich getötet zu haben. Dee, Lulus Schwester, beobachtet und verfolgt Ted, um ihn der Tat zu überführen. Doch während sie vollkommen überzeugt davon ist, dass Ted ein böser Mann ist, muss dieser gegen völlig andere Dämonen ankämpfen …

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Schon während der ersten Seiten merkt man, dass „Das letzte Haus in der Needless Street“ ein außergewöhnlicher Roman ist, der sich von anderen Büchern dieses Genres abhebt. Es ist der Schreibstil, der einen sofort in den Bann zieht und bei dem man nie genau weiß, wie man das alles zu deuten hat. Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, so dass es niemals langweilig wird. Man rätselt mit, was sich hinter den Geschehnissen verbirgt, überlegt, ob man Ted bedauern soll oder ob er tatsächlich der Kindesentführer und womöglich auch -mörder ist. Catriona Ward schreibt verzwickt, mysteriös und poetisch. Aus dieser Mischung entsteht ein faszinierendes Roman, der durchaus auch so manches Mal in der Kategorie „All Age“ des Festa-Verlages gepasst hätte. Aber ein „Must Read“ ist das vorliegende Buch auf jeden Fall.

Sicherlich mag es bei einigen Lesern auf Kritik stoßen, zumal sich Ward eben keinen gängigen Konventionen anpasst, sondern ihre Geschichte auf eigensinnige, teils während des Lesens absurd wirkende Weise erzählt und zu einem tollen Finale führt, mit dem man so nicht gerechnet hat. Ich mochte jedenfalls die verzwickte, außergewöhnliche Erzählweise, die mich zudem in eine extrem tolle Atmosphäre mitgenommen hat, die ich mir sehr gut als Film vorstellen konnte. Aber eine Verfilmung scheint ja eh in Planung zu sein.
Die Erzahlperspektive der Katze erinnerte mich des Öfteren an die Figur des Francis aus den Katzenromanen von Akif Pirincci, wobei aber beim vorliegenden Buch letztendlich eine andere Prämisse dahintersteckt. Insgesamt hat mich „Das letzte Haus in der Needless Street“ absolut gut unterhalten und mich vor allem auch zum Nachdenken gebracht. Die ernste Thematik, die hinter diesem Stoff steht, hat die Autorin aus meiner Sicht unglaublich gut und glaubwürdig eingefangen. Ich freue mich jedenfalls schon sehr, weitere Werke aus ihrer Feder im Festa-Verlag zu lesen, denn so wie es aussieht, werden auch noch ihre weiteren Romane in deutscher Sprache erscheinen. Für mich ist dieses Buch auf jeden Fall ganz klar ein „Must Read“.

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Fazit: Mysteriös, atmosphärisch und nachdenklich. Ein außergewöhnlicher Thriller.

©2022 Wolfgang Brunner für Buchwelten

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Die leuchtenden Toten von Caitlin Starling

Erschienen als Taschenbuch
im FESTA Verlag
568 Seiten
14,99 €
ISBN: 978-3-86552-904-6
Kategorie: Horror, Science Fiction

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Gyre Price ist eigentlich gar keine professionelle Höhlenforscherin. Sie gibt sich aber dafür aus, um Geld zu verdienen, damit sie ihre verschollene Mutter suchen kann. Der Auftrag, den sie annimmt, führt sie in ein mysteriöses, verschachteltes Höhlensystem, wo sie schon bald der festen Überzeugung ist, dass jemand oder Etwas sie verfolgt. Em, die Auftraggeberin, hilft ihr so gut sie kann, mit Anweisungen, die sie über Funk gibt. Während Gyre mit Ängsten aus ihrer Vergangenheit konfrontiert wird, entdeckt sie, dass auch Em etwas verschweigt, das mit der Expedition zu tun hat.

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Schon durch den Klappentext wurde ich neugierig auf Caitlin Starlings Debüt „Die leuchtenden Toten“ neugierig. Meine Erwartungshaltung war dadurch recht hoch, umso überraschter war ich dann auch, dass mich die Geschichte absolut gepackt und mitgerissen hat. Starlings Schreibstil ist flüssig und obwohl letztendlich gar nicht so viel passiert, kann man das Buch kaum aus der Hand legen. „Die leuchtenden Toten“ besitzt eine unglaublich intensive, spürbare Atmosphäre, die den Leser hautnah mit dabei sein lässt. Die auf dem Cover getätigten Vergleiche mit „Gravity“ oder gar „Der Marsianer“ kann ich ehrlich gesagt nicht ganz so nachvollziehen, vor allem der letztere hinkt irgendwie, von der Einsamkeit der Protagonistin einmal abgesehen. Ich habe hingehen vielmehr an die beklemmenden Filme der „Descent“-Reihe gedacht, denn Gyres Weg durch das Höhlensystem ist ähnlich unheimlich und gruselig. Die Dialoge zwischen Gyre und Em sind sehr authentisch und man hört praktisch während des Lesens in Gedanken den Funkverkehr der beiden. Das und die Gedanken der Protagonistin wirken so mitreißend, dass man schon sehr schnell die Welt um sich herum vergisst.

Die über 500 Seiten fühlen sich an wie 200, weil man nur so von Kapitel zu Kapitel springt, um zu wissen, wie es weitergeht. Auch wenn die Handlung nicht vollkommen undurchsichtig ist und man immer wieder einmal vermutet, wohin die Reise geht, so lässt einen die Höhlenkletterin nicht mehr in Ruhe. Man versteht ihre Überlegungen, kann sämtliche Ängste und Hoffnungen nachvollziehen und fühlt das mulmige Gefühl im Bauch auf nahezu jeder Seite. Starling ist eine ganz außergewöhnliche Atmosphäre gelungen, die für den ein oder anderen langweilig anmuten könnte, für viele jedoch Spannung pur bedeutet. Gerade die ruhige und unspektakuläre Erzählweise lässt die Leser das Abenteuer wie ein Traum unter Drogeneinwirkung vorkommen, der sich immer mehr zu einem beklemmenden Albtraum entwickelt. Wer Action sucht, wird hier vergeblich suchen, denn „Die leuchtenden Toten“ spielt sich vielmehr in der Gedankenwelt der Protagonistin ab. Es ist, wie bereits erwähnt, ein ruhiger Roman, der von seinen Monologen, Dialogen und der unheimlichen Atmosphäre inmitten der Höhlenwelt lebt. Echter Horror oder gar Splatter spielt absolut keine Rolle bei dieser Geschichte, das Grauen tritt in einer anderen Gestalt auf, nämlich als psychologischer Schrecken in einem selbst, den man folglich auch nur alleine bekämpfen kann. Für mich war „Die leuchtenden Toten“ genau das Richtige und ich könnte mir gut vorstellen, das Buch ein zweites Mal zu lesen, eben weil mich der Schreibstil und die Stimmung gleichermaßen begeistern konnten.

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Fazit: Beklemmender, ruhig erzählter Psychothriller, der ohne Action unter die Haut geht.

©2021 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Murgunstrumm von Hugh B. Cave

Erschienen als gebundene Ausgabe
im FESTA Verlag
208 Seiten
18,99 €
ISBN: Privatdruck, ohne ISBN
Kategorie: Horror

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Um zu beweisen, dass er und seine Verlobte nicht verrückt sind, flieht ein Mann aus einer Irrenanstalt und führt einen Freund und einen Arzt zu einem abgelegenen Gasthaus, in dem, wie er behauptet, Vampire hausen und sich von ahnungslosen Übernachtungsgästen ernähren. Der Wirt namens Murgunstrumm dient seiner Meinung nach den Blutsaugern. Als die Gruppe das Gasthaus betritt, erwartet sie ein unfassbares Grauen …

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Ich war sehr gespannt auf diese Novelle, weil ich wusste, dass diese erstmals im Jahr 1932 erschien. Gerade solche „alten“ Geschichten haben für mich immer einen besonderen Reiz, weil damals oft perfekt eine unheimliche Atmosphäre erschaffen wurde, wie beispielsweise Romane wie „Dracula“ oder „Frankenstein“ (um hier jetzt nur die beiden berühmtesten Vertreter zu nennen) beweisen. „Murgunstrumm“ hat meine Erwartungen voll erfüllt und mich so manches Mal an alte Gruselhefte (sogenannte Schundhefte 😉 ) erinnert. Die Geschichte ist trotz ihrer Kürze sehr detailliert und liebevoll beschrieben, so dass bereits nach den ersten Seiten die von mir oben angesprochene Stimmung aufkam. „Murgunstrumm“ ist wie ein alter Schwarz-Weiß-Horrorfilm aus den Hammer Studios, der zwischen zwei Buchdeckeln festgehalten wurde. Ich könnte mir daher eine Verfilmung äußerst gut vorstellen, zumal die Story manchmal an den Kulfilm „From Dusk Till Dawn“ erinnert. Wer weiß, ob sich da vielleicht jemand von dieser Novelle hat inspirieren lassen? 🙂

Caves Schreibstil ist flüssig zu lesen und man entdeckt immer wieder einmal dazwischen schöne, alte Formulierungen, wie man sie leider heutzutage nicht mehr oft zu lesen bekommt. Das Buch ist einfach schön und angenehm zu lesen und man „inhaliert“ es dadurch förmlich. Die Geschichte und die damit verbundene Atmosphäre, die sie verströmt, ist wirklich faszinierend. Hinzu kommen noch die wenigen Illustrationen des Lee Brown Coye, die diese Novelle auch optisch noch hervorragend unterstützen und der Geschichte, respektive Murgunstrumm, ein Gesicht geben. Es ist ein kleines literarisches Abenteuer, auf das man sich hier einlässt und das einen Hauch Nostalgie von Gruselgeschichten aus der Vergangenheit einfängt, dem man sich schwer entziehen kann. „Murgunstrumm“ sollte man gelesen haben.

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Fazit: Eine gruselige und stimmungsvolle Novelle, die man lesen sollte. Das literarische Pendant zu einem Film der legendären Hammer Studios.

©2021 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Monday, wo bist du? von Tiffany D. Jackson

Erschienen als gebundene Ausgabe
im FESTA Verlag
448 Seiten
22,99 €
ISBN: 978-3-86552-863-6
Kategorie: Drama, All Age, Thriller

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Claudia vermisst ihre Freundin Monday.
Tagelang ist sie nicht in der Schule zu sehen. Monate vergehen und noch immer keine Spur von Monday. Claudia gibt nicht auf und stellt selbst Nachforschungen an. Dabei entdeckt sie immer mehr erschreckende Hinweise, die darauf hindeuten, dass hinter Mondays Verschwinden etwas weitaus Schlimmeres steckt, als sie bislang vermutete …

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Schon mit „Der bittere Trost der Lüge“ hat mich Tiffany D. Jackson voll gepackt. Und genau das passierte auch mit dem vorliegenden „Monday, wo bist du?“, wenn auch auf eine andere Art und Weise.
Wie schon im Vorgängerbuch beschreibt Jackson sehr eindringlich und authentisch, wie sich junge Menschen fühlen, wenn in ihrem Leben etwas schiefläuft. Hier nun begleitet der Leser die junge Claudia, die ihre Freundin vermisst. Die Gedankengänge, Überlegungen, Ängste und Hoffnungen hätte man nicht besser beschreiben können, wie Jackson es tat. Man kann sich in die Protagonistin einfühlen und versteht ihre Sorgen auf jeder Seite. Auch wenn nicht sonderlich viel passiert, so liest man Seite um Seite, Kapitel um Kapitel, weil man nicht fähig ist, das Buch aus der Hand zu legen, und unbedingt wissen will, wie es weitergeht. Jackson hat in diesem Bereich der All-Age-Bücher auf alle Fälle die Nase ganz weit vorne.

Tiffany D. Jackson schafft es hervorragend, ernste, schreckliche und wichtige Themen wie Rassismus und Kindesmissbrauch in feinfühlige, aber nichtsdestoweniger erschütternde und schockierende Worte zufassen, um die Welt darauf aufmerksam zu machen. Das hat sie mit „Der bittere Trost der Lüge“ schon gemacht und tut es auch hier wieder. In vielen Passagen sind auch andere sozialkritische Aspekte versteckt, derer sich die Autorin ebenfalls in ihren Geschichten annimmt.
Was im vorliegenden Buch besonders auffällt: Die Autorin erzählt die Geschichte auf verschiedenen Zeitebenen, schwenkt immer wieder zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart umher, bis sich am Ende für den Leser ein Gesamtbild ergibt. Man rätselt mit und fragt sich, wie die Protagonistin, was mit Monday geschehen ist und versucht, das anfangs undurchsichtige Rätsel mit zu lösen.
„Monday, wo bist du?“ ist letztendlich eine literarische Aufforderung an uns alle, die Augen offenzuhalten, wenn mit jemandem, den wir lieben, etwas passiert.
Für mich ein weiteres Highlight aus der Feder dieser außergewöhnlichen Autorin.

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Fazit: Faszinierend, erschreckend, verstörend und voller sozialkritische Aspekte, in einem spannenden All-Age-Roman verpackt.

©2021 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Der Geist von Lucy Gallows von Kate Alice Marshall

Erschienen als gebundene Ausgabe
im FESTA Verlag
512 Seiten
22,99 €
ISBN: 978-3-86552-859-9
Kategorie: All Age, Horror, Grusel, Thriller

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Sara sucht ihre verschwundene Schwester Becca. Sie hat den Geist von Lucy Gallows gesucht, der jedes Jahr im Wald erscheint und ahnungslose Opfer zu sich lockt. plötzlich erhält Sara eine mysteriöse Nachricht, in der sie dazu aufgefordert wird, »das Spiel zu spielen« und Lucy Gallows zu suchen.
Zusammen mit ihren Freunden betritt sie den Wald betritt und geht eine unheimliche, aus dem Nichts erschienene, Straße entlang, in der Hoffnung, nicht nur Lucy Gallows sondern auch Becca zu finden …

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Ich war sehr gespannt auf diesen Roman, wurde er doch mit zwei Filmen/Serien verglichen, die ich sehr mag. Dennoch gehe ich bei solchen Vergleichen mit einer gewissen Vorsicht an ein Buch heran, weil ich nicht enttäuscht werden will. So war es dann auch beim vorliegenden „Der Geist von Luca Gallow“, meinem ersten Buch aus der Feder von Kate Alice Marshall. Das war vielleicht auch gut so, denn was mich dann erwartete, war vielmehr eine Reise a la David Lynch. Sicherlich passen die zum Vergleich herangezogenen „Blair Witch Project“ und „Stranger Things“ im Nachhinein auch, aber Marshall erzählt eine eigene Geschichte. Durch den unkonventionellen Schreibstil ist man tatsächlich mittendrin in der Handlung. Für viele mag diese Art des Erzählens gewöhnungsbedürftig sein, ich fand sie ab der ersten Seite an einfach nur klasse.

Was viele als wirr und unlogisch betrachten, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als fast schon visionäre Reise in eine andere Existenz und hat mich so manches Mal beispielsweise an den unterschätzten Horrorfilm „Reeker“ erinnert. Ich liebe solche Szenarien, bei denen man erst einmal nicht genau weiß, um was es geht und selbst etwaige Auflösungen hineininterpretieren kann. „Der Geist von Lucy Gallows“ ist fast wie ein David-Lynch-Projekt für Heranwachsende. Kate Alice Marshall hat eine hervorragende Atmosphäre eingefangen, die mich absolut in ihren Bann gezogen hat. Wer einen Horror-Roman mit jeder Menge Blut erwartet, wird hier sicherlich enttäuscht werden, denn hier bedarf es schon auch einer eigenen Interpretation mancher Geschehnisse. Ich für meinen Teil wurde positiv überrascht, als ich den Protagonisten in eine mystische Welt folgte und habe mir vieles äußerst bildhaft vorstellen können. Ich habe gehört, dass Marshalls erster Roman “ Ich lebe noch“ (ebenfalls im Festa-Verlag erschienen) verfilmt werden soll. „Der Geist der Lucy Gallows“ könnte ich mir ebenfalls als absolut magisches visuelles Erlebnis vorstellen. Die Autorin hat mich jedenfalls mit ihrem Schreibstil und ihrer ideenreichen Geschichte überzeugen können, so dass ich mir mit Sicherheit auch noch andere Bücher von ihr besorgen werde.

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Fazit: Unkonventioneller Trip in eine ganz besondere, mystische Welt.

©2021 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Blood Crazy von Charles Platt

Erschienen als gebundene Ausgabe
im FESTA Verlag
542 Seiten
34,99 €
ISBN: Privatdruck
Kategorie: Horror, Thriller

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Samantha ist 16 Jahre alt und hat genug von ihrem Leben. Den ersten, den sie tötet, ist ihr Vater, der sie missbraucht hat. Danach bricht sie aus ihrem Alltag aus und macht sich auf eine blutige Reise, auf der jeder den Tod findet, der Samantha im Weg steht.

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Wer die Bücher von Richard Laymon mag, wird dieses Werk lieben. „Blood Crazy“ ist eine bitterböse Sicht auf unsere Gesellschaft und zeigt, wie es wäre, wenn man sich seiner Wut vollends hingeben würde. Der einfach gehaltene Schreibstil macht den 500 Seiten starken Roman zu einem wahren Pageturner, den man gar nicht mehr aus der Hand legen möchte. Platt vermischt die unterschiedlichsten Themen in sein blutiges Massaker: sexueller Missbrauch, BDSM, Selbstjustiz … All dies verbindet sich zu einem blutigen Albtraum, der in manchen Szenen an die Schmerzgrenze geht und sie sogar überschreitet, in dem er Folterungen und Verstümmelungen detailliert beschreibt. Dennoch schmälern diese brutalen Einschübe niemals das Lesevergnügen, weil sie nicht wirken, als wären sie nur zum Selbstzweck geschrieben worden. Sie passen einfach in das Gesamtbild und verleihen dem Roman etwas charmant Trashiges. Ich muss sagen, dass ich mich bestens unterhalten habe und gut und gerne weitere 500 Seiten hätte lesen können, um Samantha auf ihrem Weg zu begleiten.

Die Aufmachung des Buches ist, wie beim Festa-Verlag gewohnt, qualitativ hochwertig. Was mit besonders gefallen hat, waren die kleinen Illustrationen von Robert Chambers, die zum einen den Trashgehalt des Romans auf genialste Weise unterstreichen und zum anderen den ohnehin schon bildhaft verfassten Text auch optisch noch unterstützen. Diese Symbiose macht das Buch zu einem echten Genuss und Erlebnis.
Die Handlung spielt sich innerhalb sehr kurzer Zeit ab, was wiederum zur Folge hat, dass man das Buch förmlich verschlingt, weil man einfach wissen will, wie es weitergeht.
Unglaublich informativ finde ich das Nachwort des Autors, in dem er erklärt, wie diese Geschichte entstanden ist und aus welchen Gründen sie geschrieben wurde. Charles Platt erzählt sehr unterhaltsam, was ihn zu „Blood Crazy“ bewogen hat und nachdem man dann das Nachwort gelesen hat, sieht man die Handlung dann noch einmal mit einem anderen Auge. Für mich war „Blood Crazy“ eine ganz große Überraschung, weil ich nicht mit so einem unterhaltsamen Pageturner gerechnet habe. Ich kann diesen Roman für Fans von Richard Laymon und brutalen, blutigen Thrillern uneingeschränkt empfehlen.

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Fazit: Brutal, trashig, humorvoll und mit einem gehörigen Schuss Gesellschaftskritik.

©2020 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Durch Schlamm und Blut von Jeff Menapace

Erschienen als Taschenbuch
im FESTA Verlag
266 Seiten
14,99 €
ISBN: 978-3-86552-853-7
Kategorie: Horror

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Eine Fehde zwischen zwei Hinterwäldler-Familien in den Everglades.
Ein Familienausflug in die Sümpfe.
Zivilisation und Rednecks treffen aufeinander und ein blutiger Kampf in der Wildnis inmitten gefährlicher Tiere und irrer, kaltblütiger Killer entbrennt.

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„Durch Schlamm und Blut“ wird Lesern empfohlen, die unter anderem Stephen King, Dean Koontz oder auch Richard Laymon gerne lesen. Vor allem Leser, die Letzteren gerne mögen, kann ich dieses Buch von Jeff Menapace uneingeschränkt empfehlen . Durch den flüssigen und knappen Schreibstil fliegt man nur so durch die Seiten. Der Autor liefert eine Abenteuer- und Horrorgeschichte ab, an die man sich auch noch nach dem Lesen gerne erinnert . Auch wenn der Plot nicht unbedingt neu ist, so verfällt man dem Schreibstil und auch der extrem rasant erzählten Handlung von der ersten Seite an. An manchen Stellen fühlte ich mich an die Filme um den Serienkiller Viktor Crowley in „Hatchet“ erinnert, was wahrscheinlich an dem Handlungsort liegt. Das Cover lässt auf den ersten Blick vermuten, dass es sich hierbei um einen Tier-Horror-Roman handelt, jedoch wird das Hauptaugenmerk eindeutig auf eine Fehde zwischen zwei hinter Hinterwäldler-Familien gerichtet . Das tut der Handlung aber definitiv keinen Abbruch, ganz im Gegenteil, die Geschichte lässt eine Spannung aufkommen, die sich in von Anfang bis Ende konsequent durchzieht .

Wie gesagt, die Handlung ist an sich nichts Neues und man merkt an vielen Stellen, welche Filme und literarische Vorbilder sich der Autor zunutze gemacht hat, um daraus seine eigene Geschichte zu erzählen. Der Roman wirkt in keinem einzigen Moment wie eine Kopie all dieser Vorbilder, sondern spricht eine eigene Sprache. Ich mochte vor allem die Atmosphäre, die Menapace sehr bildhaft beschreibt, so dass man sich wirklich mitten im Geschehen fühlt . Er hat mich mit diesem Roman zumindest soweit überzeugt, dass ich definitiv andere Werke von ihm lesen werde, sobald diese auf dem deutschen Markt erscheinen. „Durch Schlamm und Blut“ ist ein dreckiges Buch, das in einigen Szenen sehr brutal ist, aber andererseits durchgehend eine sehr stimmungsvolle Atmosphäre bietet. Ich mochte es sehr.

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Fazit: Blutig, dreckig und trashig. Absolut unterhaltsam und stimmungsvoll.

©2020 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Der Mythos des Cthulhu von Clark Ashton Smith

Erschienen als Taschenbuch
im FESTA Verlag
316 Seiten
16,99 €
ISBN: 978-3-86552-857-5
Kategorie: Horror

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Erzählungen, die im Universum von H.P. Lovecraft spielen.

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Clark Ashton Smith gehört ohne Zweifel zu jener Autorenriege, die mich mit ihrer Sprachgewalt jedes Mal aufs Neue sprachlos machen. Dazu gehören natürlich Lovecraft, aber auch Bram Stoker und Robert E. Howard. Es gibt noch mehrere, die in ähnlicher Weise schreiben, aber Smith zählt eindeutig mit zu den Besten. Seine Ausdrucksweise, der äußerst gehobene Schreibstil, all dies macht seine Geschichte zu einem bildhaften und beeindruckenden Leseerlebnis und vor allem -genuss.

Schon das Gedicht „Für H. P. Lovecraft“ macht deutlich, was den Leser bei diesem Buch erwartet: Schreckliche, unheimliche Geschichten mit einer düsteren Atmosphäre. „Die Rückkehr des Hexers“ wirft einen auf hypnotische Weise in das Universum von Lovecraft und verschafft uns ein Wiedersehen mit dem berühmten Necronomicon.
„Die Geschichte des Satampra Zeiros“ erinnert dann eher an ein Werk von Robert E. Howard, wobei der Schauplatz wiederum lovecraftsche Züge hat. „Das Tor zum Saturn“ ist ebenfalls eher im Fantasygenre angesiedelt und lässt einen manchmal an Stephen R. Donaldsons „Thomas Covenant“-Reihe denken. Doch auchhier ist der Bezug zu Lovecraft unüberlesbar.
„Die namenlose Ausgeburt“ ist eine sehr atmosphärische Gruselgeschichte, gefolgt von „Das wunderliche Schicksal des Avoosl Wuthoqquan“, das eher einem Märchen mit einer entsprechenden Moral gleicht. „Das Manuskript des Athammaus“ und „Ubbo-Sathla“ stellen wieder typische Geschichten im Sinne Lovecrafts dar, während „Die Heiligkeit des Azédarac“ einen ganz besonderen Reiz hat und wieder in Richtung Fantasy geht. Die folgenden Erzählungen „Der in den Staub tritt“, „Die Ankunft des weißen Wurms“, „Die Epiphanie des Todes“ und „Die sieben Banngelübde“ sind genauso faszinierend wie ihre Vorgänger und ziehen einen vollkommen in den Bann. Das abschließende, von H. P. Lovecraft verfasste Gedicht „Für Clark Ashton Smith“ rundet diese empfehlenswerte Buch perfekt ab.


Das Nachwort von Bobby Derie gibt einige sehr interessante Einblicke in die Universen von Smith. Lovecraft und Howard und zeigt auch diverse Verbindungen auf. Ich kann jedem, der sich mit solcherart Literatur beschäftigt, dieses Buch nur ans Herz legen. Es stellt eine beeindruckende Auswahl von Smiths Schaffen dar und eignet sich auch als Einstiegslektüre für werdende Lovecraft-Fans, obwohl die Geschichten gar nicht von Lovecraft selbst stammen. Doch sein Geist ist in jeder dieser Erzählungen spürbar.

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Fazit: Beeindruckende und atmosphärische Erzählungen eines genialen Schriftstellers.

©2020 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Blister von Jeff Strand

Erschienen als Taschenbuch
im FESTA Verlag
296 Seiten
14,99 €
ISBN: 978-3-86552-874-2
Kategorie: Thriller

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Jason Tray will sich erholen und verbringt ein paar Tage in einer kleinen Stadt. Eines Nachts begleitet er ein paar Einheimische zu einer abgelegenen Hütte, in der eine entstellte Frau gefangen gehalten wird. Jason plagt seit diesem Moment ein schlechtes Gewissen und so sucht er die Frau noch einmal auf, um mit ihr zu sprechen. Dabei kommt ein Geheimnis ans Tageslicht, in das immer mehr Bewohner der kleinen Stadt verstrickt sind.

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Jeff Strand ist immer wieder für eine Überraschung gut. Und das, obwohl er sich seinem Stil immer treu bleibt. Der vorliegende Roman mit dem Titel „Blister“ ist eine faszinierende Mischung aus Thriller und Liebesroman mit einer gehörigen Portion Humor und einem guten Schuss Horror. Eine Genremix, der dermaßen Spaß macht, dass man am Ende traurig ist, dass alles schon vorbei ist. Strand ist ein Garant für gute Unterhaltung, vorausgesetzt, man erwartet nicht eine blutige Schlachtplatte. In „Blister“ beschreibt er eine Liebe, die ein wenig an „Die Schöne und das Biest“ erinnert, nur dass es hier umgekehrt ist. Das Ganze wird dann noch mit einem Ereignis in der Vergangenheit vermischt und schon wird von diesem Pageturner nicht mehr losgelassen.

Von der Erzählstruktur her hat mich „Blister“ ein wenig an „Der Zyklop“ erinnert, der sich ebenso schnell lesen ließ und eine ähnliche Atmosphäre verbreitete. Der Autor zeichnet seine Charaktere sehr detailliert und liebevoll, so dass man die beiden Protagonisten in diesem Buch sehr schnell liebgewinnt. Man mochte die Geschichte ungern verlassen, zu sehr drängte es einen zu wissen, wie es weitergeht mit dem ungleichen Liebespaar.
Aber auch die Thriller- und Horrorelemente sind Jeff Strand unglaublich gut gelungen. Das alles ergibt ein unglaublich dichtes und glaubwürdiges Gesamtbild, an das man sich gerne zurückerinnert und das auch im Gedächtnis haften bleibt. Mehr kann man von einem Unterhaltungsroman gar nicht erwarten.

Abschließend möchte ich noch zu einem Punkt kommen, der mir bei den Werken von Jeff Strand immer außerordentlich gefällt: der Humor. Er ist immer so ehrlich und tatsächlich witzig, weil er anscheinend auch dem Charakter des Autors entspricht. Mal ist er trocken, mal zynisch bissig, aber eben immer echt. Ich liebe diese Art von Humor, weil er an keiner Stelle gezwungen witzig wirkt, sondern wie aus dem Leben gegriffen. Das ist es auch, was die Bücher von Jeff Strand so einzigartig und faszinierend macht. Man fühlt sich einfach wohl dabei und lauscht dem Erzähler, als würde man die Geschichte von Jeff Strand persönlich vorgetragen bekommen. „Blister“ reiht sich für mich nahtlos in die hervorragenden Romane dieses Autors ein und zeigt, dass spannende Horrorliteratur auch ohne extrem viel Blut auskommen kann. „Blister“ ist sowohl als Buch als auch fiktiver Frauencharakter zum Verlieben. 🙂

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Fazit: Spannender, gefühlvoller und witziger Horror-Thriller.

©2020 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Der Spuk von Beacon Hill von Ambrose Ibsen

Erschienen als Taschenbuch
im FESTA Verlag
266 Seiten
14,99 €
ISBN: 978-3-86552-861-2
Kategorie: Horror

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Die Bibliothekarin Sadie hat eine besondere Gabe und sieht manchmal Tote.
Die Mutter einer früheren Freundin bittet Sadie um Hilfe. Ihre Tochter hat ein angebliches Spukhaus besucht und wird seither vom Geist einer toten Frau terrorisiert, der »Madenmutter« genannt wird.
Sadie möchte helfen und betritt das unheimliche Haus.
Sie stellt fest, dass der Geist der Toten real ist. Und er ist sehr bösartig …

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Ambrose Ibsen ist eine gelungene Mischung aus modernem Horror und klassischer Gruselgeschichte im „Old School“-Stil gelungen. Diese Mischung besitzt einen hypnotischen Sog, bei dem man schwer aufhören kann, weiterzulesen. Sadie wird sehr natürlich und glaubhaft beschrieben, so dass man sofort Sympathie für sie empfindet und deshalb auch mitfiebert. An manchen Stellen hat mich die Geschichte von ihrer klaren Erzählstruktur an die Geschichten eines Richard Laymon erinnert, mit dem Unterschied, dass Ibsen einen gehobeneren Schreibstil besitzt und auf keiner Seite brutal wird. Es ist eine schöne, unglaubliche atmosphärische Geschichte, die einem hier präsentiert wird und in der man sich wohlfühlt.

Wer sich gerne Horror- und Gruselfilme ansieht, wird den ein oder anderen Film entdecken, von dem sich Ibsen hat inspirieren lassen, ohne jedoch plump und einfallslos zu kopieren. Ganz im Gegenteil, durch diese Anspielungen und Verbeugungen erscheint im Kopf des Lesers ein ganz bestimmtes Bild, das „Der Spuk von Beacon Hill“ zu einem wahren Vergnügen macht. Ibsen vermischt eine eigene Geschichte mit diesen Versatzstücken und lässt die Handlung wie einen Kinofilm in den Gedanken des Lesers ablaufen. So kommt es, dass man den Roman flüssig und schnell durchliest und sich am Ende denkt, wo die Zeit geblieben ist. Ambrose Ibsen hat einen sehr angenehmen und unkomplizierten Schreibstil, bei dem man nicht großartig nachdenken muss, sondern einfach die Geschichte genießen kann.

Aufgrund des Klappentextes könnte man meinen, es ginge in diesem Roman ausschließlich um ein Spukhaus. Das stimmt aber nicht ganz, denn es geht in erster Linie um ein Mädchen, das von einem Geist heimgesucht wird. Angefangen hat alles in einem verlassenen Spukhaus auf Beacon Hill, das die Protagonisten auch aufsuchen. Aber die Handlung findet auch an anderen Orten statt, so dass wirklich niemals Langeweile aufkommt. Durch die kurz gehaltenen Kapitel fliegt man nur so durch die Seiten, so dass man am Ende denkt, es hätte gut und gerne noch einmal so lange dauern dürfen. „Der Spuk von Beacon Hill“ war (und ist immer noch) ein Buch ganz nach meinem Geschmack. Daher kann ich guten Gewissens eine absolute Leseempfehlung für Freunde gepflegter Grusel-Literatur aussprechen. Wer extreme Gewalt erwartet, wird enttäuscht sein, denn um Grunde genommen ist Ambrose Ibsens Buch ein ruhiger Roman.

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Fazit: Schöne, unglaubliche atmosphärische Gruselgeschichte.

©2020 Wolfgang Brunner für Buchwelten