Nano – Jede Sekunde zählt von Phillip P. Peterson

Erschienen als Taschenbuch
im Fischer Tor Verlag
insgesamt 702 Seiten
Preis: 18,00 €
ISBN: 978-3-596-70764-5
Kategorie: Science Fiction, Belletristik

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Durch einen Terroranschlag geraten winzige Nanopartikel in unsere Umwelt und „fressen“ Menschen und Umgebung sprichwörtlich auf.
eine ungeheure Katastrophe bahnt sich an, die die ganze Welt bedroht. Ein erbarmungsloser Wettlauf gegen die Zeit bricht aus, der die Welt für immer verändern wird.

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Die Bücher von Phillip P. Peterson waren schon immer ein Garant für interessante, spannende und unterhaltsame Geschichten. Wie hätte es daher bei „Nano – Jede Sekunde zählt“ auch anders sein können? Es ist sogar vielmehr so, dass Peterson hier sogar einen Roman vorgelegt hat, der selbst ein Publikum begeistern wird, das normalerweise Science-Fiction nichts abgewinnen kann.
Auf ähnliche Art und Weise wie Andreas Brandhorst oder Michael Crichton wirft uns Peterson in ein Szenario, wie es durchaus geschehen könnte. Seine fundierten Aussagen beziehungsweise Zukunftsvisionen lassen die erschreckenden Geschehnisse so real wirken, dass man trotz aller Spannung dem Wissen, dass es sich um eine fiktive Geschichte handelt, während mancher Passagen Angst bekommt. Peterson geht einen so konsequenten Weg mit seinem Roman, dass man mehr als ehrfürchtig über die Nanotechnologie nachdenkt.
Es ist wirklich ein Wahnsinn, mit welcher Rasanz der Autor seine Leser mitreißt und im Grunde genommen keine Zeit zum Luftholen lässt.

„Nano – Jede Sekunde zählt“ ist ein Pageturner erster Klasse. Doch nicht nur die Handlung ist extrem spannend erzählt, sondern auch die Personen besitzen tolle Charaktere, die man gerne begleitet. Wie Peterson aus einer „kleinen“ Katastrophe ein Szenario entwirft, das weltweite Ausmaße annimmt, ist wirklich beeindruckend. Und das Schlimme, Erschreckende ist, dass diese Entwicklungen authentisch und nachvollziehbar sind. Obwohl „Nano – Jede Sekunde zählt“ sehr dick ist, könnte man am Ende gut und gerne nochmal die gleiche Seitenanzahl verschlingen, ohne sich auch nur auf einer einzigen davon zu langweilen. Peterson spielt mit diesem Roman definitiv in der gleichen Liga wie der bereits erwähne Michael Crichton oder der deutsche Uwe Laub. Auch sprachtechnisch ist an diesem Buch nichts auszusetzen. Es lässt sich ungemein flüssig und einfach lesen, sodass man es kaum aus der Hand legen möchte. Mit „Nano – Jede Sekunde zählt“ beweist Phillip P. Peterson erneut, dass er zu den wirklich guten Schriftstellern aus Deutschland gehört.

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Fazit: Ein ungemein rasanter und spannender Wissenschaftsthriller.

©2023 Wolfgang Brunner für Buchwelten

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Das Heim von Mats Strandberg

Erschienen als Taschenbuch
im Fischer Tor Verlag
insgesamt 426 Seiten
Preis: 11,00 €
ISBN: 978-3-596-70377-7
Kategorie: Thriller, Horror

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Joel muss seine demenzkranke Mutter Monika schweren Herzens in ein Pflegeheim bringen. Als sich Monikas Zustand immer mehr verschlechtert, denkt er natürlich zuerst, es würde an der hinterhältigen Krankheit liegen. Doch es ist etwas Böses, das von Monika Besitz ergriffen hat …

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Mit „Das Heim“ hat sich Mats Strandberg aus meiner Sicht selbst übertroffen und einem modernen Klassiker des Horrors erschaffen. Sein Ausflug in ein Alten-und Pflegeheim ist wirklich unheimlich und steckt gleichzeitig auch voller Wahrheiten. Bei diesem Roman hinkt der Vergleich, Mats Strandberg wäre der schwedische Stephen King, nicht so sehr wie bei seinen anderen Büchern. In „Das Heim“ entwickelt sich das Grauen und der Horror aus einer Alltagssituation und macht das Geschehen dadurch umso erschreckender und auch authentischer. Die Beschreibungen der Arbeitsabläufe in einem Altenheim gleichen denen meiner Schwester, die in einem solchen Heim arbeitet, in jeder Hinsicht. Auch diese Realitätsnahe tragt dazu bei, dass man den Schrecken, der sich in die Institution und bei den Bewohnern einnistet, deutlich spürt. Hinzu kommen die Gedankengänge des Protagonisten, die seine Figur lebendig, glaubhaft und sympathisch machen. Bei all diesen Aspekten hat Strandberg ganze Arbeit geleistet und konnte mich absolut überzeugen.

Strandbergs Schreibstil ist einfach, aber flüssig zu lesen und äußerst effektiv. Er schafft es, eine unglaublich bedrohliche und unheimliche Stimmung aufzubauen, die sich durch den ganzen Roman bis zum erschreckenden Finale hinzieht. Ein wenig erinnert „Das Heim“ an den Kinoerfolg „Der Exorzist“, bewegt sich aber niemals auf den Pfaden eines Plagiats, sondern besitzt eine eigene Geschichte, in der es ebenfalls um Liebe, Zuwendung, Hilflosigkeit und natürlich Gut und Böse geht. Während des Lesens dachte ich unentwegt, was für einen genialen, stimmungsvollen Film man aus dieser literarischen Vorlage machen könnte. Und ich hoffe, dass es eines Tages vielleicht dazu kommen wird.
Geschickt vermischt Strandberg grusligen Horror mit einer alltäglichen Tragik, die uns allen drohen könnte: Ein Familienmitglied leidet an Demenz und muss in ein Pflegeheim. Ist die Krankheit schon ein Albtraum, so setzt Strandberg der Bedrohung noch einen Aspekt hinzu, nämlich eine dämonische Entität.

Mit sich langsam immer stärker aufbauender Spannung zieht Strandberg seine Leser von der ersten Seite an in seinen Bann. Im Verlaufe der Handlung wird die Geschichte immer beklemmender und unheimlicher. Auch wenn man „Das Heim“ nicht mit Strandbergs Debüt „Die Überfahrt“ vergleichen kann, so hat mich der vorliegende Roman weitaus mehr gepackt. Mats Strandberg ist nach „Die Überfahrt“, dem hier besprochenen „Das Heim“ und seinem neuesten Werk „Die Konferenz“ für mich einer der Autoren, deren nächsten Romane ich kaum erwarten kann. Seine Bücher sind ganz großes Kopfkino, „Das Heim“ insbesondere.

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Fazit: Unheimlich, atmosphärisch und extrem gut geschrieben.

©2022 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Die Konferenz von Mats Strandberg

Erschienen als Taschenbuch
im Fischer Tor Verlag
insgesamt 414 Seiten
Preis: 18,00 €
ISBN: 978-3-59670686-0
Kategorie: Thriller, Horror

Ein Einkaufszentrum soll in Kolarängen gebaut werden. Das Team, das den Bau geplant hat, trifft sich für eine letzte Konferenz in einem idyllischen Hotel am See. Doch die geplante entspannte Atmosphäre wirft schnell Konflikte und Intrigen auf. Als es dann den ersten Toten gibt, spüren die Anwesenden, dass jemand hinter ihnen her ist, der den Bau des Einkaufszentrums verhindern will.

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Mats Strandberg als skandinavischen Stephen King zu bezeichnen, finde ich einen etwas hinkenden Vergleich, was aber absolut nicht heißt, dass er nicht genauso gut wäre wie der Erfolgsautor. Strandberg hat einen eigenen Schreibstil und erschafft mit seinen Geschichten eine ganz eigene Atmosphäre, die meiner Meinung nach mit King überhaupt nichts zu tun hat.
„Die Konferenz“ wirft den Leser, wie Strandbergs andere Bücher, von der ersten Seite an in eine tolle Stimmung, die sich bis zum Ende gleichbleibend hält. Man fühlt sich so manches Mal an Horrorfilme der 80er-Jahre erinnert, vor allem irgendwie an den Kultklassiker „Freitag, der 13.“. Aber, wie gesagt, Mats Strandberg besitzt ein Händchen dafür, zwar eine ähnliche Stimmung aufzubauen, aber dennoch niemals nur plump zu kopieren, sondern einen eigenen (und zwar sehr guten) Weg zu gehen.

In der ersten Hälfte stellt Strandberg die Charaktere vor, lässt uns an ihren Gedanken und ihrem Leben teilhaben, und wird dabei auf keiner einzigen Seite langweilig oder langatmig. Man inhaliert förmlich eine Seite nach der anderen und spürt einen sich langsam aufbauenden Spannungsbogen, der sich dann in der zweiten Hälfte voll entfaltet und einen fast schon zwingt, weiterzulesen. Auch wenn die Handlung beziehungsweise Auflösung irgendwann durchschaubar wird (zumindest war das bei mir so), so mangelt es dem Roman niemals an Spannung. Ähnlich wie in Horrorfilmen findet immer wieder einer der Protagonisten den Tod, wobei Strandberg hier blutig und manchmal auch sehr explizit beschreibt, was passiert. Allerdings benutzt er Brutalität und blutige Morde niemals als Mittel zum Zweck, sondern erschafft auch damit eine bedrohliche Atmosphäre, die die Geschichte noch zusätzlich unterstützt.

Eines ist jedenfalls sicher: Mats Strandberg kann mit seinen Geschichten überzeugen und liefert perfekte Unterhaltungsliteratur. Egal, welchen seiner Thriller man nimmt, das Ergebnis ist dasselbe: Am Ende freut man sich schon auf das neue Werk des Autors. „Die Konferenz“ wirkte auf mich wie eine Hommage an die Horrorfilme der 1980er-Jahre mit einer Prise Gegenwart, was geschäftliche Machenschaften angeht. Strandbergs neuester Roman ist wieder einmal ein Pageturner, wie man sie von ihm gewohnt ist. Und, ja, ich freue mich schon, wenn es wieder etwas Neues von ihm gibt. 😉

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Fazit: Spannender Thriller, der wie eine Hommage an die Horrorfilme der 80er-Jahre wirkt.

©2022 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Vakuum von Phillip P. Peterson



Erschienen als Taschenbuch
im Fischer Tor Verlag
insgesamt 494 Seiten
Preis: 19,99 €
ISBN: 978-3-596-70074-5
Kategorie: Science Fiction

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Als die Menschheit ein außerirdisches Raumschiff entdeckt, geht man erst einmal von einem ersten Kontakt aus. Aber das Schiff ist vor einer Bedrohung auf der Flucht, die mit Lichtgeschwindigkeit auf die Galaxis zukommt und auch die Erde in Gefahr bringt. Mit der Physikerin Susan Boyle und dem Astronauten Colin Curtis startet die Menschheit eine Rettungsaktion sondergleichen …

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Phillip P. Peterson hat ein kleines Wunder in meinen Augen geschafft: Er hat die „alten“ Science-Fiction-Abenteuerromane von Larry Niven und Stephen Baxter wieder zurückgebracht und mich mit „Vakuum“ in eine andere Zeit zurückgeschleudert. Ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich mich in dieser Geschichte „wohlgefühlt“ habe, weil sie einen so angenehmen „Old School“-Effekt auf mich hatte, dass ich mich des Öfteren an meine Jugendzeit erinnert habe, in der ich ähnliche Romane der obengenannten Autoren verschlungen habe. Peterson hat zudem ein Szenario entworfen, das äußert realistisch, und dadurch auch unheimlich spannend ist.

Der Autor hat einen sehr flüssigen und vor allem bildhaften Schreibstil, so dass an gar nicht mehr zu lesen aufhören möchte. Ich persönlich fand ich die Charakterzeichnungen, obwohl nicht übertrieben detailliert, sehr gut und man konnte sich die einzelnen Protagonisten und ihre Handlungsweisen wirklich sehr gut vorstellen. Das Weltuntergangsszenario hat mir außerordentlich gut gefallen und ich könnte mir das Ganze absolut als Film vorstellen. Zeitweise haben mich die Vorbereitungen der Menschheit, diese Katastrophe zu überleben, an Roland Emmerichs Blockbuster „2012“ erinnert, wobei Petersons Handlung um ein Vielfaches ausgeklügelter und nachvollziehbarer ist. Es verhält sich tatsächlich sogar so, dass mir dieses apokalyptische Bild einer Bedrohung für die Erde gar nicht mehr richtig aus dem Kopf geht, so eindringlich beschreibt Peterson das Ganze.

Eines ist für mich ganz klar: Phillip P. Peterson reiht sich mit diesem ersten Roman, den ich von ihm gelesen habe, postwendend in die Riege meiner Science-Fiction-Lieblingsautoren wie Stephen Baxter, Larry Niven, Arthur C. Clarke, Peter F. Hamilton, Gregory Benford und Greg Bear ein. Ich werde definitiv seine anderen Werke, allen voran die Transport-Reihe, lesen. „Vakuum“ beeindruckt aber nicht nur mit einer tollen Handlung, sondern ist auch in sämtlichen wissenschaftlichen Beschreibungen fundiert und großartig. Der Roman ist ein unvergleichliches Abenteuer für die Menschheit (und daraus resultierend auch für den Leser), das man sich nicht entgehen lassen sollte. Wer klassische Science-Fiction mag, sollte „Vakuum“ unbedingt lesen, denn besser kann ein Buch aus diesem Genre gar nicht sein.

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Fazit: Beeindruckender und spannender Pageturner um die Rettung der Menschheit.

©2020 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Marina von Carlos Ruiz Zafón

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Erschienen als Taschenbuch
im Fischer Verlag
352 Seiten
9,99 €
ISBN: 978-3-596-18624-2
Kategorie: Zeitgenössische Literatur
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Óscar Drai ist ein junger Mann, der ein Internat in Barcelona besucht. In jeder freien Minute streift er durch die verwunschenen Viertel der Stadt, in denen die alten, teils verlassen und zerfallenen herrschaftlichen Villen stehen. Hier fühlt er sich wohl, heimisch, kann seinen Gedanken freien Lauf lassen.

Eines Tages trifft er Marina, eine wunderschöne, junge Frau. Sie lebt in genau so einem alten Herrenhaus, gemeinsam mit ihrem Vater Germán, einem Künstler, der jedoch vor langer Zeit das Malen aufhörte.

Marina und Óscar streifen von nun an gemeinsam durch die Viertel und der junge Mann hat sich unsterblich in Marina verliebt. Gemeinsam stoßen sie auf das Geheimnis des ehemals reichsten Mannes der Stadt und genau dieses Geheimnis bringt sie beide in große Gefahr.

Doch Óscar und Marina geben nicht auf. Sie folgen der Spur der schwarzen Schmetterlinge, wollen das Geheimnis lüften, werden mitgerissen von dieser düsteren und finsteren Spannung …

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Marina ist Zafóns erster Erwachsenenroman, der Roman den er nach den Jugendbüchern und vor „Schatten des Windes“ geschrieben hat. Carlos Ruiz Zafón sagt selbst, dass es sein persönlichstes Buch ist.

Es ist auch ein ganz besonderes Buch, voller Gefühl, Spannung, Gefahr und Spuk. Voller Liebe, Sehnsucht, Trauer und Hoffnung. Es ist ein musikalisches, künsterlisches, architektonisches Buch. Es erinnert stellenweise an das Phantom der Oper oder Mary Shellys Frankenstein. Eine tolle Mischung aus all dem, das ist Marina. Und dies alles in der wunderschönen Atmosphäre des alten Barcelonas, einer Stadt, die ich noch nie gesehen habe, jedoch vor meinem geistigen Auge habe, wenn ich Zafóns Romane lese. Der Autor liefert so stimmungsvolle, bildhafte Geschichten, das der Leser einfach mittendrin ist und sieht, ja auch riecht und fühlt.

Zafón hat eine wunderschöne Art mit Worten umzugehen, schreibt Sätze, die klingen und nachhallen. Als Einstieg des Romans: »Wir alle haben im Dachgeschoss der Seele ein Geheimnis unter Verschluss. Das hier ist das meine.« Da beginnt man den Roman und denkt schon: Danke, einfach wunderbar. Weiter so.

Marina ist sicher eine Liebesgeschichte, aber auch ein Drama, ein Thriller und eine gruselige Spukgeschichte. Marina ist irgendwie wie ein toller, stimmungsvoller schwarz-weiß Film, der mich gefesselt hat und mir absolut gut gefiel. Es bietet wirklich ziemlich alles, was einen guten Roman ausmacht und hinterlässt Spuren im Gedächtnis.

Wie sagt Marina so schön? „Man erinnert sich immer an das, was nicht geschehen ist“. Alleine dieser Satz regt doch schon zum nachdenken an. Beendet habe ich den Roman jedenfalls mit einem dicken Kloß im Hals.

Mein Fazit: Der erste „Erwachsenenroman“ von Zafón ist gefühlvoll, spannend, dramatisch und gefährlich. Eine Geschichte voll von Musik, zauberhaften Bildern, gruseligen Orten und besonderen Menschen.

© Marion Brunner_Buchwelten 2018

Die Frau des Zeitreisenden von Audrey Niffenegger

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Erschienen als Taschenbuch
im Fischer Verlag
insgesamt 543 Seiten
Preis: 9,95 €
ISBN: 978-3-596-16390-8
Kategorie: Drama, Liebesroman

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Durch einen Gendefekt ist Henry dazu verdammt, von der Gegenwart in die Zukunft und Vergangenheit zu reisen. Er lernt Clare kennen und lieben, muss sich aber immer wieder eine Zeitlang von ihr verabschieden, wenn er zwischen den Zeiten umhergeschleudert wird. Das Liebespaar trifft sich immer wieder, sei es in der Vergangenheit, der Gegenwart oder der Zukunft. Auch als sie in der Gegenwart heiraten, wird Henry seine Zeitreisen nicht los. Und Clare wartet geduldig in ihrer Zeit, bis er wieder zurückkommt …

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Niffeneggers bezaubernde, aber teils verwirrende Liebesgeschichte, lässt sich schwer aus der Hand legen. Liebe und Zeitreise sind Zutaten, die eine dramatische Entwicklungen erahnen lassen. Und genauso verhält es sich auch, wenn Henry chaotisch durch die Zeiten hüpft, um seine Liebe Clare in verschiedenen Altersstufen zu treffen. Mal amüsant, mal traurig und melancholisch und oft auch anzüglich erzählt die Autorin in einem schönen Schreibstil von einer Liebe, die über alle Zeiten hinweg andauert.
Dieses Konzept hat mich anfangs argwöhnisch gemacht, besteht doch für die Autorin die Gefahr, in die Falle der widersprüchlichen und unlogischen Paradoxen zu tappen. Und, was soll ich sagen? Sie tappt natürlich hinein und zieht in ihrer Geschichte einen Rattenschwanz von Logik-Fehlern hinter sich her. Aber … Niffenegger nimmt diese „Fehler“ einfach als gegeben hin und ignoriert sie, schreibt munter weiter und lässt dadurch den Leser ebenfalls vergessen, was möglich sein kann und was nicht. Der Protagonist trifft sich zum Beispiel immer wieder selbst. Und das macht einen so unglaublichen Spaß, dass man gerne das dazugehörige Paradoxon zur Seite schiebt und die Treffen der beiden Ichs einfach nur genießt.

Die Mischung aus Humor, nicht wirklich kitschiger Liebesgeschichte und einem Schuss Science Fiction funktioniert und hat mich sofort in ihren Bann gezogen. Gerade die Einfachheit der Geschichte ist es, die mir gefallen hat, denn es passiert nichts Weltbewegendes während der Jahrzehnte währenden Treffen in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Der Leser nimmt einfach nur am Leben zweier Menschen teil, die sich lieben.

Die Charaktere hätten durchaus noch besser ausgearbeitet werden können, denn an manchen Stellen kommen sie einem dann doch relativ leer voll. Aber das macht Niffenegger in ihrem herzerweichenden und hochemotionalen Ende wieder wett. Da kamen schon ein paar Tränchen, als ich die letzten Seiten des Buches las. Das war einfach nur wunderschön, traurig und melancholisch – einfach Klasse.
Wer wissen will, wie mir die Verfilmung gefallen hat, kann das auf „Film-Besprechungen“ nachlesen —> KLICK MICH!

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Fazit: Niffenegger setzte sich über die gängigen Paradoxen von Zeitreise-Romanen hinweg und zaubert eine emotionale und unterhaltsame Liebesgeschichte mit Kultcharakter.

© 2015 Wolfgang Brunner für Buchwelten

 

Silber – Das erste Buch der Träume von Kerstin Gier

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Erschienen als gebundene Ausgabe
im Fischer Verlag (FJB)
insgesamt 411 Seiten
Preis: 18,99 €
ISBN: 978-3-8414-2105-0
Kategorie: Jugendbuch

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Olivia, Rufname Liv, Silber lebt ein bislang eher unbeständiges Leben. Gemeinsam mit ihrer jüngeren Schwester Mia, dem Kindermädchen Lottie, dem Mischlingshund Princess Buttercup (kurz: Butter) und natürlich ihrer Mutter Ann ist es die 15-jährige gewöhnt nirgends lange zu Hause zu sein, sondern ständig umzuziehen. Dies hat mit dem Beruf von Livs Mutter zu tun, doch dass soll sich nun ändern.

Gerade frisch in London eingetroffen offenbart Livs Mutter ihren „Mäusen“, dass sie nicht, wie geplant in ein schnuckeliges Cottage ziehen, sondern in das Haus ihres neuen Lebensgefährten mitten in London. Dieser Mann, Ernest, hat ebenso zwei Kinder. Zwillinge um genau zu sein. Grayson und Florence. Sie sind natürlich genauso „begeistert“ von den Plänen ihres Vaters, wie Liv und Mia.

Das aber wirklich aufregendste was Liv nach ihrem Umzug passiert, sind ihre Träume. Und zwar nicht irgendwelche, einfachen Träume. Sie trifft in ihnen Personen, die sie noch nie gesehen hat, besucht Orte, die sie ebenfalls noch nie aufgesucht hat und läuft über einen Korridor, der mit Unmengen von Türen gesäumt sind, die sich alle unterscheiden.

Als Liv dann in der Schule auf genau die Jungs aus ihren Träumen trifft, ist sie nicht nur verwirrt, sondern auch mehr als neugierig. Denn Liv liebt alles was spannend, aufregend und rätselhaft ist.

Als sich dann noch herausstellt, dass die Jungs mit ihr gemeinsam träumen, sich also an die nächtlichen Treffen erinnern und Liv dann auch noch um Hilfe bitten, kann sie einfach nicht widerstehen …

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Silber ist der erste Band der neuen Trilogie von Kerstin Gier für das jugendliche Publikum. Nach der sehr erfolgreichen Edelstein-Trilogie, war/ist der Anspruch der Leser sicherlich relativ hoch. Da ich von eben der Reihe sehr begeistert war, war natürlich auch ich sehr neugierig und gespannt auf den ersten Roman der neuen Reihe.

Die Idee der Geschichte gefällt mir gut, der Schreibstil ist jedoch einfacher gehalten, als in der letzten Reihe. Die Zielgruppe sind in erster Linie die jugendlichen Leser, der Stil ist hier aber oft eher auf Kinderbuchniveau gehalten. Es gibt z.B. Passagen im Buch, in denen sich das Kindermädchen der Protagonistin verguckt und dann spricht sie in verdrehten Worten, sie sagt etwa statt Blaubeer-Muffins – Maubeer-Bluffins, oder so. Das finde ich einmal recht lustig, mehrfach wiederholt aber eher übertrieben. Dann habe ich eine Stelle gelesen, wo Liv etwas sagte und dann folge eine Aussage wie ‚das geschah in echt‘ und in übernächsten Satz folgte dann erneut ‚auch wie in echt‘. Das ist nicht wörtlich wiedergegeben, aber ähnlich steht es geschrieben. Diese Formulierungen trugen u.a. dazu bei, dass mich der neue Roman nicht so packen konnte, wie die Vorgänger, die mich absolut gefesselt haben.

‚Silber‘ ist eine nette Geschichte, die sich auch wieder flott und schnell lesen lässt, irgendwie den Vorgängern sehr ähnlich ist, dennoch eben anders. Ich kann es schwer erklären.

Die Aufmachung des Buches ist sehr verspielt. Das Cover ist ähnlich gestaltet, wie die der Edelstein-Reihe, sehr verschnörkelt, mädchenhaft und hübsch anzusehen. Hier gefällt mir, dass das Buch auch unter dem Schutzumschlag schön bedruckt ist und auch ohne ‚Hülle‘ optisch was hermacht. In diesem Roman zieren jedoch zusätzlich noch Blütenranken diverse Buchseiten.

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Mein Fazit: 3 von 5 Sternen für den neuen Jugendbuchroman von Kerstin Gier, der mir zwar gefiel und auch nett zu lesen war, mich dennoch nicht so packen konnte, wie die Vorgänger.

Ein kleiner Vergleich fällt mir ein, der sich nicht auf die Handlung, sondern wirklich nur auf das Level des Schreibstils bezieht:  J. K. Rowling hat bei den Potters auch in einem ganz einfachen Schreibstil begonnen und sich dann ab Band 3 vom Niveau extrem gesteigert. Ich würde also die Edelstein-Trilogie mit den späteren Potters vergleichen, Silber dafür eher mit den zwei ersten Teilen.

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© Buchwelten 2014

Der dunkle Wächter von Carlos Ruiz Zafón

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Erschienen als Taschenbuch
bei Fischer
insgesamt 344 Seiten
Preis: 8,99 €
ISBN: 978-3-596-19302-8
Katergorie: Jugendbuch (Schauerroman)

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Man schreibt das Jahr 1937 und die 15-jährige Irene zieht nach dem Tod ihres Vaters gemeinsam mit ihrer Mutter Simone und ihrem etwas jüngeren Bruder Dorian an die Küste der Normandie. Simone hat dort eine neue Stelle angenommen, sie wird die Haushälterin des ehemaligen Spielzeugfabrikanten Lazarus Jann. Der lebt in dem riesengroßen Anwesen Cravenmoore, inmitten Unmengen an unheimlicher Spielzeuge und Metallfiguren. Bei ihrem ersten Besuch auf dem Anwesen können Irene und Dorian nichts anderes, als mit offenem Mund staunen. Lazarus Jann ist ein sehr netter, humorvoller und liebenswerter Mann, der die Familie in einem kleinen aber sehr gemütlichen Haus direkt am Kap kostenfrei wohnen lässt. Für Simone ist ihr Arbeitsplatz quer durch den Wald zu Fuß erreichbar und die Lage des Hauses, direkt am Meer, ist einfach nur himmlisch.

Die kleine Familie fühlt sich sogleich sehr wohl in dem Haus und auch im kleinen Dorf finden sie schnell Kontakt. Irene freundet sich zunächst mit Hannah an, sie ist ebenso bei Lazarus Jann angestellt, sie kocht für ihn. Hannah ist ein sehr offenes Mädchen, dass ohne Punkt und Komma redet und Irene schließt schnell Freundschaft. Durch Hannah lernt Irene den 16-jährigen Ismael kennen. Er ist ihr Cousin, der nach dem Tod seiner Eltern bei ihren Familie aufwächst.

Der jüngere Bruder Dorian sieht in dem Spielzeugfabrikanten einen echten Freund, der ihm zuhört, Geschichten erzählt und in die Geheimnisse des Spielzeugs einweiht. Auch Simone fühlt sich zu Lazarus hingezogen. Der ältere Mann ist ein angenehmer Zeitgenosse, sehr höflich und Simone hat in den langen Unterhaltungen mit ihm stehts das Gefühl, diesen Mann schon ewig zu kennen.

Aber Cravenmoore birgt auch Geheimnisse. So dürfen Simone und die Kinder z.B. niemals das Obergeschoss des Anwesens betreten. Und im Wald des Anwesens scheinen schattenartige Kreaturen umherzuwandeln, die nichts Gutes im Sinn haben. Irene versucht gemeinsam mit ihrem neuen Freund Ismael die Geheimnisse von Lazarus Jann zu lüften und sie begeben sich dadurch ungewollt in große Gefahr …

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Viele Leser, so wie ich, kennen die Romane um die „vergessenen Bücher“ des Autors, wie „Schatten des Windes“ oder auch „Spiel der Engel“. Ersteres habe ich bereits gelesen und ich fand es sehr gut. Mir gefällt der Schreibstil des Autors sehr und darum habe ich zu diesem Jugendbuch gegriffen, als es mir im Buchladen in die Finger fiel.

Vor seinen Barcelona Roman hatte Zafón bereits drei Jugendbücher geschrieben. Dieses hier ist eines davon. Wie ich nachher erfuhr der zweite Teil der sog. „Nebel-Trilogie“. Die Handlungen stehen alle für sich allein, daher war der Griff zum zweiten Teil der Reihe nicht weiter schlimm. Bereits im Jahre 1995 wurde das Buch in Spanien veröffentlicht. Hier in Deutschland im Jahre 2009.

Und ich muss sagen, auch hier in dem Jugendbuch ist der schöne, angenehme Schreibstil des Autors erkennbar. Die Protagonisten waren mir schnell ans Herz gewachsen, die Handlung ist schön schaurig und spannend aufgebaut.

Die Orte der Handlung werden sehr bildhaft und detailgetreu beschrieben. Sei es der Wald, das Haus Cravenmoore, die Spielzeuge oder die Fledermausgrotte mit ihrem kristallklaren Wasser.

Der Autor hat die gesamte Handlung über eine schöne Stimmung aufrechterhalten, mal ruhiger und mal aufregend. Die zarten Gefühle einer ersten Liebe waren schön und überhaupt nicht kitschig oder übertrieben. Die Auflösung und Hintergründe der Geschichte waren stimmig und gefielen mir gut.

Die Kapitel sind nicht zu lang gehalten, sodass auch jugendliche Leser nicht die Lust verlieren. Das Cover zeigt einen Leuchtturm im Nebel, der gut gewählt ist, weil er in die Handlung gehört.

Mein Fazit: 5 von 5 Sternen für das Jugendbuch des Autors, der mit seinen Barcelona Romanen viele Leser begeistert hat. Auch hier hat er eine Geschichte mit einer spannenden, schaurigen aber auch ruhigen und liebevollen Stimmung geschrieben. Nicht nur für Fans des Autors empfehlenswert und auch nicht nur für Jugendliche. Ich werde mir jedenfalls nach und nach noch die anderen Jugendbücher der Reihe besorgen.

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© Buchwelten 2013