Erschienen als Taschenbuch
bei Redrum Books
insgesamt: 408 Seiten
Preis: 14,99 €
ISBN: 978-3-95957-627-7
Kategorie: Abenteuer, Drama, Krieg
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Im Jahr 2025 bricht ein Bürgerkrieg in Deutschland aus. Plötzlich beteiligen sich auch Amerika, Russland und China, woraufhin Ismael van Weyden das Land verlassen muss (und auch will). Zusammen mit einer Gruppe aus Flüchtenden begibt er sich nach Süden, um das Land zu verlassen. Eine brutale, blutige und grausame, aber auch emotionale Odyssee erwartet ihn.
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Georg Adamah ist zurück. Und dieses Mal zeigt er, was in ihm steckt. Schon sein Debüt „Die Sonne über dem südlichen Wendekreis“ zeigte, welches Potential in dem Autor steckt. Mit seiner Kurzgeschichten-Sammlung „Von Frauen, Fremden und Phantomen“ stellte er dann erneut unter Beweis, dass er ein außergewöhnlicher, experimentierfreudiger Autor ist. Und dann kam der vorliegende „Dein Land in Schutt und Asche“, ein brutales Kriegsdrama, das sich zudem noch mit einer emotionalen Liebesgeschichte und dem tragischen Lebensberichts eines Mannes vermischt. Wer Adamahs ersten beiden Bücher gelesen hat, entdeckt sofort wieder seine Vorliebe für dramatische Alltagsgeschichten, die einen dennoch absolut in ihren Bann zu ziehen vermögen. Auch hier entwickelt der Autor eine Geschichte, wie sie letztendlich jedem passieren kann: Man muss sich zwischen zwei (oder drei) Menschen entscheiden, die man liebt. Diese Zwickmühle ist es, die den Protagonisten Ismael extrem menschlich und glaubwürdig macht. Seine Gedankengänge sind in bester Adamah-Manier und jederzeit nachvollziehbar. Allein diese Ausgangssituation macht „Dein Land in Schutt und Asche“ nicht „nur“ zu einem Kriegsdrama, sondern zu einer Art Lebensbericht, was mir ausnehmend gut gefallen hat.
Adamah beherrscht es, Dialoge zu schreiben und, wie gesagt, Gedankengänge nachvollziehbar zu machen, sodass man mit den Protagonisten mit fiebert, mit ihnen zusammen nach Lösungen sucht, sie bedauert, sie trösten will und mit ihnen Wut und Hoffnungslosigkeit verspürt. Das ist eine der großen Stärken von Georg Adamah, denn damit macht er die Leserinnen und Leser zu einem Mitwirkenden, zu jemandem, der hautnah mit dabei ist und sich in die verschiedenartigen Charaktere hineinversetzen kann. „Dein Land in Schutt und Asche“ erzählt aber auch von politischen Entwicklungen, die gegenüber der heutigen Zeit geradezu erschreckende Parallelen aufweisen (der Autor spricht darüber auch im Nachwort). Hier werden die Abenteuer eines Flüchtlings aus der anderen Perspektive geschildert, wie erginge es der deutschen Bevölkerung, wenn sie das Land verlassen müssten. Und auch das hat Adamah hervorragend rübergebracht. Man hört den knirschenden Schnee während des Lesens, fühlt die Bedrohung und Unsicherheit, die sich über das Land und die Protagonisten legt, und spürt das Grauen eines solchen Krieges.
Schreibtechnisch behält Georg Adamah das Niveau seiner Vorgängerbücher bei. Er stellt zwar nicht mehr so viele literarische „Spielereien“ an, sondern behält konsequent einen gut lesbaren, aber eben sehr anspruchsvollen Schreibstil bei, um seine tragische Geschichte zu erzählen. Filmfreunde könnten sich bei manchen Szenen an den beeindruckenden Vietnamfilm „Die Verdammten des Krieges“ von Regisseur Brian dePalma erinnert fühlen, denn auch Adamah spielt geschickt mit den Schrecken des Krieges und den emotionalen Achterbahnfahrten, die Soldaten (oder in diesem Fall bewaffnete Flüchtlinge) durchmachen. Es ist ein filmreifes Szenario, das Georg Adamah mit seinem dritten Roman abliefert. Es ist eine Dystopie, aber irgendwie dann doch wieder nicht. Es ist ein Kriegsroman, aber irgendwie dann doch wieder nicht. Es ist eine Liebesgeschichte, aber irgendwie dann doch wieder nicht. Um es auf den Punkt zu bringen: Es ist ein Adamah!
„Dein Land in Schutt und Asche“ ist spannend, nachdenklich, melancholisch, brutal, märchenhaft, hinterlistig, ungerecht und dennoch hoffnungsvoll. Sollte man gelesen haben.
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Fazit: Spannend, nachdenklich, melancholisch, brutal, märchenhaft, hinterlistig, ungerecht und dennoch hoffnungsvoll.
©2022 Wolfgang Brunner für Buchwelten