Starkstrom von Jan Zweyer

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Erschienen als Taschenbuch
im Grafit Verlag
insgesamt 282 Seiten
Preis: 12,00 €
ISBN:  978-3-89425-576-3
Kategorie: Kriminalroman

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Um den Flüchtlingsstrom einzudämmen hat sich Zentraleuropa hinter einem Zaun verschanzt. Der soll es Flüchtenden unmöglich machen, in die „gelobten Länder“ einzureisen. Denn Europa will diese Flüchtlinge nicht. Die Menschen warten geballt in Transitzentren auf ihr Schicksal. Die, die offiziell einreisen und einen Asylantrag stellen dürfen, werden durch ein Lotterieverfahren ausgewählt.

Die Firma, die den Zaun unterhält und bewacht (von der Regierung beauftragt) soll es schaffen, den Zaun noch undurchdringlicher zu machen, denn immer noch versuchen Flüchtlinge auf illegalem Weg einzureisen. Die einfachste und günstigste Lösung scheint ein Bluff: Es wird behauptet, dass der Zaun nun unter Starkstrom stehe. Als es dann aber genau dadurch ein Todesopfer gibt, wird die Regierung natürlich erheblichem Druck und Erklärungsnöten ausgesetzt.

Unterdessen begeben sich 2 junge Männer aus dem Senegal auf ihre Reise/Flucht nach Europa. Sie haben den Schritt gewagt und sich für teures Geld in die Hände einer Schlepperbande begeben …

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Ganz klar, ein Thema, das neugierig macht, kann es doch aktueller gar nicht sein. Genau aus diesem Grund habe ich das Buch ausgewählt. Der Flüchtlingsstrom hält nicht an, immer mehr Menschen fliehen nach Europa. Ob aus Kriegsgebieten oder wie oben erwähnt aus Afrika, wo die Dürre die Menschen nach und nach dahinsiechen lässt.

Alle haben wir in den Medien von Schlepperbanden gehört und Bilder von Flüchtlingen gesehen, die neben zerborstenen Booten im Mittelmeer treiben und mit Glück lebend geborgen werden.

Der Roman „Starkstrom“ spielt in der Zukunft, jedoch nur einige Jahre. Der Autor Jan Zweyer beschreibt hier schon „unsere Welt“, in der wir hier und jetzt leben.

Und auch wenn mir der Roman zu großen Teilen gefallen hat, so hat er mich nicht zu 100 % überzeugt. Die Passagen, die im Senegal spielen, in denen der Leser die beiden Flüchtlinge begleitet, die auf die Schlepper hoffen, die haben mir sehr gut gefallen. Auch die Hintergründe und Verwicklungen waren interessant, erschreckend und leider auch sehr überzeugend.

Dennoch, sobald die Handlung sich in der Politik und dem Großkonzern abspielte, haben mich die Charaktere nicht wirklich überzeugt und ich kam teilweise mit den Namen bis zuletzt oft durcheinander. Die Figuren erschienen alle so gleich und durchsichtig, ich kann es gar nicht genau erklären. Dann waren wiederum Personen miteinander verbunden, wo ich dann schon dachte: dieser Zufall ist etwas an den Haaren herbeigezogen.

Unterm Strich war der Roman auf der einen Seite sicher gut recherchiert und auch erschreckend real. Auf der anderen Seite war er etwas wirr und machte auf mich den Eindruck, als wollte der Autor einem bekannten deutschen Politthriller- Autor nacheifern. Das ist ihm aber leider nicht gelungen.

Fazit: Ich bin ein wenig zweigeteilt, aber lest selbst und macht euch euer eigenes Bild. Für mich hat der Roman leider nicht ganz meine Erwartungen erfüllt.

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© Marion Brunner_Buchwelten 2018

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SAMSON und die STADT des bleichen Teufels von Andreas Dresen (5/5)

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Erschienen als
Taschenbuch
im ACABUS Verlag
372 Seiten
Preis: 14,90 €
ISBN:  978-3-86282-055-9
Kategorie: Fantasy

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Nach dem Sturz des schwarzen Engels Morton herrscht Chaos in der STADT. Die Hexen haben ihren Anführer verloren und sind außer Rand und Band. Schuld geben sie Baddah, der Hexe aus dem ersten Teil, und sie versuchen sie dementsprechend zu bestrafen.

Der STADTrat ruft nach Fahrat, er soll helfen wieder Ordnung in die STADT zu bringen, doch der ist derzeit im Dschungel unterwegs und folgt den Spuren seines legendären Großvaters. Doch Meera, seine „grüne“ Bekannte schafft es, ihn aufzuspüren und zurück in die STADT zu bringen.

In etwa zur gleichen Zeit eröffnet sich dem jungen Mann Samson der Blick auf die STADT, aufgewachsen ist er in der Stadt der Menschen, die Wesen der Zwischenwelt konnte er nie sehen. Als er plötzlich die neue Sicht auf die STADT innehat, ist er zunächst einmal kurz davor den Verstand zu verlieren. Seltsame Wesen hocken auf den Dächern und schlecken die Schindeln ab, im Badezimmer kreuzt auf einmal eine seltsame Figur auf, die sich ihm als Hausgott vorstellt.

Als hätte Samson mit diesen vielen neuen Eindrücken nicht schon genug zu tun, wird er auf einmal von dunklen Wesen verfolgt. Plötzlich muss er erkennen, dass seine Nachbarin eine Hexe ist, die offensichtlich irgendetwas mit dem ominösen Tod seiner Mutter zu tun hat.

Fahrat und Samson treffen aufeinander und machen sich gemeinsam auf den Weg, die STADT vor großem Unheil zu bewahren. Denn zeitgleich mit dem Jahrmarkt findet der Hexensabbat statt und dort wird es den entscheidenden Endkampf um die Zukunft der STADT geben. Und wenn diese Entscheidung hervorbringt, dass der düstere Unterweltler Devil Melone wieder an die Oberfläche der STADT gelangt, darf einfach nicht passieren.

Die zwei Männer haben ein Abenteuer zu bestreiten, dass eigentlich viel mehr ist: Ein gefährlicher Kampf gegen das Böse der STADT und sie sind dabei nicht wenigen Gefahren ausgesetzt …

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Dieser zweite Teil des STADT-Romans knüpft nahtlos an die Handlung des ersten Romans „AVA und die Stadt des schwarzen Engels“ an.

Schreibtechnisch hat sich der Autor aus meiner Sicht gesteigert, wie ich vermutet und erwartet hatte. Er hat hier noch ausführlicher geschrieben, sich viele verrückte Wesen ausgedacht und auch schöne Schauplätze erschaffen.

Zuviel möchte ich nicht verraten, denn auf diese fantastische Reise sollte sich jeder begeben, der gerne Fantasy liest. Nein, es gibt keine Trolle und Elfen auch nicht ;-).

Heftige Kampfszenen wechseln sich mit ruhigen ab. Es gibt liebevolle Momente, die wiederum von dunklen Szenen abgelöst werden.

Andreas Dresen erzählt diesen zweiten Teil zunächst in zwei Handlungssträngen. Der erste beschreibt den Weg des jungen Samson und der zweite begleitet den schon bekannten Schwertler Fahrat.

Später verknüpfen sich diese Handlungsstränge, als sich die beiden zusammentun und gemeinsam unterwegs sind.

Langeweile kommt nicht auf, dafür gibt es zuviel Abwechslung auf den 368 Buchseiten.

Ich hatte großen Spaß beim Lesen und die verrückten Figuren, die Dresen erschaffen hat, gefallen mir sehr. Es gibt z.B. Schildkrötenkarawanen, Kuschelbälle, die echt garstig sind und schöne grüne Frauen.

Auch die alte griechische Mythologie hat der Autor sehr gut in die Handlung eingebaut. So trifft der Leser auf den Fährmann des Styx und ist nicht einmal verwundert. Er ist so stimmig in die Handlung verknüpft, dass es einfach passt.

Diese ganze Geschichte wirkt für mich nicht einmal völlig fantastisch abgedreht, wahrscheinlich weil Dresen diese Zwischenwelt der STADT so nahtlos in die Welt eingebaut hat, die wir kennen und sehen (wollen?).

Der Roman wird vom ACABUS Verlag wieder als Taschenbuch präsentiert. Das Cover ist fast identisch mit dem des ersten Teils. Die Farbe ist nun lediglich ein knalliges gelb und auf dem Jahrmarkt ist ein Riesenrad hinzugekommen.

Die Kapitel sind wieder in einer angenehmen Länge geschrieben. Da dieser zweite Teil um einige Seiten stärker ist, als der erste, fällt das Taschenbuch leider größer aus. Für Sammler macht es sich optisch nicht unbedingt so schön, wenn zwei Bücher der selben Reihe in unterschiedlichen Größen nebeneinander im Regal stehen.

Der Verlag hat die Seiten auch wieder komplett ausgenutzt und in einem recht engen Zeilenabstand sehr voll geschrieben. Die Schrift ist zudem ziemlich klein. Hätte man das ganze etwas aufgelockert, wäre es angenehmer zu lesen gewesen aber das Buch bestimmt um etwa 100 Seiten stärker. Hier wird wohl leider das Budget der mittelständischen Verlage eine Rolle spielen, die einfach darauf angewiesen sind, ihre Druckkosten im Rahmen zu halten.

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Ich danke dem ACABUS Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

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Mein Fazit: 5 von 5 Sternen für den zweiten Teil der STADT-Romane. Fantasy vermischt mit Mythologie die abwechslungsreich, bunt und ausgefallen ist. Wer sich auf diese Reise einlässt wird großes Vergnügen haben, sich in diese andere Welt mitnehmen zu lassen!

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© Buchwelten 2012

AVA und die STADT des schwarzen Engels von Andreas Dresen (4/5)

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Erschienen als
Taschenbuch
im ACABUS Verlag
200 Seiten
Preis: 12,90 €
ISBN:  978-3-86282-002-3
Kategorie: Fantasy

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Die STADT, auf den ersten Blick eine in der auch wir leben. Doch nur auf den ersten, denn eigentlich sind es zwei Städte. Die STADT der normalen Menschen mit ihren Bürgern, ihrem Bürgermeister und Senat.

Dann die STADT der Wesen aus der Zwischenwelt. Die STADT der Schwertler, Hexen, Priester, Teufel, Chimären und sonstigen zauber- und fabelhaften Wesen.

Diese anderen Wesen leben von den normalen Menschen unerkannt unter ihnen, in normalen Häusern und Wohnungen, laufen über die Straße aber werden nicht wahrgenommen. Die normalen Bürger besitzen den Blick für das andersartige nicht, können die besondere Aura nicht erkennen. Man kann sich das in etwa wie bei Harry Potter vorstellen, wo die Zauberer und Hexen auch unter den Muggeln leben und nicht erkannt oder wahrgenommen werden.

Auch diese Wesen haben ihre Oberhäupter. Deren „Teil“ der STADT wird geführt von einem Kanzler, neben ihm ein Vizekanzler. Der Kanzler ist bei den Bewohnern sehr beliebt, der Vizekanzler Morton scheint eher böse veranlagt und die Macht komplett an sich reißen zu wollen.

Fahrat ist ein Schwertler, ein Schwertkämpfer, zumindest wurde er einmal als solcher ausgebildet. Im Alltag ist er eher ein fauler, mittlerweile leicht untersetzter Mann, der lieber Kuchen und Brot backt, kocht, ein Weinchen schlürft, als dass er sich auf Abenteuer einlässt oder Schätze sucht, wie sein bekannter Vater und noch berühmterer Großvater.

Fahrat ist derzeit arbeitslos, lebt in einem Mehrfamilienhaus und hat eine Hexe als Nachbarin. Eigentlich standen sie sich mal nahe, nun hat sie einen Fluch durch den Bann um Fahrats Wohnung geschickt und jagt ihm täglich ihre Lichtkobolde auf den Hals, die nichts lieber tun, als toben und Chaos stiften.

Entnervt macht Fahrat sich auf in die STADT, als er plötzlich einen Golem sieht, der zielstrebig auf ein Haus zugeht und auf dieses eindrischt. Als er die Außenmauer zerstört hat, erkennt Fahrat, dass sich im Keller dieses Hauses jemand versteckt. Er will helfen und erkennt, dass es sich um eine zarte Menschenfrau handelt. Als gewagter Schwertler der er ja nun eigentlich ist stürzt er sich auf den Golem und macht in recht schnell unschädlich.

Fahrat hilft der Frau aus den Trümmern und nimmt sich ihrer an. Sie stellt sich ihm als AVA vor und erzählt, dass sie erst vor kurzem aus einem Irrenhaus entlassen wurde und das sie auf der Suche nach Ihren kleinen Zwillingen ist.

Sie behauptet, man habe ihr die Kinder unmittelbar nach der Geburt weggenommen und wolle ihr weismachen, sie seien gestorben. Doch AVA glaubt das nicht. Sie sagt im Krankenhaus tauchte ein schwarzer Engel auf und dem wurden die Neugeborenen durch die Krankenschwester übergeben. Und ihr selbst wollte man danach einreden, sie hätte sich das alles eingebildet und sei verrückt. Bei diesem schwarzen Engel handelt es sich um Morton, den Vizekanzler der STADT. Doch er ist nicht nur das, er ist außerdem der Führer der Hexen und zum Hexensabbat erscheinen alle Hexen, sie erliegen völlig hörig seinem lautlosen Ruf (und hinreißendem Charme… )

Fahrat, plötzlich wieder ganz der ehrenhafte Schwertler, will AVA helfen. Er will sie bei der Suche nach ihren Kindern unterstützen. Er will wissen was es mit den verschwundenen Kindern auf sich hat und es wundert Fahrat doch sehr, dass AVA als normale Menschenfrau, ihn und die anderen Wesen seiner STADT überhaupt sehen kann. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche und schon bald wird es ungemütlich für den doch sonst so gemütlichen und geruhsamen Fahrat …

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Als ich eben den Hinweis auf die Zauberer und Muggelwelt gab, war dies keine Andeutung für etwas Nachgemachtes, sondern eher ein Vergleich zur besseren Vorstellung. Den als abgeguckt möchte ich die STADT von Andreas Dresen nicht bezeichnen. Der Autor hat sich seine eigene(n) Welt(en) erschaffen und hier eine schöne Mischung aus unserem normalen Leben im 21. Jahrhundert, Fantasy und auch Mystik zu Papier gebracht.

Es gibt die unterschiedlichsten Wesen, teils gefährlich, teils eher amüsant. So sind da z.B. die Hexen, die gerne in der Badewanne liegen und Handys benutzen oder eben auch Schwertler, die eigentlich viel lieber in der Küche stehen :-).

Das Geheimnis was es mit der STADT auf sich hat, ob danach wirklich nicht mehr kommt als das GRAUEN und die WILDNIS, macht natürlich neugierig und mir als Leser hat es Freude gemacht, Fahrat, AVA und dessen Bekannte und Begleiter auf der Suche nach den Kindern und deren Wahrheit zu begleiten.

Den Schreibstil von Andreas Dresen möchte ich eher als locker und umgangssprachlich bezeichnen, jedoch nicht als flach und schlecht. Er passt gut zu den Figuren und in unsere heutige Zeit, in der die Handlung ja nun mal spielt. Dresen hat dennoch gute Beschreibungen der Personen, Figuren und Umgebung geliefert, sodass ich als Leserin die Orte und Schauplätze gut vor Augen hatte.

Einige Wesen kamen mir bekannt vor. Sicher kennt man den Teufel oder Götter. Die mechanischen Wesen, die er erschaffen hat, erinnerten mich z.B. ein bisschen an die „Viecher“ aus dem dunklen Turm von King oder Ralf Isaus Wesen in Mekanis. Aber es ist mittlerweile wohl auch kaum noch lösbar, als Autor Dinge zu erschaffen, die noch nie da waren. Der Handlung und dessen Spannung tat es keinesfalls einen Abbruch.

Ich habe diesen ersten Teil des STADT-Romans gerne gelesen, die Protagonisten waren herzlich, sympathisch und gut dargestellt. Auch die Nebenfiguren kamen sehr gut rüber, wie z.b. die Hexe Baddah oder auch Morton, der schwarze Engel. Dann gibt es noch eine ganz tolle Nebenfigur, den Trucker Manfred (warum müsst ihr schon selber lesen).

Der Roman bietet auf den „nur“ 200 Seiten Abwechslung zwischen Spannung, Dramatik, mystischen Szenen, ruhigen Phasen und auch immer wieder humorvollen Momenten, die schmunzeln lassen.

Der Verlag präsentiert das Taschenbuch in einem Hellblau und zeigt auf dem Cover eine Skyline, die unterhalb eines Wasserspiegels wohl die andere STADT darstellen soll. Die Inhaltsangabe finde ich sehr ausführlich, jedoch verrät sie nicht zuviel. Im Blocksatz gedruckt, sieht das ganze auch noch sehr aufgeräumt aus.

Die Schrift ist wieder einmal sehr klein, dass kann ACABUS leider gut. In diesem Buch sind immerhin die Zeilenabstände etwas gelockert, doch das Lesen ist bei solch einer Minischrift dann immer etwas anstrengend.

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Mein Fazit: 4 von 5 Sternen für eine schöne Mischung aus Fantasy, Mythologie und unserem „normalen“ Leben. Spannung, Dramatik und schöne Momente und Schauplätze hat dieser Auftakt der STADT-Romane zu bieten. Durch abwechslungsreiche und recht kurze Kapitel kommt keine Langeweile auf.
Und ich habe das Gefühl, dass sich Andreas Dresen im zweiten Teil SAMSON und die Stadt des bleichen Teufels noch gesteigert hat. Jedenfalls ist die Fortsetzung schon um 172 Seiten stärker.

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Ich danke dem ACABUS Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

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© Buchwelten 2012