Erschienen als Taschenbuch
im Diederichs Verlag
insgesamt 384 Seiten
Preis: 12,00 €
ISBN: 978-3-424-35111-8
Kategorie: Biografie
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William wächst in einem der ärmsten Länder der Welt auf und verbringt seine Kindheit auf auf einer Farm in Malawi. Hungersnot und Geldprobleme bestimmen sein Leben, doch William gibt nicht auf. Nur kurz kann er immer wieder zur Schule gehen, weil das Schuldgeld nicht bezahlt werden kann. Dennoch eignet er sich durch Bücher, die er sich aus der Bibliothek ausleiht, selbst Wissen an, denn William will Wissenschaftler werden. Mit 14 Jahren baut er ein Windrad, mit dem er Strom für seine Familie erzeugen kann. Und so erfüllt sich der wissensdurstige Junge trotz vieler Hindernisse seinen Traum immer mehr, bis er schließlich das Leben seiner Familie und sein eigenes kolossal verändert.
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Was für eine wunderschöne Geschichte, die hier das Leben geschrieben hat. „Der Junge, der den Wind einfing“ führt einem vor Augen, wie gut man es eigentlich hat. William zeigt dem Leser, was es heißt, ums Überleben zu kämpfen. Aber nicht nur ums Überleben, sondern auch um Bildung. Dies alles ist für uns „zivilisierte“ Menschen nichts Besonderes, obwohl es das sein sollte. Williams Geschichte spielt sich wie ein Film in unseren Gedanken ab und lässt uns an den Ängsten, Hoffnungen und den mutigen Schritten teilhaben, die dieser Junge tapfer und unaufhaltsam geht. Das Leben, das er führt, wird durch die Worte in diesem Buch spürbar, man denkt, man ist unmittelbar mit dabei und kann die Geräusche hören und die Gerüche riechen, die den Protagonisten damals in seiner Welt begleitet haben. Wenn erzählt wird, wie er sich selbst Spielzeuge baut, fühlte ich mich in meine eigene Kindheit zurückgeworfen, wo wir das manchmal auch noch so gehandhabt haben. Dieses Buch ist ein Ausflug in eine zwar schwere, aber dennoch auch unbeschwerte Kindheit, die im Nachhinein wie ein verklärter Traum wirkt, obwohl sie seinerzeit natürlich auch manchmal lebensbedrohlich war.
Es ist manchmal spannender als ein Thriller, wenn William erzählt, wie er sich selbst ein unglaubliches Wissen angeeignet hat, um eigenständig ein Windrad zu bauen, das seiner Familie und ihm Strom liefert. In ihrer sympathischen Schlichtheit, in der sie verfasst ist, wirkt die Geschichte fast schon wieder episch. „Der Junge, der den Wind einfing“ ist ein Zeitdokument, eine Ode an das Leben und den Ehrgeiz, alles zu geben, um ein sich selbst festgesetztes Ziel zu erreichen.
Der Schreibstil von Bryan Mealer ist sehr flüssig zu lesen. Die Zusammenarbeit mit William Kamkwamba muss äußerst intensiv gewesen sein, denn – wie oben bereits erwähnt – man fühlt sich wirklich hautnah an den Geschehnissen mit dabei. In diesen Erinnerungen steckt so viel Leben, dass man sich bei überstandenen Katastrophen und Problemen und auch jedem Erfolg genauso erleichtert und glücklich fühlt wie der Erzähler. Dieses Buch ist eine herzerwärmende, mitreißende Biografie, die man kaum aus den Händen legen kann. So spannend kann das Leben sein. Die meisten von uns merken es gar nicht, während es um uns herum täglich geschieht. William Kamkwamba hat das seine aufgeschrieben und rührt uns an manchen Stellen sogar zu Tränen. Intensiver kann man ein Leben nicht beschreiben.
„Der Junge, der den Wind einfing“ ist ein Plädoyer an die Tatsache, dass jeder von uns etwas in der Welt bewirken kann, wenn er es nur aus tiefstem Herzen auch will. Unsereins könnte nicht einmal ansatzweise solch ein Windrad bauen, umso mehr ist dieser Enthusiasmus eines Jungen zu bewundern, der solch ein Projekt unter weitaus ungünstigeren Voraussetzungen, wie wir sie hätten, zustande gebracht hat. Unter diesem Aspekt ist William Kamkwamba eine Meisterleistung gelungen, die in diesem Buch auch entsprechend gewürdigt wird. Man fühlte sich heimisch in Kamkwambas Dorf, freute und ängstigte sich mit dem Jungen und drückte unweigerlich die Daumen, dass er endlich wieder in die Schule gehen durfte, um seinen Wissensdurst zu stillen. Ich habe jede einzelne Seite dieser Biografie genossen und freue mich schon jetzt darauf, den gleichnamigen Film zu sehen, von dem ich bis zur Neuauflage dieser Geschichte nichts wusste. „Der Junge, der den Wind einfing“ sollte jeder lesen, der mit seinem Leben unzufrieden ist, nach diesem Buch wird er die Welt und sein Leben wieder anders, nämlich positiver, sehen.
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Fazit: Eindrucksvolle Biografie über einen bewundernswerten Jungen, der nie aufgab.
©2021 Wolfgang Brunner für Buchwelten