Und du kommst auch drin vor von Alina Bronsky

Erschienen als
gebundene Ausgabe
im DTV Verlag
192 Seiten
Preis: 17,50 €
ISBN 978-3-423-76181-9
Kategorie: Jungendbuch ab 12. Jahre

Kim ist 15 Jahre alt und besucht gemeinsam mit ihrer Schulklasse eine Lesung. Das artet dann aber eher aus, denn die Klasse benimmt sich furchtbar, die Referendarin hat Angst und die Autorin liest leise, desinteressiert und hinter ihrem fettigen Pony versteckt, aus ihrem Buch.

Aber Kim ist wie elektrisiert. Denn das, was die Autorin da liest, kann eigentlich nicht sein. Die Geschichte handelt nämlich von ihr. Gut, die Namen lauten anders, aber die Handlung, das ist ihr Leben! Sie will das Buch noch an Ort und Stelle kaufen, da macht ihr die Autorin aber glatt einen Strich durch die Rechnung. „Sie solle gefälligst in einen Buchladen gehen“, wird Kim eiskalt abserviert.

Das tut sie. Kim kauft das Buch und ist gleichzeitig schockiert, ängstlich, total neugierig und gefesselt. Sie liest immer nur einige Seiten und immer trifft dann genau das dann auch ein. Sie liest z.B. dass die Mutter der Protagonistin in der Küche Haferflocken abwiegt, geht dann in die Küche und sieht exakt dasselbe dann vor sich.

Kim vertraut sich ihrer besten Freundin Petrowna an. Zunächst glaubt sie ihr nicht. Nachdem sie das Buch gelesen hat, hilft sie Kim das unschöne Ende des Buches abzuwandeln. Denn dort stirbt ein Klassenkamerad der beiden. Sie versuchen Kontakt mit der Autorin aufzunehmen und ihr von ihrem Problem zu erzählen, die aber hat überhaupt kein Interesse an ihnen.

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Ich lese Alina Bronskis Bücher unheimlich gerne. Sie hat eine ganz tolle Art, Geschichten zu erzählen. Immer aus dem Leben, aus dem Bauch raus und immer einfach echt. Sei es ihr Debütroman „Scherbenpark“ (immer noch wöchentlich die meistgelesene Rezension auf meinem Blog), „Die schärfsten Gerichte der tartarischen Küche“ oder zuletzt „Baba Dunjas letzte Liebe“. Sie alle sind einfach wunderbar und lesenswert.

Dies hier ist ein Jugendbuch, empfohlen ab 12 Jahre, so schreibt der Verlag.
Und das passt genau. Der Leser erhält einen vollen Einblick in den Alltag und die Gefühlswelt von Teenagern, erhält einen Blick durch ihre Augen. Ich als ältere Leserin habe eine Zeitreise in meine Schulzeit erlebt. Oh ja, wir waren selbst als Klasse oft, denke ich, genauso unerträglich.

Diese Geschichte hat aber auch viel tiefgründiges in den 190 Seiten voller Witz und Humor. Ein bisschen erste Liebe, die Freundschaft zwischen Kim und Petrowna. Kim als gutsituiertes Kind aus einer „normalen“ Familie, die zum Scheidungskind wird und damit leben muss, dass ihre Mutter völlig abdreht. Ein Vater, der in seiner Midlife Crisis eine jüngere Frau hat und dann Vater wird.

Auf der anderen Seite Petrowna, ein Mädchen mit Migrationshintergrund, die einerseits der Leitwolf der Klasse ist, weil ihr durch ihre rigorose Art jeder gehorcht durch ihre rigorose Art und sie andererseits die Klassenbeste ist. Ein Mädchen das mit man-weiss-nicht-genau wie vielen Familienmitgliedern in einer Wohnung zusammenlebt, die aber 100 x schlauer und klüger ist als Kim.
Diese Charaktere zeigen auf, dass man nie voreilige Schlüsse aus irgendetwas ziehen und man Menschen nicht „abstempeln“ sollte. Kim, die Protagonistin, hat immer an ihrer Freundschaft festgehalten, obwohl ihre Eltern Petrowna in der ersten Klasse bereits Hausverbot erteilt hatten ☺

Es gibt noch einiges mehr in dieser Geschichte, was ich nicht verraten möchte. Ich gebe hier gerne eine Leseempfehlung.

Und wer ein bisschen in den Rezensionen zu Alina Bronski hier auf meinem Blog stöbern möchte, der kann –> HIER <– klicken.

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Rote Tränen von Mike Landin

Erschienen als
Taschenbuch als
Selfpublisher bei BOD
342 Seiten
Preis: 10,99
ISBN: 978-3751934961

Der Teenager Jacob zieht gemeinsam mit seinen Eltern und seiner 13-jährigen Schwester Lena auf einen alten, verlassenen Hof in den Berchtesgadener Alpen. Jacobs Eltern sind in dem Ort aufgewachsen, haben ihn aber vor ca. 20 Jahren verlassen.
Jacob kam im Spreewald zur Welt und wäre dort eigentlich gerne geblieben. Aber es gab Anschuldigungen gegen seinen Vater, die der Grund für die Rückkehr nach Lennsberg waren. Abstand gewinnen und einen Neuanfang wollten Jacobs Eltern dort. Aber Jacob will dort nur das letzte Schuljahr schnell hinter sich bringen und dann nach Hause zurückkehren. Er sieht dieses eine Jahr als kurzes Intermezzo.

Die Probleme beginnen quasi schon auf der Fahrt zum Hallerhof, als ein proletenhafter Dorfbewohner einen Unfall provoziert und die Situation zu eskalieren droht. Dumm nur, dass es sich um einen sehr einflussreichen, wenn auch sehr unangenehmen Typen aus dem Ort handelt, der als Bürgermeisterkandidat großen Einfluss hat.

Dann beginnen Jacobs Eltern sich immer komischer zu verhalten. Die Tageszeitungen verschwinden umgehend, die beiden werden abwesender und schweigsamer. Jacob vermutet, dass es etwas mit dem in der Nähe verschwundenen jungen Mädchen zu tun hat und beginnt ein wenig nachzuforschen. Denn diese Fälle gab es schon vor 20 Jahren, als seine Eltern noch dort lebten. Die meisten Mädchen kamen nach einigen Tagen zurück, bis auf eines. Das wurde nie gefunden.

Hilfe und Unterstützungen bei seinen Nachforschungen und Recherchen bekommt Jacob von Hannah. Sie ist etwa gleich alt wie er und lebt allein mit ihrem Vater auf dem Nachbarhof. Die beiden verstehen sich auf Anhieb gut. Aber irgendwie scheinen die beiden Familien untereinander auch zusammenzuhängen.

***

Die Inhaltsangabe hat mich neugierig gemacht. Sie hat mich ein wenig an die Stimmung und Handlung von „Tannöd“ erinnert, darum habe ich das Buch ausgewählt. Dass der Autor Mike Landin den Roman als Selfpublisher bei BOD (Book on Demand) veröffentlich hat, störte mich dabei nicht. Viele Autoren machen das und ich habe darunter schon einige Schätze entdeckt.

Die Idee und die Handlung des Romans gefallen mir sehr gut, eine düstere oder extrem spannende Stimmung oder Atmosphäre zu schaffen ist dem Autor allerdings nur teilweise gelungen. Für mich hat der Roman sicherlich Potenzial, liest sich aber leider wie eine Rohfassung. Es gibt u.a. viele nicht gut ausgearbeitete Formulierungen.
Jeder Autor schreibt seine Geschichte erstmal runter, alles raus aus dem Kopf. Sortieren und am Feinschliff arbeiten machen sie später. Dann kann auch entschieden werden, ob es sich z.B. um eine Baumgruppe oder eine Ansammlung von Büschen handelt.
Ein professionelles Lektorat möchte ich dem Autor gerne ans Herz legen, denn dann wird der Roman garantiert richtig gut.
Auch hatte ich das Gefühl, dass Landin alles an Dramaturgie und schlimmen Dingen in dem Roman verbauen wollte. Immer wieder eins draufgesetzt.

Achtung, jetzt Spoileralarm: Jacobs Vater wurde des sexuellen Missbrauchs beschuldigt, darum der Umzug. Der angebliche Selbstmordversuch, der anschließende Mord. Jacobs Mutter erfährt, dass ihr Vater nicht ihr Vater war, sondern eigentlich ihr Onkel. Der Onkel lebt, der Vater kam bei einem dramatisch beschriebenen Autounfall ums Leben. Es werden viele Fährten geworfen und später irgendwie aufgelöst. Ich denke einfach, dass manchmal weniger ein bisschen mehr ist.

Der Schreibstil ist einfach und schlicht. Jacob erzählt die Geschichte in der Ich-Form. Die Charaktere sind recht gut gezeichnet und mir auch während der Lektüre nahe geworden.

Mein Fazit: Ein Thriller, der von der Idee wirklich gut ist und mit einem richtigen Lektorat ein wirklich tolles Buch sein kann. In dieser Form für mich „nur“ 3 Sterne.

© Marion Brunner_Buchwelten

Das Buch, das dich findet von Siegfried Langer

Eine WhatsApp-Nachricht ist das letzte, was Merelie von Alina gesehen hat. Danach ist Alina verschwunden, wie vom Erdboden verschluckt. Auf Nachrichten reagiert sie nicht mehr, auch von zu Hause ist sie weg, ohne Kleidung, Waschzeug, Geld oder sogar ihr Handy. Alles ist da, nur eben Alina nicht.

In ihrer letzten Nachricht schrieb sie Merelie von einem seltsamen Roman, auf den sie gestoßen war: „Das Buch, das dich findet“. Merelie wundert das sehr, denn gelesen hat Alina nie. Sie war traurig und depressiv, nachdem ihr Bruder David gestorben war, hatte sogar Todessehnsüchte. Doch Merelie war Alina eine gute Freundin und Stütze in dieser Zeit. Merelie beginnt nach dem ominösen Buch zu suchen, recherchiert, fragt in Buchläden. Gemeinsam mit ihrem Freund aus jüngster Kindheit, Elias, versuchen sie alles, um hinter das Geheimnis von Alinas plötzlichem und seltsamen Verschwinden zu kommen. Sie finden eine ebook-Ausgabe auf Alinas Handy und beginnen den seltsamen Roman zu lesen.

Doch plötzlich findet Merelie von demselben Buch eine Print-Ausgabe auf Ihrem Bett. Was soll das? Wie kommt es dahin? Wer konnte einfach so in Merelies Zimmer das Buch platzieren? Sie kann nicht widerstehen und beginnt zu lesen. Seltsam, die Handlung weicht von der aus Alinas Ausgabe ab. Und dann geschieht etwas wirklich Unglaubliches …

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Das Buch hat der Autor Siegfried Langer über BoD publiziert und es präsentiert sich als qualitativ hochwertiges Hardcover. Die Gestaltung in schönem Violett mit dem Bild, dass das Buch immer wieder in einer Hand zeigt gefällt mir gut. Die Schrift des Klappentextes gefällt mir persönlich nicht, aber der Inhalt dessen macht neugierig.

Die Hauptfigur des Romans, die 17-jährige Merelie, die optisch der Gothic-Szene zugehörig ist, ist mir sehr sympathisch. Sie ist eine ehrliche, sehr natürliche Person, die Alina, vormals echte Tussi, nach dem Tod ihres Bruders einfühlsam zur Seite steht. Dann ist da noch Elias, die dritte Hauptrolle des Roman. Seit seiner Kindheit ist er mit Merelie befreundet. Über die Jahre hatten sie sich ein wenig aus den Augen verloren, aber nun, durch das Verschwinden von Alina und die darauffolgende Suche kommen sie sich wieder näher und sind ein tolles Team.

Man kann das Buch ohne weiteres als All-Age-Lektüre bezeichnen, denn auch wenn es eigentlich wie ein klassisches Jugendbuch wirkt, behandelt es Themen, die altersübergreifend sind. Verluste, Sehnsüchte, geheime Wünsche, Trauer und Ängste sind die Themen, die Siegfried Langer in der Handlung aufgreift und über die er in einem wunderbar ausgeklügelten Handlungsrahmen erzählt. Die Grundidee des Romans, auf den ich eigentlich gar nicht näher eingehen will, ist wirklich klasse. Ein Buch, dass es eigentlich nicht gibt und solche Dinge „geschehen lässt“, ja, da hatte der Langner einen guten Einfall. Müsste ich es irgendwie vergleichen, fiele mir vielleicht „Sophies Welt“ von Jostein Gaarder ein, wobei der Vergleich dennoch ein wenig hinkt. Aber die Richtung passt jedenfalls.

Der Schreibstil ist, wie von Siegfried Langer gewöhnt, sehr gut, sprachlich gehoben und wunderbar ausformuliert, niemals flapsig oder lasch. Natürlich gibt es Umgangssprachliches in den Dialogen der jugendlichen Protagonisten aber das kann und soll ja auch so sein.

Ein Gespräch am Schluss hätte ich mir länger gewünscht. Dieses Thema, auf das ich auch nicht näher eingehen möchte, wurde mir für mein Empfinden etwas zu schnell abgehandelt.

Aber dennoch, ich gebe hier gerne eine Leseempfehlung für dieses wunderbare All-Age-Werk.

© Marion Brunner_Buchwelten 2020

Mitternacht von Christoph Marzi

Mitternacht

Erschienen als Taschenbuch
im Piper Verlag 
insgesamt  310 Seiten
Preis: 15,00 €
ISBN: 978-3-492-28090-7
Kategorie: Fantasy, All Age, Jugendbuch

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Nicholas James trifft eines Nachts auf Peter Chesterton, einen geheimnisvollen Fremden, der ihm eine Parallelwelt zeigt, in der die Toten weiterexistieren. Dieser Ort wird „Mitternacht“ genannt und Nicholas bekommt eine schwerwiegende Aufgabe zugeteilt, bei der ihm ein Findelgeistmädchen namens Agatha zur Seite steht.

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Schon zu Beginn seines neuesten Buches „Mitternacht“ wirft Christoph Marzi seine Leser in ein wunderbares und philosophisches Abenteuer. Der vorliegende Roman ist aus meiner Sicht eine Mischung aus Jugendbuch und Erwachsenenroman, kann sich also ohne weiteres unter dem modernen Begriff All Age-Buch einreihen. Marzi hat eine wunderbar einfache und flüssige Sprache, die sich jedoch immer auf einem hohen Niveau bewegt. Das macht dieses Buch zu etwas ganz Besonderem und hat mich an vielen Stellen auch sogar an den grandiosen Michael Ende erinnert. Die Abenteuer, die der Protagonist erlebt, gleichen sicherlich manchmal denen gängiger Jugendbücher, die auf dem Markt sind. Aber Marzi besitzt ein hervorragendes Feingefühl für wunderbare Sätze, die seine Bücher letztendlich doch immer wieder vom Einheitsbrei abheben lassen. So auch im Fall von „Mitternacht“, der anscheinend den Auftakt einer geplanten Serie darstellt.

Die Kapitel in diesem Roman sind sehr lange gehalten, umso verwunderlicher war ich dann, als die letzten Kapitel teilweise nur noch zwei, eine oder gar nur eine halbe Seite dauerten. Wenn man dann allerdings das Nachwort des Autors liest, versteht man diese Vorgehensweise. Durch das Nachwort habe ich diesen Roman im Nachhinein mit völlig andere Augen gesehen und ich empfinde es als eine wahre Meisterleistung von Marzi, dieses Projekt trotz der Geschehnisse, die den Autor ereilt haben, zu Ende zu bringen. „Mitternacht“ ist eine wunderbare und vor allem kurzweilige Reise in eine Welt, in der die Toten noch weiter existieren. Marzi hat vor allem eine wunderschöne Idee als Ausgangspunkt für seinen Roman geschaffen, die einen sehr bewegt und auch nach dem Genuss der Lektüre noch beschäftigt. Ich fühlte mich in dieser Welt sehr heimelig und konnte es kaum erwarten, weiterzulesen. Gerade die philosophischen Aspekte, die Marzi oft zwischen den Zeilen anbringt, machen dieses Buch zu einem unvergesslichen Erlebnis.

Ich bin wirklich sehr gespannt, wann und ob der Autor es schafft, eine Fortsetzung dieser Geschichte zu schreiben. Vor allem besitzt diese Geschichte eine sehr tolle Atmosphäre, der man sich nicht entziehen kann, sofern man sich darauf einlässt. Marzi besitzt einen großen Ideenreichtum und beschreibt die Geschehnisse in seinen Romanen einerseits auf eine altertümliche Art, vermischt aber auch moderne Dinge wie Internet und soziale Netzwerke darin. Dieser Mix ist es auch, der seine surrealistischen Geschichten auf gewisse Art und Weise irgendwie doch wieder realistisch erscheinen lässt. „Mitternacht“ ist ein wirklich schönes und empfehlenswertes Buch, das man aufgrund seiner flüssigen Schreibweise sehr schnell liest. Ich freue mich schon sehr, wenn Christoph Marzi etwas Neues auf den Markt bringt.

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Fazit: Wunderschön geschriebenes All Age-Abenteuer über eine geheimnisvolle Welt der Toten.

© 2019 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Scar von Jack Ketchum und Lucky McKee

Erschienen als Taschenbuch
im Heyne-Verlag
insgesamt 334 Seiten
Preis: 14,99 €
ISBN: 978-3-453-67717-3
Kategorie: Thriller, Drama

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Delia ist schon in jungen Jahren ein kleiner Filmstar. Ihre Eltern, vor allem die Mutter, schert sich nicht viel um die Kindheit ihrer Tochter, sondern hat nur Reichtum, das sie mit ihr verdient, im Kopf. Die beste Freundin von Delia ist ihr Hund Caity. Als Delia nach einem Unfall entstellt wird, gibt die Familie nicht auf, sie weiter zu vermarkten und mit ihr Geld zu machen. Doch keiner von ihnen ahnt, wie tief die Freundschaft zwischen dem Mädchen und ihrem Hund in Wirklichkeit ist.

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Es ist immer wieder erstaunlich, wie wandelbar manche Autoren sind. Jack Ketchum zeigt in Zusammenarbeit mit Co-Autor Lucky McKee (mit dem er auch bereits auch den letzten Teil seiner „Beute“-Trilogie mit dem Titel „Beuterausch“verfasst hat), dass Horror auch anders funktioniert. „Scar“ ist kein Jugendbuch, aber auch kein richtiges Erwachsenenbuch, sondern bewegt sich irgendwo dazwischen, daher für mich auch nicht nachvollziehbar, warum der Roman in der Edition „Heyne Hardcore“ erschienen ist. Genausowenig wie ich wieder einmal nicht begreife, warum der im Original betiltete „The Secret Life Of Souls“ in einen „deutschen“ Titel „Scar“ umbenannt wurde. Wer kein Englisch versteht, weiß auch nicht, was „Scar“ bedeutet. Aber gut, diese Dinge haben mit dem Roman an sich nichts zu tun, stoßen mir nur immer wieder sauer auf, weil wir uns ja schließlich in Deutschland befinden und Romantitel „Das geheime Leben der Seelen“ oder „Die Narbe“ doch auch gut klingen und von den Deutschen verstanden werden.

Zurück zum Buch: „Scar“ schlägt einen sehr ruhigen, aber nichtsdestoweniger unheimlich spannenden Weg ein, der das zerrüttete Leben einer Familie, die Einsamkeit einer Kinder-Schauspielerin und eine tiefe Verbundenheit zwischen Mensch und Tier erzählt. Mit kurzen Sätzen wird eine Story erzählt, die man neugierig verfolgt. Es ist eigentlich ein Drama, das Ketchum und McKee da in einem Thrillergewand mit Horroransätzen präsentiert. Und das funktioniert außerordentlich gut. Der Roman ist in drei Teile eingeteilt, die verschiedene Entwicklungen im Berufs- und Geschäftsleben des schauspielernden Kindes behandeln. In einer Mischung aus sozialkritischen Anspielungen auf die heutige Medienbranche und einem (zwar nicht sehr tiefgehenden, aber dennoch unmissverständlichen) Familienzerfalls, wird eine Geschichte geschildert, die zum Nachdenken anregt. Denn letztendlich wird ein menschliches Leben (und noch dazu ein Kind der eigenen Familie) schlichtweg nur dazu benutzt, um eigene finanzielle Bedürfnisse zu stillen. Allein das ist schon realer Horror pur. Aber Ketchum und McKee lassen es sich nicht nehmen und streuen noch ein wenig Grusel und Mystery in ihren Plot, um in einem dramatischen und effektvollen Finale zu enden, das einem Stephen King würdig ist. Obwohl sich die Geschichte in eine esoterische Richtung bewegt, wirken die Ereignisse niemals gekünstelt, sondern auf faszinierende Weise dennoch glaubwürdig.

Wer Jack Ketchums Klassiker wie „Evil“ oder eben die „Beute“-Trilogie kennt, könnte von „Scar“ leicht enttäuscht werden, denn hier wird eindeutig ein anderer, weitaus weniger brutale Weg eingeschlagen, der aber auf andere Weise zu schockieren vermag. Manches Mal fühlte ich mich an „Blutrot“ erinnert, das für mich immer noch neben „Evil“ eines der besten Bücher von Jack Ketchum darstellt.
Die Dialoge in „Scar“ wirken oft filmreif, was wahrscheinlich daran liegt, dass Co-Autor Lucky McKee neben seiner Autorentätigkeit auch noch Drehbuchschreiber und auch Regisseur („May“, „The Woman“) ist.  Gerade diese lebendigen Dialoge machen neben den kurzen, knackigen Kapiteln „Scar“ zu einem Pageturner, den man schwer aus der Hand legen möchte. Ich fühlte mich auf jeden Fall richtig wohl in der Handlung und Delia, ihr Bruder Robbie und natürlich die Hündin Caity sind mir in der kurzen Lesezeit ans Herz gewachsen. Aber auch die Antipathie gegenüber den Eltern wurde treffend geschildert. Mal ein etwas anderer Jack Ketchum.

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Fazit: Eine andere Seite von Jack Ketchum. Ruhiges Familiendrama mit Mystery-Einlagen und einem gelungenen, etwas härteren Finale.

© 2017 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Das zweite Schiff (Rho Agenda 1) von Richard Phillips

Erschienen als Taschenbuch
im Piper Verlag
432 Seiten
12,99 €
ISBN: 978-3-492-26991-9

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Im Jahr 1948 kann das amerikanische Militär in New Mexico ein abgestürztes, außerirdisches Raumschiff bergen. Über Jahrzehnte hält die Regierung diesen spektakulären Fund geheim. Bis eines Tages drei Jugendliche durch Zufall ein zweites Raumschiff entdecken und damit ein bedrohliche Hetzjagd ins Rollen bringen …

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Schon nach den ersten Seiten wird klar, dass man es bei „Rho Agenda“ mit einem klassischen Science Fiction-Roman zu tun bekommt, der technische Hard-SF mit jugendlichem Abenteuerroman verbindet. Das Konzept geht auf und man wird sofort von der bildhaft geschilderten Handlung mitgerissen. Wie bei einem typischen SF-Film aus den 80er-Jahren begleitet der Leser drei jugendliche Freunde, die durch Zufall einen spektakulären Fund machen und zuerst unschlüssig sind, wie sie sich verhalten sollen. Phillips braucht eine Weile, um dem Leser die Protagonisten nahe zu bringen, vor allem denkt man anfangs, es handelt sich vielmehr um Erwachsene als um Jugendliche. Aber das ändert sich schon bald.

Dem Verlag (und auch dem Buch) wird wohl des Öfteren vorgeworfen, es handle sich um eine Mogelpackung, da der Verlag den Roman als Buch für Erwachsene anpreist. „Bei „Das zweite Schiff“, übrigens dem ersten Teil eines Zyklus, handelt es sich in der Tat um einen Genremix aus Teenager-Abenteuer, Mystery und Science Fiction. Aber was ist so schlimm daran, dass Jugendliche die Hauptperson spielen? Und als typisches Jugendbuch würde ich dieses Werk auch nicht unbedingt bezeichnen, denn an manchen Stellen wird es schon auch einmal brutal und blutig. Ich für meinen Teil habe diese Geschichte wirklich sehr genossen, zumal sie ich, wie schon oben erwähnt, an SF-Filme wie „Explorers“, „Zathura“ oder die Serie „Roswell“ erinnert hat.
Richard Phillips‘ Schreibstil ist sehr flüssig zu lesen und hält, bis auf einige umgangssprachliche Ausrutscher (die allerdings auch an der Übersetzung liegen könnten), ein durchwegs ansprechendes Niveau.

Sicherlich strotzt der Plot nur so von klischeehaften Bildern der Guten und der Bösen. UFOs, FBI, Serienkiller und drei Jugendliche, die alles in den Griff kriegen, das hat schon was von Enid Blytons „Fünf Freunde“ oder Alfred Hitchcocks „Die drei ???“. Aber auch so etwas hat seine Existenzberechtigung und ist noch um Längen besser wie so manch genauso klischeebehafteter Action-Blockbuster des heutigen Kinos. Richard Phillips hat mit diesem ersten Abenteuer einen soliden Grundstein für die weitere Geschichte gelegt und, wenngleich die Charaktere nicht immer optimal ausgearbeitet wirkten, so habe ich sie auf gewisse Art und Weise ins Herz geschlossen und bin wirklich sehr gespannt, wie es weitergeht. Wir haben es bei diesem Roman also mit einer zwar seichten, aber durchaus funktionierenden Unterhaltung zu tun, die zudem auch noch spannend und sehr bildhaft erzählt wird. Ich hatte einen Riesenspaß mit dem ersten Teil der „Rho Agenda“-Serie und freue mich schon auf Teil 2 und 3. Bleibt nur zu hoffen, dass der Verlag die weiteren Bände, von denen im Original bereits zwei weitere erschienen sind, ebenfalls publiziert.

Für Science Fiction- und Abenteuerfans kann ich „Das zweite Schiff“ trotz klitzekleiner Makel nur empfehlen.

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Fazit: Äußerst spannender und absolut unterhaltsamer Science Fiction-Roman mit sympathischen, jugendlichen Protagonisten und dem charmanten Flair von 80er Jahren-Filmen.

© 2017 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Harry Potter und das verwunschene Kind von J.K. Rowling, John Tiffany und Jack Thorne

potter

Erschienen als gebundene Ausgabe
bei Carlsen
insgesamt 336 Seiten
Preis: 19,90 €
ISBN: 978-3-551-55900-5
Kategorie: Jugendbuch, Abenteuer, Fantasy

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Der berühmte Harry Potter ist mittlerweile Vater zweier Söhne und versucht, seine Vergangenheit zu vergessen. Doch ausgerechnet einer seiner Söhne, Albus, erfährt, dass sich das Böse aus der Vergangenheit wieder versucht zu erheben. Zusammen mit Draco Malfoys Sohn Scorpius versucht Albus das Unheil abzuwenden und gerät dabei in einen gefährlichen Strudel aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

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Man hat irgendwie darauf gehofft, aber eigentlich nicht wirklich damit gerechnet, dass Harry Potters Abenteuer weitergehen. Und nun ist es tatsächlich soweit.
Rowling geht einen überaus interessanten und aus meiner Sicht ungemein geschickten Weg, die Serie wieder aufleben zu lassen: Sie hat nämlich keinen Roman geschrieben, sondern ein Theaterstück verfasst. Wer jetzt denkt, dass macht die ganze Stimmung und die Reihe kaputt, der hat sich gründlich getäuscht. Denn was die Autorin zusammen mit John Tiffany und Jack Thorne auf die Beine gestellt hat, ist ein unglaublich tolles, spannendes und vor allem ideenreiches Abenteuer geworden, das auf faszinierende Art eine eigene Geschichte erzählt, aber dennoch auch in gewisser Art und Weise Prequel und Sequel der „Ursprungsgeschichte“ in einem ist. Das ist absolut genial überlegt und in Szene gesetzt worden.

Wer sich das erste Mal einer Geschichte in Form eines Theaterstücks widmet, könnte anfangs Schwierigkeiten damit haben. Mir hat es nicht viel ausgemacht, weil ich auch schon mal das ein oder andere Drehbuch oder eben auch Theaterstück lese. Wenn man sich dann aber erst einmal darauf eingelassen hat, wird man mit einem mitreißenden Plot belohnt, der einem durch den knappen Schreibstil  und die vielen Dialoge jede der Szenen bildlich vor Augen entstehen lässt. Ich konnte mich wirklich sehr schwer von der Geschichte losreißen und war immer wieder erstaunt, und das an nicht wenigen Stellen, wie geschickt alte Bekannte in die Story eingebaut wurden, von denen man gar nicht mehr geglaubt hat, sie jemals wieder zu treffen.
Es gibt unglaublich viele Wendungen und Überraschungen, so dass man nur so von Szene zu Szene hüpft, um zu erfahren, wie es weitergeht. Mir persönlich hat diese Art einer „Fortsetzung“ absolut gut gefallen und ich bin schon sehr gespannt, wie das Ganze dann letztendlich auf der Bühne, für die es ja schließlich geschrieben wurde, aussehen wird.

Romanleser werden „Harry Potter und das verwunschene Kind“ nicht mögen, ebenso wie die unflexible Generation an Lesern, die in ihrem Leben nicht viel mehr als die Potter-Reihe gelesen haben. Kulturell aufgeschlossene LeserInnen werden an diesem neuen Stil ihre Freude haben, da bin ich ziemlich sicher. Rowling hat frischen Wind in die Potter-Reihe gebracht, die neugierige Fans auf alle Fälle mit ihrer Geschichte befriedigt, denn wir erfahren tatsächlich, wie es einem erwachsenen Harry Potter ergeht, wenngleich das Hauptaugenmerk eher auf die Nachkommen von Potter und Malfoy gerichtet ist. Was aber auch völlig in Ordnung ist.
Für mich war das achte Abenteuer der Reihe eine außergewöhnliche Reise, die zurück in eine der erfolgreichsten Buchserien aller Zeiten führt. Ich bin begeistert und habe jede Szene absolut genossen.

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Fazit: Für den ein oder anderen mag das fürs Theater verfasste Skript befremdlich erscheinen. Ich mochte diese außergewöhnliche Art und bin absolut begeistert vom Ideenreichtum der achten Geschichte.

© 2016 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Tripods – Die dreibeinigen Herrscher von John Christopher

Tripods

Erschienen als Broschur
im Piper Verlag
insgesamt 736 Seiten
Preis:  20,00  €
ISBN: 978-3-492-70349-9
Kategorie: Science Fiction, Jugendbuch, All Age

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Sie sind plötzlich da: die Tripods! Riesig, dreibeinige Maschinen aus dem All, die sich die gesamte Menschheit mit Hilfe von Kappen gefügig machen wollen, die ihre Träger zu willenlosen Marionetten machen. Will wehrt sich gegen diese Maßnahme und findet Verbündete, die sich ebenfalls nicht der Herrschaft der Außerirdischen beugen wollen. Gemeinsam versuchen sie, die Tripods zu bekämpfen …

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Schon nach den ersten Seiten wusste ich, dass es sich bei dem Tripods-Zyklus von John Christopher um einen Vorläufer der heutigen, sogenannten All Age-Romane und beliebten Dystopien handelt. Christopher schreibt zwar für Jugendliche, das merkt man an dem meistens sehr einfachen Schreibstil, vermag aber mit seinem Endzeit-Szenario auch Erwachsene zu faszinieren. Es macht wirklich Spaß, den Hauptprotagonisten Will und seine Freunde bei der Rettung der Welt zu begleiten.
Die Alien-Invasion, die beschrieben wird, ruft oftmals Bilder aus H.G. Wells „Krieg der Welten“ in Erinnerung, wirkt aber an keiner Stelle nachgemacht. Es ist die Ausgangssituation, in die der Leser hineingeworfen wird, die an Wells SF-Klassiker denken lässt.

Manchmal hätte ich mir schon einen etwas hochwertigeren Schreibstil gewünscht, denn gerade die Kontaktaufnahme mit den Aliens im zweiten Band hätte dadurch durchaus einen höheren Reiz gehabt. Aber nichtsdestotrotz stach der zweite Teil des Zyklus in meinen Augen aus den anderen Bänden heraus, weil er beim Leser fast schon menschliche Gefühle für die „Feinde“ aufkommen ließ. Das hat mir außerordentlich gut gefallen.
Die Story wird flott vorangetrieben und nie langweilig. Christopher hat einen astreinen Abenteuer-Roman geschrieben, der Jugendliche vor fünfzig Jahren wahrscheinlich um einiges mehr begeistert hat wie heute. Die ersten drei Bände wurden in den Jahren 1966 und 1967 geschrieben und waren eigentlich eine Auftragsarbeit, was man aber an keiner Stelle herausliest. Über zwanzig Jahre später hat Christopher dann eine Vorgeschichte geschrieben, die sich hervorragend in das bestehende Bild der Trilogie einfügt.

„Die Tripods“ sind unterhaltsam und verbreiten eine sehr schöne Abenteueratmosphäre, in der man sich als Leser sofort wohlfühlt. Auch schafft das Buch, dass man sich wieder an seine eigene Kindheit voller knisternder Spannung und Abenteuer zurückerinnert.
Interessant ist, dass sich Christopher nie auf spektakuläre Kampfszenen einlässt, sondern den Plot geradlinig und ohne große Schnörkel erzählt. Das mag für den ein oder anderen Leser langweilig wirken, für mich gab es aber ein stimmiges und vor allem authenthisches Bild einer Welt, wie sie nach einer solchen Invasion durch Außerirdische durchaus aussehen könnte. Christophers Epos ist nicht nur reine Science Fiction, sondern auch ein typisches „altes“ Abenteuerbuch aus einer Zeit, in der Kinder und Jugendliche noch auf Bilder in ihrer Fantasie angewiesen waren und nicht alles durch Spezialeffekte in Kinofilmen vorgesetzt bekamen.
Sciencer Fiction Fans meines Alters (Jahrgang 1964) werden einige Anleihen von damaligen SF-Filmen erkennen (wie schon erwähnt „Kampf der Welten“, aber auch zum Beispiel „Logan’s Run“), aber das erhöht das Vergnügen für ältere Leser ungemein, denn auch hier fühlt man sich in der Zeit zurückversetzt.
Insgesamt ist John Christophers Alien-Invasion ein absolut unterhaltsames Lesevergnügen, das ohne Verluste die vielen Jahre seit ihrem Entstehen überstanden hat. Umso erfreulicher, dass der Piper Verlag nun eine Gesamtausgabe, in der Trilogie und Vorgeschichte vereint sind, auf den Markt gebracht hat.

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Fazit: Vorläufer der heute beliebten All Age-Romane und Dystopie-Szenarien. In einfachem Schreibstil wird eine geradlinige Abenteuergeschichte für Jugendliche und Erwachsene erzählt, die absolut unterhält.

© 2016 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Die Rückkehr der Titanic von Thomas Brezina

titanic

Erschienen als gebundene Ausgabe
bei Schneider Buch
insgesamt 128 Seiten
Preis: 8,80 €
ISBN: 978-3-505-10862-4
Kategorie: Kinderbuch

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Es heißt, dass die Titanic jedes Jahr am Tag der Katastrophe wieder auftaucht, um genau wieder so zu versinken wie im Jahr 1914. Profesor Katz macht sich mit Jup, Vicky und Nick aus dem Grusel-Club auf den Weg, um den Gerüchten auf den Grund zu gehen.

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Thomas Brezina schafft von Anfang an eine spannende Atmosphäre, die nicht nur Kinder und Jugendliche sondern bestimmt auch Erwachsene ansprechen dürfte. Der Tauchgang zur Titanic ist, obwohl sehr einfach beschrieben, unglaublich nervenaufreibend und man fühlt sich tatsächlich, als wäre man dabei. Gerade der Einstieg in die gruselige Geschichte ist Brezina wirklich gut gelungen. Und dann wird man zusammen mit den jugendlichen Ermittlern des Grusel-Clubs auf das Wrack der Titanic entführt, wo sich unzählige Geister tummeln. Durch die mitgelieferte Spuk-Lupe wird der Leser aktiv in die Handlung mit einbezogen, was einen wirklich tollen Effekt hat.

Das Grusel-Club-Team muss unheimliche Abenteuer auf dem Wrack bestehen und die Spannung steigt konstant. Nebenbei erfährt man einiges über das legendäre Schiff und seinen dramatischen Untergang. Die Mischung aus realen Geschehnissen und erfundenen Gruselszenen funktioniert richtig gut. Und immer wieder fühlt man sich als Leser so richtig mittendrin. Für mich als Erwachsenen und Titanic-Fan war dieses Büchlein wie eine Rückkehr ins Kindesalter: Abenteuer und Spannung mit einem Schuss Wissen.

Toll finde ich, dass die jugendlichen Leser dazu aufgefordert werden, mitzudenken. Durch die Fragen, die im Text gestellt werden, lesen die Kinder mit Sicherheit die Geschichte aufmerksamer. Brezina ist ein enorm spannendes und gruseliges Buch für Kinder, aber auch Erwachsene, gelungen. Titanic-Fans werden ihre wahre Freude am fiktiven Tauchgang zum Wrack haben.

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Fazit: Spannender Tauchgang zum Wrack der Titanic. Brezinas Buch ist für Kinder, Jugendliche und Erwachsene geeignet.

© 2015 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Grimm von Christoph Marzi

Grimm

Erschienen als gebundene Ausgabe
im Heyne Verlag
insgesamt 560 Seiten
Preis: 17,99 €
ISBN: 978-3-453-26661-2
Kategorie: Jugendbuch
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Als Vesper Golds Vater stirbt, erfährt das junge Mädchen, dass die Welt nicht so ist, wie sie scheint. Ihr Vater vererbt ihr einen geheimnisvollen Schlüssel, hinter dem plötzlich ein Unbekannter her ist. Der Tod des Vaters erscheint Vesper auch immer mysteriöser, je mehr sie davon erfährt. Und dann fallen plötzlich alle Kinder weltweit in einen minutenlangen Schlaf und Wölfe streifen durch die Stadt. Märchenfiguren, die als erfunden galten, scheinen zur Realität geworden zu sein. Zusammen mit dem Studenten Leander macht sich Vesper auf den Weg, das Geheimnis der zum Leben erwachten Märchen zu lüften.

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Der Einstieg in Marzis Märchenwelt ist gelungen und macht so richtig Spaß auf das, was da noch kommen möge. Vespers jugendliche Charakterzeichnung ist absolut gelungen und zaubert einem so manches Mal ein Schmunzeln in die Mundwinkel.
Auch wie die Märchenwelt immer mehr in die Realität eindringt, hat Marzi sehr geschickt und spannend gemacht. Der teils sehr gehobene Schreibstil wird immer wieder durch saloppe Sprüche, die aber aus dem Mund der Protagonistin kommen und daher absolut in Ordnung sind, abgelöst, was zur Folge hat, dass man durch das Buch nur so fliegt. Es ist sehr kurzweilig und baut die Spannung schön gleichmäßig vom Anfang bis zum Ende auf. Hin und wieder gab es ein paar Szenen, die mir persönlich nicht so zugesagt haben, weil sie dann doch zu übertrieben auf mich wirkten, aber die verloren sich in der Vielfalt der gelungenen Teile.

Ein paar Ideen finde ich großartig und sehr überzeugend. Wenn es dann aber wiederum um eine Vereinigung geht, die bereits seit etlichen Jahrhunderten Jagd auf Märchenfiguren macht, dann war mir das doch ein wenig zu weit hergeholt und hat mir dann eher nicht so gefallen. Dennoch hat mir „Grimm“ trotz der genannten Kritikpunkte sehr gut gefallen, weil der Roman, wie oben schon erwähnt, meist in einem sehr schönen Schreibstil verfasst wurde und im Prinzip auch eine sehr nachvollziehbare Handlung aufweist.

Marzi hätte noch bedeutend mehr bekannte und unbekannte Märchen einbauen können, das hätte den Reiz des Buches mit Sicherheit erhöht. So aber beschränkte er sich nur auf ein paar ausgewählte, die aber jedermann kennen dürfte. Besonders hat mir eine Begegnung zwischen Vesper und einem eingesperrten, sogenannten „Goldspinner“ gefallen. Diese Szene fand ich äußerst amüsant und gelungen, denn, auch wenn der Name des kleinen Männchens nicht genannt wird, weiß man sofort, um wen es sich handelt. Aus diesem Grund hätten mir mehr solcher Einlagen gefallen.

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Fazit: Unterhaltsam und spannend entführt Marzi den Leser in eine Märchenwelt, die in unsere reale Welt eindringt. Deutsche Jugend-Fantasy, die absolut Spaß macht und in einem sehr gehobenen Schreibstil verfasst ist.

© 2015 Wolfgang Brunner für Buchwelten