Steine von Tobias Bachmann

Erschienen als gebundene Ausgabe
im KOVD Verlag
insgesamt 124 Seiten
Preis: 15,99 €
ISBN: Privatdruck – ohne ISBN
Kategorie: Horror, Mystery, Science Fiction

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Charles Laughton und sein junger Gehilfe untersuchen mysteriöse Vorgänge in Stonehenge. In drei Episoden, die am Ende ein Gesamtbild ergeben, erzählt Tobias Bachmanns eine spannende Geschichte über eine fremde Macht, die die Menschheit bedroht.

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Es gibt mittlerweile einige Autoren, die sich immer wieder auf literarischem Wege dem Vermächtnis des H.P. Lovecraft widmen. Tobias Bachmann ist einer davon, und ich möchte behaupten, er ist einer der Besten. In der vorliegenden Sonderausgabe aus dem KOVD-Verlag kann der Leser nach langer Zeit endlich wieder einmal die ersten veröffentlichten Geschichten des Autors genießen, bei denen man nicht einmal ansatzweise bemerkt, dass sie so ziemlich die ersten Stories sind, die sich Bachmann ausgedacht hat. „Steine“ beinhaltet mehrere Geschichten, die ineinander übergreifen und letztendlich ein Gesamtwerk ergeben, an das man sich noch lange erinnert. Der Autor versteht es meisterhaft, Lovecrafts Stil und die Atmosphäre seiner Geschichten auszudrücken, ohne sie jemals zu kopieren. Es macht unglaublich Spaß, wenn man sich in einer Stimmung verlieren kann, die der von Lovecraft in nichts nachsteht, aber dennoch einen eigenen Stil in Bachmanns Worten erkennt.

„Steine“ ist eine nostalgische Reise in eine literarische Zeit, in der man noch verstand, sich gewählt auszudrücken und in der Action weitaus weniger wichtig war, als eine unglaublich intensive Stimmung zu beschrieben. Wie gesagt, Tobias Bachmann, ist aus meiner Sicht einer derjenigen, der es meisterhaft schafft, seinem literarischen Vorbild Tribut zu zollen, ohne den eigenen Schreibstil zu vernachlässigen. Bachmann ist keine Kopie Lovecrafts, sondern eine eigene Stimme, die sich dem Werk des Idols verschrieben hat.
Zu der fantastischen Geschichte kommt in diesem Falle noch hinzu, dass diese edle Schmuckausgabe auf verspielte Weise der Thematik annimmt und das Geschriebene visuell umsetzt und unterstreicht, dass man immer wieder darin blättern mag. Sei es das verbrannte, fehlende Blatt in den Tagebucheinträgen, oder die verschiedenen Schriftarten, die eingesetzt werden. „Steine“ wird dadurch zu einem literarischen und optisch ansprechenden Leseabenteuer, das einen für ein paar Stunden alles um einen herum vergessen lässt. Die von mir besprochene Sonderedition ist mittlerweile vergriffen, aber der Verlag plant eine „Normalausgabe“, die mit Sicherheit dennoch wunderschön ausfallen wird.
So, genau so, muss eine Hommage an Lovecraft sein: Atmosphärisch, innovativ in der Umsetzung und, trotz seines Minimalismus, episch.

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Fazit: Atmosphärischer Ausflug in die Welt von H.P. Lovecraft in einer tollen Edelausgabe.

©2022 Wolfgang Brunner für Buchwelten

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Tales of Cthulhu von Ralf Kor

Erschienen als gebundene Ausgabe
im Blutwut Verlag
insgesamt 268 Seiten
Preis: 29,99 €
ISBN: Privatdruck – ohne ISBN
Kategorie: Horror

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11 Kurzgeschichten, die ins Universum von H.P. Lovecraft entführen.

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Es gibt ja unzählige Anthologien, Kurzgeschichten und Romane, die sich mit dem Cthulhu-Mythos des legendären H.P. Lovecraft beschäftigen. Viele sind extrem gut gelungen, wie Malte S. Semptens „Dhormengruul“ oder Uwe Voehls & Jörg Kleudgens „Arkheim“, um nur zwei Vertreter zu nennen. Auch Michael Dissieux’ „Die Legende von Arc’s Hill“ zählt zu jenen Werken, die man an dieser Stelle nennen sollte. Und nun gesellt sich Ralf Kors „Tales of Cthulhu“ dazu. Der Autor, der eigentlich eher im Bereich Funcore unterwegs ist, liefert mit dieser Kurzgeschichten-Sammlung eine Art literarische „Geschichten aus der Gruft“ ab, bei denen man immer noch eine Folge „ansehen“ will. In einem wunderbar flüssigen Schreibstil beschreibt Kor äußerst stimmungsvoll und bildhaft skurrile Begebenheiten, die sich am Ende immer hervorragend in das Lovecraft-Universum einbetten und dennoch voller eigenständiger Ideen erstrahlen. Ich habe mich bei jeder Story absolut unterhalten und war tatsächlich traurig, als das Buch zu Ende war. Ich hätte mir gut und gerne die doppelte Menge an Geschichten vorstellen können.

Was mir an dieser Kurzgeschichten-Sammlung besonders gefallen hat, war die Symbiose zwischen Kors eigenem Schreibstil und der besonderen Atmosphäre Lovecrafts. In jeder Geschichte erkennt man beide Autoren. Interessant ist, dass jeder Story eine kleine Vorgeschichte über die Entstehung vorangestellt ist, so dass man tatsächlich einen schönen Bezug dazu bekommt. Ralf Kor hat sich mit „Tales of Cthulhu“ in mein Leserherz geschrieben. Ich hatte auch, ehrlich gesagt, überhaupt nicht damit gerechnet, dass Kors Humor in solcherart Geschichten passt, wurde aber schnell eines Besseren belehrt. Wie oben bereits erwähnt, passt genau dieser teils witzige Schreibstil auf geniale Art und Weise in das Universum von Lovecraft. Ich kann gar nicht sagen, welche Story mir am besten gefallen, denn jede einzelne besitzt einen eigenen Charme und eine hypnotische Atmosphäre. Wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich wahrscheinlich aufgrund der tollen Stimmung „Die wahre Geschichte über den Untergang der Insel Runghold“, „Tote leben länger“ und „Evergreen Village“ wählen. Oder vielleicht doch „Die Messias-Maschine“? Oder …? Es fällt wirklich schwer, denn die Qualität der Geschichten ist durchgängig hoch und jede passt perfekt ins Gesamtbild. Okay, was ich eigentlich damit sagen möchte, ist schlichtweg, dass ich noch weitere solcher Stories von Ralf Kor lesen möchte.

Auch wenn Ralf Kor H.P. Lovecraft niemals kopiert, erreicht er dennoch mit seinen Geschichten eine ähnliche Atmosphäre. Die Stories ziehen den Leser unweigerlich in seinen Bann und können mit einfallsreichen Wendungen und Enden/Auflösungen aufwarten. Die limitierte Sammlerausgabe aus dem Blutwut-Verlag ist sehr schön gestaltet und überrascht mit einigen, äußerst passenden Illustrationen von Detlef Klewer, die einige Szenen der Geschichten eindrucksvoll zum Leben erwecken. Insgesamt war „Tales of Cthulhu“ von Ralf Kor für mich eine außergewöhnliche Reise ins Lovecraft-Universum, die mich wirklich begeistert hat und die ich mit Sicherheit noch einmal antreten werde.

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Fazit: Wunderbare Kurzgeschichten, die im Lovecraft-Universum angesiedelt sind, aber dennoch eine erfrischende Eigenständigkeit besitzen.

©2021 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Das Grauen von Dunfield von William Meikle

Erschienen als Taschenbuch
im Luzifer Verlag
insgesamt 272 Seiten
Preis:  12,99  €
ISBN: 978-3-95835-569-9
Kategorie: Mystery, Horror

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Ein missglücktes Experiment in der Vergangenheit lässt immer wieder ein grauenvolles Wesen in Dunfield auferstehen. Eine Gruppe von Arbeitern, die den Ort verzweifelt vor einem Schneechaos retten wollen, müssen sich plötzlich einer ganz anderen, schrecklichen Gefahr stellen und nicht nur um ihr eigenes Leben, sondern auch das der Dorfbewohner kämpfen.

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Was das Cover verspricht, hält das Buch auch. „Das Grauen von Dunfield“ ist von der Atmosphäre her eine Mischung aus Stephen Kings „Shining“, Danny Boyles Endzeitfilm „28 Days Later“ und jeder Menge Anspielungen auf H.P. Lovecraft. Dennoch, und das ist das große zusätzliche Plus dieses Romans, geht William Meikle absolut einen eigenen Weg und verbeugt sich lediglich vor diesen Vorbildern. Meikle kopiert nicht, sondern schreibt in seinem ganz eigenen Stil von einer ruhigen Apokalypse inmitten eines Schneechaos, die über den kleinen Ort Dunfield hereinbricht. Es ist eine wirklich unglaubliche Stimmung, die der Autor in diesem Roman verbreitet und der man sich von der ersten Seite an nicht mehr entziehen kann. Der Schreibstil ist zudem sehr flüssig zu lesen und die Kapitel relativ kurz gehalten, so dass man immer noch ein paar Seiten liest, bevor man das Buch dann doch aus der Hand legt oder legen muss. „Das Grauen von Dunfield“ steckt voller liebevoller Anspielungen auf Bücher und Filme und würde selbst sehr gut als Film funktionieren.

Meikle verbindet sehr geschickt seine Handlungsstränge, die in verschiedenen Zeiten spielen, sich aber im Laufe der Geschichte immer mehr auf gewisse Art und Weise miteinander verbinden. Wer bluttriefenden Splatter in Buchform erwartet, wird hier vielleicht enttäuscht werden, denn Meikle legt (glücklicherweise) mehr Wert auf gute, liebevolle Charakterzeichnungen (die zwar nicht sehr tiefgehend sind, aber die Personen dennoch sympathisch und glaubhaft machen), Atmosphäre und mystischen Grusel. Diese Mischung ist es auch, die den Roman letztendlich ausmacht und zu einem sehr unterhaltsamen, vor allem kurzweiligen Leseabenteuer macht, das man auch gerne noch einmal liest. Ich muss noch einmal auf das grandiose Cover hinweisen, dass den „Geist“ des Buches hervorragend trifft und einem während des Lesens immer wieder in Gedanken erscheint.
„Das Grauen von Dunfield“ erinnert oftmals an Lovecraft selbst, könnte aber auch in manchen Passagen vom großartigen H.G. Wells stammen, wenn man genauer über die Erzählstruktur nachdenkt. Dennoch besitzt das Buch die eindeutige Handschrift von Meikle. Und auch wenn man an John Carpenters „The Fog“ denkt, wenn der Nebel auftaucht, so steckt etwas ganz anderes in Meikles Phänomen als in Carpenters Kultfilm. Durch diese Verweise erhält man als Leser aber zusätzlich tolle Bilder in seinem Kopf, die – wie oben bereits erwähnt – den Roman wie eine Art Film erscheinen lassen. „Das Grauen von Dunfield“ ist also wirklich ganz großes Kopfkino.

Meikle erklärt einiges, aber eben nicht alles, was dazu führt, dass das ganze Handlungsgerüst äußerst mystisch wirkt und einige Selbstinterpretationen zulässt, die den Leser, wenn er es denn zulässt, selbst nach Genuss des Buches noch beschäftigen. Das macht ein gutes Mystery-Horror-Buch aus: Wenn man nach der letzten Seite eigentlich nicht weiß, was gerade geschehen ist und darüber nachdenkt, um hinter das Geheimnis zu kommen. Genau diese Vorgehensweise erinnert an Lovecraft, denn auch bei seinen Geschichten bleibt vieles offen, obwohl man den Sinn hinter dem Ganzen durchaus versteht. „Das Grauen von Dunfield“ ist ein beeindruckender Horror-Roman, der mich von der ersten bis zur letzten Seite begeistert hat. William Meikle hat mich vollkommen mit seinem Setting überzeugt und ich freue mich schon jetzt darauf, etwas Neues aus seiner Feder zu lesen. Für Lovecraft-Fans und Anhänger mystischer Gruselromane ist „Das Grauen von Dunfield“ unbedingt zu empfehlen, alle anderen werden überrascht sein, welch wunderbare, filmreife Bilder Meikle in ihren Köpfen erschafft.

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Fazit: Unglaublich atmosphärischer Mystery-Horror mit Lovecraft-Verbeugungen.

©2021 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Schauer der Vorwelt von Tobias Bachmann

Erschienen als gebundene Ausgabe
im KOVD Verlag
insgesamt 368 Seiten
Preis: 15,99 €
ISBN: Privatdruck – ohne ISBN
Kategorie: Horror, Mystery

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13 Kurzgeschichten im Geiste von H.P. Lovecraft

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Tobias Bachmann hat mich bereits mit seinem Roman „Das Spiel der Ornamente“ (ebenfalls im KOVD Verlag erschienen) durch seinen angenehmen und gehobenen Schreibstil überzeugen können. Nicht anders verhält es sich bei der vorliegenden Kurzgeschichtensammlung, die sich durchgehend mit Storys im Geiste von H.P. Lovecraft befassen. Bachmann schafft es auch hier von den ersten Zeilen an, eine wahnsinnige Atmosphäre aufzubauen, die einen komplett gefangen nimmt. Während des Lesens sieht man tatsächlich vor seinem geistigen Auge die Abenteuer, die beschrieben werden und fühlt sich tatsächlich in die Welt von Lovecraft geschleudert.

Die Einleitung „Lovecraft und ich“, die eigens für diesen Band verfasst wurde, gibt einen kurzen, aber interessanten Einblick in die „Beziehung“ zwischen Tobias Bachmann und seinem literarischen Idol.
Die erste Geschichte „Kadath“ erzählt vom Zusammentreffen zweier Männer, die sich auf ganz besondere Weise ergänzen. Die Stimmung ist einfach toll und lässt vor allem die eigenen Gedanken spielen.
„Der Hausvermesser“ bewegt sich weitaus mehr in Richtung Fantasy und erinnerte mich manches Mal an den herrlich genialen Roman „Das Haus“ von Mark Z. Danielewsky.
„Ein sauberer Abgang“ ist eine One-Man-Show, die zum Nachdenken anregt und eine sehr schöne Stimmung verbreitet.
„Der Handleser“ ist eine Story, wie sie auch von Stephen King hätte stammen können. Dennoch trägt sich unverkennbar Lovecraft-Anleihen und auch philosophische Gedanken.
„Das grüne Licht im Giebelfenster“ ist von der Atmosphäre her eine meiner Lieblingsgeschichten in diesem Band und Lovecraft respektive Bachmann at it’s best.
„Der Brunnen“ trägt eine Stimmung in sich, die mich an alte Horrorfilme aus den Hammer-Studios erinnert. Eine kleine, feine Gruselgeschichte.
„Kaleidoskop der Seele“ ist das Psychogramm eines Mannes, der Vergangenheit und Gegenwart nicht länger unterscheiden kann und sich in dessen Wirbeln verstrickt.
Mit „Incunabula“ nähert sich Tobias Bachmann dann neben Lovecraft auch noch den Autoren E.A. Poe und Robert E. Howard. Es ist eine Abenteuergeschichte, die den Leser in ihren Bann zieht und in eine mystische Welt entführt.
„Wanderer, kommst du nach Cat …“ ist ein Bericht, wie er auch aus der Feder eines Robert Louis Stevenson stammen könnte. Bachmann vereint diese klassische Erzählweise geschickt mit den Visionen Lovecrafts.
„Grønn“ zählt für mich auch zu den Highlights dieses Erzählbandes. Ich war mittendrin in dieser Geschichte und konnte eine Zeitlang die Realität um mich herum vergessen.
„Metamorphose“ ist, wie auch „Incunabula“ eine Abenteuergeschichte mit einer tollen Atmosphäre, an die man sich gerne erinnert.
Die Erzählung „De Profundis“ geht einen ähnlichen Weg wie „Grønn“, bevor der Band mit „Ohne Ende“ einen Abschluss findet, der wieder eine klassische Lovecraft-Vision behandelt.

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Fazit: Grandiose Kurzgeschichtensammlung, die dem Geiste Lovecrafts uneingeschränkt folgt.

©2020 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Das Haus der finsteren Träume von Shaun Hamill

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Erschienen als Taschenbuch
im Heyne Verlag
insgesamt  462 Seiten
Preis: 14,99 €
ISBN: 978-3-453-31995-0
Kategorie: Horror, Drama

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Harry Turner, ein fanatischer Verehrer der Werke von H. P. Lovecraft,  baut auf seinem Grundstück  das größte und erschreckendste Geisterhaus  Amerikas. Seine gesamte Familie arbeitet an diesem Projekt mit. Keiner von ihnen gibt zu, dass er nicht nur die Geister und Monster der Attraktion sieht, sondern auch echte.  Nur Noah, der jüngste Sohn, stellt sich dieser Gabe und beschließt eines, diesen Ungeheuern die Tür in die Realität zu öffnen. Dadurch verwandelt sich das Leben der Turners plötzlich zu einem einzigen Albtraum …

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Ich habe mir, ehrlich gesagt, etwas vollkommen anderes von diesem Buch erwartet. Eindeutig mehr Grusel-Atmosphäre und Horrorelemente. „Das Haus der finsteren Träume“ ist aber in erster Linie ein beeindruckendes und sehr stimmungsvolles Familiendrama, das eine außergewöhnliche Geschichte erzählt. Man muss sich also von der Erwartungshaltung, die Titel und Cover dieses Buches suggerieren, trennen und auf die Handlung einlassen, um dieses Werk richtig genießen zu können. Man wird mit einer eindringlichen Geschichte belohnt, an die man sich noch lange erinnern wird, auch wenn nicht wirklich sonderlich viel geschieht. Das ist wahrscheinlich auch einer der Punkte, warum viele Leser dieses Buch nicht mögen könnten: Es ist sehr ausschweifend geschrieben und bietet im Grunde genommen auch wenig Spannung, die man von einem Horrorroman erwarten würde.

Dennoch sollte man diesem Werk unbedingt eine Chance geben, denn das Familiendrama hat es in sich. Vor allem, wenn man dann auf den letzten Seiten angekommen ist und all die Ereignisse rückwirkend plötzlich an Gewicht bekommen und man die Geschichte in fast schon epischen Ausmaßen sieht. „Das Haus der finsteren Träume“ mutet an manchen Stellen wie eine Mischung aus Old-School-Grusel, Familientragödie und All-Age-Jugendroman an. Aber genau diese Mischung ist es letztendlich auch, die dieses Buch zu etwas Besonderem und Außergewöhnlichem macht, dem man nicht sehr oft in der literarischen Welt begegnet. Aus meiner Sicht hat Shaun Hamill einen ganz wunderbaren Roman geschrieben, den man verstehen muss, um ihn  auch wirklich genießen zu können.

Es ist ein ruhiger, stimmungsvoller Roman, der keinesfalls schockiert oder den Leser gar in einen bluttriefenden Albtraum wirft. Es ist vielmehr die Tiefe der Charaktere und das subtile Grauen, das im Vordergrund steht. Es sind Botschaften zwischen den Zeilen versteckt, die den aufmerksamen Leser darauf aufmerksam machen, welche Werte das Leben, und vor allem das Familienleben, hat. Der Autor versteht es, Gefühle beim Leser hervorzurufen, so dass dieser auch hin und wieder über das eigene Leben nachdenkt. So stellt „Das Haus der finsteren Träume“ im Grunde genommen ein weitaus tiefgründigeres Lesevergnügen dar, als man bei Titel und Aufmachung  vermuten würde. Für mich stellt dieses Buch nach einer anfänglichen, kurzen Gewöhnungsphase eine richtiggehende Überraschung dar. Vor allem der angenehme Schreibstil macht den Roman sehr kurzweilig.

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Fazit: Mehr Familiendrama als Horror. Dennoch sehr atmosphärisch und an manchen Stellen wohltuend gruselig.

©2020 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Die weissen Männer von Arthur Gordon Wolf

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Erschienen als gebundene Ausgabe
im KOVD Verlag
insgesamt 126 Seiten
Preis: 14,99 €
ISBN: keine – Privatdruck
Kategorie: Mystery, Science Fiction, Horror

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Brandon Tolliver eilt seiner  Nachbarin zu Hilfe und wird plötzlich von  unheimlichen Replikanten  verfolgt, ohne den Grund dafür zu kennen. Irgendjemand scheint ihn aus dem Weg räumen zu wollen und Brandon versucht, während seiner Flucht hinter das Geheimnis zu kommen.

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Ich wusste nicht, was mich erwartete, und war umso erstaunter, wie schnell und mit wie viel Freude ich diesen Kurzroman letztendlich dann verschlang. „Die weissen Männer“ war mein erstes Buch von Arthur Gordon Wolf und wird definitiv nicht das letzte bleiben, denn der angenehme Schreibstil konnte mich uneingeschränkt überzeugen. Es ist vor allem die besondere Atmosphäre, die sich durch die ganze Geschichte zieht und mich sofort in den Bann gezogen hat. Der Autor vermittelt diese Stimmung überzeugend und lässt den Leser unmittelbar an den Geschehnissen teilhaben.
An manchen Stellen erinnerte mich das Szenario an die Bücher von Franz Kafka oder die Filme von David Lynch – rätselhaft, mysteriös, einerseits durchschaubar, andererseits geheimnisvoll. Aber auch H.P. Lovecraft oder Philip K. Dick stellen für den Autor offensichtlich eine Inspirationsquelle dar. Der daraus entstehende Genremix ist dennoch absolut eigenständig und faszinierend.

Obwohl es sich bei dem vorliegenden Roman um eine Geschichte aus dem vom Autor ersonnenen UMC-Universum handelt, kann man diesen Kurzroman ohne jegliche Vorkenntnisse lesen. Das UMC-Projekt ist auch als eher lockeres Konzept anzusehen, in dem der Autor Kurzgeschichten, Romane oder eben auch Novellen ansiedelt, die alle in einer dystopischen Zukunftswelt spielen. Arthur Gordon Wolf schafft es mit spielerischer Leichtigkeit, den Leser in diese Welt zu entführen und verstreut auch die ein oder andere Anspielung auf Kultfilme und/oder -bücher, so dass es eine wahre Freude für den aufmerksamen Leser ist, sich in dieser Kulisse zu verlieren. Es ist schon an einigen Stellen beklemmend, wie der Autor die Entwicklung der Menschheit beschreibt. Aber alles hat Hand und Fuß und könnte durchaus genau so sein.

Arthur Gordon Wolf verpackt in seine stimmungsvolle, actionreiche und oftmals auch humorvolle Geschichte auch immer wieder sozialkritische Aspekte, die das Ganze authentisch machen und zum Nachdenken anregen. „Die weissen Männer“ haben mich derart fasziniert, dass ich mir im Anschluss gleich einmal die beiden Romane „Mr. Munchkin“ und „Red Meadows“ besorgt habe, die ebenfalls im genannten UMC-Universum angesiedelt sind und indirekte Fortsetzungen der vorliegenden Geschichte darstellen.
Aber zurück zur Novelle „Die weissen Männer“, die mir in einer ansprechend gestalteten Neuauflage vom KOVD-Verlag vorliegt und mit einigen Illustrationen von Thomas Hoffmann aufwartet, die kongenial zur Geschichte passen und das, durch die bildhafte Schreibweise ohnehin schon filmreife Geschehen noch einmal visuell unterstreichen. Insgesamt gesehen stellt die Neuauflage aus dem KOVD-Verlag für mich ein bibliophiles Highlight dar, das ich immer wieder gerne in die Hand nehmen werde, um darin zu blättern.

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Fazit: Düstere, stimmungsvolle und spannende Dystopie, die hervorragend unterhält.

©2020 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Dhormenghruul von Malte S. Sembten

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Erschienen als gebundene Ausgabe
im KOVD Verlag
insgesamt 288 Seiten
Preis: 14,99 €
ISBN: keine – Privatdruck
Kategorie: Horror, Mystery

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Der Band enthält zehn Erzählungen von Malte S. Sembten:
Dhormenghruul, languerous@barron.feu, Brandopfer, Memory-TX, Ali, Das Hexenhaus, Books on Demand, Jagdausflug, Der Blutfalter und Die rote Kammer.

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Ich hatte keine Ahnung, was mich bei diesem Buch erwarten würde. Allein das Coverbild hat es mir allerdings auf den ersten Blick schon angetan und die Tatsache, dass sich einige der Erzählungen im Universum von Lovecraft und Poe abspielten. Nun gut, um es kurz zu machen: Ich bin schlichtweg begeistert von Malte S. Sembtens Geschichten, die eine unglaublich intensive Atmosphäre verströmen und sich überwiegend auf hohem literarischem Niveau bewegen. Alleine die Titelgeschichte geht mir, seitdem ich sie gelesen habe, nicht mehr aus dem Kopf und ich sehe die Ereignisse noch immer klar und deutlich vor meinem geistigen Auge, als hätte ich nicht ein Buch gelesen, sondern einen Film gesehen. Das Titelbild und die wenigen Illustrationen innerhalb des Buches von Björn Craig tun ein übriges dazu, dass man „Dormenghruul“ nicht mehr so schnell vergisst.

Sembten, der leider viel zu früh verstorben ist, zeigt in seiner Auswahl ein unglaublich vielfältiges Programm und bewegt sich von klassischem Horror über modernen Grusel und Krimi bis hin zu gut durchdachten Science-Fiction-Storys. Gerade was die Recherchen betrifft, kann man vor dem Autor nur seinen virtuellen Hut ziehen. Was er schreibt und erzählt, hat Hand und Fuß. Seine erdachten Geschichten fügen sich in reale Begebenheiten ein, dass es eine wahre Freude ist, wenn man ein paar Dinge im Internet nachforscht. „Dormenghruul“ ist eine Kurzgeschichtensammlung von unglaublich dichter Atmosphäre, die sich durch sämtliche Geschichten zieht. Es ist unüberlesbar, dass Sembten in Lovecraft und Poe (aber nicht nur da) seine literarischen Vorbilder sieht, was sich vor allem in einem sehr gehobenen und flüssig zu lesenden Schreibstil auszeichnet. Aber Sembten geht definitiv einen eigenen Weg, und der ist von enormer Wucht.

Von den zehn Geschichten ist die titelgebende meine absolute Lieblingsstory. Ich wünschte, es gäbe um „Dormenghruul“ einen Roman. Oftmals fühlte ich mich, neben Lovecraft und Poe, auch an den Meister des phantastischen Romans, Bram Stoker, erinnert, der in seinem „Dracula“ eine ähnliche Stimmung heraufbeschwor.
Aber auch die anderen Geschichten sind allererste Sahne und zeigen auf beeindruckende Art und Weise, dass man nicht hunderte von Seiten benötigt, um eine gute Geschichte zu erzählen. Sembten schafft es innerhalb weniger Seiten, eine Sogkraft zu entwickeln, der man sich nicht entziehen kann.
Zum Inhalt kommt noch die liebevolle Ausgabe des KOVD-Verlags, die  zeigt, dass jemand dahintersteckt, der Bücher liebt. „Dormenghruul“ ist ein Eyecatcher, den man immer wieder mal gerne in die Hand nimmt, um darin zu blättern (und sich das geniale Covermotiv von Björn Craig anzusehen, das übrigens hervorragend zum Inhalt passt). Für mich waren die Erzählungen von Malte S. Sembten eine große Entdeckung, die ich leider nicht mehr zu Lebzeiten des Autors machen konnte.

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Fazit: Atmosphärisch, mystisch und gruselig. Zehn kleine Meisterwerke der Kurzgeschichte.

©2020 Wolfgang Brunner für Buchwelten

35 Haikus aus dem Universum von H.P. Lovecraft von Sascha Alexander Lubenow

Haikus

Erschienen als gebundene Ausgabe
im KOVD Verlag
insgesamt 92 Seiten
Preis: 6,66 €
ISBN: keine – Privatdruck
Kategorie: Horror, Mystery

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In 35 prägnanten Haikus, eine japanische Kurzdichtungsform, hält der Autor besondere Momente aus dem Schaffen H.P. Lovecrafts stimmungsvoll fest.

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Haikus sind nicht jedermanns Sache, davon bin ich überzeugt. Aber schon wenn man sich ein bisschen auf Lubenows Intention einlässt (einlassen kann), wird man mit einem wunderbaren Leseerlebnis belohnt. Es ist natürlich äußerst hilfreich, wenn man sich ein wenig mit dem Werk und Schaffen von H.P. Lovecraft auskennt, dem Lubenow seine Gedankensplitter widmet. Aber, und das ist wirklich schon eine kleine Meisterleistung, es ist nicht zwingend notwendig. Denn auch wenn man von Lovecraft noch nichts gehört hat, so werden in den über dreißig Haikus hervorragend Stimmungen eingefangen, die dem (unwissenden) Leser einen ersten Eindruck von der gewaltigen Atmosphäre dieser phantastischen Werke vermitteln. Auf wunderbare Weise entführt uns Sascha Alexander Lubenow in eine Welt, die man nicht mehr so schnell vergisst, hat man sie einmal literarisch betreten. Und wenn man schon einmal etwas von Lovecraft gelesen hat, wirken die Haikus natürlich noch viel intensiver als für denjenigen, der Neuland betritt.

Eines schafft Lubenow in dieser Hinsicht auf alle Fälle: Wer sich noch nie an eine Geschichte von Lovecraft herangetraut hat, wird spätestens durch diese Haikus neugierig und den ersten Schritt wagen. „35 Haikus aus dem Universum von H.P. Lovecraft“ ist ein dünnes Büchlein, in dem allerdings mehr steht als in so manch einem Roman.
Haikus kann und darf man durchaus auch einmal schnell lesen. Die wahre Botschaft liegt allerdings in einem langsamen Genuss versteckt. Indem man die exakt festgelegte Silbenform der „Gedichte“ akzeptiert und auf sich wirken lässt, entstehen tatsächlich gewaltige Bilder im Kopf des Lesers. Voraussetzung  ist allerdings wirklich, dass man sich darauf einlässt. Lubenow fängt Stimmungen ein, die man längst vergessen geglaubt hat und die die Geschichten Lovecrafts wieder vor seinem geistigen Auge aufleben lassen. Das Buch ist eines, das man immer wieder in die Hand nehmen kann. Es ist wie geschaffen für „ein „Haiku zwischendurch“, aber auch für einen besinnlichen Abend, an dem man sich eine Rückkehr in die Welt von H.P. Lovecraft gönnt, in dem man Haiku für Haiku mit Zeit genießt und seinen Gedanken dazu freien Lauf lässt.

Als besonderes „Schmankerl“ bietet das im KOVD Verlag erschienene, gebundene Buch jedes der 35 Haikus vom Autor selbst in Sütterlinschrift verfasst. Das schafft noch einen persönlichen Bezug zum Autor und macht das ganze Werk zu etwas Besonderem. Lovecraft-Fans sollten unbedingt zuschlagen. Und all jene, die sich einmal mit der Kurzdichtung „Haiku“ auseinandersetzen wollen und ein ganz besonderes, literarisches Experiment mit persönlicher Note in den Händen halten wollen, sei dieses Werk ans Herz gelegt. Ich erwische mich schon jetzt, ein paar Tage nach Beendigung des Buches, dabei, wie ich immer wieder hineinblättere und ein einzelnes Haiku mich dann für ein paar Stunden in meinen Gedanken begleitet. Genau so sollte ein Buch sein.

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Fazit: Perfekte Hommage an H.P. Lovecraft in Haiku-Form.

©2020 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Das Spiel der Ornamente von Tobias Bachmann

Spiel-Der-Ornamente---Cover

Erschienen als Taschenbuch
im KOVD Verlag
insgesamt 223 Seiten
Preis: 12,99 €
ISBN: 978-3-96698-559-8
Kategorie: Horror, Mystery

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Kommissar Marrak und sein Partner finden in einem Kloster die Leiche eines Mönchs. Doch das ist nur der Anfang, denn schon bald machen tollwütige Katzen Jagd auf Menschen und geheimnisvolle Quarzkristalle verwandeln die ruhige Stadt Westvorstadt in eine Hölle …

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„Das Spiel der Ornamente“ ist der erste Roman, den ich von Tobias Bachmann gelesen habe. Und er konnte mich damit auf jeden Fall überzeugen. Seine Mischung aus Krimi, Mystery und Horror versprüht eine ganz eigene Atmosphäre, die mich immer wieder an ältere Romane erinnerte. Bachmann besitzt einen sehr flüssigen Schreibstil und hält sich nicht lange mit Nebensächlichkeiten auf, sondern widmet sich in erster Linie der Handlung und vor allem der Stimmung. Oftmals liest man zwischen den Zeilen seine Liebe zu H.P. Lovecraft heraus (was mit Sicherheit auch beabsichtigt ist), die er geschickt und stimmungsvoll in seiner Geschichte verpackt. Bachmann schreibt zudem sehr bildhaft, so dass man absolut keine Schwierigkeiten hat, sich das Ganze als Film vorzustellen.

Vor allem die Figur des Kommissar Marrak hat es mir persönlich angetan, dessen Name dem eines Science-Fiction-Schriftstellers gleicht, den ich – wahrscheinlich ebenso wie Tobias Bachmann – sehr schätze. Sein Charakter wirkt äußerst glaubhaft und es macht ungemein Spaß, ihn bei seiner Arbeit zu begleiten. Aber auch die Dialoge zwischen den Protagonisten sind sehr wirklichkeitsnah. Diese beiden Komponenten, verbunden mit dem gut lesbaren Schreibstil schaffen es, dass man ein Kapitel nach dem anderen liest und schneller am Ende des Romans ankommt, als man ursprünglich vorhatte. „Das Spiel der Ornamente“ macht schlichtweg Spaß. An manchen Stellen kommt auch der Sex nicht zu kurz, der aber niemals übertrieben wirkt, sondern sich an das Gesamtbild der Handlung anpasst, als besäße er eine unabdingbare Wichtigkeit. Genauso verhält es sich auch mit den blutigen, teils brutalen Szenen, die einfach in den Rahmen passen und nicht zum Selbstzweck integriert sind.

Der KOVD Verlag hat nun eine Zweitauflage auf den Markt gebracht, die überarbeitet und neu lektoriert wurde. Ich kenne, wie gesagt, die Erstfassung nicht, kann aber von der vorliegenden Auflage nur sagen, dass das Ergebnis äußerst gelungen und ansprechend ausgefallen ist. „Das Spiel der Ornamente“ macht mich vor allem durch den Lovecraft-Flair und die teils kafkaesken Ereignisse neugierig auf andere Bücher des Autors.

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Fazit: Spannender Mystery-Thriller mit Anleihen bei Lovecraft und Kafka.

© 2020 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Der Raum von Peter Clines

Der Raum von Peter Clines

Erschienen als Taschenbuch
im Heyne-Verlag
insgesamt 590 Seiten
Preis: 9,99 €
ISBN: 978-3-453-31642-3
Kategorie: Thriller, Science Fiction

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Als Nate Tucker in seine neue Wohnung einzieht, bemerkt er schon nach wenigen Tagen, dass etwas nicht stimmt: Türen lassen sich nicht öffnen und seltsame grüne Kakerlaken befinden sich in der Küche. Als er dann die Wohnungen von seinen Nachbarn zu sehen bekommt, stellt er fest, dass deren Ausmaße überhaupt nicht zum gesamten Haus passen. Schon bald beginnt ein unheimlicher Albtraum, bei dem es um die Rettung der gesamten Menschheit geht …

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Wie schon bei „Der Spalt“ liefert Clines einen hervorragenden und sehr stimmungsvollen Einstieg in seine Geschichte. Man fühlt sich als Leser sofort wohl mit dem Protagonisten und begleitet diesen neugierig durch seine neue Wohnung und das dazugehörige Haus. Es wirkt alles mysteriös und erinnert desöfteren an den grandiosen Roman „Das Haus“ von Mark Z. Danielewski. Aber auch an „Sliver“ von Ira Levin.
Man fiebert mit und kann kaum erwarten, wie es weitergeht, obwohl gar nicht so sonderlich viel passiert. Aber gerade diese ruhige Atmosphäre, mit der Peter Clines beginnt, macht den besonderen Reiz solcher Geschichten aus, denen man sich schwer entziehen kann. Alles wirkt glaubhaft und realistisch, obwohl alles dennoch von einem permanenten Hauch mystischer Rätsel umwoben ist. Als sich dann die Hausbewohner kennen lernen, sieht man die Treffen und Gespräche, die auf dem Hausdach stattfinden, wie einen Film vor sich. Wie gesagt, der Anfang des Romans ist absolut gelungen.

Doch leider passiert bei „Der Raum“ genau das gleiche wie bei „Der Spalt“: In der zweiten Hälfte entwickelt sich der Plot zu einem übertriebenen Action-Kracher, der die vorhergehende Handlung mit einem Schlag unglaubwürdig wirken lässt. Das liegt aber keinesfalls an der gelungenen Hommage an einen der Altmeister der Horrorliteratur, H.P. Lovecraft, sondern eher am übertrieben aufgesetzten Spannungsbogen, der wohl wieder einmal alles bisher dagewesene übertreffen soll. Hätte Clines den ruhigen Weg, wie in der ersten Hälfte des Buches, weiter eingeschlagen, wäre ein fantastischer Mystery-Thriller zustande gekommen, der noch dazu eine wirklich gute Idee im Lovecraft’schen Sinne vorweisen kann. So aber quält man sich eher durch die actiongeladenen Spannungssequenzen der zweiten Hälfte und möchte nur noch erfahren, wie es ausgeht. Wie gesagt, der Plot an sich ist wirklich gut und ideenreich, aber die Umsetzung funktioniert leider nur in der ersten Hälfte. Schade, denn das hätte durchaus ein kultiger Pageturner werden können.

Der Schreibstil ist gut und flüssig zu lesen, wobei auch hier auffällt, dass sich in der zweiten Hälfte bedeutend mehr umgangssprachliche „Ausrutscher“ und platte Witze verbergen als im ersten Teil. Das Ende wirkt wie der Film „Zathura“, nur bei weitem nicht so überzeugend. Zu viele Versatzstücke aus anderen Büchern oder Filmen kommen beim Finale zum Tragen und erdrücken den Kern der ursprünglichen Geschichte. „Der Raum“ ist gute, stimmungsvolle Unterhaltung in der ersten Hälfte und klamaukartiges Action-Feuerwerk in der zweiten Hälfte. Die vielen versteckten oder auch offensichtlichen Anspielungen auf H.P. Lovecraft und andere Bücher/Filme machen ungemein Spaß. Aber diese erfrischenden Einschübe hat Clines bereits auch in „Der Spalt“ praktiziert.
Peter Clines wird seine Anhänger finden, davon bin ich überzeugt, denn schreiben kann er, aber mich hat er mit dem Ende noch mehr enttäuscht wie bei „Der Spalt“. Dennoch ist ihm ein sehr rasanter und spannender Roman gelungen, der mich, wie schon bei „Der Spalt“, auf ein neues Werk neugierig macht, denn gute und fantastische Ideen hat Clines allemal.

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Fazit: Anfangs stimmungsvoll und überzeugend, endet der Plot leider in einem übertriebenen Action-Feuerwerk. Dennoch lesenswerter Mystery-Thriller.

© 2017 Wolfgang Brunner für Buchwelten