Judas Goat / Midnight Solitaire von Greg F. Gifune

 

 

Erschienen als Taschenbuch
im Luzifer Verlag
insgesamt 420 Seiten
Preis:  13,95  €
ISBN: 978-3-95835-332-9
Kategorie: Mystery, Thriller, Horror

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Zwei Kurzromane / Novellen in einem Band.

JUDAS GOAT: Lenny Cates hat seine Jugendfreundin Sheena seit über zwanzig Jahren nicht mehr gesehen. Umso überraschender ist es für ihn, als sie ihm nach ihrem Tod ein Anwesen vererbt. Als Lenny das Haus aufsucht, wird er mit seiner Vergangenheit konfrontiert, in der auch Sheena eine wichtige Rolle spielt.

MIDNIGHT SOLITAIRE: Vier Fremde suchen während eines heftigen Schneesturms Unterschlupf in einem Motel. Schon bald müssen sie feststellen, dass ein verrückter Killer ihnen nach dem Leben trachtet. Und einer der Gruppe kennt den Mörder, denn er ist schon seit Jahren hinter ihm her …

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Zwei Kurzromane in einem Band von einem meiner Lieblingsschriftsteller Greg F. Gifune. Das ist ja fast wie Weihnachten. 😉
Ich habe mit „Judas Goat“ begonnen, weil mich da schlichtweg die Inhaltsangabe mehr angesprochen hat. Und ich lag richtig: „Judas Goat“ ist, zumindest für mich, die bessere Geschichte. Aber der Reihe nach:
Gifunes Schreibstil ist wie gewohnt, sehr hochwertig. Und auch in diesem etwas kürzeren Roman versprüht der Autor zwischen all seinen mystischen und gruseligen Momenten jede Menge Melancholie, wie man es von ihm kennt. Es ist immer wieder ein Genuss, Gifunes Protagonisten dabei zu begleiten, wenn sie in ihre Vergangenheit zurückkehren und diese bewältigen (wollen). Gifune hat in „Judas Goat“ sein altbewährtes Konzept angewandt, das zwar an manch anderen seiner Romane erinnert, aber keineswegs langweilig wirkt und einen „Schon mal gewesen“-Effekt erzielt. Die Story ist sehr atmosphärisch aufgebaut und zieht den Leser sofort in ihren Bann. Ich habe das einsame und abgelegene Anwesen deutlich vor meinem inneren Auge gesehen und war dadurch hautnah in der Geschichte mit dabei. Genau solche Storys wie „Judas Goat“ sind es, die mich zu einem absoluten Fan von Greg F. Gifune machten. Er hat mich wieder einmal alles andere als enttäuscht.

Kommen wir nun zur zweiten Geschichte mit dem Titel „Midnight Solitaire“, die natürlich wieder für Gifune typische Elemente enthält, aber sich von „Judas Goat“ dennoch ein wenig unterscheidet. Während in der zuerst von mir besprochenen Story eher wenig Action passiert, verhält es sich bei „Midnight Solitaire“ schon ein wenig anders. Der Plot hat mich desöfteren an einen typischen Slasherfilm der 80er Jahre erinnert, in dem sich ein paar Protagonisten einem gefährlichen Killer gegenüberstehen und um ihr Überleben kämpfen müssen. Hier wendet Gifune eindeutig mehr Action an und erzählt sehr rasant ein Belagerungsszenario in einem einsamen Motel. Doch auch hier kommen Elemente vor, die mir an Gifune so sehr gefallen und in denen er Lebensweisheiten beschreibt, die man entweder selbst bereits kennt oder über die man sich dann zumindest Gedanken macht. Die Geschichte ist allerdings ein wenig vorhersehbar, zumindest was die Handlungsweise der Protagonisten betrifft. Hier könnte man durchaus sagen, dass man das alles entweder schon mal gelesen oder in einem Film gesehen hat. Aber Gifune verleiht der Geschichte dennoch einen ganz eigenen Touch, der im Gedächtnis des Lesers haften bleibt und ihn nicht unbefriedigt zurücklässt. Gifunes ruhigere Geschichten sprechen mich persönlich aber eindeutig mehr an, nur mal so nebenbei. 😉

Beide Novellen unterstreichen wieder einmal das Können von Greg F. Gifune und fügen sich in das Schaffenswerk des Autors nahtlos ein. Atmosphärischer und melancholischer kann man Mystery-Horror-Thriller nicht schreiben. Greg F. Gifune muss man einfach lesen. Es „menschelt“ in seinen Geschichten so sehr, dass man süchtig danach wird.

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Fazit: Zwei atmosphärische und melancholische Novellen von einem Meister seines Fachs.

© 2018 Wolfgang Brunner für Buchwelten

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Das scharlachrote Evangelium von Clive Barker

scharlachrote

Erschienen als Taschenbuch
im Festa Verlag
insgesamt 464Seiten
Preis: 13,95 €
ISBN: 978-3-86552-379-2
Kategorie: Horror

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Als der Geisterjäger Harry D’Amour das Haus eines Verstorbenen betritt, um dessen Seele Ruhe zu verschaffen, entdeckt er einen dämonischen Würfel, der das Tor zur Hölle öffnet. Kein geringerer als Pinhead erscheint. Und der hat vor, den Satan persönlich zu bekämpfen, um an die Macht über die Hölle zu kommen.

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Als eingeschworener Clive Barker-Fan und begeisterter Leser seiner Novelle „Hellraiser“ (im Original „The Hellbound Heart“) war ich natürlich absolut gespannt, wie dieser Mythos fortgeführt wird.
Der Einstieg in die Geschichte funktionierte hervorragend und das Gefühl einer Rückkehr zu den Zenobiten kam sofort auf. Auch wie Harry D’Amour, der Held aus Barkers „Stadt des Bösen“, die Bühne betritt, begann äußerst reizvoll und war sehr bildhaft dargestellt. Es dauert nicht lange und man wird wie gewohnt, von Barkers ideenreichen Visionen belohnt, denen man sich schwer entziehen kann. Der Beginn der Story ist durchaus gelungen und als der Würfel auftaucht, fährt dem Fan ein leichter Schauer über den Rücken. Aber dann …

Wo fange ich nur an? Zum einen entwickelte sich die Geschichte in eine Richtung, die mir nicht besonders gefiel. Obwohl da Potential gewesen wäre, hätte man sie epischer und bombastischer gestaltet, wie Barker es eigentlich kann und mit Werken wie zum Beispiel dem grandiosen „Imagica“ oder „Gyre“ bewiesen hat. Aber aus unerklärlichen Gründen geht Barker einen anderen, leider schlechteren Weg als in seinen bisherigen Büchern. Barker entmystifiert den Charakter Pinhead und verwandelt ihn in einen machtbesessenen Höllen-Macho. Hmmm, das hat er doch nicht verdient, nachdem er in „Hellraiser“ als blutrünstiger, brutaler, geheimnisvoller und visionär-apokalyptischer Höllendiener dargestellt wurde. Barker macht aus meiner Sicht einen entscheidenden Fehler, wenn er Pinhead zu einer nahezu dummen Hohlbirne degradiert und ihm damit all seine mystischen Eigenschaften nimmt, die ihn zu dem gemacht haben, was er bis dahin war: Kult!

Nun muss ich leider noch zu einem Punkt kommen, der mich so manches Mal daran zweifeln ließ, ob tatsächlich der Clive Barker diesen Roman verfasst hat oder ein Ghostwriter. Barkers Schreibstil war in den meisten seiner Bücher angenehm und manches Mal sogar literarisch hochwertig. Sicherlich zeigte er keine Hemmungen, wenn es darum ging, eklige Sachen explizit darzustellen. Das war aber bis dato nie ein Problem. Was jedoch in „Das scharlachrote Evangelium“ dialogmäßig passiert, ist teilweise grottiger als ein John Sinclair-Heftchen. Da werden den Protagonisten Worte in den Mund gelegt, während sie gerade eine hochdramatische Situation hinter sich gebracht haben, die mehr als unpassend sind: „Ich glaube, wir haben verschissen“, sagt da einer, als sie in eine aussichtslose Situation geraten. Die permanenten sexuellen Anspielungen und Witzeleien gehen einem bald schon auf den Wecker. Sex fand in Barkers Büchern immer schon eine Berechtigung, aber hier wird auf sehr plumpem, einfachem Niveau gearbeitet.
Pinhead findet Dinge „zum Kotzen“ und äußert schon das ein oder andere Mal „Arschloch“.  Für eine Horror-Kultfigur ziemlich unangebracht, finde ich. Aber nun gut, Barker wird schon seine Gründe haben, um seinen Charakter so lächerlich wirken zu lassen.

Aber nichtsdestotrotz steckt „Das scharlachrote Evangelium“ wieder voller visionärer Ideen, die einem den Atem rauben, wenn man sie sich bildlich vorstellt. Der Kampf zwischen Pinhead und Satan hat sicherlich etwas Großes, aber Barker hätte es um ein Vielfaches besser gekonnt, wenn er diese Szenen besser beschrieben hätte. Warum er es nicht gemacht hat, bleibt wohl ein Rätsel. Für Barker-Fans dennoch unverzichtbar, gerade weil zwei seiner Kultfiguren aufeinandertreffen. Und wenn man sich einmal an die Asi-Sprache der Protagonisten gewöhnt hat, kann man der Geschichte auch durchaus einige Reize abgewinnen. Für mich dennoch das schlechteste Buch des Autors, den Stephen King einmal als „Zukunft des Horrors“ bezeichnet hat.

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Fazit: Barker entmystifiziert seine Kultfigur Pinhead und schickt seine Protagonisten auf eine zwar visionär ideenreiche Höllentour, die aber durch sehr umgangssprachliche Dialoge fast schon zu einer Farce wird. Schade, denn im Plot hätte eine weitaus epischere Geschichte gesteckt. Für Barker Fans dennoch ein Muss!

© 2015 Wolfgang Brunner für Buchwelten

HAPU Teufel im Leib von Michael Zandt (4/5)

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Erschienen als
Taschenbuch  im
Candela Verlag
273 Seiten
Preis: 11,80 €
ISBN: 978-3-942635-19-6

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Hapu ist eine grazile, attraktive junge Frau von Anfang zwanzig. Eigentlich anderen Frauen in ihrem Alter nicht unähnlich. Sie hat einen Job, der ihr Spaß macht und mit dem sie sich identifiziert, liebt es Motorrad zu fahren, ist Fan der Stuttgarter Kickers und lebt mit ihrer besten Freundin Hati zusammen in einer Wohnung. Sie quatschen, hören Musik, lesen gemeinsam, trinken mal gerne einen über den Durst. Aber Hapu ist kein Mensch, sie ist eine Asartu.

Die Asartu sind Nachfahren Luzifers, geschaffen nach seinem Ebenbild. Sie leben unter uns Menschen und unterscheiden sich eigentlich nicht sonderlich von uns. Von der verlängerten Wirbelsäule (Asartu haben einen Schwanz, den sie allerdings nicht offensichtlich zur Schau stellen), den Fangzähnen im sonst schneeweißen Gebiss einmal abgesehen. Und ab und an benötigen die Asartu Menschenfleisch um ihren Enzymhaushalt im Gleichgewicht zu halten.

Dies bekommen sie im Krankenhaus zugewiesen, von Menschen die sich als Spender bereit erklären und den Asartu kurz vor ihrem Tode unter Narkose als Mahlzeit dargeboten werden.

Doch in unserer Welt leben nicht nur Menschen und Asartu, auch Dämonen sind unter uns und wir können sie nicht erkennen, sie sehen aus wie du und ich, doch ab und an zeigen sie ihr Wahres Ich und das nicht ohne Grund.

Als Hapu gegen diese Dämonen kämpft (der Gewalt war sie nie abgeneigt und sie versteht es ihre körperlichen Kräfte zum Einsatz zu bringen) spürt Hapu das dort mehr in ihr ist, ein zweites Wesen lebt in ihrem Körper. Diese Seele beschert Hapu nicht nur zusätzliche Kräfte, die magisch wirken. Hapu erfährt, dass sie eine Sepuku ist. Sie ist eine der 12 Töchter der Angrubar. Mit dieser Göttin hat Luzifer diese 12 weiblichen Nachfahren gezeugt. 


Doch was soll Hapu mit dieser Erkenntnis nun anfangen und wer lehrt sie ihre Kräfte zu nutzen und vor allem, was ist ihre Aufgabe?

Sie wird es erfahren und einen Weg einschlagen, der ihr bisheriges Leben völlig aus der Bahn wirft …

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Zunächst einmal wusste ich nicht wirklich was mit erwartet. Der Autor selber hat mich kontaktiert und mir eine erste Leseprobe zukommen lassen. Mit der konnte ihr ehrlich gesagt nicht viel anfangen (wie ich heute las, war es eine Stelle kurz vor dem Ende, die ich nur im Zusammenhang der Handlung verstehen konnte).

Dann bekam ich eine weitere Leseprobe und die sprach mit dann mehr an. Ich konnte kurz die Protagonistin Hapu kennenlernen und ich wurde neugierig.

Der Roman beginnt auf einem Schiff und schwenkt dann aber um und erzählt Hapus Geschichte in einer Rückblende.

Der Schreibstil war nicht außergewöhnlich gehoben und nicht sonderlich anspruchsvoll, dennoch aber sehr angenehm zu lesen und flüssig ausformuliert.

Hapu selber ist ein sehr direkter, frecher, dreister Charakter, der sehr umgangssprachlich und auch oft schroff spricht. Dennoch war sie mir sehr sympathisch. Mir ist dieses grazile Wesen doch recht schnell ans Herz gewachsen, zeigt sie oft auch sehr weiche und warmherzige Seiten.

Die Geschichte siedle ich im Fantasy Bereich an, wobei es nicht wirklich in dieses Genre passt. Es waren oft sehr blutige, heftige und krasse Szenen dabei, die nicht für allzu schwache Lesernerven geeignet sein mögen. Für mich passten sie aber gut in die Handlung.

Oft musste ich auch schmunzeln, wenn z.B. ein uralter Priester, der sich selber verstümmelt hat um seine Entbehrungen zu unterstreichen erklärt, dass sein Sinn des weiterlebens darin besteht, die letzten zwei Pokémon noch fangen zu wollen und aus seiner Kutte einen Nintendo DS befördert 😉

Ab und zu haben mich die vielen, sehr komplizierten Namen etwas verwirrt aber das habe ich dann einfach zu hingenommen und dem Verständnis der Handlung hat es keinen Abbruch getan. Auch wer nun gerade der Ur-Urahn von welcher Gottheit o.ä. war, empfand ich manches mal als etwas undurchsichtig. Hier fühlte ich manchmal etwas überfrachtet.

Mir hat die Geschichte dennoch sehr gefallen, ich war positiv überrascht und die Idee die Nachfahren des Teufels offensichtlich unter uns Menschen hier in der Jetztzeit leben zu lassen war schon eine gute, die der Autor auch interessant und spannend umgesetzt hat.

Es gab neben brutalen Kampfszenen auch sehr schöne ruhige und auch mal erotische Passagen. Die Mischung hat Michael Zandt hier gut hinbekommen.

Zuletzt noch einige Worte zum Buch an sich. Es ist als Taschenbuch veröffentlicht und das schlichte Cover gefällt mir gut. Es ist in einem warmen (blut)roten Ton gehalten und weist nicht viel Schnickschnack auf. Der Klappentext ist kurz, knapp und zentriert geschrieben. Er reicht völlig aus um neugierig zu machen und sieht ordentlich aus.

Leider sind der Buchdeckel und Rücken aus einer sehr weichen, wabbeligen Pappe, dass gefällt mir nicht sehr gut. Weiße Seiten mag ich persönlich auch nicht. Dann empfand ich es als störend und überflüssig, dass auf jeder Seite am unteren Rand: „Michael Zandt – Hapu Teufel im Leib“ eingedruckt ist.

Ich weiß doch auch so, welches Buch ich gerade lese … Die Kapitel waren innerhalb derer durch Sternchen unterteilt, was das Lesen angenehm gestaltet aber die Sterne hätten etwas kleiner ausgereicht und sicherlich dezenter gewirkt.


Das erste Kapitel beginnt auf einer linken Seite, dass hat für mich leider immer den Eindruck von „Seiten sparen“. Die Illustrationen gefallen mir relativ gut, sind aber eigentlich überflüssig. Da hätte man besser die Seitenaufteilung etwas großzügiger gestalten können.

Fehler habe ich nur einen kleinen gefunden (S. 219 – 1. Absatz). Dafür fehlt sehr oft das Leerzeichen hinter einem Punkt. Also wenn der nächste Satz beginnt. Und ein letztes habe ich noch bemerkt: zum Ende hin ist es öfter vorgekommen, dass die Schriftgröße innerhalb der Seite um eine Größe kleiner wurde. War z.B. die Schrift in 12, ging es dann auf einmal in 11 weiter.

Dies sind alles keine dramatischen und schlimmen Dinge, ich finde aber solche Hinweise (vor allem auch an die Verlage) nicht unwichtig. Denn ich denke, es gibt einige Leser, die ebenso auf diese Dinge achten.

Hierin begründet sich auch mein Punktabzug.

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Mein Fazit: 4 von 5 Sternen für ein Debüt, dass absolut keine klassische Fantasy ist. Ein „anderer“ Roman, oft „laut“ aber auch mal leise und durchaus lesenswert.

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Ich danke dem Candela Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares und wünsche Michael Zandt alles Gute für seine schriftstellerische Zukunft :-).

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© Buchwelten 08.01.2012