New York 2140 von Kim Stanley Robinson

New York 2140 von Kim Stanley Robinson

Erschienen als Taschenbuch
im Heyne Verlag
insgesamt 814 Seiten
Preis: 16,99 €
ISBN: 978-3-453-31900-4
Kategorie: Science Fiction

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Auf der ganzen Welt hat sich der Meeresspiegel gehoben, so dass vieles unter Wasser steht. So auch in New York, das sich zu einem amerikanischen Venedig entwickelt hat, in dem Hochhäuser wie autarke kleine Städte wirken.
In einem dieser Hochhäuser betätigt sich Vlade als Hausmeister. Zusammen mit anderen Bewohnern, die in verschiedenen Berufen tätig sind, versucht er, diese kleine Welt instand zu halten.
Doch dann wird plötzlich ein verlockendes Kaufangebot auf das Gebäude abgegeben, zugleich verschwinden zwei Bewohner des Komplexes.
Vlade und seine Freunde versuchen, Licht hinter die Sache zu bringen und entdecken ein abgekartetes Spiel, hinter dem reine Profitgier zu stecken scheint.

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Kim Stanley Robinson hat eine Ausgangssituation entworfen, die vollkommen plausibel und nachvollziehbar wirkt. Sein Roman über das zukünftige New York im Jahre 2140 ist eine gekonnte Mischung aus Science Fiction, Dystopie und Polit-Thriller, der mich bereits nach wenigen Seiten in seinen Bann gezogen und nicht mehr losgelassen hat. Es dauert sicherlich eine Weile, bis man mit den zahlreichen Protagonisten „warm“ wird, doch das Durchhalten lohnt sich. Auch wenn Robinson den Charakteren nicht wirklich viel Tiefe verliehen hat, folgt man ihrem Lebensweg neugierig und möchte wissen, wie es ihnen im weiteren Verlauf der Geschichte ergeht.
Besonders gut gefallen haben mir die gesellschaftskritischen und politischen Aspekte, die der Autor in seinen Plot mit eingebaut hat. Diese Entwicklungen waren absolut authentisch und ich dachte mir des Öfteren, dass sich viele der kritisierten Dinge bereits in unserer heutigen Zeit so zutragen. Genau aus diesem Grund empfinde ich Robinsons Zukunftsvision absolut lesenswert.

Der Autor erhebt niemals den Zeigefinger wie ein strenger Lehrer, sondern regt uns mit seinen Ideen schlichtweg zum Nachdenken an, damit uns genau solch eine Zukunft nicht erwartet. Doch es ist nicht nur die politische Seite, die diesen Roman sehr interessant macht, sondern auch die abenteuerliche Geschichten der Protagonisten, die sich munter zwischen den Genres des Liebes-, SF oder Weltuntergangsromans bewegen, aber auch klassische Elemente des Abenteuerromans beinhalten. Obwohl viel geredet wird (und eben auch politisches, das ich eigentlich überhaupt nicht mag) fliegen die achthundert Seiten nur so dahin. Nur selten empfand ich die Geschichte langweilig, meistens konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen, so hat es mich gefesselt. „New York 2140“ ist kein typischer Science Fiction-Roman, sondern bewegt sich, so wie die meisten anderen Romane von Kim Stanley Robinson, eher auf einem sehr realitätsnahen Niveau und zeigt zwar ein Zukunftsbild unserer Welt, das allerdings nicht besonders weit von unserer Jetztzeit entfernt ist.

Mit einer erschreckenden Detailgenauigkeit und einer überaus schockierenden Konsequenz schildert Robinson die Auswirkungen des Klimawandels und der daraus resultierenden Lebenssituation, die sich der Mensch selbst bereitet hat. Es ist faszinierend, wie der Autor die diversen Bereiche einer solchen Naturkatastrophe ausleuchtet und sie anhand von Einzelschicksalen dennoch zu einer allgemein anwendbaren „Sache“ macht. Ich fühlte mich in dieser „Wasserwelt“ sehr heimisch, obwohl diese natürlich mit einer Unmenge an Problemen verbunden war. Dennoch schildert Robinson das Leben seiner Protagonisten auf eine Art und Weise, die den Leser unmittelbar daran teilhaben lässt. Man wünscht sich fast, man könnte einen Blick auf dieses New York in einer nicht allzu fernen Zukunft werfen, mit all seinen Brücken und Wasserwegen.
Die Lebensgeschichten seiner Protagonisten verbinden sich am Ende zwar zu einem Gesamtbild, bringen aber nicht einen Aha-Effekt, wie sich manch ein Leser wohl wünschen würde. „New York 2140“ ist aus Actionperspektive absolut unspektakulär, aus erzählerischer Sicht jedoch fast schon visionär in seiner Detailgenauigkeit und Klarheit. Die Finanzwelt ist auch hier, wie schon in der Gegenwart, vollkommen abgedreht und machthungrig. Robinson zeigt dem aufmerksamen Leser auf, wie sich solch ein Verhalten auf die Zukunft der Menschheit auswirken kann. Und das tut er sehr nachhaltig und intensiv. Ich habe dieses Buch sehr genossen.

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Fazit: Abenteuer, Science Fiction, Gesellschaftskritik und Liebesroman in einem. Wer sich darauf einlassen kann, erhält ein absolut detailliertes Zukunftsbild unserer Erde.

© 2018  Wolfgang Brunner für Buchwelten

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Starkstrom von Jan Zweyer

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Erschienen als Taschenbuch
im Grafit Verlag
insgesamt 282 Seiten
Preis: 12,00 €
ISBN:  978-3-89425-576-3
Kategorie: Kriminalroman

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Um den Flüchtlingsstrom einzudämmen hat sich Zentraleuropa hinter einem Zaun verschanzt. Der soll es Flüchtenden unmöglich machen, in die „gelobten Länder“ einzureisen. Denn Europa will diese Flüchtlinge nicht. Die Menschen warten geballt in Transitzentren auf ihr Schicksal. Die, die offiziell einreisen und einen Asylantrag stellen dürfen, werden durch ein Lotterieverfahren ausgewählt.

Die Firma, die den Zaun unterhält und bewacht (von der Regierung beauftragt) soll es schaffen, den Zaun noch undurchdringlicher zu machen, denn immer noch versuchen Flüchtlinge auf illegalem Weg einzureisen. Die einfachste und günstigste Lösung scheint ein Bluff: Es wird behauptet, dass der Zaun nun unter Starkstrom stehe. Als es dann aber genau dadurch ein Todesopfer gibt, wird die Regierung natürlich erheblichem Druck und Erklärungsnöten ausgesetzt.

Unterdessen begeben sich 2 junge Männer aus dem Senegal auf ihre Reise/Flucht nach Europa. Sie haben den Schritt gewagt und sich für teures Geld in die Hände einer Schlepperbande begeben …

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Ganz klar, ein Thema, das neugierig macht, kann es doch aktueller gar nicht sein. Genau aus diesem Grund habe ich das Buch ausgewählt. Der Flüchtlingsstrom hält nicht an, immer mehr Menschen fliehen nach Europa. Ob aus Kriegsgebieten oder wie oben erwähnt aus Afrika, wo die Dürre die Menschen nach und nach dahinsiechen lässt.

Alle haben wir in den Medien von Schlepperbanden gehört und Bilder von Flüchtlingen gesehen, die neben zerborstenen Booten im Mittelmeer treiben und mit Glück lebend geborgen werden.

Der Roman „Starkstrom“ spielt in der Zukunft, jedoch nur einige Jahre. Der Autor Jan Zweyer beschreibt hier schon „unsere Welt“, in der wir hier und jetzt leben.

Und auch wenn mir der Roman zu großen Teilen gefallen hat, so hat er mich nicht zu 100 % überzeugt. Die Passagen, die im Senegal spielen, in denen der Leser die beiden Flüchtlinge begleitet, die auf die Schlepper hoffen, die haben mir sehr gut gefallen. Auch die Hintergründe und Verwicklungen waren interessant, erschreckend und leider auch sehr überzeugend.

Dennoch, sobald die Handlung sich in der Politik und dem Großkonzern abspielte, haben mich die Charaktere nicht wirklich überzeugt und ich kam teilweise mit den Namen bis zuletzt oft durcheinander. Die Figuren erschienen alle so gleich und durchsichtig, ich kann es gar nicht genau erklären. Dann waren wiederum Personen miteinander verbunden, wo ich dann schon dachte: dieser Zufall ist etwas an den Haaren herbeigezogen.

Unterm Strich war der Roman auf der einen Seite sicher gut recherchiert und auch erschreckend real. Auf der anderen Seite war er etwas wirr und machte auf mich den Eindruck, als wollte der Autor einem bekannten deutschen Politthriller- Autor nacheifern. Das ist ihm aber leider nicht gelungen.

Fazit: Ich bin ein wenig zweigeteilt, aber lest selbst und macht euch euer eigenes Bild. Für mich hat der Roman leider nicht ganz meine Erwartungen erfüllt.

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© Marion Brunner_Buchwelten 2018

Sturm von Uwe Laub

Sturm von Uwe Laub

Erschienen als Taschenbuch
im Heyne Verlag
insgesamt  400 Seiten
Preis: 14,99 €
ISBN: 978-3-453-41980-3
Kategorie: Thriller, Science Fiction

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Überall auf der Erde verändert sich das Wetter auf drastische Weise. Starke Temperaturschwankungen und Tornados verwüsten weltweit Städte und Dörfer. Der Meteorologe Daniel Bender und die Wissenschafts-Assistentin Laura Wagner kommen bei ihren Nachforschungen einer unglaublichen Wahrheit auf die Spur, die beweist, dass das Wetter manipuliert wird …

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Schon auf den ersten Seiten spürt man, was einen beim neuen (zweiten) Roman von Uwe Laub erwartet: ein Pageturner, der an die Filmblockbuster von Roland Emmerich erinnert. Laub wirft den Leser ohne Umschweife in ein spannendes Szenario hinein, hält sich nicht mit langen Einführungen auf, sondern geht gleich aufs Ganze. Erklärungen folgen später und werden geschickt in den Handlungsablauf eingebaut, so dass man gar nicht richtig bemerkt, dass man beim Lesen auch noch so einiges über das Phänomen Wetter lernt. „Sturm“ ist ein Wissenschaftsthriller, der an manchen Stellen auch an Michael Crichton erinnert, jedoch geht Uwe Laub einen eigenständigen Weg mit seinem kurzweiligen und absolut flüssig zu lesenden Schreibstil. Interessanterweise baut man trotz des unheimlich actionreichen Plots dennoch eine Beziehung zu den beiden Hauptprotagonisten auf, obwohl eigentlich gar keine Zeit für eine tiefgehende Charakterzeichnung bleibt. Diese Tatsache zeigt, dass Laub sich auszudrücken vermag und dem Leser auch zwischen den Zeilen ein „Bild“ fürs Kopfkino liefert.

Ähnlich wie der bereits erwähnte Michael Crichton entwirft Uwe Laub ein erfundenes Szenario um eine längst schon existierende Realität. Wettermanipulationen gibt es schon sehr lange und die technischen Mittel, die Uwe Laub beschreibt, existieren ebenfalls schon oder befinden sich zumindest in der Entwicklung. Alleine vor diesem realen Hintergrund wirkt der Roman noch erschreckender und düsterer, als er es ohnehin schon wäre, wäre wirklich alles nur reine Erfindung. Laub hat hervorragend recherchiert, das merkt man immer wieder an den Stellen, in denen Vorgänge erklärt werden. Doch diese Informationen wirken an keiner Stelle aufdringlich oder gar oberlehrerhaft, sondern sind geschickt in Dialoge verbaut, die oftmals filmreif wirken. Die Dialoge sind es auch, die mich unter anderem in „Sturm“ sehr angesprochen haben. Da wirkte kein Gespräch irgendwie gekünstelt oder zwanghaft konstruiert, sondern extrem natürlich und daher glaubhaft. Die Geschehnisse in „Sturm“ erinnern zwangsläufig so manches Mal an „Twister“ oder den aktuellen „Geostorm“, aber der Plot des Romans geht einen weitaus innovativeren und besseren Weg, in dem er nämlich nicht nur die reinen Naturgewalten ins Spiel bringt, sondern auch den Menschen selbst.

„Sturm“ ist sehr realitätsnah. Das liegt zum einen an der hervorragenden Recherche, die jede der Wetterkatastrophen verständlich erklärt und zum anderen an dem unglaublich fesselnden Schreibstil, der den Leser unweigerlich mitreißt. „Sturm“ ist ein Pageturner, wie er besser nicht sein könnte: Eine spannende Handlung, gepaart mit sympathischen Protagonisten und einem gehörigen Anteil realer Fakten, denen sich die meisten Menschen wohl nicht bewusst sind. Wettermanipulationen gehören zum täglichen „Geschäft“ der Nationen und Uwe Laub spinnt daraus eine extreme Zukunftsentwicklung, die dennoch dermaßen wirklichkeitsnah wirkt, dass es einem Angst macht. Und genau diese Zutaten (Realitätsnähe, spannende Handlung und glaubwürdige Charaktere) machen „Sturm“ zu einem wirklich außerordentlichen Leseerlebnis, das man nicht so schnell vergisst. Laub wird nie zu speziell, wenn es um die technischen und wissenschaftlichen Erklärungen geht, sondern baut sie so in die Handlung ein, dass sie keinesfalls trocken sondern im Gegenteil hochgradig interessant wirken. Durch die kurz gehaltenen Kapitel fliegt man geradezu durch das Buch, denn man möchte nach jedem Kapitel unbedingt wissen, wie es weitergeht. Das verschafft dem Roman eine Rasanz, die an die Werke von James Rollins oder Matthew Reilly erinnern. Für mich stellt „Sturm“ eine großartige Neuentdeckung auf dem Gebiet des deutschen Wissenschaftsthrillers und Spannungsromans dar, so dass ich Uwe Laub definitiv im Auge behalten werde. Und ich werde natürlich zusehen, dass ich so schnell wie möglich seinen Debütroman „Blow Out“ in meinen Besitz bringe.

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Fazit: Spannender Wissenschaftsthriller mit einem beängstigenden Szenario und sympathischen Protagonisten.

© 2018 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Der Todesmeister von Thomas Elbel

Der Todesmeister von Thomas Elbel
Erschienen als Taschenbuch
bei blanvalet
insgesamt 512 Seiten
Preis: 9,99 €
ISBN: 978-3-7341-0414-5
Kategorie: Thriller

Er fängt sie. Er filmt sie. Er foltert sie. Er ist der Meister des Todes.

An der Berliner Oberbaumbrücke wird die grausam zugerichtete Leiche eines jungen Mädchens aus dem Wasser geholt. Lange kann sie nicht im Wasser gewesen sein, dafür ist die Leiche noch zu „frisch“. Und das Mädchen ist nicht irgendein Mädchen. Sie ist die Nichte des Berliner Justizsenators. Die Ermittlungen führen ins Internet, wo grausame Foltervideos auftauchen, die zeigen, dass das Mädchen nicht das einzige Opfer sein kann.

Viktor (von) Puppe, auf eigenen Wunsch frisch versetzt vom LKA ins Kriminalkommissariat, wird sofort in die Ermittlungsarbeit mit einbezogen. Gemeinsam mit seinen Kollegen ermittelt er auf Hochtouren, doch von weiter oben werden die Kommissare ausgebremst. Da soll wohl das ein oder andere gar nicht aufgedeckt werden ….


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Vor ziemlich exakt 6 Jahren habe ich meine erste Rezension zum Debütroman von Thomas Elbel geschrieben. ASYLON war als Erstling in der Science Fiction angesiedelt und bei Piper erschienen. Auch der Nachfolger ELYSION erschien noch dort. Danach wollte man ihn bei Piper wohl nicht mehr. Warum? SciFi verkauft sich nicht? Die Zielgruppe fehlt? Keine Ahnung, ist auch Quatsch aber egal. Denn Thomas Elbel hat deshalb nicht aufgehört zu schreiben. Seinen dritten Roman MEGAPOLIS hat er dann als Selfpublisher auf den Markt gebracht. Ich habe sie alle gelesen und rezensiert und ich mochte Elbels Schreibe immer gern. Auch wenn sie ab und an im Sprachgebrauch nicht so mein Fall war.

Nun hat er hier seinen ersten Thriller, wohl auf dringendes Anraten seines Agenten, geliefert und bei blanvalet ein neues Zuhause gefunden.

Ich habe eine zwar lektorierte, aber unkorrigierte, Fassung als Leseexemplar bekommen und ich hoffe nur, dass die unzähligen, teilweise sehr amüsanten Fehler noch alle vom Korrektorat gefunden und verbessert werden. ☺

Die Handlung ist sehr gut erdacht, der Spannungsfaden gut und straff gespannt und auch wenn es heftig und grausam ist, richtig gut! Leider ist unsere Welt so schrecklich und alles das gibt es im wahren Leben (leider) mittlerweile viel zu oft. Ich kam dem Täter nicht auf die Spur, obwohl ich natürlich kräftig mitgegrübelt und ermittelt habe. Der Schauplatz Berlin ist natürlich toll und die Beschreibungen sehr gut. Man merkt schon auch, dass der Autor dort lebt, und das gern.

Achtung – Eventuelle Spoilergefahr!:

Was mir nicht so gut gefallen hat, ist die teilweise wieder sehr überzogene, flapsige und extrem umgangssprachliche Sprache einiger Figuren. Es soll alles so unbedingt lustig, modern, cool und multikulti sein, dass es mir zuviel ist. (Ich meine nicht die Jugendsprache der entsprechenden Figuren, sondern die Sprache der erwachsenen Protagonisten).

Da ist auf der einen Seiten der gut erzogene Viktor (von) Puppe, der (natürlich) eine düstere Vergangenheit hat. Der trifft bei der Polizei auf zwei Kollegen, die beide unterschiedlicher, ausländischer Herkunft sind. Wenn der männliche Part den Mund aufmacht, kommen nur dumme und saucoole Sprüche heraus. Der weibliche Part ist eine alleinerziehende Türkin, die die Männer „gefressen“ hat und wenn sie dann auch noch deutsch und zu hilfsbereit sind, geht ihr ständig die Hutschnur hoch.

Dann gibt es natürlich noch den bösen Chef, der immer kurz angebunden und streng ist, obwohl er ja angeblich ganz anders ist. Auch die Rolle der schönen Nymphomanin ist vergeben. Hier wurden für meinen Geschmack zu viele Klischees zwingend zwischen zwei Buchdeckel gepackt. Und das schmälert meine Begeisterung unterm Strich dann auch um einen Stern.

Insgesamt aber dennoch ein sehr gelungener Thriller, der spannend und rasant ist. Wie bereits erwähnt, stellenweise grausam und brutal, also nichts für zartbesaitete Leser. Lieber Thomas Elbel, der Genrewechsel ist gelungen ;-). Mehr davon.

© Marion Brunner_Buchwelten 2017

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Kollaps (Das Imperium der Ströme 1) von John Scalzi

Erschienen als Taschenbuch
im Fischer Tor Verlag
insgesamt 416 Seiten
Preis: 14,99 €
ISBN: 978-3-596-29966-9
Kategorie: Science Fiction

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Die Menschheit ist über die ganze Galaxis ausgebreitet. Sie leben auf Planeten und Raumstationen und sind durch sogenannte »Ströme«, Sternenstraßen, miteinander verbunden, mittels derer Raumschiffe in kurzer Zeit Entfernungen von Lichtjahren überbrücken können.
Doch diese „Ströme“ drohen plötzlich zu verschwinden.
Kiva Lagos, Erbin eines mächtigen Handelshauses, Cardenia Wu-Patrick, Imperatox und Nachfolgerin ihres Vaters und der Wissenschaftler Marce Claremont wissen um die Bedrohung. Sie versuchen gegen Intrigen und Rebellionen die Zukunft und das Überleben der Menschheit zu retten.

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Scalzis neuestes Epos braucht nicht lange, um einen zu fesseln. Es liegt vor allem an dem schnörkellosen, natürlichen Schreibstil, der in den Dialogen überaus authentisch wirkt, dass man in einem fort weiterlesen will. Scalzi schafft es geschickt, den Leser mittels einer faszinierenden Welt in den Bann zu ziehen. Die Geschichte kommt vielleicht anfangs für den ein oder anderen leicht schleppend in Fahrt, entwickelt sich aber in dem Moment rasant, in dem man die Personen alle kennengelernt hat. Bei „Kollaps“ handelt es sich weniger um einen Science Fiction-Roman, in dem Weltraumschlachten eine wichtige Rolle spielen, sondern eher um Machtkämpfe und Intrigen, die zwischen den Planeten herrschen. Aufgrund des sehr flüssigen Schreibstils ziehen die politischen Rangeleien im Flug am Leser vorbei und lassen einen tatsächlich vergessen, das man hier einen politischen Roman, der in der Zukunft spielt, geliefert bekommt. Aber das Konzept eröffnet sich einem sehr schnell und man fiebert mit den Protagonisten, die übrigens sehr gut gezeichnet sind, mit.

John Scalzi erschafft eine sehr lebendig wirkende und glaubwürdige Welt mit dem ersten Band seines neuen Zyklus. Er lässt sich Zeit mit der Einführung aller Personen und des Universums. Das mag für viele langweilig wirken, ich persönlich empfand das eher als unheimlich angenehm, weil man sich in den Plot wirklich in Ruhe einlesen und sich auch mit den Personen vertraut machen konnte. Durch die Intrigen fühlte ich mich des öfteren an die „Wüstenplaneten“-Romane erinnert, wobei ein Vergleich natürlich absolut hinkt und ich dieses Buch auch auf keinen Fall mit dem SF-Klassiker von Frank Herbert gleichstellen will. Dennoch verströmte „Kollaps“ ein klein bisschen eine ähnliche Atmosphäre. Die Idee der Ströme, die die Planeten miteinander verbinden, hat mir außerordentlich gut gefallen und lässt auf eine große Geschichte in den Nachfolgebänden hoffen. Ich habe das Buch innerhalb zwei Tagen gelesen, weil es mich wirklich gepackt hat, obwohl im Grunde genommen recht wenig passiert.
Was mich am sehr erstaunt hat, ist die Tatsache, dass sich viele von Scalzis Protagonisten vulgär ausdrücken, was mir eigentlich überhaupt nicht liegt und mich meistens enorm stört. Komischerweise verhält es sich hier aber anders, denn die unanständigen Ausdrücke passen einfach zu den Personen, die sie in den Mund nehmen. Oft habe ich mich bei einem Schmunzeln ertappt, weil es einfach gepasst hat. 🙂

John Scalzi baut neben wirklich guten (politischen) Dialogen auch witzige Szenen mit ein, so dass neben einer spannenden Geschichte auch der Humor nicht zu kurz kommt. „Kollaps“ ist Science Fiction-Unterhaltung, wie ich sie mag und wie man sie auch von Scalzi gewohnt ist. Sicherlich kommt „Kollaps“ ein wenig anders daher, weil es sich um eine großangelegte Space-Opera handelt, aber letztendlich erkennt man, entgegen anderer Stimmen, den Stil des Autors wieder. Der erste Band wirkt an manchen Stellen noch etwas unrund, was eventuell daran liegt, dass einige Handlungsstränge nicht weiter beachtet werden. Aber das kann sich ja mit den Folgebänden noch ändern, denn insgesamt wirkt das Universum mitsamt seinen politischen Machtspielen und Intrigen letztendlich doch sehr durchdacht und schlüssig. Scalzi hat sich meiner Meinung nach mit seinen bei den Fans nicht wirklich gut angekommenen letzten Büchern wieder ein wenig gefangen, wobei er eben einfach auch mal „neue“ Wege einschlägt oder vielleicht auch einschlagen will. Fehlende Kreativität und nachlassender guter Schreibstil kann ich ihm mit „Kollaps“ auf jeden Fall nicht ankreiden. Mir hat’s gefallen und ich freue mich schon auf Band 2.

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Fazit: Schön und spannend geschriebener Auftakt einer neuen Serie, die unbedingt fesselt.

© 2017 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Das Phantom von Manhattan von Frederick Forsyth

PhantomErschienen als Taschenbuch
im Goldmann Verlag
240 Seiten
gebraucht auf diversen Plattformen erhältlich
ISBN: 978-3-442-45003-9

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Was wurde aus dem Phantom der Oper, welches in den Gewölben unter der l’Operà lebte und die junge Opernsängerin Christine Daaé entführte, da es sich unsterblich in die junge Frau verliebte?

Als Madame Antoinette Giry im Jahre 1906 im Sterben liegt und nach einem Notar verlangt, erzählt sie ihm, wie sie seinerzeit den Jungen Erik Mühlheim aus einem Kurisiositätenkabinett befreite und ihn zunächst in ihrem Heim aufpäppelte und dann an ihrer Arbeitsstätte, unter der Pariser Oper, versteckte. Nach dem skandalösen Vorfall um Christine Daaé verhalf sie ihm dann zur Flucht nach Amerika.

Und ihr letzter Wille ist es nun, dass der Notar Dufour einen Brief an Erik für sie zustellen soll. Und das persönlich und zwar in New York. Erik ist in New York zu großem Reichtum gekommen, ist einer der mächtigsten Männer Amerikas. Zu Gesicht bekommen hat das „Phantom von Manhattan“ jedoch bislang niemand ….

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Als ich damals Anfang 2016 das Musical „Das Phantom der Oper“ gesehen hatte, war ich so begeistert, dass ich die Geschichte lesen wollte. Ich habe dann den Roman von Gaston Leroux gelesen, der sicherlich gu,t aber doch irgendwie auch ein bisschen komisch war. Stichworte: der Perser, Stromausfall …

Mein Onkel erzählte mir dann, dass er mit meiner Tante im Musical „Das Phantom von Manhattan“ war, das einfach fantastisch sei und ihn absolut begeisterte. Ich wusste seinerzeit gar nicht, dass es eine „Fortsetzung“ des Romans gibt. Mein Mann schenkte ihn mir und ich habe ihn innerhalb der letzten 2 Tage verschlungen.

Zu allererst gibt es ein sehr ausführliches Vorwort von Frederick Forsyth, das so gut, interessant und informativ ist, das es sich allein dafür lohnt, das Buch in die Hand zu nehmen. Er zerlegt den Roman von Leroux in einer liebevollen aber klaren Art und Weise und er erzählt sehr viel über die Hintergründe der damaligen Gerüchte (die den Stoff für den Roman lieferten) den Bau und die Architektur des Opernhauses in Paris, uvm. Sehr spannend!

Wie oben im „Klappentext“ bereits erwähnt, beginnt die eigentliche Geschichte dann mit der Erzählung von Antoinette Giry, der Frau, die wir alle aus dem ersten Roman (und auch natürlich aus dem Musical) kennen. Im Roman war sie eher eine unterbelichtete „Schließerin“ der Logen im Operngebäude. Im Musical war sie die Leiterin des Corps des Ballet (der Tanztruppe) und Mutter der Tänzerin Meg.

Wir begleiten dann den Notar auf seinem Weg nach New York, erfahren wie es Erik nach seiner Ausreise nach Amerika ergangen ist. Auch hier verbaut Forsyth sehr viel Interessantes und historisch Belegtes. Ich habe alles nachgelesen und mir alte Bilder angeschaut, da ich zum einen prüfen wollte, ob er wirklich die wahre Geschichte mit seiner Fiktion verknüpft und es zum anderen einfach so spannend war, dass ich mehr wissen wollte.

Jedes Kapitel wird aus der Sicht einer anderen Person erzählt, die in die Handlung involviert ist, und so sind wir immer sehr nah dabei und es geht bisweilen recht dramatisch zu. Mehr verrate ich von der Handlung nicht, denn ich kann jedem, der „Das Phantom der Oper“ gesehen / gelesen hat nur empfehlen, diesen Roman ebenfalls zu lesen.

Die Idee zum Buch kam (natürlich) durch ein Gespräch mit Andrew Lloyd Webber auf, der dann gemeinsam mit Frederick Forsyth an dieser Handlung herumgefeilt hat.

Und eines weiß ich ganz gewiss: Dieser Roman wird ein fantastisches Musical geworden sein! Ich möchte es unbedingt ansehen. Aber zuerst: lest dieses Buch ☺

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© Marion Brunner für Buchwelten 2017

 

Ein plötzlicher Todesfall von J.K. Rowling

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9783551588883

Erschienen als gebundene Ausgabe
im Carlsen Verlag (der von Harry Potter 🙂 )
576 Seiten
24,90 €
ISBN: 978-3-551-58888-3
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Am Abend seines Hochzeitstages stirbt das Gemeinderatsmitglied Barry Fairbrother der Kleinstadt Pagford mit Anfang 40 plötzlich an einem Hirnschlag. Die Bewohner des schmucken Örtchens sind geschockt. Auch wenn Barry im Gemeinderat einige Gegner hatte, so war er doch ein beliebter Mann, der eine Frau, Kinder und einige gute Freunde voller Trauer zurücklässt.

Für die Kleinstadt ist ein solches Ereignis natürlich etwas, dass für einige Aufregung sorgt. Es wird geredet, spekuliert, sich an seinem Tod ergötzt. Aber das Ableben von Barry Fairbrother bewirkt noch mehr: Ein Krieg um den freigewordenen Platz im Gemeinderat bricht aus. Gleich drei potentielle Nachfolger stellen sich zur Wahl, wovon zwei Barrys Einstellung vertreten: Nämlich dafür Sorge zu tragen, dass der „Armenstadteil“ Fields weiterhin zu Pagford gehört, um z.B. den Kindern aus sozial schwächeren Familien eine Schulbildung in der örtlichen Grundschule zu ermöglichen. Barry Fairbrother stammte selbst aus Fields und hatte es geschafft, ein ganz Großer zu werden.

Doch natürlich will der Großteil des so hübschen, ordentlichen, ehrlichen und sauberen Pagford eben nicht, dass Fields weiterhin zu ihnen gehört. Sie wollen genau das Gegenteil. Fields soll der Stadt zugeordnet werden. Problem beseitigt! Barry Fairbrother ist ja leider plötzlich verstorben, somit sollte dies machbar sein. Doch da hat der Gemeinderat die Pläne ohne ihre Bewohner gemacht. Denn man kann den Menschen bekanntlich nur vor den Kopf schauen, was sie wirklich tun oder denken, dass bekommt man eventuell doch gar nicht mit ….

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Zunächst einmal, ich bin ein großer Fan der Potter-Reihe, wobei ich hier schon fand, dass die J.K. Rowling von Band zu Band gewachsen ist und man die letzten Romane mit den ersten zwei, drei Teilen, den Schreibstil betreffend, überhaupt nicht vergleichen kann.

Von daher war ich natürlich sehr neugierig auf ihren ersten „Erwachsenenroman“. Also, ein Krimi ist dieser Roman definitiv nicht (sollte der ein der andere Leser auf Grund des Titels damit rechnen). Eigentlich ist dies ein Roman in dem so gar nichts passiert und doch so viel! Rowling hat hier einen sozialkritischen Gesellschaftsroman geliefert, der das Leben in einer offensichtlichen Kleinstadtidylle beschreibt. Die unterschiedlichsten Menschen leben dort: Reiche Gemeinderäte mit ihren Ehefrauen, für die der tägliche Klatsch und Tratsch der einzige Lebensinhalt ist. Psychotische Schulleiter und Beratungslehrerinnen. Eine Sozialarbeiterin, die der Liebe wegen in Pagford gelandet ist und in ihrer Arbeit versucht, eine verwahrloste Familie zu retten, zu Hause jedoch mit ihrer pubertierenden Tochter zu kämpfen hat. Eine indische Ärztin, die es auf Grund ihrer Herkunft schon nicht leicht hat und deren Tochter extremst gemobbt wird. Diese kurzen Personenbeschreibungen zeigen auf, was für unterschiedliche Menschen in diesem Roman zu Hause sind. Und Rowling hat sie, alle wie sie da sind, so lebensecht und greifbar dargestellt, dass ich mich als Leserin wirklich in Pagford befand. Sie hat die unterschiedlichsten Probleme in sämtlichen Alters- und Sozialschichten beschrieben, sie miteinander verknüpft und sich Lebenswege kreuzen lassen.

Neid, Hass, Ängste, Aggressionen, Langeweile, Mobbing, Drogensucht, vernachlässigte Kinder, Macht, Gier und Gewalt an Kindern. Dies sind nur einige Themen, die die Autorin in ihrer Kleinstadtidylle behandelt hat. Und das sehr, sehr gut. Der Schreibstil ist absolut gehoben und auch wenn es viele verschiedene Personen gibt, so behält man doch den Überblick. Unverhofftes trifft auf Vorhersehbares. Lustige Momente lösen traurige und erschreckende ab. Ein wunderbar gelungener Mix wird hier geboten. Für mich ist der Roman eine Mischung aus John Irving und dem Stephen King aus „Joyland“ oder „Der Anschlag“. Besser kann ich es nicht beschreiben.

Ich habe mich jedesmal gefreut, wieder nach Pagford und den dort lebenden Figuren zurückzukehren und ich war ganz und gar nicht erfreut, als der Roman zu Ende war. Ich mochte die Personen gar nicht verlassen, wäre gerne noch ein wenig länger in ihrer Mitte geblieben.

Mein Fazit: 5 von 5 Sternen für diesen Roman, der bei vielen gefloppt haben mag, bei mir defintiv nicht. Ich habe mich in dieser Geschichte sehr wohl gefühlt und gelernt, dass J.K. Rowling viel mehr ist, als die Schöpferin von Harry Potter und seiner Welt. Ich freue mich auf weitere Werke von ihr.

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© Buchwelten 2014

Voodoo von Nick Stone

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Erschienen als Taschenbuch
im Goldmann Verlag
insgesamt 608 Seiten
Preis: 9,95  €
ISBN: 978-3-442-46336-7
Kategorie:  Thriller

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Max Mingus hat seinen Polizeijob bereits vor Jahren aufgegeben. Er hat danach als sehr erfolgreicher Privatermittler gearbeitet. Seine Erfolgsquote war phänomenal. Doch dann hat Max etwas getan, dass ihn für einige Jahre ins Gefängnis gebracht hat. Während er dort einsaß hat er das wichtigste in seinem Leben verloren. Seine Frau Sandra starb bei einem Autounfall, alle Pläne für nach seiner Entlassung waren dahin. Die Liebe seines Lebens … fort.

Bereits während der letzten Zeit im Gefängnis versucht ein haitianischer Milliardär namens Allain Carver Max für einen Auftrag zu gewinnen. Er schreibt regelmäßig Briefe ins Gefängnis, die Max ignoriert. Carver ruft ihn an, Max legt sofort auf. Doch der reiche Ausländer gibt nicht auf.

Als Max nach seiner Entlassung zunächst in ein Hotel geht, weil er es nicht ertragen kann, schon nach Hause zu gehen, wo nichts außer Erinnerungen auf ihn wartet, erhält er erneut einen Anruf von Allain Carver. Und diesesmal hört Max ihn an. Carver erzählt im, dass sein 2-jähriger Sohn Charlie vor zwei Jahren verschwand. Er bietet Max Mingus eine Unsumme an Dollars an, wenn er den Auftrag übernimmt, seinen Sohn aufzuspüren.

Nach einiger Bedenkzeit nimmt Max Mingus den Auftrag an. In erster Linie nicht wegen des Geldes, eher um eine Aufgabe zu haben. Die Sache hat jedoch einen Haken: bereits zwei Ermittler vor Max haben versucht, den Jungen zu finden. Der eine ist spurlos verschwunden, der andere lebt zwar noch, ist aber nicht mehr ganz er selbst. Trotzdem fliegt Max Mingus nach Haiti, einem Land, in dem es Voodoo und schwarze Magie gibt und wo die Legende des Ton Ton Clarinette umgeht: seit etwa 200 Jahren soll er Kinder stehlen.

Auf Haiti angekommen, lernt Max den Patriarchen des Carver Imperiums kennen. Gustav Carver, ein Mann mit einer sehr starken, dominanten Ausstrahlung, vor der selbst der Sohn Allain klein wirkt. Max bekommt das Gästehaus der Carvers für seinen Aufenthalt zur Verfügung gestellt und beginnt seine Suche nach dem verschwundenen kleinen Erben des Carver Imperiums. Dabei stößt Max auf viele dunkle, verzwickte Geheimnisse, begibt sich in Gefahrensituationen, lässt sich jedoch durch nichts abschrecken. Was hat er schon zu verlieren ….

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Der Roman wurde mich von einer Kollegin empfohlen, die selbst gerne Thriller liest. Sie sagte mir, dass ich das Buch unbedingt lesen soll, weil es mir garantiert gefalle.

Ich war mehr als positiv überrascht, auch wenn mich ihre Informationen zum Buch schon angesprochen haben und der Klappentext mich danach noch neugieriger gemacht hat. Dennoch hatte ich so eine gute, sehr geschickt ausgeklügelte Geschichte nicht erwartet.

Fange ich mit dem Protagonisten Max Mingus an: ein Ex-Bulle, total normal, traurig über den Verlust seiner Frau, kein Macho, kein Draufgänger, kein Witzereisser, kein arroganter und geschniegelter Kerl, sondern einfach nur ein stinknormaler Typ, der früher hervorragende Arbeit geleistet hat, bis er den letzten Fall etwas zu „emotional“ zu Ende gebracht hat. Er war mir von Anfang an sympathisch.

Die weiteren Figuren der Handlung sind ebenfalls sehr gut ausgearbeitet. Ich kann nicht auf einzelne Personen eingehen, ohne zu viel von der Handlung zu verraten. Jedoch sind die Entwicklungen der jeweiligen Charaktere gut umgesetzt und für den Leser sind einige Überraschungen vorhanden. Eine Szene, grausam und brutal geschrieben, ist so gut erklärt, dass sie für mich als Leserin absolut nachvollziehbar war. Hier hat der Autor dem Charakter wirklich gute Worte in den Mund gelegt.

Der Schreibstil ist nicht sonderlich gehoben, jedoch sehr bildhaft und die Sprache ist nicht zu umgangssprachlich. Der Autor schafft es innerhalb der gesamten Handlung eine besondere ruhige, angenehme Stimmung zu schaffen und diese auch zu halten. Die Spannung ist durchweg gegeben, es britzelt auch in dramatischen Momenten, jedoch wechselt die Handlung nie ins reißerische. Auch die krasseren Szenen, die innerhalb der Handlung sehr wohl vorkommen, lassen die ruhige Stimmung nicht schwinden.

Der Titel „Voodoo“ lässt vermuten, dass der Roman überwiegend von diesen Ritualen und schwarzer oder dunkler Magie handelt. Ich hatte an etwas wie den Film „Angel Heart“ gedacht. Dem ist aber überhaupt nicht so. Sicher werden diese Bereiche innerhalb der Handlung gestriffen jedoch sind sie eher nebensächlich und ergänzend für die Geschichte interessant. Es werden also weder ständig Hühner geköpft oder deren Klauen genutzt.

Auch das Ende des Romans hat mich überzeugt und mir gut gefallen, es gab sogar noch eine kleine Wendung, mit der ich nicht gerechnet hatte, die aber richtig gut war.

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Mein Fazit: 5 von 5 Sternen für diesen spannenden, fesselnden, gut aufgebauten Thriller, der trotz der Dramatik und stellenweisen Heftigkeit durchgehend eine angenehme und ruhige Stimmung beibehält. Der Spannungsbogen ist gut durchdacht und hält sich die gesamte Geschichte hindurch; die Charaktere sind gut ausgearbeitet, glaubhaft und lebensecht dargestellt. Hier gebe ich eine unbedingte Leseempfehlung.

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Und da ich so begeistert war, freue ich mich, dass es zwei weitere Romane von Nick Stone um Max Mingus gibt.

Der Totennmeister

Todesritual

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© Buchwelten 2013

Der Weg ins Dunkel von Patrick Woodhead

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Erschienen als Taschenbuch
bei rororo
insgesamt 416Seiten
Preis: 9,99 €
ISBN: 978-3-499-25867-1
Katergorie: Thriller

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Im Herzen des Kongo, im tiefen Ituri Wald, ist der junge britische Arzt Joshua Milton seit Monaten spurlos verschwunden. Er war bei einem Einsatz der „Ärzte ohne Grenzen“ dort stationiert und nun ist er nicht mehr auffindbar. Der Kongo ist ein gefährliches Gebiet, kämpfen dort doch verschiedene afrikanische Milizen, die waffentechnisch erschreckend gut ausgerüstet sind.

Joshuas enger Freund seit Jugendtagen, Luca, ehemalig ein Weltklassebergsteiger, wird zur Hilfe gerufen und gebeten, Joshua zu suchen. Luca ist derzeit als einfacher Träger im Himalaja unterwegs, denn der Verlust eines Freundes während einer Bergtour hat ihn in tiefe Depressionen gestürzt. Er sieht sich selbst nicht mehr als Bergsteiger, sondern als Versager und gibt sich die Schuld am Tod seines Freundes. Doch als ihn die Information erreicht, dass sein seit der Kindheit engster Freund  vermisst wird, begibt er sich auf den Weg in den Kongo. Joshua und Luca sind beinahe aufgewachsen wie Brüder und er verspürt den Ehrgeiz ihn zu finden.

Begleitet und unterstützt wird er von der Geologin und Pilotin Beatrix Makuru. Sie arbeitet für eine Minengesellschaft und wird in den Kongo gerufen, weil unerklärliche Explosionen in letzter Zeit einige Minen der Firma an der Bergung der wichtigen Rohstoffe hindern. Es scheint Beatrix Makuru, kurz Bear, als seien die Explosionen keine Unfälle, wie von den dortigen Vorarbeiten behauptet, sondern vorsätzlich ausgelöste. Diese Umstände will Bear in der Mine im Ituri Wald überprüfen. Außerdem gelangte der Geologin durch Zufall ein bisher absolut unbekanntes Mineral in die Hände, ein Gestein, welches mit einer hauchfeinen roten Ader durchzogen ist. Auch diesem Rätsel will sie dort näher kommen.

So kommt es dazu, dass sich die Wege von Beatrice und Luca kreuzen, denn sie nimmt ihn als Passagier ihn ihrer Cessna mit in das schwarze Herz des Kongo. Und kaum sind sie dort angekommen, bekommen sie zu spüren, dass sie dort nicht erwünscht sind. Es beginnt eine rasante Flucht durch den Dschungel, ein Kampf ums Überleben. Aller Gefahren zum Trotz verlieren sie die Hintergründe der Reise nicht aus den Augen und voller Mut und mit dem Einsatz ihres Lebens, versuchen sie Joshua zu finden und das Rätsel um das neuartige Mineral zu lösen …

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Die obige Beschreibung ist auch in etwa das, was der Klappentext des Buches an Inhalt wiedergibt, in Wirklichkeit ist dies allerdings nur ein kleiner Teil. Denn die eigentliche Suche des verschollenen Arztes ist zunächst eher ein unbedeutenderer Handlungsstrang, der nur nebenbei behandelt wird.

Die ersten 6 oder 7 Kapitel sind jeweils komplett eigenständige Handlungsteile, die mit den Personen, die dadurch immer hinzu kommen, etwas anstrengend und auch verwirrend erscheinen. Denn es dauert eine ganze Weile bis man die Zusammenhänge versteht und einen gewissen Durchblick erhält.

Es gibt Sprünge von Afrika bis China, Figuren und Passagen mit den unterschiedlichsten Interessen, so scheint es zumindest anfangs. Erst nach der Hälfte des Buches reduzieren sich die verschiedenen Stränge, da sie nach und nach zusammengeführt werden und für den Leser dann verständlich wirken und Sinn ergeben.

Mir war dies alles ein bisschen zu viel des Guten und zu überfrachtet. Zumal der Hintergrund des Romans eher politisch und weltmachtbezogen ist, was die Inhaltsangabe und auch die Leseprobe nicht vermuten lies.

Der Schreibstil ist einfach aber gut. Die Schönheit des Dschungels und des Landes Afrika hat der Autor, der selber ein Abenteurer ist, sehr gut beschrieben und rübergebracht. Auch die Unruhen des Landes und das Elend der Einheimischen hat er gut dargelegt. Es geht mitunter sehr brutal und heftig zu, allzu schwache Nerven sollte man hier nicht haben.

Das eigentliche Thema, die Suche des Arztes empfand ich als eher nebensächlich und erst am Schluss recht schnell abgehandelt.

Das Buch präsentiert der Verlag als Taschenbuch mit einem düsteren Cover, welches einen Dschungel und die Silhouette eines Menschen zeigt. Es passt zum Thema und gefällt mir gut.

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Mein Fazit: 3 von 5 Sterne für einen Thriller der eigentlich völlig andere Themen beinhaltet, als die Inhaltsangabe vermuten lässt. Zunächst etwas verwirrend und überfrachtet, ab der Hälfte aber sehr schlüssig, stimmig und auch spannend zu lesen.

Ich danke rororo für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

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© Buchwelten 2013

Rubinrot, Saphirblau & Smaragdgrün (Edelstein-Trilogie) von Kerstin Gier

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Erschienen als Schuber
mit 3 gebundenen Ausgaben (mit Lesebändchen)
im Arena Verlag
insgesamt 1248 Seiten
Preis: 39,99 €
ISBN: 978-3-401-06763-6
Katergorie: Jugendbuch ab 12 Jahre

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Gwendolyn ist 16 Jahre alt und lebt in einem uralten Haus mitten in der gehobenen Gegend von London. Ihre Familie darf sich wohl als reich bezeichnen und Gwendolyn ist nach dem Tod ihres Vaters mit ihrer Mutter und zwei Geschwistern in die dritte Etage dieses herrschaftlichen Kastens gezogen.

Dort gibt es einen Ballsaal (in dem man prima Fahrradfahren lernen kann), ein Musikzimmer (in dem kein Mensch musiziert), die stocksteife Großmutter Lady Arista, eine schräge mit Visionen gesegnete Großtante Maddy, einen Butler, der sich anschleichen kann wie eine Katze, eine extrem unangenehme Tante Glenda und eine noch viel nervtötendere Cousine Charlotte. Und um all das herum gibt es ein großes Geheimnis, von dem Gwendolyn nicht den blassesten Schimmer hat.

Sie weiß nur, dass es mit ihrer Cousine Charlotte zu tun hat, die ihr Leben lang auf etwas vorbereitet wird, in dem man unbedingt Menuett tanzen, im Damensattel reiten, fechten und Fächer halten können muss.

Und das dieses ganze Brimborium mit Zeitreisen zu tun hat, soviel hat Gwendolyn auch schon mitbekommen. Und selbst wenn Charlotte sich auf all das furchtbar viel einbildet und meint etwas besseres zu sein, ist Gwenny doch glücklich und zufrieden mit ihrem „normalen“ Leben. Charlotte ist einen Tag älter als Gwendolyn und der große Moment ihres ersten Zeitsprungs sollte unmittelbar bevorstehen. Alle warten mit Spannung auf die typischen Schwindelgefühle der Cousine, die diesen Moment ankündigen sollen.

Tja, das dumme ist nur, dass die Familie das jahrelange Theater völlig umsonst um die falsche Person gemacht hat. Denn absolut unangekündigt springt Gwendolyn in ihrem ersten Zeitsprung ins London am Ende des 18. Jahrhunderts. Weder in irgendeiner Art und Weise vorbereitet, noch entsprechend gekleidet.

Das ganze passiert ihr dreimal innerhalb kurzer Zeit und die einzige Person, der Gwendolyn davon erzählt, ist ihre Freundin Leslie. Denn sie glaubt ihr und ist nicht der Meinung, wie z.B. ihre Tante und Cousine, dass sie sich nur wichtig machen will. Leslie weiß auch, dass Gwendolyn Geister sehen und mit ihnen sprechen kann. Doch nach dem dritten unkontrollierten Sprung zwingt Leslie ihre Freundin praktisch dazu, dass sie endlich ihrer Mutter von dem Drama erzählt. Denn diese Sprünge sind extrem gefährlich, wenn man zu den unmöglichsten Zeiten an den unpassendsten Orten auftaucht.

Mit dieser Offenbarung ändert sich Gwendolyns Leben von jetzt auf gleich. Die Krise innerhalb der Familie ist vorprogrammiert, Tante Glenda und Charlotte sind natürlich nicht angetan davon, dass ausgerechnet Gwendolyn das Zeitsprung-Gen geerbt haben soll. Gwendolyn selbst versteht überhaupt nichts mehr. Sie wird von nun an täglich zu den Wächtern in Temple chauffiert, wo sie mithilfe eines Chronografen gezielt durch die Zeit springen muss/soll. Und an ihrer Seite ist ein erschreckend gut aussehender junger Mann, Gideon de Villiers. Der zweite Zeitreisende ihrer Generation.

Gemeinsam reisen die beiden durch die Zeiten, versuchen DAS Geheimnis zu lüften. Dabei erleben die beiden nicht nur die aufregendsten Abenteuer in wundervollen Gewändern, lernen ihre Urururahnen kennen und müssten gehörig aufpassen wem sie überhaupt trauen können. Nein, natürlich muss auch noch die bescheuerte Liebe ins Spiel kommen, die das ganze Chaos nur noch viel komplizierter macht …

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Kerstin Gier hat im Nachwort zum zweiten Band (Saphirblau) geschrieben, dass ihr klar ist, dass viele das Buch auf Grund des wunderbaren Covers kaufen. Wegen diesen Covern hatte ich auch schon oft (es ist lange her) die Bücher in der Hand aber ich wusste es ist eine Reihe, daher habe ich dann doch nie zugegriffen. Ich verlor die Bücher dann aus den Augen, bis eine liebe Bloggerfreundin mich wieder darauf gestupst hat. Denn auch sie hat nach langem Zögern dann doch begonnen die Reihe zu lesen und sie hat mich mit ihrer Begeisterung nicht nur sehr neugierig gemacht, sondern total mitgerissen. Umso größer war dann meine Freude, dass ich den sehr schönen Schuber mit allen drei Bänden (gebundene Ausgaben MIT Lesebändchen in der jeweiligen Farbe!) von meinem Lebensgefährten zu Nikolaus geschenkt bekam.

Ich hatte alle drei Bände innerhalb von 7 Tagen gelesen, Smaragdgrün habe ich gestern Nachmittag (nach zwei Tagen) durchgehabt. Und ich war doch traurig, dass es nicht noch einen vierten Teil, vllt. „Diamantweiss“ gibt.

Diese Reihe hat soviel Spaß gemacht, dass ich die Bücher verschlungen habe. Die Handlung kommt komplett ohne Elfen, Vampire oder Zauberer aus. Stattdessen gibt es Reisen durch die Jahrhunderte, schillernde Bälle, düstere Personen, alte Häuser, Geheimgänge, zwielichtige Gestalten und jede Menge Rätsel.

Ich schreibe diese Rezension über alle drei Bände, weil die Bücher für mich einfach zusammengehören (wobei die Autorin in Saphirblau und Smaragdgrün die jeweiligen Geschehnisse der vorangegangenen Bände gut zusammengefasst hat). Die Handlungen gehen nahtlos ineinander über und ich kann nicht einmal sagen, dass mir eines davon besser oder schlechter gefällt, wie es z.B. bei den Potters doch der Fall war. Die drei Teile halten für mich alle das gleiche Level, der Schreibstil ist durchgehend angenehm, sehr geheimnisvoll und voller Witz. Oft musste ich laut lachen, was passiert, wenn ein kleiner Wasserdämongeist (Xemerius ist schon wirklich gut!) seine qualifizierten Kommentare abgibt oder Menschen verschiedener Epochen aufeinandertreffen und die Aussagen dann nicht unbedingt in die jeweilige Zeit passen.

Kerstin Gier hat ihre Charaktere so tief und liebevoll ausgearbeitet, dass mir sehr viele während des Lesens ans Herz gewachsen sind und ich sie gar nicht verlassen mochte. Hier meine ich nicht nur die Protagonisten Gwendolyn und Gideon. Auch die Familienmitglieder Tante Maddy oder der Butler Mr. Bernhard sind tolle Figuren. Sehr gerne mag ich auch Gwendolyns Freundin Leslie, die an Einsatz und Fürsorge kaum zu übertreffen ist. Aber auch die Schneiderin der Wächter, Madame Rossini (Schwanen’älsschen) oder der Schulgeist James sind so gut dargestellt und ausgearbeitet, dass sie einfach nur Spaß machen und Freude bereiten.

Im Anhang aller drei Bände gibt es zusätzlich noch eine Auflistung der wichtigsten Personen der Handlung, die mitunter hilfreich sein können, wenn man Gefahr sieht bei den ständig wechselnden Jahreszeiten den Überblick zu verlieren. Teil 2 und 3 haben schöne Nachwörter, die ich – ich gestehe – immer zuerst lese.

Die Kapitel sind nicht einmal so kurz, dennoch flog ich nur durch die Geschichte. Was zeigt, wie abwechslungsreich und kurzweilig die Handlung der Romane ist (Es gibt sogar das Haus am Eaton Place, sollte sich ausser mir noch jemand daran erinnern 😉 )
Die Cover sind alle drei fast identisch und ein absoluter Blickfang. Sie zeigen Figuren der Handlung in Kleidern unterschiedlichster Epochen und sind sehr verspielt und liebevoll gestaltet.

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Mein Fazit: 5 von 5 Sternen für die Edelsteintrilogie, die mich von der ersten bis zur letzten Seite begeistert hat und absolute Freude bereitet. Ich hatte das Buch gerade zugeklappt als ich sagte, dass ich sie garantiert noch einmal lesen werde. Die Bücher ist sicherlich als Jugendbücher einzustufen, doch auch ich als erwachsene Frau hatte großen Spaß und man merkt, dass genau den die Autorin auch beim Schreiben hatte. Und sie ist schließlich auch Erwachsen, wobei dass ja immer Ansichtssache ist 🙂 .

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Ich danke Karin Fiedler von Literatur und mehr für die Leseempfehlung und Wolfgang Brunner für den schönen Schuber!

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© Buchwelten 2013