Zerbrechliche Dinge von Neil Gaiman

dinge

Erschienen als Broschur
im Eichborn Verlag
insgesamt 412 Seiten
Preis: 16,00 €
ISBN: 978-3-8479-0655-1
Kategorie: Mystery, Belletristik

.

Die verschiedenartigsten Geschichten und Gedichte verbinden sich am Ende auf nahezu magische Weise zu einem faszinierenden Gesamtbild.

.

Neil Gaimans Bücher sind nicht einfach. Wer andere Werke des Autors kennt, weiß, auf was er sich einlässt beziehungsweise einlassen muss. Bei „Zerbrechliche Dinge“ ist es nicht anders. Diese Sammlung aus Kurzgeschichten und Gedichten stellt einen wunderbaren Überblick über das Schaffen Gaimans dar. Durch das Vorwort erfährt der Leser einiges über die Entstehung der einzelnen Geschichten, was dazu führt, dass man die Stories plötzlich unter einem besonderen Blickwinkel liest. Gerade die Mischung aus Kurzgeschichten und Gedichten macht dieses Buch zu etwas Besonderem. Denn am Ende ergeben diese ganzen Beiträge auf wundersame Weise auf eine spezielle Art und Weise ein beeindruckendes Gesamtbild.

Wie schon erwähnt muss man sich auf Gaimans Geschichten einlassen können, um sie auch zu verstehen. Viel zu viel steht oftmals zwischen den Zeilen und man muss auch schon einmal etwas nachdenken, um den philosophischen Gedanken des Autors folgen zu können. Nachdem ich mit großer Begeisterung zuletzt „American Gods“ und die Quasi-Fortsetzung „Anansi Boys“ von Neil Gaiman gelesen habe, war ich natürlich gespannt auf „Zerbrechliche Dinge“. Die in diesem Buch gesammelten Geschichten entstanden in verschiedenen Zeitabschnitten. Umso erstaunlicher ist es, wie sich diese über Jahrzehnte verfassten Stories letztendlich doch irgendwie miteinander verbinden. Gaimen ist und bleibt ein Zauberer der Worte. Und auch wenn diese Sammlung eine Herausforderung für Einstiegsleser in Gaimans Schaffen bedeutet, so stellt sie dennoch einen ganz guten Überblick über das Gesamtwerk dar. Ich persönlich würde als Einstiegsbuch von Neil Gaiman eher „Coraline“ empfehlen, aber „Zerbrechliche Dinge“ eignet sich dennoch ebenfalls. Denn gerade die vielfältigen Geschichten und Gedichte zeigen, wie vielseitig Gaiman sein kann. Das im Eichborn Verlag erschienene Buch liest sich, wie man es von Gaiman gewohnt ist, sehr flüssig.

„Zerbrechliche Dinge“ ist eines jener Bücher, das man gerne noch ein zweites oder gar drittes Mal in die Hand nimmt, um es noch einmal zu lesen. Auch ist es eine dieser Anthologien, in die man immer wieder mal hineinblättert und bei einer Geschichte hängenbleibt. um sie entweder zum Teil oder sogar nochmals ganz zu lesen. Der Untertitel „Geschichten und Wunder“ passt hervorragend zu dieser Geschichtensammlung, denn wenn man am Ende angelangt ist, empfindet man die Abenteuer, die man gerade durchlebt hat, tatsächlich wie eine Art kleines Wunder, über die man auch noch nach der Lektüre nachdenkt. „Zerbrechliche Dinge“ ist Neil Gaiman pur und in seiner ganzen Vielfalt und seinem philosophischen Ideenreichtum, den man vom Autor gewohnt ist, einzigartig. Ich vergebe für dieses tolle Buch die volle Punktzahl und freue mich schon auf die nächsten Werke dieses außergewöhnlichen Schriftstellers.

.

Fazit: Ideenreich, philosophisch und einfach nur wunderbar.

©2019 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Arkane – Das Haus der Drachen von Pierre Bordage

Arkane von Pierre Bordage

Erschienen als Taschenbuch
im Heyne Verlag
insgesamt 608 Seiten
Preis: 16,99 €
ISBN: 978-3-453-31914-1
Kategorie: Fantasy

.

Bei einem brutalen Anschlag werden Oziels Eltern, die eine der sieben Machthaber der Stadt darstellen, getötet. Das Land droht durch dunkle Mächte zu zerfallen. Während sich Oziel auf die Suche nach ihrem verschollenen Bruder macht, von dem sie erwartet, dass er Arkane vor dem Untergang bewahren kann, macht sich der Zauberlehrling Renn ebenfalls auf die Reise, um das Schlimmste zu verhindern.

.

Ich kenne und schätze Pierre Bordage nur als Verfasser von spannenden und interessanten Science Fiction-Geschichten, so das sich sehr gespannt war, was er im Sektor des Fantasy-Romans auf die Beine stellen würde. Bordage hat mich keinesfalls enttäuscht und hat eine sehr authentische Welt erschaffen, bei der man allerdings gerade am Anfang der Geschichte etwas Schwierigkeiten hat, sich zurechtzufinden. Eine Karte wäre vielleicht ein wenig hilfreich gewesen, um sich die Welt besser vorstellen zu können. Aber im Laufe der Geschichte findet man sich dann letztendlich doch zurecht und begleitet die beiden Haupt-Protagonisten Oziel und Renn gerne auf ihrer abenteuerlichen Reise. Bordage geht allerdings keinen neuen Weg, sondern bedient sich bereits bekannten Mitteln des Fantasyromans, wie man sie von anderen Werken kennt. Was ich damit sagen will, ist, dass es sich bei „Arkane“ um einen von vielen Fantasy-Romanen handelt, die machtpolitische Intrigen a la „Game of Thrones“ behandeln. Das bedeutet nichts schlechtes, hebt aber den Roman schlichtweg nicht aus der Masse heraus.

Bordage hat seine Welt sehr detailreich und glaubwürdig gestaltet, keine Frage. Auch die Charaktere handeln stets nachvollziehbar und werden einem im Laufe des Buches immer sympathischer. Der Aufbau der Handlung verläuft langsam, was ich als positiv empfinde, weil sich Bordage einfach Zeit lässt, was viele Leser aber unter Umständen als langatmig empfinden könnten. Irgendwann bemerkt man, dass es sich bei „Arkane – Das Haus der Drachen“ um den Einstieg eines mehrteiligen Werkes handelt, denn zu komplex ist die Handlung, die sich mittels mehrere Stränge spannungstechnisch stetig nach oben schraubt. Schade finde ich allerdings, dass nirgends darauf hingewiesen wird, dass es sich bei diesem Buch um den Auftakt einer Serie handelt, denn mit diesem Vorwissen wäre ich mit Sicherheit ganz anders an die Story herangegangen. So aber wird einem gegen Ende hin immer mehr bewusst, dass man mit einem offenen Ende in die Realität entlassen wird, was mich persönlich etwas gestört hat. Aber zurück zum Plot und der Geschichte an sich.

Pierre Bordage geht sehr sorgfältig mit seiner Geschichte und den Handlungsorten um. Man spürt, dass er sich große Gedanken gemacht hat, als er Arkane und seine Bewohner entworfen hat, denn es hat alles Hand und Fuß. Trotz einer Vielzahl an Geschehnissen, Charakteren und politischen Intrigen verliert man interessanterweise niemals den Überblick über die Ereignisse. „Arkane – Das Haus der Drachen“ ist eine typische High Fantasy-Geschichte, die, wie gesagt, langsam aufgebaut wird. Das Finale deutet auf eine epische Entwicklung hin, die mir sehr gut gefallen hat. Hätte ich vorher gewusst, dass noch weitere Bücher folgen, hätte ich den langsamen Aufbau sicherlich noch mehr genossen, weil ich dann im Hinterkopf gewusst hätte, dass dieser auf eine Steigerung im Laufe der nächsten Teile hinarbeitet. Nun bin ich natürlich enorm gespannt, wie sie Abenteuer von Oziel und Renn weitergehen und kann es kaum erwarten, dass der zweite Teil der Reihe erscheint.
Pierre Bordage schreibt gewohnt flüssig und niveauvoll. Die Kapitel enden meist mit Cliffhangern, so dass man der Versuchung schwer widerstehen kann, immer noch ein Kapitel weiterzulesen. Insgesamt beweist Pierre Bordage mit „Arkane – Das Haus der Drachen“, dass er nicht nur SF-Romane, sondern auch packende High-Fantasy schreiben kann.

.

Fazit: Gelungener Einstieg, der auf eine weitaus epischere Fortführung der Story hinarbeitet.

© 2018  Wolfgang Brunner für Buchwelten