Der Netzwerk-Effekt von Martha Wells

Erschienen als Taschenbuch
im Heyne-Verlag
insgesamt 478 Seiten
Preis: 14,99 €
ISBN: 978-3-453-32123-6
Kategorie: Science Fiction

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Der Killerbot ist wieder da und versucht erneut, die Menschheit vor einem Unglück zu bewahren. Dieses Mal ist es eine gefährliche Rettungsmission, bei der ein Forschungs-Raumschiff angegriffen wird und das Team um ihr Leben kämpft. Der Killerbot SecUnit hilft den bedrohten Menschen natürlich, obwohl er eigentlich viel lieber eine neue Folge seiner Lieblingsserie anschauen würde.

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Nachdem mich schon „Tagebuch eines Killerbots“ von Martha Wells sehr amüsiert und begeistert hat, war ich umso mehr darauf gespannt, wie die Autorin die Geschichte im ihren seriensüchtigen Roboter fortführen würde. Schon nach den ersten Seiten wusste ich bereits, dass sich das Warten gelohnt hat und das erwartete Niveau wie schon beim ersten Band eingehalten wurde. Wells schreibt kurzweilig und die knapp 500 Seiten fliegen nur so dahin, und das sogar, ohne dass etwas Weltbewegendes passiert. Die Handlung ist einfach gehalten, was aber dem Unterhaltungswert absolut keinen Abbruch tut. Es macht enorm Spaß, die SecUnit dabei zu begleiten, wie sie inmitten ihres fast schon menschlichen Alltags verzweifelt versucht, ihren Vorgesetzten (den Menschen) dabei zu helfen, nicht das Zeitliche zu segnen. „Der Netzwerk-Effekt“ ist ein grandioser Science-Fiction-Lesegenuss, bei dem man die Zeit um sich herum vergessen kann. Letztendlich sind es lediglich die Beschreibungen verschiedener Kampfhandlungen, die den Roman ausmachen, bis er dann gegen Ende eine sehr schöne und unerwartete Wendung offenbart. Bis dahin plätschert (und das ist nicht negativ gemeint) die Geschichte einfach so dahin und amüsiert mal mehr und mal weniger durch die Gedankengänge des Roboters.

Wer den ersten Band mochte, wird auch diesen lieben. Martha Wells schreibt sehr flüssig und besitzt einen besonderen Humor, den man versteht oder nicht. Wer ihn versteht, hat über das ganze Werk hinweg immer wieder einen Riesenspaß, wenngleich sich manch einer der Gags leicht wiederholt. Wie schon bei seinem Debüt wirkt der Killerbot in manchen Szenen menschlicher als ein Mensch, was den Roboter dadurch unglaublich sympathisch macht, zudem er sein Nerdsein, was Serien betrifft, nicht abgelegt hat und weiter dieser Sucht frönt. Das lockert die spannende Handlung immer wieder auf und macht Lust, weiterzulesen.
Was mir auch sehr gut gefallen (und was Wells auch schon im ersten Teil hervorragend schaffte) ist die Tatsache, dass die ganze Handlung aus der sehr speziellen Sicht des Roboters erzählt wird. Das mag in den ersten Momenten etwas befremdlich wirken, aber man gewöhnt sich sehr schnell daran und verliebt sich in diese außergewöhnliche Erzählweise, die den Menschen oft als leicht dämlich hinstellt. Aber auch der Killerbot nimmt sich selbst nicht immer allzu ernst.

Auch wenn oftmals Ausdrücke vorkommen, mit denen man sich schwertut, so versteht man die Handlung dennoch. „Der Netzwerk-Effekt“ ist nicht unbedingt einfach zu lesen (gerade wegen der Fremdwörter) und man muss schon bei der Sache bleiben, um der Handlung beziehungsweise den Ereignissen folgen zu können. Der Roman ist also keine leichte Kost für Nebenbei, ist aber wiederum auch kein höchstkompliziertes Werk, bei dem man nach jedem zweiten Satz darüber nachdenken muss, was man gerade gelesen hat. Martha Wells hat auf alle Fälle mit ihrem Killerbot einen sympathischen, nichtmenschlichen Protagonisten erschaffen, den man gerne auf seinen Abenteuern begleitet. Hinzufügen möchte ich noch, dass mir die durchgehend leicht düstere Atmosphäre dieses Science-Fiction-Epos gefallen hat. Ich freue mich jetzt schon auf eine Fortführung der Geschichte.

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Fazit: Überzeugende Fortsetzung, die ebenso humorvoll wie der erste Teil ist.

©2021 Wolfgang Brunner für Buchwelten

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Tagebuch eines Killerbots von Martha Wells

killerbot

Erschienen als Taschenbuch
im Heyne-Verlag
insgesamt 574 Seiten
Preis: 15,99 €
ISBN: 978-3-453-32034-5
Kategorie: Science Fiction

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Um der Menschheit bei der Besiedelung fremder Planeten zu helfen und für ihre Sicherheit zu sorgen, begleitet ein Killerbot diese Missionen. Während dieser Reisen und Einsätze entwickelt der Roboter ein immer größere (Selbst-)Bewusstsein und denkt über sein „Leben“ nach. Dies ist seine Geschichte …

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Martha Wells Debütroman kann vollends überzeugen. Ich habe selten so mit einem Roboter mitgefiebert wie hier. Der Roman ist in vier Teile gegliedert, die gut und gerne auch Einzelgeschichten darstellen könnten, aber letztendlich im Gesamten gesehen dann doch eine Einheit bilden. Wells Humor ist absolut ansprechend und ich habe mich ein paar Mal dabei ertappt, wie ich während des Lesens ein Grinsen auf den Lippen hatte. Der Roboter ist manchmal sogar menschlicher wie ein Mensch und seine Gedanken sind absolut nachvollziehbar. Der Killerbot ist zudem noch ein Serien-Nerd, was ihn nochmal sympathischer macht. 😉
Der Schreibstil ist angenehm und lässt sich, bis auf ein paar Ausnahmen, die sich in komplizierten Schachtelsätzen niederschlagen, sehr flüssig lesen. Es ist auch sehr interessant, dass man das Buch, obwohl im Grunde genommen gar nicht viel passiert, nicht aus der Hand legen kann. Das liegt anscheinend tatsächlich an der äußert humorvollen Art und Weise, wie die Abenteuer geschildert werden.

Die teils ironische Selbsterkenntnis der Künstlichen Intelligenz macht unglaublich Spaß und erinnert in vielen Dingen an menschliche Verhaltensweisen. Da die vier Geschichten wohl einmal als Einzelerzählungen veröffentlicht wurden, ergeben sich jetzt im Sammelband hin und wieder Wiederholungen, die man bei einer Gesamtveröffentlichung durchaus hätte weglassen können. Aber mich haben die wiederkehrenden Beschreibungen gar nicht mal so gestört, weil sie eben schlichtweg unterhaltsam waren und den Charakter des Cyborgs unterstrichen haben.
Martha Wells’ Schreibstil ist im Prinzip zwar einfach gehalten, aber dennoch geht sie an manchen Stellen auch ein gewisses Sprachexperiment ein, das mir außerordentlich gefallen und mich sogar hin und wieder an Iain Banks’ „Die Spur der toten Sonne“ erinnert hat. Alleine deswegen nimmt dieser Science-Fiction-Roman eine besondere Stellung bei mir ein.

Obwohl sich die vier Geschichten an manchen Stellen ein wenig gleichen, zieht sich dennoch ein roter Faden durch das ganze Buch, so dass es an keiner Stelle langweilig wird, auch wenn man den Roman innerhalb ein paar Tagen, also sozusagen „am Stück“, liest. Ich werde mir den Namen Martha Wells definitiv merken, weil sie der Science Fiction irgendwie auch eine neue Richtung verliehen hat, die mir gefällt. Alles, das in dieser technisch hochentwickelten Welt spielt, wirkt authentisch, aber durch die permanente Erwähnung von Serien zieht sich auch ein zeitgenössischer Faktor durch die Handlung, der die Glaubwürdigkeit der Handlung unterstützt. Ich fühlte mich durchgehend gut unterhalten und mehr habe ich von dem Werk auch nicht erwartet.

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Fazit: Ein Cyborg wird menschlich. Unterhaltsam, spannend und amüsant.

©2020 Wolfgang Brunner für Buchwelten