Galaxias von Stephen Baxter

Erschienen als Taschenbuch
im Heyne Verlag
insgesamt 651 Seiten
Preis: 16,00 €
ISBN: 978-3-453-32248-6
Kategorie: Science Fiction

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Stephen Baxters neuester Roman mit dem Titel „Galaxias“ mag für den ein oder anderen Fan anfangs langatmig und relativ unspektakulär wirken. Das liegt daran, dass Baxter eine interessante Ausgangssituation verwendet, um diese dann mittels vieler Gespräche aufarbeitet, in denen sich eine drohende Gefahr für die Menschheit herauskristallisiert. „Galaxias“ ist kein Science-Fiction-Roman, der im Weltall spielt, sondern in erster Linie auf der Erde handelt. Der Leser begleitet verschiedene Personen bei ihrer Aufgabe, ein unheimliches Phänomen zu enträtseln. Dies passiert mittels vieler Gespräche auf politischer und wissenschaftlicher Ebene was natürlich für den ein oder anderen tatsächlich etwas langatmig wirken könnte. Mir persönlich hat dieses Vorgehen allerdings sehr gefallen, weil es die außergewöhnliche Situation authentischer machte. So wie man es von Baxter gewohnt ist, wird das Verschwinden der Sonne, so gut und verständlich wie es geht, auf wissenschaftliche Art und Weise erklärt. Der Schreibstil ist wie gewohnt sehr flüssig und aus meiner Sicht eben alles andere als langweilig. Sicherlich hätten die Charaktere noch etwas vertieft werden können, aber das empfand ich als gar nicht so schlimm, weil es ja vielmehr um das Entschlüsseln des Mysteriums ging. Zumindest aus meiner Sicht empfand ich dieses Vorgehen als absolut nicht störend.

„Galaxias“ erinnerte mich so manches Mal an die Science-Fiction-Romane der 1970er-Jahre, die eine Gefahr aus dem Weltraum behandelten und den Kampf der Menschheit ums Überleben beschrieben. Baxter gibt der Handlung durch seine wissenschaftlichen Ansätze einen interessanten Rahmen, der durchaus plausibel erscheint. Ich könnte mir dieses Buch durchaus als äußerst spannenden Film vorstellen. Und dann, wenn man nach mehreren hundert Seiten denkt, dies wäre zwar ein typischer Roman von Steven Baxter, der allerdings nicht auf epische Weise endet, wird man eines Besseren belehrt. Denn „Galaxias“ nimmt gerade auf den letzten Seiten noch gewaltig an Fahrt auf und zeigt eine Prämisse, die für Baxters Romane typisch ist: bombastisch, episch und über die Grenzen hinausgehend. Gerade das Ende hat mich als großen Baxter-Fan wieder äußerst zufrieden gestimmt, weil es Bilder vor meinem inneren Auge entstehen ließ, die ich von seinen Romanen gewohnt bin. „Galaxias“ endet episch, zumindest aus meiner Sicht, und bleibt genau aus diesem Grund, wie alle Bücher von Steven Baxter, in meinem Gedächtnis haften. Wo Baxter draufsteht ist letztendlich auch Baxter drin. Ich freue mich schon jetzt auf das neue Abenteuer dieses außergewöhnlichen Autors.
Die volle Punktzahl erreicht der Roman allerdings nicht ganz, da es eindeutig bessere Geschichten von Stephen Baxter gibt.

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Fazit: Eine faszinierende Ausgangssituation entwickelt sich zu einem Epos.

©2023 Wolfgang Brunner für Buchwelten

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Last Human von Zack Jordan

Last Human - Allein gegen die Galaxis

Erschienen als Taschenbuch
im Heyne-Verlag
insgesamt 542 Seiten
Preis: 15,99 €
ISBN: 978-3-453-31885-4
Kategorie: Science Fiction

Sarya ist der letzte Mensch im Universum und muss ihre wahre Identität vor unzähligen Aliens, die die Watertower Station bevölkern, verbergen. Sie wird von einer riesigen Alienspinne aufgezogen, bis ein Kopfgeldjäger auf die Raumstation kommt und nach ihr sucht. Sarya flieht und versucht herauszufinden, warum die Menschheit vernichtet wurde. Dabei kommt sie einer riesigen Verschwörung auf die Spur …

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Das erste Drittel dieses Romans hat mich alleine schon wegen des außergewöhnlichen Plots vollkommen in den Bann gezogen: Ein Menschenkind wird von einer riesigen Alienspinne aufgezogen. Jordan beschreibt dieses Szenario so detailliert, bildhaft und glaubwürdig, dass man meint, man wäre mittendrin und hautnah mit dabei. Das hat mich wirklich tief beeindruckt und auf der Seite www.thelasthuman.com kann man Bilder von Jordans Freund sehen, der einige dieser Szenen gemalt hat. Es ist absolut erstaunlich, denn genau so habe ich mir das während des Lesens auch vorgestellt. 😉
Dieser Einstieg in eine Geschichte, die mich so manches Mal an die früheren Werke von Stephen Baxter erinnert hat, entwickelt sich dann aber immer mehr zu einem epischen, bombastischen SF-Roman, den man nicht mehr so schnell vergisst. Dennoch wäre ich noch gerne länger auf der Raumstation geblieben und hätte die Gespräche und Handlungen der Spinne und dem Menschenkind weiterverfolgt.

Der Übergang und die Entwicklung zu einer anderen Handlung beginnt mit Saryas Flucht und setzt zum einen ein enormes Durchhaltevermögen und zum anderen eine gewisse philosophische Ader beim Leser voraus. Ansonsten wird die Handlung vielen zu schwerfällig, kompliziert und manchmal sogar etwas langatmig erscheinen. Es lohnt sich aber auf alle Fälle am Ball zu bleiben, denn Jordan entwickelt eine Welt, die dermaßen fantastisch ist, dass man auch nach der Lektüre dieses Buch noch darüber nachdenkt. Der Autor beschreibt komplizierte Vorgänge sehr verständlich und kurzweilig, so dass ich wieder beim Vergleich mit Stephen Baxter lande, der diese Gabe ebenfalls beherrscht. Alleine deshalb wird Zack Jordan für Baxter-Fans schon interessant sein.

Jordans Schreibstil ist nicht unbedingt einfach, was aber an der entsprechenden Thematik liegt. Hat man sich aber erst einmal daran gewöhnt, so fliegt man nur so durch die Seiten, obwohl man oftmals über das Gelesene nachdenken muss. „Last Human“ ist episch, obwohl es eigentlich nur um eine einzige Person geht. Jordan entwirft eine „innere Welt“, in der man sich gerne auch einmal aufhalten würde. Sicherlich hätte man die ein oder andere Szene tatsächlich streichen können, doch im Nachhinein hat alles dann doch irgendwie seinen berechtigten Platz im großen Ganzen. Für mich stellte dieses Buch einen großartigen Ausflug im Science-Fiction-Genre dar. Und wenn man dem Nachwort des Autors glauben darf, so geht die Geschichte vielleicht sogar noch eines Tages weiter. Mich würde es jedenfalls freuen.

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Fazit: Außergewöhnlicher SF-Roman mit einem sehr genialen Einstieg.

©2020 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Outland – Der geheime Planet von Dennis E. Taylor


Erschienen als Taschenbuch
im Heyne Verlag
insgesamt 462 Seiten
Preis: 14,99 €
ISBN: 978-3-453-31933-2
Kategorie: Science Fiction

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Eine Gruppe aus Physikstudenten entdecken bei einem Experiment ein Portal, das in eine andere Dimension, eine Parallelwelt, führt. Sie wollen das Ganze erst einmal geheimhalten, doch als im Yellowstone-Nationalpark ein Supervulkan ausbricht und droht, durch seinen Ascheregen die Menschheit zu vernichten, sehen die Studenten in einer Flucht durch das Portal den einzigen Fluchtweg. Doch niemand kennt die Welt auf der anderen Seite und kann mit Sicherheit sagen, ob sie auch wirklich sicher ist.

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Wenn man die anderen Bücher von Dennis E. Taylor gelesen hat, so wird man anfangs überrascht sein, dass der Autor auch „normal“ schreiben kann und sich nicht erneut auf eine außergewöhnliche Story und Schreibweise konzentriert. „Outland“ wirkt im ersten Moment, und vor allem in der ersten Hälfte, wie ein Roman aus der Feder von Michael Crichton oder Peter Clines: Ein Wissenschaftsthriller, der gut verständlich geschrieben und unheimlich spannend ist. „Outland – Der geheime Planet“ liest sich so flüssig, dass man das Buch in einem Rutsch durchlesen könnte. Das allein unterscheidet es schon von den anderen Werkend es Autors, die viel komplexer und komplizierter aufgebaut sind. Das tut aber dem Unterhaltungswert absolut keinen Abbruch und zeigt, dass Taylor vielseitig ist und es auch beherrscht, einen reinen Abenteuerroman zu schreiben.

Das Buch teilt sich aus meiner Sicht in zwei Teile ein. In der ersten Hälfte begleitet der Leser eine Gruppe Studenten, die eine bahnbrechende Entdeckung machen. Diesen Teil empfand ich persönlich als sehr spannend und atmosphärisch, weil er mich teilweise an die Abenteuergeschichten eines Michael Crichton, aber auch Jules Verne erinnerte. Die Geschichte las sich fast wie ein Jugendbuch und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Im zweiten Teil entwickelt sich das Ganze dann zu einem Katastrophenszenario und Überlebenskampf, was zwar immer noch außerordentlich gut zu lesen war, aber die Stimmung der ersten Hälfte irgendwie zunichte machte. Das soll jetzt nicht heißen, dass mir diese Entwicklung nicht gefallen hat, aber eine Fortführung im Stil des ersten Teils hätte mir bedeutend besser gefallen. Nichtsdestotrotz wollte ich dennoch unbedingt wissen, wie es weitergeht und allein diese Tatsache spricht schon dafür, dass es sich um ein gutes Buch handelt. 😉

Dennis E. Taylor hat mit seinen vorherigen Büchern bewiesen, dass er außergewöhnliche Plots schreiben kann, mit diesem Werk bedient er allerdings auf ganzer Linie den Mainstream. Zeigte er mit mit seiner Bobiverse-Trilogie noch, dass er dazu imstande ist, unmöglich Erscheinendes begreifbar zu erklären, so geht er mit dem vorliegenden „Outland – Der geheime Planet“ einen bedeutend einfacheren Weg, in dem er zwar in der ersten Hälfte versucht, fundiertes Wissen über Quantenmechanik einzuflechten, dies aber im Verlaufe der Handlung immer mehr zugunsten von klischeehaften Ereignissen bleiben lässt. Wie gesagt, das ist nicht schlecht und liest sich auch sehr gut, aber die Raffinesse seiner Vorgänger erreicht es leider nicht mehr. Dazu ist „Outland – Der geheime Planet“ einfach zu simpel gestrickt. Dennoch vergebe ich vier Punkte für einen äußerst unterhaltsamen Roman, der sehr bildhaft geschrieben ist.

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Fazit: Gelungener Abenteuerroman, der allerdings die Raffinesse von Taylors anderen Büchern nicht erreicht.

©2020 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Die Singularitätsfalle von Dennis E. Taylor

falle

Erschienen als Taschenbuch
im Heyne Verlag
insgesamt  496 Seiten
Preis: 14,99 €
ISBN: 978-3-453-31934-9
Kategorie: Science Fiction

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Ivan Pritchard  heuert auf der »Mad Astra« an, um endlich einmal genügend Geld zu verdienen, dass es ihm und vor allem seiner Familie gut geht. Doch als er auf einem Asteroiden eine mysteriöse Substanz berührt, verwandelt er sich nach und nach in einen Mann aus Metall. Der Mensch Pritchard wird zu einer Art Künstlichen Intelligenz, die allerdings nichts Böses gegen die Menschheit im Sinn hat, sondern eher das Gegenteil. Pritchard versucht zwischen den Menschen und der außerirdischen Rasse, die immer mehr von ihm in Besitz nimmt, zu vermitteln.

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Nach Bob Johansson geht nun mit Ivan Pritchard ein ähnlicher Protagonist an den Start, der sich vom Menschen zu einer Künstlichen Intelligenz weiterentwickelt. Sicherlich wirkt das ganze Szenario ein wenig „abgekupfert“ – aber was, frage ich mich, ist daran schlimm? Einige Leser empfanden das wohl nicht so gut, was ich allerdings nach Genuss der Lektüre nicht sagen kann. Mit ähnlichem Witz nimmt Dennis E. Taylor den Leser auf eine ähnlich verrückte Reise mit, wie er es bereits mit seiner Bobiverse-Trilogie machte. Ich habe mich erneut amüsiert und das Buch nahezu in einem Rutsch durchgelesen, weil es mich gefesselt hat. In einer Mischung aus „Iron Man“ und „Der 200 Jahre Mann“ beschreibt Taylor die Verwandlung des Protagonisten und, auch wenn Parallelen zu Bob Johansson erkennbar sind, so war Ivan Pritchard für mich niemals eine „Kopie“, sondern besaß eine ganz eigene Charakterzeichnung.

So manch einer wird natürlich sagen, dass das Thema Künstliche Intelligenz heutzutage nichts Bahnbrechendes mehr darstellt (was im Grunde genommen auch so ist), aber Taylors Humor macht da, aus meiner Sicht zumindest, viel wett. Ich habe mich jedenfalls köstlich amüsiert und auch unterhalten. Letztendlich könnte es sich bei „Die Singularitätsfalle“ durchaus um den ersten Teil einer weiteren Trilogie handeln, denn die Story könnte ohne weiteres fortgesetzt werden. Und auch wenn sie an die Erstlingswerke von Taylor erinnern, könnte sich da noch einiges Interessantes entwickeln. Ich persönlich mag den Protagonisten, der mir während des Lesens auf ähnliche Weise sympathisch wurde wie Bob. Die Infizierung mit der außerirdischen Substaz wurde sehr bildhaft und spannend beschrieben, so dass ich nach jedem Kapitel wissen wollte, wie es weitergeht.

„Die Singularitärts-Falle“ ist, wie schon erwähnt, nichts bahnbrechend Neues auf dem Science-Fiction-Sektor, aber passable Unterhaltung. Für mich nach wie vor ein Aspekt, warum ich die Romane von Dennis E. Taylor so mag, ist die nicht ganz alltägliche und oftmals außergewöhnliche Schreibweise des Autors, der seine Geschichten nicht auf eine einfache, sondern extravagantere (aber nicht komplizierte) Art und Weise erzählt und sich dadurch ein wenig vom Mainstream abhebt. Hinzu kommen die angenehm kurzen Kapitel, die dazu beitragen, dass man eigentlich immer eines mehr liest, als man eigentlich wollte. 😉
Das Buch hat es natürlich schwer, nach der epischen Bobiverse-Trilogie die Erwartungen zu erfüllen. Aber aus meiner Sicht hat es Taylor dennoch geschafft, einen zufriedenstellenden Nachfolgeroman zu schreiben, der mindestens ebenso, wenngleich auf etwas andere Art und Weise, faszinieren kann. Ich kann diesen Roman jedem Science-Fiction-Fan nur nahelegen.

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Fazit: Spannend, teils humorvoller und kurzweiliger Erstkontakt-Roman.

©2020 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Robo Sapiens von C. Robert Cargill

sapiens

Erschienen als Taschenbuch
im Heyne Verlag
insgesamt  414 Seiten
Preis: 14,99 €
ISBN: 978-3-453-32006-2
Kategorie: Science Fiction

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Die Menschheit existiert nicht mehr. Künstliche Intelligenzen, Roboter, haben die Weltherrschaft übernommen und bekämpfen sich gegenseitig. Und sie kämpfen um ihr Überleben. Dies ist die Geschichte von Brittle, einem Roboter, der in eine Auseinandersetzung zwischen K.I.s und Supercomputern gerät …

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C. Robert Cargills „Robo Sapiens“ liest sich nach einer Weile tatsächlich wie eine Fortführung von Isaac Asimovs „Robotergeschichten“. Cargil entwirft eine dystopische Zukunftswelt, bei der man hin und wieder an die Mad Max-Filme denkt, in der aber die Menschheit nicht mehr existiert. Diese Ausgangssituation und die Tatsache, dass Maschinen die Macht übernommen haben, könnte auch aus den Anfangsgeschichten um Dune, den Wüstenplaneten, von Brian Herbert und Kevin J. Anderson stammen. Die Welt wird sehr anschaulich beschrieben, so dass man sich das ganze sehr gut als Film vorstellen kann. Cargill führt Asimovs Idee, dass Roboter auch Emotionen spüren können, ganz im Geiste des Romans „Der 200 Jahre Mann“ fort, den Asimov zusammen mit Robert Silverberg verfasst hat.

Der Schreibstil des Autors ist zwar nicht hoch literarisch, sondern eher einfach, dafür aber äußerst flüssig zu lesen. Das führt dazu, dass man durch die Seiten nur so fliegt. Ich weiß nicht mehr genau, an welchem Punkt genau das Gefühl eintrat, doch irgendwann ist einem zwar noch durchaus bewusst, dass die Protagonisten Roboter sind, aber man beginnt, mit Ihnen zu fühlen, als wären sie Menschen. Diese Vermenschlichung ist Cargill hervorragend und vor allem sehr glaubwürdig gelungen. „Robo Sapiens“ ist ein wirklich lesenswerter Science-Fiction-Roman, der eine zwar nicht neue Idee zeigt, aber eine vorhandene, nämlich die von Isaac Asimov, auf geniale Weise fortführt. Ich hatte unglaublichen Spaß, den (weiblichen) Roboter Brittle auf seiner Reise durch eine menschenleere Welt zu begleiten. Die Handlung mag auf den ersten Blick durchschaubar und einfach wirken, ist man aber erst einmal am Ende angelangt, so bietet der Plot unendliche Möglichkeiten für etwaige Fortsetzungen. Ich könnte mir also  durchaus vorstellen, dass „Robo Sapiens“ der Auftakt einer Reihe ist, in der das Leben von Robotern, die die Herrschaft über unsere Erde angetreten haben, ausführlich beschrieben wird.

Gerade die zerstörte Welt, in der sich die Handlung abspielt, ist faszinierend und filmreif. Es könnte also durchaus sein, dass man eines Tages die Geschichte um Brittle auf der Kinoleinwand zu sehen bekommt. Spannend und effektiv wäre der Plot auf jeden Fall. Ich werde den Autor im Blick behalten, denn seine Schreibweise und auch die bildhaften Beschreibungen haben mir sehr gut gefallen.

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Fazit: Spannender, dystopischer SF- Roman, der in einer von Robotern beherrschten Welt spielt.

© 2019 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Treibsand – Was es heißt ein Mensch zu sein – von Henning Mankell

TreibsandErschienen als gebundene Ausgabe
im Zsolnay Verlag
384 Seiten
24,90 €
ISBN: 978-3-552-05736-4

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Henning Mankell schreibt über sein Leben. Er erzählt von seiner Kindheit, Lebensstraßen, Ängste, Sorgen und Hoffnungen. Es geht ums Mensch sein, Erinnerungen, und der Treibsand der Angst seine Krebserkrankung zu entkommen.

Zitat Henning Mankell: „… ein Buch darüber, wie die Menschheit gelebt hat und lebt und wie ich mein eigenes Leben gelebt habe …“

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Henning Mankell. Wahrscheinlich zu allererst durch seine bekannteste Romanfigur Kurt Wallander, die sogar Krimis verfilmt wurden.

Geschrieben hat er aber viel mehr. Einige Afrika-Romane und viele verschiedene Kinderbücher (die meine Kinder zum Teil sogar als Schullektüre durchgenommen haben). Aber eigentlich hat Henning Mankell Theaterstücke geschrieben und Krieg Theaterregisseur. Er hat auch Theater geleitet.

Aber wer war Henning Mankell eigentlich? Wurde er erlebt, war er da, wie geht er mit seiner Krankheit um?

The Wall of the Church of the Henning Mankell erzählt, wie und warum er zB die Figur Kurt Wallander erdacht hat, woher er die Inspirationen für seine (teilweise auch sehr brutalen und heftigen) Krimis genommen hat, der wird enttäuscht werden. Irgendwann um Seite 360 ​​rum erwähnt Henning Mankell mal Kurt Wallander, im Zusammenhang einer schwedischen Insel, die er besucht hat. Das war es in dieser Beziehung aber auch.

Dennoch hat Henning Mankell sehr viel erzählt. Natürlich auch über seine Kindheit, diese Erinnerungen haben ihn begleitet und beschäftigt, nachdem er am 08. Januar 2014 erfuhr, dass er an Krebs erkrankt ist.

Aber auch grundsätzliche Fragen haben ihn beschäftigt. Wie gehen wir mit unserer Welt um? War hinterlassen wir den Generationen sterben in 1.000 Jahren auf der Erde leben? Nur Atommüll, vor dem wir warnen oder den wir einfach vertuschen?

Das Buch war traurig, natürlich, denn wir alle wissen, dass Henning Mankell kurz nach der Veröffentlichung des Romans am 5. Oktober 2015 von seiner Krebserkrankung erlag. Aber ich habe auch sehr viel gelernt. Unter anderem viel Historisches, von dem ich wirklich nie hatte.

Ein Beispiel, das auch kein Spoiler ist:

Die Kadaver-Synode im Jahre 897. Hier hat (wirklich!) Papst Stephan VI den bereits seit 9 Monaten verstorbenen Papst Formosus aus seinem Sarkophag holen lassen. Erlaubt ihn in seinem volles Ornat kleiden und setzt ihn auf die Anklagebank, um ihn zu verurteilen und ihm nach seinem Tode rückwirkend das Pontifikat zu entziehen. Dazu gibt es ein Gemälde des Malers Jean-Paul Laurens, das im Buch abgebildet ist (schaut mal im Internet nach).

Mir hat das Buch viel gegeben. Natürlich regt es zum Denken an, es macht traurig und melancholisch, denn auf jeder Seite konfrontiert uns Henning Mankell mit unserer Sterblichkeit, die wir alle so gerne verdrängen. Das klappt bei der Lektüre jedoch Nicht wirklich.

Ein schöner Abschied von einem ganz großen Mann aus Schweden. Mach’s gut Henning Mankell. Ich wünsche Dir, dass Du nicht zu lange tot bist.

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© Marion Brunner für Buchwelten 2017

LEVEL von Hugh Howey

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Level

Erschienen als gebundene Ausgabe
(mit Lesebändchen)
im PIPER Verlag
432 Seiten
19,99 €
ISBN: 978-3-492-05647-2

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Donald ist eigentlich Architekt, schafft es jedoch mit Senator Thurmans Hilfe als Abgeordneter in den Senat. Er ist natürlich sehr stolz auf diesen Erfolg, und als der Senator ihn mit der Planung und dem Bau eines gigantischen unterirdischen Silos beauftragt, zweifelt er keinen Moment am genannten Nutzen des Teils. Das Silo muss angeblich als zusätzliche Schutzmaßnahme neben einem geplanten Endlager für radioaktive Brennstäbe erbaut werden.

Als es dann am Tage der Einweihung der Anlage zur Katastrophe kommt, flüchten sich die Menschen in die erbauten Silos, auch Donald gelingt die Flucht in eines der unterirdischen Wohnanlagen. Mit dem Wechsel des Lebens von der überirdischen Welt, die durch den Kollaps unbewohnbar geworden ist, in die unterirdische, beginnt nicht nur für Donald ein Leben, wie man es sich nicht annähernd vorstellen kann.

Macht, Intrigen, Rebellion und Aufstände beherrschen das Leben in den Silos und nach und nach kommt Troy, der Leiter des Silo 1 dahinter, dass sein eigenes Schicksal mit dem der mächtigen Gründer der Silos verbunden ist ….

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Level ist der zweite Teil der Silo-Reihe, der jedoch keine Fortsetzung, sondern ein Prequel ist, somit also die Vorgeschichte zu SILO erzählt. Wusste man in SILO nicht wirklich, in welchem Jahr die Geschichte spielt, so sind hier in LEVEL die Jahreszahlen benannt. Und Hugh Howey springt zwischen den Jahren hin und her, sodass ich mir ab der Hälfte des Buches etwa einen Spickzettel zugelegt habe, damit ich nicht den Überblick verliere. Denn auch zwischen zwei Zeitsprüngen hat der Autor gerne nochmal eine Rückblende eingebaut.

Der Autor beginnt den ersten Teil mit der Zeit vor dem Bau und dem anschließenden Bau der Silos, und springt dann immer wieder in eine Zeit, in der die Menschheit schon geraume Zeit dort unten lebt.

Dann eröffnet Howey im Laufe der Handlung immer wieder neue Handlungsstränge, die sich schlussendlich auch verbinden, wobei ich einen Handlungsstrang für die „Auflösung“ nicht unbedingt als wichtig erachtet habe, aber nun gut. Deshalb war er nicht weniger interessant 🙂

Hugh Howey hat den Spannungsbogen gut gespannt und seine Charaktere wieder gut ausgearbeitet. Ich kam in Laufe der Geschichte recht schnell auf die anstehenden „Auflösungen“, allerdings empfand ich sie nicht als zu absehbar. Als aufmerksamer Leser, der sich noch gut an den ersten Teil SILO erinnern kann, kann man aber gut folgen. Von daher war für mich das Ende auch nicht wirklich überraschend. Ich muss jedoch gestehen, dass ich während der Lektüre SILO mindestens viermal in der Hand hatte, um mir Figuren aus dem ersten Buch noch einmal anzuschauen und mir meine Vermutungen zu bestätigen.

PIPER präsentiert den Roman wieder als gebundene Ausgabe mit Lesebändchen. Dass der Verlag aber in diesem zweiten Teil an einem schönen Hingucker des Erstlings SILO gespart hat, verstehe ich nicht wirklich und finde es auch schade. Denn bei Silo war der Schnitt ringsherum passend zum Cover in knallgelb gefärbt. In diesem Teil hätte ein türkis oder ähnliches sehr gut gepasst, der Schnitt wurde in LEVEL aber gar nicht farbig gefertigt.

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Mein Fazit: 5 Sterne für einen gelungenen Teil 2, der eher ein Prequel und keine Fortsetzung ist, sich jedoch im Laufe der Handlung an SILO heranarbeitet. Ausgestattet mit einem guten Handlungsbogen und charakterstarken Figuren, gefällt er mir sogar besser als Teil 1. Ein fesselndes, dystopisches Science Fiction Abenteuer.

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Ich danke dem PIPER Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

(Quellen der Videos: Piper.de)

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Rezension auf Buchwelten zu SILO

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© Buchwelten 2014