Ganz gewöhnliche Monster von J.M. Miro

Erschienen als gebundene Ausgabe
im Heyne Verlag
insgesamt 796 Seiten
Preis: 24,00 €
ISBN: 978-3-453-32232-5
Kategorie: All Age, Mystery, Abenteuer

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Dr. Berghast lässt Kinder , die eine besondere Gabe besitzen, auf der ganzen einsammeln, um sie auf seinem Anwesen, dem Cairndale-Institut, zu versammeln. Was die Kinder nicht wissen: Sie sind Teil eines Plans und besitzen nicht nur außergewöhnliche Fähigkeiten, sondern sind auch dazu imstande, eine geheimnisvolle Welt zu öffnen, die in das Reich der Toten führt …

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Der Klappentext machte mich bei diesem Buch unglaublich neugierig und ich wurde in keiner Weise enttäuscht. Miros Roman ist ein All – Age – Roman, der wie eine wilde Mischung aus Büchern und Filmen wie „Harry Potter“, „Die Insel der besonderen Kinder“, „Oliver Twist“, „Stranger Things“ und „X – Men“ wirkt. An manchen Stellen sind diese Vergleiche sehr offensichtlich, sodass ich manchmal überlegte, dem Gesamtwerk einen Stern Abzug zu geben. Aber letztendlich werden diese Anspielungen, womöglich sollten sie auch liebevolle Hommagen darstellen, so geschickt von Miro in die eigenständige Handlung eingearbeitet, dass es eben nicht wie eine plumpe Kopie wirkt. „Ganz gewöhnliche Monster“ ist ein Abenteuer, wie man es sich von einem solchen Buch wünscht: faszinierend, spannend, fesselnd und auf hohem Niveau geschrieben. Gerade der Schreibstil hat mich enorm begeistert und gepackt. Miro schreibt sehr hochwertig und kann gut mit Worten umgehen.

Vielen mag die Geschichte zu langatmig erzählt sein, ich hingegen empfand gerade diese langsame, ruhige Vorgehensweise als äußerst angenehm, zumal man wissen sollte, dass es sich bei dem vorliegenden Roman um den ersten Teil einer geplanten Serie (Trilogie?) handelt. Man spürt bereits am Anfang, dass da etwas Großes, Episches auf einen zukommt. Das vorliegende Buch muss als Einführung in die Geschichte angesehen werden. Es bringt uns die Charaktere und die Welt näher, bevor es mit einem aufsehenerregenden Finale für die Fortführung im zweiten Band vorbaut. Gerade das Ende ist Miro phänomenal gelungen und lässt ein Gefühl nach Abenteuer in einem wachsen, wie es noch aus meiner Kindheit kenne.

Irgendwie wirkte „Ganz gewöhnliche Monster“ auf mich wie eine Erwachsenen-Version von Harry Potter, obwohl sich die Handlung deutlich unterscheidet. Aber die Atmosphäre schlägt gleich zu Anfang einen düsteren Weg ein, wie man ihn bei Potter erst von den letzten Bänden kennt. Gerade die Welt jenseits eines Portals, die Miro zwar in seinem ersten Buch bereits beschreibt, die aber offensichtlich in Band 2 eine weitaus größere Rolle spielt, ist mystisch und verspricht, extrem spannend und faszinierend zu werden.
Ich habe dieses Buch jedenfalls trotz seines gigantischen Umfangs von fast 800 Seiten genossen und kann das Erscheinen von Band 2 kaum erwarten.
Wer komplexe, mystische Geschichten mag, die sich Zeit lassen, dürfte hier seine helle Freude haben. Einziger Wermutstropfen sind die doch immer wieder vorkommenden Rechtschreibfehler, die zwar beim Umfang des Buches nicht wirklich gravierend, nichtsdestotrotz störend sind.

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Fazit: Ruhiger Einstieg in eine epische All-Age-Abenteuergeschichte.

©2023 Wolfgang Brunner für Buchwelten

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Der mexikanische Fluch von Silvia Moreno-Garcia

Der mexikanische Fluch von Silvia Moreno-Garcia

Erschienen als gebundene Ausgabe
im Limes Verlag
insgesamt 412 Seiten
Preis: 22,00 €
ISBN: 978-3-8090-2747-8
Kategorie: Mystery, Drama, Belletristik

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Die junge Noemí erhält einen Brief von ihrer Cousine, die in einem abgelegenen Herrenhaus in den mexikanischen Bergen lebt und behauptet, dass ihr Mann sie vergiften will.
Noemí begibt sich auf die Reise in die Einöde und entdeckt, dass ihre Cousine nicht nur untertrieben hat, sondern dass das Haus und die Familie, in die eingeheiratet hat, ein düsteres Geheimnis umgibt.

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Nachdem man Silvia Moreno-Garcias Roman zu Ende gelesen hat, muss man unweigerlich zugeben, dass man gerade ein unheimlich atmosphärisches und meisterhaft geschriebenen Werk gelesen hat, an das man sich noch lange erinnern wird. Die ersten beiden Drittel wirken wie ein Roman aus der Feder von Shirley Jackson, die mit „Spuk in Hill House“ oder „Wir haben schon immer im Schloss gelebt“ eine ähnliche Stimmung erschaffen hat, wie Moreno-Garcias mit der vorliegenden Geschichte. Die Leser werden eingelullt in eine mystische, rätselhafte Handlung, die sehr ruhig und unspektakulär erzählt wird. Die Autorin beschreibt sowohl die Charaktere als auch die Umgebung und die Ereignisse sehr bildhaft, sodass man teilweise filmreife Bilder im Kopfkino erhält, die die bedrückende und teils bedrohliche Atmosphäre noch unterstreichen. Das Herrenhaus wirkt wie aus alten Schwarzweißfilmen und man ist hautnah bei den Geschehnissen dabei. Auf den ein oder anderen mag die Familiengeschichte und die darum verwobenen Rätsel etwas langatmig wirken, aber diesen Lesern sei nur gesagt: Durchhalten bis zum zweiten Drittel, denn dann nimmt die Geschichte zum einen eine unerwartete Wendung und wird zu anderen zu einem absoluten Pageturner, den man nicht mehr aus der Hand legen will.

Der Aufbau erfolgt, im Nachhinein betrachtet, sehr geschickt, weil sich die Bedrohung und das Familiengeheimnis erst allmählich herauskristallisiert und die Leser diesbezüglich ähnlich wie die Protagonistin lange Zeit im Dunkeln tappen. Das lange Finale könnte dann spannender und actionreicher nicht sein. Insgesamt erinnert die Handlung und die Atmosphäre „Der mexikanische Fluch“ an Filme wie die bereits erwähnte Litertaturverfilmung „Spuk in Hill House“ oder Guillermo del Toros „Crimson Peak“, also mit einem durchgehenden Hauch von gotischem Grusel. „Der mexikanische Fluch“ wirkt wie ein literarischer alter Schwarzweißfilm, eine Reinkarnation des alten Schauerromans, wie man sie etwa von Mary Shelley kennt. Moreno-Garcia schreibt in ähnlicher Weise, aber eben ein Stück moderner, was den Roman für heutige Lesegewohnheiten eindeutig leichter lesen lässt wie alte Klassiker. Und dennoch fühlt sich die vorliegende Geschichte tatsächlich wie ein wiederauferstandener Klassiker in neuem Gewand an: unheimlich, dekadent, erotisch und mysteriös. Hat man sich erst einmal an die relativ ruhige, unspektakuläre und niveauvolle Erzählweise gewöhnt, möchte man das Herrenhaus mit ihren unheimlichen, zwielichtigen Bewohnern gar nicht mehr verlassen.
Aus solchen Geschichten werden Filme gemacht.

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Fazit: Enorm atmosphärisches Haunted-House-Drama mit einer durchdachten Handlung.

©2022 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Schicksalsmelodie von Rainer Mauelshagen

Erschienen als Taschenbuch
bei BoD
insgesamt 192 Seiten
Preis: 8,90 €
ISBN: 978-3-75681486-2
Kategorie: Drama, Liebe, Mystery, Belletristik.

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Kai, Julias über alles geliebter Ehemann, stirbt bei einem Verkehrsunfall. Durch dieses schreckliche Ereignis droht die Welt der Witwe und deren Kinder zusammenzubrechen. Auf den Vorschlag ihrer Eltern, für eine Weile nach Mallorca zu ziehen, reagiert sie erst ungehalten, erklärt sich dann aber bereit, diese Ablenkung doch zu versuchen. Dort lernt sie Àlvaro, einen Pianisten kennen, der sie ein wenig an Kai erinnert. Julia verliebt sich, hat aber dennoch immer wieder ein schlechtes Gewissen gegenüber ihrem verstorbenen Ehemann. Doch dann entpuppt sich ihre neue Liebe immer mehr zu einer entscheidenden Wendung ihres neuen Lebens …

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„Schicksalsmelodie“ ist mein erstes Buch von Rainer Mauelshagen und es wird definitiv nicht das letzte von ihm sein, das ich mir zu Gemüte führen werde. Sein Schreibstil ist unglaublich gut und angenehm zu lesen. Schon nach den ersten Seiten hat mich der Autor mit seiner Geschichte in den Bann gezogen., Das lag vor allem an dem erwähnten Schreibstil, zum anderen aber an der faszinierenden Art und Weise, wie Mauelshagen seine Geschichte erzählt. Es steckt unglaublich viel zwischen den Zeilen (vor allem in der zweiten Hälfte) und man wird förmlich gezwungen, über bestimmte Dinge seines eigenen Lebens nachzudenken. Das Ganze passiert absolut unaufdringlich, sondern geschieht auf sanfte Weise. Die Geschichte, die Mauelshagen erzählt, ist eine tragische, aber alles andere als hoffnungslose. Die Protagonisten sind allesamt greifbar in ihren Gedanken und Überlegungen und machen das Buch daher sehr glaubhaft. Vor allem die Zweifel, die Julia plagen, sind nachvollziehbar und emotional absolut gelungen. „Schicksalsmelodie“ ist eine Geschichte über eine Liebe, die bis über den Tod hinaus besteht, aber auch eine Parabel über das Loslassen. Ein Hauch von Mystery und Übernatürlichem liegt über dem Ganzen und lässt die Erzählung im Nachhinein wie einen wunderschönen, melancholischen Traum erscheinen, den man trotz aller Tragik sehr gerne träumt.

Rainer Mauelshagens Geschichte ist wunderschön geschrieben und vermittelt eine Lebensphilosophie, derer sich jeder annehmen sollte. Es ist schon relativ selten, dass man einen Liebesroman in den Händen hält, der nicht kitschig, sondern eindringlich und emotional stimmig ist. Und das auch noch von einem männlichen Autor, der die Gefühlswelt einer Frau so überzeugend beschreibt, dass die Leser in jeder Hinsicht ihre Trauer, Liebe und Verzweiflung versteht und ihren brennenden Wunsch nach einem Neuanfang durchaus nachvollziehen kann.
Gerade die mystische und teils esoterische Entwicklung der Geschichte hat mich vollends vom Talent des Schriftstellers überzeugt. Es mag vielleicht nicht jedermanns Sache sein, sich auf eine solche Prämisse einzulassen, aber wer es kann, wird mit einem herzergreifenden Ende belohnt, dass erneut zum Nachdenken einlädt. Autoren wie Rainer Mauelshagen, die so gekonnt mit Sprache umgehen können, sind heutzutage leider selten geworden. Ich wünschte, es gäbe noch mehr solcher Schriftsteller und Schriftstellerinne, die ihre Werke qualitativ hochwertig zu schreiben, obwohl sie dabei wissen, kein größeres Publikum damit zu erreichen.

Ein guter Schriftsteller lässt sich nicht durch finanzielle Erfolge definieren, sondern einzig und allein an der Qualität seiner Bücher. In dieser Hinsicht gehört Rainer Mauelshagen für mich bereits nach einem einzigen Buch, das ich gelesen habe, zu einem ganz großen Autor, der es nicht nur schafft, sich gewählt auszudrücken, sondern auch mit „Schicksalsmelodie“ eine außergewöhnliche, ansprechende und emotional ergreifende Geschichte erschaffen hat. Ich freue mich schon auf all die anderen Bücher von ihm und hoffe, dass er uns noch viele weitere Romane beschert.

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Fazit: Außergewöhnliche, emotionale Liebesgeschichte auf sprachlich hohem Niveau.

©2022 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Lex Talionis von Michael Marrak

Erschienen als Taschenbuch
im Memoranda Verlag
insgesamt: 318 Seiten
Preis: 19,90 €
ISBN: 978-3-948616-64-9
Kategorie: Thriller, Krimi, Mystery

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Alexander ‚Lex‘ Crohn hat eine außergewöhnliche Begabung: Durch einen Projektilsplitter in seinem Kopf verstärkt sich seine Gabe, sich durch die Berührung eines Tatgegenstandes in die Vergangenheit eines Mordopfers begeben. Doch während solcher Ermittlungen wird Lex von seiner eigenen Vergangenheit heimgesucht.

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Michael Marrak einmal anders, nämlich außerhalb seines aktuellen Kanon-Universums und anderer Science-Fiction-Geschichten. Und, was soll ich sagen, auch im Thrillerbereich überzeugt mich Marrak ohne Einschränkungen. Sein Schreibstil ist natürlich auch hier sehr gehoben und niveauvoll, wie sollte es schließlich auch anders sein. Aber wenn Marrak seine Geschichte in der realen Welt ansiedelt und sie mit Horror und Mystery würzt, stellt er ohne Frage unter Beweis, dass er auch diese Genre hervorragend beherrscht. Schon während der ersten Seiten gerät der Leser, wie nicht anders von Marrak gewohnt, in einen Sog, der einen nicht mehr loslässt. Die Ideen, die der Autor zu Papier bringt, sind phänomenal und werden so atmosphärisch geschildert, sodass man hautnah mit dabei ist. Marrak scheut sich nicht, die Genregrenzen zu sprengen, was für mich eine zusätzlichen Stern bedeutet, denn gerade diese Symbiose aus verschiedenen Richtungen macht „Lex Talionis“ unglaublich interessant und spannend.

Die Geschichte wirkt an manchen Stellen wie ein Spin-off des Lovecraftschen Universums, was mit Sicherheit beabsichtigt sein dürfte. Doch Marrak hat seinen eigenen Stil und entführt seine Leser gekonnt in eine mystische, fast schon esoterische Welt, wenn man den Protagonisten auf seinen Ausflügen in die sogenannte Echo-Dimension folgen darf. Es sind epische Bilder, die Marrak mit seiner Sprachgewandtheit ins Gehirn der Leser zaubert, Bilder, an die man noch denkt, wenn man schon längst das Buch zugeschlagen und zur Seite gelegt hat. Zwischendurch erinnerte mich die Atmosphäre immer wieder an Filme wie „Constantine“ oder Bücher wie „Das Schweigen der Lämmer“, doch, wie bereits erwähnt, Michael Marrak kopiert nie, sondern verbeugt sich höchstens vor diesen Einflüssen.

Michael Marraks Schreibstil ist ausdrucksstark und sprachlich perfekt. Ich wünschte, es gäbe mehr solcher Schriftsteller, die sich sprachlich so gut ausdrücken können. Marrak ist einer der wenigen, die das wirklich können.
Eines kommt auch bei „Lex Talionis“ auch nicht zu kurz: nämlich der Humor. Ähnlich wie bei seinen anderen Büchern lockert Marrak seine Geschichte mit Witzen auf, die einem während des Lesens ein Schmunzeln auf die Lippen zaubern. Ich muss gestehen, dass ich Marraks Humor wirklich mag und bei seinen Büchern mittlerweile fast schon darauf warte, bis sie zum Zuge kommen. Gerade diese Mischung aus düsterem Setting und gekonntem Wortwitz macht „Lex Talionis“ zu einem außergewöhnlichen Werk. Es handelt sich hierbei um den ersten Band einer zweiteiligen Reihe, sodass einige Handlungsfäden am Ende noch offen oder unbeantwortet bleiben. Umso mehr freue ich mich schon auf den zweiten Teil, der bereits in Arbeit ist und 2023 erscheinen soll.
„Lex Talionis“ ist ein Buch, das man lesen sollte. Vor allem diejenigen, die den Mainstream-Einheitsbrei satt haben und sich schon immer ein genreübergreifendes Abenteuer gewünscht haben.

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Fazit: Beeindruckender Genremix aus Thriller, Krimi, Mystery und Horror.

©2022 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Der Fährmann von Christopher Golden

Erschienen als gebundene Ausgabe
im Buchheim Verlag
insgesamt 370 Seiten
Preis: 23,95 €
ISBN: 978-3-946330-01-0
Kategorie: Horror, Mystery

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Eine persönliche Tragödie, die Janine fast das Leben kostet, bringt sie wieder ihrem Ex-Freund David nahe. Durch ihre Nahtoderfahrung ist sie in Kontakt mit einem Wesen gekommen, das sie in bis in die Realität verfolgt. Gemeinsam mit David versucht Janine, sich diesem übernatürlichen Gegner zu stellen.

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Christopher Golden ist mit „Der Fährmann“ ein tolles, atmosphärisches Buch gelungen, das man nur schwer aus der Hand legen kann (und möchte). Auch wenn es sich hier um einen Horror-Roman handelt, den man fast schon als „klassisch“ bezeichnen könnte, wird in erster Linie eine ganze wunderbare (und irgendwie auch tragische) Liebesgeschichte erzählt. Die beiden Protagonisten (aber auch eine der Nebenrollen) wachsen einem sehr schnell ans Herz und man spürt förmlich die Funken und die gegenseitige Sympathie zwischen den Zeilen. Es macht wirklich unglaublich Spaß, Janine und David dabei zu begleiten, wie sie sich einander (wieder) nähern. Während so mancher Passage musste ich feststellen, dass ich diese Liebesgeschichte fast spannender fand als die Horrorhandlung.

Goldens Schreibstil ist prägnant und erinnerte mich so manches Mal an den von Bentley Little, den ich im übrigen auch sehr schätze. „Der Fährmann“ ist ein Pageturner, der auf keiner Seite langweilt. Egal, ob und was passiert, man ist als Leser mittendrin und möchte wissen, wie es weitergeht. Ich könnte mir die Handlung sehr gut als Film vorstellen, zumal Golden alles sehr bildhaft und detailliert beschreibt.
Im Grunde genommen passiert nicht einmal wirklich viel, und dennoch kann man das Buch nicht zur Seite legen, weil es äußerst spannend und unterhaltsam geschrieben ist. Zum Inhalt des Buches kommt dann auch noch das sehr ansprechende Äußere hinzu, das die „Politik“ des Buchheim Verlages, was die Schönheit eine Buches betrifft, unterstreicht. Die Covergestaltung und die Illustrationen wurden von keinem Geringeren als John Howe gestaltet, der unter anderem bei Peter Jacksons „Der Herr der Ringe“-Trilogie mitgewirkt hat.

Insgesamt ist Christopher Goldens „Der Fährmann“ ein Buch, das mich sowohl äußerlich als auch inhaltlich absolut überzeugt hat und bei dem ich sicher bin, dass ich es eines Tages nochmals lesen werde. In die Hand nehmen werde ich es zwischendurch bestimmt immer wieder einmal, um darin herumzublättern.

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Fazit: Atmosphärischer Pageturner in einer tollen Ausgabe.

©2022 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Tieftraumreisen von Arthur Gordon Wolf

Erschienen als handgebundene Ausgabe
(traditionelle japanische Stabbindung)
im KOVD Verlag
insgesamt 134 Seiten
Preis: 24,99 €
ISBN: Privatdruck – ohne ISBN
Kategorie: Mystery, Fantasy, Science Fiction

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Jaron Silberman möchte endlich einmal wieder schlafen. Da kommt ihm „Ypnotal-VR“ der Firma UMC gerade recht. UMC ist es nämlich gelungen, Träume in die erholsame Tiefschlafphase zu verlegen, wodurch der Schläfer zu einem sogenannten „Oneironauten“ wird, der seine Träume teilweise selbst steuern kann. Doch nicht jeder Traum läuft so ab, wie von Silberman erwartet …

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Willkommen zurück im UMC-Universum von Arthur Gordon Wolf. Und das ist nur eine der vielen guten Nachrichten, die dieses Buch betreffen. Nicht nur, dass man sich als Fan und Leser wieder in der absolut faszinierenden, von Wolf perfekt ausgedachten Welt aufhalten kann, nein, man hält auch noch ein kleines Kunstwerk in Händen, denn das im Verlagshaus KOVD handgebundene Buch wurde in traditioneller, japanischer Stabbindung hergestellt und ist daher nicht nur inhaltlich, sondern auch optisch ein Genuss sondergleichen. Inmitten uninteressanter E-Book-Veröffentlichungen, liebloser Taschenbuchausgaben vermittelt „Tieftraumreisen“ von Arthur Gordon Wolf endlich wieder einmal, ein echtes, handgefertigtes, ganz persönliches Exemplar in den Händen zu halten. Solche Ausgaben machen das Lesen wieder zu einem Erlebnis. Und wenn dann die Geschichte auch noch von einem Autor stammt, der es versteht, seine Visionen literarisch zum Leben zu erwecken, dann ist „die Sache“ ohnehin perfekt.

Genug der Schwärmerei um die Aufmachung des Buches, wenden wir uns dem Inhalt zu. Und der ist nicht zu verachten, entführt er uns doch in ein nicht ganz so unmögliches Szenario. „Tieftraumreisen“ ist eine faszinierende Mischung aus Fantasy, Science-Fiction, Mystery und auch ein wenig Cyber-Punk, was aber während des Lesens gar nicht weiter auffällt, weil man sich ohnehin bereits nach den ersten Seiten in der Geschichte verliert und sich keine Gedanken über irgendwelche Genre-Schubladen macht. Dies spricht übrigens sehr für die Schreibweise und den Ideenreichtum des Autors, denn selbst wenn man sich nicht dafür interessieren würde, verfällt man dem Charme und Sog der Geschichte.
„Tieftraumreisen“ erinnert von seiner Prämisse her ein wenig an den Film „Brainstorm“ aus den 1980er-Jahren, wobei Wolf letztendlich dann doch einen ganz anderen Weg geht. Der Vergleich soll lediglich dazu dienen, dass man in etwa weiß, auf was man sich da einlässt.

„Tieftraumreisen“ spielt, wie schon erwähnt, im UMC-Universum, kann aber ohne jegliches Vorwissen gelesen und genossen werden. Arthur Gordon Wolf hat ein verträumtes, aber auch erschreckendes Märchen geschrieben, das durchgehend unterhält und qualitativ hochwertig bleibt. Sicherlich denkt man am Ende, der Autor hätte durchaus aus der Thematik einen Roman anstatt eine Novelle schreiben können, aber, wie sagte schon seinerzeit Michael Ende, eine Geschichte dauert so lange wie sie eben dauert. „Tieftraumreisen“ ist daher kompakt, niemals langatmig und folglich extrem kurzweilig.
Addiert man das fabelhafte Aussehen und die liebevolle Machart / Bindung zu der Story, dann kann man letztendlich nur sagen, man hält mit dieser Ausgabe von Arthur Gordon Wolfs „Tieftraumreisen“ ein Kleinod der Buchkunst in Händen, nach dem man immer wieder greift, um es zu bestaunen und ein paar Zeilen darin zu lesen. Ich will definitiv mehr davon. 🙂

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Fazit: Eine märchenhafte, faszinierende Novelle in einer beeindruckenden, handgebundenen Ausgabe.

©2022 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Steine von Tobias Bachmann

Erschienen als gebundene Ausgabe
im KOVD Verlag
insgesamt 124 Seiten
Preis: 15,99 €
ISBN: Privatdruck – ohne ISBN
Kategorie: Horror, Mystery, Science Fiction

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Charles Laughton und sein junger Gehilfe untersuchen mysteriöse Vorgänge in Stonehenge. In drei Episoden, die am Ende ein Gesamtbild ergeben, erzählt Tobias Bachmanns eine spannende Geschichte über eine fremde Macht, die die Menschheit bedroht.

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Es gibt mittlerweile einige Autoren, die sich immer wieder auf literarischem Wege dem Vermächtnis des H.P. Lovecraft widmen. Tobias Bachmann ist einer davon, und ich möchte behaupten, er ist einer der Besten. In der vorliegenden Sonderausgabe aus dem KOVD-Verlag kann der Leser nach langer Zeit endlich wieder einmal die ersten veröffentlichten Geschichten des Autors genießen, bei denen man nicht einmal ansatzweise bemerkt, dass sie so ziemlich die ersten Stories sind, die sich Bachmann ausgedacht hat. „Steine“ beinhaltet mehrere Geschichten, die ineinander übergreifen und letztendlich ein Gesamtwerk ergeben, an das man sich noch lange erinnert. Der Autor versteht es meisterhaft, Lovecrafts Stil und die Atmosphäre seiner Geschichten auszudrücken, ohne sie jemals zu kopieren. Es macht unglaublich Spaß, wenn man sich in einer Stimmung verlieren kann, die der von Lovecraft in nichts nachsteht, aber dennoch einen eigenen Stil in Bachmanns Worten erkennt.

„Steine“ ist eine nostalgische Reise in eine literarische Zeit, in der man noch verstand, sich gewählt auszudrücken und in der Action weitaus weniger wichtig war, als eine unglaublich intensive Stimmung zu beschrieben. Wie gesagt, Tobias Bachmann, ist aus meiner Sicht einer derjenigen, der es meisterhaft schafft, seinem literarischen Vorbild Tribut zu zollen, ohne den eigenen Schreibstil zu vernachlässigen. Bachmann ist keine Kopie Lovecrafts, sondern eine eigene Stimme, die sich dem Werk des Idols verschrieben hat.
Zu der fantastischen Geschichte kommt in diesem Falle noch hinzu, dass diese edle Schmuckausgabe auf verspielte Weise der Thematik annimmt und das Geschriebene visuell umsetzt und unterstreicht, dass man immer wieder darin blättern mag. Sei es das verbrannte, fehlende Blatt in den Tagebucheinträgen, oder die verschiedenen Schriftarten, die eingesetzt werden. „Steine“ wird dadurch zu einem literarischen und optisch ansprechenden Leseabenteuer, das einen für ein paar Stunden alles um einen herum vergessen lässt. Die von mir besprochene Sonderedition ist mittlerweile vergriffen, aber der Verlag plant eine „Normalausgabe“, die mit Sicherheit dennoch wunderschön ausfallen wird.
So, genau so, muss eine Hommage an Lovecraft sein: Atmosphärisch, innovativ in der Umsetzung und, trotz seines Minimalismus, episch.

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Fazit: Atmosphärischer Ausflug in die Welt von H.P. Lovecraft in einer tollen Edelausgabe.

©2022 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Echo von Thomas Olde Heuvelt

Erschienen als Taschenbuch
bei Heyne
insgesamt 718 Seiten
Preis: 17,00 €
ISBN: 978-3-453-32098-7
Kategorie: Drama, Mystery, Horror

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Nick besteigt mit seinem Freund den Berg Maudit, der in der Schweiz liegt und über den so gut wie nichts bekannt ist. Sie spüren bereits beim Aufstieg, dass der Berg von einer unheimlichen Macht erfüllt wird. Als dann ein Unglück geschieht, wird nicht nur Nick in einen Sog des Grauens gezogen, sondern auch dessen Lebensgefährte Sam und immer mehr Menschen in seinem Umfeld …

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Da mich Heuvelts Roman „Hex“ schon extrem fasziniert hat, war ich natürlich gespannt, was er mit seinem neuen Roman abgeliefert hat. „Echo“ übertrifft „Hex“ sogar noch, denn der Autor hat das Thema des Bergsteigens in Verbindung mit den mystischen Eigenschaften örtlicher Legenden, die sich um solch einen Berg ranken, komplex und geradezu hypnotisch beschrieben, sodass man das Buch wirklich nur sehr schwer aus der Hand legen kann. Über 700 Seiten lang begleiten wir die Personen durch einen Albtraum, der Realität und Einbildung verschmelzen lässt. Für manch einen mögen die langatmigen Beschreibungen langweilig sein, für andere (und dazu zähle ich mich) ist es geradezu eine literarische Offenbarung, die der in den Niederlanden geborene Autor hier präsentiert. Heuvelt verbreitet von der ersten bis zur letzten Seite eine Atmosphäre, wie man sie selten so konsequent in Romanen vorfindet (am ehesten fällt mir da noch das grandiose Meisterwerk „Terror“ von Dan Simmons ein). „Echo“ ist wie ein Rausch, wie ein Sog, der seine Leserschaft unweigerlich mitzieht und nicht mehr loslässt.

Okay, zugegebenermaßen haben mich anfangs die eingestreuten englischen Ausdrücke (die ja mittlerweile zum größten Teil leider eingedeutscht sind) etwas gestört, aber im Verlaufe des Buches habe ich mich zum einen daran gewöhnt und zum anderen spiegelte es den Charakter des Protagonisten und auch die Stimmung dann doch auf ziemlich geniale Weise wider. Bei diesem Aspekt muss man sich einfach darauf einlassen. Und auch wenn man solcherart Denglish nicht mag, so schmälert diese Tatsache keineswegs die Spannung und die auf jeder Seite spürbare unheimliche Atmosphäre. „Echo“ ist ein literarischer Trip erster Güte, den man nicht mehr so schnell vergessen dürfte. Ich könnte mir das Ganze übrigens auch unheimlich gut als Verfilmung vorstellen. Heuvelt spielt hier mit der Sprache, bewegt sich trotz der umgangssprachlichen Elemente auf einem sehr hohen Niveau und beschreibt die Ereignisse mit einer bildhaften Sprache, die einen immer wieder in Erstaunen versetzt. Vor allem der Unfall in den Bergen hat mich vollkommen umgehauen. Ich konnte die Kälte und die Angst spüren, und das so intensiv, dass diese Zeilen manchmal sogar unangenehm wurden, so erdrückend war diese Situation geschildert. Diese Stelle(n) waren für mich Höhepunkte des Buches, die mich absolut in ihren Bann schlugen.

Was mir außerdem äußerst gut gefallen hat, ist die Tatsache, dass „Echo“ ein Genre-Hybrid ist, der sich nicht um die gängigen Konventionen der Literaturrichtungen schert, die er behandelt. Heuvelt erzählt schlichtweg eine Geschichte und kümmert sich nicht darum, ob diese nun in die Kategorie Mystery, Horror oder Drama fällt. Hier zählt die Story und nicht das Genre. Und das macht „Echo“ auch aus, man weiß nie, was einen als nächstes erwartet, ob es die stürmischen Höhen des Berges sind, die Liebesgeschichte zwischen Nick und Sam, die Beziehung zwischen den anderen Personen, die mysteriösen Vorgänge, die Nick auslöst oder das seltsame Verhalten der Bergdorf-Bevölkerung. „Echo“ ist Literatur, wie sie sein sollte: überraschend, spannend, innovativ und flüssig zu lesen. Für mich eines der Jahreshighlights 2021, daher würde ich mich umso mehr freuen, wenn noch mehr Werke dieses Ausnahmeautors ins Deutsche übersetzt werden würden.

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Fazit: Unheimlich, mysteriös, spannend, melancholisch, poetisch. Ein literarisches Meisterwerk.

©2021 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Gwendys Zauberfeder von Richard Chizmar

Erschienen als gebundene Ausgabe
im Heyne Verlag
insgesamt 272 Seiten
Preis: 12,00 €
ISBN: 978-3-453-27295-8
Kategorie: Drama, Thriller, Horror, Belletristik

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Es ist schon eine Zeit lang her, dass Gwendy von einem mysteriösen Mann einen Wunschkasten geschenkt bekam, der auf unheimliche Weise Wünsche erfüllen konnte.
Mittlerweile ist Gwendy eine erfolgreiche Kongressabgeordnete und der Meinung, ihr Leben im Griff zu haben. Doch dann taucht der Wunschkasten plötzlich wieder auf und bringt Gwendy in Versuchung, bestimmte Dinge mit seiner Hilfe in Ordnung zu bringen. Als dann die „Zauberfeder“ aus ihrer Kindheit wieder in ihre Hände kommt, gerät Gwendys Leben vollends aus den Fugen.

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Und da ist sie nun: Die Fortsetzung von „Gwendys Wunschkasten„, die aus meiner Sicht seinerzeit einiges an Potential ungenutzt gelassen hat. Ich wusste nicht, was mich mit der von Richard Chizmar verfassten Fortführung der Story erwarten würde, muss aber zugeben, dass mich der Autor mit seiner Idee schon einmal äußerst angenehm überrascht hat. „Wendys Zauberfeder“ setzt nämlich nicht direkt an seiner Vorgängergeschichte an, sondern lässt einige Jahre verstreichen, sodass der Leser nun der erwachsenen Gwendy begegnet. ich war sofort in der Geschichte gefangen und habe mir oftmals gedacht, dass Chizmar durchaus das literarische Erbe von Stephen King antreten könnte, denn die beiden Schreibstile gleichen sich verblüffend. Die Story ließ sich dadurch angenehm flüssig lesen und entwickelte sich, trotz eigentlicher fehlender Action, zu einem regelrechten Pageturner, der mich nicht mehr losließ.

Der Grundgedanke von „Gwendys Wunschkasten“ wird natürlich fortgeführt, allerdings kommt dann mit der titelgebenden Zauberfeder ein Aspekt in die Geschichte, der mich in seiner Konsequenz an Stephen Kings „The Green Mile“ erinnerte. Chizmar ist eine wunderschöne, emotionale Geschichte gelungen, die zwar unspektakulär, nichtsdestotrotz aber mit einer gewissen Wucht daherkommt und einen mit einem tollen Gefühl zurücklässt. Ehrlich gesagt, gefällt mir diese Fortsetzung besser als das Original, das Chizmar mit King zusammen verfasst hatte. Vor allem das Persönliche der Protagonistin, das Chizmar in seine Geschichte eingebaut hat, faszinierte mich und ließ mich auch emotional an der Story teilhaben. Und durch den sehr schönen Schreibstil flog ich nur so durch das Buch, das ich mir übrigens auch sehr gut als Film vorstellen könnte. Um es kurz zu machen: Richard Chizmar hat mit seinem Kurzroman eine bessere Fortführung erschaffen, als ich mir vorgestellt hatte. Und er hat das Potential zumindest weitaus mehr als im Original ausgenutzt. Mittlerweile ist mir auch vollkommen bewusst, dass die beiden Autoren alles andere als ein bombastisches, spektakuläres Werk im Sinn hatte, sondern eher eine ruhige, besonnenen Geschichte, die zum Nachdenken anregt.

Zur tollen Story kommt dann noch eine wunderbare „Verpackung“ hinzu. Während das weitaus dünnere Original mit 10,- Euro dem ein oder anderen etwas teuer erschien, kann die vorliegende Ausgabe mit einer Dicke von 270 Seiten und einem Preis von 12,- Euro geradezu auftrumpfen. Das Hardcover ist wunderschön gestaltet und fühlt sich mit seinen Hervorhebungen innerhalb des Titels und Covers genial in der Hand an. Ich bin schon sehr gespannt auf den abschließenden Teil der Trilogie mit dem voraussichtlichen Titel „Gwendys letzte Aufgabe“, der im Jahr 2022 erscheinen soll und wohl wieder von beiden Autoren verfasst wird. Insgesamt heben sich die beiden bislang erschienenen Romane von den anderen Werken der beiden Autoren in ihrer ruhigen Erzählweise ein wenig ab, was ich wiederum als sehr angenehm empfinde.

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Fazit: Wunderbare, ruhig erzählte Fortführung um Gwendys Wunschkasten.

© 2021 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Tales of Cthulhu von Ralf Kor

Erschienen als gebundene Ausgabe
im Blutwut Verlag
insgesamt 268 Seiten
Preis: 29,99 €
ISBN: Privatdruck – ohne ISBN
Kategorie: Horror

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11 Kurzgeschichten, die ins Universum von H.P. Lovecraft entführen.

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Es gibt ja unzählige Anthologien, Kurzgeschichten und Romane, die sich mit dem Cthulhu-Mythos des legendären H.P. Lovecraft beschäftigen. Viele sind extrem gut gelungen, wie Malte S. Semptens „Dhormengruul“ oder Uwe Voehls & Jörg Kleudgens „Arkheim“, um nur zwei Vertreter zu nennen. Auch Michael Dissieux’ „Die Legende von Arc’s Hill“ zählt zu jenen Werken, die man an dieser Stelle nennen sollte. Und nun gesellt sich Ralf Kors „Tales of Cthulhu“ dazu. Der Autor, der eigentlich eher im Bereich Funcore unterwegs ist, liefert mit dieser Kurzgeschichten-Sammlung eine Art literarische „Geschichten aus der Gruft“ ab, bei denen man immer noch eine Folge „ansehen“ will. In einem wunderbar flüssigen Schreibstil beschreibt Kor äußerst stimmungsvoll und bildhaft skurrile Begebenheiten, die sich am Ende immer hervorragend in das Lovecraft-Universum einbetten und dennoch voller eigenständiger Ideen erstrahlen. Ich habe mich bei jeder Story absolut unterhalten und war tatsächlich traurig, als das Buch zu Ende war. Ich hätte mir gut und gerne die doppelte Menge an Geschichten vorstellen können.

Was mir an dieser Kurzgeschichten-Sammlung besonders gefallen hat, war die Symbiose zwischen Kors eigenem Schreibstil und der besonderen Atmosphäre Lovecrafts. In jeder Geschichte erkennt man beide Autoren. Interessant ist, dass jeder Story eine kleine Vorgeschichte über die Entstehung vorangestellt ist, so dass man tatsächlich einen schönen Bezug dazu bekommt. Ralf Kor hat sich mit „Tales of Cthulhu“ in mein Leserherz geschrieben. Ich hatte auch, ehrlich gesagt, überhaupt nicht damit gerechnet, dass Kors Humor in solcherart Geschichten passt, wurde aber schnell eines Besseren belehrt. Wie oben bereits erwähnt, passt genau dieser teils witzige Schreibstil auf geniale Art und Weise in das Universum von Lovecraft. Ich kann gar nicht sagen, welche Story mir am besten gefallen, denn jede einzelne besitzt einen eigenen Charme und eine hypnotische Atmosphäre. Wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich wahrscheinlich aufgrund der tollen Stimmung „Die wahre Geschichte über den Untergang der Insel Runghold“, „Tote leben länger“ und „Evergreen Village“ wählen. Oder vielleicht doch „Die Messias-Maschine“? Oder …? Es fällt wirklich schwer, denn die Qualität der Geschichten ist durchgängig hoch und jede passt perfekt ins Gesamtbild. Okay, was ich eigentlich damit sagen möchte, ist schlichtweg, dass ich noch weitere solcher Stories von Ralf Kor lesen möchte.

Auch wenn Ralf Kor H.P. Lovecraft niemals kopiert, erreicht er dennoch mit seinen Geschichten eine ähnliche Atmosphäre. Die Stories ziehen den Leser unweigerlich in seinen Bann und können mit einfallsreichen Wendungen und Enden/Auflösungen aufwarten. Die limitierte Sammlerausgabe aus dem Blutwut-Verlag ist sehr schön gestaltet und überrascht mit einigen, äußerst passenden Illustrationen von Detlef Klewer, die einige Szenen der Geschichten eindrucksvoll zum Leben erwecken. Insgesamt war „Tales of Cthulhu“ von Ralf Kor für mich eine außergewöhnliche Reise ins Lovecraft-Universum, die mich wirklich begeistert hat und die ich mit Sicherheit noch einmal antreten werde.

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Fazit: Wunderbare Kurzgeschichten, die im Lovecraft-Universum angesiedelt sind, aber dennoch eine erfrischende Eigenständigkeit besitzen.

©2021 Wolfgang Brunner für Buchwelten