Ganz gewöhnliche Monster von J.M. Miro

Erschienen als gebundene Ausgabe
im Heyne Verlag
insgesamt 796 Seiten
Preis: 24,00 €
ISBN: 978-3-453-32232-5
Kategorie: All Age, Mystery, Abenteuer

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Dr. Berghast lässt Kinder , die eine besondere Gabe besitzen, auf der ganzen einsammeln, um sie auf seinem Anwesen, dem Cairndale-Institut, zu versammeln. Was die Kinder nicht wissen: Sie sind Teil eines Plans und besitzen nicht nur außergewöhnliche Fähigkeiten, sondern sind auch dazu imstande, eine geheimnisvolle Welt zu öffnen, die in das Reich der Toten führt …

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Der Klappentext machte mich bei diesem Buch unglaublich neugierig und ich wurde in keiner Weise enttäuscht. Miros Roman ist ein All – Age – Roman, der wie eine wilde Mischung aus Büchern und Filmen wie „Harry Potter“, „Die Insel der besonderen Kinder“, „Oliver Twist“, „Stranger Things“ und „X – Men“ wirkt. An manchen Stellen sind diese Vergleiche sehr offensichtlich, sodass ich manchmal überlegte, dem Gesamtwerk einen Stern Abzug zu geben. Aber letztendlich werden diese Anspielungen, womöglich sollten sie auch liebevolle Hommagen darstellen, so geschickt von Miro in die eigenständige Handlung eingearbeitet, dass es eben nicht wie eine plumpe Kopie wirkt. „Ganz gewöhnliche Monster“ ist ein Abenteuer, wie man es sich von einem solchen Buch wünscht: faszinierend, spannend, fesselnd und auf hohem Niveau geschrieben. Gerade der Schreibstil hat mich enorm begeistert und gepackt. Miro schreibt sehr hochwertig und kann gut mit Worten umgehen.

Vielen mag die Geschichte zu langatmig erzählt sein, ich hingegen empfand gerade diese langsame, ruhige Vorgehensweise als äußerst angenehm, zumal man wissen sollte, dass es sich bei dem vorliegenden Roman um den ersten Teil einer geplanten Serie (Trilogie?) handelt. Man spürt bereits am Anfang, dass da etwas Großes, Episches auf einen zukommt. Das vorliegende Buch muss als Einführung in die Geschichte angesehen werden. Es bringt uns die Charaktere und die Welt näher, bevor es mit einem aufsehenerregenden Finale für die Fortführung im zweiten Band vorbaut. Gerade das Ende ist Miro phänomenal gelungen und lässt ein Gefühl nach Abenteuer in einem wachsen, wie es noch aus meiner Kindheit kenne.

Irgendwie wirkte „Ganz gewöhnliche Monster“ auf mich wie eine Erwachsenen-Version von Harry Potter, obwohl sich die Handlung deutlich unterscheidet. Aber die Atmosphäre schlägt gleich zu Anfang einen düsteren Weg ein, wie man ihn bei Potter erst von den letzten Bänden kennt. Gerade die Welt jenseits eines Portals, die Miro zwar in seinem ersten Buch bereits beschreibt, die aber offensichtlich in Band 2 eine weitaus größere Rolle spielt, ist mystisch und verspricht, extrem spannend und faszinierend zu werden.
Ich habe dieses Buch jedenfalls trotz seines gigantischen Umfangs von fast 800 Seiten genossen und kann das Erscheinen von Band 2 kaum erwarten.
Wer komplexe, mystische Geschichten mag, die sich Zeit lassen, dürfte hier seine helle Freude haben. Einziger Wermutstropfen sind die doch immer wieder vorkommenden Rechtschreibfehler, die zwar beim Umfang des Buches nicht wirklich gravierend, nichtsdestotrotz störend sind.

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Fazit: Ruhiger Einstieg in eine epische All-Age-Abenteuergeschichte.

©2023 Wolfgang Brunner für Buchwelten

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Nano – Jede Sekunde zählt von Phillip P. Peterson

Erschienen als Taschenbuch
im Fischer Tor Verlag
insgesamt 702 Seiten
Preis: 18,00 €
ISBN: 978-3-596-70764-5
Kategorie: Science Fiction, Belletristik

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Durch einen Terroranschlag geraten winzige Nanopartikel in unsere Umwelt und „fressen“ Menschen und Umgebung sprichwörtlich auf.
eine ungeheure Katastrophe bahnt sich an, die die ganze Welt bedroht. Ein erbarmungsloser Wettlauf gegen die Zeit bricht aus, der die Welt für immer verändern wird.

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Die Bücher von Phillip P. Peterson waren schon immer ein Garant für interessante, spannende und unterhaltsame Geschichten. Wie hätte es daher bei „Nano – Jede Sekunde zählt“ auch anders sein können? Es ist sogar vielmehr so, dass Peterson hier sogar einen Roman vorgelegt hat, der selbst ein Publikum begeistern wird, das normalerweise Science-Fiction nichts abgewinnen kann.
Auf ähnliche Art und Weise wie Andreas Brandhorst oder Michael Crichton wirft uns Peterson in ein Szenario, wie es durchaus geschehen könnte. Seine fundierten Aussagen beziehungsweise Zukunftsvisionen lassen die erschreckenden Geschehnisse so real wirken, dass man trotz aller Spannung dem Wissen, dass es sich um eine fiktive Geschichte handelt, während mancher Passagen Angst bekommt. Peterson geht einen so konsequenten Weg mit seinem Roman, dass man mehr als ehrfürchtig über die Nanotechnologie nachdenkt.
Es ist wirklich ein Wahnsinn, mit welcher Rasanz der Autor seine Leser mitreißt und im Grunde genommen keine Zeit zum Luftholen lässt.

„Nano – Jede Sekunde zählt“ ist ein Pageturner erster Klasse. Doch nicht nur die Handlung ist extrem spannend erzählt, sondern auch die Personen besitzen tolle Charaktere, die man gerne begleitet. Wie Peterson aus einer „kleinen“ Katastrophe ein Szenario entwirft, das weltweite Ausmaße annimmt, ist wirklich beeindruckend. Und das Schlimme, Erschreckende ist, dass diese Entwicklungen authentisch und nachvollziehbar sind. Obwohl „Nano – Jede Sekunde zählt“ sehr dick ist, könnte man am Ende gut und gerne nochmal die gleiche Seitenanzahl verschlingen, ohne sich auch nur auf einer einzigen davon zu langweilen. Peterson spielt mit diesem Roman definitiv in der gleichen Liga wie der bereits erwähne Michael Crichton oder der deutsche Uwe Laub. Auch sprachtechnisch ist an diesem Buch nichts auszusetzen. Es lässt sich ungemein flüssig und einfach lesen, sodass man es kaum aus der Hand legen möchte. Mit „Nano – Jede Sekunde zählt“ beweist Phillip P. Peterson erneut, dass er zu den wirklich guten Schriftstellern aus Deutschland gehört.

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Fazit: Ein ungemein rasanter und spannender Wissenschaftsthriller.

©2023 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Die Heimkehr von John Grisham

Erschienen als gebundene Ausgabe
im Heyne Verlag
insgesamt 382 Seiten
Preis: 22,00 €
ISBN: 978-3-453-27412-9
Kategorie: Belletristik, Thriller

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Drei Kurzromane von John Grisham. „Die Heimkehr“ erzählt von einem Mann, der Geld veruntreut hat, ins Ausland abgehauen ist und nun wieder zurückkehren möchte. „In „Erdbeermond“ möchte ein zum Tode Verurteilter, dass sich sein letzter Wunsch erfüllt, und in „Sparringspartner“ intrigiert eine Mitarbeiterin gegen ihre beiden Chefs, die verfeindete Brüder sind.

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Mit diesem Band beweist John Grisham, dass er auch die Sparte des Kurzromans virtuos beherrscht. Seine Geschichten bringen es auch auf nur wenigen Seiten auf den unkt, ohne dass man dabei etwas vermissen würde. Sicherlich fällt es auf, dass manche Charaktere nicht so tief beschrieben werden, wie in seinen Romanen, aber das macht eigentlich gar nichts aus, denn man fliegt auch hier nur so über die Seiten und hat ungemeinen Spaß an den Stories. Grishams gewohnt leicht lesbarer Schreibstil macht die drei Geschichten zu einem extrem kurzweiligen Leseerlebnis. Manchmal stelle ich mir tatsächlich die Frage, wie Grisham es schafft, die Leser mit seinen Geschichten derart zu faszinieren, obwohl er im Grunde genommen eigentlich immer das Gleiche erzählt. Doch diese Stories sind einfach so clever konstruiert und auf eine höchst unterhaltsame und ansprechende Art und Weise zu Papier gebracht, dass man jedes Mal aufs Neue in ihren Bann gerät. Grisham erschafft einen unwiderstehlichen Sog, wie er auch hier wieder eindrucksvoll unter Beweis stellt.

In „Die Heimkehr“ begegnet der aufmerksame Grisham-Leser einer Figur, die er bereits aus den Romanen „Die Jury“ und „Der Polizist“ kennt: Jake Brigance. Die Geschichte ist im Prinzip eigentlich ganz einfach, und dennoch lässt sie einen während des Lesens den Alltag vergessen. Vielleicht liegt es daran, dass Grisham in seinen Geschichten immer sehr viel Menschlichkeit einbaut, die uns sofort anspricht. In diesem Kurzroman ist es die Beziehung zwischen dem Mann, der wieder in sein altes Leben zurückkehren will, und seiner Tochter, die er eine Zeit lang nicht gesehen hat. Es ist schön zu lesen, wie sich die beiden wieder näherkommen und versuchen, genau da wieder anzuknüpfen, wo einst ihre Beziehung endete. Auch das kann Grisham enorm gut und vor allem glaubhaft rüberbringen.
„Erdbeermond“ ist dann die Story, die mir eigentlich am besten gefallen hat. Die letzten Stunden eines zum Tode Verurteilten ging mir wahrscheinlich deswegen so nahe, weil sie nicht reißerisch, sondern fast schon philosophisch und melancholisch verfasst ist. Ich fühlte mit dem Protagonisten, als würde er neben mir stehen und zu mir sprechen. Das ging mir sehr nahe und hat mich nachhaltig beeindruckt.
„Sparringspartner“ ist dann wieder ein typischer Grisham-Plot mit Intrigen, verwinkelten Anwalts-Schachzügen und einer gelungenen Wendung, die ich so nicht erwartet habe. Auch hier konnte ich, wie bei allen Geschichten in diesem Buch, schlecht das Lesen aufhören.
Insgesamt bewegt sich John Grisham mit „Die Heimkehr“ auf einem ähnlichen Niveau wie all seine Romane und konnte mich mit jedem Kurzroman, jeder Kurzgeschichte vollends überzeugen. So ist es nicht verwunderlich, dass ich bereits jetzt schon wieder sehnsüchtig auf ein neues Werk von ihm warte.
Absolute Leseempfehlung!

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Fazit: Perfekt geschriebene Kurzromane in flüssigem Schreibstil, wie man es von John Grisham gewohnt ist.

©2022 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Königsmörder von Robert Harris

Erschienen als gebundene Ausgabe
im Heyne Verlag
insgesamt 478 Seiten
Preis: 15,00 €
ISBN: 978-3-453-32013-0
Kategorie: Historischer Roman, Belletristik

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Im England des Jahres 1660 wird König Karl I. enthauptet. Die Königsmörder, , die das Urteil zur Hinrichtung des Königs unterzeichnet haben, sind auf der Flucht. Zu diesen Flüchtigen gehören auch die Oberste Whalley und Goffe, die rechtzeitig nach Amerika fliehen können. Doch die fanatischen Häscher bleiben ihnen dicht auf den Fersen.

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Robert Harris gehört zu jenen Autoren, deren Bücher ich, sofern es mir möglich ist, sofort nach Erscheinen lesen möchte. Sein Schreibstil und die überwiegend ruhige Erzählweise faszinieren mich bei jedem seiner Romane. Beim vorliegenden „Königsmörder“ schafft der Autor es erneut, mich von der ersten bis zur letzten Seite zu überzeugen. Auch wenn es an einigen Stellen sehr historisch zugeht, was dem ein oder anderen durchaus zu langatmig sein könnte, verströmt die Geschichte zweier Männer, die als Königsmörder gejagt werden, eine unglaublich dichte Atmosphäre. Jedes Mal, wenn man das Buch in die Hand nimmt, fühlt man sich mittendrin in der Geschichte.
Wie gesagt, man muss sich an manchen Stellen ein wenig durchbeißen, wenn es zu sehr ins Historische geht, aber letztendlich gehört es zur Geschichte und vor allem zum Verständnis jener Zeit.
Harris erweckt die Vergangenheit nämlich sehr detailliert und bildhaft und erklärt politische Zusammenhänge so, dass man sie auch versteht.

„Königsmörder“ ist ein typischer Harris, der durch seinen angenehmen Erzählstil überzeugen kann. Man fühlt sich wohl in der Handlung und möchte die beiden Protagonisten nicht mehr verlassen. Selbst wenn man sich für die historische Geschichte an sich nicht interessiert, so vermag der Autor alleine wegen dem Handlungsstrang der beiden Protagonisten zu faszinieren, denn man sieht diese Szenen der Flucht wie einen Film vor seinem inneren Auge.
Vor allem das (erfundene?) Ende ist ihm außerordentlich gut und emotional gelungen.
Robert Harris hat mich auch mit „Königsmörder“ erneut in seinen Bann gezogen wie all seine Romane. Vor allem seine letzten Werke haben es mir (ähnlich wie bei John Grisham und Stephen King) angetan, obwohl viele gerade die Bücher der letzten Jahre von den genannten Autoren nicht mögen.
Ich jedenfalls bin von diesen Spätwerken und eben auch dem vorliegenden Roman begeistert und freue mich schon jetzt auf ein weiteres Abenteuer von Robert Harris.

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Fazit: Spannender und sehr gut geschriebener historischer Roman, wie man es von Harris gewohnt ist.

©2022 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Ruf der Unendlichkeit von Andreas Brandhorst

Erschienen als Taschenbuch
im Fischer Tor Verlag
insgesamt 540 Seiten
Preis: 18,00 €
ISBN: 978-3-596-70575-7
Kategorie: Science Fiction

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Aron ist der letzte Mensch in der Milchstraße. Im Auftrag einer Superzivilisation versucht er alte Kulturgüter vor den sogenannten Blendern zu schützen. Was er dabei allerdings entdeckt, übersteigt sein Vorstellungsvermögen.

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Wie nicht anders zu erwarten, so hat mich auch das neue Buch von Andreas Brandhorst bereits auf den ersten Seiten gepackt. Es ist wieder einmal der besondere Schreibstil, der fasziniert und begeistert. Auf philosophische, melancholische und epische Weise nimmt uns einer der besten deutschen Science-Fiction-Autoren mit auf eine unvergessliche Reise in die Weiten des Alls, auf der Zeit und Raum ungeahnte Dimensionen annehmen und in ihrem Ideenreichtum an Werke von Stephen Baxter erinnern. Brandhorst schafft es, seine Leser zu fesseln, ja, geradezu zu hypnotisieren, wenn er Geschichten aus seinem Universum erzählt, in dem verschiedene Wesen existieren. Brandhorst siedelt die Story innerhalb seines „Omniversums“ an, aber der vorliegende Roman kann, wie die Bücher „Omni“ und „Das Arkonadia-Rätsel“, unabhängig voneinander gelesen werden. Man versteht die Geschichte auch ohne Vorwissen, denn es liegen Millionen von Jahren zwischen den Handlungen der Bücher. Wer die beiden anderen Romane kennt, wird jedoch Zusammenhänge erkennen und seinen Horizont bezüglich des „Omniversums“ erweitern können.

Brandhorst behandelt Themen wie Multiversum, Unsterblichkeit, die Macht von Erinnerungen und Religion. Das alles wirkt sehr authentisch, weil solche Dinge bei Brandhorst eben Hand und Fuß haben. Sein Worldbuilding fasziniert und man kann, einmal in diese Welt voller unendlicher Weiten und philosophischer Weisheiten eingetaucht, das Buch kaum mehr aus der Hand legen.
Man ist versucht, jedes neue Buch von Andreas Brandhorst als Meisterwerk zu bezeichnen und ihm eine entsprechende Steigerung sowohl in Ausdrucksform als auch Handlung zuzusprechen, aber im Grunde genommen weiß man, dass das nicht stimmt, denn JEDES Buch von Brandhorst ist ein Meisterwerk für sich. Er schafft es, Welten im Kopf der Leser sichtbar und Gedanken fühlbar zu machen. Wenn man sich darauf einlassen kann, fühlt man sich wohl in diesem Universum und wird mit einer Geschichte belohnt, die zudem auch noch an vielen Stellen zum Nachdenken anregt.
Wie immer bin ich absolut begeistert und kann es kaum erwarten, zusammen mit Andreas Brandhorst erneut in eine Welt voller Mysterien einzutauchen.

Am Ende des Buches befindet sich ein Glossar mit allen relevanten Begriffen, die im Roman vorkommen. Ich persönlich habe nur selten nachgeschlagen, da ich die Handlung auch ohne derartige „Hilfestellung verstanden habe. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich die Vorgängerromane aus dem „Omniversum“ kenne, aber die Dinge werden meiner Meinung nach ausführlich und verständlich erklärt. „Ruf der Unendlichkeit“ ist Brandhorst at his best: episch, melancholisch und philosophisch. Eine Space Opera, die vollkommen überzeugt und süchtig macht.

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Fazit: Ein weiteres Meisterwerk deutscher Science Fiction.

©2022 Wolfgang Brunner

Freiheitsgeld von Andreas Eschbach

Erschienen als gebundene Ausgabe
bei Bastei Lübbe
insgesamt 526 Seiten
Preis: 25,00 €
ISBN: 978-3-7857-2812-3
Kategorie: Thriller, Belletristik

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Wir schreiben das Jahr 2064: In Europa wurde das sogenannte „Freiheitsgeld“ eingeführt, eine staatliche Unterstützung, die es der Bevölkerung ermöglicht, ein finanziell sorgenfreies Leben zu führen. Doch dann wird der Politiker, der dieses Freiheitsgeld eingeführt hat, tot aufgefunden. Der Polizist Ahmad Müller nimmt die Ermittlungen auf und kommt einer großen Intrige auf die Spur.

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Ein neues Buch von Andreas Eschbach bedeutet für mich immer, dass ich es erst einmal innerhalb meiner zu lesenden Bücher vorziehe, weil ich seinen Schreibstil und seine Ideen absolut mag. Vor allem sein „Perry Rhodan“ hat mich komplett aus der Bahn geworfen, so eindringlich und gut geschrieben war diese Geschichte. Doch auch sein Nachfolgewerk „NSA“ hat mir sehr gut gefallen. Umso gespannter war ich, als jetzt „Freiheitsgeld“ bei mir landete. Die Geschichte und überwiegen auch der Schreibstil stellten mich auch hier wieder mehr als zufrieden. Allerdings fiel mir bei diesem Roman an mehreren Stellen auf, dass sich Eschbachs Schreibstil ein wenig verändert und vor allem vereinfacht hat. Das hat der Geschichte zwar nicht die Spannung genommen, aber das Hochwertige, das ich bei all seinen anderen Romanen verspürte, fehlte hier an manchen Stellen. Es klang manchmal, als hätte jemand anderer das Werk geschrieben, oder zumindest Teile davon. Aber gut, vielleicht bilde ich mir das auch nur ein, weil meine Erwartungen diesbezüglich hoch waren und diese normalerweise immer erfüllt wurden.

Jetzt aber zur eigentlichen Handlung und deren Umsetzung: Die Ausgangssituation, und was in der Folge daraus gemacht wurde, hat mir, wie immer, sehr gut gefallen. Eschbach schafft es einfach immer wieder, solcherart Gedankenexperimente bis ins Detail auszuarbeiten und seine Leser damit zum Nachdenken anzuregen. Wie schon in „NSA“ vermischt Eschbach Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, zeigt damit eine mögliche Entwicklung auf, die erst einmal gar nicht so unwahrscheinlich ist. Aktuelle Geschehen und fortführende Gedankenspielereien vermischen sich mit einem spannenden Kriminalfall, sodass man sich auf keiner einzigen Seite langweilt. Auch die Charaktere wurden gut ausgearbeitet und wirken in ihrem Handeln glaubhaft und echt. Bei diesem Roman wirkte es manchmal etwas schwerfällig, wenn immer wieder die Sichtweise der Protagonisten gewechselt hat, aber letztendlich wurden dann doch alle Stränge schön zusammengeführt und haben ein Ganzes ergeben. Bei der Auflösung könnte es dann aber doch einige geben, die damit nicht zufrieden sind, denn sie wirkt ein wenig konstruiert und befriedigt bezüglich des Themas dann nicht so, weil es letztendlich nicht das ist, was man sich vorgestellt hat. Aber das ist, wie immer bei Eschbach, Jammern auf hohem Niveau.

Insgesamt also hat mir „Freiheitsgeld“ wieder einmal außerordentlich gut gefallen. Der Roman zeigt, dass Andreas Eschbach nach wie vor zu den besten deutschen Thriller-Autoren gehört, der sich immer wieder Themen annimmt, die brandaktuell, gutrecherchiert und extrem spannend sind. Auch in Zukunft werde ich also angespannt darauf warten, was der Autor seinen Lesern als nächstes serviert. „Freiheitsgeld“ ist ein interessanter, unterhaltsamer Zukunftsroman, der auf realistische Weise eine gesellschaftliche Entwicklung aufzeigt, die ohne weiteres eines Tages zutreffen könnte. Nicht Eschbachs bester, aber ein sehr guter Roman.

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Fazit: Spannendes und gut ausgearbeitetes Zukunftsszenario.

©2022 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Das Heim von Mats Strandberg

Erschienen als Taschenbuch
im Fischer Tor Verlag
insgesamt 426 Seiten
Preis: 11,00 €
ISBN: 978-3-596-70377-7
Kategorie: Thriller, Horror

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Joel muss seine demenzkranke Mutter Monika schweren Herzens in ein Pflegeheim bringen. Als sich Monikas Zustand immer mehr verschlechtert, denkt er natürlich zuerst, es würde an der hinterhältigen Krankheit liegen. Doch es ist etwas Böses, das von Monika Besitz ergriffen hat …

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Mit „Das Heim“ hat sich Mats Strandberg aus meiner Sicht selbst übertroffen und einem modernen Klassiker des Horrors erschaffen. Sein Ausflug in ein Alten-und Pflegeheim ist wirklich unheimlich und steckt gleichzeitig auch voller Wahrheiten. Bei diesem Roman hinkt der Vergleich, Mats Strandberg wäre der schwedische Stephen King, nicht so sehr wie bei seinen anderen Büchern. In „Das Heim“ entwickelt sich das Grauen und der Horror aus einer Alltagssituation und macht das Geschehen dadurch umso erschreckender und auch authentischer. Die Beschreibungen der Arbeitsabläufe in einem Altenheim gleichen denen meiner Schwester, die in einem solchen Heim arbeitet, in jeder Hinsicht. Auch diese Realitätsnahe tragt dazu bei, dass man den Schrecken, der sich in die Institution und bei den Bewohnern einnistet, deutlich spürt. Hinzu kommen die Gedankengänge des Protagonisten, die seine Figur lebendig, glaubhaft und sympathisch machen. Bei all diesen Aspekten hat Strandberg ganze Arbeit geleistet und konnte mich absolut überzeugen.

Strandbergs Schreibstil ist einfach, aber flüssig zu lesen und äußerst effektiv. Er schafft es, eine unglaublich bedrohliche und unheimliche Stimmung aufzubauen, die sich durch den ganzen Roman bis zum erschreckenden Finale hinzieht. Ein wenig erinnert „Das Heim“ an den Kinoerfolg „Der Exorzist“, bewegt sich aber niemals auf den Pfaden eines Plagiats, sondern besitzt eine eigene Geschichte, in der es ebenfalls um Liebe, Zuwendung, Hilflosigkeit und natürlich Gut und Böse geht. Während des Lesens dachte ich unentwegt, was für einen genialen, stimmungsvollen Film man aus dieser literarischen Vorlage machen könnte. Und ich hoffe, dass es eines Tages vielleicht dazu kommen wird.
Geschickt vermischt Strandberg grusligen Horror mit einer alltäglichen Tragik, die uns allen drohen könnte: Ein Familienmitglied leidet an Demenz und muss in ein Pflegeheim. Ist die Krankheit schon ein Albtraum, so setzt Strandberg der Bedrohung noch einen Aspekt hinzu, nämlich eine dämonische Entität.

Mit sich langsam immer stärker aufbauender Spannung zieht Strandberg seine Leser von der ersten Seite an in seinen Bann. Im Verlaufe der Handlung wird die Geschichte immer beklemmender und unheimlicher. Auch wenn man „Das Heim“ nicht mit Strandbergs Debüt „Die Überfahrt“ vergleichen kann, so hat mich der vorliegende Roman weitaus mehr gepackt. Mats Strandberg ist nach „Die Überfahrt“, dem hier besprochenen „Das Heim“ und seinem neuesten Werk „Die Konferenz“ für mich einer der Autoren, deren nächsten Romane ich kaum erwarten kann. Seine Bücher sind ganz großes Kopfkino, „Das Heim“ insbesondere.

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Fazit: Unheimlich, atmosphärisch und extrem gut geschrieben.

©2022 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Der Federmörder von James Patterson und J.D. Barker

Erschienen als Taschenbuch
bei Blanvalet
insgesamt 596 Seiten
Preis: 12,00 €
ISBN: 978-3-7341-1054-2
Kategorie: Thriller

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Als Michael Fitzgerald nach einem Auftrag als LHW-Fahrer seine Wohnung betritt, findet er eine Frauenleiche in der Badewanne vor. Michael hat die Frau noch nie in seinem Leben gesehen und ruft die Polizei. Als diese dann auftaucht, spricht alles Mögliche dann doch dafür, dass Michael der Mörder ist. Eine Welt bricht für Michael zusammen und als er versucht, seine Unschuld zu beweisen, wird alles nur noch schlimmer ..

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Ich kenne (und liebe) die Bücher von James Patterson und auch die von J. D. Barker. Umso erfreuter und auch neugieriger war ich, als ich entdeckte, dass die beiden nun einen gemeinsamen Roman geschrieben haben. Und, was soll ich sagen? Diese Zusammenarbeit hat es in sich. Schon der Einstieg in die Handlung ist so spannend und ideenreich, dass man bereits nach den ersten Seiten das Buch gar nicht mehr weglegen möchte. Die Geschichte liest sich enorm flüssig und durch die kurzen Kapitel ist es wirklich schwer, mit dem Lesen aufzuhören. Die Schreibstile der beiden vermischen sich und harmonieren absolut gut. Es macht wirklich großen Spaß, die Protagonisten auf ihrer atemberaubenden Reise zu begleiten.
Die Wendungen sind sehr gut und manchmal auch vorhersehbar, aber auf die Auflösung am Ende kommt man dann doch tatsächlich nicht so schnell.

Wenn ich ehrlich bin, haben mir Barkers Bücher im Alleingang zwar besser gefallen, aber „Der Federmörder“ ist dennoch ein astreiner Pageturner. So undurchsichtig und im Grunde genommen genial die Story auch ist, letztendlich ist sie relativ einfach gestrickt, wenn man genauer darüber nachdenkt, was aber der Rasanz des Romans nichts nimmt.
Die Geschehnisse passieren Schlag auf Schlag, immer wieder denkt man, man hätte die Sache durchschaut und dann kommt es doch wieder irgendwie anders. Die Charaktere mögen manchmal oberflächlich erscheinen, aber letztendlich besitzen sie dann doch eine gewisse Tiefe, wenn man das Ende kennt.

Im Vordergrund von „Der Federmörder“ steht aber eindeutig die Spannung und die überaus rasante Erzählweise der Geschichte. Und das bekommt das Autorenduo perfekt hin. Bei der Punktevergabe schwanke ich zwischen 5 und 4 Sternen, vergebe aber letztendlich dann doch „nur“ 4, weil so mancher Roman eines der beiden Autoren im Alleingang einfach besser ist. Dennoch ist „Der Federmörder“ ein spannender Thriller mit einem coolen Plot und einigen Wendungen, bei denen man immer wieder denkt, man hätte sie durchschaut, obwohl man am Ende dann doch eines besseren belehrt wird.

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Fazit: Spannender Pageturner.

©2022 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Die Konferenz von Mats Strandberg

Erschienen als Taschenbuch
im Fischer Tor Verlag
insgesamt 414 Seiten
Preis: 18,00 €
ISBN: 978-3-59670686-0
Kategorie: Thriller, Horror

Ein Einkaufszentrum soll in Kolarängen gebaut werden. Das Team, das den Bau geplant hat, trifft sich für eine letzte Konferenz in einem idyllischen Hotel am See. Doch die geplante entspannte Atmosphäre wirft schnell Konflikte und Intrigen auf. Als es dann den ersten Toten gibt, spüren die Anwesenden, dass jemand hinter ihnen her ist, der den Bau des Einkaufszentrums verhindern will.

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Mats Strandberg als skandinavischen Stephen King zu bezeichnen, finde ich einen etwas hinkenden Vergleich, was aber absolut nicht heißt, dass er nicht genauso gut wäre wie der Erfolgsautor. Strandberg hat einen eigenen Schreibstil und erschafft mit seinen Geschichten eine ganz eigene Atmosphäre, die meiner Meinung nach mit King überhaupt nichts zu tun hat.
„Die Konferenz“ wirft den Leser, wie Strandbergs andere Bücher, von der ersten Seite an in eine tolle Stimmung, die sich bis zum Ende gleichbleibend hält. Man fühlt sich so manches Mal an Horrorfilme der 80er-Jahre erinnert, vor allem irgendwie an den Kultklassiker „Freitag, der 13.“. Aber, wie gesagt, Mats Strandberg besitzt ein Händchen dafür, zwar eine ähnliche Stimmung aufzubauen, aber dennoch niemals nur plump zu kopieren, sondern einen eigenen (und zwar sehr guten) Weg zu gehen.

In der ersten Hälfte stellt Strandberg die Charaktere vor, lässt uns an ihren Gedanken und ihrem Leben teilhaben, und wird dabei auf keiner einzigen Seite langweilig oder langatmig. Man inhaliert förmlich eine Seite nach der anderen und spürt einen sich langsam aufbauenden Spannungsbogen, der sich dann in der zweiten Hälfte voll entfaltet und einen fast schon zwingt, weiterzulesen. Auch wenn die Handlung beziehungsweise Auflösung irgendwann durchschaubar wird (zumindest war das bei mir so), so mangelt es dem Roman niemals an Spannung. Ähnlich wie in Horrorfilmen findet immer wieder einer der Protagonisten den Tod, wobei Strandberg hier blutig und manchmal auch sehr explizit beschreibt, was passiert. Allerdings benutzt er Brutalität und blutige Morde niemals als Mittel zum Zweck, sondern erschafft auch damit eine bedrohliche Atmosphäre, die die Geschichte noch zusätzlich unterstützt.

Eines ist jedenfalls sicher: Mats Strandberg kann mit seinen Geschichten überzeugen und liefert perfekte Unterhaltungsliteratur. Egal, welchen seiner Thriller man nimmt, das Ergebnis ist dasselbe: Am Ende freut man sich schon auf das neue Werk des Autors. „Die Konferenz“ wirkte auf mich wie eine Hommage an die Horrorfilme der 1980er-Jahre mit einer Prise Gegenwart, was geschäftliche Machenschaften angeht. Strandbergs neuester Roman ist wieder einmal ein Pageturner, wie man sie von ihm gewohnt ist. Und, ja, ich freue mich schon, wenn es wieder etwas Neues von ihm gibt. 😉

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Fazit: Spannender Thriller, der wie eine Hommage an die Horrorfilme der 80er-Jahre wirkt.

©2022 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Lex Talionis von Michael Marrak

Erschienen als Taschenbuch
im Memoranda Verlag
insgesamt: 318 Seiten
Preis: 19,90 €
ISBN: 978-3-948616-64-9
Kategorie: Thriller, Krimi, Mystery

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Alexander ‚Lex‘ Crohn hat eine außergewöhnliche Begabung: Durch einen Projektilsplitter in seinem Kopf verstärkt sich seine Gabe, sich durch die Berührung eines Tatgegenstandes in die Vergangenheit eines Mordopfers begeben. Doch während solcher Ermittlungen wird Lex von seiner eigenen Vergangenheit heimgesucht.

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Michael Marrak einmal anders, nämlich außerhalb seines aktuellen Kanon-Universums und anderer Science-Fiction-Geschichten. Und, was soll ich sagen, auch im Thrillerbereich überzeugt mich Marrak ohne Einschränkungen. Sein Schreibstil ist natürlich auch hier sehr gehoben und niveauvoll, wie sollte es schließlich auch anders sein. Aber wenn Marrak seine Geschichte in der realen Welt ansiedelt und sie mit Horror und Mystery würzt, stellt er ohne Frage unter Beweis, dass er auch diese Genre hervorragend beherrscht. Schon während der ersten Seiten gerät der Leser, wie nicht anders von Marrak gewohnt, in einen Sog, der einen nicht mehr loslässt. Die Ideen, die der Autor zu Papier bringt, sind phänomenal und werden so atmosphärisch geschildert, sodass man hautnah mit dabei ist. Marrak scheut sich nicht, die Genregrenzen zu sprengen, was für mich eine zusätzlichen Stern bedeutet, denn gerade diese Symbiose aus verschiedenen Richtungen macht „Lex Talionis“ unglaublich interessant und spannend.

Die Geschichte wirkt an manchen Stellen wie ein Spin-off des Lovecraftschen Universums, was mit Sicherheit beabsichtigt sein dürfte. Doch Marrak hat seinen eigenen Stil und entführt seine Leser gekonnt in eine mystische, fast schon esoterische Welt, wenn man den Protagonisten auf seinen Ausflügen in die sogenannte Echo-Dimension folgen darf. Es sind epische Bilder, die Marrak mit seiner Sprachgewandtheit ins Gehirn der Leser zaubert, Bilder, an die man noch denkt, wenn man schon längst das Buch zugeschlagen und zur Seite gelegt hat. Zwischendurch erinnerte mich die Atmosphäre immer wieder an Filme wie „Constantine“ oder Bücher wie „Das Schweigen der Lämmer“, doch, wie bereits erwähnt, Michael Marrak kopiert nie, sondern verbeugt sich höchstens vor diesen Einflüssen.

Michael Marraks Schreibstil ist ausdrucksstark und sprachlich perfekt. Ich wünschte, es gäbe mehr solcher Schriftsteller, die sich sprachlich so gut ausdrücken können. Marrak ist einer der wenigen, die das wirklich können.
Eines kommt auch bei „Lex Talionis“ auch nicht zu kurz: nämlich der Humor. Ähnlich wie bei seinen anderen Büchern lockert Marrak seine Geschichte mit Witzen auf, die einem während des Lesens ein Schmunzeln auf die Lippen zaubern. Ich muss gestehen, dass ich Marraks Humor wirklich mag und bei seinen Büchern mittlerweile fast schon darauf warte, bis sie zum Zuge kommen. Gerade diese Mischung aus düsterem Setting und gekonntem Wortwitz macht „Lex Talionis“ zu einem außergewöhnlichen Werk. Es handelt sich hierbei um den ersten Band einer zweiteiligen Reihe, sodass einige Handlungsfäden am Ende noch offen oder unbeantwortet bleiben. Umso mehr freue ich mich schon auf den zweiten Teil, der bereits in Arbeit ist und 2023 erscheinen soll.
„Lex Talionis“ ist ein Buch, das man lesen sollte. Vor allem diejenigen, die den Mainstream-Einheitsbrei satt haben und sich schon immer ein genreübergreifendes Abenteuer gewünscht haben.

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Fazit: Beeindruckender Genremix aus Thriller, Krimi, Mystery und Horror.

©2022 Wolfgang Brunner für Buchwelten