Das Haus in der Needless Street von Catriona Ward

Erschienen als gebundene Ausgabe
im FESTA Verlag
458 Seiten
22,99 €
ISBN: 978-3-86552-950-3
Kategorie: Thriller, Drama

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Ted Bannerman ist ein Einzelgänger. Und er ist verdächtig, das kleine Mädchen Lulu entführt und womöglich getötet zu haben. Dee, Lulus Schwester, beobachtet und verfolgt Ted, um ihn der Tat zu überführen. Doch während sie vollkommen überzeugt davon ist, dass Ted ein böser Mann ist, muss dieser gegen völlig andere Dämonen ankämpfen …

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Schon während der ersten Seiten merkt man, dass „Das letzte Haus in der Needless Street“ ein außergewöhnlicher Roman ist, der sich von anderen Büchern dieses Genres abhebt. Es ist der Schreibstil, der einen sofort in den Bann zieht und bei dem man nie genau weiß, wie man das alles zu deuten hat. Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, so dass es niemals langweilig wird. Man rätselt mit, was sich hinter den Geschehnissen verbirgt, überlegt, ob man Ted bedauern soll oder ob er tatsächlich der Kindesentführer und womöglich auch -mörder ist. Catriona Ward schreibt verzwickt, mysteriös und poetisch. Aus dieser Mischung entsteht ein faszinierendes Roman, der durchaus auch so manches Mal in der Kategorie „All Age“ des Festa-Verlages gepasst hätte. Aber ein „Must Read“ ist das vorliegende Buch auf jeden Fall.

Sicherlich mag es bei einigen Lesern auf Kritik stoßen, zumal sich Ward eben keinen gängigen Konventionen anpasst, sondern ihre Geschichte auf eigensinnige, teils während des Lesens absurd wirkende Weise erzählt und zu einem tollen Finale führt, mit dem man so nicht gerechnet hat. Ich mochte jedenfalls die verzwickte, außergewöhnliche Erzählweise, die mich zudem in eine extrem tolle Atmosphäre mitgenommen hat, die ich mir sehr gut als Film vorstellen konnte. Aber eine Verfilmung scheint ja eh in Planung zu sein.
Die Erzahlperspektive der Katze erinnerte mich des Öfteren an die Figur des Francis aus den Katzenromanen von Akif Pirincci, wobei aber beim vorliegenden Buch letztendlich eine andere Prämisse dahintersteckt. Insgesamt hat mich „Das letzte Haus in der Needless Street“ absolut gut unterhalten und mich vor allem auch zum Nachdenken gebracht. Die ernste Thematik, die hinter diesem Stoff steht, hat die Autorin aus meiner Sicht unglaublich gut und glaubwürdig eingefangen. Ich freue mich jedenfalls schon sehr, weitere Werke aus ihrer Feder im Festa-Verlag zu lesen, denn so wie es aussieht, werden auch noch ihre weiteren Romane in deutscher Sprache erscheinen. Für mich ist dieses Buch auf jeden Fall ganz klar ein „Must Read“.

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Fazit: Mysteriös, atmosphärisch und nachdenklich. Ein außergewöhnlicher Thriller.

©2022 Wolfgang Brunner für Buchwelten

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Lass uns töten von Jeff Strand

lassunstöten

Erschienen als Taschenbuch
im FESTA Verlag
344 Seiten
14,99 €
ISBN: 978-3-86552-843-8
Kategorie: Thriller

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Als Kinder teilten sich Alex Fletcher und Darren Rust ein Zimmer im Internat. Sie kamen miteinander klar, aber Freunde wurden sie nie. Darren war viel zu seltsam für Alex, da er eine fast schon krankhafte Neugier auf den Tod besaß.
Dennoch verband die beiden immerzu ein Band, das sie auf eine mysteriöse Weise zusammenhielt. Als Alex  verheiratet und glücklicher Vater ist, taucht Darren wieder in seinem Leben auf. Und seine Gier nach dem  Tod ist nicht vorbei, sondern hat sich, ganz im Gegenteil, sogar noch verstärkt. Darren sucht in Alex nach einem Gleichgesinnten, um gemeinsam mit ihm diesem Verlangen nachzugehen .

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Nach seinem ungewöhnlichen Ausflug mit „Der Zyklop“ in die Fantasywelt, der nicht jeden Leser ganz überzeugen konnte, legt Jeff Strand mit „Lass uns töten“ einen fulminanten Thriller vor, den man nicht mehr aus der Hand legen kann (und will). In einer brillanten Mischung aus Jugenddrama, nostalgischen Erinnerungen und spannendem Thriller erzählt Strand eine Geschichte, die man nicht mehr so schnell vergisst. Auch wenn man sich wünscht, dass die Charaktere der beiden Hauptprotagonisten noch mehr in die Tiefe gehen würden, so wird man dennoch von dieser Hassliebe mitgerissen. Die Geschichte erstreckt sich über viele Jahre und ist in entsprechende „Bücher“ aufgeteilt. Auch wenn zwischen diesen „Büchern“ oftmals eine lange Zeit liegt, so wird man niemals aus der Handlung geworfen und begleitet die Hauptpersonen auf ihrer gemeinsamen Reise, als wären lediglich ein paar Wochen oder Monate vergangen.

Jeff Strands Schreibstil ist unglaublich flüssig, so dass man gar nicht bemerkt, wie viele Seiten man an einem Stück durchgelesen hat. „Lass uns töten“ besitzt einen Touch Stephen King, Richard Laymon und  Herbert James. Es macht unglaublich Spaß, die Entwicklung zwischen Alex und Darren mitzuverfolgen, denn diese Beziehung wechselt permanent zwischen Freundschaft und Abneigung. Man spürt, dass die beiden es immer wieder versuchen, eine echte Freundschaft miteinander einzugehen, was aber letztendlich aus diversen Gründen nicht klappt. Strand hat ein tolles Buch abgeliefert, an das man sich auch nach Beendigung der Lektüre noch gerne erinnert. Die Geschichte ist einfach zu fesselnd, als dass man sie vergessen könnte.

Der Festa-Verlag hat mit diesem Roman wieder einmal bewiesen, dass er nicht nur Extrem-Literatur „kann“, sondern auch gute Unterhaltungsliteratur. Was mich allerdings etwas irritiert, ist die Covergestaltung. Die hat nämlich aus meiner Sicht irgendwie überhaupt nichts mit der Handlung zu tun und offenbart nicht, was sich hinter „Lass uns töten“ eigentlich versteckt: ein Coming-of-Age-Roman mit Thriller-Elementen, der sich bis ins Erwachsenenalter der Protagonisten erstreckt und so manch nostalgische Gefühle in einem hervorruft, wenn man diese Jungenfreundschaft begleitet. Jeff Strand schafft es nämlich hervorragend, die Gefühle der Protagonisten und die Sehnsucht nach einer vergangenen Zeit auszudrücken. Für mich war dieser Roman eine große Überraschung, mit der ich in dieser Art nicht gerechnet hätte. Absolute Leseempfehlung.

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Fazit: Coming-Of-Age, Thriller und Drama. Eine tolle Mischung, die man sich nicht entgehen lassen sollte.

©2020 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Die neunte Konfiguration von William Peter Blatty

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Erschienen als gebundene Ausgabe
im FESTA Verlag
192 Seiten
19,99 €
ISBN: 978-3-86552-824-7
Kategorie: Thriller, Horror, Mystery

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Verborgen in den Wäldern der USA benutzt die Regierung ein altes Herrenhaus als militärische Irrenanstalt. 27  Soldaten leiden dort an einer mysteriösen Geisteskrankheit, bei der sich die Ärzte so manches Mal fragen, ob die Männer wirklich den Verstand verloren haben oder nur so tun.
Der Marine-Psychiater Colonel Hudson Kane wird beauftragt, die gestörten Insassen zu untersuchen. Doch schon bald muss Kane nicht nur gegen die absurden Wahnvorstellungen der vermeintlich Geisteskranken kämpfen, sondern auch gegen seine eigene Vergangenheit …

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Nach „Der Exorzist“ katapultierte sich William Peter Blatty schlagartig in die Riege meiner Lieblingsschriftsteller. Das lag vor allem an seiner Gabe, Dialoge  in seinen Roman zu schreiben, die wirklichkeitsnäher nicht sein könnten. Leider wurde danach nur noch „Das Zeichen“ und der komödiantische Roman „Eine zuviel im Harem“ veröffentlicht. Umso mehr freue ich mich nun, dass der Festa-Verlag nun seinen Roman „Die neunte Konfiguration“ veröffentlicht hat, der übrigens auch mit Stacy Keach in der Hauptrolle verfilmt wurde. Der vorliegende Roman dürfte verschiedene Reaktionen auslösen: Die einen werden ihn als langweilig, langatmig und absolut unspannend und wirr halten. Die anderen, und dazu zähle ich mich 😉 , erkennen darin jede Menge Anspielungen auf die damalige Popkultur und entlarven Blatty als Film- und Literatur-Nerd. Es macht unglaublich Spaß, seine Seitenhiebe zu entdecken.

 „Die neunte Konfiguration“ ist kein zweiter „Exorzist“, sondern zeigt, dass Blatty sich nicht in Genre-Schubladen stecken ließ, sondern schrieb, wonach ihm war. (Das zeigt übrigens auch sein Interesse an Komödien). Der vorliegende Roman ist eine wilde Reise in eine Irrenanstalt, die nicht nur mit „Einer flog über das Kuckucksnest“ verglichen werden kann, sondern auch mit Edgar Allan Poes „Das System des Doktors Teer und des Professors Feder“. Dieserart Anspielungen muss man allerdings verstehen, um dem Roman etwas abgewinnen zu können. Blattys Schreibstil ist einfach, aber nichtsdestoweniger einprägsam und an manchen Stellen gar genial. Die philosophischen Gedankengänge, die er in seine Geschichte eingebaut hat, machen Spaß und man muss schon auch mal zwischen den Zeilen lesen. „Die neunte Konfiguration“ ist ein Buch, auf das man sich einlassen muss, um Gefallen daran zu finden.
Ich würde mir jedenfalls sehr wünschen, wenn sich der Festa-Verlag auch noch den anderen Büchern dieses Ausnahme-Autors widmen würde.

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Fazit: Gewöhnungsbedürftig, aber in seiner Konsequenz genial.

©2020 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Die Lieferung von Andreas Winkelmann

Die Lieferung

Erschienen als Taschenbuch
im Rowohlt Verlag
insgesamt  400 Seiten
Preis: 9,99 €
ISBN:  978-3-499-27517-3
Kategorie: Thriller

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Die junge Altenpflegerin Viola lebt in ständiger Angst. Unentwegt hat sie das Gefühl, verfolgt zu werden. Sie fühlt sich nur noch sicher, wenn sie an ihrem Arbeitsplatz  ist oder sich ihre Freundin Sabine in ihrer Nähe befindet. Sabine ist lustig, tough, mutig und sie glaubt Viola. Doch eines Abends meldet sich sich nicht mehr. Viola ist verunsichert, bleibt daheim.

Jens Kerners aktueller Fall ist seltsam. Im Hamburger Wald lief einer Jägerin plötzlich eine Frau vor die Flinte. Bleich, fast haarlos und wirr. Wie ein Albino wirkte diese seltsame Gestalt. Wo kam sie her? Was trieb sie in den Wäldern? Leider kommt Jens Kerner nicht mehr dazu sie zu befragen, denn sie stirbt.

Jens Kerners Arbeitskollegin Rebecca sitzt im Rollstuhl. Während einer Reha erzählt ihr eine Pflegerin, dass ihre Tochter seit 2 Jahren vermisst ist. Sie hofft auf Rebeccas Hilfe.

Jens Kerner und Rebecca Owald haben eine Menge Ermittlungsarbeit zu leisten. Zuviele lose Fäden, die zusammengeführt werden müssen.

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Andreas Winkelmann liefert einen guten und spannenden Thriller ab, in dem er viele verschiedene Fäden auswirft und jede Menge Fährten legt, um dem Leser einen langen Nervenkitzel zu bescheren.

Er erzählt die Geschichte in verschiedenen Handlungssträngen: Da gibt es den um Viola, die Altenpflegerin in ständiger Angst. Dann geht es um Rebecca Oswald und Jens Kerner, das ungleiche Ermittlerduo. Und es gibt zwei Rückblenden-Stränge. Einmal den um die gefangene Frau, die im Wald auftaucht. Und den letzten schließlich um den Täter, den wir in seine Kindheit begleiten.

Wie erwähnt ist die Spannung da und die Lektüre ist auch fesselnd. Ich selber finde jedoch, dass es bessere Romane von Andreas Winkelmann gibt (z.B. „Die Zucht“).

Das ungleiche Ermittlerpaar erinnert mich ein wenig an das Team von Robert Galbraith (das Pseudonym von J.K. Rowling). Ihrem Detektiv Cormoran Strike (Veteran mit Beinprothese) steht die bezaubernde Robin Ellacott zur Seite. Also ein ähnlich ungleiches Paar, nur umgekehrt. Ein anderer, immer wiederkehrender Bestandteil der Handlung erinnerte mich an den Film „Hereditary“. Leser werden wissen, was genau ich meine.

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Fazit: Ein spannender Thriller, der fesselt. Für mich ein bisschen überzogen in den (falschen) Fährten und ständigen Wendungen, aber das ist Geschmackssache.
Bei einer 5 Sterne Skala erhält „Die Lieferung“ eine 4.

©2020 Marion Brunner – Buchwelten

 

 

Die Insel von Steen Langstrup

Die Insel von Steen Langstrup

Erschienen als Taschenbuch
im Heyne Verlag
insgesamt  316 Seiten
Preis: 9,99 €
ISBN: 978-3-453-43957-3
Kategorie: Thriller

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Noa Simon Poulsen befindet sich auf einer einsamen tropischen Insel. Eigentlich das Paradies, läge nicht die Leiche seiner Freundin neben ihm. Noa erinnert sich an die Ereignisse, die zum Tod seiner Freundin geführt haben, zurück, als er in polizeiliche Gewahrsam genommen und des Mordes angeklagt wird. Aber keiner glaubt seine Geschichte, die er erzählt …

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„Die Insel“ ist mein erstes Buch von Steen Langstrup. Ich muss ehrlich sagen, dass ich gar nicht mit so einem Roman gerechnet habe. Ich war mehr als angenehm überrascht, als ich die Geschichte las und noch mehr faszinierten mich die drei Kurzgeschichten im Anhang. Aber eines nach dem anderen. Zuerst einmal geht es um den Roman „Die Insel“:

Viele haben wahrscheinlich mit einem reinen Horror-Roman gerechnet und nicht mit einem Psychothriller, der sich hinter diesem Titel verbirgt. Der Autor lässt die Geschichte von seinem Protagonisten erzählen, was aus meiner Sicht schon eine unglaublich intensive Atmosphäre verschaffte. Gerade die Zwischenteile, in denen der Protagonist mit seiner Strafverteidigerin spricht, haben mir ausnehmend gut gefallen. In Rückblicken wird dann die eigentliche Geschichte erzählt, die anfangs noch ein wenig zögernd ins Laufen kommt, aber zunehmend spannender wird. Es mag auf viele Leser langweilig wirken, wenn Noa von seinem Aufenthalt auf der Insel und der neben ihm liegenden Leiche seiner Freundin erzählt. Aber genau dadurch kommt eine absolut glaubwürdige Atmosphäre auf.

Wie sich der Plot dann letztendlich entwickelt, einschließlich der Auflösung (eigentlich sind es ja sogar zwei!) hat mir sehr gefallen. Man sah plötzlich die Ereignisse aus einem vollkommen anderen Blickwinkel und konnte Handlungsweisen auf einmal nachvollziehen. Im Grunde genommen ist dieser Thriller dadurch tatsächlich zu einem Horrortrip geworden, nur ohne Monster und Blut. Steen Langstrup hat aus einer vollkommen unspektakulären Ausgangssituation, die allerdings sehr stimmungsvoll ist, einen wirklich atemberaubenden Trip in die Seele eines Menschen erschaffen. „Die Insel“ hebt sich von gängigen Büchern dieses Genre ein wenig ab, was es wahrscheinlich auch leider nicht für den Mainstream tauglich macht. Ich mochte die ausgefallene Schreibweise auf jeden Fall und werde mir den Debütroman auf alle Fälle auch noch besorgen. Gespannt bin ich auch, was der Autor als nächstes liefern wird.

Doch unabhängig von dem guten Roman komme ich nun zu den drei Kurzgeschichte, die wahrscheinlich aufgrund der Kürze des Hauptromans vom Verlag noch als Bonus veröffentlicht wurden. Ich muss gestehen, dass mir diese drei Stories sogar noch besser als der Roman gefallen haben. Vor allem eine Geschichte, die den Titel „Iss mich, trink mich“ trägt, hat mich vollends überzeugt. Langstrup beschreibt in dieser Geschichte auf einer Seite das wahre Gesicht der Menschheit, welche Wertvorstellungen und Wünsche sie an das Leben haben. Das ist so grandios, dass ich diese Stelle ein paar Mal lesen musste und sie mir immer noch im Kopf herumschwirrt. So etwas Geniales habe ich selten gelesen. Hut ab, Steen Langstrup, für diese Erkenntnisse, die eigentlich jeder Mensch weiß, sie aber dennoch konsequent in seinem Leben ignoriert. Zumindest die meisten.
Insgesamt habe ich mit Steen Langstrup auf jeden Fall einen Autor gefunden, der mich hervorragend unterhalten hat und der auch eine gewisse Menschen- und Lebenskenntnis besitzt, die mich anspricht. „Die Insel“ wird definitiv nicht das letzte Buch von diesem Autor sein.

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Fazit: Sehr spannende und stimmungsvolle Geschichte. Die drei Bonusgeschichten sind einfach nur genial.

© 2019 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Koma von Kati Winter

Koma

Erschienen als Taschenbuch
bei Redrum Books
insgesamt  122 Seiten
Preis: 9,99 €
ISBN: 978-3959575935
Kategorie: Horror, Thriller

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Maria ist die im Grunde genommen die glücklichste Frau der Welt. Denn sie heiratet ihren Märchenprinzen.
Doch dann erwacht sie in einem Albtraum sondergleichen. Maria liegt im Koma und ihr Ehemann hasst sie. Ihr Arzt vergewaltigt sie auf brutalste Weise und plötzlich ist da noch eine fremde Frau. Und ein Baby schreit!
Was ist Realität und wo beginnt der Wahnsinn?

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„Koma“ ist mein erstes Buch von Kati Winter. Und ich muss sagen, dass sie mich mit ihrer Novelle absolut überzeugen konnte. Es ist eine im Grunde genommen unspektakuläre Geschichte, aber der flüssige Schreibstil der Autorin packt einen von der ersten Seite an. Was mich besonders fasziniert hat, ist die Tatsache, dass Kati Winter es geschafft hat, die teils wirren Gedankengänge einer Komapatientin mit Worten einzufangen. Im Nachhinein betrachtet wirkt das Buch wie ein abstruser, unwirklicher Traum, dem man als Leser beiwohnen durfte. Die Autorin nimmt bei manchen Beschreibungen kein Blatt vor den Mund, was dem Buch noch eine weitere schockierende Seite verleiht. Wie oben schon erwähnt, ist die Handlung eigentlich relativ simpel, dennoch konnte mich Kati Winter, vor allem auch mit dem Finale, so richtig packen. In anderen Rezensionen habe ich gelesen, dass genau dieses Ende auf viele störend und unpassend wirkte. Das kann ich definitiv nicht behaupten, denn gerade diese Auflösung und dieses Ende haben mich berührt. Allerdings hätte es ruhig noch etwas länger dauern dürfen. 😉

„Koma“ ist eine Novelle, die man in einem Rutsch durchlesen kann. Durch die Ich-Erzählung wirkt die bedrohliche und verwirrende Situation natürlich noch um ein Vielfaches intensiver, ich hätte gut und gerne noch die doppelte Seitenanzahl lesen können. Winter vermittelt auch hervorragend die Verzweiflung und Angst der Protagonistin. Zu dieser Novelle gibt es übrigens auch eine Hörbuchversion, die von der Autorin selbst eingelesen wurde. Auch hier wurde die Atmosphäre sehr stimmig und treffend vermittelt. „Koma“ ist eine Geschichte, die im Gedächtnis haften bleibt und über die man auch noch eine Weile nachdenkt. Der Kurzroman ist eine Mischung aus Krimi und Thriller, vermischt mit einer Prise Sex. Ich hatte riesigen Spaß bei der Lektüre und kann dieses Buch guten Gewissens empfehlen. Ich werde definitiv noch andere Werke dieser Autorin lesen.

Wer sich für das Buch beziehungsweise die Hörbuchversion interessiert, sollte sich einmal folgende Buchvorstellung der Autorin ansehen:

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Fazit: Faszinierende Mischung aus Krimi und Thriller. Sehr atmosphärisch und mit einem fast schon melancholischen Ende.

© Wolfgang Brunner für Buchwelten

Psycho-Pat von Mari März

Psychop

Erschienen als Taschenbuch
im Verlag DIE TEXTWERKSTATT „korrekt getippt“
insgesamt  299 Seiten
Preis: 12,95 €
ISBN: 978-3-959-57067-1
Kategorie: Thriller, Drama, Erotik

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Patrizia Fischer war ein erfolgreiches Model, das ein ereignisreiches, ausuferndes Leben geführt hat. Alkohol, Drogen und jede Menge hemmungslosen Sex. Doch eines Tages fasst sie den Entschluss, sich eine Auszeit zu nehmen. Patrizia, auch Pat genannt, sucht sich ein Ferienhaus in Dänemark, um sich zu erholen und zu sich selbst zu finden. Als dann eine Familie ins Nachbarhaus einzieht und Pat sich plötzlich in den Fängen des attraktiven Patrick findet, beginnt sich ihre Welt zu verändern. Und plötzlich erinnert sich Pat an einen Abschnitt aus ihrer Vergangenheit, den sie die letzten Jahre durch ihre Medikamente immer erfolgreich verdrängt hatte.

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Mari März, von der ich bislang nur hervorragende Kurzgeschichten kannte, liefert mit „Psycho-Pat“ einen Roman ab, der während des Lesens unglaublich gut unterhält und nach dem Lesen noch lange nachwirkt. Man weiß nicht genau, auf was man sich da einlässt, wenn man den Klappentext kennt und zu lesen beginnt. Immer mehr gerät man in einen Strudel, den die Protagonistin selbst durchlebt, und kann sich schon bald nicht mehr von der Geschichte lösen, so intensiv wird sie beschrieben. Vor allem die Dialoge und die Gedankengänge von Patrizia Fischer haben es mir angetan, denn sie wirken so wahnsinnig authentisch und echt, dass man stellenweise meint, ihre Stimme förmlich zu hören, wenn sie ihre Geschichte erzählt.

„Psycho-Pat“ ist ein Drama, das fasziniert, obwohl im Grunde genommen eigentlich gar nicht viel passiert. Und das ist genau der Grund, warum die Geschichte so hervorragend funktioniert, denn man ertappt sich immer wieder dabei, dass man vergleichbare Situationen schon selbst erlebt hat und ähnliche Gedanken gedacht hat. Hinzu kommt der sehr flüssige Schreibstil, der den Roman zu einem wahren Pageturner macht. Und auch die Gefühlswelt, die von Mari März beschrieben wird, ist in jeder Hinsicht glaubwürdig und mitreißend. Man spürt beim Lesen die Unsicherheiten und Ängste der Protagonistin, aber auch den Mut und die Kraft, um ihr Leben zu ändern (und zu meistern). Diese Seelenqualen und Hoffnungsschimmer sind unglaublich gut gelungen und zeugen von einer sehr guten Recherche. Die Wendung, die die Geschichte irgendwann einmal nimmt, hat mich tief betroffen und auch wütend gemacht. „Psycho-Pat“ zeigt, dass Dinge, die einem als junger Mensch widerfahren, bis ins Erwachsenenalter Auswirkungen zeigen und Menschen psychisch kaputt machen (können). Mari März ist mit ihrem Buch eine perfekte Gratwanderung gelungen, die einerseits unterhält und andererseits auf Missstände in unserer Gesellschaft hinweisen und aufzeigen, warum manche Menschen schlichtweg einen“Knacks“ haben, obwohl sie nach außen hin „normal“ wirken. Mit Patrizia Fischer hat Mari März einen sehr sympathischen Charakter erschaffen, für den man großes Mitleid empfindet.

Nun komme ich noch zu einer Sache, die ich eigentlich in der Belletristik gar nicht mag, nämlich die explizite Beschreibung von Sexszenen, die manches Mal sogar pornografisch wirken. Es gab bis dato nur einen einzigen Schriftsteller, der mich in dieser Hinsicht überzeugen konnte: Samuel R. Delany. Er hat es geschafft, Sexszenen literarisch und nicht plump wirken zu lassen. Mari März nähert sich Delany auf gewisse Art und Weise, denn auch sie schafft es, bei mir Emotionen auszulösen, wenn ich ihre sexuellen Beschreibungen lese. Man kann die wirren Gedanken, die Pat während ihrer ausufernder Sexorgien heimsuchen, durchaus verstehen und nachvollziehen, zumal bei den „harten, detaillierten“ Beschreibungen auch die Emotionen nie zu kurz kommen. Das ist genau die richtige Mischung, damit solche Szenen nicht unbeholfen oder gar peinlich wirken. März beschreibt diese Situationen wie einen Drogenrausch (und in keinem geringeren befinden wir uns, wenn wir sexuell erregt sind 😉 ) und vergisst dabei nicht die „romantische“ Gefühlswelt, die einen dabei durchströmt. Und genau deswegen funktionieren diese Szenen in „Psycho-Pat“ und machen die Protagonistin zu einem greifbaren Menschen, der sich auch einmal „gehen lässt“.
Mari März hat einen beeindruckenden Roman über eine „kranke“, aber sehr starke Frau geschrieben, die ihr Leben verändern will. Ich bin begeistert …

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Fazit: Beeindruckende Charakterstudie einer „kranken“ Frau, die nachhaltig auf den Leser einwirkt.

© 2018 Wolfgang Brunner für Buchwelten

The Fourth Monkey – Geboren, um zu töten (Sam Porter 1) von J.D. Barker

The Fourth MonkeyGeboren um zu toeten von JD Barker

Erschienen als Taschenbuch
im blanvalet Verlag
insgesamt 540 Seiten
Preis: 14,99 €
ISBN: 978-3-7645-0624-7
Kategorie: Thriller, Krimi

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Schon seit Jahren jagt Sam Porter den 4MK, den „Fourth Monkey Killer“. Nun hat der Täter erneut zugeschlagen. Porter gerät wieder in einen Strudel aus Leid und Gewalt und bekommt die Chance, das Tagebuch des Killers zu lesen. Und dieses Mal vermischt sich sogar seine eigene Vergangenheit mit der grausamen Gegenwart.

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Man taucht schon nach den ersten Seiten in eine Welt ein, die man aus Filmen wie „Sieben“, „The Cell“, „Das Schweigen der Lämmer“ oder „Der Zodiac-Killer“ kennt: Düster und erschreckend. J.D. Barker ist mit seinem Thriller ein Pageturner allererster Güte gelungen. Geschickt wechselt er kapitelweise zwischen den Ermittlungstätigkeiten und den Tagebucheinträgen des Killers, so dass man das Buch schlichtweg nicht mehr aus der Hand legen möchte und teilweise auch nicht kann.
Barkers Schreibstil ist so flüssig zu lesen, dass man Seite um Seite liest und die Zeit um einen herum vergisst. Besser kann man einen Thriller nicht schreiben.
Der Autor beschreibt manche Szenen sehr blutig und brutal, gleitet aber nie in niveaulose Splatterorgien ab, sondern hält immer Bezug zu einer möglichen Realität. „The Fourth Monkey“ ist brutal, aber auch einfühlsam in seiner Beschreibung, wenn es um die Kindheit des Täters geht. Sehr beeindruckend wird hier auf die Psyche des Täters eingegangen und eine „Vorgeschichte“ erzählt, die es in sich hat.

J.D. Barker schreibt, als sähe man einen Film (und die Filmrechte sind auch schon tatsächlich verkauft). Stimmungsvolle Bilder begleiten den Leser durch den kompletten Roman und man sieht jeden einzelnen Handlungsort vor dem inneren Auge, so detailliert sind die Beschreibungen. Auch die Charakterzeichnungen sind Barker sehr gut gelungen und man fühlt sich, zumindest den meisten Protagonisten, verbunden. Gerade mit Sam Porter kann man hervorragend „mitleiden“ und „mitfiebern“, denn seine Gedankengänge sind sehr glaubwürdig und menschlich dargestellt. Was ebenfalls sehr authentisch gewirkt hat, waren die Überlegungen und Gefühle der Opfer, bei denen man die Angst und das Grauen beim Lesen gespürt hat. Auf psychologischer Ebene sehr geschickt gemacht, versetzen diese Passagen den Leser in die Opferrolle und lassen den brutalen Täter noch erschreckender erscheinen. Der Thriller ist gewiss nichts für Menschen mit schwachen Nerven und zartem Gemüt, auch wenn ich davon überzeugt bin, dass auch diese Leser sich dem Bann dieses Romans nicht entziehen könnten. Denn, wie oben schon erwähnt, J.D. Barker begeht eine sehr geschickte Gratwanderung, in dem er auch viele „ruhige“ Szenen in seinen Roman verbaut und der Geschichte dadurch zum einen eine höhe Glaubwürdigkeit verleiht und zum anderen dem Leser immer wieder eine kleine Verschnaufpause verschafft.

„The Fourth Monkey“ ist der Einstieg in eine Romanserie (der zweite Teil ist gerade in Arbeit) und man kann durchaus gespannt sein, wie sich der Plot weiterentwickelt, denn Barker hat Fäden gesponnen, die auf jeden Fall noch ausbaufähig sind. Und mit Sam Porter und seinem Team hat er eine sehr sympathische Ermittlergruppe geschaffen, der man gerne folgt. Hin und wieder wurden die Ermittlungserfolge und die Vorhaben des Teams im Buch aufgelistet, was mich als Leser unmittelbar dabei sein ließ. Hinzu kommen ein paar wirklich gelungene  und unerwartete Wendungen, die noch zusätzliche Spannung aufkommen ließen. Für mich stellt „The Fourth Monkey“ ein Highlight im Thrillergenre dar, denn gerade aufgrund seiner düsteren und stimmigen Atmosphäre, die sich durch den ganzen Roman zieht, hebt er sich auf gewisse Art und Weise von vielen anderen Thrillern ab. J.D. Barker erfindet das (Thriller-)Rad zwar nicht neu, aber er verpackt seinen Plot gekonnt in ein filmtaugliches, kleines Meisterwerk, das absolut fesselt und genial konstruiert ist. J.D. Barker legt die eigene Meßlatte sehr hoch und hat zudem noch ein tolles Ende geschrieben, das nicht unbedingt der „Norm“ von Thrillern und Krimis entspricht.

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Fazit: Spannend, blutig, brutal und düster. Ein Thriller-Highlight, das es in sich hat.

© 2018 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Mind Control von Stephen King (Bill Hodges Serie III)

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Mind Control von Stephen King

Erschienen als gebundene Ausgabe
bei HEYNE
Originaltitel: End of Watch
insgesamt 528 Seiten
Preis:  22,99  €
ISBN: 978-3-453-27086-2
Kategorie: Krimi / Thriller
Übersetzer: Bernhard Kleinschmidt
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Brady Hartsfield, bekannt als der Mercedes Killer sitzt/liegt als „Matschbirne“ in einer Klinik für Neurotraumalogie, auch genannt „die Schüssel“, und fristet ein elendes Dasein. Denken zumindest alle, ist aber nicht so, denn Brady ist abgrundtief böse und das Böse in ihm gibt nicht auf. Sein Körper ist ein Wrack, doch Brady findet andere Mittel und Wege seine Macht- und Rachegelüste zu nutzen und umzusetzen.

In der Stadt geschehen plötzlich vermehrt ungeklärte Selbstmorde. Besondere Umstände bringen den ermittelnden Polizisten dazu, seinen Ex-Partner William Kermit (auch genannt Bill) Hodges zu kontaktieren. Denn der hat eine Ahnung, und bringt diese Geschehnisse mit niemand anderem als Brady Hartsfield in Verbindung …

***

Wer die ersten zwei Bände der Mr. Mercedes Reihe gelesen hat, der kennt Brady Hartsfield und der weiß, dass dieser Typ einfach nur ein mieses, böses Etwas ist. Und Stephen King findet hier einen absolut guten, spannenden und gut ausgeklügelten Abschluss seiner Reihe. Wir treffen auf alte Bekannte wie Jerome und Holly Gibney, mit der Bill nach dem ersten Band das Büro „Finders Keepers“ gegründet hat. Diese Charaktere wiederzutreffen und sie zu begleiten macht großen Spaß. Holly hat sich prächtig entwickelt (zumindest für ihre Verhältnisse) und ich habe mich mit ihnen allen sehr wohl gefühlt.

Stephen King flechtet in seine Handlung sehr gut die neumodischen Phänomene wie den großen Einfluss sozialer Netzwerke (in dem Fall bei Teenagern) und die gefährlich hypnotisierende und abhängig machende Wirkung von Smartphones und Computerspielen ein. Wie oben herauszulesen ist, spielt auch das Thema Suizidgefahr und Gedankenbeeinflussung eine große Rolle. Diese Themen hat Stephen King sehr überzeugend und erschreckend deutlich hervorgebracht. Für mich war dieser abschließende Teil irgendwie eine typische X-Akte :-). Mehr mag ich an dieser Stelle nicht verraten. Aber ich würde jedem Neugierigen empfehlen, alle drei Teil zu lesen, denn die Handlung ist komplex und baut aufeinander auf.

Das Ende des Romans ist gut gelungen und für mich (leider) passend. Nicht enttäuschend und zu schnell herbeigeführt, wie es der Autor in seinen früheren Werken leider oft geliefert hat. Aber dies ist beim „neuen“ King mittlerweile grundsätzlich viel besser geworden.

Das einzige was mich wirklich stört und nervt, ist, warum ein Verlag einen englischen/amerikanischen Originaltitel in einen nicht deutschen Titel übersetzt. Absolut blöd und unsinnig. Ich gebe zu, dass der „deutsche“ Titel „Mind Control“ ziemlich gut zur Handlung passt, wobei er meiner Meinung nach schon zu viel preisgibt. Aber Stephen King, besser gesagt in diesem Fall seine Frau Tabitha, hat im Original den Titel „End of Watch“ gewählt. Und dabei werden sich die beiden garantiert etwas gedacht haben. Mich jedenfalls hat er zum nachdenken angeregt, wie das wohl konkret gemeint ist.

Aber dass Verlage Originaltitel aus dem englischen für unseren Markt in einen englischen Titel „übersetzen“ ist ja leider nichts Neues. Ich kann und muss das nicht verstehen. Dann kann man doch einfach den Originaltitel beibehalten, denn die Leser, die kein Englisch sprechen, müssen sowieso ein Wörterbuch (haha) zu Rate ziehen.

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Fazit: Ein gelungener, würdiger, absolut fesselnder Abschluss der Bill Hodges Reihe, der mit einem Schluss die Reihe beendet, der der gesamten Handlung absolut gerecht wird. Achtet auf die roten, flitzenden Fische … oder nein, lieber nicht ….

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© Buchwelten 2016

Blutsommer von Rainer Löffler (5/5)

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Erschienen als
Taschenbuch
im Rowohlt Verlag (rororo)
496 Seiten
Preis: 9,99 €
ISBN:  978-3-499-25727-8
Kategorie: Thriller

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Eine ganz normale Familie ist auf dem Weg zu ihrem Ausflug an den Waldsee mit Grillplatz. Aber diese Normalität nimmt ein jähes Ende. Als die drei Kinder der Familie vorauslaufen, stoßen sie im Unterholz auf eine verstümmelte Leiche. Die Tochter die der grausamen Leiche am nächsten kommt, erleidet einen heftigen Schock und der Tag der Familie Lech endet im Krankenhaus.
Als die Kölner Polizei am Fundort des Toten eintrifft wird schnell klar, dass es sich um ein weiteres Opfers des Serienmörders „Der Metzger“ handelt. Einige der leider bereits bekannten Übereinstimmungen sprechen dafür.

Der Leiter der Kölner Polizei Konrad Greiner ist zwar ein Polizist der nach vielen Jahren nach wie vor auf handfeste Ermittlerarbeit schwört, dennoch ruft er seinen alten Freund Frank an und bittet ihm um Unterstützung. Er soll Greiner, den Frank gut bekannten, offensichtlich besten Fallanalytiker (wie Profiler im Deutschen heißen) zur Verfügung zu stellen. Nicht, dass er seine Hilfe bräuchte, weil er in seinen Ermittlungen nicht vorwärts kommt. Nein, er erhofft sich neue Ansichten und Anregen durch einen Außenstehenden, der sich auf erschreckende Weise in die Psyche von Mördern hineinversetzen kann und dadurch eine Reihe an Erfolgen zu verbuchen hat.

Als Martin Abel, derzeit zu einem Einsatz in Wien den Anruf von seinem guten Bekannten Frank erhält und dieser ihm die Dringlichkeit des Falles verdeutlicht, macht sich der Fallanalytiker auf den Weg nach Köln.

Abel ist kein einfacher Mensch, dass hat Frank dem leitenden Ermittler Greiner bereits vorher klargemacht. Er wirkt gefühlskalt, gilt als schwierig und Einzelgänger. Davon kann sich Greiner bereits im ersten Gespräch selber überzeugen und auch die junge Nachwuchs-Fallanalytikerin Hannah Christ, seine beste Schülerin im Revier spürt direkt am eigenen Leib, dass Martin Abel kein umgänglicher Mensch ist. Doch das ist ihr mehr als egal. Sie ist sehr ehrgeizig und hat sich fest vorgenommen, von Martin Abel zu lernen, soviel sie kann. Und da sie eine selbstbewusste und schlagfertige junge Frau ist, nimmt sie die Herausforderung an.

Ob dieses ungleiche Team es schafft einen Einblick in die Psyche des „Metzgers“ zu bekommen und ein Täterprofil zu erstellen, das ihn und seine grausamen Morde stoppt?

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Ja, er geht recht idyllisch an, dieser „Blutsommer“, doch dies ist nur von recht kurzer Dauer und dann wirft Rainer Löffler seine Leser sofort in die grausame „Wirklichkeit“ seiner Handlung.

Und sie ist wirklich grausam, denn was die Beschreibung der Morde und der Opfer angeht ist der Autor nicht zimperlich. Er beschreibt ausführlich und sehr genau. Für mich hat sich dies forensisch und medizinisch absolut gut recherchiert gelesen. Man meint Rainer Löffler sei vom Fach, was zeigt, dass er gute Arbeit geleistet hat.

Immer wieder wechseln wir auch auf die Seite des Killers, im Hier und Heute sowie in dessen Vergangen(Kind)heit, die seine Taten erklärt. Natürlich ist es schwer nachzuvollziehen, dass ein Mensch Gründe für seine grauenvollen Morde hat. Dennoch schafft es Löffler dem Leser zu vermitteln, dass dieser „Metzger“ nicht als solcher auf die Welt kam, sondern zu dem gemacht wurde, was er nun ist.

Die Art wie der Autor seine Handlung aufgebaut hat, hat mich gefesselt. Ich habe das Buch sehr schnell gelesen. Am Montag habe ich glaube ich 3,5 bis 4 Stunden am Stück gelesen, weil ich einfach nicht aufhören konnte.

Löffler hat es geschickt geschafft, Fährten zu legen, dessen falsche oder richtige Auflösungen mir sehr gut gefallen haben. Respekt. Es macht immer wieder Spaß in einer Handlung mitten in einem Spannungsbogen zu „hängen“ und dann zu denken: „Wie jetzt? …“

Sicherlich spielt auch das Verhältnis zwischen seinen beiden Protagonisten Abel und Christ eine Rolle, doch sich neben den beiden aufzuhalten bereitete Vergnügen, denn einfach waren sie beide nicht. Mir waren sie sehr sympathisch und ans Herz gewachsen. Aber auch der übergewichtige Leiter der Ermittlungen, Greiner, war eine gute Figur. Mit seinem Übergewicht und seinen Schwächen kam er echt rüber.

Eine sehr nette Nebenfigur hat Rainer Löffler mit dem Fliegen-Professor Dr. Schwartz erschaffen. Wie er auf seine sympathische Weise sein Wissen und seine Forschungsergebnisse über sämtliche Stadien der Fliegen (Eier, Larven und Tönnchen) nicht nur Abel und Greiner, sonder auch mir als Leserin nahe gebracht hat, war nicht nur interessant und lehrreich, sondern ausserdem noch sehr amüsant geschrieben. Die Nebenrolle hat nicht nur wichtige Erkenntnisse in die Ermittlungen gebracht, sondern ebenso angenehmen, frischen Wind. 

Für mich ist dies ein Thriller, der nicht nur gut aufgebaut und recherchiert ist. Er ist auch gerade durch seine verschrobenen Charaktere und kantigen Ermittler fesselnd.

Auch die Einblicke in die fallanalytische Arbeit hat mir sehr gut gefallen, sie wirkte nicht ausgedacht, sondern zeigte gute Vorarbeit.

Das Cover zeigt einen Flammenball über einem Feld, was wohl den extrem hießen Sommer der Handlung hervorheben soll. Es gefällt mir ganz gut, hätte mich aber nicht unbedingt zum Kauf verleitet. Das hätte der kurze, knappe Text der Inhaltsangabe eher geschafft.

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Mein Fazit: 5 von 5 Sternen für diesen Thriller um einen schlauen Serienkiller aber einen noch schlaueren Fallanalytiker mit einer hervorragenden Schülerin. Der Roman ist nichts für schwache Nerven. Blut und viele genaue Leichenbeschauungen sollte der Leser gewohnt sein und abkönnen. Der Roman ist sehr spannend, fesselnd und geschickt aufgebaut.

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Ich danke dem Rowohlt (rororo) Verlag für die (überraschende) Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

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