Schauer der Vorwelt von Tobias Bachmann

Erschienen als gebundene Ausgabe
im KOVD Verlag
insgesamt 368 Seiten
Preis: 15,99 €
ISBN: Privatdruck – ohne ISBN
Kategorie: Horror, Mystery

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13 Kurzgeschichten im Geiste von H.P. Lovecraft

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Tobias Bachmann hat mich bereits mit seinem Roman „Das Spiel der Ornamente“ (ebenfalls im KOVD Verlag erschienen) durch seinen angenehmen und gehobenen Schreibstil überzeugen können. Nicht anders verhält es sich bei der vorliegenden Kurzgeschichtensammlung, die sich durchgehend mit Storys im Geiste von H.P. Lovecraft befassen. Bachmann schafft es auch hier von den ersten Zeilen an, eine wahnsinnige Atmosphäre aufzubauen, die einen komplett gefangen nimmt. Während des Lesens sieht man tatsächlich vor seinem geistigen Auge die Abenteuer, die beschrieben werden und fühlt sich tatsächlich in die Welt von Lovecraft geschleudert.

Die Einleitung „Lovecraft und ich“, die eigens für diesen Band verfasst wurde, gibt einen kurzen, aber interessanten Einblick in die „Beziehung“ zwischen Tobias Bachmann und seinem literarischen Idol.
Die erste Geschichte „Kadath“ erzählt vom Zusammentreffen zweier Männer, die sich auf ganz besondere Weise ergänzen. Die Stimmung ist einfach toll und lässt vor allem die eigenen Gedanken spielen.
„Der Hausvermesser“ bewegt sich weitaus mehr in Richtung Fantasy und erinnerte mich manches Mal an den herrlich genialen Roman „Das Haus“ von Mark Z. Danielewsky.
„Ein sauberer Abgang“ ist eine One-Man-Show, die zum Nachdenken anregt und eine sehr schöne Stimmung verbreitet.
„Der Handleser“ ist eine Story, wie sie auch von Stephen King hätte stammen können. Dennoch trägt sich unverkennbar Lovecraft-Anleihen und auch philosophische Gedanken.
„Das grüne Licht im Giebelfenster“ ist von der Atmosphäre her eine meiner Lieblingsgeschichten in diesem Band und Lovecraft respektive Bachmann at it’s best.
„Der Brunnen“ trägt eine Stimmung in sich, die mich an alte Horrorfilme aus den Hammer-Studios erinnert. Eine kleine, feine Gruselgeschichte.
„Kaleidoskop der Seele“ ist das Psychogramm eines Mannes, der Vergangenheit und Gegenwart nicht länger unterscheiden kann und sich in dessen Wirbeln verstrickt.
Mit „Incunabula“ nähert sich Tobias Bachmann dann neben Lovecraft auch noch den Autoren E.A. Poe und Robert E. Howard. Es ist eine Abenteuergeschichte, die den Leser in ihren Bann zieht und in eine mystische Welt entführt.
„Wanderer, kommst du nach Cat …“ ist ein Bericht, wie er auch aus der Feder eines Robert Louis Stevenson stammen könnte. Bachmann vereint diese klassische Erzählweise geschickt mit den Visionen Lovecrafts.
„Grønn“ zählt für mich auch zu den Highlights dieses Erzählbandes. Ich war mittendrin in dieser Geschichte und konnte eine Zeitlang die Realität um mich herum vergessen.
„Metamorphose“ ist, wie auch „Incunabula“ eine Abenteuergeschichte mit einer tollen Atmosphäre, an die man sich gerne erinnert.
Die Erzählung „De Profundis“ geht einen ähnlichen Weg wie „Grønn“, bevor der Band mit „Ohne Ende“ einen Abschluss findet, der wieder eine klassische Lovecraft-Vision behandelt.

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Fazit: Grandiose Kurzgeschichtensammlung, die dem Geiste Lovecrafts uneingeschränkt folgt.

©2020 Wolfgang Brunner für Buchwelten

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Tiloumio – Ein dunkles Refugium von Maari Skog

Tikuomino

Erschienen als gebundene Ausgabe
im KOVD Verlag
insgesamt 512 Seiten
Preis: 17,99 €
ISBN: Privatdruck – ohne ISBN
Kategorie: Thriller, Drama

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Aaron flüchtet in die  Wildnis Schwedens, um sich von seiner dunklen Kindheit zu distanzieren. Diese Erinnerungen an Gewalt betreffen auch seine Schwester Turia, die Aaron, allerdings schweren Herzens, zurücklässt.
Als Aaron von einem Unbekannten gejagt wird, der auf irgendeine Weise mit seiner Vergangenheit in Verbindung steht, gerät er in einen Strudel, dessen Ausmaße er sich in seinen kühnsten Träumen nicht vorstellen konnte.
Zusammen mit Pascal, der ihm Hilfe anbietet, stellt sich Aaron zusammen mit seiner Schwester Turia der Vergangenheit.

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Was für ein Buch!
Dem KOVD Verlag sei Dank, dass ich in den Genuss dieses faszinierenden Romans kommen konnte, der mich von der ersten bis zur letzten Seite auf geradezu hypnotische Weise in seinen Bann gezogen hat. Maari Skogs Schreibstil ist unglaublich. Angenehm, flüssig, spannend und durchweg hochwertig, sodass „Tiloumio – Ein dunkles Refugium“ gut und gerne, trotz seiner ohnehin schon 500 Seiten, das Doppelte hätte dauern dürfen. Ich wollte gar nicht mehr aus dieser schönen, aber auch schrecklichen und oftmals auch melancholischen (jedoch niemals deprimierenden) Welt heraus und hätte  Aaron und seine Schwester Turia gerne noch ein Weilchen bei ihren „Abenteuern“ begleitet.

Auf einfühlsame Weise erzählt die Autorin vom Schicksal zweier Menschen, die mit ihrer Vergangenheit zu kämpfen haben. Da werden Tabuthemen behandelt, die natürlich schockieren, aber von Skoog in einer Weise beschrieben werden, die Taktgefühl zeigt. Sehr beeindruckend wird geschildert, wie die Geschwister mit ihren Erlebnissen umgehen und versuchen, diese zu verarbeiten. Die Autorin schildert einen großen Zusammenhalt und eine ganz besondere Geschwisterliebe, die aus den Ereignissen der Vergangenheit resultiert und dem Leser an manchen Stellen fast das Herz bricht. Man merkt hoffentlich, dass ich meine Begeisterung schwer zügeln kann. 😉
Maari Skoog hat ein Drama verfasst, das mit Elementen des Thrillers und sogar Horrors gespickt ist, aber an keiner Stelle übertrieben oder gar reißerisch wirkt. Ganz im Gegenteil: Durch die behutsame Heranführung an die Thematik eröffnet sich eine ganz andere Perspektive in Bezug auf Kindesmisshandlung.

Mir persönlich hat die melancholische Note gefallen, die sich von Anfang bis Ende durch die gesamte Geschichte zieht und dabei eine unglaublich intensive Atmosphäre aufkommen lässt. Durch die bildhafte Schreibweise spürte ich förmlich die Kälte um mich herum und meinte tatsächlich, ich wäre mittendrin im Geschehen. „Tiluomio – Ein dunkles Refugium“ schreit förmlich nach einer Verfilmung. Und das meine ich ernst: Ich will einen Film sehen! 🙂
Die Aufmachung des im Privatdruck erschienen Romans unterstreicht die Handlung auf geniale Weise. Das von Björn Craig angefertigte Titelbild vermittelt die Stimmung des Romans kongenial. Dieses Buch macht in seiner Gesamtheit süchtig.
Ich hoffe sehr, dass Maari Skog nach diesem fulminanten Debütroman noch weitere Geschichten schreibt. Für mich eine ganz große Überraschung, die mir mit Sicherheit noch lange im Gedächtnis haften bleibt. So, genau so, muss Spannungsliteratur aussehen.

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Fazit: Beeindruckendes Thriller-Debüt mit  unglaublich intensiver Atmosphäre. Für Freunde gehobener Spannungsromane ein Muss!

©2020 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Das Haus der finsteren Träume von Shaun Hamill

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Erschienen als Taschenbuch
im Heyne Verlag
insgesamt  462 Seiten
Preis: 14,99 €
ISBN: 978-3-453-31995-0
Kategorie: Horror, Drama

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Harry Turner, ein fanatischer Verehrer der Werke von H. P. Lovecraft,  baut auf seinem Grundstück  das größte und erschreckendste Geisterhaus  Amerikas. Seine gesamte Familie arbeitet an diesem Projekt mit. Keiner von ihnen gibt zu, dass er nicht nur die Geister und Monster der Attraktion sieht, sondern auch echte.  Nur Noah, der jüngste Sohn, stellt sich dieser Gabe und beschließt eines, diesen Ungeheuern die Tür in die Realität zu öffnen. Dadurch verwandelt sich das Leben der Turners plötzlich zu einem einzigen Albtraum …

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Ich habe mir, ehrlich gesagt, etwas vollkommen anderes von diesem Buch erwartet. Eindeutig mehr Grusel-Atmosphäre und Horrorelemente. „Das Haus der finsteren Träume“ ist aber in erster Linie ein beeindruckendes und sehr stimmungsvolles Familiendrama, das eine außergewöhnliche Geschichte erzählt. Man muss sich also von der Erwartungshaltung, die Titel und Cover dieses Buches suggerieren, trennen und auf die Handlung einlassen, um dieses Werk richtig genießen zu können. Man wird mit einer eindringlichen Geschichte belohnt, an die man sich noch lange erinnern wird, auch wenn nicht wirklich sonderlich viel geschieht. Das ist wahrscheinlich auch einer der Punkte, warum viele Leser dieses Buch nicht mögen könnten: Es ist sehr ausschweifend geschrieben und bietet im Grunde genommen auch wenig Spannung, die man von einem Horrorroman erwarten würde.

Dennoch sollte man diesem Werk unbedingt eine Chance geben, denn das Familiendrama hat es in sich. Vor allem, wenn man dann auf den letzten Seiten angekommen ist und all die Ereignisse rückwirkend plötzlich an Gewicht bekommen und man die Geschichte in fast schon epischen Ausmaßen sieht. „Das Haus der finsteren Träume“ mutet an manchen Stellen wie eine Mischung aus Old-School-Grusel, Familientragödie und All-Age-Jugendroman an. Aber genau diese Mischung ist es letztendlich auch, die dieses Buch zu etwas Besonderem und Außergewöhnlichem macht, dem man nicht sehr oft in der literarischen Welt begegnet. Aus meiner Sicht hat Shaun Hamill einen ganz wunderbaren Roman geschrieben, den man verstehen muss, um ihn  auch wirklich genießen zu können.

Es ist ein ruhiger, stimmungsvoller Roman, der keinesfalls schockiert oder den Leser gar in einen bluttriefenden Albtraum wirft. Es ist vielmehr die Tiefe der Charaktere und das subtile Grauen, das im Vordergrund steht. Es sind Botschaften zwischen den Zeilen versteckt, die den aufmerksamen Leser darauf aufmerksam machen, welche Werte das Leben, und vor allem das Familienleben, hat. Der Autor versteht es, Gefühle beim Leser hervorzurufen, so dass dieser auch hin und wieder über das eigene Leben nachdenkt. So stellt „Das Haus der finsteren Träume“ im Grunde genommen ein weitaus tiefgründigeres Lesevergnügen dar, als man bei Titel und Aufmachung  vermuten würde. Für mich stellt dieses Buch nach einer anfänglichen, kurzen Gewöhnungsphase eine richtiggehende Überraschung dar. Vor allem der angenehme Schreibstil macht den Roman sehr kurzweilig.

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Fazit: Mehr Familiendrama als Horror. Dennoch sehr atmosphärisch und an manchen Stellen wohltuend gruselig.

©2020 Wolfgang Brunner für Buchwelten

1793 von Niklas Natt och Dag

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Erschienen als Taschenbuch
bei Piper
insgesamt  496 Seiten
Preis: 16,99 €
ISBN: 978-3492061315
Kategorie: Krimi, Thriller, Historie

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Im Stockholm des Jahres 1793 wird eine verstümmelte Leiche in der schlammigen Stadtkloake angetrieben. Der Tote ist fast bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Zwei ungleiche Ermittler, der Jurist Cecil Winge und der traumatisierte Kriegsveteran Jean Michael Cardell machen sich auf die Suche nach dem Täter. Sie finden schon bald heraus, dass das Opfer mit geradezu chirurgischer Präzision gefoltert wurde, bevor es starb. Doch das ist bei weitem nicht der schlimmste Abgrund, der sich den beiden während ihrer Ermittlungen auftut …

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Bei „1798“ handelt es sich um einen sehr atmosphärischen historischen Thriller, der mich in der Tat von der ersten Seite an gepackt hat und bis zum Ende nicht mehr losließ. Der Roman wurde mit „Die Einkreisung“ von Caleb Carr und „Das Parfum“ von Patrick Süßkind verglichen und ich muss sagen, dass beide Vergleiche absolut angebracht sind. Der Autor hat einen wunderbaren Schreibstil, der einerseits absolut hochwertig, andererseits aber auch sehr leicht verständlich und flüssig ist. Zusätzlich zu diesem wunderbaren Schreibstil kommt noch eine sehr ansprechende Aufteilung der Geschichte hinzu, denn der Autor erzählt drei Handlungsstränge, die sich im Verlaufe des Buches natürlich miteinander verbinden. Man erkennt oder vermutet natürlich als Leser die Zusammenhänge, dennoch kommen immer wieder entsprechende Aha-Effekte zum Tragen.

Der Autor schafft es wunderbar, die Stimmung der damaligen Zeit zu schildern und mit Worten und seinen Beschreibungen anschaulich zu machen. Jedes Mal, wenn ich das Buch zur Hand genommen habe, fühlte es sich an wie eine Rückkehr in eine zwar unschöne und rohe Welt, die aber dennoch einen gewissen Reiz auf mich ausübte. Der Autor hat sehr intensive Recherchen durchgeführt, die sich durch das ganze Werk ziehen. Und auch wenn es manchmal fast schon wie ein Informations-Overflow wirkt, so ist der Roman dennoch niemals bezüglich dieser historischen Einschübe überlastet. Hauptaugenmerk liegt immer auf der Handlung, die lediglich durch historische Ereignisse gewürzt wird. Die Beschreibung, sprich Charaktere, der Protagonisten und deren Seelenleben ist dem Autor ebenfalls äußerst gelungen und ich habe jede ihre Handlungsweisen nachvollziehen können. „1793“ ist ein wirklich wunderbarer Roman, der den Leser in eine Vergangenheit entführt, die man bildlicher nicht hätte darstellen können.

Für viele mag dieser Roman sehr brutal sein, denn der Autor nimmt bei manchen Beschreibungen kein Blatt vor den Mund. Aus meiner Sicht wirkte er aber an keiner Stelle zu extrem, zumal er in einer Epoche spielt, in der die Menschen sowieso nicht zimperlich waren. Alle „Brutalitäten“ passen ohne Einschränkungen in die Handlung und geben ein sehr bedrückendes Bild ab, das wunderbar zum Gesamtwerk passt.

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Fazit: Für mich eine große literarische Entdeckung und Überraschung.

© 2019 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Ein wilder Schwan von Michael Cunningham

Ein wilder Schwan von Michael Cunningham

Erschienen als gebundene Ausgabe
im Luchterhand Verlag
insgesamt 156 Seiten
Preis: 19,00 €
ISBN: 978-3-630-87491-3
Kategorie: Märchen, Belletristik, zeitgenössische Literatur

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Rumpelstilzchen, Hänsel und Gretel, Schneewittchen und Rapunzel – wer kennt diese Märchen nicht? Aber Michael Cunningham erzählt sie nun vollkommen anders, berichtet über die Hintergründe jener Geschichten und schreibt Prequels und Sequels. Und nicht immer ganz jugendfrei …

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Bei diesen Märchen-Neuinterpretationen scheiden sich wohl die Geister, wenn man sich verschiedene Rezensionen durchliest. Die einen sind hellauf begeistert, wozu ich mich zähle, und die anderen finden Cunninghams Geschichten langweilig und uninspiriert. Cunninghams Schreibstil ist gewohnt hoch und er kann mit seinen Gedanken, die oftmals zum Nachdenken anregen, schlichtweg verzaubern. Doch der Autor, dessen Meisterwerke wie „The Hours – Die Stunden“ oder „Ein Zuhause am Ende der Welt“ noch nach Jahren im Gedächtnis des Lesers haften bleiben, nimmt den Märchen an manchen Stellen die Mystik, in dem er etwas derb den Plot in unsere Wirklichkeit verlegt. Das funktioniert aus meiner Sicht unglaublich gut, kommt aber anscheinend bei anderen Lesern nicht so gut an. Michael Cunningham „spielt“ mit den bekannten Märchen, erzählt eine Vor- und/oder Nachgeschichte und passt die Charaktere der Realität an, verbannt sie sozusagen aus der Märchenwelt, wie wir sie kennen. Das ist zum einen erfrischend, zum anderen aber auch sehr geschickt verändert, so dass man in manchen Geschichten unsere Wirklichkeit wiedererkennt.

Michael Cunningham kann Geschichten erzählen, das hat er mit vielen Romanen mehrfach bewiesen. In „Ein wilder Schwan“ traut er sich einfach mal etwas anderes, geht über seine Grenzen hinaus und wird hin und wieder sogar lynchesk „abgedreht“. Das ist mit Sicherheit nicht jedermanns Sache, aber wenn man sich auf die Ideen einlassen kann, wird man mit einem ironischen, augenzwinkernden Blick in unsere echte Welt belohnt, der zeigt, wie aktuell „alte“, klassische Märchen sein können. Cunningham geht oft auf die menschliche, emotionale Seite der Protagonisten ein, die in den Originalen oftmals fehlen. Er zeigt, dass sich hinter den Märchenwesen echte Menschen und Charaktere verstecken könnten, so dass man den verklärten Blick auf eine Märchenwelt manchmal vergisst und darüber nachdenkt, ob die Inspirationen, aus denen diese Geschichten einst wurden, vielleicht sogar ihren Anfang in einer wahren Begebenheit fanden. Cunningham nimmt den Märchen ihren Zauber, das ist keine Frage, aber er verleiht ihnen eine neue Art von Zauber, der so manches Mal sogar beeindruckender ist als der der Originale. Aber man muss sich, wie gesagt, darauf einlassen können und die Sprache des Autors verstehen.

Abgesehen von der wirklich tollen Aufmachung des kleinen Bandes werden die sprachlich raffinierten Geschichten von wunderbaren Illustrationen der japanischen Künstlerin Yuko Shimizu unterstrichen, die sich perfekt an die Erzählungen anpassen. Ein wenig erinnern ihre schwarzweißen Zeichnungen an den hierzulande relativ unbekannten Künstler Aubrey Beardsley. Ich habe diese Illustrationen jedes Mal ein paar Minuten auf mich einwirken lassen, weil sie mich zum einen stark beeindruckt und zum anderen den „Geist“ von Cunninghams Märcheninterpretation hervorragend ergänzt haben. Diese Symbiose aus Text und (Bilder)Kunst gibt dem Buch eine ganz besondere Note, die man nicht so schnell vergisst.
Die aus einer anderen Sichtweise erzählten Märchen haben mich mal mehr und mal weniger begeistert, im Gesamten aber vollkommen in den Bann gezogen. Und wer behauptet, dass sich zwischen den Zeilen keine Gefühle und Sehnsüchte verbergen, der hat Cunninghams Arbeit (und Anliegen) wohl nicht verstanden. „Ein wilder Schwan“ ist nämlich keine leichte Kost zum Zwischendurchlesen (oder gar oberflächlichem „Konsumieren“), sondern fordert ein wenig Feingefühl (trotz der manchmal derben Ausdrücke) und literarische Empathie. Für mich zeigt dieser Band erneut das Können dieses Schriftstellers, wenngleich auf eine völlig andere Art als seine bisherigen Bücher.

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Fazit: Abgedrehte, aber auch voller Gefühle und Innovationen steckende Märchen-Neuinterpretation mit wunderschönen Illustrationen.

© 2018 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Ein angesehener Mann von Abir Mukherjee

Ein angesehener Mann von Abir Mukherjee

Erschienen als Taschenbuch
im Heyne Verlag
insgesamt 512 Seiten
Preis: 9,99 €
ISBN: 978-3-453-42173-8
Kategorie: Krimi, historischer Roman

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In Kalkutta wird ein bekannter Politiker, ein „angesehenen Mann“, ermordet. Der englische Ermittler Sam Wyndham, der gerade aus dem ersten Weltkrieg heimgekehrt ist und sich erst einmal an Kalkutta und seine Einwohner gewöhnen muss, soll den Fall übernehmen. Seine Nachforschungen führen ihn durch die geheimnisvolle Welt Kalkuttas, in der Machtkämpfe, Intrigen und Drogen eine große Rolle spielen.

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Abir Mukherjees Debütroman ist ein süchtig machender, sehr atmosphärischer Krimi, der im Kalkutta des Jahres 1919 spielt. Es ist der Beginn einer Krimireihe um den äußerst sympathischen Ermittler Sam Wyndham. Es dauerte keine zehn Seiten und ich war von der Beschreibung des alten Kalkutta dermaßen fasziniert, dass ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen wollte. Unglaublich dicht und bildhaft beschreibt Mukherjee die fremde Umgebung und lässt den Leser die drückende Hitze und die Fremdartigkeit der Kultur hautnah miterleben. Oftmals erinnerte mich der sehr angenehme und flüssige Schreibstil des Autors an die Bücher von J.K. Rowling, die sie unter dem Pseudonym Robert Galbraith verfasst hat. Die Seiten fliegen nur so dahin und erstaunlicherweise wird es niemals langweilig, obwohl wirklich relativ wenig passiert. „Ein angesehener Mann“ ist beileibe kein actionreicher Roman, sondern ein sehr ruhiger Kriminalfall, der mehr auf den Handlungsort und seine Protagonisten, als auf den Fall selbst eingeht. Dennoch verbirgt sich dahinter ein wahrer Pageturner, der süchtig macht.

Mukherjee hat einen genialen Einstieg in seine Krimiserie abgeliefert, die mich nachhaltig beeindruckt. Unglaublich greifbar hat er eine vergangene Zeit aufleben lassen und den Mordfall sehr glaubwürdig in die historischen Begebenheiten eingebaut. Die Auflösung des Falls hat mich an einige Werke von Agatha Christie erinnert und ich denke, dass Fans dieser Autorin auch bei „Ein angesehener Mann“ ihre helle Freude haben. Eingebettet in einen Rahmen aus fremder Kultur und schonungsloser Politik lässt Mukherjee den Leser an einer anstrengenden Ermittlung teilhaben, die oftmals auf der Stelle zu stehen bleiben scheint. Aber genau diese (für manch einen wohl langweilige) Tatsache verleiht dem Plot eine unglaubliche Authentizität, die (mich zumindest) vollkommen begeistert. Allzu gerne hätte ich Sam Wyndham und seinen treuen Begleiter Surrender-not Banerjee noch ein paar Seiten länger begleitet, so wohl fühlte ich mich in der Umgebung. Sehr gut werden außerdem die politischen Verhältnisse der damaligen Zeit geschildert, so dass vieles absolut nachvollziehbar erscheint, selbst wenn man sich mit solcherart politischer Verstrickungen und Machtverhältnisse nicht auskennt. Interessanterweise sind diese Begebenheiten auch für Menschen wie mich, die sich für Politik überhaupt nicht interessieren, spannend und unterhaltsam, denn man bekommt einen sehr schönen (und eben informativen) Einblick in die damaligen Verhältnisse, der an keiner Stelle langatmig wirkt.

Der Protagonist Sam Wyndham wirkt von Anfang an sehr sympathisch, was vor allem daran liegt, dass er ganz „normal“ ist. Ein Mensch mit Stärken und Schwächen, kein Superermittler, sondern ein Mann, der oft ratlos ist und nicht mehr weiter weiß, aber nicht aufgibt. Der Mann an seiner Seite, Surrender-not Banerjee, kann genau so viele Sympathiepunkte vorweisen und stellt eine perfekte Ergänzung dar. Es macht großen Spaß, die beiden bei ihren Ermittlungen und Überlegungen zu begleiten. Erstaunlicherweise schafft es Munkherjee bis zum Ende, die Spannung aufrechtzuerhalten und mit seiner Auflösung am Ende zu überraschen. Gerade auf den letzten Seiten fügt der Autor sämtliche Fäden zu einem logischen Gerüst zusammen, das den Mordfall nachvollziehbar macht und auch noch ein paar Überraschungen bereit hält.
Für mich war „Ein angesehener Mann“ die Krimi-Überraschung des Jahres, die mit einem atmosphärisch dichten Schauplatz und einem sehr sympathischen Ermittler-Duo aufwartet. Ganz klare Leseempfehlung für Freunde von historischen Kriminalromanen und Fans von Agatha Christie und/oder Robert Galbraith. Ich freue mich schon sehr auf das zweite Abenteuer von Sam Wyndham, das voraussichtlich im Juli 2018 erscheinen wird und den Titel „Ein notwendiges Übel“ trägt.

Zu erwähnen ist vielleicht noch, dass das Cover ein echter Eyecatcher ist. Ich habe das sehr ansprechende Titeklbild während des Lesens desöfteren betrachtet und mich in dieser Welt noch mehr verlieren können. Erfreulicherweise wird das Design beim zweiten Band beibehalten, so dass man als Büchersammler Hoffnung hat, eines Tages eine schön gleich aussehende Sammlung von Sam Wyndham-Büchern im Regal stehen zu haben. 😉

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Fazit: Atmosphärisch dichter, historischer Krimi-Pageturner mit einem überaus sympathischen Ermittler-Duo. Macht süchtig!

© 2017 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Das Haus der Monster von Danny King

Erschienen als Taschenbuch
im Luzifer Verlag
insgesamt 324 Seiten
Preis: 12,99 €
ISBN: 978-3-95835-183-7
Kategorie: Horror

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In jeder Stadt gibt es wohl einen älteren Einsiedler, der von den jungen Menschen gehänselt wird. Im englischen Thetfort ist es John Coal, dem immer wieder Streiche gespielt werden. Eines Abends lockt er die jungen Übeltäter ins ein Haus und schließt sie in seinen Keller ein. Aber nicht, um ihnen etwas anzutun, sondern um ihnen seine Lebensgeschichte zu erzählen, damit sie wissen, mit wem sie sich angelegt haben.

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„Das Haus der Monster“ ist das erste ins Deutsche übersetzte Buch von Danny King. Luzifer Verlag sei Dank, dass es dieser Roman ins Deutschsprachige geschafft hat, denn es handelt sich hierbei wahrhaftig um ein Kleinod unter den Horrorromanen. Danny King hat einen sehr angenehmen Schreibstil, der mich des öfteren sogar tatsächlich an alte Klassiker von Robert Louis Stevenson, Bram Stoker oder Jules Verne erinnert hat. Mit einer unglaublich dichten Atmosphäre entführt uns King in verschiedene Lebensabschnitte des Protagonisten, die sich tatsächlich (zumindest die ersten drei der vier Episoden) immer noch steigern. Es macht wirklich unheimlich Spaß, zu lesen, wie sich John Coal mit Monstern aus seiner Vergangenheit herumschlägt.

Die erste Geschichte geht auf die Kindheit und Jugend des Protagonisten ein und beschäftigt sich mit einem Serienkiller á la Jack, the Ripper. Flüssig erzählt King von einer Vater-Sohn-Beziehung und einem generationenübergreifenden Fluch. Die zweite Episode spielt auf hoher See und handelt von einem Werwolf. Alleine der Handlungsort verbreitet eine gewisse Atmosphäre, der man sich nicht entziehen kann. Und gerade in dieser Story kommt ein Abenteuergefühl auf, das an alte Klassiker der Abenteuerliteratur erinnert. Die dritte Geschichte stellt meiner Meinung nach den absoluten Höhepunkt dieser, in eine Rahmenhandlung geschickt verpackte Storysammlung, dar. Mysteriös und geheimnisvoll, gruselig und atmosphärisch wird von einer unheimlichen Erfahrung des Protagonisten erzählt, die mich an den fantastischen Film „Reeker“ erinnert hat. Mit dieser Erzählung hat sich Danny King absolut in mein Leserherz geschrieben. Mit „Der schwarze Fleck“ hat der Autor dann seine Meßlatte selbst so hoch gesetzt, dass er sie mit der letzten Episode nicht mehr übertrumpfen konnte. 😉
Aber das macht gar nichts, denn auch die Geschichte um ein altes Vampirmädchen kann vollkommen überzeugen und reiht sich letztendlich nahtlos in die Storysammlung ein.

Danny King schreibt nicht nur flüssig, sondern besitzt auch einen sehr angenehmen Humor, der den Leser an vielen Stellen schmunzeln lässt. Was aber nicht heißen soll, dass „Das Haus der Monster“ ein witziges Buch ist. Da geht es schon auch mal zur Sache und es wird Blut verspritzt. Und nicht nur Blut, sondern auch Gedärme.
Im Grunde genommen ist aber das im Original bereits im Jahr 2011 erschienene Buch ein ruhiger Roman, der sich ei wenig in die Ecke der „Coming Of Age“- Romane drängt, obwohl die Hauptperson ein älterer Mann ist. Aber der erzählt nun mal ein paar Jungs seine Geschichten. Ein wenig hat mich das Ganze an Brett McBeans Meisterwerk „Der Schmerz des Erwachens“ erinnert.
„Das Haus der Monster“ ist sehr stimmungsvoll und zieht schon nach den ersten Seiten den Leser (zumindest war das bei mir so) vollkommen in seinen Bann. Man nimmt an den geschilderten Abenteuern durch die bildhafte Sprache hautnah teil und schließt John Coal ins Herz, obwohl er nicht immer sehr nett zu seinen Mitmenschen ist. 😉

Unbedingt erwähnen möchte ich auch die hervorragende Typografie dieses Buches. Im Gegensatz zu manch anderem großen Verlagshaus ist in diesem Buch kein einziger Rechtschreib- oder Grammatikfehler zu entdecken. Ein großes Lob am Lektorat und Korrektorat des Luzifer Verlages. Ich habe selten ein so fehlerfreies Buch gelesen.
Das Coverbild drückt perfekt die Grundstimmung des Romans aus. Man fühlt sich während des Lesens immer wieder mal versucht, sich das Bild nochmals anzuschauen. Es passt absolut zu der Story und man sieht sich selbst förmlich im Keller dieses Hauses sitzen und den Erzählungen John Coals lauschen.
Für mich ist Danny King und „Das Haus der Monster“ eine tolle Neuentdeckung und deswegen hoffe ich, dass uns der Luzifer Verlag noch weitere Werke dieses Autors beschert. Ich würde mich jedenfalls sehr darüber freuen, denn in mir hat Danny King einen neuen Fan gefunden.

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Fazit: Atmosphärische, teils heftige, teils ruhige Gruselgeschichten, die sich enorm flüssig lesen lassen. Für mich ein Buch mit Pageturnergarantie, das mich oftmals an zeitlose Abenteuerklassiker der Literatur erinnert hat.

© 2017 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Bestechung von John Grisham

Erschienen als gebundene Ausgabe
bei Heyne
insgesamt 448 Seiten
Preis: 22,99 €
ISBN: 978-3-453-27033-6
Kategorie: Thriller

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Lacy Stoltz ist Mitarbeiterin bei der Rechtsschutzbehörde und übernimmt den Fall der Richterin Claudia McDover, die sich angeblich bestechen lässt. Ein Informant gibt immer mehr Details preis und will offensichtlich die Richterin zu Fall bringen. Schon bald stellt sich auch heraus, dass an der Sache etwas Wahres ist und eine Menge Geld auf ungesetzliche Art und Weise den Besitzer wechselt. Welche Rolle spielt das Kasino in einem Indianerreservat? Und während Stoltz zusammen mit ihrem Partner immer mehr von der Wahrheit über die Richterin erfährt, enwickeln sich die Untersuchungen  zu einem gefährlichen Spiel mit einem unberechenbaren Gegner …

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John Grisham ist einfach ein unglaublicher Erzähler. Auch in seinem neuen Justiz-Thriller „Bestechung“ schildert er packend eine komplexe Handlung, in die man sehr schnell eintaucht und von der man auch gefangen wird. Einigen Lesern wird der Anfang zu schleppend und unspektakulär erscheinen, wobei es gerade dieses Stilmittel ist, das eine gewisse Art von Sog entstehen lässt, dem man sich nicht so leicht entziehen kann. Die Geschichte beginnt ruhig und ohne großen Bombast. Doch kaum hat man sich mit den Personen vertraut gemacht und wiegt sich durch die gemächliche Erzählweise (ist natürlich im positiven Sinne gemeint) in Sicherheit, schlägt Grisham zu. Mit einer absolut unerwarteten und schockierenden Wendung  nimmt „Bestechung“ dann auch so richtig Fahrt auf und wird zu einem spannenden Ermittlungs-Thriller, der hervorragend unterhält.

Was mir an den Büchern von John Grisham schon immer gefallen hat, wird auch hier von ihm wieder angewandt. Ein Fall steht im Vordergrund und im Hintergrund werden interessante Informationen eingebaut. In diesem Falle geht es um ein Indianerreservat und die damit verbundenen eigenständigen Gesetze. Grisham ist ein wahrer Meister, wenn es darum geht, solch komplizierten Vorgänge verständlich zu erklären. Das macht er auch in den meisten seiner anderen (Justiz-)Bücher und so auch im vorliegenden. Dieses Indianer-Thema fand ich sehr faszinierend und informativ.

Die Charaktere machten aus meiner Sicht keine Entwicklung durch, was ich aber nicht als störend empfand. Ich konnte mich mit den Protagonisten, egal ob Haupt- oder Nebenfigur, durchaus identifizieren und freundete mich mit den Guten sogar an. Ganz leise rieselte eine Liebesgeschichte mit in den Thriller hinein, die aber nicht weiter ausgeführt und lediglich immer wieder angedeutet wurde. Auch das empfand ich absolut in Ordnung, weil es vom Hauptplot in keiner Weise ablenkte. Grisham beherrscht es einfach, Geschichten erzählen. Er hat sicherlich bessere Werke abgeliefert, bewegt sich aber mit „Bestechung“ immer noch auf gewohnt hohem Niveau. Wie schon oben erwähnt, handelt es sich um einen komplexen Fall, bei dem man an manchen Stellen meint, man würde jetzt bald den Überblick verlieren. Aber Grisham schafft es mit seinen detaillierten Beschreibungen immer wieder, dass man alles versteht. Und auch wenn seine Plots prinzipiell immer nach dem gleichen Muster ablaufen, so wirken sie jedes Mal aufs Neue faszinierend, unterhaltsam und eben durchdacht.

Einzig den Epilog empfand ich langatmig und zu dokumentarisch geschildert. Das Ganze las sich dann fast wie ein Sachbuch über historische Ereignisse in der Juristenwelt. Auch wenn es den ein oder anderen Handlungsfaden wieder aufgriff und zu einem Ende brachte, so hätte man das durchaus „unterhaltsamer“ verfassen können als mit einer Aneinanderreihung von Begegenheiten. Dennoch, mit solch einem Wermutstropfen kann ich leben, denn der Unterhaltungswert von „Bestechung“ ist aus meiner Sicht absolut hoch und führt Grishams Erfolgskonzept konsequent fort. Ich freue mich schon sehr auf den im Oktober 2017 erscheinenden Roman „Das Original“.

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Fazit: Spannend und authentisch geschildert. Ein gewohnt guter Grisham eben.

© 2017 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Gigis Krimis von Gigi Louisoder

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Erschienen als Taschenbuch
in der Edition Octopus
insgesamt 136 Seiten
Preis: 9,50 €
ISBN: 978-3-86991-981-2
Kategorie: Krimi

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19 spannende und skurrile Kurzgeschichten, in denen aus Liebe Hass wird.

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Es geschah auf einer Lesung, wo mich zum einen der professionelle Auftritt der Autorin als auch die höchst amüsanten  Geschichten auf Anhieb überzeugten. Louisoder schreibt kürzeste Kurzgeschichten, in denen dennoch eine Menge an Spannung, Humor und auch Lebenswahrheiten stecken, die einen so manches Mal zum Nachdenken anregen. In einigen Storys steckt fast schon eine Art doppeldeutiger, makabrer und ironischer Philosophie, die begeistert. Der deutsch-österreichische Regisseur, Film- und Theaterschauspieler Bruno Thost vergleicht Louisoders Geschichten mit Roald Dahl, was auf gewisse Weise tatsächlich nicht von der Hand zu weisen ist. Es ist Louisoders Humor, der große Ähnlichkeit mit dem berühmten Schriftsteller aufweist und trotz blutiger Schreckensszenarien einem ein Schmunzeln auf die Lippen zaubert.

Der Schreibstil der am Tegernsee geborenen Autorin bewegt sich auf hohem Niveau, zumal bei den Geschichten wirklich nur wenig Worte gebraucht werden, die aber dennoch ein beeindruckend lebendiges Szenario im Kopf des Lesers entstehen lassen. Das muss man können und Louisoder kann es! Sicherlich wiederholen sich die Auslöser zum Mord in den einzelnen Geschichten -aus Liebe wird Hass, das Eheleben hat sich im Laufe der Jahre verändert und einer der Ehepartner sinnt danach, den anderen um die Ecke zu bringen. Aber es kommt niemals Langeweile auf, im Gegenteil: Man freut sich während des Lesens schon auf die nächste Geschichte und will wissen, wie es dem Täter dieses Mal gelingt, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen.

Gigi Louisoder hat für sich einen sehr schönen eigenwilligen Stil gefunden. Man fragt sich unweigerlich, warum solche Autorinnen wie Louisoder nicht bei einem größeren Verlag landen, denn Können und Ideenreichtum liegen eindeutig vor. Auch Nichtkrimi-Anhänger werden in den pointierten Kurzgeschichten der Autorin ihre Freude haben, davon bin ich überzeugt.
Und wer die Möglichkeit hat, einer Lesung der Autorin beizuwohnen, sollte das tun. Es lohnt sich wirklich!

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Fazit: Kurz, aber prägnant und vor allem schreibstilsicher und unterhaltend. So präsentiert Gigi Louisoder ihre Kriminalfälle, die blutig brutal, aber auch liebenswert philosophisch sind.

© 2015 Wolfgang Brunner für Buchwelten