Die schwedischen Gummistiefel von Henning Mankell

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Gummistiefel

Erschienen als gebundene Ausgabe
im Zsolnay Verlag
insgesamt 480 Seiten
Preis: 26,00 €
ISBN: 978-3-552-05795-1
Kategorie: Roman

Fredrik Welin lebt nach wie vor allein und recht einsam auf seiner Insel im Schärengarten. Dort lebt er im vererbten Haus seiner Großeltern mehr oder weniger wie ein Einsiedler, seit ihm als brillanter Chirurg ein Kunstfehler unterlieft.

Zwar hat er vor einigen Jahren unerwarteten Besuch auf seiner Insel erhalten, als seine verflossene Liebe urplötzlich mit ihrem Rollator auf dem Eis stand und in den nachfolgenden Monaten u.a. erfahren, dass er eine erwachsene Tochter hat. Doch letztendlich ist es wie es ist. Fredrik lebt allein in seinem Haus.

Eines Abends erwacht Fredrik durch einen hellen Schein und große Hitze. Als er begreift, dass sein Haus in Flammen steht, rennt er sofort nach draußen und es bleibt ihm nicht mehr, als ein Paar ungleiche Gummistiefel, dem Wohnwagen seiner Tochter, ein Boot und ein Zelt. Er ist geschockt, vor allem als in Erfahrung gebracht wird, dass es sich offensichtlich um Brandstiftung handelt und er sogar selbst in den Verdacht gerät, das Feuer gelegt zu haben.

Die Journalistin Lisa Modin entwickelt sich für Fredrik zu einer wichtigen, aber seltsamen Freundin. Er fühlt sich zu ihr hingezogen, sogar körperlich. Dann ist da nach wie vor der Postbote Jansson, mittlerweile pensioniert, und einige wenige Menschen, zu denen er auf dem Festland Kontakt hält.

Als Louise in Paris, wo sie lebt, in Schwierigkeiten gerät, da sie wegen Taschendiebstahls im Gefängnis sitzt, ruft sie ihren Vater zu Hilfe. Der macht sich auf den Weg, um seiner Tochter zur Freiheit zu verhelfen. Louise ist schwanger und letztendlich erhofft sich Fredrik auch, dass er seine Tochter ein bisschen besser kennenlernt und vielleicht auch ein wenig mehr Einblick in ihr Leben erhält.

Während seiner Reise nach Paris steht ein weiteres Haus in seiner Nachbarschaft in Flammen. Der Verdacht fällt zwar nun von ihm selbst ab, doch dennoch bleibt die unheimliche Frage offen: Wer tut sowas? Wer steckt Häuser in Brand und nimmt in Kauf, dass die Bewohner ums Leben kommen? Es kann doch nur jemand aus dem kleinen Kreis der Bewohner des Schärengarten sein ….

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Dieser Roman ist eine Fortsetzung des Romans „Die italienischen Schuhe“, den ich erst kürzlich gelesen und hier rezensiert habe (dennoch kann die Geschichte auch problemlos allein gelesen und verstanden werden). Einige Jahre sind vergangen, doch eigentlich hat sich nichts verändert. Wir kennen inzwischen die agierenden Personen gut und ich habe mich gefreut, dorthin zurückzukehren. Der Titel ergibt genauso viel Sinn wie der der Vorgeschichte, denn die schwedischen Gummistiefel spielen für den Protagonisten eine nicht unerhebliche Rolle.

Wieder habe ich Parallelen zum wirklich Leben von Henning Mankell erkannt, da ich sein vorletztes Buch „Treibsand“ auch erst kürzlich gelesen habe. Da dieses Buch von seinem realen Leben handelt, habe ich natürlich bemerkt, wenn er Figuren etwas erleben ließ und /oder Orte aufsucht, die er selbst besucht hat. Das hat mir sehr gut gefallen.

Überhaupt habe ich bei seiner Hauptfigur Fredrik Welin immer Henning Mankell selbst vor Augen. Denn er selbst schaut auf dem Autorenfoto seiner letzten Einbände auch sehr nachdenklich, melancholisch, ja, beinahe traurig in die Kamera.

Fredrik wirkt auch sehr in sich gekehrt, verschlossen und einsam. Das war Mankell vielleicht nicht, wobei er soviel in diesen Protagonisten gelegt hat, dass eigentlich ein gutes Stück selbst mit eingeflossen sein kann.

Dieser letzte Roman beschäftigt sich viel mit dem Älterwerden, was eindeutig ätzend ist und viele Gedanken nach sich zieht. Wer ist mir wichtig, was möchte ich noch (einmal) erleben? Kann ich mich noch einmal verlieben oder hingeben?

Vertrauen, Misstrauen, Freundschaft und Enttäuschung spielen genauso eine Rolle wie Wutausbrüche und Anfälle von Eifersucht und Neid. Aber natürlich hat der Roman durch die Brände auch einen guten kriminalistischen Touch, der zum Mitermitteln anregt.

Kurzum: dieser Roman ist leise, still und sehr stimmungsvoll. Dennoch gewaltig und so umfassend wie das Leben selbst. Top! Ruhe in Frieden, Henning Mankell. Ihre Gedanken, Erinnerungen und Einstellung bleiben uns wenigstens erhalten, da Sie sie für uns aufgeschrieben haben.

© Marion Brunner für Buchwelten 2018

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Die italienischen Schuhe von Henning Mankell

Die italienischen SchuheErschienen als gebundene Ausgabe
im Zsolnay Verlag
insgesamt 368 Seiten
Preis: 24,00 €
ISBN: 978-3-552-05794-4
Kategorie: Drama, Liebe, Belletristik

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Der ehemalige Chirurg Fredrik Welin lebt einsam und fast allein auf einer kleinen Insel in den Schären. Die Insel gehörte einst seinen Großeltern und dort fristet er genügsam und eigenbrötlerisch seinem Dasein. Er bewohnt ein gemütliches, geräumiges aber einfaches Haus, er besitzt ein Boot, das er eigentlich seit Jahren in Schuss bringen möchte, wozu er sich aber nie aufraffen kann.

Einzig ein alter Hund, eine ebenso alte Katze und ein Ameisenhaufen im Wohnzimmer sind seine Mitbewohner, wobei er die Ameisen eigentlich eher sich selbst überlässt, da er den Raum sowieso nicht nutzt.

66 Jahre ist Welin alt und vor vielen Jahren ist ihm „die große Katastrophe“ passiert und seitdem lebt er so zurückgezogen. Einer der wenigen menschlichen Kontakte, die er hat, sind die Besuche des Postboten Jansson. Der kommt ab und an vorbei, teilt ihm mit, dass er keine Post hat und schildert Welin regelmäßig ein anderes Wehwehchen, dass er dann untersuchen soll.

So gehen die Tage dahin und Welin ist weder glücklich oder unzufrieden. Es ist wie es ist. Doch eines Tages im Winter, da ändert sich alles. Denn da schaut Welin raus aufs Eis und sieht dort jemanden stehen. Mit einem Rollator. Die alte Dame ist Harriet, die Frau, die er vor langer Zeit einmal sehr liebte und die er verließ.

Nun steht sie nach 40 Jahren da und will von Fredrik, dass er ein altes Versprechen einlöst, da sie sterbenskrank ist. Natürlich erinnert er sich an dieses Versprechen und selbstverständlich hält er sich daran.

Also machen die beiden sich auf den Weg, auf eine winterliche Reise, sein Wort einzulösen und auf einen Streifzug in die Vergangenheit …

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Henning Mankell hat hier einen sehr ruhigen, stimmungsvollen und gefühlvollen Roman geschrieben. Er erzählt von den Fehlern und Macken der Menschen, vom Älterwerden und Einsam sein, vom wieder zum Leben erwachen und vom Sterben.

Auf dieser Reise erfährt der Leser natürlich, was die „große Katastrophe“ im Leben des Chirurgen war, wir treffen aber auch auf die unterschiedlichsten Menschen, die irgendwie mit dem Leben des Protagonisten verbunden sind. Und diese Reise hat mir ein absolutes Lesevergnügen bereitet. Nicht nur, weil ich durch das verschneite Schweden gereist bin und auch laue Sommerabende erlebt habe, nein, Fredrik Welin ist in seiner rauen, einfachen und immer kurz angebunden Weise ein herzensguter und liebevoller Mensch. Wenn man ihn gemeinsam mit Harriet erlebt, dann ist es, als begleite man ein altes Ehepaar und das Miteinander der beiden ist einfach herrlich.

Interessant war es für mich auch deshalb, da ich erst vor kurzem den biografischen Roman „Treibsand“ von Henning Mankell gelesen habe und nun bemerkte, dass er doch einiges von sich selbst hat einfließen lassen in seine Handlung. Ja, er hat sogar eine eigene Aussage wörtlich einer Figur in den Mund gelegt.

Und auch wenn der Roman sehr ruhig erzählt ist, so vergeht er doch wie im Fluge, denn es gibt eine Menge Ereignisse, die alles andere als langweilig sind.

Ich war traurig, als die Geschichte zu Ende war und ich die Schären verlassen musste, habe ich die Menschen doch alle sehr ins Herz geschlossen. Nun, ich habe Glück. Denn posthum ist nun eine Fortsetzung erschienen: „Die schwedischen Gummistiefel“. Die Geschichte wird weitererzählt. Das freut mich sehr und ich bin sehr gespannt wie es weitergeht. Denn geendet hat der Roman mit einem sehr offenen Ende ….


Fazit: Es lohnt sich immer wieder, Bücher aus dem Regal zu nehmen, die nicht auf der (aktuellen) Bestsellerliste stehen oder einen „Spiegel“ Aufkleber haben. Der oben beschriebene Roman ist schon älter, der Autor inzwischen verstorben und eigentlich eher durch seine Wallander-Reihe bekannt geworden. Aber diesen stillen und stimmungsvollen und keinesfalls langweiligen Roman empfehle ich nur gerne.

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© Buchwelten 2017

Treibsand – Was es heißt ein Mensch zu sein – von Henning Mankell

TreibsandErschienen als gebundene Ausgabe
im Zsolnay Verlag
384 Seiten
24,90 €
ISBN: 978-3-552-05736-4

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Henning Mankell schreibt über sein Leben. Er erzählt von seiner Kindheit, Lebensstraßen, Ängste, Sorgen und Hoffnungen. Es geht ums Mensch sein, Erinnerungen, und der Treibsand der Angst seine Krebserkrankung zu entkommen.

Zitat Henning Mankell: „… ein Buch darüber, wie die Menschheit gelebt hat und lebt und wie ich mein eigenes Leben gelebt habe …“

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Henning Mankell. Wahrscheinlich zu allererst durch seine bekannteste Romanfigur Kurt Wallander, die sogar Krimis verfilmt wurden.

Geschrieben hat er aber viel mehr. Einige Afrika-Romane und viele verschiedene Kinderbücher (die meine Kinder zum Teil sogar als Schullektüre durchgenommen haben). Aber eigentlich hat Henning Mankell Theaterstücke geschrieben und Krieg Theaterregisseur. Er hat auch Theater geleitet.

Aber wer war Henning Mankell eigentlich? Wurde er erlebt, war er da, wie geht er mit seiner Krankheit um?

The Wall of the Church of the Henning Mankell erzählt, wie und warum er zB die Figur Kurt Wallander erdacht hat, woher er die Inspirationen für seine (teilweise auch sehr brutalen und heftigen) Krimis genommen hat, der wird enttäuscht werden. Irgendwann um Seite 360 ​​rum erwähnt Henning Mankell mal Kurt Wallander, im Zusammenhang einer schwedischen Insel, die er besucht hat. Das war es in dieser Beziehung aber auch.

Dennoch hat Henning Mankell sehr viel erzählt. Natürlich auch über seine Kindheit, diese Erinnerungen haben ihn begleitet und beschäftigt, nachdem er am 08. Januar 2014 erfuhr, dass er an Krebs erkrankt ist.

Aber auch grundsätzliche Fragen haben ihn beschäftigt. Wie gehen wir mit unserer Welt um? War hinterlassen wir den Generationen sterben in 1.000 Jahren auf der Erde leben? Nur Atommüll, vor dem wir warnen oder den wir einfach vertuschen?

Das Buch war traurig, natürlich, denn wir alle wissen, dass Henning Mankell kurz nach der Veröffentlichung des Romans am 5. Oktober 2015 von seiner Krebserkrankung erlag. Aber ich habe auch sehr viel gelernt. Unter anderem viel Historisches, von dem ich wirklich nie hatte.

Ein Beispiel, das auch kein Spoiler ist:

Die Kadaver-Synode im Jahre 897. Hier hat (wirklich!) Papst Stephan VI den bereits seit 9 Monaten verstorbenen Papst Formosus aus seinem Sarkophag holen lassen. Erlaubt ihn in seinem volles Ornat kleiden und setzt ihn auf die Anklagebank, um ihn zu verurteilen und ihm nach seinem Tode rückwirkend das Pontifikat zu entziehen. Dazu gibt es ein Gemälde des Malers Jean-Paul Laurens, das im Buch abgebildet ist (schaut mal im Internet nach).

Mir hat das Buch viel gegeben. Natürlich regt es zum Denken an, es macht traurig und melancholisch, denn auf jeder Seite konfrontiert uns Henning Mankell mit unserer Sterblichkeit, die wir alle so gerne verdrängen. Das klappt bei der Lektüre jedoch Nicht wirklich.

Ein schöner Abschied von einem ganz großen Mann aus Schweden. Mach’s gut Henning Mankell. Ich wünsche Dir, dass Du nicht zu lange tot bist.

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© Marion Brunner für Buchwelten 2017

Verfolgung von David Lagercrantz

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Verfolgung von David LagercrantzErschienen als gebundene Ausgabe
bei Heyne
480 Seiten
22,99 €
ISBN: 978-3-453-27099-2

Lisbeth Salander sitzt im Frauengefängnis Flodberga eine kurze Haftstrafe ab. In diesem besonderen Hochsicherheitsgefängnis sitzt Lisbeth jedoch eher zu ihrer eigenen Sicherheit ein. Sie wurde erst kürzlich dorthin verlegt. In Flodberga sitzt ebenso die gemeingefährliche Benito ein. Benito hat die Macht im Sicherheitstrakt und sogar die Wächter schauen eher weg, als dass sie versuchen, deren Einfluss zu unterbinden. Lisbeth versucht sich von Benito fernzuhalten. Doch Benito und ihre Gang drangsalieren und quälen Lisbeths Zellennachbarin Faria Kazi. Das geht Lisbeth mehr als gegen den Strich. Es macht sie so wütend, dass sie dazwischen geht.

Als Holger Palmgren, Lisbeths jahrelanger Vormund und Beistand, Lisbeth in der Haftanstalt unter den allergrößten körperlichen Mühen besucht, hat er brisante Informationen dabei, die Lisbeths Kindheit betreffen. Sie wurde bekanntlich durch die Behörden und auch Ärzte missbraucht und Palmgren hat hier etwas zu Tage gebracht, dass Lisbeths Neugier und ihren Jagdinstinkt weckt.

Sie bittet Mikael Blomkvist, der sie jeden Freitag in Flodberga besucht, darum, sie bei der Recherche zu unterstützen. Sie enthält ihm bewusst einige Infos vor, da sie weiß, dass Mikael „Kalle“ Blomkvist am allerbesten wühlen und suchen kann, wenn er unvoreingenommen an eine Sache herangeht.

Die Recherche dreht sich um Leo Mannheimer. Er ist ein Finanzanalyst, der aus gehobenen Verhältnissen stammt. Lisbeth hat keinerlei Idee, was er mit ihr zu tun haben soll und die Bedrohung durch Benito und ihre Bagage wird auch immer größer …

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Verfolgung ist der 5. Band der Millenium-Reihe von Stieg Larsson, und der 2. Band, der von David Lagercrantz geschrieben wurde. Nachdem Stieg Larsson verstorben war, wurde David Lagercrantz von Larssons Familie erwählt, dessen Werk weiterzuführen. Und wie ich es schon in meiner Rezension zu „Verschwörung“ geschrieben habe, macht er das sehr gut.

Wenn man es nicht weiß, erkennt man kaum einen Unterschied im Schreibstil. Lagercrantz vermag genauso gut die Protagonisten zu zeichnen und agieren zu lassen, wie Larsson. Man merkt keine Änderung in deren Charaktereigenschaften. Er schafft es, genau so eine verzwickte und zunächst undurchschaubare Handlung zu spinnen, dass dem Leser ein sehr spannendes Lesevergnügen beschert wird. Teilweise war es mir von den medizinischen und anderen Fachbegriffen ein wenig kompliziert, doch ich habe diese Teile einfach hingenommen und dennoch alles verstanden.

Lagercrantz erzählt diesen 5. Teil in verschiedenen Handlungssträngen und wechselt (innerhalb der sehr langen Kapitel) natürlich immer mit einem gemeinen Cliffhanger. Zwischenzeitlich springt er sogar in die Vergangenheit, was den Plot noch spannender und auch abwechslungsreicher gestaltet.

Mir hat es großen Spaß gemacht, endlich wieder ein wenig Zeit mit Lisbeth Salander, Mikael Blomkvist und auch anderen bekannten Figuren der Millenium-Reihe zu verbringen. Sie wachsen einem doch ans Herz und da David Lagercrantz dem Vermächtnis von Stieg Larsson sehr gerecht wird, hoffe ich sehr, dass es weitergeht mit den spannenden Geschichten aus Schweden.

Leider gibt es wieder kein Nachwort, was ich erneut vermisse. Mich würde es beispielsweise sehr interessieren, ob dieser Band 5 aus Notizen und/oder Textfragmenten von Stieg Larsson erschaffen wurde, oder ob David Lagercrantz die gesamte Idee und Handlung selbst geliefert hat.

Fazit: Ein spannender, fesselnder und hochkarätiger Thriller in bester Stieg Larsson Manier. Salander und Blomkvist sind erneut in Bestform.

© Marion Brunner für Buchwelten 2017

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Verschwörung von David Lagercrantz nach Stieg Larsson (Millenium IV)

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Verschwörung
Erschienen als gebundene Ausgabe
bei HEYNE
insgesamt 608 Seiten
Preis: 22,99 €
ISBN: 978-3-453-26962-0
Kategorie: Thriller

.Kurz nach seiner Rückkehr aus den Vereinigten Staaten wird der bekannte schwedische Mathematiker, Informatiker und führende Experte für künstliche Intelligenz, Frans Balder, ermordet. Unmittelbar vor seinem Tod hat Balder Kontakt zum Journalisten Mikael Blomkvist aufgenommen. Denn Balder hatte hochbrisante Informationen, die er an die Öffentlichkeit bringen wollte. Blomkvist soll nicht mehr erfahren, um was es sich handelt, denn er kommt zu spät.

Aber als Mikael herausbekommt, dass auch seine alte Freundin und Weggefährtin Lisbeth Salander Kontakt zu Balder hatte, ist seine Neugier natürlich erst Recht geweckt. Er beginnt zu recherchieren und stößt auf Balders ehemaligen Arbeitgeber, einen Softwareriesen, der irgendwie mit der NSA verknüpft zu sein scheint. Und genau hier scheint Lisbeth eine Rolle zu spielen.

Mikael geht den ersten Schritt und schreibt eine Notiz, nur eine kurze, in Lisbeths Kasten ….

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Natürlich waren alle Fans der Millenium-Reihe von Stieg Larsson nicht nur hocherfreut, als sie hörten, dass die Reihe fortgesetzt wird, sie waren auch extrem neugierig, ob der Nachfolger den Anforderungen und Erwartungen gerecht wird.

David Lagercrantz heißt er, der Autor, der von Larssons Familie ausgewählt wurde, sein Erbe weiterzuführen. Ich selbst habe noch nie etwas von ihm gehört, geschrieben hat er allerdings schon einiges. Darunter auch mehrere Biographien.

Was soll ich groß drumherumreden? Lagercrantz hat eine absolut würdige Geschichte geliefert, die mich total überzeugt hat. Er hat die wichtigen, uns so ans Herz gewachsenen Figuren von Blomkvist, Salander, Berger, Palmgren und vielen anderen so gut „gezeichnet“, dass mir als Leserin nicht auffiel, dass den Stift nicht mehr Stieg Larsson geführt hat. Es war ein tolles Wiedersehen und ich war gefesselt vom Anfang bis zum Schluss.

Die Story geht teilweise sehr tief in die Mathematik, Informatik und auch Physik. Aber auch wenn ich der ein oder anderen Gleichung nicht folgen konnte, so hatte ich nie ein Verständnisproblem. Die Handlung ist verzwickt, verworren, verschworen – wie der Name sagt – und geht wie der dritte Teil der Reihe sehr ins Detail.


Was mir besonders gut gefallen hat, kann ich eigentlich gar nicht schreiben, ohne zu viel zu verraten. Aber es gibt da eine ganz ganz wichtige Nebenrolle und eine altbekannte Lisbeth, diese Kombination ist einfach nur der Wahnsinn. Wir erfahren in diesem vierten Teil sehr viel über Lisbeths Vergangenheit, Kindheit und ein weiteres hochinteressantes Detail. Stichwort: WASP, auch dass fand ich ziemlich interessant.

Einige kleine Unterschiede zwischen Larsson und Lagercrantz habe ich bemerkt, die ich ruhig schildern darf, ohne zu spoilern 🙂 Larsson-typisch waren viele belegte Brote und dass seine Figuren nie ins Bett gingen, sondern „zwischen die Laken“ gekrochen sind. Das tun sie nicht mehr. Dafür lesen sie. Blomkvist liest zum Beispiel Elisabeth George Krimis und eine weitere Figur u.a. den Friedhof der Kuscheltiere von Stephen King. Das kannte ich von Larsson hingegen nicht.

Ein kleines bisschen traurig war ich darüber, dass der Autor kein Nachwort geschrieben hat. Mich hätte doch sehr interessiert, wie er sich gefühlt hat, als man ihn fragte, ob er die Millenium-Reihe weiterschreiben möchte. Sicher war das für ihn selbst auch etwas Besonderes. Aber hierfür hat der Verlag als Entschädigung ein Interview auf der Homepage, in dem Lagercrantz genau darüber spricht. Ich habe es unten eingestellt und es ist sehr interessant und zeigt einen sympathischen Autor.

Mein Fazit: Für mich ist dieser 4. Teil der Millenium-Reihe, der beste „Larsson“ seit dem ersten Teil „Verblendung“. Auch wenn dieser es nicht selbst geschrieben hat, so wird das Buch der Reihe absolut gerecht, fesselt, macht Spaß, lässt den Leser hoffen und fiebern und ganz wichtig: zurückkehren an die Seite von Lisbeth und Mikael. Agieren sie endlich wieder richtig gemeinsam? Tja, findet es heraus …..

Ein kurzes Interview mit dem sehr sympathischen Autor:

Weitere Infos über die Millenium-Reihe beim Verlag

Homepage des Autors – David Lagercrantz

Mehr Rezensionen auf Buchwelten zu Stieg Larsson

Und zum Abschied, da ich nicht weiss, ob und wann es weitergeht … für mich DAS Lisbeth Salander Lied:

© Buchwelten 2015

LEONA – Die Würfel sind gefallen von Jenny Rogneby

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LEONAErschienen als Broschur
im Atrium Verlag
insgesamt 448 Seiten
Preis: 16,99 €
ISBN: 978-3-85535-627-0
Kategorie: Krimi
Erscheint im August 2015

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Ein kleines Mädchen – blutüberströmt und nackt – betritt eine Bank in Stockholm. Sie stellt einen Kassettenrekorder auf den Boden und schaltet ihn ein. Eine Stimme fordert die Herausgabe von Bargeld. Die Angestellten der Bank und auch die Kunden sind so geschockt, dass sie sich nicht wagen, sich dem Kind zu nähern und sie erhält das Geld. Das Kind verschwindet spurlos, hinterlässt keine Spuren. Weder Fingerabdrücke, noch irgendeine Witterung, die Spürhunde aufnehmen könnten.

Leona Lindberg, eine etwas eigenwillige Ermittlerin, 34 Jahre alt und selber Mutter zweier Kinder wird mit der Ermittlung beauftragt. Der Fall entwickelt sich spektakulär, denn kurze Zeit später geschieht ein weiterer Bankraub, exakt auf die gleiche Art. Leona ermittelt in ihrer ganz persönlichen Art und Weise und im Laufe der Fahndung stellt sich heraus, dass sogar die Ermittlerin selbst etwas zu verbergen hat …

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Jenny Rogneby ist eine junge Nachwuchsautorin aus Schweden. Als Adoptivkind aus Äthiopien war sie zunächst in der Musikbranche unterwegs, wo sie unter anderem mit Größen wie Michael Jackson auf der Bühne stand. Nach einem Studium in der Kriminologie arbeitete sie als Ermittlerin bei der schwedischen Polizei. Und genau bei dieser Arbeit kam ihr die Idee zu Ihrer Protagonistin Leona Lindberg. Der vorliegende Roman ist der erste Teil eine geplanten Trilogie.

Der Klappentext machte mich sofort neugierig und Werke von jungen Autoren interessieren mich natürlich, außerdem wird dieses Buch in Schweden bereits als Bestseller  gelobt. Nun, diese Begeisterung kann ich leider nicht ganz nachvollziehen. Der Schreibstil der Autorin ist sprachlich eher sparsam. Die Sätze und auch die Dialoge sind immer in sehr kurzen und knappen Sätzen gehalten. Lediglich die Rückblenden, die immer wieder in die Handlung gestreut werden, sind in etwas ausführlicheren Sätzen geschrieben.

Rogneby schreibt einmal aus Sicht ihrer Protagonistin in der Ich-Form und springt zwischendurch in einen zweiten Handlungsstrang, der dann in der Erzählerrolle geschrieben ist. Ich möchte ungern spoilern, von daher kann ich von der eigentlichen Handlung nicht zuviel preisgeben. Darum möchte ich von meiner Seite hier nur mitteilen, dass ich bis zum Schluß nicht mit Leona „warmgeworden“ bin. Ich mochte ihre Art und Weise nicht, konnte vieles menschlich nicht nachvollziehen und mir war sie einfach unsympathisch, u.a. viel zu kühl und egoistisch. Die Entwicklung der Handlung empfand ich relativ früh als absehbar und am Schluß dachte ich mir: …. Nein, ich kanns nicht schreiben 🙂

Der Verlag präsentiert den Roman in einer optisch schönen Broschur. Jedoch weist der Buchrücken trotz sehr vorsichtigem Lesen recht deutliche Knitterfalten auf, schade.

 

Mein Fazit: Ein Krimi, der von der Grundidee sicher sehr gut ist. Allerdings fand ich die Umsetzung zu einfach und mit Figuren bestückt, die mir nicht annähernd nahe gekommen sind. Einzig die Stellen, die sich mit dem Mädchen befassten, hatten eine gewisse emotionale Stärke.

*** Sollte jemand Interesse an dem Buch haben, kann er/sie gerne über meinen Blog Kontakt mit mir aufnehmen. Ich gebe es gerne weiter ***.

© Buchwelten 2015

Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand von Jonas Jonasson (4,5 von 5)

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Erschienen als
Paperback/Klappenbroschur bei
carl’s books (randomhouse)
416 Seiten
Preis: 14,99 €
ISBN: 978-3-570-58501-6

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Der Roman erzählt die Geschichte des 100-jährigen Allan Karlsson. Er lebt in einem Altersheim in Malmköpping/Schweden und ist für sein stolzes Alter nicht nur erstaunlich rüstig und klar im Kopf, er hat es zudem noch faustdick hinter den Ohren. Er denkt gar nicht daran seinen Ehrentag mit den gesamten Bewohnern des Heims, der nervtötenden und ihm sämtliches Vergnügen raubenden Schwester Alice, dem Bürgermeister und der Presse zu verbringen.

Ohne genauer nachzudenken steigt er aus dem Fenster seines Zimmers und marschiert in Richtung Busbahnhof. Leider hat er vergessen Schuhe und einen Hut anzuziehen, er ist in Pantoffeln aus dem Fenster geklettert (war ja auch eine spontane Idee), Geld hat er aber immerhin dabei. In seinem Portemonnaie hat er einige Hunderter. Somit geht er schnurstracks auf den Fahrkahrtenverkäufer zu und fragt, wie weit er mit einem 50 Kronen Schein fahren kann. Denn er hat ja kein bestimmtes Ziel, er will einfach nur weg, weit fort von diesem langweiligen Altersheim, das ihn womöglich noch in den Tod treibt. Zu sterben hat Allan nämlich eigentlich noch gar keine Lust.

Während Allan in der Bahnhofshalle steht, kommt ein „schmächtiger junger Mann mit langen, fettigen blonden Haaren, struppigem Bart und einer Jeansjacke mt der Aufschrift Never Again auf dem Rücken“ auf ihn zu und bittet ihn um einen Gefallen: Er muss dringend zur Toilette und der wuchtige Trolly-Koffer passt leider nicht mit in die sanitären Anlagen. Er fragt Allan, ob er nicht einen Moment den Koffer im Auge halten kann, damit er in Ruhe zur Toilette gehen kann.

Natürlich kann er das. Er kann sogar noch mehr. Er kann die zweite spontane Entscheidung des Tages treffen und einfach mit dem Koffer aus dem Bahnhofsgebäude spazieren (sind ja Rollen dran!) und in den nächsten Bus steigen. Allan weiß selber nicht, warum er einfach den Koffer stiehlt. Ihm war einfach danach? Hat er ein Abenteuer gewittert? Vielleicht, denn genau das kommt nach diesen zwei spontanen Handlungen auf ihn zu.

Ein Abenteuer voller Gefahren aber auch großer Freuden. Denn Allan lernt auf seine alten Tage noch neue Menschen kennen, begeht Morde (nur aus Notwehr!), knüpft Freundschaften, bringt seine erhebliche Lebenserfahrung in das Geschehen ein und hat einfach nur jede Menge Spaß und Lebensfreude …

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Relativ schnell nachdem ich mit dem Lesen begonnen hatte, musste ich schon mehrmals laut lachen. Dies hat sich das ganze Buch hindurch gezogen.

Dieser Roman ist einfach nur locker, flockig und leicht geschrieben und macht richtig Spaß. Ein komischer Zufall oder Umstand jagt den nächsten und der Protagonist Allan gelangt von einer dramatischen Situation in die nächste. Erstaunlich wie es ihm immer wieder gelingt, sich ihm stellende Probleme auf seine ganz besondere Art und Weise zu lösen und in diesem ganzen Chaos das Leben in vollen Zügen zu geniessen.

Ich möchte den sehr angenehmen Schreibstil vielleicht mit einer Mischung aus John Irving und Martin Suter vergleichen. Das mag ein wenig hinken, doch die Leser die den trockenen oder schwarzen Humor dieser Schriftsteller kennen und mögen, wissen was ich sagen möchte.

Der Roman beginnt mit dem Ausstieg aus dem Fenster und erzählt dann das nachfolgende Abenteuer, das Allan erlebt. Wir begleiten ihn etwa sechs Wochen in seinem Leben „nach dem Altersheim“ und das Ende verrate ich natürlich nicht. Es ist anders als ich es erwartet habe und das war gut so!

Die Erzählung wechselt aber auch immer wieder in Rückblenden in die Vergangenheit. Beginnend mit der Kindheit Allans, erfahren wir alles über sein Leben, seine Erlebnisse und das waren wirklich viele.

Langweilig wurde es mir nie, lediglich die o.g. Erinnerung waren mir ab und an ein bisschen zuviel des Guten. Zu überzogen und weit hergeholt. Es kann nicht sein, dass eine Person in so ziemlich jedes geschichtliche Ereignis persönlich verwickelt war. Das war für mich der Grund einen halben Punkt in Abzug zu bringen. Denn da hätte ein bisschen weniger es auch getan um ein ereignisreiches Leben zu erzählen.

Dennoch hat dies dem Lesevergnügen keinen Abbruch getan. Wer gerne humorvolles liest, bei dem es trotzdem auch mal zur Sache gehen kann, der ist hier sehr gut aufgehoben.

Der Roman von Jonas Jonasson erzählt keinesfalls die langweilige Lebensgeschichte eines senilen Tattergreises, sondern ist absolut flott, modern und zu oft urkomisch.

Auf der Verlagsseite habe ich die Bezeichnung „Schelmenroman“ gelesen und das trifft auf den Protagonisten absolut zu. Aber auch die sehr gut dargestellten Nebencharaktere haben mehr als den Schalk in den Augen.

Das Cover ist ein Paperback und in schönen Farben präsentiert. Hellblau und Braun wirken auf mich schlicht und ansprechend. Der abgebildete Elefant mit dem Kofferanhänger trifft die Geschichte sehr gut. Ja, den Elefanten gibt es wirklich und er ist eine „sie“ und heißt Sonja.

Die Schriftart ist relativ klein gehalten, doch die Kapitel sind nicht so extrem lang, dass mir die Augen müde wurden.

Übersetzt wurde der Roman aus dem schwedischen von Wibke Kuhn, die sehr gute Arbeit geleistet hat (sie hat u.a. auch die  Stieg Larsson Trilogie übersetzt). Ein deutsche Übersetzung steht und fällt mit den Übersetzern und den Humor so gut ins Deutsche zu übersetzen war sicherlich eine Herausforderung.

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Mein Fazit: 4,5 von 5 Sternen für diesen humorvollen, rasanten und absolut kurzweiligen Roman, made in Schweden.

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Dieser Roman ist das Debüt des Autors Jonas Jonasson und ich freue mich bereits auf sein zweites Werk.

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Auf der Verlagsseite gibt es noch interessante Zusatzinformationen über die Reise, die Allan im Laufe seines Lebens unternommen hat —>  Hier

Ich danke Ada Mitsou für ihren schönen Beitrag über diesen Roman, wodurch ich erst darauf neugierig wurde und ich danke Wolfgang Brunner für das wunderbare Geburtstaggeschenk (wo ich ihn die letzten Tage davor dann auch noch erheblichem Stress ausgesetzt habe 🙂 ).


© Buchwelten 2012

OLYMPIA 1936 – Danach kam alles anders von Karl Hemeyer (4/5)

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Erschienen als
Taschenbuch
im ACABUS  Verlag
336 Seiten
Preis: 15,90 €
ISBN: 978-3-941404-50-2

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Die Brüder David und Harro Stern arbeiten beide im Verlag ihres Vaters in Wesermünde (das ist das heutige Bremerhaven). Der Verlag läuft gut, neben Kalendern druckt dieser auch das „Nordsee – Blatt“. Und für „ihr Blatt“ reisen sie im Jahre 1936 als Journalisten gemeinsam nach Berlin, um über die Olympischen Spiele Bericht zu erstatten.
David, der ältere, ist für die Interviews und das Verfassen der Berichte zuständig. Harro, der jüngere, ist als Fotograf unterwegs.

Sie beziehen eine gemütliche Pension in Charlottenburg und fühlen sich von Anfang sehr wohl in der Großstadt, die so völlig anders ist als ihr Heimatort. Schnell knüpfen Sie Kontakte. Zu dem amerikanischen Sprinter Ralf, zu Henri Nannen, der im Olympiastadion der Sprecher ist. Sie verbringen eine aufregende Zeit in Berlin und bescheren dem Nordsee-Blatt durch ihre ausführlichen Berichte und den fantastischen Fotos extrem grosse Auflagen. Vadder Stern ist sehr stolz auf seine Jungens.

Harro lernt während dieser Zeit u.a. die Regiseurin Leni Riefenstahl kennen und entdeckt seine Leidenschaft für die Filmerei. Er möchte nicht mehr mit in den väterlichen Verlag, er möchte in Berlin bleiben und das Filmen beruflich weiterverfolgen.

Die Nazis übernehmen immer mehr die Macht, zunächst macht sich das nur in der Hauptstadt bemerkbar aber bald gibt es auch in Wesermünde Schwierigkeiten. Die Nazis verlangen von den Sterns ihren Ariernachweis. Sie ziehen aus dem Nachnamen den Schluß, dass es sich um Juden handelt.
Vadder Stern entscheidet sich, seinen eigentlichen Namen ‚Steen‘ wieder anzunehmen. Aber David weigert sich stur und trotzig. Er sieht sich als den evangelischen David Stern, der er sein Leben lang war und will daran auch wegen der Nazis nicht ändern.
Doch dann kommen Mannschaftswagen der Gestapo auf den Hof und sie wollen ihn holen. David muss fliehen … und somit reisst es die Familie auseinander….

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Die Geschichte erzählt das Leben der zwei Söhne Harro und David und Vadder Stern während der schweren Kriegsjahre im dritten Reich. Auch wenn es sehr viele, wichtige und gut dargestellte Nebenfiguren gibt, so sind diese drei die Hauptprotagonisten. Diese hat Hemeyer sehr lebensnah, echt und mit allen Ecken und Kanten dargestellt.

Der Autor schreibt in der Gegenwart, so dass ich als Leser das Gefühl bekam, tatsächlich die Abenteuer dieser Zeit hautnah mitzuerleben. Er schreibt in einem flüssigen, angenehmen aber nicht übermässig anspruchsvollen Schreibstil, der die Lektüre des Romans sehr kurzweilig gestaltet hat. Innerhalb der Kapitel gibt es Szenenwechsel, so dass man in jedem Handlungsstrang „dran bleibt“.

Teilweise schreibt Hemeyer in plattdeutsch oder im berlinerischen Dialekt, was mir teilweise aber irgendwie falsch oder unnatürlich vorkam. Ich habe sowohl in Norddeutschland Plattdeutsch gehört, als auch original Berlinerisch und das klang für mich anders als das, was ich teilweise gelesen habe. Ab und an hat es mich genervt aber da habe ich dann einfach „drübergelesen“. Dies brachte mich jedoch zu einem kleinen Punkteabzug.

Was mir sehr gut gefallen hat war, wie der Autor es geschafft hat in dem Roman deutlich zu machen, dass die Familie und Freundschaft sehr wichtig sind und es mit Hilfe beider immer irgendwie gelingt, wieder auf die Füsse zu kommen und selbst schwere Probleme zu lösen. Der Zusammenhalt der Protagonisten untereinander ist wirklich sehr schön rübergebracht und auch wenn alle drei männlich sind, dennoch überaus gefühlvoll.

Ich als bekennender Berlin Fan habe mich im alten Berlin sehr wohl gefühlt und die Beschreibungen des Anhalter Bahnhofs und des Adolf-Hitler Platzes haben mich dazu gebracht, mir im Internet alte Originalaufnahmen aus dieser Zeit anzusehen…

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Das Buch wird als Taschenbuch präsentiert und das Cover gefällt mir ganz gut. Die Bilder passen alle ganz genau in die Geschichte, allerdings sieht die Fotomontage leider etwas lieblos aus.
Der Klappentext ist vom Text her aussagekräftig und macht durchaus neugierig. Allerdings ist er weder zentriert, noch im Blocksatz geschrieben, was ich immer als unschön und unordentlich empfinde. Die Inhaltsangabe hätte man doch viel mehr „aufhübschen“ können.

Was ich noch festhalten möchte, ein Werk aus dem Hause ACABUS und die Folie an den Kanten löst sich nicht mehr ab. Das freut mich sehr.

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Mein Fazit: 4 von 5 Sternen für diesen Roman über drei Männer, die versuchen ihren Weg in Zeiten des Krieges zu gehen und trotz aller Schwierigkeiten einander nicht aus den Augen verlieren wollen..

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Ich danke dem ACABUS Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.

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© Buchwelten 2011