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Andreas Behm, geboren 1957 hat verschiedene Bereiche in seiner beruflichen Laufbahn kennengelernt. Zunächst studierte er einige Semester Philosophie und Literaturwissenschaften. Dann wurde er selbständiger Taxiunternehmer und arbeitete als Einzelhandelskaufmann. Bis zum Jahr 2008 war er dann als Modellbahnhändler tätig, bevor er sich dann ab 2008 vollständig dem Schreiben widmete.
Andreas Behm lebt in Hamburg und hat mit den Romanen „Die Moral eines Killers“ und „Der Lippennäher“ die beiden ersten Teile der Trilogie „Hamburg – Deine Morde“ in diesem Jahr im ACABUS Verlag veröffentlicht. Der dritte und letzte Teil wird voraussichtlich Ende 2012 erscheinen.
Ich freue mich, dass Herr Behm sich die Zeit für das nachfolgende Interview genommen hat.
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Herr Behm, Sie haben bisher zwei Krimis im ACABUS Verlag veröffentlicht, der Dritte ist gewiss in Arbeit. Wann können die Leser mit dem nächsten Fall des KHK Harald Hansen rechnen?
Das Thema ist komplex und ich muss noch einige Recherchen zu Ende bringen. Im Frühsommer 2012 sollte das Manuskript fertig gestellt sein. Dann dauert es in der Regel noch zwei bis drei Monate bis zur Veröffentlichung.
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Mit Harald Hansen haben Sie eine außergewöhnliche Ermittlerfigur geschaffen: Eigenbrötlerisch, stoffelig, etwas schwierig im Umgang …Warum haben Sie einen eher außergewöhnlichen Protagonisten gewählt und stand für diese Figur vielleicht sogar jemand Pate?
Im ersten Teil der Hansen-Trilogie wendet der Ermittler sehr unkonventionelle Methoden an, um zum Erfolg zu kommen. Da hätte eine konformistische Figur nicht gepasst. Ein Vorbild für Hansen gibt es nicht. Er ist eine Mischung aus den Charakterzügen verschiedener Personen. In ihm steckt eine Portion Ernst Happel (ehemaliger HSV-Trainer, Spitzname „der Grantler“), ein wenig von meinem leider 2009 verstorbenen Schwiegervater und – unvermeidlich – das eine oder andere Detail meiner eigenen Persönlichkeit.
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Ich selber kam ja nun in den Genuss beide Ihrer Werke zu lesen. Das Debüt, den ersten Fall von Harald Hansen „Die Moral eines Killers“ und „Der Lippennäher“. Gerade Band I war in seinem Aufbau für einen Krimi sehr „besonders“ konstruiert. Wie in meiner Rezension bereits geschrieben, geht Ihr Kommissar relativ früh auf den Killer zu, setzt sich an seinen Tisch, konfrontiert ihn mit seinen Taten und deckt ihn vollkommen auf. Mehr noch, ihr Ermittler benutzt ihn ganz klar für seine eigenen Zwecke. Was hat Ihnen die Idee für diese Art der Krimihandlung geliefert?
Ich wollte einen untypischen deutschen Krimi schreiben. Einen Roman, in dem die Hauptfiguren kompromisslos jede Möglichkeit nutzen, um ihre Ziele zu erreichen und die Spannung daraus entsteht, dass drei dominante, eigensinnige Persönlichkeiten aufeinander treffen. Die „Wer-ist-der-Täter-Frage“ sollte keine Rolle spielen.
Der Leser befindet sich auf einer übergeordneten Ebene, auf der er fast alle Ereignisse und Überlegungen der drei Kontrahenten verfolgen kann. In einzelnen Abschnitten habe ich bewusst häufige, kurze Perspektivwechsel eingebaut, um den Leser an der Parallelität der Ereignisse teilhaben zu lassen. Es war – in Ansätzen – der Versuch, das Konzept der amerikanischen Fernsehserie „24“ in die Krimiliteratur zu übertragen. Leider kann man in einem Roman den „Bildschirm“ nicht in mehrere Fenster unterteilen.
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Ihre Romane spielen sich in Hamburg ab. Sie scheinen ihr Herz an diese Stadt verloren zu haben. Ist das wirklich so oder dachten Sie einfach, dass ein Regionalkrimi sich derzeit offensichtlich gut verkaufen lässt?
Ehrlich gesagt habe ich Probleme mit dem Etikett Regionalkrimi. Es ist wohl typisch deutsch, eine Sparte zu schaffen, die es meines Wissens in anderen Ländern so nicht gibt. Jeder amerikanische, englische oder skandinavische Ermittler lebt an irgendeinem Ort und arbeitet dort. Der Ort kann fiktiv oder real sein. Warum werden die Romane von Henning Mankell nie als Regio-Krimis bezeichnet? Kommissar Wallander lebt in Ystadt, das ist eine Kleinstadt in Südschweden mit 18.000 Einwohnern. Grishams Romane spielen oft in der amerikanischen Provinz. Es ist schade, dass viele deutsche Kritiker und Verleger enge Schubladen brauchen, in die sie Bücher einordnen können. Ich selbst habe die Krimis von Jaques Berndorf jedenfalls nicht gelesen, weil sie in der Eifel spielen. Ich war noch nie in der Eifel.
Andererseits kann ich gut verstehen, wenn Leser gerne Romane lesen, die quasi bei ihnen vor der Tür spielen. Dagegen ist nichts einzuwenden. Aber wenn ich von einem Verlag eine Absage bekomme, weil sich nach Meinung der Lektorin Hamburg-Krimis schlechter verkaufen als zum Beispiel München-Krimis, kann ich solche Auswüchse nicht nachvollziehen.
Meine Krimis spielen in Hamburg, weil ich die Stadt kenne, weil sie vor meiner Haustür liegt und ich die Handlungsorte ohne lange Anreise unter die Lupe nehmen kann. Den Stempel „Hamburg – Deine Morde“ sehe ich als Markenzeichen und Orientierungshilfe für die Leser.
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Im zweiten Fall von Harald Hansen wird der Protagonist ein wenig „weicher“. Sicher behält er seine typischen Charaktereigenschaften, aber dennoch entwickelt er so etwas wie einen Teamgeist und Führungsqualitäten. Warum hat sich Hansen im zweiten Teil in diese Richtung verändert?
Männer verändern sich, wenn sie aus einem langjährigen Single-Dasein in eine glückliche Beziehung wechseln. Die Beziehung zu Nadja und ihrer Tochter Mareike hat einen positiven Einfluss auf Hansen, trotz diverser Probleme, die er damit hat.
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Wie sieht Ihr Arbeitsablauf in Ihrem Autorenleben aus? Haben sie feste, geregelte Arbeitszeiten? Schreiben Sie einfach wie es Ihnen gerade in den Sinn kommt oder Sie die Zeit dazu finden?
Der Ablauf sieht leider noch nicht so aus, wie ich es mir wünschen würde. Der Tag ist meistens von banalen Alltagsproblemen geprägt. Meine Frau und ich haben den allgemein propagierten Rollentausch längst vollzogen. Sie verdient unseren Lebensunterhalt, ich bin gewissermaßen ihr Back-Office. Ich kümmere mich um den Haushalt, die Schwiegermutter und den Hund. Nebenbei widme ich mich am Tage den Recherchen zum aktuellen Projekt, dem Marketing und den Sekretariatsarbeiten. Geschrieben wird in der Regel spät abends zwischen 21 Uhr und Mitternacht, manchmal auch länger. Mein Gehirn beschäftigt sich allerdings ständig mit dem aktuellen Projekt, was bei anfallenden Routinearbeiten im Haushalt gelegentlich zu merkwürdigen Resultaten führt.
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Wie lange arbeiten Sie im Durchschnitt an einem Werk, bis es zur Veröffentlichung kommt? Wie lange dauert das Verfassen Rohfassung, das Redigieren, etc.?
Für den ersten Roman habe ich noch fast drei Jahre gebraucht. Zu der Zeit war ich allerdings auch noch berufstätig und konnte mich ausschließlich nach Feierabend dem Schreiben widmen. Inzwischen komme ich mit anderthalb Jahren aus. Von einer Rohfassung möchte ich in dem Zusammenhang nicht sprechen, weil ich schon während der Entstehung ständig Korrektur lese und überarbeite. Wenn ich das Ende geschrieben habe, bin ich der endgültigen Fassung schon sehr nahe.
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„Der Lippennäher“ ist von der Handlung her eher im typischen Krimistil gehalten. Erste Leiche, zweite Leiche, Ermittlungen, Verhöre, Spurensuche, etc.. Warum haben Sie im zweiten Fall eher diesen klassischen Stil angewandt – im Gegensatz zu Ihrem Debüt?
Im ersten Teil spielte die normale Ermittlungsarbeit nur eine untergeordnete Rolle. Im zweiten Teil wollte ich diesem Aspekt mehr Raum geben und dabei auch den Druck deutlich machen, unter dem die Ermittler oft stehen. Ich möchte mich nicht auf eine Handlungsstruktur festlegen. Der dritte Teil wird aus meiner Sicht diesbezüglich eine Mischung aus Band 1 und 2.
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Eine meiner Standardfragen, die ich jedem Gesprächspartner stelle, weil ich einfach neugierig bin: Haben Sie ein Notizbuch in das Sie alle möglichen Notizen schreiben, egal zu welcher Tages- und Nachtzeit und haben Sie ein besonderes Ritual während der Arbeit? Brauchen Sie z.B. absolute Ruhe, laute Musik oder vllt. einen besonderen Gegenstand in Ihrer Nähe, ohne den Sie nicht schreiben können?
Das Notizbuch sollte ich eigentlich bei mir haben. In der Regel notiere ich mir Stichworte zu Ideen auf kleine Zettel und übertrage diese dann bei nächster Gelegenheit in unterschiedliche Verzeichnisse auf meinem PC. Ich schreibe lieber nachts, wenn kein Telefon stört, kein Nachbar an der Tür klingelt und die übliche Tagesarbeit beendet ist.
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Meine letzte Frage lautet: Werden wir von Andreas Behm auch ein Werk jenseits des Krimis zu lesen bekommen oder haben Sie sich diesem einen Genre fest zugewandt?
Im Bereich der Romane werde ich mich weiterhin dem Genre Krimi widmen. Nebenbei schreibe ich ab und zu Kurzgeschichten, die nicht immer „kriminell“ sind. Ansonsten halte ich es mit Franz Beckenbauer: Schaun mer mal.
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Herr Behm, ich danke Ihnen dafür, dass Sie sich die Zeit genommen haben meine Fragen so ausführlich zu beantworten. Ich wünsche Ihnen und Ihrem Kommissar für die zukünftigen Fälle alles Gute und viel Erfolg.
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Wer mehr über den Autor Andreas Behm oder den Ermittler Harald Hansen erfahren möchte, braucht nur auf die untenstehenden Links zu klicken:
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Andreas Behm Hompage
Harald Hansen bei Facebook
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Und wer mehr über die beiden Krimis erfahren möchte, die Andreas Behm geschrieben hat, der ist eingeladen sich meine Rezensionen durchzulesen:
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Rezension zu „Die Moral eines Killers“
Rezension zu „Der Lippennäher“
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Das Interview wurde geführt im November 2011.
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© Buchwelten 2011
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