Galaxias von Stephen Baxter

Erschienen als Taschenbuch
im Heyne Verlag
insgesamt 651 Seiten
Preis: 16,00 €
ISBN: 978-3-453-32248-6
Kategorie: Science Fiction

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Stephen Baxters neuester Roman mit dem Titel „Galaxias“ mag für den ein oder anderen Fan anfangs langatmig und relativ unspektakulär wirken. Das liegt daran, dass Baxter eine interessante Ausgangssituation verwendet, um diese dann mittels vieler Gespräche aufarbeitet, in denen sich eine drohende Gefahr für die Menschheit herauskristallisiert. „Galaxias“ ist kein Science-Fiction-Roman, der im Weltall spielt, sondern in erster Linie auf der Erde handelt. Der Leser begleitet verschiedene Personen bei ihrer Aufgabe, ein unheimliches Phänomen zu enträtseln. Dies passiert mittels vieler Gespräche auf politischer und wissenschaftlicher Ebene was natürlich für den ein oder anderen tatsächlich etwas langatmig wirken könnte. Mir persönlich hat dieses Vorgehen allerdings sehr gefallen, weil es die außergewöhnliche Situation authentischer machte. So wie man es von Baxter gewohnt ist, wird das Verschwinden der Sonne, so gut und verständlich wie es geht, auf wissenschaftliche Art und Weise erklärt. Der Schreibstil ist wie gewohnt sehr flüssig und aus meiner Sicht eben alles andere als langweilig. Sicherlich hätten die Charaktere noch etwas vertieft werden können, aber das empfand ich als gar nicht so schlimm, weil es ja vielmehr um das Entschlüsseln des Mysteriums ging. Zumindest aus meiner Sicht empfand ich dieses Vorgehen als absolut nicht störend.

„Galaxias“ erinnerte mich so manches Mal an die Science-Fiction-Romane der 1970er-Jahre, die eine Gefahr aus dem Weltraum behandelten und den Kampf der Menschheit ums Überleben beschrieben. Baxter gibt der Handlung durch seine wissenschaftlichen Ansätze einen interessanten Rahmen, der durchaus plausibel erscheint. Ich könnte mir dieses Buch durchaus als äußerst spannenden Film vorstellen. Und dann, wenn man nach mehreren hundert Seiten denkt, dies wäre zwar ein typischer Roman von Steven Baxter, der allerdings nicht auf epische Weise endet, wird man eines Besseren belehrt. Denn „Galaxias“ nimmt gerade auf den letzten Seiten noch gewaltig an Fahrt auf und zeigt eine Prämisse, die für Baxters Romane typisch ist: bombastisch, episch und über die Grenzen hinausgehend. Gerade das Ende hat mich als großen Baxter-Fan wieder äußerst zufrieden gestimmt, weil es Bilder vor meinem inneren Auge entstehen ließ, die ich von seinen Romanen gewohnt bin. „Galaxias“ endet episch, zumindest aus meiner Sicht, und bleibt genau aus diesem Grund, wie alle Bücher von Steven Baxter, in meinem Gedächtnis haften. Wo Baxter draufsteht ist letztendlich auch Baxter drin. Ich freue mich schon jetzt auf das neue Abenteuer dieses außergewöhnlichen Autors.
Die volle Punktzahl erreicht der Roman allerdings nicht ganz, da es eindeutig bessere Geschichten von Stephen Baxter gibt.

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Fazit: Eine faszinierende Ausgangssituation entwickelt sich zu einem Epos.

©2023 Wolfgang Brunner für Buchwelten

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Ganz gewöhnliche Monster von J.M. Miro

Erschienen als gebundene Ausgabe
im Heyne Verlag
insgesamt 796 Seiten
Preis: 24,00 €
ISBN: 978-3-453-32232-5
Kategorie: All Age, Mystery, Abenteuer

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Dr. Berghast lässt Kinder , die eine besondere Gabe besitzen, auf der ganzen einsammeln, um sie auf seinem Anwesen, dem Cairndale-Institut, zu versammeln. Was die Kinder nicht wissen: Sie sind Teil eines Plans und besitzen nicht nur außergewöhnliche Fähigkeiten, sondern sind auch dazu imstande, eine geheimnisvolle Welt zu öffnen, die in das Reich der Toten führt …

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Der Klappentext machte mich bei diesem Buch unglaublich neugierig und ich wurde in keiner Weise enttäuscht. Miros Roman ist ein All – Age – Roman, der wie eine wilde Mischung aus Büchern und Filmen wie „Harry Potter“, „Die Insel der besonderen Kinder“, „Oliver Twist“, „Stranger Things“ und „X – Men“ wirkt. An manchen Stellen sind diese Vergleiche sehr offensichtlich, sodass ich manchmal überlegte, dem Gesamtwerk einen Stern Abzug zu geben. Aber letztendlich werden diese Anspielungen, womöglich sollten sie auch liebevolle Hommagen darstellen, so geschickt von Miro in die eigenständige Handlung eingearbeitet, dass es eben nicht wie eine plumpe Kopie wirkt. „Ganz gewöhnliche Monster“ ist ein Abenteuer, wie man es sich von einem solchen Buch wünscht: faszinierend, spannend, fesselnd und auf hohem Niveau geschrieben. Gerade der Schreibstil hat mich enorm begeistert und gepackt. Miro schreibt sehr hochwertig und kann gut mit Worten umgehen.

Vielen mag die Geschichte zu langatmig erzählt sein, ich hingegen empfand gerade diese langsame, ruhige Vorgehensweise als äußerst angenehm, zumal man wissen sollte, dass es sich bei dem vorliegenden Roman um den ersten Teil einer geplanten Serie (Trilogie?) handelt. Man spürt bereits am Anfang, dass da etwas Großes, Episches auf einen zukommt. Das vorliegende Buch muss als Einführung in die Geschichte angesehen werden. Es bringt uns die Charaktere und die Welt näher, bevor es mit einem aufsehenerregenden Finale für die Fortführung im zweiten Band vorbaut. Gerade das Ende ist Miro phänomenal gelungen und lässt ein Gefühl nach Abenteuer in einem wachsen, wie es noch aus meiner Kindheit kenne.

Irgendwie wirkte „Ganz gewöhnliche Monster“ auf mich wie eine Erwachsenen-Version von Harry Potter, obwohl sich die Handlung deutlich unterscheidet. Aber die Atmosphäre schlägt gleich zu Anfang einen düsteren Weg ein, wie man ihn bei Potter erst von den letzten Bänden kennt. Gerade die Welt jenseits eines Portals, die Miro zwar in seinem ersten Buch bereits beschreibt, die aber offensichtlich in Band 2 eine weitaus größere Rolle spielt, ist mystisch und verspricht, extrem spannend und faszinierend zu werden.
Ich habe dieses Buch jedenfalls trotz seines gigantischen Umfangs von fast 800 Seiten genossen und kann das Erscheinen von Band 2 kaum erwarten.
Wer komplexe, mystische Geschichten mag, die sich Zeit lassen, dürfte hier seine helle Freude haben. Einziger Wermutstropfen sind die doch immer wieder vorkommenden Rechtschreibfehler, die zwar beim Umfang des Buches nicht wirklich gravierend, nichtsdestotrotz störend sind.

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Fazit: Ruhiger Einstieg in eine epische All-Age-Abenteuergeschichte.

©2023 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Der Federmörder von James Patterson und J.D. Barker

Erschienen als Taschenbuch
bei Blanvalet
insgesamt 596 Seiten
Preis: 12,00 €
ISBN: 978-3-7341-1054-2
Kategorie: Thriller

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Als Michael Fitzgerald nach einem Auftrag als LHW-Fahrer seine Wohnung betritt, findet er eine Frauenleiche in der Badewanne vor. Michael hat die Frau noch nie in seinem Leben gesehen und ruft die Polizei. Als diese dann auftaucht, spricht alles Mögliche dann doch dafür, dass Michael der Mörder ist. Eine Welt bricht für Michael zusammen und als er versucht, seine Unschuld zu beweisen, wird alles nur noch schlimmer ..

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Ich kenne (und liebe) die Bücher von James Patterson und auch die von J. D. Barker. Umso erfreuter und auch neugieriger war ich, als ich entdeckte, dass die beiden nun einen gemeinsamen Roman geschrieben haben. Und, was soll ich sagen? Diese Zusammenarbeit hat es in sich. Schon der Einstieg in die Handlung ist so spannend und ideenreich, dass man bereits nach den ersten Seiten das Buch gar nicht mehr weglegen möchte. Die Geschichte liest sich enorm flüssig und durch die kurzen Kapitel ist es wirklich schwer, mit dem Lesen aufzuhören. Die Schreibstile der beiden vermischen sich und harmonieren absolut gut. Es macht wirklich großen Spaß, die Protagonisten auf ihrer atemberaubenden Reise zu begleiten.
Die Wendungen sind sehr gut und manchmal auch vorhersehbar, aber auf die Auflösung am Ende kommt man dann doch tatsächlich nicht so schnell.

Wenn ich ehrlich bin, haben mir Barkers Bücher im Alleingang zwar besser gefallen, aber „Der Federmörder“ ist dennoch ein astreiner Pageturner. So undurchsichtig und im Grunde genommen genial die Story auch ist, letztendlich ist sie relativ einfach gestrickt, wenn man genauer darüber nachdenkt, was aber der Rasanz des Romans nichts nimmt.
Die Geschehnisse passieren Schlag auf Schlag, immer wieder denkt man, man hätte die Sache durchschaut und dann kommt es doch wieder irgendwie anders. Die Charaktere mögen manchmal oberflächlich erscheinen, aber letztendlich besitzen sie dann doch eine gewisse Tiefe, wenn man das Ende kennt.

Im Vordergrund von „Der Federmörder“ steht aber eindeutig die Spannung und die überaus rasante Erzählweise der Geschichte. Und das bekommt das Autorenduo perfekt hin. Bei der Punktevergabe schwanke ich zwischen 5 und 4 Sternen, vergebe aber letztendlich dann doch „nur“ 4, weil so mancher Roman eines der beiden Autoren im Alleingang einfach besser ist. Dennoch ist „Der Federmörder“ ein spannender Thriller mit einem coolen Plot und einigen Wendungen, bei denen man immer wieder denkt, man hätte sie durchschaut, obwohl man am Ende dann doch eines besseren belehrt wird.

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Fazit: Spannender Pageturner.

©2022 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Lex Talionis von Michael Marrak

Erschienen als Taschenbuch
im Memoranda Verlag
insgesamt: 318 Seiten
Preis: 19,90 €
ISBN: 978-3-948616-64-9
Kategorie: Thriller, Krimi, Mystery

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Alexander ‚Lex‘ Crohn hat eine außergewöhnliche Begabung: Durch einen Projektilsplitter in seinem Kopf verstärkt sich seine Gabe, sich durch die Berührung eines Tatgegenstandes in die Vergangenheit eines Mordopfers begeben. Doch während solcher Ermittlungen wird Lex von seiner eigenen Vergangenheit heimgesucht.

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Michael Marrak einmal anders, nämlich außerhalb seines aktuellen Kanon-Universums und anderer Science-Fiction-Geschichten. Und, was soll ich sagen, auch im Thrillerbereich überzeugt mich Marrak ohne Einschränkungen. Sein Schreibstil ist natürlich auch hier sehr gehoben und niveauvoll, wie sollte es schließlich auch anders sein. Aber wenn Marrak seine Geschichte in der realen Welt ansiedelt und sie mit Horror und Mystery würzt, stellt er ohne Frage unter Beweis, dass er auch diese Genre hervorragend beherrscht. Schon während der ersten Seiten gerät der Leser, wie nicht anders von Marrak gewohnt, in einen Sog, der einen nicht mehr loslässt. Die Ideen, die der Autor zu Papier bringt, sind phänomenal und werden so atmosphärisch geschildert, sodass man hautnah mit dabei ist. Marrak scheut sich nicht, die Genregrenzen zu sprengen, was für mich eine zusätzlichen Stern bedeutet, denn gerade diese Symbiose aus verschiedenen Richtungen macht „Lex Talionis“ unglaublich interessant und spannend.

Die Geschichte wirkt an manchen Stellen wie ein Spin-off des Lovecraftschen Universums, was mit Sicherheit beabsichtigt sein dürfte. Doch Marrak hat seinen eigenen Stil und entführt seine Leser gekonnt in eine mystische, fast schon esoterische Welt, wenn man den Protagonisten auf seinen Ausflügen in die sogenannte Echo-Dimension folgen darf. Es sind epische Bilder, die Marrak mit seiner Sprachgewandtheit ins Gehirn der Leser zaubert, Bilder, an die man noch denkt, wenn man schon längst das Buch zugeschlagen und zur Seite gelegt hat. Zwischendurch erinnerte mich die Atmosphäre immer wieder an Filme wie „Constantine“ oder Bücher wie „Das Schweigen der Lämmer“, doch, wie bereits erwähnt, Michael Marrak kopiert nie, sondern verbeugt sich höchstens vor diesen Einflüssen.

Michael Marraks Schreibstil ist ausdrucksstark und sprachlich perfekt. Ich wünschte, es gäbe mehr solcher Schriftsteller, die sich sprachlich so gut ausdrücken können. Marrak ist einer der wenigen, die das wirklich können.
Eines kommt auch bei „Lex Talionis“ auch nicht zu kurz: nämlich der Humor. Ähnlich wie bei seinen anderen Büchern lockert Marrak seine Geschichte mit Witzen auf, die einem während des Lesens ein Schmunzeln auf die Lippen zaubern. Ich muss gestehen, dass ich Marraks Humor wirklich mag und bei seinen Büchern mittlerweile fast schon darauf warte, bis sie zum Zuge kommen. Gerade diese Mischung aus düsterem Setting und gekonntem Wortwitz macht „Lex Talionis“ zu einem außergewöhnlichen Werk. Es handelt sich hierbei um den ersten Band einer zweiteiligen Reihe, sodass einige Handlungsfäden am Ende noch offen oder unbeantwortet bleiben. Umso mehr freue ich mich schon auf den zweiten Teil, der bereits in Arbeit ist und 2023 erscheinen soll.
„Lex Talionis“ ist ein Buch, das man lesen sollte. Vor allem diejenigen, die den Mainstream-Einheitsbrei satt haben und sich schon immer ein genreübergreifendes Abenteuer gewünscht haben.

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Fazit: Beeindruckender Genremix aus Thriller, Krimi, Mystery und Horror.

©2022 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Der Fährmann von Christopher Golden

Erschienen als gebundene Ausgabe
im Buchheim Verlag
insgesamt 370 Seiten
Preis: 23,95 €
ISBN: 978-3-946330-01-0
Kategorie: Horror, Mystery

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Eine persönliche Tragödie, die Janine fast das Leben kostet, bringt sie wieder ihrem Ex-Freund David nahe. Durch ihre Nahtoderfahrung ist sie in Kontakt mit einem Wesen gekommen, das sie in bis in die Realität verfolgt. Gemeinsam mit David versucht Janine, sich diesem übernatürlichen Gegner zu stellen.

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Christopher Golden ist mit „Der Fährmann“ ein tolles, atmosphärisches Buch gelungen, das man nur schwer aus der Hand legen kann (und möchte). Auch wenn es sich hier um einen Horror-Roman handelt, den man fast schon als „klassisch“ bezeichnen könnte, wird in erster Linie eine ganze wunderbare (und irgendwie auch tragische) Liebesgeschichte erzählt. Die beiden Protagonisten (aber auch eine der Nebenrollen) wachsen einem sehr schnell ans Herz und man spürt förmlich die Funken und die gegenseitige Sympathie zwischen den Zeilen. Es macht wirklich unglaublich Spaß, Janine und David dabei zu begleiten, wie sie sich einander (wieder) nähern. Während so mancher Passage musste ich feststellen, dass ich diese Liebesgeschichte fast spannender fand als die Horrorhandlung.

Goldens Schreibstil ist prägnant und erinnerte mich so manches Mal an den von Bentley Little, den ich im übrigen auch sehr schätze. „Der Fährmann“ ist ein Pageturner, der auf keiner Seite langweilt. Egal, ob und was passiert, man ist als Leser mittendrin und möchte wissen, wie es weitergeht. Ich könnte mir die Handlung sehr gut als Film vorstellen, zumal Golden alles sehr bildhaft und detailliert beschreibt.
Im Grunde genommen passiert nicht einmal wirklich viel, und dennoch kann man das Buch nicht zur Seite legen, weil es äußerst spannend und unterhaltsam geschrieben ist. Zum Inhalt des Buches kommt dann auch noch das sehr ansprechende Äußere hinzu, das die „Politik“ des Buchheim Verlages, was die Schönheit eine Buches betrifft, unterstreicht. Die Covergestaltung und die Illustrationen wurden von keinem Geringeren als John Howe gestaltet, der unter anderem bei Peter Jacksons „Der Herr der Ringe“-Trilogie mitgewirkt hat.

Insgesamt ist Christopher Goldens „Der Fährmann“ ein Buch, das mich sowohl äußerlich als auch inhaltlich absolut überzeugt hat und bei dem ich sicher bin, dass ich es eines Tages nochmals lesen werde. In die Hand nehmen werde ich es zwischendurch bestimmt immer wieder einmal, um darin herumzublättern.

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Fazit: Atmosphärischer Pageturner in einer tollen Ausgabe.

©2022 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Der Verdächtige von John Grisham

Erschienen als gebundene Ausgabe
im Heyne Verlag
insgesamt 411 Seiten
Preis: 24,00 €
ISBN: 978-3-453-27316-0
Kategorie: Thriller

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Die Tochter eines ermordeten Anwalts wendet sich an Lacey Stoltz von der Gerichtsaufsichtsbehörde, weil sie denkt, den Mörder zu kennen. Der Anwalt war nämlich nicht das einzige Opfer. Das brisante an diesem Fall: Der Killer ist ein bekannter Richter, der sich großer Beliebtheit erfreut. Lacey nimmt den Fall an und begibt sich zusammen mit der Frau auf eine Spurensuche, die weit in die Vergangenheit zurückreicht und sich über viele Staatsgrenzen hinweg erstreckt.

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Ein neuer Grisham erscheint und ich muss ihn sofort lesen. 😉
Lacey Stoltz ist ein Name, den man als Grisham-Fan sofort wieder erkennt: Sie spielte eine der Hauptrollen in „Bestechung“ und kehrt hier noch einmal zurück. Grisham versteht es einfach, den Leser von der ersten Seite an in seinen Bann zu ziehen. Sein Schreibstil ist so angenehm und flüssig zu lesen, dass man innerhalb von Sekunden in der Story drinsteckt und sich nicht mehr davon lösen möchte. Der vorliegende Roman reiht sich nahtlos in die Erfolgsstory Grishams ein, auch wenn es eine Fraktion von Lesern gibt, die seine neueren Werke permanent kritisieren und ihnen Ideenlosigkeit vorwerfen. Grisham ist und bleibt dennoch für mich einer der Größten und gerade in seinen neuen Büchern verhält es sich ähnlich wie bei Stephen King: Zwischen den Zeilen steckt oftmals eine gewisse Melancholie (ein Hinweis aufs Älterwerden?), die einen magischen Reiz auf mich ausübt.

Ich bin jedes Mal aufs Neue fasziniert, wie John Grisham es schafft, mich mit einer eigentlich einfach gestrickten Story so dermaßen in den Bann zu ziehen, dass ich das Buch am liebsten in einem Durchgang lesen würde. Seine Dialoge sind so authentisch, dass man unmittelbar in die Handlung eintaucht und mittendrin ist. So auch hier, wo wir den Ermittlungen der Frau und Lacey folgen, und auch immer wieder den verdächtigen Richter begleiten. Grishams Romane sind allesamt filmreif, vermitteln eine unglaublich dichte Atmosphäre und zeigen liebenswerte (oder eben auch hassenswerte) Charaktere. Jedes seiner Bücher besitzt einen ganz eigenen Reiz. „Der Verdächtige“ erreichte aus meiner Sicht zwar nicht die Genialität von „Der Polizist“, besitzt aber dennoch einen sehr hohen Unterhaltungswert und wird an keiner Stelle langweilig geschweige denn langatmig. Ganz im Gegenteil …

„Bestechung“ muss man nicht gelesen haben, denn diese Geschichte mit Lacey Stoltz funktioniert auch ohne jegliches Vorwissen. Was relevant wäre, ist gut genug erklärt. Die 400 Seiten lesen sich weg, als wären es gerade einmal die Hälfte. Gerade „Der Polizist“ und Der Verdächtige“ kommen mir vor, als würde sich Grisham wieder „back to the roots“ begeben. Als Leser der ersten Stunde finde ich die Entwicklung, die Grisham während all dieser Jahre durchgemacht hat, absolut toll. Mir gefallen ohne Ausnahme alle seiner Bücher und ich freue mich schon jetzt, was er uns als nächstes unterbreitet. Mit John Grisham kann man aus meiner Sicht nichts falsch machen, wenn man gut geschriebene, spannende Unterhaltungsliteratur sucht.

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Fazit: Kurzweilig und spannend – eben ein echter Grisham!

©2022 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Kühe von Matthew Stokoe

Erschienen als gebundene Ausgabe
im FESTA Verlag
256 Seiten
22,80 €
ISBN: 978-3-86552-528-4
Kategorie: Horror, Belletristik, Drama

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Der 25-jährige Steven träumt davon, eines Tages das Glück zu finden, wie es ihm im Fernsehen vorgegaukelt wird. Wäre da nicht Stevens Mutter, die ihn seit seiner Geburt misshandelt und erniedrigt. Lucy hingegen, die eine Etage über ihm wohnt, könnte sein Leben verändern. Steven beginnt in einer Fleischverarbeitungsfabrik zu arbeiten, wo er Cripps kennenlernt, der ihm erste Tipps gibt, wie Steven sein Leben zum „Guten“ verändern könnte.

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„Kühe“ ist kein Buch für zwischendurch. Und es ist ein Werk, das die Lager spaltet: Für die einen ein ekelhaftes Machwerk, das über die Grenzen geht, für die anderen ein literarisches und in seiner Aussage fulminantes Meisterwerk. Hier gibt es kein Dazwischen, entweder man mag Stokoes Ausflug in die menschlichen Abgründe oder eben nicht. Ich gehöre eindeutig zu den ersteren, denn ich habe selten so ein Buch gelesen, dass mich derart gepackt und in seinen Sog gezogen hat, wie dieses. Man muss natürlich offen dafür sein, sonst wird das Ganze schlichtweg nicht funktionieren. „Kühe“ ist in der Tag eines der ekligsten und schockierendsten Bücher, die ich jemals gelesen habe. Und dennoch verpackt Matthew Stokoe diese bluttriefende, abartige Handlung in eine philosophische Reisen, die den menschlichen Abgrund behandelt. Manchmal fühlte ich mich durch diesen Sog wie in einem Film von David Lynch.
Und das Buch hinterließ ein ähnlich bedrückendes, mulmiges Gefühl in der Magengegend wie seinerzeit Marian Doras Film „Cannibal – Aus dem Tagebuch eines Kannibalen“, sollte jemand ihn kennen.
Matthew Stokoes Roman ist eine Herausforderung, sowohl unter dem Aspekt, all die ekelhaften, perversen Dinge, die darin geschehen, zu ertragen, als auch bezüglich der Herausforderung, über das Geschilderte nachzudenken. Jede Handlung, und sei sie auch noch so geschmacklos, hat letztendlich einen Sinn für die Handlung und die Entwicklung des Protagonisten.
Vielleicht ist gerade aus den genannten Gründen „Kühe“ ein literarisches Meisterwerk, wie man es selten zu lesen bekommt: Einerseits eklig, brutal und schonungslos, andererseits aber wunderschön und poetisch, philosophisch geschrieben. Das kann wahrlich nicht jeder: Hut ab, Mister Stokoe.

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Fazit: Eine Herausforderung für Magen und Gehirn. Eklig brutal und gleichzeitig wunderschön philosophisch. Ein literarisches Ausnahmewerk.

©2022 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Providence von Max Barry

Erschienen als Taschenbuch
im Heyne Verlag
insgesamt 448398 Seiten
Preis: 14,99 €
ISBN: 978-3-453-42470-8
Kategorie: Science Fiction

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Die Menschheit befindet sich im Krieg gegen eine außerirdische Rasse.
Mit durch Künstliche Intelligenzen angetriebenen und gesteuerten Schiffen ziehen vier Astronauten ins All, um sich den Feinden zu stellen. Doch dann bringt sie die KI an einen Ort, der außerhalb des bekannten Universums liegt und an dem sich die Basis der Außerirdischen befindet. Die Astronauten erhalten eine Erkenntnis, die weit über ihre Vorstellungskraft hinausgeht.

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Max Barrys Ausflug ins Science-Fiction-Genre wirkt an manchen Stellen wie ein Klassiker aus der goldenen Ära des Zukunftsromans der 1950er- und 1960er-Jahre. Es dauerte zwar eine Weile, bis ich in die Geschichte eintauchen konnte, aber dann … dann ließ mich dieses Abenteuer nicht mehr los. Gerade die absolut faszinierende Auseinandersetzung zwischen der Menschheit und einer außerirdischen Spezies, verbunden mit der Thematik Künstliche Intelligenz konnte mich in jeder Hinsicht überzeugen. Max Barry besitzt zudem einen sehr flüssig zu lesenden Schreibstil, der ein übriges dazu tut, dass man das Buch -einmal angefangen- recht schwer wieder zur Seite legen kann. Die Geschichte, die Protagonisten und auch die Schauplätze sind sehr bildhaft beschrieben, sodass man unmittelbar an der Handlung teilnimmt. Barry hat einen Roman geschrieben, der einem noch lange im Gedächtnis bleibt, auch wenn der ein oder andere vielleicht meint, er wäre zu langweilig und langweilig. Für mich war „Providence“ das genaue Gegenteil, weil eben nicht unentwegt auf Action aus ist, sondern auch einmal etwas mehr auf die Beweggründe und Handlungsweisen der Personen eingeht:

Manch einer wird jetzt behaupten, dass der Roman nur so vor Logiklöchern strotzt, vor allem, was die Außerirdischen angeht, die sich ohne jegliche Hilfsmittel und Schutzmaßnahmen im Weltraum bewegen können. Okay, das mag zwar nicht alles Hand und Fuß haben, aber, hey, wichtig ist doch, ob die Geschichte funktioniert und unterhält. Für mich zumindest stellten diese Dinge absolut kein Manko dar, weil ich mich einfach darauf eingelassen habe, ohne alles zu hinterfragen. Lesen soll ja auch Spaß machen, zumindest in bestimmten Fällen. Dieses Buch ist für mich genau so ein Fall. Barry wollte doch gar keinen Hard-SF-Roman schreiben, in dem man mit wissenschaftlichen Begriffen bombardiert wird, die vielleicht einen logischen Sinn ergeben, die aber die meisten Leser eh nicht verstehen. Da ist es mir dann schon einmal recht, wenn ich nur einfach einmal eine spannende Geschichte mit interessanten Ideen lesen kann. „Providence“ schafft es dann vor allem auch noch ab der Mitte, dass die Handlung so richtig in Fahrt kommt und auch mit ein paar Überraschungen aufwarten kann. Die Sprache der Aliens beispielsweise klang anfangs noch irgendwie witzig und kindisch, dennoch nutzt Barry letztendlich diesen Aspekt für eine gruselige Entwicklung, die mir absolut gefallen hat. Überhaupt hat mir die Auflösung / das Ende sehr gut gefallen und ich fand alles in sich stimmig (bis auf die Logiklöcher natürlich 😉 ).

Insgesamt kann ich „Providence“ von Max Barry uneingeschränkt für Fans guter und klassisch angehauchter Science-Fiction-Abenteuer empfehlen. Man sollte sich lediglich darauf einlassen können, um mit einem spannenden Plot und guter Weltraum-Unterhaltung belohnt zu werden.

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Fazit: Spannend und flüssiger SF-Roman, der sich wie ein Klassiker liest.

©2021 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Behemoth von T.S. Orgel

Behemoth von T S Orgel

Erschienen als Taschenbuch
im Heyne-Verlag
insgesamt 574 Seiten
Preis: 14,99 €
ISBN: 978-3-453-32113-7
Kategorie: Science Fiction

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Nachdem die Erde unbewohnbar geworden ist, entsenden die Menschen drei gigantische Raumschiffe, die sich auf den Weg zum nächsten bewohnbaren Planeten machen. Jahrzehnte sind die drei Schiffe unterwegs und entwickeln im Laufe dieser langen Reise eigene Kulturen. Sie treffen auf ein Raumschiffwrack, das im All treibt und plötzlich entbrennt ein Konflikt zwischen den drei Schiffen, denn wer die Ressourcen dieses Wracks unter Kontrolle bekommt, kann dieses zur weiteren Reise zu einer neuen Existenz gewinnen. Doch schon bald stellt sich heraus, dass das verlassene Schiff ein Geheimnis birgt …

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Für mich steht nach diesem Roman eines fest: Mit Science Fiction packen mich die beiden um einiges mehr als mit ihren Fantasyromanen. Ich kann nicht einmalgenau erklären, warum das so ist, aber sowohl mit „Terra“ als auch dem vorliegenden „Behemoth“ haben sie eine Atmosphäre erschaffen, der ich mich nicht mehr entziehen konnte. Interessant war für mich, dass ich „Behemoth“ eigentlich nach dem ersten Kapitel abbrechen wollte, weil ich überhaupt nicht in die Handlung reinkam und alles wirr und unlogisch klang. Glücklicherweise habe ich dann dennoch weitergelesen und wurde mit einem epischen Abenteuer belohnt, dass mir bis zum Finale gefallen und mich überzeugt hat. Die Orgel-Brüder haben eine Stimmung geschaffen, die mich immer wieder an alte und auch neue Science-Fiction-Filme erinnert haben. Ein wenig „Lautlos im Weltraum“, „2001“ und auch „Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt“ vermischen sich zu einem absolut eigenständigen Abenteuer, das ich mir übrigens sehr gut als Film vorstellen könnte.

Der Schreibstil ist sehr flüssig, was dazu führt, dass man das Buch schwer aus der Hand legen kann.
Eines muss ich allerdings noch loswerden: Nach dem ersten Kapitel war ich kurzzeitig versucht, das Buch gar nicht weiterzulesen, denn der Einstieg fühlte sich für mich sehr chaotisch an, sodass ich eigentlich nach den ersten Seiten bereits die Lust verlor. Glücklicherweise habe ich mich dazu durchgerungen, weiterzulesen, denn dann hätte ich ein sehr stimmungsvolles SF-Abenteuer versäumt. Vor allem die Stelle, als die Behemoth betreten wurde, empfand ich als extrem gelungen und spannend. Wie in einem Film begleitet der Leser die Protagonisten und kann kaum abwarten, was geschieht. Diese Szenen waren sehr bildhaft dargestellt, sodass man hautnah mit dabei ist. Was mir auch gefallen hat, waren die unterschiedlichen Charaktere, die sehr gewissenhaft ausgearbeitet sind. Die beiden Autoren schaffen es auf jeden Fall, den Leser mit auf eine unvergessliche Reise mitzunehmen. Die Handlung ist in seiner Ausgangssituation episch, kümmert sich aber während der Geschichte auch immer wieder einmal um kleinere Begebenheiten, sodass ein in sich schlüssiges Gesamtbild herauskommt, dass in der Tat eine Space Opera ist.

Oftmals erkennt man Anspielungen auf SF-Fernsehserien und Kinofilme, an die man sich während des Lesens dann selbst gerne erinnert. Man bekommt den Eindruck nicht los, dass die Gebrüder Orgel auch sehr gerne Filme dieses Genres ansehen und diese Verbeugungen sehr liebevoll in ihre Geschichten einbinden. Wer also nicht nur gerne Science-Fiction-Bücher liest, sondern auch an derartigen Filmen Gefallen findet, wird die ein oder andere Hommage entdecken. Insgesamt bleibt mir auch am Ende noch einmal zu sagen, dass mir die SF-Romane von T.S. Orgel besser gefallen als ihre Fantasywerke. Ich bin schon gespannt, in welchem Genre ihr neuer Roman spielen wird.

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Fazit: Spannende und atmosphärische Space Opera, die sehr gut unterhält.

©2021 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Der Netzwerk-Effekt von Martha Wells

Erschienen als Taschenbuch
im Heyne-Verlag
insgesamt 478 Seiten
Preis: 14,99 €
ISBN: 978-3-453-32123-6
Kategorie: Science Fiction

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Der Killerbot ist wieder da und versucht erneut, die Menschheit vor einem Unglück zu bewahren. Dieses Mal ist es eine gefährliche Rettungsmission, bei der ein Forschungs-Raumschiff angegriffen wird und das Team um ihr Leben kämpft. Der Killerbot SecUnit hilft den bedrohten Menschen natürlich, obwohl er eigentlich viel lieber eine neue Folge seiner Lieblingsserie anschauen würde.

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Nachdem mich schon „Tagebuch eines Killerbots“ von Martha Wells sehr amüsiert und begeistert hat, war ich umso mehr darauf gespannt, wie die Autorin die Geschichte im ihren seriensüchtigen Roboter fortführen würde. Schon nach den ersten Seiten wusste ich bereits, dass sich das Warten gelohnt hat und das erwartete Niveau wie schon beim ersten Band eingehalten wurde. Wells schreibt kurzweilig und die knapp 500 Seiten fliegen nur so dahin, und das sogar, ohne dass etwas Weltbewegendes passiert. Die Handlung ist einfach gehalten, was aber dem Unterhaltungswert absolut keinen Abbruch tut. Es macht enorm Spaß, die SecUnit dabei zu begleiten, wie sie inmitten ihres fast schon menschlichen Alltags verzweifelt versucht, ihren Vorgesetzten (den Menschen) dabei zu helfen, nicht das Zeitliche zu segnen. „Der Netzwerk-Effekt“ ist ein grandioser Science-Fiction-Lesegenuss, bei dem man die Zeit um sich herum vergessen kann. Letztendlich sind es lediglich die Beschreibungen verschiedener Kampfhandlungen, die den Roman ausmachen, bis er dann gegen Ende eine sehr schöne und unerwartete Wendung offenbart. Bis dahin plätschert (und das ist nicht negativ gemeint) die Geschichte einfach so dahin und amüsiert mal mehr und mal weniger durch die Gedankengänge des Roboters.

Wer den ersten Band mochte, wird auch diesen lieben. Martha Wells schreibt sehr flüssig und besitzt einen besonderen Humor, den man versteht oder nicht. Wer ihn versteht, hat über das ganze Werk hinweg immer wieder einen Riesenspaß, wenngleich sich manch einer der Gags leicht wiederholt. Wie schon bei seinem Debüt wirkt der Killerbot in manchen Szenen menschlicher als ein Mensch, was den Roboter dadurch unglaublich sympathisch macht, zudem er sein Nerdsein, was Serien betrifft, nicht abgelegt hat und weiter dieser Sucht frönt. Das lockert die spannende Handlung immer wieder auf und macht Lust, weiterzulesen.
Was mir auch sehr gut gefallen (und was Wells auch schon im ersten Teil hervorragend schaffte) ist die Tatsache, dass die ganze Handlung aus der sehr speziellen Sicht des Roboters erzählt wird. Das mag in den ersten Momenten etwas befremdlich wirken, aber man gewöhnt sich sehr schnell daran und verliebt sich in diese außergewöhnliche Erzählweise, die den Menschen oft als leicht dämlich hinstellt. Aber auch der Killerbot nimmt sich selbst nicht immer allzu ernst.

Auch wenn oftmals Ausdrücke vorkommen, mit denen man sich schwertut, so versteht man die Handlung dennoch. „Der Netzwerk-Effekt“ ist nicht unbedingt einfach zu lesen (gerade wegen der Fremdwörter) und man muss schon bei der Sache bleiben, um der Handlung beziehungsweise den Ereignissen folgen zu können. Der Roman ist also keine leichte Kost für Nebenbei, ist aber wiederum auch kein höchstkompliziertes Werk, bei dem man nach jedem zweiten Satz darüber nachdenken muss, was man gerade gelesen hat. Martha Wells hat auf alle Fälle mit ihrem Killerbot einen sympathischen, nichtmenschlichen Protagonisten erschaffen, den man gerne auf seinen Abenteuern begleitet. Hinzufügen möchte ich noch, dass mir die durchgehend leicht düstere Atmosphäre dieses Science-Fiction-Epos gefallen hat. Ich freue mich jetzt schon auf eine Fortführung der Geschichte.

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Fazit: Überzeugende Fortsetzung, die ebenso humorvoll wie der erste Teil ist.

©2021 Wolfgang Brunner für Buchwelten