Das Heim von Mats Strandberg

Erschienen als Taschenbuch
im Fischer Tor Verlag
insgesamt 426 Seiten
Preis: 11,00 €
ISBN: 978-3-596-70377-7
Kategorie: Thriller, Horror

.

Joel muss seine demenzkranke Mutter Monika schweren Herzens in ein Pflegeheim bringen. Als sich Monikas Zustand immer mehr verschlechtert, denkt er natürlich zuerst, es würde an der hinterhältigen Krankheit liegen. Doch es ist etwas Böses, das von Monika Besitz ergriffen hat …

.

Mit „Das Heim“ hat sich Mats Strandberg aus meiner Sicht selbst übertroffen und einem modernen Klassiker des Horrors erschaffen. Sein Ausflug in ein Alten-und Pflegeheim ist wirklich unheimlich und steckt gleichzeitig auch voller Wahrheiten. Bei diesem Roman hinkt der Vergleich, Mats Strandberg wäre der schwedische Stephen King, nicht so sehr wie bei seinen anderen Büchern. In „Das Heim“ entwickelt sich das Grauen und der Horror aus einer Alltagssituation und macht das Geschehen dadurch umso erschreckender und auch authentischer. Die Beschreibungen der Arbeitsabläufe in einem Altenheim gleichen denen meiner Schwester, die in einem solchen Heim arbeitet, in jeder Hinsicht. Auch diese Realitätsnahe tragt dazu bei, dass man den Schrecken, der sich in die Institution und bei den Bewohnern einnistet, deutlich spürt. Hinzu kommen die Gedankengänge des Protagonisten, die seine Figur lebendig, glaubhaft und sympathisch machen. Bei all diesen Aspekten hat Strandberg ganze Arbeit geleistet und konnte mich absolut überzeugen.

Strandbergs Schreibstil ist einfach, aber flüssig zu lesen und äußerst effektiv. Er schafft es, eine unglaublich bedrohliche und unheimliche Stimmung aufzubauen, die sich durch den ganzen Roman bis zum erschreckenden Finale hinzieht. Ein wenig erinnert „Das Heim“ an den Kinoerfolg „Der Exorzist“, bewegt sich aber niemals auf den Pfaden eines Plagiats, sondern besitzt eine eigene Geschichte, in der es ebenfalls um Liebe, Zuwendung, Hilflosigkeit und natürlich Gut und Böse geht. Während des Lesens dachte ich unentwegt, was für einen genialen, stimmungsvollen Film man aus dieser literarischen Vorlage machen könnte. Und ich hoffe, dass es eines Tages vielleicht dazu kommen wird.
Geschickt vermischt Strandberg grusligen Horror mit einer alltäglichen Tragik, die uns allen drohen könnte: Ein Familienmitglied leidet an Demenz und muss in ein Pflegeheim. Ist die Krankheit schon ein Albtraum, so setzt Strandberg der Bedrohung noch einen Aspekt hinzu, nämlich eine dämonische Entität.

Mit sich langsam immer stärker aufbauender Spannung zieht Strandberg seine Leser von der ersten Seite an in seinen Bann. Im Verlaufe der Handlung wird die Geschichte immer beklemmender und unheimlicher. Auch wenn man „Das Heim“ nicht mit Strandbergs Debüt „Die Überfahrt“ vergleichen kann, so hat mich der vorliegende Roman weitaus mehr gepackt. Mats Strandberg ist nach „Die Überfahrt“, dem hier besprochenen „Das Heim“ und seinem neuesten Werk „Die Konferenz“ für mich einer der Autoren, deren nächsten Romane ich kaum erwarten kann. Seine Bücher sind ganz großes Kopfkino, „Das Heim“ insbesondere.

.

Fazit: Unheimlich, atmosphärisch und extrem gut geschrieben.

©2022 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Werbung

Der Federmörder von James Patterson und J.D. Barker

Erschienen als Taschenbuch
bei Blanvalet
insgesamt 596 Seiten
Preis: 12,00 €
ISBN: 978-3-7341-1054-2
Kategorie: Thriller

.

Als Michael Fitzgerald nach einem Auftrag als LHW-Fahrer seine Wohnung betritt, findet er eine Frauenleiche in der Badewanne vor. Michael hat die Frau noch nie in seinem Leben gesehen und ruft die Polizei. Als diese dann auftaucht, spricht alles Mögliche dann doch dafür, dass Michael der Mörder ist. Eine Welt bricht für Michael zusammen und als er versucht, seine Unschuld zu beweisen, wird alles nur noch schlimmer ..

.

Ich kenne (und liebe) die Bücher von James Patterson und auch die von J. D. Barker. Umso erfreuter und auch neugieriger war ich, als ich entdeckte, dass die beiden nun einen gemeinsamen Roman geschrieben haben. Und, was soll ich sagen? Diese Zusammenarbeit hat es in sich. Schon der Einstieg in die Handlung ist so spannend und ideenreich, dass man bereits nach den ersten Seiten das Buch gar nicht mehr weglegen möchte. Die Geschichte liest sich enorm flüssig und durch die kurzen Kapitel ist es wirklich schwer, mit dem Lesen aufzuhören. Die Schreibstile der beiden vermischen sich und harmonieren absolut gut. Es macht wirklich großen Spaß, die Protagonisten auf ihrer atemberaubenden Reise zu begleiten.
Die Wendungen sind sehr gut und manchmal auch vorhersehbar, aber auf die Auflösung am Ende kommt man dann doch tatsächlich nicht so schnell.

Wenn ich ehrlich bin, haben mir Barkers Bücher im Alleingang zwar besser gefallen, aber „Der Federmörder“ ist dennoch ein astreiner Pageturner. So undurchsichtig und im Grunde genommen genial die Story auch ist, letztendlich ist sie relativ einfach gestrickt, wenn man genauer darüber nachdenkt, was aber der Rasanz des Romans nichts nimmt.
Die Geschehnisse passieren Schlag auf Schlag, immer wieder denkt man, man hätte die Sache durchschaut und dann kommt es doch wieder irgendwie anders. Die Charaktere mögen manchmal oberflächlich erscheinen, aber letztendlich besitzen sie dann doch eine gewisse Tiefe, wenn man das Ende kennt.

Im Vordergrund von „Der Federmörder“ steht aber eindeutig die Spannung und die überaus rasante Erzählweise der Geschichte. Und das bekommt das Autorenduo perfekt hin. Bei der Punktevergabe schwanke ich zwischen 5 und 4 Sternen, vergebe aber letztendlich dann doch „nur“ 4, weil so mancher Roman eines der beiden Autoren im Alleingang einfach besser ist. Dennoch ist „Der Federmörder“ ein spannender Thriller mit einem coolen Plot und einigen Wendungen, bei denen man immer wieder denkt, man hätte sie durchschaut, obwohl man am Ende dann doch eines besseren belehrt wird.

.

Fazit: Spannender Pageturner.

©2022 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Die Konferenz von Mats Strandberg

Erschienen als Taschenbuch
im Fischer Tor Verlag
insgesamt 414 Seiten
Preis: 18,00 €
ISBN: 978-3-59670686-0
Kategorie: Thriller, Horror

Ein Einkaufszentrum soll in Kolarängen gebaut werden. Das Team, das den Bau geplant hat, trifft sich für eine letzte Konferenz in einem idyllischen Hotel am See. Doch die geplante entspannte Atmosphäre wirft schnell Konflikte und Intrigen auf. Als es dann den ersten Toten gibt, spüren die Anwesenden, dass jemand hinter ihnen her ist, der den Bau des Einkaufszentrums verhindern will.

.

Mats Strandberg als skandinavischen Stephen King zu bezeichnen, finde ich einen etwas hinkenden Vergleich, was aber absolut nicht heißt, dass er nicht genauso gut wäre wie der Erfolgsautor. Strandberg hat einen eigenen Schreibstil und erschafft mit seinen Geschichten eine ganz eigene Atmosphäre, die meiner Meinung nach mit King überhaupt nichts zu tun hat.
„Die Konferenz“ wirft den Leser, wie Strandbergs andere Bücher, von der ersten Seite an in eine tolle Stimmung, die sich bis zum Ende gleichbleibend hält. Man fühlt sich so manches Mal an Horrorfilme der 80er-Jahre erinnert, vor allem irgendwie an den Kultklassiker „Freitag, der 13.“. Aber, wie gesagt, Mats Strandberg besitzt ein Händchen dafür, zwar eine ähnliche Stimmung aufzubauen, aber dennoch niemals nur plump zu kopieren, sondern einen eigenen (und zwar sehr guten) Weg zu gehen.

In der ersten Hälfte stellt Strandberg die Charaktere vor, lässt uns an ihren Gedanken und ihrem Leben teilhaben, und wird dabei auf keiner einzigen Seite langweilig oder langatmig. Man inhaliert förmlich eine Seite nach der anderen und spürt einen sich langsam aufbauenden Spannungsbogen, der sich dann in der zweiten Hälfte voll entfaltet und einen fast schon zwingt, weiterzulesen. Auch wenn die Handlung beziehungsweise Auflösung irgendwann durchschaubar wird (zumindest war das bei mir so), so mangelt es dem Roman niemals an Spannung. Ähnlich wie in Horrorfilmen findet immer wieder einer der Protagonisten den Tod, wobei Strandberg hier blutig und manchmal auch sehr explizit beschreibt, was passiert. Allerdings benutzt er Brutalität und blutige Morde niemals als Mittel zum Zweck, sondern erschafft auch damit eine bedrohliche Atmosphäre, die die Geschichte noch zusätzlich unterstützt.

Eines ist jedenfalls sicher: Mats Strandberg kann mit seinen Geschichten überzeugen und liefert perfekte Unterhaltungsliteratur. Egal, welchen seiner Thriller man nimmt, das Ergebnis ist dasselbe: Am Ende freut man sich schon auf das neue Werk des Autors. „Die Konferenz“ wirkte auf mich wie eine Hommage an die Horrorfilme der 1980er-Jahre mit einer Prise Gegenwart, was geschäftliche Machenschaften angeht. Strandbergs neuester Roman ist wieder einmal ein Pageturner, wie man sie von ihm gewohnt ist. Und, ja, ich freue mich schon, wenn es wieder etwas Neues von ihm gibt. 😉

.

Fazit: Spannender Thriller, der wie eine Hommage an die Horrorfilme der 80er-Jahre wirkt.

©2022 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Lex Talionis von Michael Marrak

Erschienen als Taschenbuch
im Memoranda Verlag
insgesamt: 318 Seiten
Preis: 19,90 €
ISBN: 978-3-948616-64-9
Kategorie: Thriller, Krimi, Mystery

.

Alexander ‚Lex‘ Crohn hat eine außergewöhnliche Begabung: Durch einen Projektilsplitter in seinem Kopf verstärkt sich seine Gabe, sich durch die Berührung eines Tatgegenstandes in die Vergangenheit eines Mordopfers begeben. Doch während solcher Ermittlungen wird Lex von seiner eigenen Vergangenheit heimgesucht.

.

Michael Marrak einmal anders, nämlich außerhalb seines aktuellen Kanon-Universums und anderer Science-Fiction-Geschichten. Und, was soll ich sagen, auch im Thrillerbereich überzeugt mich Marrak ohne Einschränkungen. Sein Schreibstil ist natürlich auch hier sehr gehoben und niveauvoll, wie sollte es schließlich auch anders sein. Aber wenn Marrak seine Geschichte in der realen Welt ansiedelt und sie mit Horror und Mystery würzt, stellt er ohne Frage unter Beweis, dass er auch diese Genre hervorragend beherrscht. Schon während der ersten Seiten gerät der Leser, wie nicht anders von Marrak gewohnt, in einen Sog, der einen nicht mehr loslässt. Die Ideen, die der Autor zu Papier bringt, sind phänomenal und werden so atmosphärisch geschildert, sodass man hautnah mit dabei ist. Marrak scheut sich nicht, die Genregrenzen zu sprengen, was für mich eine zusätzlichen Stern bedeutet, denn gerade diese Symbiose aus verschiedenen Richtungen macht „Lex Talionis“ unglaublich interessant und spannend.

Die Geschichte wirkt an manchen Stellen wie ein Spin-off des Lovecraftschen Universums, was mit Sicherheit beabsichtigt sein dürfte. Doch Marrak hat seinen eigenen Stil und entführt seine Leser gekonnt in eine mystische, fast schon esoterische Welt, wenn man den Protagonisten auf seinen Ausflügen in die sogenannte Echo-Dimension folgen darf. Es sind epische Bilder, die Marrak mit seiner Sprachgewandtheit ins Gehirn der Leser zaubert, Bilder, an die man noch denkt, wenn man schon längst das Buch zugeschlagen und zur Seite gelegt hat. Zwischendurch erinnerte mich die Atmosphäre immer wieder an Filme wie „Constantine“ oder Bücher wie „Das Schweigen der Lämmer“, doch, wie bereits erwähnt, Michael Marrak kopiert nie, sondern verbeugt sich höchstens vor diesen Einflüssen.

Michael Marraks Schreibstil ist ausdrucksstark und sprachlich perfekt. Ich wünschte, es gäbe mehr solcher Schriftsteller, die sich sprachlich so gut ausdrücken können. Marrak ist einer der wenigen, die das wirklich können.
Eines kommt auch bei „Lex Talionis“ auch nicht zu kurz: nämlich der Humor. Ähnlich wie bei seinen anderen Büchern lockert Marrak seine Geschichte mit Witzen auf, die einem während des Lesens ein Schmunzeln auf die Lippen zaubern. Ich muss gestehen, dass ich Marraks Humor wirklich mag und bei seinen Büchern mittlerweile fast schon darauf warte, bis sie zum Zuge kommen. Gerade diese Mischung aus düsterem Setting und gekonntem Wortwitz macht „Lex Talionis“ zu einem außergewöhnlichen Werk. Es handelt sich hierbei um den ersten Band einer zweiteiligen Reihe, sodass einige Handlungsfäden am Ende noch offen oder unbeantwortet bleiben. Umso mehr freue ich mich schon auf den zweiten Teil, der bereits in Arbeit ist und 2023 erscheinen soll.
„Lex Talionis“ ist ein Buch, das man lesen sollte. Vor allem diejenigen, die den Mainstream-Einheitsbrei satt haben und sich schon immer ein genreübergreifendes Abenteuer gewünscht haben.

.

Fazit: Beeindruckender Genremix aus Thriller, Krimi, Mystery und Horror.

©2022 Wolfgang Brunner für Buchwelten

How to kill your family von Bella Mackie

Erschienen als gebundene Ausgabe
im Heyne Verlag
insgesamt 432 Seiten
Preis: 22,00 €
ISBN: 978-3-453-27370-2
Kategorie: Krimi, Thriller

.

Aus dem Gefängnis erzählt Grace Bernard ihre Lebensgeschichte. Unter anderem berichtet sie davon, warum sie ihre Familie ermordete und wie sie sich dabei fühlte. Ein Bericht voller blutiger Morde, abstruser Begebenheiten und schwarzem Humor.

.

Es dauert keine Seite und man ist mittendrin in der Geschichte, die einen dann auch bis zum Schluss nicht mehr loslässt. Bella Mackie schreibt in der Ich-Form und man hört die Stimme der Erzählerin während des Lesens, so authentisch wird die Story geschildert. An manchen Stellen hat mich das Ganze ein wenig an Brett Easton Ellis‘ „American Psycho“ erinnert, wenngleich beim vorliegenden Buch bei weitem nicht so viel Brutalität in die Handlung fließt. Aber die Beschreibung von zeitgenössischen Mitbürgern und der sozialkritische Sarkasmus ähneln schon ein wenig dem erwähnten Bestseller. Auf jeden Fall weiß Mackenzie, wie man die Leser unterhält und sie neugierig von einem Kapitel zum anderen blättern lässt. „How To Kill Your Family“ kann man getrost als Pageturner bezeichnen, was vor allem auch an der flüssigen und amüsanten Schreibweise der Autorin liegt. Aber auch die Handlung ist nicht ohne und macht ungemein Spaß.

Die einzelnen Begebenheiten, wie sich die Protagonistin auf die Morde ihrer Familienmitglieder vorbereitet sind stets mit einem gehörigen Schuss Humor und sozialkritischen Betrachtungen getränkt, so dass die Leser ein wunderbar kurzweiliges Leseerlebnis bevorsteht, das einen das Buch wirklich nur sehr schwer aus der Hand legen lässt. Gerade das Erzählen aus dem Gefängnis heraus, schafft eine unterhaltsame Atmosphäre, während man in Rückblicken von den „Untaten“ erfährt. Oftmals ging mir dabei durch den Kopf, dass sich dieser Plot auch hervorragend für eine Verfilmung eignen würde. Mackie baut viele Gedanken über die gesellschaftliche Entwicklung in ihren Plot und macht dadurch ihre im Grunde genommen einfach gestrickte Geschichte interessant.

„How To Kill Your Family“ ist in hohem Maße unterhaltsam, bringt aber, wenn man die Story genauer betrachtet, nichts wirklich Neues ins Thriller- und Krimigenre. Wem das nichts ausmacht, der wird mit einem rasant erzählten und vor allem jederzeit unterschwellig witzigen Pageturner belohnt, der schlichtweg unglaublich Spaß macht.

.

Fazit: Unglaublich rasant und witzig erzählter Pageturner, der allerdings nichts Neues im Genre bringt.

©2022 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Der Klon von Jens Lubbadeh

Erschienen als gebundene Ausgabe
im Heyne Verlag
insgesamt 478 Seiten
Preis: 15,00 €
ISBN: 978-3-453-32013-0
Kategorie: Thriller, Science Fiction, Belletristik

.

Berlin im Jahr 2033: Die Journalistin Mara Erhardt entdeckt, dass ein koreanischer Wissenschaftler Hunde und Menschen klont. Bei ihren Recherchen stößt sie auf einen Skandal: Jemand hat versucht, den Diktator Adolf Hitler zu klonen, um ihn für politische Zwecke einzusetzen. Je mehr Mara von den Machenschaften entdeckt, desto schockierender sind die Zusammenhänge, die ihr dadurch klar werden.

.

Wie von Lubbadeh nicht anders gewohnt, erwartet den Leser mit seinem neuesten Roman „Der Klon“ ein Pageturner, der man nur schlecht aus der Hand legen kann. Die Handlung wird äußerst rasant erzählt, so dass man diese wie einen Film vor seinem geistigen Auge sieht (an dieser Stelle sei angemerkt, dass sich die Story von „Der Klon“ wirklich hervorragend für eine Verfilmung respektive eine Serie eignen würde). Was mir dabei außerordentlich gut gefallen hat, war die Tatsache, dass die Handlung sehr unterhaltsam und spannend war, Lubbadeh sich aber auch auf philosophischem Weg der Thematik genähert hat und außergewöhnliche Aspekte berücksichtigt hat, über die es sich nachzudenken lohnt. Desweiteren hat er den politischen Unmut, den seit der Coronakrise viele Bürger fühlen, sehr gut in die Handlung mit eingebracht. Das hat letztendlich trotz seiner Absurdität und Skurrilität irgendwie Hand und Fuß.

„Der Klon“ zeigt zudem eine wissenschaftliche und politische Entwicklung auf. die bei genauerem Nachdenken Angst einjagt. Es geht um Macht, Korruption und Profit – die Menschlichkeit, Emotionen und Respekt vor einer Person werden ignoriert, um ein egoistisches Ziel zu erreichen. Es steht viel zwischen den Zeilen von Lubbadehs neuem Roman, wenn man die Spannungsmomente außer Acht lässt.
Auch die Figurenzeichnung ist gut gelungen, man fiebert mit und kann sich hervorragend in die Gedankenwelt der Protagonisten, aber auch Antagonisten versetzen. Jens Lubbadeh entwickelt sich von Roman zu Roman zu einem meiner Lieblingsautoren aus Deutschland, weil er unterhaltsame Wissenschafts-Thriller schreibt, die nicht nur unterhalten, sondern eben auch zum Nachdenken anregen.

Lubbadeh hat gut recherchiert, die Story hat Hand und Fuß und wirkt niemals lächerlich oder an den Haaren herbeigezogen. Vor allem auch die politischen Aspekte, die in die Handlung einfließen, sind absolut nachvollziehbar und umso erschreckender, weil sie unsere jetzige Zeit sehr gut widerspiegeln. „Der Klon“ ist ein mittreißendes Abenteuer, dem man sich schlecht entziehen kann.

.

Fazit: Spannender Pageturner um das Thema Klonen.

©2022 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Der Verdächtige von John Grisham

Erschienen als gebundene Ausgabe
im Heyne Verlag
insgesamt 411 Seiten
Preis: 24,00 €
ISBN: 978-3-453-27316-0
Kategorie: Thriller

.

Die Tochter eines ermordeten Anwalts wendet sich an Lacey Stoltz von der Gerichtsaufsichtsbehörde, weil sie denkt, den Mörder zu kennen. Der Anwalt war nämlich nicht das einzige Opfer. Das brisante an diesem Fall: Der Killer ist ein bekannter Richter, der sich großer Beliebtheit erfreut. Lacey nimmt den Fall an und begibt sich zusammen mit der Frau auf eine Spurensuche, die weit in die Vergangenheit zurückreicht und sich über viele Staatsgrenzen hinweg erstreckt.

.

Ein neuer Grisham erscheint und ich muss ihn sofort lesen. 😉
Lacey Stoltz ist ein Name, den man als Grisham-Fan sofort wieder erkennt: Sie spielte eine der Hauptrollen in „Bestechung“ und kehrt hier noch einmal zurück. Grisham versteht es einfach, den Leser von der ersten Seite an in seinen Bann zu ziehen. Sein Schreibstil ist so angenehm und flüssig zu lesen, dass man innerhalb von Sekunden in der Story drinsteckt und sich nicht mehr davon lösen möchte. Der vorliegende Roman reiht sich nahtlos in die Erfolgsstory Grishams ein, auch wenn es eine Fraktion von Lesern gibt, die seine neueren Werke permanent kritisieren und ihnen Ideenlosigkeit vorwerfen. Grisham ist und bleibt dennoch für mich einer der Größten und gerade in seinen neuen Büchern verhält es sich ähnlich wie bei Stephen King: Zwischen den Zeilen steckt oftmals eine gewisse Melancholie (ein Hinweis aufs Älterwerden?), die einen magischen Reiz auf mich ausübt.

Ich bin jedes Mal aufs Neue fasziniert, wie John Grisham es schafft, mich mit einer eigentlich einfach gestrickten Story so dermaßen in den Bann zu ziehen, dass ich das Buch am liebsten in einem Durchgang lesen würde. Seine Dialoge sind so authentisch, dass man unmittelbar in die Handlung eintaucht und mittendrin ist. So auch hier, wo wir den Ermittlungen der Frau und Lacey folgen, und auch immer wieder den verdächtigen Richter begleiten. Grishams Romane sind allesamt filmreif, vermitteln eine unglaublich dichte Atmosphäre und zeigen liebenswerte (oder eben auch hassenswerte) Charaktere. Jedes seiner Bücher besitzt einen ganz eigenen Reiz. „Der Verdächtige“ erreichte aus meiner Sicht zwar nicht die Genialität von „Der Polizist“, besitzt aber dennoch einen sehr hohen Unterhaltungswert und wird an keiner Stelle langweilig geschweige denn langatmig. Ganz im Gegenteil …

„Bestechung“ muss man nicht gelesen haben, denn diese Geschichte mit Lacey Stoltz funktioniert auch ohne jegliches Vorwissen. Was relevant wäre, ist gut genug erklärt. Die 400 Seiten lesen sich weg, als wären es gerade einmal die Hälfte. Gerade „Der Polizist“ und Der Verdächtige“ kommen mir vor, als würde sich Grisham wieder „back to the roots“ begeben. Als Leser der ersten Stunde finde ich die Entwicklung, die Grisham während all dieser Jahre durchgemacht hat, absolut toll. Mir gefallen ohne Ausnahme alle seiner Bücher und ich freue mich schon jetzt, was er uns als nächstes unterbreitet. Mit John Grisham kann man aus meiner Sicht nichts falsch machen, wenn man gut geschriebene, spannende Unterhaltungsliteratur sucht.

.

Fazit: Kurzweilig und spannend – eben ein echter Grisham!

©2022 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Das Jahr der Gier von Horst Eckert

Erschienen als Klappenbroschur
im HEYNE VERLAG
insgesamt 432 Seiten
Preis: 13,00 €
ISBN: 978-3-453-42637-5
Kategorie: (Polit)Thriller

In der Düsseldorfer Altstadt gab es einen Angriff auf einen britischen Journalisten. Da Kriminalrätin Melia Adan ihn aus ihrer Jugend kennt, setzt sie Vincent Veih auf die Ermittlungen an. Irgendetwas ist an dem Fall seltsam. Das vermeintliche Opfer macht sich aus dem Staub.

Dann gibt es einen Mord an einer jungen Frau, Opfer eines Gewaltverbrechens, heißt es. Und in einem Wald in Bayern ist ein Wirtschaftsprüfer in seinem Auto verbrannt. Melia und Vincent haben gemeinsam mit ihrem Team eine Menge Ermittlungsarbeit zu leisen. Denn irgendwie scheinen diese Vorfälle alle miteinander zusammenzuhängen. Kann das sein? Aber ein gutes Team, wie es die beiden sind, lassen sich von Herausforderungen und Unwägbarkeiten nicht abschrecken oder ausbremsen.

***

Dies ist der dritte gemeinsame Fall von Hauptkommissar Vincent Veih und der Kriminalrätin Melia Adan. Und ich kann es immer wieder nur wiederholen: Ich mag Politik und Politthriller eigentlich überhaupt nicht, aber die Roman von Horst Ecker verschlinge ich nahezu.
Horst Eckert besitzt die Gabe, seine komplizierte Handlungen, die ja meist (oder immer) einen realen Hintergrund haben, so fesselnd und spannend zu Papier zu bringen, dass ich nur so durch die Handlung fliege. Es ist meist kompliziert, weil wirklich viele Fäden ausgeworfen und Handlungen verknüpft werden(meist sogar in vorangegangene Bücher) und es unterschiedliche Handlungsstränge gibt. Es gibt immer viele Namen wichtigerer und weniger wichtigerer Leute und Firmen sowie die unterschiedlichsten Abteilungen innerhalb der Regierung(sapparate). Trotzdem, Horst Eckert gelingt es immer wieder, dass ich den Überblick behalte und nicht nach 100 Seiten aufgebe, weil ich nicht mehr durchblicke.
Er recherchiert sehr gut und ausführlich, sodass alles immer Hand und Fuß hat. Da in diesem dritten Teil wirklich einige Schauplätze in der Handlung vorkommen und darin jeweils eine Menge Charaktere agieren, gibt es hier ein Personenregister, sortiert nach den Handlungsorten. Das finde ich eine sehr gute Idee, die ich oft und gerne genutzt habe. Gabriella Wollenhaupt hat dies in ihren Grappa-Krimis auch so gehandhabt und ich finde es einfach eine feine Sache.

Das Thema ist wieder hochbrisant, die Story rasant, fesselnd und spannend. Ich habe viele Bekannte erneut getroffen und fühlte mich wieder zu Hause, wenn die Handlung an den Rand von Ratingen führte oder der Handlungsstrang in München und Bayern an der Reihe war.


Es hat mir wirklich großen Spaß gemacht, diesen dritten Thriller um das Ermittlerduo zu lesen, bei dem wir uns immer fragen: Kriegen sie sich oder nicht? Ja, auch Zwischenmenschliches kommt in Eckerts Thrillern nicht zu kurz. Er schreibt spannende Thriller aus dem Leben, über Menschen wie du und ich und über die Großen mit Macht, Geld und Einfluss. Die Strippenzieher im Hintergrund mit ihren ganzen Machenschaften über die wir (wohl offensichtlich wohl dosiert) in den Nachrichten zu sehen und hören bekommen.

Meine absolute Leseempfehlung für alle Thriller und Politthriller-Fans!

Hier gibt es einen Buchtrailer, in dem Horst Eckert ein bisschen über sein neuestes Werk erzählt:

© Marion Brunner_Buchwelten 2022

Der Mann aus dem Schatten von David Lagercrantz

Erschienen als gebundene Ausgabe
im Heyne Verlag
insgesamt 480 Seiten
Preis: 24,00 €
ISBN: 978-3-453-27329-0
Kategorie: Krimi, Thriller

Micaela Vargas, eine junge Polizistin, die in einem Problemviertel von Stockholm aufwuchs, wird im Mordfall gegen einen Schiedsrichter der Fußballjugend zu den Ermittlungen hinzugezogen. Sie gilt als vielversprechender Nachwuchs und kennt den Verdächtigen, der schnell verhaftet wird, seit ihrer Kindheit persönlich recht gut. Im Zuge der Ermittlungen lernt Micaela den bekannten Psychologen Hans Rekke kennen, der gerne von der Polizei zu Rate gezogen wird, wenn es um psychologische Profile geht, da er sich als Spezialist für besondere Verhörtechniken einen Namen gemacht hat. Einen aufmerksameren Beobachter als Rekke kann es kaum geben, ihm entgeht wirklich nichts.

Es dauert nicht lange, da werden die beiden aber von den Ermittlungen ausgeschlossen. Vargas, weil sie sich weigert, ihren kriminellen Bruder zu bespitzeln, um im Team zu bleiben, und Rekke, weil er durch seine manische Depression nicht immer zu gebrauchen ist und außerdem unangenehme Dinge zu Tage bringen könnte, an denen Regierung und Geheimdienst nicht gelegen ist.

Doch wie es der Zufall will, laufen sich Vargas und Rekke zufällig in einer recht dramatischen Situation über den Weg, freunden sich (was einigen Beteiligungen so gar nicht gefällt) an und ermitteln gemeinsam im Hintergrund weiter. Was die beiden ans Licht bringen ist ein Skandal und sie graben immer tiefer…

***

Ich kenne David Lagercrantz, wie viele andere Leser auch, als den Schriftsteller, der die Millennium-Reihe von Stieg Larsson nach dessen Tod weitergeführt hat. Ich war begeistert von dieser Arbeit und sein Schreibstil gefiel mir dabei auf Anhieb sehr gut. Darum war ich natürlich neugierig, als ich von dieser neuen Trilogie erfuhr.

Die Handlung ging auch spannend an, ich wurde jedoch mit der eher stoffeligen und mürrischen Figur der Micaela Vargas nicht wirklich warm. Sie war mir eher unsympathisch, wobei deren Charaktereigenschaften auf Grund ihrer Herkunft und dem familiären Hintergrund wohl auch so beabsichtigt waren. Dennoch kamen mir die Dialoge hölzern und kurz angebunden vor. Als dann die Figur des Hans Rekke hinzukam, der absolut interessant, neugierig, aufmerksam und sowas von kaputt ist, fing die Sache an, mir viel mehr Spaß zu machen. Die beiden treffen sich in einer eher unangenehmen Situation und bleiben irgendwie aneinander hängen. Sie tun sich gegenseitig äußerst gut und ergänzen sich prima.

Das Thema, das behandelt wird, nämlich, dass Musiker in Afghanistan verfolgt wurden, verschwanden, ermordet und man ihre Instrumente zerstörte, war mir neu. Auch das Thema um die dramatischen Verhörmethoden der vermeintlichen Taliban-Mitglieder durch die USA oder deren Verbündete, das war alles fesselnd beschrieben und hintergründig.

Die Auflösung zuletzt war dann auch schlüssig und verständlich, aber so 100%ig überzeugen konnte der Autor mich mit diesem Buch dennoch nicht. Im Hinblick auf die o.g. Fortführung der Millennium-Reihe war ich doch etwas enttäuscht vom Schreibstil im vorliegenden Buch, der sich für mich deutlich davon unterscheidet. Hans Rekke macht die Handlung absolut aus, er ist für mich ganz klar der heimliche Star und wäre für mich ein Grund, mit einem neugierigen Auge auf die folgenden Teile zu blicken.

© Buchwelten 2022

Mehr über den Autor findet ihr hier: KLICK MICH

Das Haus in der Needless Street von Catriona Ward

Erschienen als gebundene Ausgabe
im FESTA Verlag
458 Seiten
22,99 €
ISBN: 978-3-86552-950-3
Kategorie: Thriller, Drama

.

Ted Bannerman ist ein Einzelgänger. Und er ist verdächtig, das kleine Mädchen Lulu entführt und womöglich getötet zu haben. Dee, Lulus Schwester, beobachtet und verfolgt Ted, um ihn der Tat zu überführen. Doch während sie vollkommen überzeugt davon ist, dass Ted ein böser Mann ist, muss dieser gegen völlig andere Dämonen ankämpfen …

.

Schon während der ersten Seiten merkt man, dass „Das letzte Haus in der Needless Street“ ein außergewöhnlicher Roman ist, der sich von anderen Büchern dieses Genres abhebt. Es ist der Schreibstil, der einen sofort in den Bann zieht und bei dem man nie genau weiß, wie man das alles zu deuten hat. Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, so dass es niemals langweilig wird. Man rätselt mit, was sich hinter den Geschehnissen verbirgt, überlegt, ob man Ted bedauern soll oder ob er tatsächlich der Kindesentführer und womöglich auch -mörder ist. Catriona Ward schreibt verzwickt, mysteriös und poetisch. Aus dieser Mischung entsteht ein faszinierendes Roman, der durchaus auch so manches Mal in der Kategorie „All Age“ des Festa-Verlages gepasst hätte. Aber ein „Must Read“ ist das vorliegende Buch auf jeden Fall.

Sicherlich mag es bei einigen Lesern auf Kritik stoßen, zumal sich Ward eben keinen gängigen Konventionen anpasst, sondern ihre Geschichte auf eigensinnige, teils während des Lesens absurd wirkende Weise erzählt und zu einem tollen Finale führt, mit dem man so nicht gerechnet hat. Ich mochte jedenfalls die verzwickte, außergewöhnliche Erzählweise, die mich zudem in eine extrem tolle Atmosphäre mitgenommen hat, die ich mir sehr gut als Film vorstellen konnte. Aber eine Verfilmung scheint ja eh in Planung zu sein.
Die Erzahlperspektive der Katze erinnerte mich des Öfteren an die Figur des Francis aus den Katzenromanen von Akif Pirincci, wobei aber beim vorliegenden Buch letztendlich eine andere Prämisse dahintersteckt. Insgesamt hat mich „Das letzte Haus in der Needless Street“ absolut gut unterhalten und mich vor allem auch zum Nachdenken gebracht. Die ernste Thematik, die hinter diesem Stoff steht, hat die Autorin aus meiner Sicht unglaublich gut und glaubwürdig eingefangen. Ich freue mich jedenfalls schon sehr, weitere Werke aus ihrer Feder im Festa-Verlag zu lesen, denn so wie es aussieht, werden auch noch ihre weiteren Romane in deutscher Sprache erscheinen. Für mich ist dieses Buch auf jeden Fall ganz klar ein „Must Read“.

.

Fazit: Mysteriös, atmosphärisch und nachdenklich. Ein außergewöhnlicher Thriller.

©2022 Wolfgang Brunner für Buchwelten