Queen Elisabeth II – Das offizielle Buch der „The Times“

Erschienen als gebundene Ausgabe
im Heel Verlag
insgesamt 336 Seiten
ISBN: 978-3-96664-559-1
Kategorie: Biografie

Über 70 Jahre lang war sie als Königin von England im Amt. Dieses Buch beschreibt ihr Leben, von klein auf bis zu ihrem Tod. Es ist das offizielle Buch der Tagezeitung The Times, welches vollständig aktualisiert wurde.

Es handelt sich hier um keinen reinen Bildband, auch wenn es wirklich viele tolle Fotos in sehr guter Qualität gibt. Das Buch zeigt sowohl offizielle, als auch private Fotos, die man noch nicht so gesehen hat. Außerdem beinhaltet das Buch viele Originalartikel der Times und kurze Texte von Autoren, Journalisten und Historikern. Dadurch bekommt man als Leser auch einige persönliche Blicke in das Leben der Frau Elisabeth.

Ich möchte mich nicht als begeisterter Royal beschreiben, ich bin einfach, wie viele andere sicher auch, durch die Netflix-Serie The Crown ein bisschen angefixt worden. Ich kenne die Queen mein ganzes Leben lang. Sie war immer die Königin von England und natürlich habe ich auch einiges mitbekommen: Charles und Diana, ihren schrecklichen Tod und andere Dinge, das Königshaus betreffend. Aber ich habe noch nie ein Buch darüber gelesen oder eine Biografie der o.g. Royals.


Aber als ich dann anfing The Crown zu schauen, wurde mir Lilibet sympathisch. Die Frau, die ich immer als kühl und distanziert empfand; war eine junge Frau, gerade mit Philip verheiratet und so verliebt in ihren Mann, als sie ungewollt in diese Rolle plumpste, von der damals keiner dachte, dass sie sie überhaupt einmal übernehmen muss. Sicher, eine Netflix-Serie ist vlt. nicht die beste Methode etwas über die Hintergründe eines Lebens zu erfahren. Aber ich bin sicher, dass sich doch – gerade historisch – sehr an die Wahrheit gehalten wurde.

Darüber muss ich nun auch nicht schreiben, denn es geht ja um das vorliegende Buch, was ich auf Grund meines geweckten Interesses bekommen habe.

Mir hat das Buch sehr gefallen, es ist optisch schön und von guter, schwerer Qualität. Es hat wirklich Gewicht, denn die Blätter sind schweres Hochglanzpapier. Es handelt sich um eine gebundene Ausgabe, die wirklich wertig ist.

Wer sich also für das Leben und die Regentschaft der Queen in allen Facetten interessiert, ob nun als leidenschaftlicher Royalist oder einfach nur laienhafter Fan wie ich, wird definitiv seine Freude an diesem Buch haben.

© MB für Buchwelten

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Der Fährmann von Christopher Golden

Erschienen als gebundene Ausgabe
im Buchheim Verlag
insgesamt 370 Seiten
Preis: 23,95 €
ISBN: 978-3-946330-01-0
Kategorie: Horror, Mystery

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Eine persönliche Tragödie, die Janine fast das Leben kostet, bringt sie wieder ihrem Ex-Freund David nahe. Durch ihre Nahtoderfahrung ist sie in Kontakt mit einem Wesen gekommen, das sie in bis in die Realität verfolgt. Gemeinsam mit David versucht Janine, sich diesem übernatürlichen Gegner zu stellen.

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Christopher Golden ist mit „Der Fährmann“ ein tolles, atmosphärisches Buch gelungen, das man nur schwer aus der Hand legen kann (und möchte). Auch wenn es sich hier um einen Horror-Roman handelt, den man fast schon als „klassisch“ bezeichnen könnte, wird in erster Linie eine ganze wunderbare (und irgendwie auch tragische) Liebesgeschichte erzählt. Die beiden Protagonisten (aber auch eine der Nebenrollen) wachsen einem sehr schnell ans Herz und man spürt förmlich die Funken und die gegenseitige Sympathie zwischen den Zeilen. Es macht wirklich unglaublich Spaß, Janine und David dabei zu begleiten, wie sie sich einander (wieder) nähern. Während so mancher Passage musste ich feststellen, dass ich diese Liebesgeschichte fast spannender fand als die Horrorhandlung.

Goldens Schreibstil ist prägnant und erinnerte mich so manches Mal an den von Bentley Little, den ich im übrigen auch sehr schätze. „Der Fährmann“ ist ein Pageturner, der auf keiner Seite langweilt. Egal, ob und was passiert, man ist als Leser mittendrin und möchte wissen, wie es weitergeht. Ich könnte mir die Handlung sehr gut als Film vorstellen, zumal Golden alles sehr bildhaft und detailliert beschreibt.
Im Grunde genommen passiert nicht einmal wirklich viel, und dennoch kann man das Buch nicht zur Seite legen, weil es äußerst spannend und unterhaltsam geschrieben ist. Zum Inhalt des Buches kommt dann auch noch das sehr ansprechende Äußere hinzu, das die „Politik“ des Buchheim Verlages, was die Schönheit eine Buches betrifft, unterstreicht. Die Covergestaltung und die Illustrationen wurden von keinem Geringeren als John Howe gestaltet, der unter anderem bei Peter Jacksons „Der Herr der Ringe“-Trilogie mitgewirkt hat.

Insgesamt ist Christopher Goldens „Der Fährmann“ ein Buch, das mich sowohl äußerlich als auch inhaltlich absolut überzeugt hat und bei dem ich sicher bin, dass ich es eines Tages nochmals lesen werde. In die Hand nehmen werde ich es zwischendurch bestimmt immer wieder einmal, um darin herumzublättern.

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Fazit: Atmosphärischer Pageturner in einer tollen Ausgabe.

©2022 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Echo von Thomas Olde Heuvelt

Erschienen als Taschenbuch
bei Heyne
insgesamt 718 Seiten
Preis: 17,00 €
ISBN: 978-3-453-32098-7
Kategorie: Drama, Mystery, Horror

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Nick besteigt mit seinem Freund den Berg Maudit, der in der Schweiz liegt und über den so gut wie nichts bekannt ist. Sie spüren bereits beim Aufstieg, dass der Berg von einer unheimlichen Macht erfüllt wird. Als dann ein Unglück geschieht, wird nicht nur Nick in einen Sog des Grauens gezogen, sondern auch dessen Lebensgefährte Sam und immer mehr Menschen in seinem Umfeld …

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Da mich Heuvelts Roman „Hex“ schon extrem fasziniert hat, war ich natürlich gespannt, was er mit seinem neuen Roman abgeliefert hat. „Echo“ übertrifft „Hex“ sogar noch, denn der Autor hat das Thema des Bergsteigens in Verbindung mit den mystischen Eigenschaften örtlicher Legenden, die sich um solch einen Berg ranken, komplex und geradezu hypnotisch beschrieben, sodass man das Buch wirklich nur sehr schwer aus der Hand legen kann. Über 700 Seiten lang begleiten wir die Personen durch einen Albtraum, der Realität und Einbildung verschmelzen lässt. Für manch einen mögen die langatmigen Beschreibungen langweilig sein, für andere (und dazu zähle ich mich) ist es geradezu eine literarische Offenbarung, die der in den Niederlanden geborene Autor hier präsentiert. Heuvelt verbreitet von der ersten bis zur letzten Seite eine Atmosphäre, wie man sie selten so konsequent in Romanen vorfindet (am ehesten fällt mir da noch das grandiose Meisterwerk „Terror“ von Dan Simmons ein). „Echo“ ist wie ein Rausch, wie ein Sog, der seine Leserschaft unweigerlich mitzieht und nicht mehr loslässt.

Okay, zugegebenermaßen haben mich anfangs die eingestreuten englischen Ausdrücke (die ja mittlerweile zum größten Teil leider eingedeutscht sind) etwas gestört, aber im Verlaufe des Buches habe ich mich zum einen daran gewöhnt und zum anderen spiegelte es den Charakter des Protagonisten und auch die Stimmung dann doch auf ziemlich geniale Weise wider. Bei diesem Aspekt muss man sich einfach darauf einlassen. Und auch wenn man solcherart Denglish nicht mag, so schmälert diese Tatsache keineswegs die Spannung und die auf jeder Seite spürbare unheimliche Atmosphäre. „Echo“ ist ein literarischer Trip erster Güte, den man nicht mehr so schnell vergessen dürfte. Ich könnte mir das Ganze übrigens auch unheimlich gut als Verfilmung vorstellen. Heuvelt spielt hier mit der Sprache, bewegt sich trotz der umgangssprachlichen Elemente auf einem sehr hohen Niveau und beschreibt die Ereignisse mit einer bildhaften Sprache, die einen immer wieder in Erstaunen versetzt. Vor allem der Unfall in den Bergen hat mich vollkommen umgehauen. Ich konnte die Kälte und die Angst spüren, und das so intensiv, dass diese Zeilen manchmal sogar unangenehm wurden, so erdrückend war diese Situation geschildert. Diese Stelle(n) waren für mich Höhepunkte des Buches, die mich absolut in ihren Bann schlugen.

Was mir außerdem äußerst gut gefallen hat, ist die Tatsache, dass „Echo“ ein Genre-Hybrid ist, der sich nicht um die gängigen Konventionen der Literaturrichtungen schert, die er behandelt. Heuvelt erzählt schlichtweg eine Geschichte und kümmert sich nicht darum, ob diese nun in die Kategorie Mystery, Horror oder Drama fällt. Hier zählt die Story und nicht das Genre. Und das macht „Echo“ auch aus, man weiß nie, was einen als nächstes erwartet, ob es die stürmischen Höhen des Berges sind, die Liebesgeschichte zwischen Nick und Sam, die Beziehung zwischen den anderen Personen, die mysteriösen Vorgänge, die Nick auslöst oder das seltsame Verhalten der Bergdorf-Bevölkerung. „Echo“ ist Literatur, wie sie sein sollte: überraschend, spannend, innovativ und flüssig zu lesen. Für mich eines der Jahreshighlights 2021, daher würde ich mich umso mehr freuen, wenn noch mehr Werke dieses Ausnahmeautors ins Deutsche übersetzt werden würden.

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Fazit: Unheimlich, mysteriös, spannend, melancholisch, poetisch. Ein literarisches Meisterwerk.

©2021 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Die Bücherdiebin von Markus Zusak

Erschienen als Taschenbuch
bei blanvalet
insgesamt 588 Seiten
Preis: in der Ausgabe nur gebraucht
ISBN: 9783764502843
Kategorie: Roman

Im Alter von 9 Jahren muss Liesel Meminger dabei zusehen, wie ihr kleiner Bruder stirbt. Eigentlich sollten sie beide von ihrer Mutter nach Molching bei München gebracht werden, um dort bei einer Pflegefamilie zu leben, da ihre Mutter nicht mehr für sie sorgen kann.
Werner ist aber zu krank, um diese Reise zu überstehen. Während ihr Bruder neben den Gleisen im Schnee begraben wird, tut Liesel es das erste Mal: sie stiehlt ein Buch. Es fällt dem Totengräber aus der Tasche und sie hebt es klammheimlich auf. Nimmt es mit in ihr neues Leben, hütet es wie einen Schatz. Und das, obwohl Liesel nicht einmal lesen kann. Doch das soll sich bald ändern.
Denn in vielen Nächten voller Albträume lehrt ihr Pflegevater Hans Hubermann Liesel das Lesen. Sie entdeckt die Welt der Worte und liebt sie über alles. Und sie liebt ihre Pflegeeltern Hans und Rosa. Und irgendwie auch Rudi, den Saumensch.
Und Liesel stiehlt weiter: Bücher aus dem Haus des Bürgermeisters (wobei …), auch die Herzen von Hans, Rosa und Rudi und natürlich das von Max. Und irgendwie auch das Herz des Todes …

***

In diesem Fall habe ich zuerst den 2014 entstandenen, gleichnamigen Film gesehen, der mich sehr beeindruckt und emotional aufgewühlt hat. Als mein Mann mir das Buch aus unserer Bibliothek zeigte, war klar, dass dies meine nächste Lektüre wird. Und ich bin absolut begeistert. Von dem Buch genauso sehr, wie von der filmischen Umsetzung, die ich nun beide miteinander vergleichen konnte. Selten werden Filme nahezu 1:1 umgesetzt, wie der Autor es in seiner Buchvorlage geschrieben hat.

Markus Zusak wurde in Australien geboren und wuchs dort auf. Seine Eltern stammen jedoch aus Wien und München. Und aus deren Geschichten über den Krieg in der Heimat entstand die Idee zu diesem Buch. Er erzählt über das Nazideutschland, die Entbehrungen im Krieg, über Freundschaft, Liebe und das Glück einer Kindheit. Ja, die Zeit war schlimm, aber Liesel sagt, es war ihre schönste Zeit. Wir begleiten sie über viele Jahre in der Himmelstraße, hoffen, bangen und lachen mit ihr. Begleiten sie auf Ihren Streifzügen durch Molching und erleben, wie ihre Liebe zur Literatur wächst, als sie die Worte hinter den Buchstaben zu erkennen begreift.

Das Besondere an der Geschichte mag sein, dass die Erzählerrolle der Tod übernimmt. Er stellt sich vor, beschreibt uns seine Arbeit und erzählt, dass es Menschen gibt, die ihn faszinieren und eben dies der Grund sei, warum er uns Liesels Geschichte erzählt. In diesem Buch steckt soviel und ich hatte mehrere Male Tränen in den Augen.

Zusak hat einen sehr schönen Schreibstil, er zeichnet die Charaktere wunderbar detailliert und lässt den Leser eine starke Verbundenheit zu ihnen allen empfinden. Dass immer wieder der Tod selbst in Erscheinung tritt, Momente vorzieht, oder Dinge erläutert, lockert ungemein auf und liefert auch lustige Momente.

Mich hat das Buch wirklich nachhaltig beindruckt und mir einen Einblick gegeben, wie das Leben der einfachen Leute zur Zeit des Zweiten Weltkriegs war. Und dass es trotz allem möglich war, eine schöne Kindheit zu genießen, voller Liebe und Freundschaft.

© Buchwelten

Klub Tropikal von Ina Elbracht

Erschienen als gebundene Ausgabe
im KOVD Verlag
insgesamt 64 Seiten
Preis: 6,99 €
ISBN: Privatdruck – ohne ISBN
Kategorie: Krimi, Thriller, Mystery

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Eine Frau begibt sich mit ihrer Familie auf eine griechische Insel, um dort die Beerdigung ihres kürzlich verstorbenen Vaters zu organisieren. Was zuerst wie ein Familienausflug mit traurigem Anlass erscheint, entwickelt sich immer mehr zu einem Trip in die Hölle, bei der die Tochter des Verstorbenen eine tragende Rolle spielt.

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Im „Klub Tropikal“ ist nichts so wie es scheint. Ina Elbracht hat ein Drama geschrieben, an das man sich noch lange erinnern wird, nachdem man es gelesen hat. Denn ihr geschickt angelegter Genremix aus Drama, Familiengeschichte, Grusel, Mystery und Krimi kann von Anfang bis Ende durchgehend überzeugen. Elbracht erschafft durch ihre klare Sprache eine außergewöhnliche Atmosphäre, die einen vollkommen in den Bann zieht, obwohl anfangs im Grunde genommen nicht wirklich viel passiert. Dennoch möchte man das Büchlein aus der „Appetizer“-Reihe des KOVD Verlags gar nicht mehr aus der Hand legen, wenn man einmal angefangen hat, es zu lesen. Man kann „Klub Tropikal“ in seiner Einzigartigkeit gar nicht genau beschreiben, man muss es einfach selbst gelesen und miterlebt haben, um mitreden zu können. 😉

Auf nur knapp über 60 Seiten nimmt Ina Elbracht den Leser auf eine unvergessliche Reise mit, bei der man sich im Nachhinein wünscht, der Plot würde verfilmt werden. Die bildhafte Sprache der Autorin lässt jede einzelne Szene als Film im Kopf entstehen, bei dem man sich die Umgebung und die handelnden Personen vorstellen kann. Das langsame Hinführen auf eine Erkenntnis ist Elbracht wunderbar gelungen und man fühlt sich ein wenig an Storys des Regisseurs David Lynch erinnert. Ich habe „Klub Tropikal“ aber nicht nur aufgrund der überzeugenden und außergewöhnlichen Geschichte genossen, sondern auch wegen seiner liebevollen Aufmachung, die das Geschehen noch zusätzlich unterstreicht – passender könnte ein Cover und die darin enthaltenen Illustrationen für diese Novelle gar nicht sein.
Mich hat das Buch auf alle Fälle in jeder Hinsicht überzeugt und ich werde weitere Bücher der Autorin lesen, da ich von ihrem Schreibstil und Ideenreichtum absolut begeistert bin.

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Fazit: Geschickter Genremix mit einem genialen Ende. Unbedingt lesen!

©2021 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Blindes Licht von Petru Ghiea

Erschienen als gebundene Ausgabe
im KOVD Verlag
insgesamt 60 Seiten
Preis: 9,99 €
ISBN: Privatdruck – ohne ISBN
Kategorie: Lyrik

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Texte und Gedanken

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Bei der vorliegenden Textesammlung „Blindes Licht“ handelt es sich um den ersten Band der Edition Lyrik, erschienen im KOVD Verlag. Petru Ghiea schafft es mit seinen Texten, Gedanken und Überlegungen, dass der Leser sich mit den Themen, die angesprochen werden, auseinandersetzt. Dieses, in seiner Aufmachung wunderschöne, Büchlein ist trotz seiner Kürze kein Werk zum schnell konsumieren, sondern das immer wieder einmal in die Hände genommmen werden sollte, um darin zu blättern. Es mag der ein oder andere Gedanke anfangs etwas wirr wirken, aber wenn man sich die Zeit nimmt und diese Zeilen verinnerlicht und auf sich wirken lässt, so kann man zum einen die Überlegungen des Autors nachvollziehen und zum anderen eigene Interpretationen darin finden. „Blindes Licht“ macht definitiv Spaß, aber nicht nur wegen der Worte, die darin stehen, sondern auch wegen der, wie oben bereits erwähnt, wunderbaren Aufmachung, die das Geschriebene noch zusätzlich sehr intensiv unterstreicht. Man muss solcherart Texte natürlich mögen, um sich darauf einlassen zu können.

In den Texten steckt viel mehr drin, als man im ersten Moment vielleicht meinen möchte. Trauriges, Witziges, Ernstes – alles ist vorhanden. Ich bin sicher, dass man „Blindes Licht“ auch als eine Art Zeitdokument des Autors ansehen kann, der seine Gedanken aus der jeweiligen Zeit festgehalten und in Worte gekleidet hat. Letztendlich macht „Blindes Licht“ trotz seiner melancholischen und ernsten Aussagen am Ende dann doch auch irgendwie Hoffnung, weil man durch diese Texte über sein eigenes Leben nachdenkt und etwas ändert oder ändern will. Und wenn ein Autor es schafft, den Leser so weit zu bringen, dann hat er doch alles richtig gemacht.
Für Menschen die sich gerne mit den Gedanken anderer beschäftigen und bereit für eigene Interpretationen sind, eignet sich dieses Büchlein auf alle Fälle. Und zusätzlich zu den Worten sollte man auch allein wegen der ansprechenden Aufmachung zugreifen. Abgerundet wird das Ganze dann noch von einfühlsamen und aussagekräftigen Illustrationen, die von Ioana Ghiea, der Mutter des Autors, angefertigt wurden und absolut gut zu den Worten passen.
Ich habe mich in „Blindes Licht“ sehr wohl gefühlt.

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Fazit: Ansprechende Texte, die zum Nachdenken anregen und in einer wunderschönen Ausgabe präsentiert werden.

©2020 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Das weite Herz des Landes von Richard Wagamese

Erschienen als gebundene Ausgabe
im Blessing Verlag
insgesamt 288 Seiten
Preis: 22,00 €
ISBN: 978-3-89667-665-5
Kategorie: Drama, Abenteuer, Belletristik

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Franklin Starlight trifft nach langer Zeit auf seinen Vater. Er soll ihn begleiten, denn er spürt, dass er bald sterben wird, und will an einem bestimmten Ort nach Indianerart beerdigt werden. Auf dieser Reise erfährt Franklin vieles von seinem Vater, aber auch über sein eigenes Leben. Der Trip wird zu einem Abenteuer in die Vergangenheit und führt Vater und Sohn wieder zusammen.

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Schon auf den ersten Seiten fühlte ich mich in diesem Roman wohl. Wagamese besitzt einen hervorragenden und sehr flüssigen Schreibstil, der den Leser sofort packt und auf eine Reise mitnimmt, an die man noch öfter denken wird. Die Mischung aus Lebensbericht, Abenteuerroman und Philosophie besitzt eine hypnotische Wirkung, der man sich nicht mehr entziehen kann und die ihre Faszination noch mehr entfaltet, wenn man sich vor Augen hält, dass diese Geschichte auch noch autobiografische Züge des Autors enthält. „Das weite Herz des Landes“ vermittelt einem das Gefühl, auf dieser Reise zusammen mit Vater und Sohn mit dabei zu sein, ihnen bei ihren Gesprächen am Lagerfeuer zu lauschen und die Gefühle, die dabei entstehen, mitzufühlen. Wagamese schreibt einfach, aber nichtsdestoweniger sehr niveauvoll und vor allem bildhaft.

Ohne erhobenen Zeigefinger bringt er dem (interessierten) Leser die Problematik der indigenen Bevölkerung nahe und lässt sie an ihren Emotionen teilhaben. Oftmals vergaß ich mich zwischen den Zeilen und dachte, ich lese gerade die Niederschrift des Autors über sein eigenes Leben. „Das weite Herz des Landes“ berührt, weil es ums Sterben geht und um das „Aufräumen“, bevor man diese Welt verlässt. Dass es sich dabei um eines der letzten Bücher von Wagamese vor seinem eigenem Tod handelt, macht die Geschichte umso tragischer und emotionaler. Immer wieder erfährt man etwas über die indigene Bevölkerung, doch letztendlich sind die Themen rassenübergreifend und betreffen uns alle, wenngleich auf manch andere Art und Weise. Durch die sehr ruhige Erzählweise vergisst man während des Lesens fast die Welt um sich, so eindringlich ist die Geschichte.

Richard Wagamese erschafft buchstäblich auf jeder Seite ein so detailliertes Bild, als wäre es ein Gemälde, das man vor seinem inneren Auge sieht. Seine Geschichten sind überzeugend und er zeichnet seine Charaktere sehr detailliert, so dass man an manchen Stellen meint, sie persönlich zu kennen. Die Handlung entfaltet sich wie ein melancholischer Roadmovie mit unerwarteten Wendungen. Es ist ein Roman , der vom Kampf eines Jungen um die Beziehung zu seinem alkoholkranken Vater erzählt, der ihm trotz der ständigen Enttäuschungen und nicht eingehaltenen Versprechen einen letzten Wunsch erfüllt. Wagamese beschreibt die Sehnsucht eines Kindes, das endlich den Hintergrund seiner Abstammung erfahren möchte, die ihm Zeit seines Lebens vorenthalten wurden.
Und der Roman zeigt, dass junge Menschen ihre Loyalität gegenüber ihren Eltern bewahren können, selbst wenn sie von diesen enttäuscht wurden.

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Fazit: Einfühlsamer, emotionaler und melancholischer Vater-Sohn-Familienroman.

©2020 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Westlake Soul von Rio Youers



Erschienen als gebundene Ausgabe
im Buchheim Verlag
252 Seiten
22,99 €
ISBN: 978-3-946330-15-8
Kategorie: Drama, Belletristik, Fantasy

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Westlake Soul ist ein Junge, der für sein Leben gern surft. Doch dann geschieht ein tragischer Unfall und Westlake ist gelähmt und befindet sich im Wachkoma. Während seine Umgebung davon ausgeht, dass ohnehin alles zu spät für ihn ist, entwickelt sich Westlake in seinem Inneren zu einem Superhelden, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hat.

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„Westlake Soul“ von Rio Youers liest sich, als sähe man einen Film von Christopher Nolan. Trotz der oftmals witzigen Einfälle ist dieses Buch eine traurige, aber auch hoffnungsvolle, epische Reise ins Innere eines kranken Menschen. Youers schafft es auf beeindruckende Weise, eigentlich Unmögliches in Worte zu fassen und den Leser emotional mit einer solchen Wucht zu packen, dass man gar nicht wirklich glauben kann, was man da liest. „Westlake Soul“ macht süchtig, und das von der ersten Seite an. Es ist wirklich unglaublich, wie der Autor es schafft, uns derart in die Gedankenwelt des Protagonisten zu entführen, dass wir meinen, diesen starken „Superhelden“-Jungen zu kennen.

Der Schreibstil Rio Youers ist außergewöhnlich. Seine Wortschöpfungen bewegen sich zwischen „unterhaltsam“, „flüssig zu lesen“ und „hochwertig“, „poetisch wunderbar“ ausgearbeiteten Weisheiten. Es ist eine wahre Freude, den Protagonisten auf seiner unangenehmen und dennoch extrem spannenden und humorvollen Reise zu begleiten, die eine Existenz zwischen Leben und Tod beschreibt, wie man sie nicht besser schreiben könnte. Youers Worte besitzen eine emotionale Wucht, die man selten in der Literatur findet, zumal er nicht kompliziert, sondern äußerst verständlich schreibt. Wie oben schon erwähnt, könnte ich mir eine Verfilmung von Christopher Nolan hervorragend vorstellen. Um filmische Beispiele zu nennen, die „Westlake Soul“ ein wenig nahe kommen, seien Meisterwerke wie „Sucker Punch“ (2011), „Sieben Minuten nach Mitternacht“ (2016), „I Kill Giants“ (2018) oder zuletzt „Coma“ (2019). Doch keiner dieser Filme erreicht die Magie, die Rio Youers mit seinem Helden auf literarische Weise heraufbeschwört.

Diese Reise verschafft mir sogar nachträglich noch eine Gänsehaut und ich bin sicher, dass ich dieses Buch auf jeden Fall noch ein zweites Mal lesen werde. Eine Höchstwertung erreicht eigentlich nicht einmal ansatzweise die Emotionen, die ich während des Lesens dieses Buches durchlebte.
Diese Geschichte spricht den Leser auf einzigartige Weise an und lässt die Worte teilweise wie pure Magie wirken, die einen tief in der Seele berühren. Und dennoch muss man auch mal schmunzeln über den Humor dieses tapferen Jungen, der niemals aufgibt.
„Westlake Soul“ ist eine der schönsten und berührendsten Geschichten, die ich je gelesen habe. Wie der Autor die Beziehung zwischen den Beteiligten, die gemeinsamen Momente in Szene setzt ist einfach nur meisterhaft. Es gibt nur wenige Bücher wie dieses, die einem wahrscheinlich für immer im Gedächtnis haften bleiben.
„Westlake Soul“ ist ein Meisterwerk.

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Fazit: Humorvoll, spannend, traurig, emotional. Ein Meisterwerk!

©2020 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Transfusion von Jens Lubbadeh

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Erschienen als Taschenbuch
im Heyne Verlag
insgesamt 380 Seiten
Preis: 14,99 €
ISBN: 978-3-453-32008-6
Kategorie: Thriller

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Ein Hamburger Pharmakonzern  kann Alzheimer heilen und entdeckt dabei auch ein mögliches Mittel für ewiges Leben. Iliana Kornblum ist Wissenschaftlerin  und hat das Medikament mitentwickelt. Als sie auf geheime Versuche stößt, muss sie feststellen, dass ihr Arbeitgeber für dieses Wundermittel auch Tote in Kauf nimmt. Und nachdem man Ilianas Forschungen entdeckt, wird sie plötzlich von dem Konzern gejagt.

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Man möchte es kaum glauben, aber Jens Lubbadeh hat mit dem vorliegenden Thriller den Vorgänger „Neanderthal“ nochmals übertroffen. Mit einem atemberaubenden Tempo nimmt uns der Autor mit auf eine Reise, die man so schnell nicht wieder vergisst. Bei „Transfusion“ kann man ohne Einschränkungen von einem Pageturner reden, den man nicht mehr aus der Hand legen kann, sobald man einmal damit angefangen hat. Es handelt sich hier um einen Wissenschafts- und Medizinthriller, der auch ohne weiteres aus der Feder eines Michael Crichtons stammen könnte. Doch Lubbadeh schreibt nicht nur wie Crichton, sondern übertrifft ihn an manchen Stellen sogar. Es ist wirklich Wahnsinn, mit welchem Tempo die Geschichte erzählt wird. Dabei sorgt der flüssige Schreibstil dafür, dass die Seiten nur so dahinfliegen und man immer noch (nur ein einziges Kapitel noch)  weiter liest.

Der Leser wird mit einem Thema konfrontiert, das nichts Neues in der Literatur ist: Ewiges Leben. Aber Lubbadeh schafft es tatsächlich, neuen Schwung in diese Thematik zu bringen und lässt dieses Wundermittel glaubhaft wirken. Was in den meisten Roman wie eine gute Utopie erscheint, ist in „Transfusion“ irgendwie absolut nachvollziehbar. Der Autor entwickelt eine sehr gute Idee zu einem spannenden Abenteuer, das den Leser mitfiebern lässt. Es liegt vor allem auch an der Heldin, die Lubbadeh zum Leben erweckt und deren Handlungen jederzeit nachvollziehbar sind. Am Ende angekommen, möchte man es kaum für möglich halten, dass man gerade fast 400 Seiten förmlich inhaliert hat. 🙂
Durch einen geschickten Schicksalsschlag, der der Protagonistin dann widerfährt, erhält der Roman zusätzlich zu seiner Rasanz einen beklemmenden Aspekt, der einen auch nach der Lektüre noch eine Weile verfolgt. Man beginnt über den wissenschaftlichen Wahn unserer Zeit, dessen Konsequenzen, und auch über moralische und ethische Fragen nachzudenken. Diese Zukunft, die sich der Autor ausgedacht hat, ist unheimlich und erschreckend, weil sie auf gewisse Art und Weise auch sehr nah an der Realität ist.

Der filmreife Plot (man sieht durch den exzellenten Schreibstil tatsächlich das ganze Buch als Film vor sich) spielt mit aktuellen Entwicklungen in der Forschung und spinnt diese Ideen auf gruselige Weise weiter. Ich könnte mir auf jeden Fall gut vorstellen, dass die Pharmakonzerne zu genau solchen Mitteln greifen würden, um ein derartiges Wundermittel auf den Markt zu bringen, die Menschen davon abhängig zu machen und sich dabei dann eine goldene Nase verdienen. Lubbadeh übt, geschickt in eine Abenteuergeschichte verpackt, Kritik an den Machenschaften und Vorgehensweisen dieses Industriezweigs. Viele Wendungen, mit denen man so nicht rechnet, bereichern diesen Thriller zusätzlich, so dass ich hier einfach nur eine Leseempfehlung aussprechen muss. Man kann wirklich sehr gespannt sein, auf welche Abenteuer uns Jens Lubbadeh in Zukunft noch mitnimmt. Bei mir hat er jedenfalls einen festen Platz bei meinen Lieblingsautoren aus Deutschland erlangt.

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Fazit: Atemberaubende, exzellent recherchierte und spannende Zukunftsvision.

© 2019 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Bis bald, Opa! von Lutz van Dijk

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Erschienen als gebundene Ausgabe
im Peter Hammer Verlag
insgesamt  260 Seiten
Preis: 14,00 €
ISBN: 978-3-7795-0622-5
Kategorie: Kinderbuch (ab 8 Jahre)

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Daniel macht wie jedes Jahr mit seiner Mutter Urlaub in Südafrika. Und zwar bei seinen beiden Opas. Für Daniel ist es normal, dass sich zwei Männer lieben und zusammen leben. Doch dann erfährt er, dass einer seiner Opas schwer krank ist. Daniel tritt eine schwere Reise an, erfährt aber im Verlauf seines Aufenthaltes vieles über das Leben, das Sterben und das Glück, eine liebevolle Familie zu haben.

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Als ich den Klappentext dieses Kinderbuches gelesen habe, bekam ich sofort eine Gänsehaut. Das Thema Homosexualität und Sterben in einem Kinderbuch! Das hat mich, schon bevor ich das Buch überhaupt gelesen habe, schwer beeindruckt. Wie sollte es auch anders sein, handelt es sich bei dem Autor um einen Niederländer, und die gehen ja bekanntlich vollkommen anders mit solchen Themen um wie wir Deutschen. Genau solche Bücher wie „Bis bald, Opa!“ brauchen wir, um ein für alle Mal mit Vorurteilen gegenüber gleichgeschlechtlichen Paaren und Tabuthemen wie Sterben und Tod aufzuräumen. Und dann auch noch in Form eines Kinderbuches, das einem Kind bereits in jungen Jahren lehrt, dass es sich dabei um vollkommen normale Vorgänge handelt, verdient absolute Hochachtung und Respekt.

van Dijk schreibt in einer sehr klaren, verständlichen und einfachen Sprache, so dass die Zielgruppe uneingeschränkt versteht, um was es geht. Aber auch Erwachsene, die das Buch lesen, werden zum Nachdenken angeregt. Geschickt verpackt der Autor die oben angesprochenen Themen in eine Urlaubs-Abenteuer-Familiengeschichte, die einem sehr nahe geht. Der Umgang der beiden Opas mit ihrem Enkel ist unglaublich sympathisch beschrieben und auch, wie sie den Jungen (oder Kinder im Allgemeinen) behandeln, berührt einen während des Lesens. van Dijk ist eine hervorragende Gratwanderung zwischen Abenteuergeschichte und „Belehrung“ gelungen, die  beim jungen Lesepublikum (hoffentlich) einen lockeren Umgang mit Schwulsein und Tod hervorruft. Aber es werden auch andere familiäre Probleme behandelt, die äußerst authentisch beschrieben und gelöst werden. Ich muss schon sagen, dass mich dieses Buch aufgrund seiner Fülle an Informationen und Intentionen schwer beeindruckt hat.

Homosexualität, Rassismus, Sterben, Tod, zweite Liebe der Mutter, Krankheit und natürlich auch Liebe – das sind die Eckpunkte der Geschichte, die sich zu einem wunderbaren Ganzen entwickeln und den Leser mit einem Lächeln, aber auch mit einer Träne in den Augen zurücklassen. Ich bin sicher, dass ich dieses Buch noch einmal in die Hand nehmen und vor allem meinem Sohn (jetzt sechs Jahre alt) vorlesen werde, denn ich habe selten so eine liebevolle, eindringliche, traurige und hoffnungsvolle Kindergeschichte gelesen wie „Bis bald, Opa!“. Es steckt bedeutend mehr zwischen den Zeilen, wenn man sich den genannten Themen öffnet und bereit ist, darüber nachzudenken. Lutz van Dijk ist ein tolles Buch gelungen, das Pflichtlektüre an jeder Schule sein sollte, um Rassismus und Homophobie vorzubeugen und bereits Kindern eine gewisse Feinfühligkeit für Familie, Krankheit, Sterben und Tod zu verschaffen.

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Fazit: Hervorragendes Kinderbuch gegen Rassismus und Homophobie. Unbedingt lesen.

© 2019 Wolfgang Brunner für Buchwelten