Murgunstrumm von Hugh B. Cave

Erschienen als gebundene Ausgabe
im FESTA Verlag
208 Seiten
18,99 €
ISBN: Privatdruck, ohne ISBN
Kategorie: Horror

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Um zu beweisen, dass er und seine Verlobte nicht verrückt sind, flieht ein Mann aus einer Irrenanstalt und führt einen Freund und einen Arzt zu einem abgelegenen Gasthaus, in dem, wie er behauptet, Vampire hausen und sich von ahnungslosen Übernachtungsgästen ernähren. Der Wirt namens Murgunstrumm dient seiner Meinung nach den Blutsaugern. Als die Gruppe das Gasthaus betritt, erwartet sie ein unfassbares Grauen …

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Ich war sehr gespannt auf diese Novelle, weil ich wusste, dass diese erstmals im Jahr 1932 erschien. Gerade solche „alten“ Geschichten haben für mich immer einen besonderen Reiz, weil damals oft perfekt eine unheimliche Atmosphäre erschaffen wurde, wie beispielsweise Romane wie „Dracula“ oder „Frankenstein“ (um hier jetzt nur die beiden berühmtesten Vertreter zu nennen) beweisen. „Murgunstrumm“ hat meine Erwartungen voll erfüllt und mich so manches Mal an alte Gruselhefte (sogenannte Schundhefte 😉 ) erinnert. Die Geschichte ist trotz ihrer Kürze sehr detailliert und liebevoll beschrieben, so dass bereits nach den ersten Seiten die von mir oben angesprochene Stimmung aufkam. „Murgunstrumm“ ist wie ein alter Schwarz-Weiß-Horrorfilm aus den Hammer Studios, der zwischen zwei Buchdeckeln festgehalten wurde. Ich könnte mir daher eine Verfilmung äußerst gut vorstellen, zumal die Story manchmal an den Kulfilm „From Dusk Till Dawn“ erinnert. Wer weiß, ob sich da vielleicht jemand von dieser Novelle hat inspirieren lassen? 🙂

Caves Schreibstil ist flüssig zu lesen und man entdeckt immer wieder einmal dazwischen schöne, alte Formulierungen, wie man sie leider heutzutage nicht mehr oft zu lesen bekommt. Das Buch ist einfach schön und angenehm zu lesen und man „inhaliert“ es dadurch förmlich. Die Geschichte und die damit verbundene Atmosphäre, die sie verströmt, ist wirklich faszinierend. Hinzu kommen noch die wenigen Illustrationen des Lee Brown Coye, die diese Novelle auch optisch noch hervorragend unterstützen und der Geschichte, respektive Murgunstrumm, ein Gesicht geben. Es ist ein kleines literarisches Abenteuer, auf das man sich hier einlässt und das einen Hauch Nostalgie von Gruselgeschichten aus der Vergangenheit einfängt, dem man sich schwer entziehen kann. „Murgunstrumm“ sollte man gelesen haben.

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Fazit: Eine gruselige und stimmungsvolle Novelle, die man lesen sollte. Das literarische Pendant zu einem Film der legendären Hammer Studios.

©2021 Wolfgang Brunner für Buchwelten

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Der Satyr von Brian Keene

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Erschienen als Taschenbuch
im FESTA Verlag
410 Seiten
13,99 €
ISBN: 978-3-86552-627-4
Kategorie: Horror

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Adam Senft ist Schriftsteller. Er ist eigentlich glücklich mit seinem Leben, wäre da nicht die (sexuelle) Ehekrise mit seiner Frau. Als Adam eines Tages eine Joggerin dabei beobachtet, wie diese bei einer steinernen Statue Fellatio vollführt, gerät die Welt danach immer mehr außer Kontrolle. Die Statue, ein Satyr, ist zum Leben erwacht und sucht die Wälder heim und verführt die Frauen mit einem mysteriösen Flötenspiel.

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Briane Keenes „neuester“, im Festa Verlag erschienener , Roman stammt eigentlich aus dem Jahr 2006 unter dem Titel „The Dark Hollow) („Die dunkle Höhle“). Sechs Jahre später wurde er dann überarbeitet und unter dem Titel „The Rutting Season“ („Brunftzeit“) neu veröfentlicht. „Brunftzeit“ passt wie „Der Satyr“ weitaus besser als Bezeichnung als der Originaltitel. „Der Satyr“ ist eine wunderbare Geschichte über einen Mann und seine (sexuellen Ehe-)Probleme. Ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich gerade das erste Drittel dieses Werks von Brian Keene genossen habe, weil es sehr menschlich und authentisch verfasst wurde. Da ich selbst ein Mann bin, kann es natürlich gut sein, dass ich die Gedankengänge des Protagonisten besser nachvollziehen kann als eine weibliche Leserin. Ich war schlichtweg davon begeistert und konnte von den Überlegungen (und Problemen) des Adam Senft gar nicht genug bekommen. In jeder freien Minute musste ich das Buch zur Hand nehmen, um weiterzulesen.

Kennen Sie das Gefühl, wenn man in einen Roman so abtaucht, dass man, wenn man weiter liest, wieder sozusagen „heim kommt“? Genau in diese Kategorie fällt „Der Satyr“. Es war jedes Mal wie eine Rückkehr in die Welt des Schriftstellers, der fast permanent von sexuellen Gedanken verfolgt wird und sich auf seinen Hund verlässt, der ihm Halt bei seiner Ehekrise gibt. Keenes Schreibstil ist so flüssig, dass man gar nicht mehr mit dem Lesen aufhören will. Auch wenn die Charaktere teilweise etwas flach ausgefallen sind, so konnte ich mich hervorragend mit Adam Senft identifizieren und auch die anderen Protagonisten wuchsen mir ans Herz, obwohl sie nicht wirklich Tiefe besaßen. Erfrischend war auch, dass Keene die sexuelle Komponente niemals übertrieben und pornografisch werden ließ, sondern immer ein gewisses Maß an Niveau beibehielt. Das hat mir außerordentlich gut gefallen. Mit „Der Satyr“ hat mich Brian Keene erneut überzeugt und ich kann die Worte von „Horror Review“, dass Keenes Name in einem Atemzug mit denen von King, Koontz und Barker genannt werden sollte, nur bestätigen. Brian Keene besitzt ein sicheres Händchen für bildhaft beschriebene Geschichten, die spannend, unterhaltsam und vor allem atmosphärisch sind.

Man merkt schon, dass ich schwer begeistert bin von dieser erotischen Horrorstory. 😉
Aber einen kleinen Wermutstropfen gibt es dennoch: Brian Keene verfällt im letzten Drittel des Romans immer mehr in eine Richtung, die mir zu reißerisch vorkommt. Vieles wirkt übertrieben. Als hätte Keene mit aller Gewalt versucht, ein dramatisches Finale mit möglichst viel Action hinzubekommen. (Den gleichen Fehler hat Stephen King meiner Meinung übrigens auch öfter gemacht.) Das letzte Drittel stört ein wenig gegenüber den bedeutend ruhigeren und stimmungsvolleren ersten zwei Drittel. Es ist zwar nicht so, dass das nun den gesamten Roman zunichte gemacht hätte, denn es ist immer noch sehr gut geschrieben, aber ich hätte mir da einfach weniger gewünscht. Das hätte, zumindest bei mir, bedeutend mehr Wirkung gehabt. Nichtsdestotrotz ist Keenes „Der Satyr“ ein Roman, der hervorragend unterhält und genial geschrieben ist. Er fällt unter die Kategorie jener Werke, die ich -sofern die Zeit es zulässt- sofort noch einmal lesen würde. Vergessen werde ich die Schauermär vom Satyr auf jeden Fall nicht so schnell. Und auch der Protagonist hat einen Weg in mein Langzeitgedächtnis gefunden. 🙂

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Fazit: Sehr stimmungsvolle, erotische Horrorgeschichte, die man nicht so schnell vergisst.

© 2018 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Das Ufer von Richard Laymon

Das Ufer von Richard Laymon

Erschienen als Taschenbuch
im Heyne-Verlag
insgesamt 590 Seiten
Preis: 9,99 €
ISBN: 978-3-453-67647-3
Kategorie: Thriller, Horror

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Deana lebt mit ihrer Mutter Leigh in der idyllischen Kleinstadt Tiburon. Alles ist beschaulich und harmonisch, bis zu dem Zeitpunkt, als ein brutaler Serienkiller auftaucht. Und plötzlich erinnert sich Leigh an ihre eigene Jugend, die ebenso düster und gefährlich war. Gegenwart und Vergangenheit vermischen sich. Es scheint, als wäre Leighs Vergangenheit noch lange nicht zu Ende erzählt, denn auch dort trieb ein grausamer Serienkiller sein Unwesen.

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Es gibt Bücher von Richard Laymon, die entwickeln eine eher trashige Atmosphäre, und es gibt Werke von ihm, die erzählen eine etwas ruhigere Geschichte mit Horror-Elementen. „Das Ufer“ gehört eindeutig zur letzten Kategorie, was aber nicht bedeutet, dass es weniger spannend ist als die Splatter-Achterbahnfahrten, die Laymon verfassen kann. „Das Ufer“ ist die Geschichte eines Teenagers (eigentlich sind es zwei Teenager, denn die Geschichte der Mutter als Teenager nimmt auch einen sehr großen Teil des Buches ein) und hat mich so manches Mal an den Plot und die Stimmung von „Halloween“ des fantastischen Regisseurs John Carpenter erinnert. Wie bei allen Werken von Richard Laymon kann man das Buch sehr schwer aus der Hand legen. Obwohl der Schreibstil des leider viel zu früh verstorbenen Autors nicht hochwertig genannt werden kann, fasziniert er dennoch (oder gerade deswegen) aufgrund seiner klaren, deutlichen und eben einfachen Sprache. Die Gedanken der Protagonisten sind realitätsnah und lassen den Leser dadurch das Geschehen hautnah miterleben. Zumindest mir geht es bei Laymons Büchern eigentlich immer so, dass ich bereits nach wenigen Seiten die oftmals umgangssprachliche Einfachheit schlichtweg genieße, weil sie zu der Story einfach passt.

„Das Ufer“ ist ein typischer Laymon, aber irgendwie dann doch wieder nicht.  Mir persönlich hat aber gerade die ruhigere Gangart zugesagt und vor allem haben hier die „schlüpfrigen“ Szenen nie gestört, was bei den anderen Büchern manchmal der Fall ist. Auch die Brutalität wirkt niemals aufgesetzt und übertrieben, sondern lockert die an sich melancholisch erzählte Geschichte immer wieder auf. Gerade die Rückblenden in die Vergangenheit der Mutter haben es mir bei „Das Ufer“ angetan. Dieser Handlungsstrang übte eine unwiderstehliche Faszination auf mich aus, die mich wiederum an Laymons „Das Treffen“ oder „Die Show“ erinnerte. Die Charaktere wirken zwar oftmals flach und oberflächlich, vermitteln aber dennoch das Gefühl, man würde sie kennen. Das liegt vor allem an den bereits oben erwähnten Gedankengängen, die Laymon beschreibt.

Wie in fast jedem Buch von Richard Laymon sind alle Frauen schlank, haben große Brüste und sind ständig geil. Aber auch die Männer haben ordentlich was in der Hose und fühlen sich von ziemlich jeder Frau angezogen. Dieses stereotype Trash-Klischee erfüllt auch „Das Ufer“ und reiht sich, zumindest in dieser Hinsicht, nahtlos in die anderen Werke des Autors ein. Ich mochte die Story und bin dem Heyne-Verlag dankbar, dass er sich auch der unbekannteren Geschichten Laymons annimmt. Da „Das Ufer“ im Orginal posthum veröffentlicht wurde, könnte man aufgrund einiger Details auf den Gedanken kommen, dass es sich lediglich um ein unfertiges Manuskript gehandelt haben könnte, dass ein Ghostwriter fertiggeschrieben hat. Nichtsdestotrotz vervollständigt „Das Ufer“ die Laymon-Sammlung und verschafft einem ein paar angenehme, unterhaltsame Lesestunden. Durch den wunderbar flüssigen Schreibstil und den kurzen Kapiteln entwickelt sich auch dieser Roman zu einem Pageturner, wie man es von Richard Laymon einfach gewohnt ist. Über das Ende kann man streiten. Einige überraschende (wenngleich manchmal voraussehende) Wendungen bietet das Buch. Und wenn man dann noch über die mehr als an den Haaren herbeigezogenen „Zufälle“ nicht weiter nachdenkt, die zum Finale führen, bekommt man eine wirklich unterhaltsame Story geboten.

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Fazit: Ein ruhiger Horror-Thriller, der an die Slasher-Filme der 80er-Jahre erinnert. Typisch Laymon, aber irgendwie doch wieder untypisch. Für Fans aber sowieso ein Muss.

© 2017 Wolfgang Brunner für Buchwelten