BLACK PLANET – Der Aufstieg der Sisters of Mercy

Erschienen als Taschenbuch
im Hannibal Verlag
insgesamt 360 Seiten
Preis: 27,00 €
ISBN: 78-3-85445-735-0
Kategorie: Bandbiografie

1980 kam ein junger Mann namens Andrew (Andy) Taylor nach Leeds und gründete gemeinsam mit seinem Freund Mark Pearman die Band „The Sisters of Mercy“. In ihren Anfängen traten sie unter anderem im F-Club auf und präsentierten dort ihren düsteren Sound. Die beiden machten ihre Musik mit minimalstem Equipment: Pearman spielte Gitarre, Andy Schlagzeug und die Drum Machine, der Doctor kam auch damals schon zum Einsatz.

Ihr Düster-Gothic-Rock, Wave-Punk kam gut an und mit „Floorshow“ eroberten sie die Dancefloors. Aus Andy Taylor wurde Andrew Eldritch, und aus Mark Pearman wurde Gary Marx, später folgten weitere Bandmitglieder.

Mit Sonnenbrille, sehr, sehr lauter Musik, viel Nebel und Sexappeal auf den Bühnen spielten sie sich in die Herzen ihrer Fans und langsam aber sicher wurde die Fangemeinde immer größer.

Der Journalist Mark Andrews, selbst ein großer Fan der „Sisters“ hat sich daran gemacht, um ein wenig Licht in die dunkle, geheimnisvolle und auch chaotische Bandgeschichte und deren Hintergründe zu bringen.

Ein Leckerbissen für alle „Sisters“-Fans, so wie mich …

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Bei mir waren es auch die 80er, als ich die Sisters kennenlernte, ich denke aber schon so 1985, 1986, als ich also ca. 16 Jahre jung war. Damals schon habe ich Musik gemocht und gehört, die nicht typisch Mainstream war: viel Peter Gabriel, gerne auch Talking Heads. Aber der düstere Rock der Sisters hat mich sofort umgehauen und ich konnte Stücke wie „Floorshow“ oder „Alice“ nicht laut genug hören.

Wie sagte mein Mann kürzlich zu mir: „Da denkt man, die haben eine ewig lange Discografie und dann haben sie nur 3 Alben?“. Ja, so ist das mit den Sisters, nur 3 Alben *** und alle drei einfach nur wahnsinnig gut. Wobei mir die beiden ersten „First, last and always“ und „Floodland“ ehrlich gesagt noch besser gefallen als die „Vision Thing“. Aber als Fan war man einfach nur froh, wieder was Neues zu hören. Und immerhin kam ich mit dem Album dann Anfang der 90er in den Genuss „The Sisters of Mercy“ live zu sehen. Oh Mann, ich war wirklich einige Tage heiser. Denn: Nebelmaschine volle Pulle, klaro! Mitsingen bei jeder Zeile und damals wurde in der Konzerthalle noch geraucht. Aber das war es sowas von wert. Es war laut und einfach genial. Ich habe nicht viel von der Band gesehen, aber auch das war egal. Ich hatte endlich die Sisters live gesehen.

Als ich dann dieses Buch in meinen Händen hielt, war ich sowas von glücklich, etwas über die Gründung und Hintergründe der Bandgeschichte zu erfahren, die immer noch einen geheimnisvollen und mysteriösen Touch hat. Und ich wurde belohnt. Ich habe vieles gelesen und gelernt, das ich nicht wusste. Z.B. über die Entstehung des Merciful Release Logos, die Entstehung von Andrews Künstlernamen und dem Wandel seines Wesens in diese Person. Vom Stress und den Strapazen der Touren und warum Andrew das eigentlich überhaupt nicht haben konnte.

Natürlich wird man, wie es in diesen Büchern oft der Fall ist, mit Namen überschwemmt, was mich anfangs auch wirklich verwirrt hat. Beispielsweise wird Andy Taylor mal Andy, dann Andrew, dann wieder Von genannt. Gary Marx ist mal Mark, dann Marx oder wieder Gary, da kommt man schon durcheinander. Dann kommen natürlich so ziemlich alle Personen vor, die mit der Band zu tun hatten oder in Kontakt waren. Darunter dann Produzenten, Techniker, Ingenieure, Fans, Fanclubleiter, Freunde, Freundinnen. Da behält man nicht so leicht den Überblick. Teilweise habe ich wirklich nachgeschlagen oder mir Screenshots gemacht ☺.

Interessant wurde es auch zu der Zeit, als Wayne Hussey zur Band stieß, der ja auch einige Songs geschrieben hat, die Eldritch teilweise nicht wollte und die ich später dann als „The Mission“-Songs kennenlernte. Denn, ich gestehe, ich höre auch „The Mission“ sehr gern. Ich wusste zwar, das Wayne Mitglied der Sisters war, und er und Andrew sich zerstritten hatten, aber die genauen Hintergründe werden in diesem Buch sehr gut geschildert.

Ebenso bietet das Buch einige tolle Fotos oder auch Infos über z.B. Fotoshootings, die zur Bildersuche anregen. Sei es nun die Wohnblock-Siedlung, in der Andy Taylor zuerst in Leeds gewohnt hat, oder im Text beschriebenen Fotosessions.
Außerdem habe ich mir ein Interview mit Andrew angesehen, weil ich gar nicht wusste, dass dieser hochbegabte, sehr belesene Mann neben weiteren Fremdsprachen fließend Deutsch spricht. Googelt mal, dieses Interview sehr interessant und auch amüsant!

Also, ihr lest vielleicht heraus, dass ich ins Schwärmen gerate, und ich möchte jedem Sisters-Fan (oder denen, die es vielleicht noch werden möchten) unbedingt ans Herz legen. Ich hatte viele tolle, spannende und absolute interessante Stunden mit meiner Lieblingsband und freue mich, dieses Buch nun in meiner Sammlung zu haben.

Derzeit laufen wieder die Sisters im CD-Player im Auto und ich verabschiede mich mit einer meiner liebsten Textstellen eines Sisters-Songs: „Like a million Voices call my Name“ … Nach so vielen Jahren drehe ich heute noch an diese Stelle ein bisschen lauter und bekomme eine Gänsehaut ♥ (zu hören in Flood II)

Hier geht es zur offiziellen Homepage (<— klick)

und zur Autorenseite:

Mark Andrews Homepage

*** 3 Alben aber diverse EP’s oder Singles. Denn weder Floorshow, noch Alice (und einige andere Stücke) finden sich auf den Alben!

© Marion Brunner für Buchwelten 2023

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Und du kommst auch drin vor von Alina Bronsky

Erschienen als
gebundene Ausgabe
im DTV Verlag
192 Seiten
Preis: 17,50 €
ISBN 978-3-423-76181-9
Kategorie: Jungendbuch ab 12. Jahre

Kim ist 15 Jahre alt und besucht gemeinsam mit ihrer Schulklasse eine Lesung. Das artet dann aber eher aus, denn die Klasse benimmt sich furchtbar, die Referendarin hat Angst und die Autorin liest leise, desinteressiert und hinter ihrem fettigen Pony versteckt, aus ihrem Buch.

Aber Kim ist wie elektrisiert. Denn das, was die Autorin da liest, kann eigentlich nicht sein. Die Geschichte handelt nämlich von ihr. Gut, die Namen lauten anders, aber die Handlung, das ist ihr Leben! Sie will das Buch noch an Ort und Stelle kaufen, da macht ihr die Autorin aber glatt einen Strich durch die Rechnung. „Sie solle gefälligst in einen Buchladen gehen“, wird Kim eiskalt abserviert.

Das tut sie. Kim kauft das Buch und ist gleichzeitig schockiert, ängstlich, total neugierig und gefesselt. Sie liest immer nur einige Seiten und immer trifft dann genau das dann auch ein. Sie liest z.B. dass die Mutter der Protagonistin in der Küche Haferflocken abwiegt, geht dann in die Küche und sieht exakt dasselbe dann vor sich.

Kim vertraut sich ihrer besten Freundin Petrowna an. Zunächst glaubt sie ihr nicht. Nachdem sie das Buch gelesen hat, hilft sie Kim das unschöne Ende des Buches abzuwandeln. Denn dort stirbt ein Klassenkamerad der beiden. Sie versuchen Kontakt mit der Autorin aufzunehmen und ihr von ihrem Problem zu erzählen, die aber hat überhaupt kein Interesse an ihnen.

***

Ich lese Alina Bronskis Bücher unheimlich gerne. Sie hat eine ganz tolle Art, Geschichten zu erzählen. Immer aus dem Leben, aus dem Bauch raus und immer einfach echt. Sei es ihr Debütroman „Scherbenpark“ (immer noch wöchentlich die meistgelesene Rezension auf meinem Blog), „Die schärfsten Gerichte der tartarischen Küche“ oder zuletzt „Baba Dunjas letzte Liebe“. Sie alle sind einfach wunderbar und lesenswert.

Dies hier ist ein Jugendbuch, empfohlen ab 12 Jahre, so schreibt der Verlag.
Und das passt genau. Der Leser erhält einen vollen Einblick in den Alltag und die Gefühlswelt von Teenagern, erhält einen Blick durch ihre Augen. Ich als ältere Leserin habe eine Zeitreise in meine Schulzeit erlebt. Oh ja, wir waren selbst als Klasse oft, denke ich, genauso unerträglich.

Diese Geschichte hat aber auch viel tiefgründiges in den 190 Seiten voller Witz und Humor. Ein bisschen erste Liebe, die Freundschaft zwischen Kim und Petrowna. Kim als gutsituiertes Kind aus einer „normalen“ Familie, die zum Scheidungskind wird und damit leben muss, dass ihre Mutter völlig abdreht. Ein Vater, der in seiner Midlife Crisis eine jüngere Frau hat und dann Vater wird.

Auf der anderen Seite Petrowna, ein Mädchen mit Migrationshintergrund, die einerseits der Leitwolf der Klasse ist, weil ihr durch ihre rigorose Art jeder gehorcht durch ihre rigorose Art und sie andererseits die Klassenbeste ist. Ein Mädchen das mit man-weiss-nicht-genau wie vielen Familienmitgliedern in einer Wohnung zusammenlebt, die aber 100 x schlauer und klüger ist als Kim.
Diese Charaktere zeigen auf, dass man nie voreilige Schlüsse aus irgendetwas ziehen und man Menschen nicht „abstempeln“ sollte. Kim, die Protagonistin, hat immer an ihrer Freundschaft festgehalten, obwohl ihre Eltern Petrowna in der ersten Klasse bereits Hausverbot erteilt hatten ☺

Es gibt noch einiges mehr in dieser Geschichte, was ich nicht verraten möchte. Ich gebe hier gerne eine Leseempfehlung.

Und wer ein bisschen in den Rezensionen zu Alina Bronski hier auf meinem Blog stöbern möchte, der kann –> HIER <– klicken.

Geschichten hinter der Liebe von Gigi Louisoder

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Gigi

Erschienen als Taschenbuch
im Edition Paashaas Verlag EPV
insgesamt 160 Seiten
Preis:  9,90  €
ISBN: 978-3945725436
Kategorie: Kurzgeschichten Liebe/Erotik

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Zunächst vorab: Nein, ich mag keine Kurzgeschichten, aber genau solchen Lesern empfiehlt Gigi Louisoder ja diesen Kurzgeschichtenband auf ihrem Buchrücken. Von daher musste ich zugreifen.

Nein, der wahre Grund ist, dass ich Gigi Louisoder mittlerweile mehrmals auf der Mülheimer Lesebühne gesehen habe, wo sie aus ihren Werken vorlas, und sie mich einfach total begeistert hat.

Gigi Louisoder kann sehr gut vortragen, bringt ihre Texte mit einer tollen Betonung, Mimik und in einer ganz tollen Stimmung rüber. Darum konnte ich nicht anders, als mir einen Band zu kaufen.

Bei diesen Geschichten geht es um die „Geschichten hinter der Liebe“ oder vielleicht besser gesagt, nach der Liebe oder sogar um Sex ohne die Liebe? Wie auch immer, die Autorin beschreibt in einem tollen, immer leicht bösartigen (aber stets mit einem Lächeln im Mundwinkel) Schreibstil, wie die Liebe den Bach runter gehen kann und solche Beziehungen dann enden können. Und dies im Wechsel aus Sicht eines Mannes oder einer Frau.

Gigi Louisoder nimmt in ihren Texten niemals ein Blatt vor dem Mund, schreckt nicht annähernd vor der Beschreibung von sexuellen Praktiken zurück. Sie schreibt einfach wie es ist und das macht sie sehr gut.

Zwei Texte heben sich für mich aus allen anderen hervor. In einer Geschichte geht es um den Besuch einer Mutter bei ihrem Sohn, genau diesen Vortrag habe ich live erlebt, und in der zweiten spricht eine Mutter zu ihrem (zunächst ungeborenen) Kind. Letztere ist für mich die beste Story des gesamten Bandes. Sie rührt sehr an und verursachte mir einen Kloß im Hals.

Die übrigen Geschichten sind humorvoll, bösartig, kurzweilig und amüsant. Mir persönlich sind diese Beziehungsgeschichten allerdings immer ein bisschen zu negativ behaftet, lediglich eine einzige Geschichte erfährt dann doch noch eine gute Wendung 😉

Dennoch bin ich sehr angetan von diesem Band, denn er zeigt mir schließlich, dass ich glücklicherweise keine dieser beschriebenen Beziehungen führe und auch nicht vorhabe, meine in eine solche abdriften zu lassen.

Natürlich bin ich auch in der Lage, die Kurzgeschichten mit dem zwinkernden Auge der Autorin zu lesen und zu verstehen.


Von daher als Fazit: Tolle Kurzgeschichten, richtig gut geschrieben und absolut empfehlenswert. Und wer die Möglichkeit hat, die Autorin auf einer Lesung zu erleben, sollte unbedingt hingehen! Es lohnt sich.

© Buchwelten 2016