Der Knochenbrecher von Chris Carter (3/5)

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Erschienen als
Taschenbuch
im ullstein Verlag
416 Seiten
Preis: 9,99 €
ISBN:  9783548284217
Kategorie: Thriller

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Ein neuer Fall für den Polizisten Hunter und seinen Partner Garcia. Der dritte, um genau zu sein.

Wieder mordet ein brutaler Killer in L.A. Die Opfer stammen allesamt aus der Kunstszene. Sie alle sind außer ihren künstlerischen Fähigkeiten und einer äußerlichen Ähnlichkeit jedoch nicht miteinander in Verbindung zu bringen. Weder waren sie Konkurrentinnen, noch kannten sie sich untereinander.

Was besonders auffällig ist: die Toten weisen alle keine offensichtlichen Verletzungen auf. Jedoch wurden ihnen allen  Körperöffnungen vom Mörder zugenäht und das extreme: In allen Leichen wurde ein Objekt platziert.

Hunter und Garcia haben eine schwere Ermittlungsarbeit vor sich, denn die Hinweise sind mehr als dünn. Dann kreuzt auch noch eine Privatermittlerin Hunters Weg. Die gleichzeitig sehr fleißige und attraktive Whitney Myers, die an einem Fall arbeitet, der Hunter noch nicht bekannt ist. Es dauert nicht lange bis Hunter erkennt, dass es es nicht nur hilfreich, sondern für den Fortschritt der Ermittlungen wichtig ist, enger mit Myers zusammenzuarbeiten und die bisherigen Erkenntnisse auszutauschen.

Die Mordserie muss aufgeklärt werden, denn der Killer ist nicht nur extrem brutal, sondern auch sehr klug und scheint keine Fehler zu begehen. Er scheint die Eigenschaft „Geduld“ absolut zu beherrschen. Aber die Abstände zwischen den aufgefundenen Opfern werden immer kürzer und die Zeit drängt …

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Chris Carter hat wieder einen rasanten, sehr schnell zu lesenden Thriller abgeliefert. Durch die kurzen Kapitel, die übrigens alle mit einem Cliffhanger enden, um dann im übernächsten Kapitel aufgegriffen zu werden, ließen mich als Leser nur so durch die Handlung fliegen.

Sicher liefert Carter auch hier wieder eine spannende Handlung, doch für mich ist der dritte Teil um den Ermittler Hunter nicht mehr so hochwertig wie die Vorgänger „Kruzifix-Killer“ und „Der Vollstrecker“.

Die Opfer, deren Lebenswege und die Fundorte der Toten werden ausführlich beschrieben, doch die haarkleinen forensischen Beschreibungen, die mir sehr gut gefielen, gibt es in dem Maße nicht mehr.

Für mich wurde die Handlung zunächst sehr in die Länge gezogen um dann gegen Ende des Buches viel zu schnell aufgelöst zu werden.

Zunächst tappen die Ermittler lange im Dunklen, was ja gerade auch die Spannung ausmacht, bei einem guten Thriller.

Doch wenn der Autor dann beginnt, den Wechsel in Richtung Aufklärung des Falles vorzunehmen, dann liest es sich für mich so, als wollte er nur noch zum Ende kommen.

Das Problem ist, auf gewisse Dinge hinzuweisen, ohne die Handlung zu verraten. Ein Störfaktor war für mich, die klassische dramatische Situation, die es gegen Ende eines Thriller wohl immer geben muss? Dann gab es noch einen Moment, wo die Ruhe und Offenheit nicht so recht zur Dramatik der Szene passte.

Der dritte Teil der Hunter-Reihe ist nicht schlecht, er ist wieder ein gut lesbarer und auch spannender Thriller, der aber diesmal für mich nicht über einen Durchschnittsthriller hinausgeht.

Was für mich zuletzt noch zu völligem Unverständnis führt, ist der deutsche Titel. Hier würde ich gerne wissen, wer den Originaltitel „The Night Stalker“ (der es übrigens auf den Punkt trifft) ins Deutsche gebracht hat.

In der gesamten Handlung wird nicht einer Person auch nur ein einziger, winzig kleiner Knochen gebrochen! Ich habe noch lange nachgedacht und die Handlung Revue passieren lassen, ob ich evtl. was vergessen habe. Doch nein: Kein Knochenbruch, weder bei Opfern, noch bei Ermittlern, noch sonst wo.

Da kann ich nicht verstehen, warum man einen Titel nicht einfach im Original belässt oder ihn zumindest annähernd ins Deutsche bringt?

Der Thriller wird als Taschenbuch präsentiert, diesmal jedoch wieder ohne Leseband. Das Cover ist rot-weiß und daher nicht sonderlich ausgefallen, denn so sehen ja momentan fast alle Thriller aus. Das blutende Seil ist übrigens genauso fehlgeschlagen wie der deutsche Titel :-).

Mein Fazit: 3 von 5 Sternen für Hunters dritten Fall. Immer noch ein guter Thriller, der sich flott lesen lässt und auch spannende Stunden verspricht. Jedoch bietet er nicht mehr die besonderen Feinheiten, die mir bei den ersten beiden Carter so gefallen haben. Daher wird er von mir diesesmal „nur“ als Durchschnitt bewertet.

Ich danke dem ullstein Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.

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© Buchwelten 2012

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Die Schmetterlingsinsel von Corina Boman (5/5)

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Erschienen als
Taschenbuch
im ullstein Verlag
560 Seiten
Preis: 9,99 €
ISBN:  9783548284385

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Die Rechtsanwältin Diana Wagenbach ist gerade erst in ihrem verwüsteten Wohnzimmer erwacht, als sie ein Anruf aus England erreicht. Am anderen Ende der Leitung ist Mr. Green, der Butler ihrer Großtante Emmely, die in England auf dem alten Familiensitz, dem „Tremany-House“ lebt. Der Butler erzählt Diana, dass ihre Großtante einen Schlaganfall erlitten hat und ins Krankenhaus eingeliefert wurde.

Da Diana eine sehr enge Beziehung zu ihrer Großtante in England hat, überlegt sie nicht lange und entscheidet dann, sich mit dem nächsten erreichbaren Flugzeug nach England zu begeben. Als Kind hat Diana alle ihre Ferien im „Tremany House“ verbracht und die Großtante Emmely war für Diana immer ein Ersatz der Großmutter. Dianas Großmutter verstarb bei der Geburt ihrer Tochter (Dianas Mutter) und Emmely hat sich ihr angenommen, denn sie selbst konnte nach einer Fehlgeburt keine eigenen Kinder mehr bekommen.

Dass Diana das Wohnzimmer in einem Wutausbruch verwüstet hat, weil sie ihren Ehemann beim Fremdgehen erwischt hat, interessiert sie in diesem Moment recht wenig. Soll er sich um das Aufräumen kümmern. Sie klärt in der Kanzlei mit ihrer Partnerin die Abwesenheit ab und begibt sich dann recht zügig, ohne eine Information an Ihren Mann, zum Flughafen.

In England angekommen nimmt der herzensgute Butler Mr. Green Diana in Empfang und sie fahren zunächst einmal ins „Tremany-House“. Dort fühlt sie sich sofort wieder heimelig, auch wenn der Grund der Anreise nach langer Zeit ein trauriger ist.

Als Diana ihre Großtante Emmely im Krankenhaus besucht, macht diese Andeutungen über ein altes, dunkles und bislang perfekt gehütetes Familiengeheimnis. Dianas Neugier ist natürlich schnell geweckt, doch als Tante Emmely stirbt, hat Diana viel zu wenig Hinweise um dem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Doch genau diese Hinweise hat Mr. Green von Emmely erhalten, die er ihr nun, nach Anweisung seiner alten Herrin, in klein dosierten Dosen nach und nach zuspielen soll.

Diese Hinweise führen Diana weg aus England, bis nach Sri Lanka, wo Ihre Vorfahren während der Kolonialzeit viele Jahre gelebt haben. Für Diana beginnt eine Reise in die Vergangenheit und langsam aber sicher entwirrt sie das Rätsel um ihre Urahnen …

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Dieser Roman hat mich vom Anfang bis zum Ende gefesselt und hat mir so gut gefallen, dass ich mir noch viel mehr Seiten gewünscht hätte. Denn die Figuren der Geschichte waren mir während des Lesens so ans Herz gewachsen, dass ich sie nicht verlassen mochte.

Corina Boman hat hier eine wunderbar verschlungene Familiengeschichte gestrickt und es geschafft mich als Leserin an der Auflösung des Rätsels teilhaben zu lassen. Sie erzählt in einem sehr schön formulierten und absolut bildhaften Schreibstil, der mich durch ein Zeitfenster den Blick in die Vergangenheit ermöglichte. Sei es das „Tremany- House“ zu seinen Hoch-Zeiten und dann während des Krieges oder die wunderbaren Eindrücke auf der Insel Sri Lanka. Hier beschreibt die Autorin die Tier- und Pflanzenwelt sehr lebensecht und farbenfroh, dass ich die einheimischen Papageien über die Protagonistinnen im Jahre 1887 habe flattern sehen.

Die Handlung war  anspruchsvoll, denn um die vielen Verknüpfungen wirklich zu verstehen, musste man schon aufmerksam lesen. Wie oft saß ich auf dem Sofa und habe mir laut Namen vorgesprochen: Grace, Helena, Beatrix … Ur, Ur, noch ein Ur? Oft meinte ich die Autorin habe ein Ur vergessen, doch dann habe ich durchgerechnet und es stimmte 🙂

Dieser Roman gibt einen wunderbaren Einblick in die Vergangenheit und fremde Länder. Die Engländer hatten Kolonien auf der Insel und haben auf Sri Lanka Teeplantagen geführt, der Ceylon Tee wurde „entdeckt“ und zum Weltprodukt. Diese geschichtlich sehr interessanten Informationen vermittelt der Roman genauso wie z. B. eine alte tamilische Kampfkunst, das Geheimnis um die Palmblattbibliotheken und natürlich der Kampf der damaligen Frauen sich und ihren Willen durchzusetzen.

Natürlich spielt auch die Liebe eine Rolle im Roman „Die Schmetterlingsinsel“ (Die Insel Sri Lanka hat auf dem Globus die Form eines Schmetterlingsflügels, daher der Name) aber die Geschichte wird an keiner Stelle schmalzig oder kitschig, wie ich es bei anderen Autoren erlebt habe.
Was mir hier auch sehr gut gefallen hat war, dass die Autorin auf die Trennung der Protagonistin Diana kaum eingegangen ist. Diese und ihre Folgen spielten immer nur am Rande eine Rolle, aufgehalten hat sie sich damit aber nicht wirklich. Corina Boman hat sich bei ihrer Erzählung auf das wichtigere beschränkt: Den Blick in die Vergangenheit und die Auflösung des dunklen Geheimnisses der Vorfahren (einer) ihrer Protagonistin(en).

Das Buch präsentiert der Verlag als Taschenbuch, dass ein alte Steintreppe, einen Blütenzweig und Schmetterlinge zeigt. Was besonders schön gemacht ist: Auf dem Buchschnitt sind Schmetterlinge und Blütenzweige abgedurckt, was das Buch zu einem besonderen Hingucker machen.

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Mein Fazit: 5 von 5 Sternen für diese Familiengeschichte voller verschlungener Wege und Rätsel, die dem Leser ein Fenster in die Vergangenheit öffnet und ausserdem noch in eine bunte, fremde Welt entführt sowie einiges an geschichtlichen Infos zu bieten hat. Die   Auflösung des Familiengeheimnisses macht mit den geschaffenen Charakteren Spaß und der Liebeseinfluß des Romans ist angenehm und nicht kitschig. Eine wunderbare Abwechslung für die, die gerne einmal etwas anderes als Krimi, Thriller oder Fantasy lesen mögen.

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Ich danke Amazon und ullstein für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

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Hier noch der Link zu einem kleinen Buchtrailer: —-> klick

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© Buchwelten 2012

Schnitt von Marc Raabe (4/5)

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Erschienen als
Taschenbuch
im Ullstein Verlag
448 Seiten
Preis: 14,99 €
ISBN:  9783548284354

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Gabriel ist Mitarbeiter in einer Sicherheitsfirma und eigentlich mit seiner Freundin verabredet. Sie erwartet ein  Kind und um Mitternacht möchten sie in ihren Geburtstag hinein feiern.

Plötzlich trifft ein seltsamer Einsatzruf in der Zentrale der Sicherheitsfirma ein. Der Alarm wurde in einem Haus ausgelöst, dass zwar in der Kartei der Firma geführt ist, jedoch seit etwa 30 Jahren leersteht. Als Gabriels Kollege seinen Chef im Ausland anruft, besteht dieser darauf, dass nicht Gabriel zu diesem Haus fährt um die Lage zu prüfen und den Alarm auszuschalten. Sein Kollege soll dies erledigen. Doch Cogan hat starke körperliche Beschwerden und so überredet Gabriel ihn in der Zentrale zu bleiben und er fährt doch selber hinaus zur alten Villa.

Dort angekommen findet er die Haustüre geöffnet und als er den Keller betritt, in dem sich der Schaltkasten der Alarmanlage befindet, wird Gabriel überrascht. Im Keller hängt ein Kleid, ein Haute Couture Stück, schwarz, edel auf einem Bügel. Er wundert sich und er fühlt sich auch sehr unbehaglich, doch weiter darüber nachdenken kann er nicht. Denn auf einmal klingelt sein Handy, Liz ist am Apparat.
Sie ist eine erfolgreiche, starke und selbstbewusste Journalistin, doch nun klingt sie völlig hilflos. Sie bettelt Gabriel um Hilfe an, sie sei überfallen worden und überall sei Blut. Gabriel reagiert sofort und alarmiert den Notruf, schickt einen Rettungswagen in den Park, in dem Liz sagte überfallen worden zu sein.
Er selber macht sich auch sofort auf den Weg dorthin. Dort angekommen ist nicht nur der Rettungswagen bereits eingetroffen. Auch die Polizei ist vor Ort. Von seiner verletzten Freundin Liz fehlt allerdings jede Spur, stattdessen liegt dort die Leiche eines jungen Mannes, die Kehle wurde ihm durchgeschnitten. Da Gabriel der derjenige war, der den Rettungsdienst alarmiert hat, somit also Kenntnis von einem Vorfall im Park haben muss, kommt was kommen muss: Gabriel steht unter dringendem Mordverdacht …

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Der Roman beginnt nicht mit der oben erzählten eigentlichen Handlung, sondern beschreibt das Erlebnis des Protagonisten Gabriel, als er ein kleiner Junge war und das ihn so sehr traumatisiert hat, dass es ihn bis in die Gegenwart verfolgt.

Gabriel hört noch heute als Erwachsener die Stimme in seinem Kopf, die ihm sagt was er tun soll und ihn versucht mutig und stark zu machen. Was damals in dieser Nacht geschah, weiß Gabriel bis heute noch nicht. Trotz vieler Therapien und dem Aufenthalt in der Psychiatrie als Jugendlicher, klafft in seiner Erinnerung ein schwarzes Loch. Er kann sich nicht erinnern.

Der Autor hat es gut gelöst, die Geschehnisse von damals mit den Vorfällen in der Gegenwart zu verknüpfen. Erscheinen die Zusammenhänge anfangs doch eher wirr, so sind sie zuletzt doch gut erkennbar und stimmig. Allerdings war mir die Entwicklung der Handlung im letzten Drittel des Romans ein wenig vorhersehbar und eine Figur etwas zu überzogen.

Gut gefallen hat mir dagegen der Schreibstil, der eigentlich ein einfacher war, dennoch die Hauptfiguren, Gabriel und auch dessen Bruder, realistisch und lebensecht beschrieben hat. Die Prozesse, die die beiden im Laufe der Handlung durchmachen, waren greifbar, verständlich und ließen diese Figuren an mich als Leser heran.


Das Finale war dann ziemlich extrem, sehr brutal (wie es immer mal im Laufe der Handlung der Fall war, also nicht unbedingt ein Stoff für sehr schwache Nerven) und sicherlich auch spannend. Es hat mir ganz gut gefallen, mich nicht großartig überrascht, enttäuscht aber auch nicht.

Das Cover ist im derzeit wohl sehr gefragten Thriller-Stil gehalten: Weiss, schwarz und rot. Es ist nicht besonders außergewöhnlich aber passt ganz gut. Die Kapitel sind in einer angenehmen Leselänge verfasst und die Seiten des Taschenbuchs fühlen sich angenehm weich an.

Mein Fazit: 4 von 5 Sternen für diesen Thriller, der fesselt und gehörig in der Vergangenheit gräbt. Diese Verbindungen erscheinen anfangs vielleicht etwas unübersichtlich, ergeben dennoch einen Sinn. Geschrieben in einem schlichten, guten Schreibstil und einem Protagonisten, der eigenwillig aber dennoch liebenswert ist.

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Ich danke Amazon und dem Ullstein Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.

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© Buchwelten 2012

Shutter Island von Dennis Lehane (5/5)

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Erschienen als
Taschenbuch
im  ullstein Verlag
368 Seiten
Preis: 8,95 €
ISBN:  978-3-548-28124-7

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Edward (Teddy) Daniels ist Marshal und wird auf die Insel Shutter Island gerufen. Auf dieser befindet sich eine Anstalt für psychisch gestörte Straftäter. Die Patientin Rachel Solando ist spurlos aus ihrem Zimmer verschwunden. Nichts deutet auf ein gewaltsames Öffnen ihrer Türe hin, sie ist unauffindbar.

Gemeinsam mit seinem neuen Partner Chuck Aule setzt Teddy mit der Fähre nach Shutter Island über und beginnt mit den Untersuchungen und Ermittlungen. Er trifft u.a. auf den undurchsichtigen ärztlichen Direktor Fr. John Cawley und misstraut ihm auf Anhieb. Teddy und Chuck sind beide der festen Überzeugung, dass Rachel zur Flucht verholfen wurde, doch angeblich weiß keiner etwas und niemand hat etwas gesehen.

Dann bricht ein extrem starker Hurrikan über die Insel herein. Teddy und Chuck geben mit ihren Nachforschungen nicht auf, sie entdecken seltsam verschlüsselte Nachrichten, Steinhaufen, deren Anzahl an Steinbrocken Botschaften in Form von Zahlencodes bilden und andere seltsame Hinweise.

Dass Teddy seit dem Tod seiner Frau Dolores unter heftigen Migräneanfällen leidet macht es ihm nicht leichter einen klaren Kopf zu bewahren. Doch er will Rachel Solando finden, die Codes und Rätsel lösen und noch mehr: Teddy will den (angeblich nicht auf der Insel inhaftierten) Patienten 67 finden.
Sein Name ist Laeddis und er ist für den Tod von Dolores verantwortlich, denn er hat das Feuer gelegt, in dem seine geliebte Frau das Leben lassen musste ….

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Viel mehr möchte ich von der Handlung nicht verraten, es gibt vielleicht Leser die den Film „Shutter Island“ noch nicht gesehen haben und eben jenen möchte ich die Spannung nicht nehmen. Denn davon gibt es in diesem erstklassig aufgezogenen Psychothriller eine ganze Menge.
Die Handlung und deren Entwicklung sind sehr geschickt aufgebaut und der Spannungsbogen steigert sich immer weiter bis hin zur schlussendlichen Auflösung, die mich in der Tat mitgerissen hat.

Dennis Lehane hat hier ein Werk geschaffen, dass nicht nur sprachlich eine Menge zu bieten hat. Der Schreibstil ist nicht einmal besonders gehoben aber dennoch sehr gut ausformuliert und der Autor schafft es dem Leser ein absolutes Kopfkino zu bescheren. Die Stimmung die er aufbaut hält er die gesamte Handlung hindurch und ich war so gefesselt, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen mochte, weil ich die neuen Entwicklungen und Entdeckungen unbedingt weiterverfolgen wollte.

Die Art wie Lehane die Figuren ausgearbeitet hat, war sehr intensiv und die Darstellung der Psyche der Beteiligten sehr gut. Die Umsetzung der Träume von Teddy zum Beispiel, so irr und wirr sie waren, gaben sie doch immer einen Sinn. 

Wie sich die Story zum Ende hin entwickelt und schließlich auflöste hätte ich nicht erwartet und war tatsächlich sehr überrascht und habe das Buch mit einem „Wow“ aus der Hand gelegt.

Präsentiert wird der Roman, der die erstklassige Vorlage zum Film mit Leonardo DiCaprio geliefert hat, als Taschenbuch mit dem Filmplakat als Cover. Eigentlich recht einfach oder einfallslos aber es macht dennoch viel her. Die düstere Festung mitten im Meer und darüber der skeptische Blick von Teddy treffen die Stimmung des Buches absolut.

Nun bin ich sehr gespannt auf den Film, ich hoffe er ist so gut und fesselnd wie der Thriller, aber ich denke ich werde hier nicht enttäuscht. Ich bin dennoch froh, dass Buch zuerst gelesen zu haben, denn oft kann einfach nicht alles in einem Film umgesetzt werden.

 

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Mein Fazit: 5 von 5 Punkten für einen erstklassigen Psychothriller der Oberklasse. Geschrieben in einem Schreibstil der sich flüssig liest und die gesamte Handlung über die besondere Stimmung halten kann. Ich spreche hier ganz klar und gerne eine Leseempfehlung aus.

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© Buchwelten 2012

Angeklagt von Robert Glinski (5/5)

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Erschienen als
Taschenbuch bei
ullstein
256Seiten
Preis: € 8,99 €
ISBN:  978-3-548-37417-8

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Robert Glinksi ist Richter und Mitglied in der Strafkammer für Schwurgerichtsfälle. Diesen Job führt er bereits seit 10 Jahren aus, dabei ist er gerade mal 39 Jahre alt. Er hat diese Stelle also mit Ende 20 angetreten und eigentlich wird unter Kollegen gesprochen, dass man diesen Job nicht mehrere Jahre ausüben kann, ohne darunter zu leiden.

Ständig mit schwersten Verbrechen, grausamen Ermittlungsakten und den extremsten menschlichen Abgründen konfrontiert zu werden, ist wohl auf Dauer für viele Richter seelisch nicht leicht zu ertragen.

Robert Glinski ist nach wie vor dabei und er sagt im Vorwort, dass diese Arbeit ihn nicht zerstört, sondern im Gegenteil seinen Horizont erweitert hat. Für ihn war es interessant, in die Menschen zu blicken, es zumindest zu versuchen. Herauszufinden warum ein Mensch, der sein bisherigen Leben lang ein unbescholtener Bürger war, urplötzlich ausflippt und einen Mord begeht.

Der Autor schreibt, jeder Mensch hat eine dunkle Seite und manchmal passiert es, dass sie überhand nimmt. Für ihn waren bis zum Antritt dieser Stelle alle Mörder und schweren Verbrecher kaltblütig, brutal, psychopathisch und durchgeknallt.

Nach einer gewissen Berufserfahrung hat er in Angeklagt zehn brisante Fälle/Verfahren zusammengestellt, die versuchen hinter die Kulissen zu schauen. Er versucht herauszufinden warum die Angeklagten die Taten begangen haben …

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Der Verlag ullstein hat mir dieses Rezensionsexemplar unaufgefordert zugesandt und das Thema hat mich direkt interessiert. Das mag daran liegen, dass ich selber bei Rechtsanwälten beschäftigt bin und dort auch mit Straftätern und Strafverfahren in Berührung komme. Ich habe während der Arbeit nicht die Zeit, mir die Ermittlungsakten durchzulesen und daher habe ich mir dann gedacht, einmal hinter die Kulissen zu schauen wird gewiss spannend.

Das war es in der Tat. Robert Glinski hat hier kein Sachbuch geschrieben, das möchte ich sehr deutlich machen. Die Fälle sind auch nicht staubtrocken und juristisch, nicht in kompliziertem Rechtsdeutsch geschrieben und auch von Paragraphen wurde ich nicht erschlagen. Damit hatte ich – ehrlich gesagt – gerechnet, wurde aber positiv überrascht.

Vielmehr ist dieses Buch gestaltet wie gutes Reality TV, wenn ich diesen Vergleich einmal verwenden darf. Denn die Gerichtsshows im Fernsehen sind ja nun einmal extrem schlecht und gestellt (das waren sie zumindest, als ich noch fern gesehen habe :mrgreen:)

Die Fälle geben die Handlungen und Tätigkeiten wieder, wo der Krimi/Thriller entweder aufhört oder diese Arbeiten nur am Rande erwähnt werden. Denn im Krimi gehts es um die Suche eines Mörders. Hier ging es um die Entscheidung ob eine Straftat vorliegt, wenn ja, wie groß die Schwere ist und ob der Täter schuldfähig ist oder nicht.

Die Arbeiten der Forensiker werden genauso ausführlich beschrieben, wie auch die Wichtigkeit der gerichtlichen Sachverständigen. Diese werden fast in jedem Verfahren hinzugezogen und auch hier gibt es die, die ihre Arbeit schlampig begehen, was dann verheerende Folgen haben kann.

Ich fand das Buch interessant und sehr lehrreich. Geschrieben in Kurzgeschichtenform beginnt der Autor meist mit der Kindheit der Täter, wechselt dann in die Jetzt-Zeit, beschreibt die Tat und geht dann zur Arbeit der Staatsanwaltschaft und den Gerichten über.
Der Schreibstil ist sehr verständlich, gut ausformuliert aber – wie bereits erwähnt – ganz und gar nicht im schwierigen Rechtsdeutsch.

Der Autor hat es geschafft mir die Verfahrensweisen der Gerichte nahe zu bringen, natürlich wusste auch ich eine Menge noch nicht. Ausserdem hat er sehr gut zu Papier gebracht, dass ein Richter viel damit zu tun hat, sein  Bauchgefühl mit den Paragraphen und Gesetzen zu vereinbaren.

Die Fälle werden alle bis zum Ende geschildert, die Ergebnisse sind manchmal anders als erwartet. Ob letztendlich in den Verhandlungen die Wahrheit ans Licht kam, kann nur einer beurteilen: Der Täter selber.

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Mein Fazit: 5 von 5 Sternen für diese Art von Buch, das in keine Schublade passt (wie so viele … ) Eine sehr gelungene Lektüre über die Arbeit der Gerichte und den Umgang mit Mord und Totschlag. Die Fälle erzählen die Dinge, die in den Romanen ausgespart sind und zeigen die Menschlichkeit der Richter.  Für Liebhaber von Krimis und Thriller mit Sicherheit einmal eine sehr interessante (ja auch lehrreiche) Abwechslung.

P.S. Ein Lieblingswort der Anwälte, „insoweit„, habe ich tatsächlich nur 1 x gelesen! 😉

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Ich danke dem ullstein Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.

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© Buchwelten 2011