SILO von Hugh Howey

.

SILO

Erschienen als gebundene Ausgabe
im PIPER Verlag
insgesamt 544 Seiten
Preis: 19,99 €
ISBN: 978-3-492-05585-7
Kategorie: Science Fiction

.

Die Menschen leben unter der Erde, weil die Erde verwüstet und die Luft hochgiftig ist. Lediglich über Monitore in der oberen Ebene des SILO können die Bewohner seit vielen Generationen den Himmel und einen Teil der Welt draußen erblicken.

Zu sehen gibt es dort jedoch nicht viel: verödetes Land, Felsen und die Überreste derer, die zur Reinigung nach draußen geschickt wurden. Diese Reinigung ist die größte Strafe, die einen Bewohner des SILO treffen kann. Er muss den sicheren Ort unter der Erde verlassen, in einem Schutzanzug, der die Verurteilten gerade so lange von den Giftstoffen schützen kann, wie es dauert die Linsen zu reinigen, die die Bilder der Außenwelt über die Monitore ins Innere liefern. 

Warum übernehmen die Verurteilten ausnahmslos alle die Reinigung der Linsen? Diese Frage beschäftigt Sheriff Hoston seit 3 Jahren. Denn da hat seine Frau die Reinigung übernommen, nachdem sie, auf eigenen Wunsch, das SILO verlassen hat. Die Zeit nach dem Tod seiner Frau hat Holston gebraucht um sich zu entscheiden, ob er ihr folgen will. Er will. Er äußert laut, dass er „raus“ will. Allein diese Aussage reicht aus, um zur Reinigung verurteilt zu werden. Die Entdeckung die Holston macht, nachdem er die Luke des SILO hinter sich gelassen hat, ist unfassbar und macht ihn sprachlos.

Seine Nachfolgerin wird Juliette Nichols, eine Frau aus den untersten Stockwerken des SILO, der Mechanik. Sie hat zunächst keinerlei Interesse an dem Job, denn sie fühlt sich in ihrer Welt zwischen den Generatoren und dem Öl sehr wohl. Doch Jules, wie sie genannt werden möchte, kannte Sheriff Holston von einer vergangenen Ermittlung in ihrem Stockwerk. Und sie kann dem Drang nicht widerstehen herauszufinden, warum er freiwillig seiner Frau in den sicheren Tod gefolgt ist. Sie ist sicher, dass es dafür gewichtige Gründe gab. Sie nimmt den Job an und fängt an zu forschen. Und … sie wird fündig, sie entdeckt das dunkle Geheimnis des SILO und bringt sich dadurch selbst in nicht geringe Gefahr ….

***

In diesem Fall fange ich mal mit dem tollen Erscheinungsbild des Buches an. Der Verlag präsentiert SILO als gebundene Ausgabe mit Leseband, wobei der Schnitt des Buches knallgelb ist. Das kann man durchaus als besonderen Hingucker werten. Das Cover ist schlicht und zeigt den Aufgang des SILO, die Wendeltreppe, die sich über hunderte von Stockwerken durch den Betonkoloss unter der Erde schlängelt. Die Sätze auf der Rückseite des Buches sind kurz und knackig, machen jedoch nicht nur neugierig, sondern verraten – wie ich finde – schon beinahe zu viel.

Die Handlung hat mich von Anfang an gefesselt, der Leser fragt sich relativ schnell, was in diesem SILO vor sich geht. Die Menschen leben seit Generationen unter der Erde. Das SILO beherbergt eine komplette Stadt mit Wohnungen, Krankenhäusern, einer IT Abteilung, Gärten und Plantagen, in denen Lebensmittel angebaut werden. All dies ist sehr gut und bildhaft beschrieben, ich war als Leser mitten im Geschehen.

Die Hintergründe, warum denn die Menschen dort leben und was vor langer Zeit auf der Erde geschah, kommen erst nach und nach ans Licht und somit befand ich mich immer in einer angespannten Neugier und Unwissenheit.

Die Figuren der Handlung hat der Autor gut ausgearbeitet und charakterstark dargestellt. Die Figur der Juliette hat mich in ihren starken und mutigen Eigenschaften ständig an Rennie Sulajewo aus Otherland erinnert.

Hugh Howey schreibt in einem angenehm lesbaren, nicht schweren Schreibstil, der fesselt und es schwer macht, dass Buch zur Seite zu legen. Der Spannungsbogen ist gut und stetig aufgebaut, wobei mir gegen Ende des Buches, einiges einfach ein wenig zu „glatt“ ging.

SILO ist für mich keine Dystopie, auch wenn die Welt außerhalb des Silos in Trümmern liegt, sondern gut geschriebene Science Fiction.

.

Mein Fazit: 4 von 5 Sternen für einen spannenden Roman über das Leben unter der Erde, den Drang nach Wahrheit und den Wunsch, die Manipulationen der Führungsebenen zu beenden. Der Roman liefert gute, überraschende Wendungen, endet für mich jedoch ein bisschen zu „glatt“. Dennoch ein durchaus gelungenes Debüt, dass sich zu lesen unbedingt lohnt.

.

.

.

© Buchwelten 2013

Werbung

Das Geflecht von Andreas Laudan (5/5)

.

Erschienen als
Taschenbuch
bei  rororo
368 Seiten
Preis: 9,99 €
ISBN:  978-3-499-25848-0

.

Justin Bringshaus hat eine geniale Idee für die Abschlussparty der Realschule. Sein Vater ist als Ingenieur beruflich mit der Aufsicht des alten Bergwerks betraut und für ihn ist es ein Leichtes an den Schlüssel zu gelangen. Gemeinsam mit seiner Freundin Dana, seinem Freund Finn und dessen Freundin Laura macht er sich sich auf den Weg. Die Rucksäcke sind mit Chips und Co. bestückt, es soll ein schöner und außergewöhnlicher Abend werden. Justin muss seine Freundin überreden mitzugehen, denn sie hat auf Grund eines Kindheitstraumas panische Angst vor der Dunkelheit. Er schafft es und Dana möchte schließlich auch keine Spielverderberin sein.
Also gibt sie sich einen Ruck und die vier machen sich auf den Weg in das alte, stillgelegte Salzbergwerk. Zunächst steigen die vier an Leitern mehrere Etagen in die Tiefe, bis sie schließlich ca. 6o Meter unter der Erde sind. Dort machen sie sich es in einem Raum bequem, eine Grubenlampe spendet Licht und Wärme, die Stimmung ist gut.

Doch als Finn sich von der Gruppe ein Stück entfernt um sich zu erleichtern, stolpert er und stürzt geradewegs in einen Schacht, einen alten Müllschacht, der in einer recht starken Neigung abfällt. Finn schreit und Dana ist die einzige die reagiert. Die anderen beiden schlafen noch, da war der Joint unter Tage wohl doch heftiger als gedacht. Als Dana versucht Finn irgendwie zu helfen, verliert auch sie den Halt und rutscht ab. Die beiden rufen so laut sie können um Hilfe und vor Schmerzen, was letztendlich Justin und Laura weckt. Sie laufen zum Schacht und versuchen etwas zu tun, doch ohne ein Seil ist das nicht möglich.
Da dort unten die Handys nicht funktionieren, sie erhalten kein Signal, können Justin und Laura nur eines tun: sie müssen nach oben und Hilfe holen. Also machen sie sich auf den Weg zurück nach draussen. Dort angekommen ruft Justin umgehend seinen Vater an, Ärger gibt es sowieso und er weiss, er kennt sich dort unten aus und weiss was zu tun ist.

Vater Bringshaus war an diesem Abend auf einem Vortrag der bekannten – blinden – Höhlenkletterin Tia Taveern. Sie ist eine der besten auf diesem Gebiet, wahrscheinlich eben weil sie blind ist. Und weil Justins Vater aus persönlichem Interesse nicht unbedingt die örtliche Feuerwehr in das Bergwerk hinterlassen möchte, bittet er die grazile Blinde um Hilfe. Da diese nicht nur eine spitzen Kletterin ist, sondern ein ebenso gutes Herz hat, sagt sie zu und macht sich schnellstmöglich mit ihrem Partner Leon auf zum Unglücksort.

Schnelligkeit ist gefragt, denn Finn ist dort unten nicht nur verletzt und Dana eingeklemmt, dort wächst etwas monströses, dass die beiden bereits überwuchtert …

.

***

.

Mein erster Gedanke als ich das grüne Cover mit den Augen und Ranken sah war „Dickicht“, daran hat mich das Bild – und auch ein wenig die Inhaltsangabe – erinnert. Doch mit diesem Roman von Scott Smith ist „Das Geflecht“ nicht vergleichbar.

„Das Geflecht“ ist spannend von der ersten bis zur letzten Seite, der Roman ist sehr gut recherchiert, spannend, dramatisch, lehrreich und die Handlung ist nicht weit hergeholt und reisserisch, sondern nachweisbar und wissenschaftlich erforscht, dass es diese Dinge/Wesen wirklich gibt, die dort unten im Bergwerk wachsen.

Seine Protagonistin Tia, die zierliche Frau ohne Augenlicht aber dafür umso schärferen übrigen Sinnen hat der Autor wunderbar ausgearbeitet und rübergebracht. Er ist ausführlich auf die Echo-Ortung durch Zungenschnalzen eingegangen, diese Methode ist Tatsache. Die Art und Weise wie sich „seine“ Tia dort unten zurecht findet macht den Leser sprachlos. Wie sie es dann auch noch schafft, die übrigen zu motivieren, auch wenn sie Todesangst vor der Dunkelheit haben, hat mir sehr gut gefallen.

Doch auch die Nebenfiguren waren gut ausgearbeitet und niemand kam zu kurz. Denn der Autor hat die Kapitel in die verschiedenen Personen der Handlung unterteilt. Darin hat er dann nicht nur die Geschichte aus ihrer Sicht erzählt, sondern ist auch immer wieder auf Hintergründe und die Vergangenheit eingegangen. Dies hat mir als Leser die Charaktere nahe gebracht und ausserdem immer für Abwechslung gesorgt.

Obwohl sich die Romanhandlung meist in absoluter Finsternis abspielt habe ich die Szenen vor Augen gehabt. Die Auflösung war nicht aus der Luft gegriffen, sondern nachvollziehbar und wie bereits erwähnt, wissenschaftlich und biologisch erwiesen.

.

Mein Fazit: 5 von 5 Sternen für einen Spannungsroman der zumeist in absoluter Finsternis handelt, in der eine kleine blinde Person die Hautrolle spielt, die einfach nur eine tolle Person ist. Wer es spannend und fundiert mag, wird die Zeit in der Dunkelheit sicherlich genauso „geniessen“ wie ich!

.

.

Ich danke dem Rowohlt Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.

.

.

© Buchwelten 2012