Erschienen als Taschenbuch
im Penguin Verlag
insgesamt 64 Seiten
Preis: 10,00 €
ISBN: 978-3-328-10318-9
Kategorie: Comic, Humor
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Im Fönigland ist alles anders: Alle Ks werden zum Beispiel durch Fs ersetzt, was aber nur der Anfang ist. Schon bald werden noch andere Wechstaben verbuchselt und als in Kranfreich der Frieg ausbricht, muss der Fönig zusehen, alles wieder unter Fontrolle zu friegen.
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Walter Moers mal anders und doch wieder so, wie man ihn gewohnt ist. Mit seinem kleinen Büchlein „Der Fönig“, einem Moerschen für Erwachsene, wendet sich Moers in erster Linie wieder an seine Fans vom „Kleinen Arschloch“ als an die seiner literarischen Ausnahmeromane. Dennoch wird auch der Literat seinen Spaß an der Geschichte um den Fönig haben. Gerade in der ersten Hälfte kommt man durch die genialen Wortspielereien kaum aus dem Lachen heraus, so durchdacht wirken die Buchstabenverdreher. Bei manchen Wörtern muss man dann tatsächlich auch ein wenig nachdenken, was genau nun gemeint ist und liest man sich in Gedanken die Zungenbrecher laut vor, zaubert es einem erneut ein Grinsen auf die Lippen.
Das geht auch so lange gut, bis man an den provokanten, pornographischen Teil (das Märchen für Erwachsene) kommt. Da mag dem ein oder anderen schon mal das Lachen im Halse stecken bleiben, wenn er die Bebilderung sieht, wobei hier bekannte, „echte“ Kunstwerke Pate standen. Kann man mit solchen Darstellungen leben, wirkt auch hier der typische Wortwitz von Walter Moers und gibt uns bekannten Ausdrücken plötzlich eine vollkommen andere Bedeutung, die einen wieder unwillkürlich zum Schmunzeln bringen.
Selbst wenn man das Büchlein in Ruhe liest und sich die Zeichnungen auch etwas genauer ansieht, dauert das Vergnügen letztendlich nicht einmal zwanzig Minuten. „Der Fönig“ liest sich unglaublich schnell, weil eben einfach wenig drinsteht. Da stellt sich unwillkürlich die Frage, ob dieses kurze Vergnügen so einen hohen Preis rechtfertigt. Als Fan von Walter Moers sollte man sowieso zuschlagen und sich diesen Ausflug ins Fönigreich der Moerschen gönnen. Als Nicht-Fan kann man durchaus einen Blick riskieren, muss man aber nicht, denn die wahre Genialität des Künstlers und Schriftstellers Walter Moers kann man „nur“ in seinen echten Roman erleben, wenngleich „Der Fönig“ auf alle Fälle ein kleiner Schritt in die richtige Richtung darstellt.
Nun muss ich aber leider noch zu einem „großen“ Manko von „Der Fönig“ kommen, nämlich der Handlung. Auch wenn die Wortspielereien in diesem dünnen Buch sehr gelungen und bisweilen genial sind, hapert es doch sehr an der Handlung. Denn die Story wirkt von Anfang bis Ende einfach nur an den Haaren herbeigezogen und gibt letztendlich keinen wirklichen Sinn und hat dementsprechend auch keinerlei Aussage, über die man nach Beendigung der Lektüre noch nachdenken könnte. Und das ist sehr schade, denn wer die Romane von Walter Moers kennt, weiß, welch geniale Konstruktionen er verfassen und schildern kann.
Letztendlich stellt „Der Fönig“ für mich einen Übergang von Walter Moers‘ „Arschloch“-Comics zu Walter Moers‘ genialen Romanen dar, die buchstäbliche Literatur-Überraschungen sind. Ich werde sicherlich das ein oder andere Mal nochmal in die Geschichte hineinblättern (oder ganz lesen, was unerheblich länger dauert) und mich über die Wortspielereien amüsieren, aber in die Kategorie von Moers‘ Kultbüchern steigt „Der Fönig“ leider nicht auf. Dazu ist die Handlung einfach zu plump und uninspiriert.
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Fazit: Walter Moers‘ Übergang vom Comic zum Roman. Teils genial witzige Wortspielereien versinken in einer sehr platten Handlung.
© 2018 Wolfgang Brunner für Buchwelten