Der Preis des Todes von Horst Eckert

Der Preis des Todes

Erschienen als gebundene Ausgabe
im Wunderlich Verlag
416 Seiten
19,95 €
ISBN:  978-3805200127

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Sarah Wolf, Journalistin, Produzentin und Moderatorin ihrer eigenen Polit-Talkshow ist seit einigen Monaten mit dem attraktiven und äußerst liebenswerten Staatssekretär Christian Wagner liiert. Sie glaubt, dass sich die Beziehung zu etwas ernsterem entwickelt und sieht der Zukunft sehr positiv entgegen.

Eben dieser Staatssekretär steht zwar derzeit unter Beschuss, da ihm Lobbyismus vorgeworfen wird, weil er angeblich die Machenschaften des Krankenhauskonzerns Samax AG unterstützt. Dabei ist er lediglich ehrenamtlich für eine Stiftung des Konzerns tätig und hat sich ansonsten komplett heraus gezogen.

Währenddessen taucht am Unterbacher See in Düsseldorf die Leiche einer jungen Frau auf. Der Kommissar Paul Sellin, sterbenskrank vom Krebs zerfressen, setzt alles daran den Mörder der jungen Frau zu finden. Hat er es sich vor Jahrzehnten mit seiner eigenen Tochter verscherzt, will er zumindest dieser jungen Frau posthum gutes tun. Er weiß, dass dies sein letzter Fall ist und gibt alles, was er noch kann.

So kommt es, dass Sellin herausfindet, dass die Tote vom Unterbacher See vor ihrem Tod in Kontakt stand mit Christian Wagner, eben dem Staatssekretär, mit dem die Journalistin liiert war. Doch leider kann Sellin diesen nicht mehr zu dem Treffen befragen, denn der Staatssekretär wird tot in seiner Wohnung aufgefunden und es deutet alles auf Selbstmord hin.

Sarah Wolf glaubt jedoch nicht an Selbstmord, darum beginnt sie selbständig zu ermitteln und zu forschen. Und sie trifft auf Unterlagen, die auf ein Flüchtlingsslager in Kenia hinweisen. Kannte Sarah Wolf „ihren“ Staatssekretär wirklich? Oder war er doch ein ganz anderer, als er vorgab …..

* * *

Horst Eckert ist für mich immer wieder ein Faszinosum. Denn eigentlich können mich weder die Politik, noch Politthriller fesseln. Doch bei Horst Eckert ist alles schlicht, einfach und geradeaus geschrieben. Alles verständlich und klar. Und das eigentlich schlimmste ist, dass man liest und sich denkt: das ist so. Das ist real. Genau so kann es sich zutragen. Also der Hinweis: starker Realitätsbezug trifft hier voll ins Schwarze.


Horst Eckert hat hier offensichtlich wieder aufs genaueste recherchiert, ob er selbst in Kenia war, weiß ich nicht, ich kann mich nicht an derlei Fotos in den sozialen Netzwerken erinnern, dennoch liest es sich so. Das Flüchtlinsglager Dadaab gibt es wirklich und als ich die Suchmaschine dazu befragte, sah ich genau die Bilder, die mir mein Kopf vorab zeigte. Und genau diese Machenschaften traue ich der Menschheit ohne weiteres sofort zu.

Dieser Roman steht eigenständig und hat nichts mit seinem Ermittler Vincent Ceh Veih zu tun. Dennoch treffen wir auf alte Bekannte, denn die Amtshilfe in Düsseldorf übernimmt u.a. Anna Winkler. Auch ein kleiner Hinweis auf den Vorgänger-Roman hat Eckert geschickt mit einfließen lassen.

Die Protagonisten hat Horst Eckert sehr gut ausgearbeitet und mit ihnen interessante Charaktere erschaffen. Ich mochte sie gut leiden und habe mit ihnen gelitten und gefiebert.

Auf die Handlung gehe ich näher natürlich nicht ein, bezüglich Spoilergefahr. Ein erster kleiner Aha-Effekt stellte sich bei mir auf Seite 148 ein (sehr gut!) und einen kleinen Nebenstrang hatte ich flott erkannt. Die sonstigen roten Fäden waren wieder einmal sehr geschickt ausgeworfen und zu guter Letzt so verwoben, dass alles passte und ungemein gut überlegt war.

Ich bin wirklich gespannt, wann sein erster Politthriller verfilmt wird (okay, wenn sich jemand herantraut, oder es gezeigt werden darf 😉 )

Mein Fazit: Sehr spannend, skrupellos, brutal und einfach nur erschreckend realitätsnah. Horst Eckert in Hochform.

© Buchwelten 2018

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Soviel neuer Lesestoff, darum …

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… macht „Das schwarze Haus“ von Stephen King / Peter Straub derzeit Pause.

Schon „Der Talisman“ war anfangs sehr zäh, ich habe mich regelrecht durchgebissen. Jetzt, bei der Fortsetzung „Das schwarze Haus“ finde ich es noch viel anstrengender, da es so ganz anders ist als Teil I und sich unheimlich zieht.

Und da ich in der letzten Woche einige Neuerscheinungen / Rezensionsexemplare bekommen habe, die mir „in den Fingern jucken“, habe ich entschieden, diese einzuschieben.

Den Anfang macht ein Buch, das ich bei Amazon als Belegexemplar ausgewählt habe: „Fahrräder für Utrecht“ von Jochen Baier. Darin geht es um Wiedergutmachung von Untaten im 2. Weltkrieg.

Liebe Grüße
Marion ☺

Die Zucht von Andreas Winkelmann

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Die Zucht
Erschienen als Broschur
bei Rowohlt
insgesamt 512 Seiten
Preis:  16,95  €
ISBN: 978-3805250382
Kategorie: Thriller

Der kleine Oleg wird vom abgelegenen Hof seiner Eltern entführt. Er spielte – wie jeden Tag – im Sandkasten des Gartens, der direkt an ein großes Maisfeld grenzt, und verschwand spurlos. Die Mutter war nur einige Minuten in der Küche, um Kartoffeln zu schälen.

Henry Conroy übernimmt den Fall und hat es nicht leicht, denn nichts scheint zusammenzupassen. Was hat ein entführter Junge, der friedlich mit seinen Eltern auf einem Hof lebt und bei denen es nichts zu holen gibt, mit einem ermordeten Hund an der Grundstücksgrenze zu tun?

Manuela Sperling, Conroys neue Kollegin, geht ihm mit ihrer vorlauten Klappe gehörig auf die Nerven. Immer dreist und geradeheraus, damit kommt er überhaupt nicht klar. Hat er sich doch die letzten Jahre so sorgfältig eine Mauer errichtet, über die er niemanden blicken lassen will.

Manuela Sperling hat allerdings auch einen verdammt guten Riecher, denn sie findet eine Spur, die zu illegal gezüchteten und billig verkauften Rassehunden führt. Sperling ist bissig, stur und hartnäckig und so kommt sie dahinter, dass der Fall um die illegalen Züchtungen und den entführten Oleg irgendwie zusammenhängen ….

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Die Zucht ist ein Buch, dass mir der Wunderlich (Rowohlt) Verlag ungefragt einfach mal so zugeschickt hat, mit freundlicher Leseempfehlung des Autors Andreas Winkelmann. Ich hatte dann gelesen, dass Winkelmann bereits eine Reihe von Thrillern um seinen Ermittler Henry Conroy geschrieben hatte. Da dachte ich mir dann natürlich, es sei nicht so sinnig, dann einfach mittendrin einen Teil zu lesen. Aber ich griff dann trotzdem zu und bin begeistert. Der Hauptprotagonist wird gut beschrieben und erklärt, im Laufe der Handlung habe ich Einiges aus der Vergangenheit mitbekommen und weiß nun auch, wo dessen Macken herrühren.

Ab und an wird durch die Figur der Manuela Sperling auf einen kürzlich abgeschlossenen „Wassermann-Fall“ hingewiesen, womit ich nun nichts anfangen konnte. Dass hatte jedoch auf das Verständnis dieser Handlung überhaupt keine Auswirkung.

Winkelmann schreibt spannend und gut, er wirft immer wieder neue Leinen aus, die er aber zuletzt gut und sinnvoll miteinander verknüpft. Ich hatte angenehme Lesestunden mit Conroy und Sperling und habe mitgefiebert und gerätselt. Das erwartet der Leser von einem guten Thriller. Winkelmann scheut nicht vor krassen und blutigen Szenen, etwas zart besaitete Leser sollten somit ein bisschen vorgewarnt werden.

Mein Fazit: Das Lächeln der Samojeden, nein, die Zucht 😉 hat mir sehr gut gefallen, ich war absolut positiv überrascht und danke dem Verlag für die Vorstellung eines – für mich – neuen Autors. Ich werde sicherlich weiteres von ihm lesen.

Ich danke dem Wunderlich/Rowohlt Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

© Buchwelten 2015

Schwarzlicht von Horst Eckert

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Erschienen als gebundene Ausgabe
im Wunderlich Verlag
insgesamt 384 Seiten
Preis:  19,95 €
ISBN:  978-3-8052-5057-3
Kategorie: Thriller

erscheint am: 20. September 2013

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Vincent Veih, der sportliche Ermittler, wird vorübergehend zum Leiter des KK11 befördert, da Ela Bach relativ kurzfristig ihren Posten verlässt, um sich beruflich zu verändern.

Veih bekommt es gleich mit einem hochgradig heiklen Fall zu tun: Knapp eine Woche vor der Wahl wird der Ministerpräsident von NRW tot in einem Pool aufgefunden. Der Pool liegt in einem Edelpenthouse eines sehr einflussreichen Bürgers. Offensichtlich pflegten die beiden Männer eine recht enge Freundschaft.

Auf den ersten Blick deutet alles auf einen Unfall hin. Es scheint, als hätte der Ministerpräsident nach zuviel Alkoholkonsum die Kontrolle verloren, sei ausgerutscht und dann in den Pool gefallen.

Doch wenn alles so einfach wäre, dann bräuchte es keine hartnäckigen Ermittler. Veih ist so ein Mensch, auch wenn er von allen Seiten Steine in den Weg geworfen bekommt.

Veih hat es allein wegen seines familiären Hintergrundes nicht einfach in seinem Job. Seine Mutter ist eine ehemalige RAF-Terroristin, die nach einer langer Haftstrafe wieder auf freiem Fuß ist und nun anderweitig von sich reden macht. Sein Großvater war im zweiten Weltkrieg aktiv an der Ermordung von Juden beteiligt.

Die Wahl rückt immer näher, Vorgesetzte, Parteiangehörige, die Regierung selbst, alle wollen das lästige Thema um den Tod des Ministerpräsidenten schnell vom Tisch haben. Doch Veih lässt sich nicht einfach ausbooten und kaltstellen, er ermittelt auf seinen eigenen Wegen weiter und zwar solange, bis er den Tod um den Ministerpräsidenten aufgedeckt hat. Dabei stößt er auch eine Reihe interessanter und aufschlussreicher Verbindungen, mit denen er so nicht gerechnet hat ….

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Der erste Eckert, der im neuen Verlag Wunderlich/Rowohlt erschienen ist. Das Buch wird als gebundene Ausgabe mit Leseband (!) präsentiert und ist schlicht und einfach in schwarz gehalten, bedruckt mit einem unreisserischen Schriftzug, auf einem dezenten Cover. Mir gefällt die Optik gut, es gleicht sich auch gut den anderen Romanen des Autors an, die nun bekanntlich vorher im grafit Verlag erschienen sind. Die Schlichtheit ist ähnlich, nur dass der knallgelbe grafit-Kasten nicht mehr da ist. Das Buch passt sich jedenfals seinen Vorgängern im Bücherregal gut an. 

Der Text auf der Rückseite besteht nur aus einigen Schlagwörtern, die sehr neugierig machen. Erst im Klappentext des Schutzumschlages gibt es eine kurze Inhaltsangabe im fließenden Text.

Die Handlung war wieder einmal von Anfang an sehr fesselnd und ich bin nur so durch den Roman geflogen. Ich habe eine Reihe alter Bekannter getroffen, die Schauplätze sind Eckert Fans auch bekannt (z.B. die Festung).

Mir hat der Charakter des neuen Ermittlers gut gefallen, ein Mensch, der mit dunklen familiären Hintergründen lebt und es auf Grund dessen nicht unbedingt einfach hat. Er ist dennoch ein offener und ehrlicher Mensch, der mir sympathisch war. Kein Großkotz, kein arroganter Schnösel, einfach ein Mensch, der versucht eine gute Arbeit zu machen und sehr menschlich wirkt.

Ich fand diesen neuen Eckert weniger politisch anstrengend als die vorherigen Bücher, die Handlung ist nicht so hochkompliziert, dass man bei jeder Zeile hochkonzentriert sein muss. Man kann die Lesestunden entspannt genießen, ist dennoch gefesselt und behält jederzeit den Überblick, auch wenn der Autor sehr viele verschiedene Themen aufgegriffen hat und die Handlungsstränge vielseitig sind.

Mein Fazit: 5 von 5 Sternen für den neuen Roman von Horst Eckert. Eine spannende Handlung in bekannter Umgebung, bestückt mit guten, interessanten und vielschichtigen Charakteren. Für mich war es ein fesselndes, kurzweiliges Lesevergnügen.

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Ich danke dem Wunderlich/Rowohlt Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

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© Buchwelten 2013

Das dunkle Netz der Lügen von Silvia Kaffke

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Erschienen als Taschenbuch
bei Rowohlt
insgesamt 496 Seiten
Preis: 9,99 €
ISBN: 978-3-499-25377-5
Kategorie: Historischer Krimi

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Ruhrort im Jahre 1861. Die begnadete Näherin mit dem wachen Verstand Lina Kaufmeister hat inzwischen Commisar Robert Borghoff geheiratet und betreibt einen gutgehenden Modesalon mit mehreren beschäftigen Näherinnen. Man merkt, so langsam kommt die Wirtschaft in Ruhrort wieder in Schwung.

Dunkle Wolken beginnen aufzuziehen als Linas beste Näherin Anna zu Hause angegriffen und einige Taga danach im Krankenhaus erstochen aufgefunden wird. Auch die junge Ehefrau des Barons wird Opfer eines Überfalls und tot in deren neuem Haus aufgefunden. Der Baron selbst will tief und fest geschlafen haben, doch der Verdacht gegen ihn erhärtet sich, weil leider eindeutige Indizien gegen ihn sprechen.

Als dann zum jährlichen Maiball die Villen der reichen Bürger Ruhrorts ausgeraubt werden, gerät Linas Modesalon in Verruf. Denn alle bestohlenen Bürgerinnen sind ihre Kundinnen gewesen. Natürlich werden in Linas Geschäft während des Maßnehmens und der Anproben auch private Dinge besprochen. Plötzlich wendet sich das Blatt und die eben noch angesehene Bürgerin und Ladeninhaberin Lina Borghoff muss ihre Ehre verteidigen. Gib es einen Spitzel unter ihren Mitarbeiterinnen?

Linas messerscharfer Verstand läuft auf Hochtouren und sie tut alles in ihrer Macht stehende, um ihren eigenen Ruf zu retten und die Ermittlungen ihres Mannes auf den rechten Weg zu führen …

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Dieser zweite Ruhrort Krimi von Silvia Kaffke schließt in der Handlung nahtlos an den ersten Teil an und steht diesem von der Qualität in nichts nach.
Wieder entführt die Autorin die Leser in das alte Ruhrort mit seiner verwinkelten, dunklen Altstadt und dem vom Stahlabstich des naheliegenden Hochofens erleuchteten Himmel.

Der Spannungsbogen steigt stetig an und fesselt den Leser bis zur letztendlichen Aufklärung des Falls. Die besondere Atmosphäre, die mir bereits im ersten Roman so gut gefiel, ist auch hier wieder gegeben. Die Autorin baut in die hauptsächliche Handlung geschickt kleinere Nebenhandlungen ein, die die Geschichte aufwerten und die Lektüre zu keiner Zeit langatmig werden lassen.

Der Schreibstil war auch hier wieder gehoben und gut ausformuliert. Feinheiten wie die niederländischen Akzente Linas Schwägerin gestalten den Sprachverlauf zusätzlich realistisch und echt.

Ich habe es genossen, wieder einige Zeit durch das alte Ruhrort zu streifen, ich sah zB. die Protagonisten bildlich vor meinem geistigen Auge in der Küche des Borghoffschen Haushalts zusammensitzen. Der reale Schauplatz ist besonders für Leser, die Ruhrort kennen, verlockend und spannend, aber nicht für das Verständnis der Handlung notwendig.

Mein Fazit: 5 von 5 Sternen für den zweiten historischen Ruhrort Krimi um die sympathische und charakterstarke Protagonistin, der die gleiche Qualität liefert wie sein Vorgänger. Eine spannende, fesselnde und gut ausgeklügelte Kriminalgeschichte, die in das Ruhrort/Duisburg zu Zeiten von Stahl, Schiffahrt und Kohle entführt. Ich würde gerne mehr davon lesen!

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Mehr über Silvia Kaffke → Autorenseite des Verlags

„Das rote Licht des Mondes“ → Rezension hier auf Buchwelten

„Messerscharf“ → Rezension hier auf Buchwelten

Buchwelten im Gespräch mit Silvia Kaffke → Zum Interview

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© Buchwelten 2013

Buchwelten im Gespräch mit Silvia Kaffke

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Silvia Kaffke, geboren 1962 und wohnhaft in Duisburg-Ruhrort, hat bereits mehrere Kriminalromane veröffentlicht.

Ich bin zufällig auf die Autorin gestossen, als ich zur Vorbereitung des Interviews mit Horst Eckert auf seiner Facebook-Seite über den Begriff „Ruhrort-Krimi“ gestolpert bin.

Mir hat der Roman „Im Roten Licht des Mondes“ so gut gefallen, dass ich erstens unbedingt mehr von Silvia Kaffke lesen will und zweitens einen Ausflug in meine alte Heimat Ruhrort unternommen habe, um mir die Originalschauplätze noch einmal anzusehen.

Ich freue mich sehr, dass sich die absolut sympathische Autorin die Zeit für dieses Interview genommen hat.

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Bislang sind vier Krimis zur BKA Profilerin Barbara Pross sowie mittlerweile zwei historische Kriminalromane um deine Protagonisten Lina Kaufmeister und Commissar Borghoff erschienen. Hast Du irgendwelche Ambitionen, Dich einmal einem anderen Genre zu widmen?

Ich spiele im Moment mit dem Gedanken, Steampunk zu schreiben. Aber auch da würde ich immer Krimielemente einfließen lassen.

Du bist gebürtige Duisburgerin, allerdings im Stadtteil Meiderich aufgewachsen. Als Du 2005 nach Ruhrort gezogen bist, hast Du Dich nach eigener Aussage sofort in den Hafenstadtteil verliebt. Welchen besonderen „Flair“ hat Ruhrort für Dich?

Zwischenzeitlich habe ich auch in Wanheimerort, also in einem südlichen Stadtteil gewohnt, aber es zieht mich immer in den Norden mit seinen starken Kontrasten. Ruhrort ist neben der Innenstadt sicher der geschichtsträchtigste Teil von Duisburg. Hier sind sich Vergangenheit und Gegenwart in einer Weise nah, die einfach die Phantasie anregt. Der Hafen (der echte, nicht die Flaniermeile am Innenhafen), daneben alte Bausubstanz, viele klassizistische Häuser, von denen es nicht mehr viele in Duisburg gibt – Ruhrort ist so eine besondere Mischung aus St. Pauli und Ruhrpott, auch wenn es die legendäre Altstadt, früher das Vergnügungsviertel in Duisburg, seit Ende der 60er Jahre nicht mehr gibt. Aber in den Herzen der Ruhrorter lebt das noch. Deshalb hat auch der Bürgerverein die erste Stadtteil-Partnerschaft Deutschlands initiiert – mit St. Pauli.

Waren es die alten Häuser und die Geschichte von Ruhrort, die dich auf die Idee brachten, einen historischen Krimi ausgerechnet dort handeln zu lassen?

Ganz klar: ja. Speziell die Fabrikstraße, wo eine ganze Häuserzeile aus den 1820ern unter Denkmalschutz steht und ein alter Brunnen rekonstruiert wurde, war sehr inspirierend. Das habe ich oft erzählt und das hat dazu geführt, dass es viele Pressefotos von mir auf der Fabrikstraße gibt.

Ich habe gelesen, dass die Recherchearbeiten zum ersten Roman um Lina Kaufmeister (Das rote Licht des Mondes) sehr langwierig um umfangreich waren. Wie genau bist du hier vorgegangen. Ich habe von einer Führung im Haniel-Museum gelesen. Was hast du weiterhin unternommen, bist du z.B. regelmäßig an Originalschauplätzen gewesen?

Das Hanielmuseum war Inspiration pur. Hier steht zum Beispiel der Nachtstuhl, der im „Roten Licht“ keine geringe Rolle spielt. Es war auch nicht schwierig an Ruhrorter Fakten zu kommen – wer war Bürgermeister, wer waren die damaligen Pfarrer, gab es schon Straßenbeleuchtung, wo war das Rathaus usw. Wirklich schwierig war es, etwas über das Alltagsleben, besonders das der Frauen zu erfahren. Hier war meine Hauptquelle die Rhein- und Ruhrzeitung im Stadtarchiv. Es gab noch nicht viele Lokalnachrichten, aber bereits viele Anzeigen. Aus denen konnte man erfahren, was die Leute gegessen haben, welche Stoffe es gab, welche Bücher, wann der Zug vom Ruhrorter Bahnhof abfuhr. Die zweite Hauptquelle war ein Henriette-Davidis-Kochbuch. Kochbücher sind wahre Schätze der Kulturgeschichte, denn hier wird z.B. viel über Haushaltsführung geschrieben.

Im Jahr 2000 ist dein erster Roman erschienen. Du hast Germanistik und Publizistik studiert. Hast Du bereits in jungen Jahren geschrieben und wie kam es zu der Entscheidung eine Veröffentlichung anzustreben?

Gerade ist mir beim Aufräumen eine Schülerzeitung aus dem Jahr 1976 in die Hände gefallen. Ich habe mich gar nicht mehr daran erinnert, aber damals, mit knapp 14 Jahren, hatte ich für die Zeitung den Beginn eines Fortsetzungskrimis geschrieben. Inzwischen kam mir wieder in den Sinn, dass es keine weiteren Fortsetzungen mehr gegeben hatte. Wenn ich mein Machwerk lese, denke ich auch, dass das gut so ist. 😉 Aber dieser Krimiversuch war ganz sicher nicht mein erster Schreibversuch. So um 1979 habe ich dann begonnen, Gedichte zu schreiben, bin in die Duisburger Szene eingetaucht und hatte auch einzelne Veröffentlichungen. Prosa habe ich erst wieder geschrieben, als ich einen Computer bekam, Fantasy, Science Fiction. Erst als ich Jacques Berndorfs ersten Eifel-Krimi „Eifel Blues“ entdeckte, kam mir die Idee, dass ich es auch mit einem Krimi versuchen könnte. Aber zunächst schrieb ich eine Weile unter Pseudonym abgeschlossene Romane für die Yellow Press. 1998 schrieb ich ein Buch, das bereits viele Krimielemente hatte und schickte es an meinen heutigen Agenten. Der fand es unverkäuflich, aber gut geschrieben und regte an, dass ich einen richtigen Krimi mit einer weiblichen Hauptfigur schreiben sollte und das war dann „Messerscharf“. Er brachte es bei Fischer in der renommierten Reihe „Die Frau in der Gesellschaft“ unter, in deren Unterhaltungszweig u.a. Eva Heller, Hera Lind und im Krimibereich Sabine Deitmer veröffentlicht wurden. Ich bin heute noch unheimlich stolz darauf, dass ich von der legendären Lektorin Ingeborg Mues ausgewählt worden bin – und glücklicherweise kann man das Buch nach der Neuveröffentlichung bei rororo ja jetzt auch wieder lesen.

Was sind deine Hobbys? Was macht Silvia Kaffke privat? Liest du selber gerne? Wenn ja, welche Autoren oder Genres bevorzugst du? Nähst Du vielleicht auch? 😉

Ich habe lange Zeit fast nur Sachbücher gelesen, aber seit ich meinen e-Book-Reader habe, lese ich auch wieder zum Vergnügen. Dann aber nicht unbedingt Krimis, sondern sehr gern Fantasy, obwohl ich immer auf der Suche nach etwas bin, dass nicht von Elfen und Orks wimmelt und in dem nicht gerade der tumbe Junge ein großer Zauberer wird (Tolkien und Tad Williams haben zu den Themen eigentlich alles gesagt). Deshalb Steampunk, Gordon Dahlquists „Die Glasbücher der Traumfresser“ zum Beispiel. In den letzten paar Wochen habe ich meine Lieblings-Karl-May-Bücher neu gelesen, für den Kindle gibt es die Original-Versionen gratis, das war sehr interessant, man konnte manch Neues entdecken.

Ansonsten singe ich in einer 60ties Girl Group, spiele gern mal Spielchen am PC und koche leidenschaftlich gern. Und dann ist da noch mein Engagement für Ruhrort, das seit Ruhr 2010 offizielles Kreativquartier ist und wo ganz viel Kultur „von unten“ gemacht wird. Ich bin im Verein Beathafen e.V., wir wollen mit eigenen Musikveranstaltungen ein bisschen an die große Zeit der Clubs in Ruhrort erinnern. Da gibt es 60ties Partys, aber auch Barockkonzerte, Klangperformances oder einen Vortrag über Geigenbau.

Wie wichtig sind Dir Lesungen. Findest du den persönlichen Kontakt und die Nähe zu Deinen Lesern wichtig oder stehst Du nicht so gerne in der Öffentlichkeit?

Ich bin eine kleine Rampensau. Bei Gesangsauftritten habe ich durchaus noch Lampenfieber, bei Lesungen nicht. Der Kontakt zum Publikum macht mir viel Spaß – vielleicht abgesehen von denen, die mir ein Manuskript zum Lesen aufdrängen möchten.

Was sicher viele Fans interessiert ist, wie dein Autorinnenalltag aussieht. Schreibst Du mittlerweile hauptberuflich oder arbeitest Du abends nach Feierabend und am Wochenende?

Vom Schreiben kann ich nicht leben, gewöhnlich habe ich einen Brotjob, meist als Sekretärin. Im Moment bin ich allerdings arbeitslos und auf Jobsuche.

Eine Frage zum Thema Redigieren/Überarbeiten: wie lange wartest Du, bis Du ein Manuskript zur Überarbeitung wieder zur Hand nimmst und … gefällt Dir diese Arbeit?

Ich redigiere relativ wenig. Ich gehe immer kurz über die letzten paar Seiten, die ich geschrieben habe, bevor es weitergeht. Zwischendurch arbeite ich die Korrekturen meiner Freundin Martina Peters ein. Und wenn das Buch fertig ist, gibt es noch einen Durchgang, bei dem ich den Text laut lese, dann fallen Wortwiederholungen, holprige Konstruktionen oder misslungene Dialoge am besten auf. Danach arbeite ich natürlich noch die Anmerkungen der Lektorin ein.

Eine Frage die ich allen meinen Gesprächspartnern stelle: gibt es bei deiner Arbeit besondere Rituale und/oder ein Maskottchen, dass du während der Schreibarbeit in deiner Nähe brauchst?

Nein, keine Rituale. Wenn ich mich disziplinieren möchte, versuche ich, mindestens drei von „meinen“ Seiten – die sind etwas länger als Normseiten -, zu schaffen.

Verrätst Du den Lesern Deine Einstellung zu Ebooks, Kindle & Co? Hast du selber solch einen E-Reader oder bevorzugst Du noch das gute, alte Buch?

Vom Autorenstandpunkt ist da natürlich das Problem der gehackten Bücher. Es gibt ja leider eine ganze Gruppe von „kreativen“ Leuten, die Content im Web nicht für schützenswert halten und gern auf Kosten anderer kreativ sind. Schreiben ist harte Arbeit und dafür steht mir eine Entlohnung zu.

Als Leserin besitze ich neben dem Kindle noch ein zweites eBook, um etwas unabhängiger von Amazon zu sein. Ich habe mich auch schon gegen ein Buch entschieden, weil es nicht als eBook erhältlich war. Ich schätze es ungemein, dass bei meiner neu erwachten Leselust sich jetzt nicht schon an die zwanzig neue Bücher bei mir stapeln und vermisse das „Buchgefühl“ überhaupt nicht, besonders nicht beim Kindle mit seiner brillanten e-Ink-Technik.

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Zuletzt möchte ich noch wissen: schreibst Du derzeit an einem neuen Roman? Wann können wir mit einem weiteren Werk von Dir rechnen und darfst Du schon ein bisschen darüber erzählen?

Ich schreibe derzeit noch nicht, denke aber, dass es bald losgeht und dass es höchstwahrscheinlich Steampunk sein wird.

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Nähe Informationen zur Autorin finden sich auf:

    kaffkescrimes.blogg.de

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Die Rezension zu

„Das Rote Licht des Mondes“

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Liebe Silvia, ich bedanke mich noch einmal für das Interview und die ausführlichen und ehrlichen Antworten Deinerseits. Ich wünsche Dir für deine Zukunft alles Gute und vor allem viele Ideen zu neuen Geschichten …

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© Buchwelten 06.02.2012