XY von Sandro Veronesi (4/5)

.


Erschienen als
gebundene Ausgabe
im Klett-Cotta Verlag
394Seiten
Preis: 22,95 €
ISBN: 978-3-608-93960-6

.

Der Schlitten, der jeden Morgen die Touristen in das kleine Bergdorf San Giuda bringt, fährt pünktlich um 10 Uhr auf den Dorfplatz. Aber wo ist Beppo der Kutscher, wo sind die Touristen? Der Dorfpfarrer Don Ermete macht sich gemeinsam mit zwei weiteren Bewohnern auf dem Motorschlitten auf die Suche und sie finden das Unfassbare: Unweit des kleinen Dorfes finden Sie 11 Leichen, teilweise schlimm zugerichtet.
Die Autopsien bringen das Unerklärliche ans Licht. Alle 11 Toten sind an verschiedenen Arten verstorben: u.a. Erstickung an einer Brotrinde, Krebs, Herzinfarkt und ein Opfer starb durch den Biss eines Hais.

In der Hoffnung, seelische und moralische Unterstützung für seine „Kinder“ zu erhalten, sucht Don Ermete die Psychiaterin Giovanna auf und bittet um Ihre Hilfe. Sie überlegt nicht lange, nimmt die Herausforderung an und zieht in das Pfarrhaus von San Giuda. Gemeinsam mit Don versucht sie den Bergdorfbewohnern näher zu kommen und sie vom Trauma des Unglücks zu befreien.

Doch wie soll das möglich sein, wenn alle sich immer mehr verschließen und keiner verstehen will, was an diesem Morgen des Unglücks dort geschehen ist?

*****

Ich habe dieses Buch, das am 24. August bei Klett-Cotta erscheint, im Rahmen der ersten Sneak Preview bei Blogg dein Buch erhalten. Das heisst, wir Blogger haben uns auf ein ???-Buch beworben, von dem wir nicht wussten, was sich dahinter verbirgt. Eine spannende Aktion und es hat sich gelohnt.

Als ich dann erfuhr, dass es sich um XY handelt, kam es mir dennoch gleich bekannt vor. Denn der Autor Stephen King hat bereits vor Monaten rätselhafte Videosequenzen zu diesem Roman auf Facebook geteilt. Seinerzeit habe ich alle angesehen, konnte jedoch nicht viel damit anfangen, denn sie waren alle nur auf italienisch. Das Adjektiv „rätselhaft“ beschreibt es ganz gut, denn wie auf der Buchrückseite bereits erwähnt: „XY ist kein Krimi, ein Krimi löst Rätsel und XY ist das Rätsel selber….“.
Es ist nicht möglich XY in eine Katogerie einzuordnen. Ein Thriller ist es nicht, ein Krimi ist es nicht, Mysterie ist es auch nicht. Es beinhaltet einige der Elemente aber im Grunde hat der Autor es geschafft, etwas zu erschaffen, dass nicht zuzuordnen ist.

Da ich über die Handlung nicht mehr verraten will, kann ich nur sagen, dass die Geschichte sich um das Gute und Böse dreht, zeigt, dass jeder ein dunkles Geheimnis in sich trägt und das dieser Roman sehr in die Tiefe der Figuren geht. Das ist bei den beiden Protagonisten ganz intensiv ausgearbeitet und sie sind mir im Laufe der Lektüre (natürlich) sehr nahe gekommen. Aber auch die Nebenfiguren sind sehr psychologisch ausgearbeitet.

Es gibt etwas in der Handlung, dass mir persönlich komplett gefehlt hat und einen weiteren Teil worauf ich lange gewartet hatte und mich gewundert habe, dass es nicht viel früher vorkommt (nein, was es ist kann ich nicht sagen…) und darum gebe ich insgesamt nur 4 von 5 Punkten.

Veronesi schreibt in einem sehr guten, anspruchsvollen Schreibstil. Der zeichnet sich zum einen durch lange verschachtelte Sätze aus, wie ich sie mag. Ich musste mir schon die Zeit nehmen, mich auf das Buch zu konzentrieren, damit ich den Gedankengängen so folgen konnte, wie sie es verdient hatten (vorallem den hochverschlungenen von Giovanna).

Der Autor hat einige ausgefallene Stilelemente in seinem Werk verbaut. So kann man sich darauf verlassen, dass die Erzählsichten der zwei Handlungsstränge von Don Ermete und Giovanna immer wechseln.
In einem Kapitel hat er über Seiten jeden Satz mit dem Wort „Indessen“ begonnen.
Die wörtlichen Reden sind absolut großartig, denn es gab „echte“ Wortwechsel, dass heisst es gab kein: sagte er, entgegnete sie, erwiderte er, sagte Don…. Dadurch lesen sich diese Unterhaltungen für mich, als sässe ich mit am Tisch und wende meinen Kopf zwischen den Erzählenden nach links und rechts um zuzuhören.
Ein Kapitel ist komplett ohne Punkt und Komma geschrieben, was auch ein ausserordentliches Lesen zur Folge hatte. Ich selber musste mir immer wieder sagen: „Hol Luft, auch wenn da kein Punkt ist“.

Eine kleine Sache ist hier noch von mir zu bemängeln. Ab Seite 81 letzer Absatz bis runter an das Ende der Seite 82 wurde ich von dem Wort „habe“ überhäuft. Nach dem zweiten Absatz dachte ich, man hätte hier evtl. versuchen können umzustellen, denn es sind wirklich viele „habe“. Dies ist aber evtl. eine Sache der Übersetzung und wird von mir nicht dem Autor angekreidet.

Die Erscheinung des Buches gefällt mir sehr gut, das Cover spricht an, macht neugierig. Der Klappentext ist kurz und knapp und lockt. Leider wirkt er für mich unordentlich, weil er weder im Blocksatz, noch zentriert abgedruckt wurde.

.

Ich möchte noch auf eine eigene Internetpräsenz hinweisen, die der Verlag zu diesem Buch angelegt hat. Es gibt Videos, Karten des Bergdorfes, Informationen zu den Bewohnern und einiges mehr:   XY – Roman.de

.

Mein Fazit: 4 von 5 Sternen für ein eindrucksvolles Buch, dass sich in keine Schublade stecken lässt und in die Tiefen des Menschen geht und das in einem guten Schreibstil mit verschiedenen Elementen geschrieben ist.

.

Ich danke      und        für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.

.

© Buchwelten 2011

Eine Antwort auf „XY von Sandro Veronesi (4/5)

Hinterlasse einen Kommentar