Galaxias von Stephen Baxter

Erschienen als Taschenbuch
im Heyne Verlag
insgesamt 651 Seiten
Preis: 16,00 €
ISBN: 978-3-453-32248-6
Kategorie: Science Fiction

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Stephen Baxters neuester Roman mit dem Titel „Galaxias“ mag für den ein oder anderen Fan anfangs langatmig und relativ unspektakulär wirken. Das liegt daran, dass Baxter eine interessante Ausgangssituation verwendet, um diese dann mittels vieler Gespräche aufarbeitet, in denen sich eine drohende Gefahr für die Menschheit herauskristallisiert. „Galaxias“ ist kein Science-Fiction-Roman, der im Weltall spielt, sondern in erster Linie auf der Erde handelt. Der Leser begleitet verschiedene Personen bei ihrer Aufgabe, ein unheimliches Phänomen zu enträtseln. Dies passiert mittels vieler Gespräche auf politischer und wissenschaftlicher Ebene was natürlich für den ein oder anderen tatsächlich etwas langatmig wirken könnte. Mir persönlich hat dieses Vorgehen allerdings sehr gefallen, weil es die außergewöhnliche Situation authentischer machte. So wie man es von Baxter gewohnt ist, wird das Verschwinden der Sonne, so gut und verständlich wie es geht, auf wissenschaftliche Art und Weise erklärt. Der Schreibstil ist wie gewohnt sehr flüssig und aus meiner Sicht eben alles andere als langweilig. Sicherlich hätten die Charaktere noch etwas vertieft werden können, aber das empfand ich als gar nicht so schlimm, weil es ja vielmehr um das Entschlüsseln des Mysteriums ging. Zumindest aus meiner Sicht empfand ich dieses Vorgehen als absolut nicht störend.

„Galaxias“ erinnerte mich so manches Mal an die Science-Fiction-Romane der 1970er-Jahre, die eine Gefahr aus dem Weltraum behandelten und den Kampf der Menschheit ums Überleben beschrieben. Baxter gibt der Handlung durch seine wissenschaftlichen Ansätze einen interessanten Rahmen, der durchaus plausibel erscheint. Ich könnte mir dieses Buch durchaus als äußerst spannenden Film vorstellen. Und dann, wenn man nach mehreren hundert Seiten denkt, dies wäre zwar ein typischer Roman von Steven Baxter, der allerdings nicht auf epische Weise endet, wird man eines Besseren belehrt. Denn „Galaxias“ nimmt gerade auf den letzten Seiten noch gewaltig an Fahrt auf und zeigt eine Prämisse, die für Baxters Romane typisch ist: bombastisch, episch und über die Grenzen hinausgehend. Gerade das Ende hat mich als großen Baxter-Fan wieder äußerst zufrieden gestimmt, weil es Bilder vor meinem inneren Auge entstehen ließ, die ich von seinen Romanen gewohnt bin. „Galaxias“ endet episch, zumindest aus meiner Sicht, und bleibt genau aus diesem Grund, wie alle Bücher von Steven Baxter, in meinem Gedächtnis haften. Wo Baxter draufsteht ist letztendlich auch Baxter drin. Ich freue mich schon jetzt auf das neue Abenteuer dieses außergewöhnlichen Autors.
Die volle Punktzahl erreicht der Roman allerdings nicht ganz, da es eindeutig bessere Geschichten von Stephen Baxter gibt.

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Fazit: Eine faszinierende Ausgangssituation entwickelt sich zu einem Epos.

©2023 Wolfgang Brunner für Buchwelten

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Sex, Absinth und falsche Hasen von Walter Moers

Sex Absinth und falsche Hasen von Walter Moers

Erschienen als Taschenbuch
im Penguin Verlag
insgesamt 108 Seiten
Preis: 18,00 €
ISBN: 978-3-328-10966-2
Kategorie: Comic; Parodie

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Die Geschichte und Welt der Kunst einmal anders.

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Das Buch „Sex, Absinth und falsche Hasen“ erschien bereits im Jahr 1993 (und später nochmals 2013) unter dem Titel „Arschloch in Öl“ und erlebt nun, fast 30 Jahre später, glücklicherweise eine Wiedergeburt.
Moers Ausflug in die Welt der Kunst ist höchst amüsant und man kommt teilweise aus dem Dauergrinsen nicht mehr heraus. Der Ideenreichtum des Autors ist grenzenlos, so wie auch sein besonderer Humor, der sich auch in diesem „Büchlein“ wieder zeigt. Nur dieses Mal ist noch eine Prise Anzügliches mit dabei, das dem ein oder anderen vielleicht etwas zu speziell ist.
Ich habe mich jedenfalls hervorragend unterhalten gefühlt und bekam wegen einiger Stellen sogar das Grinsen noch nach Stunden nicht aus dem Gesicht.
Walter Moers versteht es wirklich gut, seine Leserinnen und Leser zu packen, so dass man seine Reise in dir Welt der Maler und Künstler genießt.

Die Bilder stammen, wie der Text, auch von Walter Moers und beide gehen eine Symbiose ein, die absolut funktioniert. Ein paar der Kunsterklärungen habe ich sogar ein paar Mal gelesen, weil sie wirklich lustig sind.
Moers beweist auch hier, dass er es einfach kann und nicht nur mit seinen phantastischen Romanen punktgenau trifft, sondern auch mit Beiträgen wie dem vorliegenden.
Fans, die das Buch noch nicht kennen, sollten unbedingt zugreifen. Und diejenigen, die es noch nicht kennen, erhalten einen ersten Eindruck von Moers Schaffen, wobei sich seine Romane letztendlich doch irgendwie unterscheiden, was aber keinesfalls seinen Sinn für Humor betrifft.

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Fazit: Ein wunderbarer, höchst amüsanter Moerscher Ausflug in die Welt der Kunst. Top!

©2023 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Queen Elisabeth II – Das offizielle Buch der „The Times“

Erschienen als gebundene Ausgabe
im Heel Verlag
insgesamt 336 Seiten
ISBN: 978-3-96664-559-1
Kategorie: Biografie

Über 70 Jahre lang war sie als Königin von England im Amt. Dieses Buch beschreibt ihr Leben, von klein auf bis zu ihrem Tod. Es ist das offizielle Buch der Tagezeitung The Times, welches vollständig aktualisiert wurde.

Es handelt sich hier um keinen reinen Bildband, auch wenn es wirklich viele tolle Fotos in sehr guter Qualität gibt. Das Buch zeigt sowohl offizielle, als auch private Fotos, die man noch nicht so gesehen hat. Außerdem beinhaltet das Buch viele Originalartikel der Times und kurze Texte von Autoren, Journalisten und Historikern. Dadurch bekommt man als Leser auch einige persönliche Blicke in das Leben der Frau Elisabeth.

Ich möchte mich nicht als begeisterter Royal beschreiben, ich bin einfach, wie viele andere sicher auch, durch die Netflix-Serie The Crown ein bisschen angefixt worden. Ich kenne die Queen mein ganzes Leben lang. Sie war immer die Königin von England und natürlich habe ich auch einiges mitbekommen: Charles und Diana, ihren schrecklichen Tod und andere Dinge, das Königshaus betreffend. Aber ich habe noch nie ein Buch darüber gelesen oder eine Biografie der o.g. Royals.


Aber als ich dann anfing The Crown zu schauen, wurde mir Lilibet sympathisch. Die Frau, die ich immer als kühl und distanziert empfand; war eine junge Frau, gerade mit Philip verheiratet und so verliebt in ihren Mann, als sie ungewollt in diese Rolle plumpste, von der damals keiner dachte, dass sie sie überhaupt einmal übernehmen muss. Sicher, eine Netflix-Serie ist vlt. nicht die beste Methode etwas über die Hintergründe eines Lebens zu erfahren. Aber ich bin sicher, dass sich doch – gerade historisch – sehr an die Wahrheit gehalten wurde.

Darüber muss ich nun auch nicht schreiben, denn es geht ja um das vorliegende Buch, was ich auf Grund meines geweckten Interesses bekommen habe.

Mir hat das Buch sehr gefallen, es ist optisch schön und von guter, schwerer Qualität. Es hat wirklich Gewicht, denn die Blätter sind schweres Hochglanzpapier. Es handelt sich um eine gebundene Ausgabe, die wirklich wertig ist.

Wer sich also für das Leben und die Regentschaft der Queen in allen Facetten interessiert, ob nun als leidenschaftlicher Royalist oder einfach nur laienhafter Fan wie ich, wird definitiv seine Freude an diesem Buch haben.

© MB für Buchwelten

Drei Streifen gegen Puma von Barbara Smit

Erschienen als Taschenbuch
im riva Verlag, erhältlich über Amazon
insgesamt 412 Seiten
ISBN: 978-3-86883-918-0
Kategorie: Firmengeschichte

Als die beiden getrennten Unternehmen Adidas und Puma entstanden, ging der Bruderzwist der Dassler Brüder in die nächste Runde.

Gemeinsam hatten Adi (Adolf) und Rudolf Dassler in der alten Waschküche ihrer Mutter in den 1920er-Jahren mit der Schuhproduktion begonnen und gemeinsam die Dassler Schuhfabrik gegründet. Beide waren sie absolut sportbegeistert und selbst sehr athletisch. Adi war schon als junger Mann der Bastler, der Erfinder, während Rudolf eher der Unternehmer war.

Nach dem zweiten Weltkrieg kam es endgültig zum Bruch zwischen den Brüdern, sie gingen fortan getrennte Wege. Rudolf Dassler gründete die Firma Puma, während Adolf (Adi) seine Firma Adidas aufbaute. Bis heute besteht eine gewisse Rivalität zwischen den beiden Firmen in Herzogenaurach, beide jeweils auf der anderen Seite des Flusses ansässig.

Dieses Buch erzählt über die Anfänge, die Trennung, die vielen Höhen und Tiefen beider Unternehmen und liefert interessante Einblicke in den großen, komplizierten Bereich der Sportbranche.

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Team Adidas oder Team Puma? Das ist die große Frage. Ich gestehe, ich bin seit dem Teenager-Alter in den 80er-Jahren Fan und Trägerin beider Marken.

Natürlich wusste ich bereits, dass Adidas (Adi Dassler) bedeutet und das Rudolf, der große Bruder, die Firma Puma nach dem Bruch gegründet hatte (Puma, weil sich Ruda einfach nicht gut anhörte). Ich wusste auch, dass die Firmen bis heute beide in Herzogenaurach ansässig und jeweils auf der anderen Seite des Flusses beheimatet sind. Aber viel mehr wusste ich nicht und ich habe mich wirklich gefreut, als mein Mann mir das Buch geschenkt hat, weil er eben von meiner Liebe und meinem Interesse wusste.

Wir hatten gemeinsam den deutschen Film Die Dasslers gesehen, der wirklich sehr gut und absolut sehenswert ist. Er beginnt mit den Anfängen in der Waschküche, geht weiter über den Weltkrieg bis hin zum Bruch und darüber hinaus.

Dieses Buch liefert natürlich noch viel mehr Insider- und Hintergrundwissen, dass oftmals wirklich kompliziert ist, da es sehr wirtschaftlich zugeht, wenn über Sportmarketing, Holdings, diverse Tochterfirmen, den DFB, die FIFA, das IOC usw. berichtet wird.

Aber ich war dennoch absolut gefesselt von dieser Firmen- und Familiengeschichte, denn dass Horst Dassler, Adis Sohn derjenige war, der mit Adidas Frankreich den Superstar erfunden hat und selbst die Idee für die noch heute klassische Fischgrätsohle hatte, wusste ich nicht. Damit hatte Adidas in den USA Fuß gefasst. Den Tennisbereich eroberten sie mit dem Schuh Stan Smith (ein damaliger großartiger Tennisprofi), der heute noch genauso produziert und verkauft wird. Vom Fußballbereich brauchen wir gar nicht erst zu sprechen.

Ich wusste auch nicht, dass Adidas 2005 die Firma Reebok gekauft hatte und diese bis 2021 zu Adidas gehörte. Ja, Horst Dassler, Adis Sohn, war so erfolgreich mit seinem französischen Unternehmen, dass er viele Geschäfte heimlich, an seinen Eltern Adi und Käthe Dassler vorbei abgeschlossen hat. Horst war ein Macher, er sprühte vor Ideen, während Armin, der Sohn von Rudolf bei Puma es etwas schwerer hatte.

Beispielsweise war Horst Dassler der Meinung, man sollte auch Sportkleidung vermarkten, da im Wandel der Zeiten auch im Freizeitbereich sehr gerne sportliche Outfits angesagt waren. Und er meinte ebenso, man müsse Bademoden herstellen, gerade im Hinblick auf die Olympischen Spiele. Adi, sein Vater, hatte ihm „den Vogel gezeigt“ und gesagt, Adidas produziere Schuhe! Nun, Horst hat dann kurzerhand (heimlich) die Firma Arena gegründet und hatte Erfolg! Denn, auch wenn es heute Bademoden von Adidas selbst gibt, Arena gibt es nach wie vor.

Das war nur ein kleines Beispiel für den Ideenreichtum und Mut von Adis Sohn Horst. Als dieser dann recht jung und sehr plötzlich verstarb, wurde es kompliziert. Die Erbengemeinschaft von Mutter und drei Schwestern war geschäftlich nicht so gewieft wie er und es kam zu vielen Auf und Ab’s und Wechseln innerhalb der Firmengeschichte.

Puma ging es noch schlechter. Als Armin verstarb (Rudolfs Sohn), übernahmen die Banken Puma und das Geschäft brach ein. Vor allem der amerikanische Markt hatte erhebliche Rückschläge zu verzeichnen, da man auf die Idee kam, Puma-Schuhe im Discounter Walmart anzubieten. Die großen Ketten wie Footlocker distanzierten sich daraufhin. Seinerzeit gab es die „guten“ Pumas dort in grünen Kartons, während plötzlich die „billigen“ Pumas im Discounter in weißen Kartons verkauft wurden. Das ist übrigens heute noch ähnlich: Die gehobeneren Pumas sind in grünen Kartons, die günstigen bekommt man bei Deichmann in roten Kartons (ist es euch mal aufgefallen?).

Ein Managerwechsel hat Puma wieder auf die Beine verholfen und keine Geringere als die Sängerin Rhianna, hatte ebenfalls großen Anteil daran, dass Puma wieder populär wurde. Sie hat durch Ihre Kollaboration Puma wieder „hip“ gemacht.

Man liest vielleicht meine Begeisterung heraus. Ich bin ein wirklicher Fan dieser Marken und mich mit der Geschichte dieser beiden Familienunternehmen zu befassen hat mich sehr gepackt. Ich mag es, Hintergrundwissen zu erlangen, und dieses Buch ist für interessierte und neugierige Fans absolut zu empfehlen ☺

Hier ist der Link zum Film, der für mich absolut sehenswert ist: Die Dasslers

© MB für Buchwelten 2023

Ganz gewöhnliche Monster von J.M. Miro

Erschienen als gebundene Ausgabe
im Heyne Verlag
insgesamt 796 Seiten
Preis: 24,00 €
ISBN: 978-3-453-32232-5
Kategorie: All Age, Mystery, Abenteuer

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Dr. Berghast lässt Kinder , die eine besondere Gabe besitzen, auf der ganzen einsammeln, um sie auf seinem Anwesen, dem Cairndale-Institut, zu versammeln. Was die Kinder nicht wissen: Sie sind Teil eines Plans und besitzen nicht nur außergewöhnliche Fähigkeiten, sondern sind auch dazu imstande, eine geheimnisvolle Welt zu öffnen, die in das Reich der Toten führt …

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Der Klappentext machte mich bei diesem Buch unglaublich neugierig und ich wurde in keiner Weise enttäuscht. Miros Roman ist ein All – Age – Roman, der wie eine wilde Mischung aus Büchern und Filmen wie „Harry Potter“, „Die Insel der besonderen Kinder“, „Oliver Twist“, „Stranger Things“ und „X – Men“ wirkt. An manchen Stellen sind diese Vergleiche sehr offensichtlich, sodass ich manchmal überlegte, dem Gesamtwerk einen Stern Abzug zu geben. Aber letztendlich werden diese Anspielungen, womöglich sollten sie auch liebevolle Hommagen darstellen, so geschickt von Miro in die eigenständige Handlung eingearbeitet, dass es eben nicht wie eine plumpe Kopie wirkt. „Ganz gewöhnliche Monster“ ist ein Abenteuer, wie man es sich von einem solchen Buch wünscht: faszinierend, spannend, fesselnd und auf hohem Niveau geschrieben. Gerade der Schreibstil hat mich enorm begeistert und gepackt. Miro schreibt sehr hochwertig und kann gut mit Worten umgehen.

Vielen mag die Geschichte zu langatmig erzählt sein, ich hingegen empfand gerade diese langsame, ruhige Vorgehensweise als äußerst angenehm, zumal man wissen sollte, dass es sich bei dem vorliegenden Roman um den ersten Teil einer geplanten Serie (Trilogie?) handelt. Man spürt bereits am Anfang, dass da etwas Großes, Episches auf einen zukommt. Das vorliegende Buch muss als Einführung in die Geschichte angesehen werden. Es bringt uns die Charaktere und die Welt näher, bevor es mit einem aufsehenerregenden Finale für die Fortführung im zweiten Band vorbaut. Gerade das Ende ist Miro phänomenal gelungen und lässt ein Gefühl nach Abenteuer in einem wachsen, wie es noch aus meiner Kindheit kenne.

Irgendwie wirkte „Ganz gewöhnliche Monster“ auf mich wie eine Erwachsenen-Version von Harry Potter, obwohl sich die Handlung deutlich unterscheidet. Aber die Atmosphäre schlägt gleich zu Anfang einen düsteren Weg ein, wie man ihn bei Potter erst von den letzten Bänden kennt. Gerade die Welt jenseits eines Portals, die Miro zwar in seinem ersten Buch bereits beschreibt, die aber offensichtlich in Band 2 eine weitaus größere Rolle spielt, ist mystisch und verspricht, extrem spannend und faszinierend zu werden.
Ich habe dieses Buch jedenfalls trotz seines gigantischen Umfangs von fast 800 Seiten genossen und kann das Erscheinen von Band 2 kaum erwarten.
Wer komplexe, mystische Geschichten mag, die sich Zeit lassen, dürfte hier seine helle Freude haben. Einziger Wermutstropfen sind die doch immer wieder vorkommenden Rechtschreibfehler, die zwar beim Umfang des Buches nicht wirklich gravierend, nichtsdestotrotz störend sind.

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Fazit: Ruhiger Einstieg in eine epische All-Age-Abenteuergeschichte.

©2023 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Der Pinguin – A Very Graphic Novel von Walter Moers

Erschienen als Taschenbuch
im Penguin Verlag
insgesamt 103 Seiten
Preis: 18,00 €
ISBN: 978-3-328-11002-6
Kategorie: Graphic Novel, Comic

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Ein verliebtes Eskimopärchen, ein Pinguin, Drogen, Alkohol und … Mord!

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Auf der Titelseite ist der Vermerk „Vorsicht! Explicit! Dieses Buch enthält Bilder und Inhalte zu den Themen SEX, GEWALT und DROGEN, die einen gefestigten Charakter und Humor voraussetzen!!!“
Der Hinweis ist nicht unangebracht, denn geht man mit Moers’ Humor nicht konform, so könnte das Graphic Novel tatsächlich eine leichte bis gar unerwartet hohe Form von Entrüstung auslösen. „Der Pinguin – A Very Graphic Novel“ ist eine Reise in die Abgründe des Menschen, äh, Verzeihung, des Pinguins. Da werden freizügig Drogen konsumiert, wird Sex praktiziert und vor allem … abgeschlachtet! Durch die von Moers gewohnten genialen Zeichnungen „liest“ sich dieses Graphic Novel wie ein Film, den man nur als Volljähriger zu sehen bekommt. Ich könnte mir da übrigens tatsächlich eine Verfilmung äußerst unterhaltsam und interessant vorstellen. 😉

Moers Buch ist sicherlich Unsinn, aber was für einer! Witzig ist vor allem auch, dass einem die Geschichte und die Bilder nicht mehr aus dem Kopf gehen. Als wäre es eine literarische Droge, von der man nicht die Finger lassen kann, greift man immer wieder zu dem Büchlein und blättert darin herum, amüsiert sich und grinst unentwegt vor sich hin.
Aber so sind die Comics und Bücher von Walter Moers nun mal: bissig, bösartig, nicht Mainstream und vor allem voller cooler Ideen.


Fazit: „Der Pinguin“ ist ein Buch, das sich definitiv lohnt, denn man „liest“ es nicht nur einmal.

©2023 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Queen – Wie alles begann (Die autorisierte Biografie) von Jackie Smith und Jim Jenkins

Erschienen als Taschenbuch
im Hannibal Verlag
insgesamt 408 Seiten
Preis: 29,00 €
ISBN: 978-3-85445-742-8
Kategorie: Biografie

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Zwei Kenner der Band entführen die Leser auf eine jahrzehntelange Reise einer beispiellose Musikkarriere, die „Queen“ zur Legende machte.

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Wer kennt sie nicht, die erfolgreichen Bombast-Rocker Queen? Unzähliger Bücher sind erschienen, aber „Queen – Wie alles begann“ geht in die Tiefe und beleuchtet immer wieder andere Aspekte der Band, wie man sie bislang noch nicht gelesen hat. „Queen – Wie alles begann“ ist auch anders aufgebaut, als andere Bücher über die Band(geschichte). Es mag vielleicht an der ein oder anderen Stelle etwas kalt oder distanziert wirken, wie die beiden Autoren über die Entstehung diese weltweit bekannte Rockband schreiben, aber wenn man dann am Ende des Buches das Ganze noch einmal Revue passieren lässt, so merkt man, wie sehr man in das Leben der vier Musiker und dem ganzen Drumherum eingetaucht ist.
Es ist dennoch irgendwie ein trockenes Buch, das sich wenig mit den Persönlichkeiten der Musiker befasst. Allerdings steckt es voller Fakten und Zahlen und konzentriert sich dennoch nicht viel auf die legendäre Musik oder wie sie entstanden ist. Auch auf das Songwriting, die Musikalität und Genialität der Bandmitglieder und ihr Handwerk wird wenig eingegangen.
Stattdessen erfährt der Leser viel über Verkaufsstrategien und Chartplatzierungen. Das Buch ist wirklich voll mit solchen Informationen, aber die Menschen hinter der Band lernt man wenig kennen.

Dennoch wird eindrucksvoll und voller Fachwissen dokumentiert, wie Queen der Aufstieg innerhalb der Musikbranche bis hin zum weltweiten Erfolg gelang. Vor allem die frühen Jahre werden ausgiebig behandelt und gerade am Anfang werden wenigstens die Jugendjahre und Hintergründe der einzelnen Bandmitglieder schön erzählt.
Es macht unglaublich Spaß, gerade die Anfänge der Band mitzuerleben und immer wieder zu entdecken, wie sich die Wege anderer Bands und Stars während dieser Zeit kreuzten. Es ist bei weitem nicht das erste Buch, das ich über „Queen“ gelesen habe, und dennoch wirkte es auf mich, als hätte ich wieder viele neue Dinge zum ersten Mal gehört.
Es ist jedenfalls eine andere Art von Buch als die bisherigen Biografien über die Bandgeschichte. Wie bereits erwähnt, an manchen stellen wirkt es ein wenig unterkühlt und unpersönlich, aber wer neue und interessante Informationen über eine der bekanntesten Rockbands der Welt sucht, wird hier definitiv fündig.
Mit hat das Bücher definitiv gefallen und Queen-Fans sollten hier sowie zuschlagen, zudem es sich um eine autorisierte Bandbiografie handelt, die mit einem Vorwort von Brian May himself aufwartet.

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Fazit: Ein wenig unterkühlt, aber voller interessanter Informationen.

©2023 Wolfgang Brunner für Buchwelten

BLACK PLANET – Der Aufstieg der Sisters of Mercy

Erschienen als Taschenbuch
im Hannibal Verlag
insgesamt 360 Seiten
Preis: 27,00 €
ISBN: 78-3-85445-735-0
Kategorie: Bandbiografie

1980 kam ein junger Mann namens Andrew (Andy) Taylor nach Leeds und gründete gemeinsam mit seinem Freund Mark Pearman die Band „The Sisters of Mercy“. In ihren Anfängen traten sie unter anderem im F-Club auf und präsentierten dort ihren düsteren Sound. Die beiden machten ihre Musik mit minimalstem Equipment: Pearman spielte Gitarre, Andy Schlagzeug und die Drum Machine, der Doctor kam auch damals schon zum Einsatz.

Ihr Düster-Gothic-Rock, Wave-Punk kam gut an und mit „Floorshow“ eroberten sie die Dancefloors. Aus Andy Taylor wurde Andrew Eldritch, und aus Mark Pearman wurde Gary Marx, später folgten weitere Bandmitglieder.

Mit Sonnenbrille, sehr, sehr lauter Musik, viel Nebel und Sexappeal auf den Bühnen spielten sie sich in die Herzen ihrer Fans und langsam aber sicher wurde die Fangemeinde immer größer.

Der Journalist Mark Andrews, selbst ein großer Fan der „Sisters“ hat sich daran gemacht, um ein wenig Licht in die dunkle, geheimnisvolle und auch chaotische Bandgeschichte und deren Hintergründe zu bringen.

Ein Leckerbissen für alle „Sisters“-Fans, so wie mich …

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Bei mir waren es auch die 80er, als ich die Sisters kennenlernte, ich denke aber schon so 1985, 1986, als ich also ca. 16 Jahre jung war. Damals schon habe ich Musik gemocht und gehört, die nicht typisch Mainstream war: viel Peter Gabriel, gerne auch Talking Heads. Aber der düstere Rock der Sisters hat mich sofort umgehauen und ich konnte Stücke wie „Floorshow“ oder „Alice“ nicht laut genug hören.

Wie sagte mein Mann kürzlich zu mir: „Da denkt man, die haben eine ewig lange Discografie und dann haben sie nur 3 Alben?“. Ja, so ist das mit den Sisters, nur 3 Alben *** und alle drei einfach nur wahnsinnig gut. Wobei mir die beiden ersten „First, last and always“ und „Floodland“ ehrlich gesagt noch besser gefallen als die „Vision Thing“. Aber als Fan war man einfach nur froh, wieder was Neues zu hören. Und immerhin kam ich mit dem Album dann Anfang der 90er in den Genuss „The Sisters of Mercy“ live zu sehen. Oh Mann, ich war wirklich einige Tage heiser. Denn: Nebelmaschine volle Pulle, klaro! Mitsingen bei jeder Zeile und damals wurde in der Konzerthalle noch geraucht. Aber das war es sowas von wert. Es war laut und einfach genial. Ich habe nicht viel von der Band gesehen, aber auch das war egal. Ich hatte endlich die Sisters live gesehen.

Als ich dann dieses Buch in meinen Händen hielt, war ich sowas von glücklich, etwas über die Gründung und Hintergründe der Bandgeschichte zu erfahren, die immer noch einen geheimnisvollen und mysteriösen Touch hat. Und ich wurde belohnt. Ich habe vieles gelesen und gelernt, das ich nicht wusste. Z.B. über die Entstehung des Merciful Release Logos, die Entstehung von Andrews Künstlernamen und dem Wandel seines Wesens in diese Person. Vom Stress und den Strapazen der Touren und warum Andrew das eigentlich überhaupt nicht haben konnte.

Natürlich wird man, wie es in diesen Büchern oft der Fall ist, mit Namen überschwemmt, was mich anfangs auch wirklich verwirrt hat. Beispielsweise wird Andy Taylor mal Andy, dann Andrew, dann wieder Von genannt. Gary Marx ist mal Mark, dann Marx oder wieder Gary, da kommt man schon durcheinander. Dann kommen natürlich so ziemlich alle Personen vor, die mit der Band zu tun hatten oder in Kontakt waren. Darunter dann Produzenten, Techniker, Ingenieure, Fans, Fanclubleiter, Freunde, Freundinnen. Da behält man nicht so leicht den Überblick. Teilweise habe ich wirklich nachgeschlagen oder mir Screenshots gemacht ☺.

Interessant wurde es auch zu der Zeit, als Wayne Hussey zur Band stieß, der ja auch einige Songs geschrieben hat, die Eldritch teilweise nicht wollte und die ich später dann als „The Mission“-Songs kennenlernte. Denn, ich gestehe, ich höre auch „The Mission“ sehr gern. Ich wusste zwar, das Wayne Mitglied der Sisters war, und er und Andrew sich zerstritten hatten, aber die genauen Hintergründe werden in diesem Buch sehr gut geschildert.

Ebenso bietet das Buch einige tolle Fotos oder auch Infos über z.B. Fotoshootings, die zur Bildersuche anregen. Sei es nun die Wohnblock-Siedlung, in der Andy Taylor zuerst in Leeds gewohnt hat, oder im Text beschriebenen Fotosessions.
Außerdem habe ich mir ein Interview mit Andrew angesehen, weil ich gar nicht wusste, dass dieser hochbegabte, sehr belesene Mann neben weiteren Fremdsprachen fließend Deutsch spricht. Googelt mal, dieses Interview sehr interessant und auch amüsant!

Also, ihr lest vielleicht heraus, dass ich ins Schwärmen gerate, und ich möchte jedem Sisters-Fan (oder denen, die es vielleicht noch werden möchten) unbedingt ans Herz legen. Ich hatte viele tolle, spannende und absolute interessante Stunden mit meiner Lieblingsband und freue mich, dieses Buch nun in meiner Sammlung zu haben.

Derzeit laufen wieder die Sisters im CD-Player im Auto und ich verabschiede mich mit einer meiner liebsten Textstellen eines Sisters-Songs: „Like a million Voices call my Name“ … Nach so vielen Jahren drehe ich heute noch an diese Stelle ein bisschen lauter und bekomme eine Gänsehaut ♥ (zu hören in Flood II)

Hier geht es zur offiziellen Homepage (<— klick)

und zur Autorenseite:

Mark Andrews Homepage

*** 3 Alben aber diverse EP’s oder Singles. Denn weder Floorshow, noch Alice (und einige andere Stücke) finden sich auf den Alben!

© Marion Brunner für Buchwelten 2023

Die Wissenschaft von Avatar von Stephen Baxter

Erschienen als Taschenbuch
im Heyne Verlag
insgesamt 334 Seiten
Preis: 15,00 €
ISBN: 978-3-453-31399-6
Kategorie: Sachbuch, Science Fiction

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Ein faszinierendes Begleitbuch auf wissenschaftlicher Basis zu James Camersons „Avatar“-Filmen.

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James Camerons „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ dürfte wohl so ziemlich jedem ein Begriff sein. Dieser große Erfolg in Verbindung mit einem der besten Science-Fiction-Autoren unserer Zeit kann nur zu einem interessanten Ergebnis führen. Sicherlich muss man ein wenig für die von Cameron kreierte Welt übrigen haben, um echten Spaß an dieser wissenschaftlichen Abhandlung über Pandora und seine Bevölkerung zu haben. Aber wenn dieses Interesse vorhanden ist, erwartet einen ein faszinierender Ausflug ins Universum und in eine mögliche fremde Welt.
Man merkt, dass Baxter nicht nur Wissenschaftler sondern auch Romanautor ist, denn seine Reise wirkt wie eine Art Roman, auf der die Leser allerhand interessante Dinge über die Hintergründe des Films, aber auch über das Leben an sich und die unendlichen Möglichkeiten des Universums erfährt. „Die Wissenschaft von Avatar“ ist unglaublich spannend und man hat oftmals Bilder aus Camerons Welterfolg im Kopf, wenn Baxter darüber spricht und Dinge aus dem Film erklärt, die näher an der Wahrheit liegen als man bislang dachte. „Avatar“ ist äußert durchdacht und orientiert sich an der Realität oder zumindest an nicht ganz unwahrscheinlichen Phänomenen.

Es ist tatsächlich so, dass man Camerons Filme mit etwas anderen Augen sieht, wenn man dieses Buch gelesen hat. Baxter ist Fan von „Avatar“, das merkt man natürlich. Aber seine Ausführungen, Camerons filmische Welt auf wissenschaftlicher Basis ein Stück weit realistisch werden zu lassen, ist wirklich genial. Vieles ist absolut nachvollziehbar und bekommt Sinn. Und Baxters Buch ist definitiv nicht zu wissenschaftlich, um es nicht zu verstehen, aber auch nicht zu simpel, um nicht glaubwürdig zu sein.
Man kann James Cameron und seinem Team definitiv nicht nachsagen, dass sie nicht genügend recherchiert hätten, um ihrer fantastischen Welt einen nicht geringen Hauch Realismus einzuhauchen. Wie gesagt, nach dieser Lektüre sehe ich die beiden bislang erschienenen „Avatar“ – Filme mit anderen Augen. Und das macht den Spaß eindeutig noch größer. Daher ein riesiges Dankeschön an Stephen Baxter für das Näherbringen von Pandora, seinen Geschöpfen, der Kultur und den faszinierenden Bewohnern.

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Fazit: Toller, wissenschaftlicher Ausflug in die Welt von Camerons Blockbuster.

Nano – Jede Sekunde zählt von Phillip P. Peterson

Erschienen als Taschenbuch
im Fischer Tor Verlag
insgesamt 702 Seiten
Preis: 18,00 €
ISBN: 978-3-596-70764-5
Kategorie: Science Fiction, Belletristik

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Durch einen Terroranschlag geraten winzige Nanopartikel in unsere Umwelt und „fressen“ Menschen und Umgebung sprichwörtlich auf.
eine ungeheure Katastrophe bahnt sich an, die die ganze Welt bedroht. Ein erbarmungsloser Wettlauf gegen die Zeit bricht aus, der die Welt für immer verändern wird.

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Die Bücher von Phillip P. Peterson waren schon immer ein Garant für interessante, spannende und unterhaltsame Geschichten. Wie hätte es daher bei „Nano – Jede Sekunde zählt“ auch anders sein können? Es ist sogar vielmehr so, dass Peterson hier sogar einen Roman vorgelegt hat, der selbst ein Publikum begeistern wird, das normalerweise Science-Fiction nichts abgewinnen kann.
Auf ähnliche Art und Weise wie Andreas Brandhorst oder Michael Crichton wirft uns Peterson in ein Szenario, wie es durchaus geschehen könnte. Seine fundierten Aussagen beziehungsweise Zukunftsvisionen lassen die erschreckenden Geschehnisse so real wirken, dass man trotz aller Spannung dem Wissen, dass es sich um eine fiktive Geschichte handelt, während mancher Passagen Angst bekommt. Peterson geht einen so konsequenten Weg mit seinem Roman, dass man mehr als ehrfürchtig über die Nanotechnologie nachdenkt.
Es ist wirklich ein Wahnsinn, mit welcher Rasanz der Autor seine Leser mitreißt und im Grunde genommen keine Zeit zum Luftholen lässt.

„Nano – Jede Sekunde zählt“ ist ein Pageturner erster Klasse. Doch nicht nur die Handlung ist extrem spannend erzählt, sondern auch die Personen besitzen tolle Charaktere, die man gerne begleitet. Wie Peterson aus einer „kleinen“ Katastrophe ein Szenario entwirft, das weltweite Ausmaße annimmt, ist wirklich beeindruckend. Und das Schlimme, Erschreckende ist, dass diese Entwicklungen authentisch und nachvollziehbar sind. Obwohl „Nano – Jede Sekunde zählt“ sehr dick ist, könnte man am Ende gut und gerne nochmal die gleiche Seitenanzahl verschlingen, ohne sich auch nur auf einer einzigen davon zu langweilen. Peterson spielt mit diesem Roman definitiv in der gleichen Liga wie der bereits erwähne Michael Crichton oder der deutsche Uwe Laub. Auch sprachtechnisch ist an diesem Buch nichts auszusetzen. Es lässt sich ungemein flüssig und einfach lesen, sodass man es kaum aus der Hand legen möchte. Mit „Nano – Jede Sekunde zählt“ beweist Phillip P. Peterson erneut, dass er zu den wirklich guten Schriftstellern aus Deutschland gehört.

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Fazit: Ein ungemein rasanter und spannender Wissenschaftsthriller.

©2023 Wolfgang Brunner für Buchwelten