Das Buch, das dich findet von Siegfried Langer

Eine WhatsApp-Nachricht ist das letzte, was Merelie von Alina gesehen hat. Danach ist Alina verschwunden, wie vom Erdboden verschluckt. Auf Nachrichten reagiert sie nicht mehr, auch von zu Hause ist sie weg, ohne Kleidung, Waschzeug, Geld oder sogar ihr Handy. Alles ist da, nur eben Alina nicht.

In ihrer letzten Nachricht schrieb sie Merelie von einem seltsamen Roman, auf den sie gestoßen war: „Das Buch, das dich findet“. Merelie wundert das sehr, denn gelesen hat Alina nie. Sie war traurig und depressiv, nachdem ihr Bruder David gestorben war, hatte sogar Todessehnsüchte. Doch Merelie war Alina eine gute Freundin und Stütze in dieser Zeit. Merelie beginnt nach dem ominösen Buch zu suchen, recherchiert, fragt in Buchläden. Gemeinsam mit ihrem Freund aus jüngster Kindheit, Elias, versuchen sie alles, um hinter das Geheimnis von Alinas plötzlichem und seltsamen Verschwinden zu kommen. Sie finden eine ebook-Ausgabe auf Alinas Handy und beginnen den seltsamen Roman zu lesen.

Doch plötzlich findet Merelie von demselben Buch eine Print-Ausgabe auf Ihrem Bett. Was soll das? Wie kommt es dahin? Wer konnte einfach so in Merelies Zimmer das Buch platzieren? Sie kann nicht widerstehen und beginnt zu lesen. Seltsam, die Handlung weicht von der aus Alinas Ausgabe ab. Und dann geschieht etwas wirklich Unglaubliches …

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Das Buch hat der Autor Siegfried Langer über BoD publiziert und es präsentiert sich als qualitativ hochwertiges Hardcover. Die Gestaltung in schönem Violett mit dem Bild, dass das Buch immer wieder in einer Hand zeigt gefällt mir gut. Die Schrift des Klappentextes gefällt mir persönlich nicht, aber der Inhalt dessen macht neugierig.

Die Hauptfigur des Romans, die 17-jährige Merelie, die optisch der Gothic-Szene zugehörig ist, ist mir sehr sympathisch. Sie ist eine ehrliche, sehr natürliche Person, die Alina, vormals echte Tussi, nach dem Tod ihres Bruders einfühlsam zur Seite steht. Dann ist da noch Elias, die dritte Hauptrolle des Roman. Seit seiner Kindheit ist er mit Merelie befreundet. Über die Jahre hatten sie sich ein wenig aus den Augen verloren, aber nun, durch das Verschwinden von Alina und die darauffolgende Suche kommen sie sich wieder näher und sind ein tolles Team.

Man kann das Buch ohne weiteres als All-Age-Lektüre bezeichnen, denn auch wenn es eigentlich wie ein klassisches Jugendbuch wirkt, behandelt es Themen, die altersübergreifend sind. Verluste, Sehnsüchte, geheime Wünsche, Trauer und Ängste sind die Themen, die Siegfried Langer in der Handlung aufgreift und über die er in einem wunderbar ausgeklügelten Handlungsrahmen erzählt. Die Grundidee des Romans, auf den ich eigentlich gar nicht näher eingehen will, ist wirklich klasse. Ein Buch, dass es eigentlich nicht gibt und solche Dinge „geschehen lässt“, ja, da hatte der Langner einen guten Einfall. Müsste ich es irgendwie vergleichen, fiele mir vielleicht „Sophies Welt“ von Jostein Gaarder ein, wobei der Vergleich dennoch ein wenig hinkt. Aber die Richtung passt jedenfalls.

Der Schreibstil ist, wie von Siegfried Langer gewöhnt, sehr gut, sprachlich gehoben und wunderbar ausformuliert, niemals flapsig oder lasch. Natürlich gibt es Umgangssprachliches in den Dialogen der jugendlichen Protagonisten aber das kann und soll ja auch so sein.

Ein Gespräch am Schluss hätte ich mir länger gewünscht. Dieses Thema, auf das ich auch nicht näher eingehen möchte, wurde mir für mein Empfinden etwas zu schnell abgehandelt.

Aber dennoch, ich gebe hier gerne eine Leseempfehlung für dieses wunderbare All-Age-Werk.

© Marion Brunner_Buchwelten 2020

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