HAUSE von DERHANK (3/5)

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Erschienen als
Taschenbuch
im  ACABUS Verlag
180 Seiten
Preis: 12,90 €
ISBN:  978-3-86282-047-4

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HAUSE erzählt die Geschichte eines Mehrfamilienmietshauses in Dortmund und deren Bewohner. Hier geht es insbesondere um Josef, den Hausmeister. Er hat HAUSE damals im zarten Alter von 2 Jahren gemeinsam mit seinen Eltern bezogen, wuchs dort auf und hat bereits als Kind seine ganze Zeit mit dem damaligen Hausmeister verbracht. Nach dessen Tod hat Josef als junger Mann seinen Job übernommen.

HAUSE erzählt die Geschichte selber, ein Haus mit Seele und zwar mit einer, die Josef über alles liebt und alles dafür tut, ihn zu schützen und an sich zu binden.

Mit ihm leben in HAUSE Josefs alte, extrem aufdringliche, anhängliche und nervtötende Mutter, die, mittlerweile zwar 84 Jahre alt und an einen Rollator gebunden, nichts von ihrem Einfluss auf Josef eingebüßt hat. Sie wacht über ihn wie ein eifersüchtiger Drache und Josef findet keine Möglichkeit sich ihren Fängen zu entziehen. Obwohl er seit der Hausmeistertätigkeit eine eigene Wohnung in HAUSE bewohnt, entkommt er seiner Mutter nicht.

Weitere Bewohner von HAUSE sind eine türkische Familie, deren Sohn Erhan am liebsten in der Araber Studenten WG abhängt, um gemeinsam mit ihnen Computer Kriegsspiele zu zocken, oder die Malevic. Sie ist Polin und anscheinend schmeißt sich diese Bewohnerin jedem männlichen Wesen an den Hals (und wohl auch anderes) um ihr Vergnügen oder auch ihren Verdienst zu haben.

Eines Tages tut sich ein Riss in der Tiefgarage auf. Darunter verpackt eine Leiche und zwar eine, die bereits seit langer, langer Zeit dort ruht. Als Josef auf dieses „Problem“ stößt, kommen eine Menge schlimmer Erinnerungen hoch und von dem Tag an überschlagen sich die Ereignisse in HAUSE …

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Der Titel HAUSE bezieht sich auf die Aussage des 2-jährigen Protagonisten Josef. Als er damals mit seiner Familie in das Mietshaus einzieht, sagt ihm seine Mutter, dies sei sein neues Zuhause und Josef antwortet darauf ganz in der Sprache eines Kleinkindes „Hause …“. Somit gibt es schon einmal eine Erklärung für den Titel. Was es allerdings mit dem Autorennamen auf sich haben soll, kann ich nicht nachvollziehen.

Die Geschichte ging für mich gut an, las sich kurzweilig und stellenweise sehr humorvoll. Gut gefällt mir auch die Idee, eine Handlung aus der Sicht eines Hauses zu schreiben, das eine Seele besitzt, durch seine eigenen Gänge und Wohnungen streift und das Leben seiner Bewohner mitlebt.

Relativ zu Anfang des Buches, als Josef vor dem offenen Loch mit der Leiche in der Tiefgarage hockt, völlig geschockt von dem wieder Aufgetauchten und Achmet, der Nachbar hinzukommt und hektisch in seinem „Deutsch-Türkisch“ daher spricht, hatte ich wirklich Spaß. Dieser Akzent ist dem Autor absolut gut und auch liebevoll gelungen. Achmet war mir so gleich sehr sympathisch. Diese Stelle habe ich noch einmal laut vorgelesen und sie kam auch bei meinem Zuhörer sehr gut an.

Die anderen Figuren hingegen waren mir teilweise zu überzogen, zu unecht und ich hatte oft das Gefühl, dass der Autor sich Akzente und Dialekte zur Pflicht gesetzt hat. Teilweise waren diese dann nur hochkonzentriert ins Hochdeutsche zu übersetzen und das hat mich dann stellenweise richtig genervt.

Der Kommissar sprach ein Dortmunder Platt, dass unecht wirkte und seine Partnerin musste dann eine Französin sein, die natürlich auch in dem entsprechenden Deutsch mit Extremakzent gesprochen hat.

Der dümmliche von seiner Mutter abhängige Josef waren ganz gut dargestellt, auch seine Mutter. Die war mir zwar sowas von unerträglich und unangenehm, aber das war ja gewollt und ist auch geglückt.

Es gibt relativ lange Kapitel und zwischenzeitlich springt die Handlung dann in die Vergangenheit zurück und erzählt vorgefallene Dinge, die für das heutige Geschehen in HAUSE wichtig sind. Das gefiel mir gut und las sich auch flüssig.

Gegen Ende des Buches haben sich dann die dramatischen Ereignisse angehäuft und es wirkte für mich, als wollte der Autor alles, was es an Drama zu bieten gibt, noch schnell hineinpressen. Mir war es zuviel und etwas weniger hätte es da auch getan.

Das Buch wird vom ACABUS Verlag als Taschenbuch mit einem schlichten, grauen Cover präsentiert, welches wohl Josef abbildet. Die Aufteilung der Kapitel ist schön, dass Papier fühlt sich extrem weich an. Der Klappentext ist ordentlich dargestellt und macht inhaltlich auch neugierig.

Leider konnte mich HAUSE nicht völlig mitreißen, es war sicher nett und auch stellenweise amüsant, aber völlig überzeugen konnte es mich nicht.

Mein Fazit: 3 von 5 Sternen für eine Geschichte, die ein Haus erzählt über die Liebe, Abhängigkeit, Wünsche und Träume. Diese Dinge gehen aber irgendwie in der überzogenen Handlung etwas verloren.

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Ich danke dem ACABUS Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.

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© Buchwelten 20120


Eine Antwort auf „HAUSE von DERHANK (3/5)

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