Der Zahlenmörder von Andreas Hoppert

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Zahlenmoerder_Andreas Hoppert
Erschienen als Taschenbuch
im Grafit Verlag
insgesamt 416 Seiten
Preis: 11,99 €
ISBN: 978-3-89425-453-7
Kategorie: Krimi

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Die Kanzlei des Anwalts Marc Hagen läuft nicht mehr ganz so gut. Die Mandate sind rückläufig. Der spannendste Fall, den er derzeit bearbeitet, ist die Vertretung eines älteren Herrn, der den Hersteller einer Eierkocherfirma auf Schadenersatz verklagt, weil beim Anschlagen des Signaltons seine beiden Wellensittiche (gleichzeitig) tot von der Stange gekippt sind. Es wäre insgeheim sogar lustig, wäre der Mandant nicht so verbohrt und hartnäckig und der Fall existenzsichernd wichtig.

Als das Gesuch des inhaftierten Jürgen Sobotta ihn erreicht, ist Marc Hagen aus den o.g. Gründen gar nicht abgeneigt diesen Fall zu übernehmen. Auch wenn seine Kollegen ihn alle warnen, denn Sobotta hat so ziemlich jeden Anwalt im Umkreis angeschrieben.


Seit 28 Jahren sitzt Jürgen Sobotta im Knast. Zu Unrecht, wie dieser behauptet. Ende der 80er Jahre wurde er als sogenannter „Zahlenmörder“ für die Morde an 5 Frauen verurteilt, die alle innerhalb einiger Monate aufgefunden wurden. Sobotta hat schon damals immer wieder seine Unschuld beteuert. Er hat bereits mehrere Anträge für ein Wiederaufnahmeverfahren gestellt. Immer wieder wurden sie abgelehnt. Der vermeintliche Mörder verblieb hinter Gittern.

Marc Hagen besucht Sobotta in der JVA und, auch wenn der Inhaftierte Hagen nicht wirklich sympathisch ist, so ist er dennoch nach dem ausführlichen Gespräch von dessen Unschuld überzeugt und nimmt das Mandat an. Natürlich wittert Hagen Publicity und somit einen kleinen „Schubser“ für seine schlecht laufende Kanzlei. Hagen ist aber auch ein Anwalt mit Leib und Seele, der sehr gewissenhaft arbeitet und somit beginnt er ausführlich zu recherchieren, liest sämtliche Ermittlungsakten der damaligen Ermittlungen und gräbt so tief und hartnäckig, wie er nur kann.


Hagen hat Erfolgt mit seiner Arbeit: Dem Wiederaufnahmeantrag wird stattgegeben, Sobotta kommt frei. Sein Mandant wird durch die Medien gereicht und schlägt einen Riesenerfolg aus seiner Story. Doch kurz nachdem Sobotta wieder aus dem Knast ist, wird eine weitere Frau tot aufgefunden. Die Spur führt zu niemand geringerem als dem frisch entlassenen Sobotta. Denn der Toten wurde die Zahl 6 auf die Stirn geritzt. Das typische Zeichen des Zahlenmörders ….

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Dies ist der neunte Fall um den Anwalt Marc Hagen. Für mich ist es erst der zweite Roman des Autors, den ich lese. Ich kenne ansonsten bisher nur „Schwanengesang“. Schon damals war mir der Protagonist sehr sympathisch, der gewissenhaft aber auch eigenwillig seine Arbeit erledigt.

In diesem Roman wird das Thema Justizirrtümer behandelt. Dies ist natürlich immer spannend und hochbrisant.

Andreas Hoppert ist selbst Jurist und arbeitet als Richter am Sozialgericht Detmold. Das juristische Wissen merkt man ihm an, wobei er sich ins Strafrecht ganz sicher intensiv einlesen musste. Dies ist ihm aber sehr gut gelungen. Hoppert bringt das Thema sehr glaubwürdig, spannend und fesselnd rüber. Glaubt man jemandem, der vor 28 Jahren wegen Mordes verurteilt wurde? Geht der Mensch nur nach Indizien und Beweisen oder hört er auch auf sein Bauchgefühl?

Für mich war die Handlung vielleicht deshalb so interessant, weil ich selbst bei Anwälten arbeite und auch mit Strafrecht konfrontiert werde. Wie steht man dazu? Wie fühlt sich ein Anwalt, der diese Menschen vertritt? Glaubt er ihnen? Ist er von ihrer Unschuld überzeugt? Oder ist es ihm letztendlich egal, weil er nur sein Honorar verdienen möchte?

Die Hintergründe und auch die Verbindungen zwischen Anwalt, Staatsanwaltschaft und Gericht habe mich sehr gefesselt. Hoppert hat viele Fäden gelegt, die sich nach und nach verknüpft haben. Immer wieder gab es unerwartete Wendungen.

Eine Szene, die eigentlich eher kurz und vielleicht unbedeutend war, möchte ich hier kurz positiv erwähnen, auch wenn sie eigentlich nichts mit der eigentlich Handlung zu tun hat: Die Traumszene. Absolut toll geschrieben und „Inception“ ist nicht zu überlesen. Sehr gut!

Ob ich mit dem Ende zufrieden bin, mag ich gar nicht sagen. Der Schluss war gut, passend aber irgendwie… Schade, glaube ich 🙂

Mein Fazit: Andreas Hoppert hat hier einen sehr gut ausgearbeiteten Krimi um ein brisantes Thema geliefert. Spannend, rasant und kurzweilig. Gut ausgearbeitet und recherchiert, hat mich der Roman vom Anfang bis zum Schluss gefesselt. Habe ich für Schwanengesang „nur“ 4 Sterne vergeben, gebe ich hier nun gerne eine unbedingte Leseempfehlung und werde selbst die fehlenden sieben Romane noch nachholen!

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Ich danke dem Grafit Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

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Meine Rezension zu Schwanengesang

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© Buchwelten 2015

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