Ewiges Leben von Andreas Brandhorst

leben

Erschienen als Taschenbuch
im Piper Verlag
700 Seiten
16,99 €
ISBN: 978-3-492-06133-9

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Ein gigantischer Konzern namens „Futuria“ verkündet den Menschen eine sensationelle Entdeckung: ewiges Leben! Die Journalistin Sophie recherchiert für einen großen Bericht über das Unternehmen und entdeckt dabei immer mehr Ungereimtheiten in Bezug auf die Forschungen von „Futuria“. Etwas weitaus Größeres als „nur“ das ewige Leben scheint das Ziel der Firma zu sein.

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Der  neue Wissenschafts-Thriller von Andreas Brandhorst betrachtet den Menschheitstraum vom ewigen Leben aus verschiedenen Blickwinkeln. Unsterblichkeit hat schon viele Autoren beschäftigt und auch Brandhorst hat sich in dem ein oder anderen seiner Science Fiction-Werken schon einmal dieser Thematik zugewandt, wenngleich auch bei weitem nicht so ausführlich wie nun in „Ewiges Leben“. Es ist erstaunlich, mit welcher Weitsicht der Autor das Thema angeht und dabei Dinge und Auswirkungen beachtet, an die man im ersten Moment, wenn man über ein nicht endendes Leben philosophiert, gar nicht denkt. Brandhorst führt seine Überlegungen konsequent und durchdacht aus, so dass die Thematik eine unglaubliche Tiefe während des gesamten Romans entwickelt. In anderen Rezensionen habe ich gelesen, dass sich Andreas Brandhorst auf zu viele „Auswüchse“ innerhalb des Themenbereiches konzentriert und die eigentliche Frage aus den Augen verliert. Das sehe ich allerdings komplett anders, denn gerade die Ausweitungen und Konsequenzen einer solchen Möglichkeit, nicht sterben zu müssen, wird von Andreas Brandhorst sehr detailliert behandelt und verliert sich nicht in „sinnlosen Verstrickungen“, sondern beleuchtet alle Optionen, die eine solche wissenschaftliche Entdeckung für die Menschheit bedeuten würde.

Andreas Brandhorst schildert nämlich nicht nur die Vorteile einer Unsterblichkeit, er differenziert auch die Gedankengänge möglicher Gegner und bringt den Leser dadurch zum Nachdenken. Ist einer der größten Wünsche des Menschen tatsächlich erstrebenswert? Zugegebenermaßen mag ich es nicht, wenn religiöse Aspekte in einem Roman mitspielen, aber bei „Ewiges Leben“ passt es schlichtweg hervorragend, zumal nicht belehrend davon gesprochen wird, sondern menschlich und philosophisch. Passender hätte man es aus meiner Sicht gar nicht schreiben können, denn bei einem solchen Thema kann und darf der religiöse Aspekt definitiv nicht fehlen. Aber auch die Einbindung von Künstlichen Intelligenzen hat bei dieser Thematik absolut ihre Berechtigung und macht diese Zukunftsvision sehr authentisch. Das Szenario in „Ewiges Leben“ hat mir persönlich sogar noch besser als in „Das Erwachen“ gefallen, vor allem auch, weil Brandhorst hier teilweise wieder sehr philosophisch wird und dadurch eine unglaublich intensive Atmosphäre schafft. Mit diesem Wissenschafts-Thriller beweist Andreas Brandhorst nach „Das Erwachen“ erneut, dass er nicht nur hervorragende Science Fiction schreiben kann, sondern auch andere Genre beherrscht.

Andreas Brandhorst hat in seinem neuen Roman auch noch eine virtuelle Welt als Handlungsort eingebaut, die mich des Öfteren an Tad Williams Kulttrilogie „Otherland“ erinnerte. Brandhorst geht aber einen komplett anderen Weg, der die Thematik der Unsterblichkeit nochmals aus einer komplett anderen Sichtweise beleuchtet. Ich muss ehrlich sagen, dass mich diese Idee außerordentlich fasziniert hat und bis heute nicht mehr loslässt. Es ist typisch für Andreas Brandhorst, genau solche existenziellen Fragen aus philosophischer Sicht zu betrachten. Auch in „Ewiges Leben“ gibt er unzählige Gedankenanstöße an seine Leser weiter, allerdings immer vorausgesetzt, dass diese sich auf den Plot und die Überlegungen des Autors einlassen. Mit dem vorliegenden Wissenschaftsthriller ist Andreas Brandhorst auf jeden Fall wieder ein absolut lesenswertes, tiefgründiges Werk gelungen, das für mich gerne noch weitere achthundert Seiten hätte andauern dürfen. Das Ende hat viele Leser wohl überrascht, ich hatte die ganze Zeit schon damit gerechnet, was aber keineswegs heißt, dass mich das Finale enttäuscht hat. Es schließt den Kreis, den Andreas Brandhorst während des ganzen Romans geschickt aufgebaut hat, auf sehr konsequente und schlüssige Weise, was mich wiederum zum  Nachdenken gebracht hat. „Ewiges Leben“ muss man einfach lesen, um zu verstehen, was ich meine. Für mich (wieder einmal) ein perfektes Buch, das grandios unterhält und hervorragend recherchiert beziehungsweise aufgearbeitet wurde.

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Fazit: Unsterblichkeit – Der Traum der Menschheit aus sämtlichen Blickwinkeln betrachtet. Unbedingt lesen.

© 2018 Wolfgang Brunner für Buchwelten

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