Darling Jim von Christian Mørk (5/5)

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Erschienen als
Taschenbuch
im Piper Verlag
unter dem Namen „Teufelslist“
352 Seiten
Preis: 9,95 €
ISBN:  9783492258838
Kategorie: (Psycho)Thriller

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Ein tragischer Mordfall erschüttert das kleine irische Dorf Malahide (nahe Dublin). In einem unscheinbaren Haus werden die Leichen der Anfang 40-jährigen Moira Walsh und ihrer Nichten gefunden. Was sich dort ereignet hat, kann nur grob in Erfahrung gebracht werden. Moira Walsh wurde mit einer Schaufel erschlagen, schaffte es aber noch bis ins Erdgeschoß, wo sie dann aber ihren Verletzungen erlag. Die ältere Nichte befindet sich im Obergeschoß, woran sie starb, ist auf den ersten Blick nicht erkennbar. Dann findet sich die zweite Nichte, eine jüngere in einem Raum, der eigentlich nur eine Nische zwischen Wand und Dämmung ist. Sie ist bis auf das Skelett abgemagert. Im Keller finden sich Spuren einer dritten Person. 

Auch sie muss dort festgehalten worden sein, doch von ihr fehlt jede Spur. Ihr scheint die Flucht gelungen zu sein. Bei der Durchsuchung des Hauses findet die Polizei in einer Kommode die Ausweise der Mädchen. Es handelt sich um drei Nichten von Moira Walsh. Fiona, die ältere und die jüngeren Zwillinge Róisín und Aoife.

Die drei Schwestern wurden im Ort nie gesehen und auch Moira Walsh machte nicht den Eindruck etwas zu verheimlichen, gar ihre Nichten einzusperren und zu quälen.

Der Postbote des kleinen Ortes, Desmond, macht sich schwere Vorwürfe. Denn er war nicht nur bei Postanlieferungen ab und an in Moiras Haus auf ein Tässchen Kaffee geladen, er hatte in den letzten Wochen auch gemeint Rufe und Klopfen aus dem Haus zu hören, doch er hat nicht einen Versuch unternommen, der Ursache auf den Grund nachzugehen.

Die Toten werden auf dem örtlichen Friedhof beigesetzt und Desmond, der Postbote verfällt nach der Beisetzung in Depressionen und verlässt den Ort.

Die Polizei führt nicht wirklich Ermittlungen durch, das Haus wird desinfiziert und wieder bewohnbar gemacht.

Niall, der Nachfolger des Postboten Desmond ist ein junger Mann, der eine Leidenschaft hat: Er zeichnet und er möchte unbedingt Design Artist werden. Der Job als Postbote dient nur dem Geldverdienen und nach Feierabend hockt er noch lange im Postamt und zeichnet, bzw. er versucht es: Die vielen Versuche einen Wolf zu zeichnen misslingen ihm immer wieder. Vor lauter Frust wirft er ein zerknülltes Papier in Richtung Mülltonne, trifft aber nicht richtig und löst somit eine kleine Lawine an Papierbällen aus, die in der Gitterbox für unzustellbare Post landet. Er klettert hinein und will eigentlich nur den Schaden beseitigen, als er auf ein seltsames Paket stößt, dass seine Neugier weckt. Es ist nicht frankiert, darum liegt es wohl in der Gitterbox.

 Aber auf dem Paket ist ein Empfänger markiert:

Irgendjemand im Postamt in Malahide.

Bei genauerem Hinsehen findet Niall noch einen weiteren Vermerk auf dem Paket und kann nicht widerstehen. Er öffnet es und entdeckt ein altes Notizbuch. Es scheint ein Tagebuch zu sein, geschrieben von Fiona Walsh, der älteren der toten Nichten ….

***

So beginnt der Autor seine Erzählung dieses genialen Thrillers. Dann „erzählt“ das Tagebuch in einer Rückblende die Geschichte von Fiona. Was sie alles niedergeschrieben hat, beinhaltet die letzten ca. 3 Jahre ihres Lebens und ich werde nicht mal annähernd verraten worum es geht 😉

Das es jedoch um einen jungen, gut aussehenden Geschichtenerzähler ( irisch: seanchaí ) geht, der den Frauen reihenweise den Kopf verdreht hat und sie durch seine Erzählungen mehr als nur in seinen Bann gezogen hat, ist bereits dem Klappentext zu entnehmen.

Der Autor schreibt in sehr guten Schreibstilen, die sich innerhalb des Romans immer wieder unterscheiden.

Wird z.B. das Tagebuch von Fiona wiedergegeben , schreibt und formuliert er natürlich ihrem Charakter entsprechend.  Die Passagen in der er die Geschichten von Jim Quick zu Papier gebracht hat, sind völlig anders. Er schreibt hier als Märchen oder Sagenerzähler.

Mich hat der Autor mit diesem Roman absolut in seinen Bann gezogen und ich wollte unbedingt wissen wie es weitergeht und vor allem: was geschah?

Ich habe als Leserin viele Höhen und Tiefen erlebt, schöne, hochfliegende Gefühle sowie Angst, Wut, Neid, Eifersucht und Leidenschaft. Die Mischung dieses Thrillers ist perfekt gelungen und fällt für mich absolut aus dem Rahmen.

Dabei fühlte ich mich Im ersten Moment bei „drei Schwestern“ und einem Geschichtenerzähler direkt an die „Hexen von Eastwick“ erinnert, doch dem ist nicht so. Dieser Roman ist kein Abklatsch des (immerhin genialen) Films, sondern eine eigenständige Idee, die spannend umgesetzt wurde und nicht mal an den Haaren herbeigezogen wird.

Bis zum Schluss hatte ich ein Problem mit dem Namen Aoife. Der Autor hat der Handlung entsprechend irische Namen ausgewählt und die Übrigen konnte ich auch aussprechen, doch mit diesem konnte ich nichts anfangen.

Nun, ich hätte vielleicht zu Anfang im Internet nachschauen sollen, denn nun weiss ich, dass ich die Figur mit „A-eufe“ total falsch „gesprochen“ habe. Wie die schönen irischen Namen tatsächlich klingen können Interessierte Leser sich hier sogar anhören 😉

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Aoife – gesprochen: EE-fa

Roisin – gesprochen: ro + sheen 

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Ich habe das Buch als gebundene Ausgabe mit Leseband gebraucht gekauft. Es ist aber als Taschenbuch erhältlich. Das Cover zeigt grüne Hügel mit einer Felsformation, was mich ein bisschen an Schottland erinnert. Mich hat es angesprochen, denn es wirkt nicht reißerisch und lässt nicht annähernd vermuten, was sich dahinter verbirgt.

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Mein Fazit: 5 von 5 Punkten für diesen Thriller, den ein Däne, wohnhaft in den USA in Irland spielen lässt. Für mich ist die Handlung außergewöhnlich fesselnd, u.a. weil der Autor die Erzählstile und Blickwinkel innerhalb des Romans wechselt. Es gibt eine unheimliche Vielfalt an Gefühlen in diesem Buch (u.a. bedingungslose Liebe unter Geschwistern) und was die Brutalität angeht habe ich schon krassere forensischere Thriller gelesen. Christian Mørk versteht es den Leser auf andere, seine Weise in seinen (oder Jims ?) Bann zu ziehen.

ACHTUNG: Der Verlag hat „Darling Jim“ in einer neuen Ausgabe unter dem Titel „Teufelslist“ veröffentlicht.

© Buchwelten 2012


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