Heumahd von Susanne Betz

Erschienen als gebundene Ausgabe
im C. Bertelsmann Verlag
insgesamt 318 Seiten
Preis: 22,00 €
ISBN: 978-3-570-10345-6
Kategorie: Belletristik

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Es ist das Jahr 1886, als Vronis Ehemann überraschend stirbt und sie eine Freiheit abseits seiner Schläge und ungerechten Behandlung genießt. Vroni muss sich allerdings auch im Gegenzug um den Hof kümmern und sich gegen das aufdringliche Verhalten einiger Männer aus dem Dorf behaupten. Bis sie dann den Kunstmaler Wilhelm Leibl trifft, der ihr Leben verändert …

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Susanne Betz besitzt einen wunderbaren Schreibstil, der den Leser sofort in die Welt der Protagonistin zieht und nicht mehr loslässt. genau genommen passiert in „Heumahd“ nicht wirklich viel, und dennoch ist dieses Buch wie ein Sog, der einen mitreißt und -zieht. Vroni erinnerte mich sehr oft an Scarlett O’Hara aus Margaret Mitchells Kultbuch „Vom Winde verweht“, sie besitzt einen starken Charakter, lässt sich von ihrer Umwelt nicht irritieren und kann sich gut gegen die dominierende Männerwelt durchsetzen. Betz hat eine „Powerfrau“ erschaffen, wie sie sympathischer nicht sein könnte. Und, auch wenn sie sich meist durchsetzen kann, so erleben wir als Leser immer wieder auch Unsicherheiten und Ängste mit. Das ist so schön und glaubhaft erzählt, dass man meinen könnte, all dies wäre tatsächlich geschehen. Ich fühlte mich in dieser Welt so wohl und hätte gut und gerne weitere 300 Seiten lesen können, um Vroni auf ihrem persönlichen Weg in die Freiheit zu begleiten.

Und auch wenn die Geschichte um die Bäuerin Vroni erfunden ist, so steckt doch auch eine gewisse historische Begebenheit im Roman, und zwar der Kunstmaler Wilhelm Leibl, den es in Wirklichkeit gegeben hat. Leibl spielt zwar keine Hauptrolle, aber dennoch eine, die in Erinnerung bleibt und der Geschichte eine tolle Atmosphäre verleiht. Ich konnte mir jedenfalls nicht verkneifen, nach dem Maler zu googeln, weil mich das alles sehr interessiert hat. Susanne Betz hat ein wunderbares Kleinod an Heimatliteratur erschaffen, das ich mit Sicherheit nochmals lesen werde, sofern es meine Zeit erlaubt. ich habe mich, wie schon erwähnt, außerordentlich wohl in dieser Welt gefühlt. „Heumahd“ hat mich so manches Mal von der Stimmung her an die geniale „Talberg“-Trilogie von Max Korn erinnert. Wer Dramen in den Bergen und starke Frauenfiguren mag, wird hier seine helle Freude haben. Ich jedenfalls habe ich mich absolut unterhalten und bin schon gespannt, was die Autorin als nächstes veröffentlichen wird. Von meiner Seite aus eine ganz klare Empfehlung mit voller Punktzahl.

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Fazit: Atmosphärisch, eindringlich, melancholisch und auf jeder Seite unterhaltsam und spannend.

©2022 Wolfgang Brunner für Buchwelten